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Wegtanzen
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eBook195 Seiten2 Stunden

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Über dieses E-Book

Der neue Roman von Ingeborg Kaiser ist eine Art Lebensroman, der aus zwei Zeitperspektiven erzählt wird: zum einen wird über die Kindheit und Jugend von Ina berichtet, die zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder die schweren Kriegs- und Nachkriegsjahre in Deutschland erlebt, und zum anderen gibt es immer wieder eingestreute Rückblicke der inzwischen alt gewordenen Frau auf ihr zurückliegendes Leben als Frau, Familienfrau, Mutter.
»Wegtanzen« ist ein bewegendes Alterswerk der Grande Dame der schweizerischen Gegenwartsliteratur. Geschrieben in einer sehr komprimierten Sprache: erlebnisintensiv, erinnerungssatt, farbkräftig, poetisch.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum22. Dez. 2016
ISBN9783741287770
Wegtanzen
Autor

Ingeborg Kaiser

Lebt als Autorin von Romanen, Gedichten, Hörspielen und Theaterstücken in Basel. Zahlreiche Buchveröffentlichungen.

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    Buchvorschau

    Wegtanzen - Ingeborg Kaiser

    November oder später, die Herbstfarben der Laubbäume dunkeln mit der frühen Dämmerung, das grelle Gelb des Gingkobaumes widersteht am längsten. Die Frau am Fenster sieht dem Verlöschen zu, nichts verlässlicher als der Wechsel der Jahreszeiten. Das spärliche Licht der Laterne über der Strasse erhellt kaum den Gehsteig, unwirklich das Kind, das wie vom Lichtkegel eingekreist verharrt, in seinen übergrossen Stiefeln zu versinken scheint. Aufmerksam schaut sie zum Kind, das in seinem kurzen Röckchen kalt haben könnte, lässt es nicht aus dem Blick. Als komme es aus einer anderen Zeit, sei von dort ausgerissen oder aus dem Fotoalbum gefallen. Der dunkle Lockenkopf umschliesst das im Schatten liegende Gesicht wie eine bauschige Mütze, die Arme locker neben dem schmalen Körper. Möglich, dass das Kind zu ihrem Fenster schaut, man könnte einen Faden vom Kind zu ihr ziehen, doch ihr Fenster ist lichtlos, wie geschwärzt. Vielleicht gibt es den Faden. Sie denkt sich eine Fadenspule und eine Hand, die sie abrollt, öffnet einen Fensterflügel, möchte dem Kind näher sein, aber es ist verschwunden, weg wie ein kurzer Einfall.

    Lange steht sie und starrt in den leeren Lichtkegel der Strassenlampe, meint, dass das Kind wiederkomme, wenn sie genug Geduld aufbringe. Sie könnte es nicht erklären, nur ihre Unruhe schildern, die das Kind ausgelöst hat. Als hätte es etwas angestossen, in Bewegung gebracht, und sie müsste nur noch den Faden aufnehmen. Sie ist vergesslich geworden, es ist das Alter. Nicht nur die Haut wird dünner, alles wird durchlässiger, das Gehirn wie durchlöchert; das, was durch den Raster fällt, ist weg, ohne dass sie es vermissen würde. Das meiste ohnehin Ballast, zu vergessen wie die Nachrichten zum Tag, schon von den nächsten überschrieben.

    Aber das Kind lässt sie nicht aus dem Gedächtnis, sie kann es abrufen, dann steht es wieder im Lichtkreis, in den zu grossen Stiefeln, dem Röckchen oder eher Schürzchen, macht sie munter wie schon lange nicht, vielleicht glücklich, meint sie, glücklich mit dem Kind, das sie auch einmal war.

    Sie horcht in die Nacht, die Bäume schemenhaft, kaum zu erahnen. Von weither glaubt sie, die Stimme einer Frau zu hören, die ins Dunkel singt.

    *

    Damals die Mutter, die morgens beim Bettenmachen sang, die prallen Kissen und Duvets schüttelte, glatt strich, sich wegsang. Das Kind hörte zu und versuchte die Texte der Volks- und Kirchenlieder zu behalten, etwas von der Mutter, die manchmal in der Speisekammer weinte, die Tür verriegelt hielt und dort übernachtete, für das Kind verloren schien. Sobald es schreiben konnte, hielt das Kind die Liedertexte mit Mutters Nachhilfe auf Papier fest. Ahnte nichts vom Weltbrand, der Europa verheeren würde, der Brandnacht, in der die Trostlieder der Mutter zu Asche würden. Nichts von den fetzigen Kampfsongs, die nach den Siegesmeldungen aus den Volksempfängern dröhnten und die »Bomben, Bomben, Bomben auf Engelland« bejubelten.

