Dr. Norden Bestseller 197 – Arztroman: Ich bin ja nicht allein
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Im Jagdschlössl herrschte Hochbetrieb. Anja Rehberg saß mit glühenden Wangen an der Reception und wusste nicht, wem sie zuerst gerecht werden sollte, dem Telefon, das dauernd läutete, oder den beiden Gästen, die Auskünfte haben wollten.
Zum Glück kam Sepp Hoflechner, der Wirt, daher und nahm sich der ungeduldigen Dame an. Anja meldete sich am Telefon.
»Ja, Herr Dr. Rüding, entschuldigen Sie vielmals, aber bei uns geht es hoch her.«
Sie sah nicht, dass die Dame, die auf Sepp Hoflechner eingeredet hatte, plötzlich den Faden verloren zu haben schien. Sie lauschte.
»Ich werde den Chef fragen, einen Augenblick bitte«, sagte Anja, und dann: »Pardon, gnädige Frau, nur eine Frage an Herrn Hoflechner. Können wir für morgen Abend das Kaminzimmer für Dr. Rüding reservieren?«
»Das richten wir schon ein«, erwiderte Sepp Hoflechner. »Wie viel Personen?«
»Zwölf«, erwiderte Anja.
»Ist okay. Nun, gnädige Frau, was haben Sie zu beanstanden?«, fragte er dann die Dame, deren Alter schwer zu schätzen war. Ihr Gesicht war sehr glatt, zu glatt, wenn man die Hände betrachtete, und das tat Sepp Hoflechner. Er beurteilte die Menschen nach den Augen und Händen, nicht nach Kleidung und Schönheit. Aber schön war das Gesicht dieser Frau trotz der wie gemeißelten Züge nicht zu nennen.
»Muss der Hund immer frei herumlaufen?«, fragte sie mit hoher Stimme. »Ich bin schon mal von einem Hund gebissen worden.«
»Unser Wastl beißt doch nicht«, sagte Sepp. »Sie können unbesorgt sein. Es ist ein guter Wachhund, aber er würde niemals einen Gast angreifen.«
»Nun, wenn es so ist, werde ich doch noch zwei Tage bleiben«, sagte Stella
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 197 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 197 –
Ich bin ja nicht allein
Patricia Vandenberg
Im Jagdschlössl herrschte Hochbetrieb. Anja Rehberg saß mit glühenden Wangen an der Reception und wusste nicht, wem sie zuerst gerecht werden sollte, dem Telefon, das dauernd läutete, oder den beiden Gästen, die Auskünfte haben wollten.
Zum Glück kam Sepp Hoflechner, der Wirt, daher und nahm sich der ungeduldigen Dame an. Anja meldete sich am Telefon.
»Ja, Herr Dr. Rüding, entschuldigen Sie vielmals, aber bei uns geht es hoch her.«
Sie sah nicht, dass die Dame, die auf Sepp Hoflechner eingeredet hatte, plötzlich den Faden verloren zu haben schien. Sie lauschte.
»Ich werde den Chef fragen, einen Augenblick bitte«, sagte Anja, und dann: »Pardon, gnädige Frau, nur eine Frage an Herrn Hoflechner. Können wir für morgen Abend das Kaminzimmer für Dr. Rüding reservieren?«
»Das richten wir schon ein«, erwiderte Sepp Hoflechner. »Wie viel Personen?«
»Zwölf«, erwiderte Anja.
»Ist okay. Nun, gnädige Frau, was haben Sie zu beanstanden?«, fragte er dann die Dame, deren Alter schwer zu schätzen war. Ihr Gesicht war sehr glatt, zu glatt, wenn man die Hände betrachtete, und das tat Sepp Hoflechner. Er beurteilte die Menschen nach den Augen und Händen, nicht nach Kleidung und Schönheit. Aber schön war das Gesicht dieser Frau trotz der wie gemeißelten Züge nicht zu nennen.
