Entdecken Sie mehr als 1,5 Mio. Hörbücher und E-Books – Tage kostenlos

Ab $11.99/Monat nach dem Testzeitraum. Jederzeit kündbar.

Bullet: Lords-of-Carnage-MC, #9
Bullet: Lords-of-Carnage-MC, #9
Bullet: Lords-of-Carnage-MC, #9
eBook298 Seiten3 StundenLords-of-Carnage-MC

Bullet: Lords-of-Carnage-MC, #9

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

SIX

Jahrelang habe ich immer über die Schulter geblickt.

Habe meine Haarfarbe, meinen Namen und meinen Wohnort geändert.

Ich bin schon zu lange hier. Ich muss gehen.

Aber irgendetwas hält mich zurück. Und sein Name ist Bullet.

Über ein Meter neunzig rohe Männlichkeit in den Farben der Lords of Carnage.

Wir haben keine Zukunft. Ich weiß, dass ich niemals mit ihm zusammen sein kann.

Aber die Vorstellung wegzulaufen, bricht mir das Herz.

 

BULLET

Rache war alles, woran ich denken konnte.

Ich befand mich an einem düsteren Ort, an dem nur Feuer und Tod mir Linderung bringen konnten.

Dann fand ich sie.

Sie ist auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit.

Verschlossen und voller Angst, Hilfe von außen anzunehmen.

Sie ist das Licht zu meinem Schatten.

Sie ist alles, was ich mir wünsche. Alles, was ich brauche.

Ich kann unmöglich zulassen, dass sie vor dem, was wir haben, davonläuft.

Ich würde alles tun – und jeden töten – um sie vor der Gefahr zu schützen, die ihr droht.

Six ist mein. Und was mein ist, beschütze ich.

 

SpracheDeutsch
HerausgeberDaphne Loveling
Erscheinungsdatum1. Nov. 2023
ISBN9798232916268
Bullet: Lords-of-Carnage-MC, #9

Ähnliche Autoren

Ähnlich wie Bullet

Titel in dieser Serie (13)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Romanzen für Sie

Mehr anzeigen

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Bullet

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Bullet - Daphne Loveling

    1

    SIX

    Ist es die Anzahl an Männern, denen du schon das Herz gebrochen hast?, neckt er mich. „Denn falls ja, dann sind es bald sieben.

    Ich muss unwillkürlich lachen. „Nein, das ist es auch nicht. Sieh es ein, du wirst es niemals rausbekommen."

    „Würdest du es mir denn sagen, wenn ich richtigläge?, fragt Bullet herausfordernd und zwinkert mir verführerisch zu. „Jetzt komm schon. Ich wette, ich habe es schon vor Wochen erraten.

    „Nein, hast du wirklich nicht", sage ich und werde ein wenig rot.

    Doch eigentlich hat er recht.

    Ich würde es ihm nicht sagen, wenn er es erraten hätte.

    Mein Spitzname – Six – sorgt hier bei Rebel Ink regelmäßig für Interesse und Belustigung. Allerdings ist ein Tattoostudio vermutlich die beste Wahl, wenn man einen Ort sucht, an dem seltsame Vornamen nicht auffallen. Ich arbeite hier als Empfangsdame und aufstrebende Tätowiererin und passe zwischen Chance, Sumner, Hannah und Dez ganz gut rein. Die meisten meiner Kunden zucken kaum mit der Wimper, wenn ich ihnen sage, wie ich heiße. Verdammt, viele von ihnen haben Namen, die noch viel seltsamer sind als meiner.

    Wie Bullet, zum Beispiel.

    Bisher ist Bullet jedoch der einzige meiner Kunden, der unbedingt darauf besteht, herauszufinden, wofür mein Name steht. Als er zum ersten Mal ins Studio kam – von Kopf bis Fuß in Leder gekleidet, tätowiert und absolut umwerfend – und sich mir vorstellte, versuchte ich, seinen Fragen auszuweichen, indem ich darauf hinwies, dass sein Name genauso seltsam war wie meiner.

    Doch dann erzählte er mir sofort, dass sein richtiger Name Wyatt sei und Bullet nur der Straßenname, den ihm der Lords of Carnage MC verpasst habe. „Straßennamen" sind scheinbar die Spitznamen, die solche Bikerclubs ihren Mitgliedern geben. Wenn er die Wahrheit sagt, dann befindet sich in Bullets Körper tatsächlich eine richtige Kugel, die ihm diesen Namen eingebracht hat.

