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Starlight Witch - Die Magie der Nachtinsel: Wohlfühl-Fantasy mit Herzklopfen-Garantie
Starlight Witch - Die Magie der Nachtinsel: Wohlfühl-Fantasy mit Herzklopfen-Garantie
Starlight Witch - Die Magie der Nachtinsel: Wohlfühl-Fantasy mit Herzklopfen-Garantie
eBook417 Seiten5 Stunden

Starlight Witch - Die Magie der Nachtinsel: Wohlfühl-Fantasy mit Herzklopfen-Garantie

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Über dieses E-Book

Magie aus Kaffee und Kuchen – So würde die Sternenhexe Juna den ruhigen Alltag in ihrem Café Strandhexe beschreiben. Doch alles ändert sich an jenem Tag, an dem die dreizehn Hexenfamilien wegen eines magischen Wettbewerbs auf ihrer Insel einfallen. Aufgrund ihrer schwachen Hexenkräfte ist Juna eigentlich von dem Ereignis ausgeschlossen, doch die Magie der Insel hat andere Pläne mit ihr. Sie wird in das Turnier hineingezogen und erweckt damit eine alte Fehde zwischen den Hexenfamilien zu neuem Leben. Und während sie sich gegen das Schicksal behaupten muss, lässt ausgerechnet der Mondhexer Koray, einer ihrer Rivalen, Junas Herz ungewollt höherschlagen.

Softcover mit Farbschnitt
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum13. März 2024
ISBN9783959919791
Starlight Witch - Die Magie der Nachtinsel: Wohlfühl-Fantasy mit Herzklopfen-Garantie
Autor

Lisa Rosenbecker

Ich erinnere mich leider nicht mehr an den Titel meines ersten gelesenen Buches, es muss aber Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Seit ich denken kann, gab es immer Bücher in meinem Leben. Es fing in der Grundschule mit den Olchis an, ging dann über zu den Freche Mädchen, Freche Bücher – Büchern und mit Kai Meyer entdeckte ich später meine Liebe zum Fantastischen. Als ich mich damals von den fremden Welten anderer begeistern ließ, hätte ich nie gedacht, auch selbst mal eine solche Welt zu erschaffen. Eine, die es nur in meinem Kopf und in denen der Leser gibt. Selbst als ich 2011 anfing zu bloggen, hätte ich mir das nicht träumen lassen. Doch ich habe mich in den letzten Jahren so intensiv mit Büchern beschäftigt, dass mich Geschichten einfach nicht mehr losgelassen haben. Mit der Zeit schlich sich dann auch die meiner Protagonisten dazu und der Drang, sie aufzuschreiben und zu erzählen, wurde riesengroß. Warum sollte ich nicht zumindest mal versuchen, ein eigenes Buch zu schreiben? Das war mein damaliger Gedanke. Aus meinem persönlichen Projekt für 2014 wurde dann tatsächlich ein fertiges Manuskript, welches mich verdammt stolz gemacht hat. Das Lob der Testleser dann umso mehr. Mir wurde klar, dass ich Arya und Finn, die beiden Protagonisten meiner ersten Geschichte, nicht in der Schublade versauern lassen wollte. Die beiden brauchen einfach frische Luft. Von der High-Fantasy bin ich mittlerweile auch auf Urban-Fantasy gekommen und tobe mich in beiden Genres aus. Ich habe eine Menge Ideen für weitere Projekte und freue mich schon darauf, sie in Angriff zu nehmen! Wenn ich nicht gerade schreibe oder blogge, studiere ich molekulare Biologie und kann deshalb mit Gewissheit sagen, dass die Liebe zum Buch bei meiner Familie in den Genen liegt und ich dafür wirklich dankbar sein kann. Geboren wurde ich übrigens 1991.

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    Buchvorschau

    Starlight Witch - Die Magie der Nachtinsel - Lisa Rosenbecker

    KAPITEL 1

    Kuchen log nicht.

    Zumindest nicht der frisch gebackene und mit Magie verfeinerte Kuchen, den ich in meinem Café Strandhexe servierte. In jedem Stück steckte eine Prise Wahrheit – mit der nicht alle Gäste umzugehen wussten.

    Ein Mann mit grau meliertem und vollgekrümeltem Bart schob schnaubend seinen Teller über die Theke. Ich wischte meine Hände an der Schürze ab und betrachtete den kaum angerührten gedeckten Apfelkuchen.

    »Stimmt etwas nicht?«, fragte ich.

    »Er schmeckt widerlich. Ich will mein Geld zurück.«

    Ich sah an ihm vorbei zu dem Tisch, an dem er gesessen hatte. Seine Frau und seine Tochter musterten wie verzaubert die Decke des Cafés und mieden meinen Blick, ihnen schien das Verhalten des Vaters unangenehm zu sein. Verständlich. Er hatte sich so laut beschwert, dass ein Großteil der anderen Gäste zu uns herübersah. Ich setzte ein Lächeln auf.