»Muss der Hund immer frei herumlaufen?«, fragte sie mit hoher Stimme. »Ich bin schon mal von einem Hund gebissen worden.«
»Unser Wastl beißt doch nicht«, sagte Sepp. »Sie können unbesorgt sein. Es ist ein guter Wachhund, aber er würde niemals einen Gast angreifen.«
»Nun, wenn es so ist, werde ich doch noch zwei Tage bleiben«, sagte Stella Paulus. Als Professor Dr. Stella Paulus hatte sie sich bereits ins Gästebuch eingetragen, und die junge Anja, die sich in den Semesterferien hier ihr Geld verdiente, war voller Ehrfurcht gewesen, als Stella Paulus vor zwei Tagen gekommen war.
»Ein Tag wäre noch möglich, gnädige Frau«, sagte Sepp Hoflechner höflich, »aber dann ist das Appartement leider schon wieder vergeben.«
»Gut, dann noch ein Tag. Die Gegend ist sehr hübsch, das Essen ist ausgezeichnet. Ich war früher schon mal hier, aber da war das Jagdschlössl nicht in so guten Händen.«
»Wir freuen uns, wenn wir zufriedene Gäste haben«, sagte Sepp Hoflechner. Stella entfernte sich, und mit Anja redete der Wirt lässiger.
»So eine ganz Intellektuelle scheint das zu sein. Streben Sie so was auch an, Anja?«
»Bis zum Professor werde ich es sicher nicht bringen«, erwiderte Anja, »und ehrlich gesagt, möchte ich lieber auch mal heiraten.«
»Das wird vielleicht schneller der Fall sein, als Sie denken, so hübsch, wie Sie sind«, meinte Sepp Hoflechner väterlich »Was ist mit den Rüdings? Wollen sie ein komplettes Menü?«
»Frau Rüding ruft später noch an und sagt Bescheid.«
»Eine sehr nette Familie«, meinte Sepp Hoflechner. »Dr. Rüding ist ja auch Professor, aber er kehrt es nicht heraus. Und prächtige Kinder haben sie. Ob da gar eine Verlobung gefeiert werden soll?«
Er merkte nicht, dass Anja blass wurde und fuhr schmunzelnd fort: »Bei der Annette tät es mich nicht wundern, wenn sie schnell unter die Haube kommt.«
Nun kehrte die Farbe wieder in Anjas Gesicht zurück, und als Sepp Hoflechner jetzt zu überlegen begann, wie man die anderen Tischreservierungen vornehmen könnte, musste sie wieder das Telefon bedienen.
»Die Nordens brauchen einen Tisch für sechs Personen«, murmelte Sepp. »Da richten wir die Nische
hübsch her. Wir werden das schon hinkriegen. Schön wär’s ja, wenn die Rüdings sich für ein Menü entschließen würden.«
Darüber wurde im Hause Rüding gerade diskutiert. Florian, der Älteste, war noch nicht zu Hause, aber dem war es sowieso egal, was er vorgesetzt bekam, wenn es nur schmeckte und reichlich war. Aber diesmal ging es Katja Rüding ja nicht nur darum, ihren Mann und die Kinder zufriedenzustellen, sie hatten auch Gäste, sieben an der Zahl.
Professor Denver sollte mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen jetzt, aus Amerika kommend, in München eintreffen. Sebastian Rüding war zum Flughafen gefahren. Und man hatte auch noch Dr. Ritter mit Frau und Sohn zu einem festlichen Wiedersehensessen gebeten.
Die Gäste aus Amerika wollten nur drei Tage in München bleiben und dann weiterfahren in die Schweiz. Dr. Rüdings Haus war groß und geräumig, und sie konnten die sehr willkommenen Gäste gut unterbringen.
Zu Katjas Überraschung war Annette besonders eifrig dabei gewesen, die Zimmer herzurichten, denn sonst drückte sich ihre Jüngste ganz gern von der Arbeit. Annette hatte gerade mit Ach und Krach ihr Abitur überstanden. Die Eltern nahmen es nicht tragisch. Sie hatte sich dem Tennissport verschrieben und war dabei schon sehr erfolgreich.
Als die Familie vor einem Jahr in Amerika gewesen war und die Familie Denver kennengelernt hatte, hatte Annette in Tim Denver einen Tennispartner gehabt, der ihren Ehrgeiz erst so richtig geweckt hatte.