    Und deshalb besteht er darauf, dass ich es ihm gleichtun und ihm verraten muss, warum ich mich Six nenne.

    Bullet lehnt sich vor und stützt einen Ellbogen auf den Empfangstresen, der zwischen uns steht. Er ist mir so nahe, dass ich die Sprenkel in seinen goldbraunen Augen erkennen kann. Unter seinem kurzen, dunklen Bart zuckt einer seiner Mundwinkel schelmisch.

    „Ich glaube, ich weiß, wofür Six steht", murmelt er leise. Die Intimität, die in seinen Worten mitschwingt, sendet eine Hitzewelle direkt in meine Mitte. Verdammt, was fällt diesem Kerl eigentlich ein, dermaßen heiß zu sein? Ich schlucke hörbar und versuche, mir nicht anmerken zu lassen, welche Wirkung seine Worte auf mich haben.

    „Ach ja?", erwidere ich, doch meine Stimme klingt etwas weniger fest, als mir lieb ist.

    „Ja, haucht er. „Es steht dafür, wie oft ich dich zum Kommen bringen werde.

    Mein Gott. Seine Worte sind so unerwartet, dass ich vor Überraschung zurückzucke und dabei einen Becher voller Kugelschreiber und Bleistifte vom Tresen stoße. Mit lautem Klappern landen sie auf dem Boden und ich springe auf, mit rasendem Puls und klopfendem Herzen.

    „Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe, Darling. Bullet schenkt mir ein schelmisches, zufriedenes Grinsen und sieht dann auf das Chaos herab, das ich verursacht habe. „Brauchst du damit ein bisschen Hilfe?, fragt er und hebt amüsiert eine Augenbraue.

    „Nein, nein", murmle ich hastig, als ich mich hinter den Tresen bücke, um die Stifte wieder einzusammeln. Ich spüre, wie meine Wangen noch röter anlaufen als eben. Bullet liebt es, mit mir zu flirten, wenn er ins Studio kommt, aber meine Güte – er war noch nie auch nur annähernd so direkt.

    Wenn das irgendein anderer Typ zu mir gesagt hätte, dann würde ich ihm ordentlich die Meinung sagen. Möglicherweise würde ich sogar so weit gehen, dem Besitzer des Studios, Chance, zu sagen, dass einer der Kunden mich sexuell belästigt.

    Doch während ich den Becher und die Stifte einsammle, wird mir klar, dass es einen Grund dafür gibt, dass ich Chance nichts davon sagen werde. Und es liegt nicht daran, dass Bullet ein Mitglied der Lords of Carnage ist, dem örtlichen Bikerclub, dessen Mitglieder sich sämtliche ihrer Tattoos bei uns stechen lassen. Es liegt nicht einmal daran, dass ich Angst davor hätte, es mir mit einem Mann zu verscherzen, der es vermutlich nicht gewohnt ist, von irgendjemandem abgewiesen zu werden.

    Der wahre Grund dafür, dass ich nichts sagen werde?

    Ich habe mir genau das, was Bullet gerade zu mir gesagt hat, schon vorgestellt.

    Und zwar weitaus öfter als nur sechs Mal.

    Ich hocke noch immer auf dem Boden und nutze die zwei oder drei Sekunden, in denen er mich nicht sehen kann, um ein paar Mal tief durchzuatmen und mir eine schlaue Antwort einfallen zu lassen – eine, die Bullet nicht merken lässt, wie durcheinander ich gerade bin. Doch als ich gerade den letzten Kugelschreiber aufhebe, schlendert zum Glück mein Boss, Chance Armstrong, durch den Flur auf uns zu.

    „Bullet, mein Freund, dröhnt er zur Begrüßung. „Verdammt, du bist in letzter Zeit aber ziemlich oft hier. Brauchst du noch ein bisschen Tinte?

    Ich stehe ungelenkig auf und sehe gerade noch, wie Bullet sich umdreht und Chance zunickt. „Hey, Mann. Ja. Er grinst lässig und breitet die Arme aus. „Was soll ich sagen? Ich habe ein bisschen Zeit und noch etwas Platz, der gefüllt werden muss.