    Der Einschnitt war mit dem Umzug der Familie aus dem fernen Dorf in die fremde Stadt gekommen, der das vierjährige Kind entwurzelte. Heimwehschwer stand es am Erkerfenster der Mansardenwohnung, von wo man auf das schmiedeeiserne Eingangstor blicken konnte, und hoffte auf die Freunde, die es zurückholen würden.

    Auch die Mutter wünschte sich die Zeit zurück, in der sie als Frau des Postagenten am Schalter stand und für den Telefondienst verantwortlich war, bei Tag oder Nacht die Verbindungen stöpselte, mal kalbte die Kuh, mal schlug der Blitz ein, kam ein Kind zur Welt. Sie erfuhr als Erste davon, meinte dem eigentlichen Leben näher zu sein. Lag es an ihr, dass sie sich dem Alltag ergab und sich eselsstarrig den Abenden mit den Honoratioren des Marktfleckens und ihren Frauen verweigerte, dem Tadel ihres Mannes, der jedes Mal ihr Auftreten kritisierte? Sich auch nicht umstimmen liess, als sie hörte, dass die Abendgesellschaft ihre Abwesenheit bedaure.

    Sie war schön, aber eingeschüchtert. Das Sagen hatten die Herren. Das Kind lebte mit den Geschichten der Mutter, sah den Herrn Lehrer von hinten über die Schulbänke hechten, mit dem Stock auf die Rücken der Kinder eindreschen, den Stock bersten. Alle Altersstufen seien in einem Klassenzimmer unterrichtet worden. Und der Herr Pfarrer hatte sich als Vermittler zwischen dem Herr-Gott und seinen Gläubigen gesehen. Redete jeden Sonntag den Kirchgängern von der Kanzel ins Gewissen, zitierte das Höllenfeuer.

    Alle Geschichten hat das Kind wohl kaum verstanden, aber sie bewahrt wie die Märchen, die seine Mutter auf dem noch warmgebliebenen Herdschiff – einem wassergefüllten, in den Herd eingelassenen Kupferbecken – erzählte, den Waschkorb mit Flickwäsche und löcherigen Socken vor sich, von dem sie Stück für Stück abtrug. Seit dem Umzug hatte sie Zeit, ging häufig mit dem Kind in die Bahnhofspost, beobachtete den Schalterverkehr, das rasche Abstempeln der Briefe und wünschte sich hinter den Schalter. Aber der Mann tat es ab, obwohl der Beamtenanwärter weniger Gehalt als früher bezog, die monatlichen Pakete ihrer Schwestern vom Land eigentliche Nothelfer waren. Das Kind sah seine Mutter die Schnur um die Schachtel lösen, erwartungsvoll den Deckel heben, ihr strahlendes Gesicht. Vergnügt gab sie einen Teil der Grieben auf ein Holzbrett, dazu Salz und Brot, und schon begann das lustvolle Mahl, mitten am Tag, das die Mutter zu stärken schien, als habe sie mit den Grieben aus ihrem Dorf neue Kraft gewonnen. Aber ihr eigentlicher Vertrauter blieb der grosse Bruder, dem Kind sechs Lebensjahre voraus. Mutter und Sohn waren längst Verbündete, die sich gegen die Forderungen ihres Ernährers nicht wehren konnten, einander aber stützten. Nach jedem Mittagessen zwei Zinkwannen mit heissem Wasser auf dem Kohlenherd. Während die Mutter das Geschirr spülte, zum Nachschwenken ins zweite Becken tauchte, der grosse Bruder abtrocknete und nebenbei von Mutters Marmelade naschte, redeten sie Malefisohu, eine Geheimsprache, die das Kind nicht verstand, aber am Wortklang erfasste, ob es eher traurig oder lustig war. Auch bei ihren Karten- und Brettspielen sah das Kind lieber zu, während sich die Mutter und der grosse Bruder ereiferten.

    Das Kind war zufrieden mit Mutters Geschichten über Kaiser Wilhelm, der ihr Pferd für seinen grossen Krieg gebraucht und bald auch ihre Brüder aufgeboten habe. Gerade siebzehn geworden, sei Mutters Plan, sich in der Stadt weiterzubilden, geplatzt. Ihr Vater war verstorben, ein grosser, schlanker Mensch, der mit so übergrossen Schritten den Weg zur Kirche machte, dass sie als Kind Mühe hatte mitzuhalten, doch seine Hand nicht loslassen wollte. Während der Kriegsjahre hätten die Frauen auf dem Hof auch die Arbeit der Männer übernommen. Bei der Heuernte seien sie um vier Uhr früh aufs Feld gegangen, nur beim Kühemelken habe die Mutter gestreikt.