    »Bekommen Sie. Darf ich Ihnen dazu noch einen kostenlosen Ersatz anbieten? Vielleicht schmeckt Ihnen ja einer der anderen Kuchen besser.«

    »Wohl kaum.« Seine schlechte Stimmung lud die Luft auf und ich war froh, zur Kasse flüchten zu können. Ich händigte ihm das Geld aus und er machte ein Schauspiel daraus, es nachzuzählen, ehe er es in seinen Geldbeutel fallen ließ. Ohne ein weiteres Wort rauschte er ab und setzte sich zurück an seinen Tisch. Ich seufzte.

    Manchen Menschen konnte selbst mein Kuchen nicht helfen. Dabei war die magische Mischung, die ich individuell auf ihn angepasst hatte, perfekt gewesen. Den Stress des Mannes, seine Sorgen und Nöte, hatte ich in dem Moment gespürt, als er durch die Tür des Cafés getreten war. Es hatte Bände gesprochen, wie er fast schon wütend den Sand von seinen Schuhen geklopft und sich die vom Meerwind zerzausten Haare gerichtet hatte. Seinen Apfelkuchen hatte ich mit einer Mischung aus gemahlenem Zimt, geriebener Orangenschale, feinem Matcha-Pulver und einem winzigen Hauch Magie verfeinert. Alles in allem hätte ihm der Kuchen Zufriedenheit, mentale Ruhe und Freude schenken sollen. Nur wenn sich jemand seinen schlechten Zustand nicht eingestehen und Hilfe verweigern wollte, löste der eigentlich wohltuende Geschmack Missmut aus. Der Mann stand sich selbst im Weg, was mir leidtat. Mit ein wenig Glück würden die Zutaten etwas später wirken. Es wäre auch seiner Familie zu wünschen, die sich sicherlich auf einen entspannten Urlaub gefreut hatte. Es war unwahrscheinlich, dass sie ein weiteres Mal in der Strandhexe einkehren würden. Aber manchmal wurde ich noch überrascht.

    Zumal die Strandhexe das einzige Café am Strand von Merschelling war und jeder, der den Ausblick auf das Meer ohne Sand in Augen und Ohren genießen wollte, früher oder später die Stufen zur Terrasse erklomm und entweder im windgeschützten Bereich draußen oder im Innenraum Platz nahm. Die Magie lockte sie hierher. Wie eine Sirene rief sie nach den Menschen und versprach, ihre geheimsten Wünsche zu erfüllen und die dunkelsten Sorgen auszulöschen. Den Gästen war das nicht bewusst, sie wussten nichts über die Existenz von Magie oder Hexen, obwohl der Name des Cafés alles andere als ein guter Deckname war. Vermutlich könnte ich ihnen auch ins Gesicht sagen, dass ich eine Hexe war und ihren Kuchen verzauberte – sie würden es mir ja doch nicht glauben.

    Ich nahm den Teller vom Tresen und kippte den Rest des Kuchens in eine schwarze Plastikbox im Kühlraum. Die Alphynen würden sich freuen. Heute waren schon fünf Stück Kuchen zurückgegeben worden. Eine niederschmetternde Statistik, wenn man sich etwas daraus machte. Aber da meine Kuchen perfekt waren – diese Arroganz nahm ich mir heraus – schob ich es auf die Unfähigkeit meiner Kunden, mit der Magie zurechtzukommen. Man konnte ihnen deswegen keinen Vorwurf machen. Es war normal und störte mich nicht.

    Die nächsten Gäste betraten das Café und brachten eine frische, salzige Brise mit. Sie sogen den Duft des aufgebrühten Kaffees ein und sicherlich rochen sie auch den im Ofen backenden Hefeteig. Der Mann und die Frau hielten inne und ließen den Blick durch den Raum schweifen. Ihre Augen wurden groß und das entlockte mir ein Lächeln.

    Die Strandhexe war wunderschön. Das Haus samt Terrasse war aus alten, bunt gestrichenen Holzbalken errichtet worden und schwebte auf Pfahlbeinen mannshoch über dem Strand. Die großzügig verglasten Fenster durchfluteten den Raum mit Licht und boten einen weitläufigen Ausblick auf das Meer. Und wenn man nicht nach draußen, sondern nach oben an die Decke schaute, fand man ein kosmisches Meer. Handgemalte schaumgekrönte Wellen und Galaxienwirbel flossen ineinander über, wogten wie ein Meer aus Farbe über den Köpfen der Gäste. Hier und da hatte ich Seesterne, Muscheln und kleine Inseln aus Sand angebracht, sodass man, egal, wohin man sah, immer etwas zu entdecken hatte. Dank eines kleinen Zaubers wirkte die Decke lebendig. Das Wasser glitzerte, die aufgemalten Sterne in den nebulösen Wirbeln funkelten.