    „Das ist schon das dritte Tattoo in zwei Wochen, merke ich an und stoße einen stummen Seufzer der Erleichterung über diesen Themenwechsel aus. „Ich weiß wirklich nicht, wo auf deinem Körper noch Platz dafür sein könnte.

    Aus irgendeinem Grund überläuft mich ein kleiner Schauer, als ich das Wort Körper in Bezug auf Bullet ausspreche, doch ich versuche angestrengt, diese Tatsache zu ignorieren.

    Bullet wirft mir einen Blick zu, der etwas leicht Wildes an sich hat. „Keine Sorge, ein bisschen freie Fläche habe ich noch." Er zwinkert mir noch einmal zu, und ich kann meine Gedanken nicht davon abhalten, in eine gefährliche Richtung abzugleiten. Ich frage mich, wo genau er wohl noch nicht tätowiert ist.

    Meine Haut beginnt leicht zu kribbeln, fühlt sich fast an wie elektrisiert. Ich versuche, das zu ignorieren, aber es ist zwecklos.

    „Scheiße, Bullet, ich habe keine Termine frei bis später am Nachmittag, sagt Chance mit einem Stirnrunzeln und wirft einen Blick auf die Uhr an der gegenüberliegenden Wand. „Aber ich glaube, ich kann dich noch dazwischenschieben, wenn du später wiederkommen möchtest.

    „Eigentlich, antwortet Bullet lässig, „dachte ich, dass Six das Tattoo vielleicht machen könnte.

    Was zum … was?

    „Ich?, frage ich überrascht. Unsicher sehe ich von Bullet zu Chance. „Aber … Ich meine … Ich bin immer noch in der Ausbildung.

    „Ich vertraue dir, murmelt Bullet. „Du bist jetzt schon eine ganze Weile bei Chance in der Ausbildung, oder? Er hätte dich nicht eingestellt, wenn er nicht an dich glauben würde.

    Eigentlich hat Chance mich damals eingestellt, um Hannah einen Gefallen zu tun. Sie hat hier ursprünglich auch als Empfangsdame angefangen. Er kannte mich überhaupt nicht, als ich das Rebel Ink zum ersten Mal betreten habe. Ich reiße mir den Arsch auf, um ihm dafür zu danken, dass er mir eine Chance gegeben hat, lerne so viel ich kann und übernehme bereitwillig sämtliche Routineaufträge, um ihm zu zeigen, wie dankbar ich ihm bin. Bis jetzt hatte er noch nie einen Grund, unzufrieden mit mir zu sein. Ein- oder zweimal hat er sogar gesagt, dass ich schnell lerne und ein gutes Auge habe.

    Aber trotzdem ist es ein großer Unterschied, ob ich nun irgendeiner Zwanzigjährigen eine schlichte Blume auf den Knöchel tätowiere oder für das neue Tattoo eines Mitglieds eines gesetzloses Bikerclubs zuständig bin. Wenn ich das hier vergeige, könnte ich damit den guten Ruf von Rebel Ink bei dem MC ruinieren. Wenn Bullets Tattoo am Ende nicht gut ist und ihn einer der anderen Lords darauf anspricht, könnte das schon ausreichen, um dem Studio erheblichen Schaden zuzufügen. Was auch der Grund dafür ist, dass ich einen weiteren Blick auf Chance werfe und hoffe, dass er ablehnt.

    Doch stattdessen nickt er nur kurz und zuckt mit den Achseln.

    „Klar. Ich sage Dez Bescheid, dass er rauskommen und sich um das Telefon kümmern soll, sagt er und dreht sich auf dem Absatz um. „Komm mit nach hinten, Bullet. Ich kann immer wieder reinschauen und ein Auge auf Six haben, während sie arbeitet.

    Verzweifelt durchforste ich mein Hirn nach irgendeiner Ausrede, damit ich Nein sagen kann, doch bevor ich überhaupt weiß, wie mir geschieht, laufen Chance und Bullet schon den Flur hinunter auf einen der freien Räume zu.

    Mit einem hilflosen Seufzen stehe ich auf und folge ihnen mit einem flauen Gefühl im Magen. Auf dem Weg durch den Flur legt Chance einen kurzen Zwischenstopp bei Dez’ Zimmer ein und trägt ihm auf, nach vorne zu gehen und mich am Empfang zu ersetzen.