Katja Rüding überlegte, ob es wohl Tim sei, dessentwegen sich ihre Jüngste jetzt so ins Zeug legte, aber sie war eine kluge Mutter, wie sie auch immer eine kluge Ehefrau gewesen war, und sie wartete immer, bis ihre Kinder ihr das, was sie bewegte, von selbst erzählten.
Katja Rüding war fünfundvierzig, eine schlanke, anmutige Frau mit honigblondem Haar und warmen graublauen Augen. Die drei erwachsenen Kinder konnte man ihr nicht ansehen. Florian war vierundzwanzig, Gabriele zweiundzwanzig und Annette neunzehn.
Gabi war ihr am ähnlichsten. Florian und Annette hatten die dunklen Augen ihres Vaters, Florian dazu auch noch das schwarze Haar, während Annette ganz hellblond war, was natürlich zu den dunklen Augen einen ganz aparten Kontrast darstellte. Und so verschieden sie auch im Naturell waren, so innig war die Liebe unter den Geschwistern und zu den Eltern, obgleich jeder seine Meinung hatte und manchmal sehr heftig diskutiert wurde.
Was die Denvers betraf, waren sie sich alle einig. Sehr schnell hatten sie sich angefreundet, denn es gab viele Gemeinsamkeiten.
James Denver und Sebastian Rüding waren verantwortungsbewusste Wissenschaftler, um den Erhalt allen Lebens in der Natur bedacht, und ihre Frauen verstanden sich als Partnerinnen ihrer Männer, und beide waren fürsorgliche Mütter.
Ja, sie freuten sich alle auf das Wiedersehen, und Sebastian Rüding wurde auf dem Flughafen zu dieser Zeit schon stürmisch umarmt.
»Herzlich willkommen in old Germany«, sagte Sebastian. »Schön, euch wiederzusehen. Gut schaust du aus, Peggy, und Tim ist ja schon ein richtiger Mann geworden. Aber jetzt schnell nach Hause. Meine Lieben können es kaum erwarten, euch auch um den Hals zu fallen.«
James Denver schien ermüdet zu sein von der Reise, und Sebastian Rüding fand, dass er fahl aussah. Aber das sagte er nicht.
»Hat Ann ihr Examen geschafft?«, fragte Jerry, als sie im Wagen saßen.
»Du meinst das Abitur, na ja, so mit Ach und Krach«, erwiderte Sebastian.
»Macht doch nichts, Hauptsache sie macht Fortschritte im Tennis«, warf Tim ein.
»Da ist sie allerdings sehr gut«, lächelte Sebastian.
»Was anderes als Tennis hat Tim ja auch nicht im Kopf«, meinte Jerry.
»Man kann schnell einen Haufen Geld verdienen«, lachte der Jüngere.
»Und wie geht es Katja? Hoffentlich machen wir euch nicht zu viel Mühe«, sagte Peggy.
»Haben wir euch welche gemacht?«, fragte Sebastian zurück.
»I wo, es war herrlich, als ihr bei uns wart. Wir haben euch sehr vermisst«, sagte Peggy leise. Sie sprach ganz perfekt deutsch, denn sie stammte von deutschen Eltern ab, und nun München wiederzusehen, das sie vor dreiundzwanzig Jahren verlassen hatte, ließ sie in eine träumerische Stimmung geraten.
Aber als sie dann vor der schönen alten Villa hielten, waren sie überwältigt von dem Empfang, der ihnen hier bereitet wurde. Da bekam sogar das blasse Gesicht von James wieder Farbe.
Tim küsste Annette auf beide Wangen, während Jerry mit rauer Stimme sagte: »Du bist noch hübscher geworden, Ann.«
»Und dir kann man ja zum Doc gratulieren, Jerry«, sagte Gabi.
»Ist doch nicht so wichtig«, meinte er.
Katja und Peggy blickten sich tief in die Augen. »Schön ist es hier«, sagte Peggy. »Heimatluft. Ja, jetzt weiß ich erst recht, was mein guter Jim vermisst hat. Er war gern hier, obgleich es eine schwere Zeit war.«
»Darf ich mich ein wenig ausruhen?«, fragte James.
»Selbstverständlich«, erwiderte Katja rasch.