    Die Menschen, so rational sie waren, erklärten sich die Illusion mit kleinen Lampen und hauchdünnen Displays. Doch es war alles echt. Genauso wie die kleinen Tränke, die in den Regalen an den Wänden aufgereiht waren und wie die schimmernden Kristalle und Edelsteine in den Vitrinen, die mit einfachen Schutzzaubern belegt waren. Natürlich war alles gut abgesichert und ließ sich nur von magisch Begabten öffnen. Das erzählte ich auch meinen Gästen und sie verbuchten das unter dem zum Namen passenden Flair des Cafés. Wo Hexe draufstand, musste immerhin auch Hexe drin sein. Und hier sah es nun mal aus, wie man sich das Zuhause einer Strandhexe vorstellte. Sogar der Tresen war aus Treibholz gebaut worden, er war bis auf die schwarze Granitarbeitsfläche unförmig, dafür aber ein reines magisches Raumwunder. Öffnete ich eine der Schubladen, war immer genau das darin, was ich brauchte. Nur wenige Dinge hatten einen festen Platz.

    Das Paar kam zu mir herüber und musterte schon im Laufen die Kuchenplatten in der Vitrine neben mir. Viel Auswahl gab es nicht, gerade einmal drei Sorten bot ich an. Was das Besondere ausmachte, waren die individuellen Toppings. Und um die auszuwählen, öffnete ich meine Hexensinne für die Schwingungen der beiden.

    Der Frau würde ich eine Mischung aus Vanille, Zimt und einer Prise rosa Himalaya-Salz auf den Kuchen streuen, was in Kombination für ein Glücksgefühl und Geborgenheit sorgen würde. Sie und ihr Freund waren frisch verliebt und sie war sich unsicher, ob er dasselbe empfand wie sie. Da brauchte sie sich keine Sorgen machen – ihm ging es ganz genauso. Offensichtlich waren die beiden aber noch nicht mutig genug, sich darüber auszusprechen. Da konnte ich etwas nachhelfen. Für ihn wählte ich daher ebenfalls Vanille und Zimt, zusätzlich noch zwei, drei Körnchen Pfeffer für eine Portion Mut. Er war es nämlich, der es unbedingt als Erstes ansprechen wollte.

    Ich speicherte die Liste meiner Auswahl in meinem Kopf ab, noch bevor die beiden sich mir zuwendeten und ihre Bestellung aufgaben. Sie wählten das gleiche, je einen normalen Kaffee und ein Stück Schokotorte, bezahlten und suchten sich einen Platz am Fenster.

    Ich stellte zwei Teller auf den Granit und platzierte den Kuchen darauf. Ein Tarnzauber verbarg meine Magie vor den Gästen. Zunächst warf ich die Kaffeemaschine an, die sich dank Magie selbst bedienen konnte und den Kaffee zubereitete, während ich mich um den Kuchen kümmerte. Aus der obersten Schublade fischte ich die Schraubgläser mit den benötigten Zutaten sowie einen marmornen Mörser mit Stößel. Der Zimtduft kitzelte in meiner Nase. Ich warf die Zutaten für das erste Topping hinein, zerkleinerte sie und ließ sie über den Kuchen rieseln. Meine Fingerspitzen aneinanderreibend murmelte ich einen Spruch und lila Funken regneten auf den Kuchen hinab. Sie sorgten dafür, dass die Toppings sich mit dem Gebäck verbanden und mein Eingriff mit dem bloßen Auge nicht erkennbar war. Dasselbe wiederholte ich für den zweiten Kuchen und dann brachte ich dem Paar seine Bestellung. Mal sehen, wie sie reagieren würden.

    Ich drehte eine Runde durch das Café und erkundigte mich bei den Leuten, ob sie noch etwas brauchten. Das Gemurmel und das hin und wieder aufkommende Gelächter der Menschen im Café rief ein warmes Gefühl in meinem Bauch hervor. Es war wie Musik in meinen Ohren, die zusammen mit dem Klappern von Geschirr und dem sanften Rauschen des Meeres den unverkennbaren Klang der Strandhexe ausmachte.

    Eine Familie zahlte und bedankte sich für das leckere Essen, ansonsten waren alle versorgt. Ich gönnte mir einen Moment und sah aus dem Fenster. Heute fegte der Wind mit solcher Wucht über den Strand, dass nicht mal die Menschen mit ihren farbenfrohen Drachen Spaß hatten. Zwei Gruppen hatten es versucht, beide Male hatten sie nach wenigen Versuchen aufgegeben, weil ihre Drachen mehr durch die Luft gerissen wurden, als dass sie aufstiegen.

    Es war ein heftiges Wetter, selbst für den Herbst.

    Fast schon unnatürlich … Ich suchte den Strand ab, weil mich eine ungute Vorahnung beschlich. Und tatsächlich.

    Der Grund für das Wetter kam gerade über den Strand geschlendert. Zwei Hexen in meinem Alter, denen ich früher schon mal begegnet war, und ein junger Hexer mit Mütze, den ich aus der Entfernung nicht erkannte. Wieso zur Hölle waren sie schon da? Sie sollten doch erst morgen kommen. Falls ich Glück hatte, machten sie nur einen Spaziergang und liefen am Café vorbei.

    Nein, sie bogen natürlich zielsicher auf die Steinplatten ab, die direkt zur Treppe führten. Verdammter Mist.