    Und dann, ehe ich mich versehe, sitze ich auch schon auf einem Hocker, und Bullet ist genau vor mir.

    Sieht so aus, als würde das hier wirklich passieren.

    Tja, scheiße. Wird schon schiefgehen, was?

    2

    SIX

    Bullet zieht die Lederkutte mit den Aufnähern, die er immer trägt, aus und wirft sie auf die Theke.

    Dann fasst er kurzerhand mit einer Hand über seinen Kopf und zieht sich in einer fließenden Bewegung auch das schwarze T-Shirt aus.

    „Chance weiß, was für ein Tattoo ich will, sagt er lässig und deutet auf eine Stelle seitlich unter seinen definierten Bauchmuskeln „Wir haben schon mal darüber gesprochen. Es soll genau hierhin.

    Heilige Scheiße …

    Das ist alles so schnell passiert. Ich war absolut nicht darauf vorbereitet, gleich Bullets nackten Oberkörper vor mir zu haben. Ich bin schon seit Monaten bei Chance in der Ausbildung und daran gewöhnt, unbekleidete Leute zu sehen. Tätowierer sehen eine Vielfalt nackter Körperteile – und das ist Fluch und Segen zugleich. Alt, jung, dick, dünn – ich dachte eigentlich, dass ich an diesem Punkt bereits alles gesehen hätte. Ich habe schon bei einer Menge von Brust- und Rückentattoos bei Männern und Frauen zugesehen und auch selbst schon welche gestochen, und der Job beinhaltet nun einmal, dass man eine professionelle Distanz zu solchen Sachen wahren muss.

    Das war größtenteils auch ziemlich einfach, ein bisschen so wie bei einem Gynäkologen, der irgendwann den Punkt erreicht, an dem er die Mumus, die er untersucht, einfach nur noch als Teil des gesamten Fortpflanzungsapparates sieht. Ich meine, wenn man sich den ganzen Tag Muschis anschaut, müssen sie ja irgendwann uninteressant werden, oder? Einfach nur eine biologische Realität, sonst nichts.

    Aber das hier …

    Tja, sagen wir einfach, die Reaktion meines Körpers auf den Anblick eines oberkörperfreien Bullet ist etwas intensiver, als ich erwartet hatte. Und da ich mich immer noch von unserem Flirt vorhin erhole, kribbelt meine Haut nach wie vor ein wenig von der Aussage, wie oft er mich zum Kommen bringen würde. Und nun, als ich mit der Realität seines muskelbepackten, halbnackten Körpers direkt vor mir konfrontiert werde, so nah, dass ich ihn berühren könnte – sowie der Tatsache, dass ich ihn tatsächlich gleich berühren werde – macht mich das ganz schön an.

    Das Blut rauscht in meinen Ohren, sodass ich kaum etwas hören kann, und mein Herz pocht so laut, dass ich schwören könnte, dass jeder im Raum es hört. Mit einigen Schwierigkeiten schaffe ich es zu schlucken, und versuche dann, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu bekommen und einen Ausdruck professioneller Gleichgültigkeit aufzulegen. Während ich noch versuche, meinen rasenden Puls zu beruhigen, nehme ich mir ein paar Sekunden, um mir Bullets Tattoos genauer anzusehen. Vielleicht hilft es mir ja, mich auf das Kunstwerk an sich zu konzentrieren, um mich davon abzulenken, wie verdammt heiß die Leinwand ist.

    Wie Chance vorhin schon erwähnt hat, ist Bullets Haut schon von ziemlich vielen Tattoos bedeckt, und die meisten davon sind absolut wundervoll. In dieses Studio kommen sehr viele Leute mit schlecht gestochenen Tattoos, aber hier ist das definitiv nicht der Fall. Ich erkenne sofort, dass viele dieser Designs von Chance selbst stammen, und zwar aufgrund des Stils und des Levels an Präzision und Können. Bullets Arme sind beide bis zu den Handgelenken mit aufwändigen Sleeves bedeckt, und über seinen Oberkörper zieht sich ein sich wiederholendes Muster aus Totenköpfen und Stacheldraht. Weiter unten, auf seinem unfassbar muskulösen und einfach köstlich aussehenden Bauch (okay, beruhig dich, Six, und konzentrier dich, verdammt noch mal), formt der Stacheldraht einen weiteren größeren und verworreneren Totenschädel.