    Nach dem verlorenen Krieg hätten die Geschlagenen ihre angestammten Plätze wieder eingenommen. Der Ältere als Hoferbe, der Jüngere als Metzger und Viehhändler, der wegen der Rinder bis nach Dänemark gekommen sei. Die zwei Schwestern seien eiligst verheiratet worden, und ihre Mutter habe sich im Altenteil wiedergefunden. Ins geräumte Haus sei die junge Bäuerin eingezogen, habe aber mit den Naturalien vom Hof und der Metzgerei, die der alten Frau verbrieft zugestanden wären, sehr gegeizt.

    Wie ein Schwamm das Kind, das alles einsog, oft in den dämmrigen Winkeln der Wohnung hockte und sich verträumte.

    Die Verlobten hätten sich zwischen ihren Wohnorten am Bahnhof Buchloe getroffen. Die Braut habe ein dunkles Schneiderkostüm getragen, der Bräutigam sich vor der Weiterfahrt nach St. Ottilien eine Tageszeitung besorgt.

    Er habe in der Postagentur seines erkrankten Bruders ausgeholfen und sie nach dessen Tod übernommen – ohne die Schwägerin, die auf eine Heirat hoffte. Ihm habe die schöne Fremde gefallen, die während des Kindsbetts ihrer Freundin den Haushalt der Familie am Ort betreut habe, aber schon bald abgereist sei. So habe er brieflich um sie geworben, so heftig, dass der Hoferbe fand, wer so schöne Briefe schreibe, könne kein schlechter Mensch sein, und das Aufgebot in die Wege leitete. Im Einverständnis mit dem Bräutigam und seiner Dienststelle, die eine baldige Verheiratung des künftigen Postagenten zur Bedingung gemacht habe.

    St. Ottilien sei rasch nähergekommen. Die beiden seien ausgestiegen und auf die Klosterkirche Herz Jesu zugegangen. 1897, im Geburtsjahr der Braut, habe man mit dem Bau der neugotischen Kirche begonnen, unter deren Dach sie von einem Benediktinerpater getraut worden seien. Als Trauzeugen habe man zufällige Passanten aufgeboten.

    War es eine stille Messe oder nur die Trauungszeremonie ohne Orgelbegleitung, Glockengeläute? Die Geschichte der Mutter bricht unvermittelt ab, wohl zu unromantisch für das Kind, zu fern.

    Die Neuvermählten reisten mit dem nächsten Zug ab und erreichten nach mehrmaligem Umsteigen den Marktflecken Rennertshofen. Ein kleiner Bahnhof, ein überschaubarer Ort in einer seit langem besiedelten Landschaft gelegen, mit Grafschaften, Klöstern, geschichtsträchtig, aber der Tourismus damals noch anderswo.

    Vielleicht blieb den Eheleuten neben der Postagentur noch Zeit, um über Feldwege zu laufen, das Geklapper der Störche auf dem Rathausturm im Ohr. Und gewiss liess die junge Frau keine Sonntagsmesse in der barocken Pfarrkirche aus, sass auch werktags manchmal in der stillen Kirche, heimwehschwer und bald auch schwanger.

    In Deutschland 1923 die Inflation, als Folge der Kriegsanleihen. Immer mehr Geld war immer weniger wert. Das Porto für einen Inlandbrief stieg von einhundert Mark im Juni auf zehn Milliarden Mark im November des gleichen Jahres. In der Postagentur stapelte sich das Geld, als handle es sich um Altpapier, und wurde täglich mit dem Auto abgeholt. Man kam damals mit Zählen, Abrechnen kaum mehr nach.

    Dem Kind gefielen Mutters Geschichten aus ferner Zeit, wie die Reise der Eltern nach München, wo die Mutter ihren Erbanteil, den der Hoferbe seiner Schwester in alten Reichsmark statt, wie verbrieft, in Goldmark ausbezahlt habe, in einem Gemälde anlegen wollte. Der Künstler, ein bekannter Landschaftsmaler, habe die Sommer in Rennertshofen verbracht, sei täglich mit der Feldstaffelei unterwegs gewesen, von den Bauern übersehen worden, aber der Vater habe spontan ein Bild erworben. Ein Aquarell, das sie ratenweise abgezahlt hätten, wie die Frau später erfahren habe.

    Die Münchner Reise habe nichts gebracht, sie seien schon ruiniert angekommen, hätten nicht mehr nach dem Atelier des Malers gesucht, die Papiermarkscheine hätten gerade noch für eine Kinderbadewanne aus Zink gereicht.