    Ich kniff mir in die Nasenwurzel. Meine Nerven waren noch nicht bereit für die Konfrontation mit den Mitgliedern der anderen Hexenzirkel. Ich traf sie nur alle fünf Jahre und ich hatte mich vom letzten Mal noch nicht erholt.

    Ich ging zurück hinter die Theke, meinem Schutzschild vor der Außenwelt. Keine fünf Minuten später öffneten sich die Glastüren am Eingang. Die zwei jungen Frauen und der Hexer im Teenageralter traten herein. Die silbernen Haare, die unter der Mütze hervorlugten, verrieten ihn. Es musste Lunas sein, der jüngste Spross der van der Heydens und Mondhexer. Er hatte sich sehr verändert, kein Wunder, dass ich ihn nicht erkannt hatte. Eine der beiden Frauen war seine Schwester Selia, die dieselben silbernen Haare hatte. Es war wie ein schillerndes Markenzeichen der Familie.

    Die Luft knisterte und der Zauber an der Decke verwirbelte die Malereien stärker. Wo so viele Hexen und ihre Energien aufeinandertrafen, spielte nicht nur das Wetter verrückt.

    Ich hielt den Blick gesenkt und tat so, als würde ich die Arbeitsfläche putzen. Vielleicht verschwanden sie ja, wenn ich ihnen keine Aufmerksamkeit schenkte.

    »Hallo Juna«, säuselte eine rauchige Stimme und ich sah auf.

    »Hallo Esther«, antwortete ich. Die Hexe mit den blonden Haaren war Anfang zwanzig, wie ich, und eine strahlende Naturschönheit mit dunkelgrünen Augen. Sie war ebenfalls eine Sternenhexe, weswegen sie zu jenem Teil der Hexenfamilien gehörte, der aus Höflichkeit nett zu mir war. Sie und ihre Begleitung, die sich skeptisch im Innenraum des Cafés umsah, trugen beide schwarze Strickpullover, dazu passende Lederjacken, Jeans und Boots. Die glänzenden Ketten mit den Edelsteinen und Kristallen waren die einzigen Farbkleckse an ihrem Outfit. So viele Farben auf der Welt und die beiden entschieden sich für Trostlosigkeit.

    »Ein hübsches Café hast du«, sagte Esther und warf einen Blick zur meerseitigen Fensterfront. »Deine Mom hat erzählt, dass du es selbst eröffnet hast und du dich allein drum kümmerst.«

    »Seit drei Jahren, stimmt.«

    Lunas trat neben sie und musterte mich. »Ich hatte dich hübscher in Erinnerung.«

    Esther stieß ihn erschrocken in die Seite. »Entschuldige dich. Sofort!«

    »Nein.«

    Esther schnipste mit dem Finger, blaugrauer Rauch stieß aus den Spitzen empor. »Ich verwandele dich sonst wieder in eine Kröte.«

    Es war absolut verboten, andere Hexen oder Menschen in Dinge oder Tiere zu verwandeln, aber trotzdem schluckte der Junge schwer und schob die Hände in die Hosentaschen. »Na gut. Tut mir leid.« Außerdem murmelte er so was wie: Aber hübscher macht dich das auch nicht.

    Ich nickte und fragte mich, ob Esther ihn wirklich schon mal in eine Kröte verwandelt hatte. Ein bisschen Verständnis hätte ich gehabt. »Danke, Lunas. Ich hatte dich tatsächlich auch netter in Erinnerung.«

    Er rollte mit den Augen und verzog sich an einen Tisch.

    Esther seufzte. »Sorry. Die Hormone wirbeln einiges durcheinander.«

    »Schon okay.«

    »Mein Bruder ist die Pest«, warf Selia ein. Ihre dunkelbraunen Augen blitzen provozierend auf, als sie mich ansah. Sie zwirbelte die Spitze ihres Zopfes zwischen den Fingern, während sie mich von oben bis unten musterte. »Also, was servierst du hier? Zaubertränke? Magische Speisen? Ambrosia?«

    »Kuchen«, antwortete ich.

    Selia zog die Nase kraus. »Stinknormalen Kuchen?«

    »Mit einer Prise Magie.«

    Die Hexe kam um den Tresen herumgelaufen, ließ ihre Hand durch die Luft kreisen und im nächsten Moment öffnete sich die Schublade rechts von mir. Sie beugte sich darüber und warf einen Blick auf die Glasgefäße und Zutaten. »Das ist alles? Wo sind die Knochen? Kristalle? Irgendwas Cooles?«

    Selia gehörte der jüngsten Generation des Mondzirkels an, dem mächtigsten und auch größten Zirkel unter den dreizehn Familien. Was unsere Fähigkeiten anging, trennten uns nicht nur Welten, sondern Universen. Sie nutzte zum Zaubern vermutlich Dinge, von denen ich noch nie im Leben gehört hatte. Mom hatte mir zwar viel beigebracht, aber in den letzten Jahren hatte ich vieles davon wieder vergessen, weil ich es im Alltag nicht brauchte. Und ich würde einen Teufel tun und so was wie Knochen auf meinen Kuchen streuen. Widerlich.