    Die Tattoos sind unglaublich, so wunderschön, dass ich meine Augen mit Freuden stundenlang über dieses Kunstwerk gleiten lassen würde – unabhängig von dem straffen, muskelbepackten Körper unter ihnen.

    Aber mein Gott. Die Art und Weise, wie die Tinte die wie aus Stein gemeißelte Perfektion von Bullets Körper noch betont, ist an sich schon ein Bild für Götter. Und dummerweise – für mich – unterstreichen seine Tattoos nur noch mehr, wie unfassbar verlockend es wäre, die Hand auszustrecken und die Linien seiner v-förmigen Bauchmuskeln und seiner harten, muskulösen Brust nachzuzeichnen. In mir erwacht der beinahe unwiderstehliche Drang, meine Hände über seinen Körper gleiten zu lassen, und ich würde fast alles dafür tun, herausfinden zu dürfen, ob sich dieser Mann genauso gut anfühlt, wie er aussieht.

    Mein Atem wird flach, während ich gegen die Fantasien ankämpfe, die mich zu überwältigen drohen. Es wird pure Folter sein, Bullet während der nächsten Stunde so nahe zu sein. In einem letzten Versuch, noch irgendwie aus dieser Nummer rauszukommen, öffne ich den Mund, klappe ihn dann jedoch wie ein Fisch wieder zu. Es gibt nichts, was ich tun oder sagen könnte, das mich nicht wie einen Volltrottel aussehen und Chance sauer auf mich werden lassen würde. Es ist absolut unmöglich, Bullet diese Sache auszureden, ohne dabei meinen Job zu riskieren. Ich muss einfach in den sauren Apfel beißen und das Tattoo stechen, das ist alles. Das hier ist einfach nur eine berufliche Herausforderung, mehr nicht. Und vor solchen werde ich in der Zukunft noch öfter stehen.

    Allerdings ist es schwer vorstellbar, dass irgendein Tattoo während meiner gesamten Karriere jemals eine solche Herausforderung sein könnte wie dieses.

    „Na dann!, quieke ich und hasse es, wie meine Stimme dabei klingt. Ich klatsche mir mit den Händen auf die Oberschenkel. „Was für ein Design machen wir denn?

    Chance wendet sich Bullet zu. „Wir machen das, worüber wir beim letzten Mal gesprochen haben?"

    Er nickt. „Ja. Die Kugel."

    „Ich hole die Vorlage."

    „Eine Kugel, was?, frage ich und schaffe es irgendwie, zu schmunzeln. „Sehr passend.

    „Ja, antwortet er ein wenig schroff. „Das will ich mir schon seit einer ganzen Weile stechen lassen. Es kommt genau hierhin.

    Ich zwinge mich dazu, cool und unbeeindruckt auszusehen, und beuge mich vor, um die Stelle, auf die er zeigt, besser sehen zu können. Er verändert ein wenig seine Sitzposition, damit ich leichter herankomme. Das Tattoo soll auf seinen Bauch, über den rechten äußeren Schrägmuskel. Als ich mich noch weiter vorbeuge, sehe ich, dass sich dort zwei lange Narben über seine Haut ziehen, die bisher noch nicht von Tinte bedeckt sind. Sie sehen aus, als könnten sie vielleicht von einer Messerklinge stammen. Außerdem sehe ich auch noch eine lange, seltsam geformte Narbe, die sich über seinen Rücken und die Seite zieht.

    „Sie ist immer noch da drin, sagt er. „Sie war zu nah an irgendeinem Organ, um sie rausholen zu können.

    Ich schlucke nervös. Scheinbar war es kein Witz, als er meinte, er habe eine Kugel im Körper. „Du willst, dass ich über Narbengewebe tätowiere?", krächze ich.

    „Nur am Rand, hier. Er fährt mit einem Daumen über das Ende der Narbe. „An der Einschussstelle.

    „Du gehst ziemlich gelassen damit um, dass du eine Kugel im Körper hast, sage ich in dem Versuch, witzig zu sein. „Passiert dir sowas öfter?