    Manches aber blieb dem Kind verrätselt, wie das benachbarte Haus, von Weinlaub bewachsen, das es aus dem Fenster der Stadtwohnung sah, seine Freitreppe, das grüne Holzportal mit blanker Messingklinke. Die langgezogene Auffahrt, von Alleebäumen gesäumt und strengen Irisrabatten. Nahe beim Haus ein Springbrunnen. Wenn das Kind die Augen zudrückte, sah es den Frosch aus dem Grimmschen Märchen am Brunnenrand hocken, der auf die Königstochter wartete. Aber es war kein Märchen. Die Bewohner des Hauses seien weggezogen, wohin, wisse man nicht, nur dass es schnell gegangen sei. Ein Baumeister habe den Besitz übernommen, lebe nun mit Frau, Tochter und dem Personal im grossen Haus. Ob das Haus traurig sei, dass es zurückbleiben musste, wollte das Kind wissen.

    Das Kind stand wieder am Fenster, im sattgrünen Park ein Mann mit Strohhut und grüner Schürze, der gerade die Spalierbäume, schwer von Früchten, mit Stützen versah. Dem Kind schien alles zum Greifen nah, es holte sich einen Hocker und kletterte auf das Fensterbrett, machte noch einen Schritt, schon mehr draussen als drinnen, ruderte mit den Armen und meinte, wie in seinen Träumen abheben und fliegen zu können.

    Es würde seine Freunde im Dorf aufsuchen und richtig lachen. Vom Park erzählen, in dem es keine Kinder und keine Katzen gab, der ihm unheimlich sei, wenn es ihn, zum Brotholen geschickt, durchqueren müsse. Nur ihm sei erlaubt worden, den Weg durch den Park zu nehmen. Es müsse aber an einem felsigen Buckel vorbei und habe eine Riesenschlange gesehen, die dort hausen würde. Seither umgehe es den Buckel, den man besteigen könne und von oben in den Hof der Brauerei sähe, zu den Pferden, die schwere Wagen mit Bierfässern zögen. Manchmal der Wichtel auf dem Buckel, der aber traurig sei oder verzaubert, nie zurückwinke.

    Von der Schaukel im Speicher würde es nichts sagen, als es glaubte, durch den Dachhimmel zu fliegen, aber die Speichertreppe hinunterstürzte. Nichts von der Mutter, die, noch das glühende Kohlebügeleisen in der Hand, nach dem Kind sah. Auch nicht, dass sie das Kind am Fenster umklammerte und auf den Boden holte, es mit dem Fliegen vorbei war.

    Umso mehr träumte es sich mit den Geschichten der Mutter weg, die von 1927 in Rennertshofen erzählte, wo das Kind noch nicht auf der Welt, sein grosser Bruder noch klein gewesen sei und seine Katze sehr geliebt habe. Bei einem schweren Gewitter mit eiergrossen Hagelkörnern habe die Katze der Blitz getroffen, aber der Bruder wollte es nicht wahrhaben, und auch keine andere Katze.

    Ein Ostersonntag, an dem die kleine Familie spazieren gegangen sei, der Mann habe seinen Sohn immer wieder ein Schokoladenei finden lassen, das er glücklich dem Vater anvertraute. Am Ende habe der Bruder nur ein Ei in Vaters Tasche gefunden. Das Kind war froh, in dieser Geschichte nicht vorzukommen. Auch nicht, als in der Postagentur ein Feuer ausgebrochen und die Mutter der Fahrlässigkeit beschuldigt worden sei. Im Eimer mit Asche könne es noch Glühpartikel gegeben haben. Die Furcht vor dem Wachtmeister und die Angst, bestraft zu werden, sei die Mutter lange nicht losgeworden.

    Sie habe dennoch ungern von Rennertshofen Abschied genommen, als der Mann nach Burgheim versetzt worden sei. Sie habe nach sechs Jahren unverhofft das zweite Kind erwartet, das beinahe im Strassengraben zur Welt gekommen wäre. Der Arzt habe sich Zeit gelassen und sei dann wie ein Gejagter mit ihr ins Kreiskrankenhaus Neuburg gerast. In der Männerabteilung habe der werdende Vater gelegen. Gegen Mittag sei er keuchend aus seinem Sommergarten am Bach gekommen und habe, von Atemnot bedrängt, mühsam die Steigung bis zur Postagentur überwunden. Er habe die Wöchnerin nicht besuchen können und nichts von den unsauberen Laken erfahren, in die sie gebettet wurde.

    Keiner konnte ahnen, dass das Asthma und das Feuer ihre Leben prägen würden. Die Mutter war noch in Erwartung, als nahe der Post der Blitz einschlug, das Haus in Brand setzte. Sie wehrte den ersten Schrecken mit einer Hand über der Brust ab. Das Neugeborene kam mit einem kleinen bräunlichen Mal auf die Welt, das es wie ein Medaillon schmücken würde.

    Der Bruder hätte keine Schwester gebraucht, mit der nichts anzufangen war. Ihm war die Rolle des grossen Bruders zugefallen, die der Sechsjährige wie alles, was man ihm auftrug,

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