    Ich schob die Schublade zu. »Kann ich euch irgendwie helfen?« Sie waren nicht hier, um Small Talk zu betreiben oder um sich zu erkundigen, wie es mir ging. In ihren Augen war ich nicht mehr wert als der Sand, der sich in den Ritzen der Balken verteilte. Sie waren nur aus einem Grund hier: Um nachzusehen, wie die nutzloseste Hexe der Welt lebte.

    »Wir nehmen jeweils einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Such du was aus«, sagte Esther. Selia wollte protestieren, doch Esther zog sie mit sich zum Tisch, an dem Lunas saß und wartete.

    Mir wurde schlecht. Die Energien von Menschen waren leicht auszulesen, Hexen waren eine ganz andere Liga. Wenn ich das vermasselte, wäre ich für die nächste Woche das Gespött des Zirkels. Warum musste dieser dämliche Wettbewerb auch ausgerechnet auf dem Fleck Erde stattfinden, an den ich gekettet war? Welche blöde Macht des Schicksals hatte sich das ausgedacht?

    Die Galaxienwirbel an der Decke leuchteten rot auf.

    »Ja, ja, schon gut. Sorry«, murmelte ich.

    Mit den Mächten des Universums schimpfte man nicht. Schon gar nicht, wenn die eigene Magie daran geknüpft war.

    Ich horchte auf meine Instinkte und bereitete drei verschiedene Kaffeesorten und drei Stück Kuchen vor. Ich war wie in Trance, sodass ich mich später nicht mal mehr daran erinnerte, was ich eigentlich auf den Kuchen gestreut hatte.

    Mit zitternden Händen trug ich das Tablett zu den dreien und servierte die Bestellung. Esther war die Einzige, die sich bedankte, Lunas lächelte mich schief an und Selia ignorierte mich.

    Hatte ich schon erwähnt, dass Hexen echt anstrengend waren?

    Um die Reaktionen auf meinen Kuchen nicht live mitzubekommen, kümmerte ich mich um meine anderen Gäste, räumte auf und checkte die Kasse. Als ich das nächste Mal aufsah, waren die drei verschwunden. Sie hatten die Kuchen kaum angerührt. Shit. Hoffentlich zerrissen sie sich das Maul nur untereinander und nichts davon kam Mom zu Ohren. Ihr würde das mehr wehtun als mir. Mir war es egal, was die anderen über mich dachten, aber Mom machte sich meinetwegen Sorgen. Unnötigerweise, aber so waren Mütter nun mal.

    Ich kippte die Reste der Kuchen in die Box, schüttete die Getränke weg und stellte das Geschirr in die Spülmaschine. Nicht alles funktionierte von allein. Dann hätte ich gar nichts mehr zu tun gehabt und Langeweile bekam mir nicht gut.

    Die Anzahl der Gäste dünnte sich nach und nach aus, bis es Zeit zum Schließen war. Das Paar, das anfangs unsicher das Café betreten hatte, verließ es als letztes, da die beiden Turteltauben vor lauter Händchenhalten und tiefen Blicken die Zeit um sich herum vergessen hatten. Der Kuchen schien die gewünschte Wirkung gehabt zu haben, was mich sehr freute. Auf die liebevollen Blicke, die sie sich zuwarfen, konnte man glatt neidisch werden.

    Ich war auch erleichtert, dass nicht noch mehr Hexen und Hexer den Weg zu mir gefunden hatten. Vielleicht schreckten die Erzählungen von Esther und den anderen beiden sie ab und sie ließen sich auch die kommende Woche nicht blicken. Insofern hätte der Besuch heute also doch etwas Positives gehabt.

    Nachdem das Café sauber und aufgeräumt war, schnappte ich mir die Dose mit den Kuchenresten und verließ das Gebäude. Die Sonne ging gerade am Horizont unter und tauchte den Strand in violettrosa Licht. Es war abends mittlerweile um einiges kälter als tagsüber und auch, wenn es wahrscheinlich Unsinn war, konnte ich die kältere Luft riechen. Sie war salziger und frischer, belebender. Ich schloss die Tür ab und stieg die Treppe hinunter auf den Strand, lehnte mich gegen den Wind, der sich gedreht hatte und nun aus einer anderen Richtung blies. Geduckt lief ich zwischen den Pfählen an der Unterseite des Cafés entlang und stellte die Box mit den Kuchenresten ungefähr in die Mitte unter der Plattform in den Sand. Ich wischte mir die losen Haare aus dem Gesicht.