    Bullet war in meiner Gegenwart bisher immer so unbekümmert und charmant, dass ich erwarte, dass seine Antwort auch diesmal lässig ausfallen wird. Doch was er stattdessen erwidert, lässt die Temperatur im Raum gefühlt um fünf Grad sinken.

    „Nur ein einziges Mal."

    Seine Stimme wird dunkel und bedrohlich. Jeder Anschein eines Flirts zwischen uns löst sich sofort in Luft auf. „Der Mann, der sie mir verpasst hat, ist jetzt tot."

    Ich erstarre sofort, geschockt davon, wie anders er sich plötzlich verhält.

    „Wow, presse ich heraus. „Das … ist dumm gelaufen für ihn.

    „Nein, schnappt Bullet, und sein angespannter Kiefer wirkt wie aus Stein. „Er ist derjenige, der Glück hatte.

    Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll, doch ich wage es nicht, weitere Fragen zu stellen. Ich bezweifle, dass er mir antworten würde, und davon abgesehen bin ich mir auch beinahe sicher, dass ich es gar nicht wissen will. Zum ersten Mal erhasche ich einen Blick auf den gefährlichen Mann unter der humorvollen, unbekümmerten Oberfläche. Bisher habe ich der Lederkutte, die Bullet im Studio immer trägt, nicht viel Beachtung geschenkt, außer um mich kurz zu fragen, was es wohl bedeutet, ein Mitglied des Lords of Carnage MC zu sein. Ich meine, ich weiß natürlich, dass sie vermutlich auch Dinge tun, die nicht unbedingt legal sind. Dank meiner eigenen Vergangenheit kann ich dafür allerdings niemandem ernsthaft einen Vorwurf machen. Aber das hier ist das erste Mal, dass ich mit der düsteren Realität dessen konfrontiert werde, was das Clubleben ausmacht. Was Bullets Leben ausmacht.

    Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll, dass der Beweis für diese Gewalt direkt vor mir liegt. Unter meinen Fingern. Und dass ich gleich eine visuelle Darstellung dieser Gewalt unauslöschlich in seine Haut stechen werde.

    Ich atme einmal tief durch, um mich zu beruhigen, schließe den Mund und versuche, so zu tun, als wären die letzten dreißig Sekunden nie passiert. Stattdessen beginne ich mit den Vorbereitungen. Ich lege mir die Papiertücher zurecht, die ich brauchen werde, um seine Haut abzuwischen. Tattoofarbe. Balsam. Abwurfbehälter. Sterile Spitzen. Nadeln. Rasierer. Als ich alles auf meinem Tischchen vorbereitet habe und mir sicher bin, dass ich alles habe, was ich brauchen werde, schnappe ich mir den Alkohol von der Theke neben mir und wische damit an der Stelle, an der Bullet das Tattoo haben möchte, über die Haut.

    Unter meiner Berührung scheint sich die Anspannung in seinen Muskeln langsam zu lösen. Ich arbeite schweigend und spüre, wie sich die augenblickliche Spannung zwischen uns ebenfalls aufzulösen beginnt. Auch die Anspannung in meinen Schultern verflüchtigt sich ein wenig und ich gestatte mir ein leises Seufzen. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich wohl dabei fühle, ihm so nahe zu sein, doch ich bin dankbar dafür, dass ich jetzt beschäftigt bin und mich konzentrieren muss. Es ist allerdings nach wie vor eine Herausforderung, den rohen Sexappeal von Bullets nacktem Oberkörper zu ignorieren. Warum hat er sich denn nur kein Tattoo auf dem Oberarm gewünscht? Auf irgendeinem Körperteil, das ein bisschen weniger … zum Anbeißen ist?

    Über mir stößt Bullet ein tiefes, kehliges Glucksen aus, als ich in Richtung seiner Rippen nach oben wische. „Das kitzelt", murmelt er.

    Ich muss unwillkürlich schnauben. „Ernsthaft? Ich blicke auf. „Du kommst mir nicht unbedingt wie jemand vor, der sehr kitzelig ist.

    „Bin ich normalerweise auch nicht. Einer seiner Mundwinkel hebt sich. „Was ist mir dir? Ich wette, du bist eine dieser Frauen, die überall kitzelig sind.

    Wir sind also wieder beim

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1