Feuerplatte: Bauanleitung - Funktion - Rezepte
Von Udo Eckert
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Buchvorschau
Feuerplatte - Udo Eckert
Desserts
Vorwort
„Die Zeiten, in denen man mit einem einfachen Nudelsalat mit Mayonnaise auf einer Grillparty auftauchen konnte, sind längst vorbei!"
Längst sind die Zeiten vorbei, in denen man fertig mariniertes Grillfleisch und Bratwurst einfach auf den Grill gelegt hat. Nach dem Vorbild des amerikanischen Barbecues hat sich das Grillen inzwischen auch hier zu einer Wissenschaft entwickelt, die viele Meister und auch das eine oder andere großartige Rezept hervorgebracht hat. Gefachsimpelt wird schon längst nicht mehr nur über die alte Frage „Holzkohle, Gas oder Elektrogrill?". Heute spricht man stattdessen über Smoker, die viele Stunden lang schonend vor sich hin garen, oder über das Multitalent Feuerplatte und warum beide als wesentlich gesundheitsfreundlicher gelten als herkömmliche Grills. Man diskutiert über ausgefallene Rubs und Grillgewürze, über aufwendige Grillmarinaden und die kleinen Tricks und Kniffe, die aus einem Stück Fleisch etwas machen, worüber selbst harte Männer gerne Gedichte verfassen würden. Und man spricht über vegetarische und vegane Alternativen, die längst genauso selbstverständlich zu einem Grillevent gehören wie Würstchen und Steak.
Das Schöne am Grillen und zugleich Hauptgrund, warum es sich zum Volkssport gemausert hat, ist das Fehlen von Denkverboten. Erlaubt ist, was schmeckt. Was nicht schmeckt, hat man wenigstens einmal probiert. Mit jedem Grillen, mit jeder neuen Erfahrung steigen die Fähigkeiten und das Spektrum dessen, was man auf dem Grill zu zaubern vermag. Neugier ist also das A und O des Grillfreundes auf dem Weg zum Olymp des Outdoor Cooking.
Die modernen Rezepte sind der Einstieg ins Gourmet-Grillen, aber auch der Beweis für eine ganz neue Denkweise unter den Grillmeistern. Fettig und verkohlt war gestern. Bei zeitgemäßen Kreationen wird Wert gelegt auf eine hohe Qualität der Zutaten, auf Bio-Erzeugnisse, auf kleine, raffinierte Ideen und gesunde Beilagen.
Knisterndes Feuer, geselliges Beisammensein im Garten oder auf der Terrasse und dies rund um einen unglaublich vielseitigen Grill. Neben Steak, Spieß, Wurst & Co. brutzeln auch Gemüse, Früchte, Käse oder Omelette sehr gut auf der Feuerplatte. Auch Töpfe passen auf diesen Grill. So köchelt nicht nur der wärmende Tee oder die köstliche Suppe, auch das gemütliche Fondue genießt man so an der frischen Luft.
Alle Rezepte dieses Buches wurden auf Feuerplatten-Tauglichkeit geprüft. Um die Inhalte dieses Buches zu produzieren haben wir bei Wind und Wetter gegrillt. Kein einziges Gericht wurde von einem Foodstylisten mit Farben, Lacken oder Sprays bearbeitet, damit es auf dem Foto appetitlicher aussieht. Es wurde gegrillt, angerichtet, fotografiert – und dann einfach nur genossen.
Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Nachgrillen, guten Appetit und allzeit „good fire" unter der Platte.
– Udo Eckert
Grillen ist ein Lebensgefühl
Feuer machen, Wurst braten, Feierabend? Über dieses Stadium ist das Grillen längst hinaus. Grillen hat sich zu einem Lebensgefühl entwickelt, zu einem besonderen Genuss-Bekenntnis.
In den 1950er-Jahren war die Bezeichnung „Grill" noch ein Ritterschlag für ein Restaurant. Das allerdings blieb auf der Strecke. In den 1970er-Jahren etwa, da warf der Vater dick mit Tomaten-Sauce marinierte Schweinehals-Steaks auf den dünnen Rost eines einfachen Blechgrills. Das Fett tropfte munter in die Glut, die lodernden Flammen sorgten für Röstaromen auf Holzkohle-Niveau. Lecker? Naja. Gemütlich? Auf jeden Fall!
Irgendwann in den folgenden Jahren hat sich dann etwas geändert. Grillen wurde zu einem Synonym für ein ganz bestimmtes Lebensgefühl. Grillen, das steht für ein Bekenntnis zu Genuss, zu Entschleunigung, gemeinsam mit Familie und Freunden. Ganz sicher ist der Einfluss der US-amerikanischen Grill- und Barbecue-Szene dabei nicht wegzudiskutieren. Das lässt sich auch an den Produkten ablesen, die mittlerweile auf dem Grill landen. Natürlich ist auch an einer guten Bratwurst nichts auszusetzen. Wer aber erst einmal mit dem Grillvirus infiziert ist, der wird sich schon sehr bald auf die Suche nach anderen Herausforderungen begeben.
„Der Rauch, die Hitze, der Geruch von Essen – das weckt den Neandertaler in uns."
Das Grillen spricht unsere Urinstinkte an. Menschen versammeln sich um die Feuerstelle, das ist evolutionär in ihr Verhalten eingraviert. „Seit etwa 100.000 Jahren können die Menschen mit Feuer umgehen. Seitdem wird Essen über Hitze zubereitet, wodurch sich zum Beispiel auch das menschliche Gebiss verändert hat und sich Sprache entwickeln konnte, erklärt Gunther Hirschfelder, Kulturwissenschaftler an der Universität Regensburg. „Für die soziale und kulturelle Menschbildung spielte das Kochen mit Feuer also eine große Rolle.
Die Begeisterung für das Grillen gründet sich demnach auf die positiven Erfahrungen, die unsere Vorfahren bereits damit gemacht haben. Diese Intuition ist Teil unseres Erbguts.
Was bei der Betrachtung einer Grillparty heute auffällt: Einerseits haben Männer und Frauen gleichermaßen Spaß an dem Event, alle kommen gerne zusammen, um einen Sommerabend mit Grillen im Garten zu verbringen. Andererseits sind es fast immer die Männer, die am Grill stehen und mit Feuer und Fleisch hantieren. Wiederholt sich hier das Muster? Verfallen emanzipierte, moderne Frauen einfach wieder in die Rolle der bauchtätschelnden Höhlenfrau und Männer in die des kraftstrotzenden Anführers? 80 Prozent der Männer in Deutschland lassen sich die Grillzange nur ungern aus der Hand nehmen, 13 Prozent tolerieren überhaupt niemanden neben sich am Grill. Das ergab eine Umfrage unter etwa 1600 Grillern. Zwei Drittel der befragten Frauen sagten sogar, dass sie überhaupt kein Interesse an dem Job des Grillmeisters hätten und sich lieber um die Zubereitung der Beilagen kümmerten. Wie kommt es zu dieser eingefahrenen Rollenverteilung?
„Am Grill kann der Mann Feuerwehrmann, Ernährer und Entertainer in einem sein."
Männer klammern sich an ihre Grillzange, weil Frauen in so vielen anderen Lebensbereichen bereits das Zepter an sich gerissen haben. So argumentiert Kulturwissenschaftler Hirschfelder: „Für den Mann ist das Grillen eine Art postmoderner Reflex. Im Zuge der Emanzipation der Frau hat er evolutionäre Rechte eingebüßt. Machtverlust bedeutet immer auch ein Trauma.