    »Bon Appetit.«

    Erst als ich mich ein paar Meter entfernt hatte, schlüpften die Alphynen aus den Schatten und machten sich über die Kuchenreste her. Die Dämonen waren in der Dunkelheit kaum auszumachen, nur ihre Augen, die wie glühende Kohlen in der Schwärze schwebten, flackerten rötlich-golden. Sie waren Wesen aus schwarzer Magie, mit dem Körper eines Wolfes, den Klauen eines Drachen und dem in sich verdrehten Schwanz eines Greifs. Normalerweise ernährten sie sich von menschlichen Emotionen und Sehnsüchten. Die drei Exemplare unter der Strandhexe allerdings nicht. Ihre Gier wurde ausreichend durch die Kuchenreste befriedigt. Oft schon hatte ich versucht, auch für sie eine richtige Mischung aus meinen Zutaten herzustellen, doch bisher hatte keine die drei Biester länger als einen Tag sättigen können.

    Dass sie hier waren, brach ungefähr dreihundert Regeln. Es war strengstens untersagt, Dämonen, zu welchem Zweck auch immer, zu beschwören. Aber das hatte ich auch gar nicht getan. Sie waren schon vor mir auf der Insel gewesen und ich gab, seit ich es selbst konnte, mein Bestes, um sie in Schach zu halten. Eigentlich hätte ich sie an den Rat melden müssen, damit man sie eliminierte, aber … Ich konnte nicht. Sie waren wie die imaginären Freunde, die man als Kind hatte. Nur dass diese drei mich nun schon mehr als zwanzig Jahre begleiteten. Und sie taten niemandem etwas, also konnten sie so böse nicht sein.

    Vermutlich waren sie die Einzigen, die sich darüber freuten, dass ich diese Insel niemals verlassen und sie bis an mein Lebensende mit Kuchen versorgen würde.

    »Ihr müsst diese Woche besonders gut auf euch aufpassen«, sagte ich. Ich wusste nicht, ob sie mich verstanden. »Die Insel ist wieder voll mit Hexen und Hexern, die euch und mir nur Probleme machen, wenn sie euch entdecken.«

    Die Alphynen verspeisten ihren Kuchen ungerührt weiter. Damit war alles erledigt. Ich würde die Box morgen früh bergen, ausspülen und neu befüllen.

    Ich zog meinen Cardigan enger und folgte dem Steinplattenweg über die Düne zum Fahrradparkplatz. Als ich mein Rad aufgeschlossen hatte und gerade aufstieg, stellte sich mir jemand in den Weg. Lunas. Bei den Göttern, ich war so neidisch auf die Teleportationszauber, die meine Kräfte weit überstiegen. Und er schaffte es allein vermutlich sogar ohne ein Hilfsmittel. So was lernte man auf der Akademie. Wenn man denn in den Genuss kam.

    »Hast du was vergessen?«, fragte ich.

    »Eine richtige Entschuldigung.«

    »Oh?«

    »Selia meinte, dass ich dir gegenüber nicht nett sein darf. Weil du … na ja.«

    »Weil ich ein Niemand bin?«

    Er wiegte den Kopf. »So ungefähr. Aber wieso? Ich verstehe es nicht. Was ist anders an dir?«

    »Gehen wir ein Stück?« Ich stieg vom Sattel und begann zu schieben. Lunas folgte mir. Ich betrachtete ihn von der Seite. Seine Augen waren dunkelgrau und wirkten freundlich. Mein Gefühl sagte mir, dass er nicht hier war, um mich auszuhorchen, sondern aus ehrlichem Interesse. Trotzdem war ich vorsichtig und erzählte ihm nur, was ohnehin alle wussten.

    »Ich habe meinen Hexenstein verloren und konnte keine Ausbildung an der Akademie machen.«

    Lunas zog scharf die Luft ein und griff reflexartig an den Ring an seinem linken Zeigefinger, in dem sein Hexenstein eingefasst war. Jede Hexe und jeder Hexer besaß einen solchen Edelstein, den sie mit dem ersten Atemzug herbeizauberten. Dieser wurde geschliffen und in einen Ring gefasst, der dann seinem Träger oder seiner Trägerin mit dem dritten Geburtstag, wenn die Hexenkräfte sich manifestierten, übergeben wurde. Er verlieh mehr Macht, half dabei, Zauber kontrollierter einzusetzen und die eigene Hexenkraft schneller zu regenerieren. Ohne ihn brauchte man dazu andere Hilfsmittel, die man allerdings erst mit Magie aufladen musste. Natürlich konnte man auch ohne auskommen, aber dann entfaltete sich nicht das volle Potenzial und Zaubern war mit einem gewissen Risiko verbunden. Weshalb Hexen und Hexern ohne Stein der Zugang zu der Ausbildung an der Akademie verwehrt wurde. Aber das kam so gut wie nie vor.

    Auftritt Juna.

    »Was ist passiert?«, fragte Lunas.

    »Als Kleinkind bin ich mal fast im Meer ertrunken. Ich habe meinen Hexenstein eingesetzt, um mich zu retten, ihn dabei aber verloren.«

    »Scheiße. Tut mir leid.«

    »Danke, aber das muss es gar nicht. Ich bin, so wie ich jetzt bin, groß geworden. Ich kenne es kaum anders.«

    »Das heißt aber, dir entgeht einiges von deiner Hexenmacht.«

    »Richtig.« Das war noch nicht alles, aber es reichte aus, um mich in den Augen der anderen zu Staub zu degradieren. Für sie glich ich einem nutzlosen Menschen, dem man keine weitere Beachtung schenken musste.

    »Noch mal Scheiße.«

    »Es ist, wie es ist.«

    »Danke fürs Aufklären. Das letzte Mal, als ich hier war, habe ich das nicht verstanden.«

    »Da warst du ja auch erst wie alt? Elf?«

    Er nickte. »Jetzt bin ich sechzehn und verstehe endlich so halb, wie hier der Kessel kocht. Wie alt bist du?«

    »Zweiundzwanzig.«

    »Nimmst du am Wettbewerb teil?«

    Ich lachte auf. »Nein.«

    »Darfst du nicht oder willst du nicht?«

    »Beides. Bei meinem Glück würde ich draufgehen.«

    »Mein Bruder hat das letzte Mal gewonnen«, sagte er stolz.

    Ich erinnerte mich dunkel an seinen älteren Bruder Koray. Beim letzten Turnier vor fünf Jahren hatte ich mich die ganze Woche über in meinem Zimmer vergraben und nur flüchtige Blicke auf die anderen Zirkelmitglieder geworfen. Sie hatten sich nicht für mich interessiert, mich sogar größtenteils ignoriert, wenn wir uns zufällig über den Weg gelaufen waren. Aber jetzt, da ich erwachsen war, auf eigenen Beinen stand und meine Magie tagtäglich anwendete, war ich auf ihrem Radar gelandet. Als potenzielle Gefahrenquelle. Und Lunas’ Bruder war sicherlich einer von denen, die mich als mögliche Schwachstelle sahen. Er hatte mich damals nicht beachtet, wie er jetzt zu mir stand, war schwer einzuschätzen.

    Ich neigte den Kopf. »Sag ihm lieber nicht, dass du mit mir geredet hast. Er findet das bestimmt noch schlimmer als deine Schwester.«

    »Danke für die Warnung. Behältst du diese Unterhaltung auch für dich?«

    »Versprochen.«

    Er hielt inne und drehte den Ring an seinem Finger.

    »Selia hat mich den Kuchen nicht probieren lassen. Sie hat einen Bissen genommen und gesagt, ich soll es gar nicht erst versuchen. Ich komme ein anderes Mal wieder, wenn es in Ordnung ist. Ich werde mich wieder wie ein Vollpfosten benehmen. Tut mir jetzt schon leid. Tschau.« Eine weitere Drehung des Rings und Lunas löste sich in feinen Nebel auf. Ich blieb noch einen Moment auf der Stelle stehen und versuchte, mir einen Reim aus dieser Begegnung zu machen. War er wirklich einfach nur aus Nettigkeit interessiert? Oder spionierte er mich aus? Leider würde ich den Hexenfamilien alles zutrauen, auch dass sie einen Teenager für ihre Zwecke ausnutzten. Ich musste auf der Hut sein.

    Ich schwang mich aufs Rad und fuhr los. Die geteerte Straße wand sich mehrere Kilometer lang wie eine Schlange durch die Dünen, bis sie den nächsten Ort erreichte. Ich fuhr vor dem Haus meiner Eltern vor und stellte das Rad an der Holzbank im Vorgarten ab. Beim Anblick des Klinkerbaus mit den roten Ziegeln, dem Reetdach und den großen Fenstern umgab mich eine Aura der Ruhe und Geborgenheit. Auf der Rückseite gab es einen riesigen Garten, in dem Dad so gut wie jedes Gemüse anbaute, das es auf der Welt gab. Jeden Sommer war er wie eine Oase, in der man der Realität entfliehen konnte.

    Schon vor der Haustür empfing mich der Geruch von Moms Auflauf, der im Inneren noch intensiver war und mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Mom war eine großartige Köchin. Von ihr hatte ich alles gelernt, was es über das Zubereiten von Speisen zu wissen gab, und hatte dabei das Backen für mich entdeckt. Mom führte ein kleines Restaurant im Ort, das die kommende Woche wegen des Wettbewerbs geschlossen blieb, und sie hatte mir Starthilfe für das Café gegeben. Kalkulationen, Steuern und Co. ließen sich nämlich leider nicht auf magischem Wege bewältigen und auch Hexen brauchten Geld. Vor allem ich, weil meine Kräfte eingeschränkt waren und ich beispielsweise das Obst im Garten nicht schneller zum Wachsen bringen konnte. Die Sonnenhexen beherrschten das perfekt und ich war schon immer neidisch darauf gewesen. Aber wenn ich eines hatte, dann war es Zeit, um Gemüse beim Wachsen zuzusehen.

    Das Klappern von Geschirr drang aus der Küche zu mir in den Flur. Mom und Dad unterhielten sich über die Tischordnung. Tischordnung? Die war doch seit immer gleich.

    Als ich in das Esszimmer eintrat, hielt ich überrascht inne. Der Tisch war ausgezogen und daran war Platz für fast zehn Leute, für die teilweise auch schon eingedeckt war.

    »Mom?«, rief ich. Meine Mutter kam in das Esszimmer, neben ihr schwebte eine Schüssel, in der ein Löffel rührte.

    »Juna! Da bist du ja endlich!« Sie umarmte mich fest. Meine Mom war eine der schönsten Frauen, die ich kannte. Nicht im klassischen Sinn von symmetrischen Proportionen, sondern wegen des Feuers in ihren Augen. Sie strahlte Lebensfreude aus, die ansteckend war. Ihr Charisma machte sie bei allen beliebt und war mit ein Grund dafür, warum man sie trotz ihrer verkorksten Tochter noch nicht aus dem Rat geschmissen hatte. Jede der dreizehn Familien hatte ein Oberhaupt, die zusammen den Rat bildeten, und Mom vertrat unsere Familie. Die dreizehn Mitglieder des Rates waren durch einen besonderen Telepathiezauber miteinander verbunden. So konnten sie sich auch beraten und Entscheidungen treffen, wenn die Hexen und Hexer auf der ganzen Welt verteilt waren. Eine Hexe von ihnen, aktuell Esthers Mutter Karla, war bei offiziellen Veranstaltungen die Sprecherin des Rates und teilte den Anwesenden mit, was der Rat im Stillen diskutierte und festlegte.

    Moms schwarze Haare kitzelten mich, als sie mir einen Kuss auf die Wange gab.

    »Wie war dein Tag?«

    »Gut. Ich befürchte aber, er wird kein schönes Ende nehmen.« Ich deutete auf den Tisch und Mom seufzte. Sie warf sich ein Küchenhandtuch über die Schulter.

    »Ajnur und seine Familie haben sich spontan schon für heute angekündigt. Glaub mir, ich habe mir das auch anders gewünscht.« O nein. Ausgerechnet er, Ajnur van der Heyden. Oberhaupt des Mondzirkels und Arschloch vom Dienst. Aber auch der Leiter der Akademie, was ihm leider viel zu viel Einfluss einbrachte und seinen Ruf mit Teflon bedeckte. Nichts und niemand schien ihm etwas anhaben zu können.

    »Zwei seiner Kinder waren heute im Café.«

    Der Löffel in der Schüssel hielt inne und Mom wurde blass. »Wie bitte? Wer?«

    »Selia und Lunas. Zusammen mit Esther. Sie haben meinen Kuchen verschmäht.«

    »Was?« Mom plusterte die Backen auf, der Kochlöffel hackte auf den Inhalt der Schüssel ein. Ich griff nach ihm, damit er keinen Schaden anrichtete, und drückte ihn Mom in die Hand.

    »Ist schon okay. Spätestens morgen hätte ich sowieso damit gerechnet.«

    »Ich hatte Ajnur gesagt, dass wir das Café zusammen besuchen würden.«

    »Vielleicht haben seine Kinder auf eigene Faust gehandelt. Es ist wirklich kein Drama. Und sie sind nur eine Woche da, das stehe ich durch.«

    »Trotzdem«, murmelte Mom und drehte den Holzlöffel in den Händen. Gedankenverloren betrachtete sie den Tisch, als mein Vater das Esszimmer betrat.

    »Sternchen! Da bist du ja. Deine Ma hat für eine ganze Horde gekocht, ich hoffe, du hast ordentlich Hunger.« Dad zog mich an seine Brust und erdrückte mich fast. Wie immer. Er war ein Sonnenhexer und dazu noch gebaut wie Dwayne The Rock Johnson. Nur dass er noch goldgelbe Haare auf dem Kopf und sogar einen Bart hatte. Von ihm hatte ich auch die Sommersprossen geerbt, die seiner stattlichen Erscheinung etwas von ihrer Schärfe nahmen.

    »Schon«, antwortete ich. »Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich zum Essen bleiben sollte.«

    »Ich befürchte«, sagte mein Vater, »Dass es, egal wie du es machst, in den Augen von Ajnur nicht richtig sein wird. Aber wenn du hierbleibst, dann bekommst du wenigstens etwas zu essen.«

    »Ich könnte es mir auch mitnehmen.«

    »Nichts da. Nur unter unserem Dach schmecken die Gerichte am besten.« Er beugte sich näher an mein Ohr und flüsterte: »Tu es Ma zuliebe. Sie ist schrecklich nervös.«

    »Okay.«

    Er klopfte mir auf die Schulter und ich fiel fast vornüber. »Das ist mein Mädchen. Komm, hilf mir mit den Servietten. Ich hab schon wieder vergessen, wie das mit den Blüten geht.«

    Zehn gefaltete Servietten später trug Mom das Essen auf den Tisch.

    »Pünktlich wie immer«, kommentierte Dad und entfachte mit einem Schnipsen ein magisches Feuer um die Töpfe, damit das Essen warm blieb. Sonnenhexen und -hexer hatten eine Affinität zu den Elementen Feuer und Erde, wohingegen die Mond- und Sternenzirkel jeweils nur ein Element besser beherrschten als die anderen: Wasser beziehungsweise Luft.

    Ich sah an mir herunter. Die Jeans, das schlichte graue

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