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Conny Cöll - Raubtier Mensch
Conny Cöll - Raubtier Mensch
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eBook221 Seiten3 Stunden

Conny Cöll - Raubtier Mensch

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Über dieses E-Book

Eine berüchtigte und gefährliche Banditenbande, die einfach nicht zu stellen war, trieb ihr Unwesen! Das ist an und für sich nichts Neues — das gibt es auch heute noch im alten, schönen Texas — und das wird es immer geben, so lange Cowboys auf schnellen Pferden über die Prärien jagen ...
Aber mit dieser berüchtigten Kreuz-As-Bande hatte es eine besondere Bewandtnis. Es waren nur drei unglaublich tollkühne, unbeschreiblich verwegene Kerle, denen es gelang, ein ganzes Land zu terrorisieren — und mitten drin ein kleiner, komischer Kauz, mit dem kein Mensch etwas anfangen konnte — auch Conny Cöll nicht und sogar Schwarzwolf ließ ihn in Ruhe und hatte keinen Argwohn gegen ihn ...
... und doch war er von einem Geheimnis umwittert, welches nicht gelöst werden konnte ...
Mitten im Grand Canon steht ein Haus und auch dieses ist voller Rätsel ...
Hier leben Menschen, die bis heute noch keinen 'Weißen sahen und die bis heute noch von keinem Weißen gesehen wurden ...

Aufgrund des Alters des Textes kann es sein, dass im Inhalt Begriffe verwendet werden, die heute nicht mehr gebräuchlich bzw. nicht mehr politisch korrekt sind.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum11. Mai 2024
ISBN9783946554912
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    Buchvorschau

    Conny Cöll - Raubtier Mensch - Konrad Kölbl

    Raubtier Mensch

    von Konrad Kölbl

    1956

    Inhaltsverzeichnis

    1. Feuerwasser

    2. Die Biber

    3. Am Eagle River

    4. Das Raubtier

    Anmerkungen

    1. Feuerwasser

    Mit der Wucht eines Schmiedehammers krachte Burn Delanos Faust auf die Platte des Zahltisches in der Landwirtschaftsbank.

    „Banditengesindel!", keuchte er.

    Noch niemals in seinem ereignisreichen Leben kochte die Wut so in seinem Innern wie jetzt.

    „Banditen, wiederholte er drohend, „mein Geld will ich haben! Ist alles ehrlich und sauer verdient und niemand hat das Recht, mein Geld zu beschlagnahmen! Es gehört weder dem Staat noch der Landwirtschaftsbank von Silverfield. Und schon gar nicht diesem sauberen Sheriff Small! Mir allein gehört es, mir, Burn Delano …!

    Und noch einmal sauste seine Faust krachend auf die Tischplatte, so dass das verstaubte Tintenfass  gleichsam erschreckt hochhüpfte und die Tintenflecken, die ohnehin den Tisch besudelten, noch um einige weitere Spritzer vermehrte.

    Außer diesem Tintenfass befand sich nichts auf dem kahlen, abgewetzten Tisch, wenn man von Nick Savers’ Händen absah, die mit flatternden Bewegungen einen Halt an der Kante suchten. Nick Savers war der Kassier der Landwirtschaftsbank von Silverfield und zugleich der einzige Angestellte, der sämtliche Geschäfte versah.

    Nick war es nicht gewohnt, in seiner Bank, wie er sie gern nannte, drohende Verwünschungen und Flüche zu hören. Hier ging es ruhig und freundschaftlich zu, wenn die Farmer und Rancher von Silverfield hereinkamen, um ihre Spargroschen einzuzahlen, oder um ein Darlehen aufzunehmen. Gewiss gab es ab und zu einmal Meinungsverschiedenheiten. Dann stritt man sich in einem gutmütig polternden Ton herum und suchte zu einer Lösung zu kommen, die dem Kunden wie der Bank annehmbar erschien.

    Nick versuchte, den schrecklich aufgeregten Delano zu beruhigen, und deshalb überhörte er die ausgestoßene Beleidigung und wischte mit einem Stück Löschblatt die Tintenkleckse vom Tisch.

    „Burn Delano, sagte er mit einer Stimme, in der seine eigene Erregung mitschwang, „du musst einsehen ...

    „Gar nichts sehe ich ein, erklärte Burn Delano halsstarrig. „Ich will mein Geld! Und zwar mein ganzes Geld, alles, was ich seit Jahr und Tag hierher getragen habe, um es von dir auf die hohe Kante legen zu lassen!

    „Sheriff Small hat es beschlagnahmt, Burn! Sei doch nicht so bockig und stur, Mann! Ich kann daran nichts ändern ..."

    „... dein Sheriff Small kann mir gestohlen bleiben, schrie Delano heiser, „verstehst du? Es nützt mir gar nichts’, wenn du sagst, Small hat mein Geld! Du kennst mich doch, nicht wahr?

    „Aber sicher kenne ich dich, Burn Delano."

    „Dann weißt du auch, dass ich alle meine Bankeinlagen hier auf den Tisch gezählt habe, und du hast mir jedes Mal eine Quittung dafür gegeben, wie es die Ordnung verlangt. Also ist es mein Guthaben, und ich muss es zurückbekommen, wenn ich es von der Bank fordere. Ein denkbar klarer Fall, nicht wahr?"

    „Richtig, Burn, stimmte Nick zu, „so lange nicht die Obrigkeit hergeht und dieses Geld mit Beschlag belegt.

    „Geh zum Teufel mit deiner Obrigkeit! Woher nimmt sie das Recht, einem ehrsamen Indiantrapper seinen Gewinn wegzunehmen, he? Ich bin Burn Delano, bekannt als ehrsamer Händler, hier in Silverfield und in den Blauen Bergen, am Adlerfluss und am Hood River, jede Rothaut weiß, wer ich bin ..."

    „Sei doch nicht stur, Burn, versuchte ihn Nick zu beruhigen, „natürlich bist du überall bekannt, und dein Geld ist ja noch immer dein Geld, und niemand hat es dir gestohlen! Sheriff Small hat es nur mit vorsorglichem Beschlag belegt. Das heißt, du kannst zurzeit nicht darüber verfügen. Sobald das Gericht entschieden hat, wie das neue Gesetz auszulegen ist und sich deines besonderen Falls annimmt, wirst du erfahren, ob du dein Guthaben in bar erhalten kannst, oder ob es gesperrt oder sogar eingezogen wird. Ich bin kein Richter, Burn Delano, und ich habe auch das neue Gesetz nicht gemacht ...!

    „Verdammt, Nick, fauchte Delano und kratzte sich die Stoppeln am Kinn. Er fing bereits an, einzusehen, dass es fruchtlos war, mit dem unbeirrbaren Kassier wegen der Auszahlung herumzustreiten. „Du redest daher wie eine alte dreckige Indian-Squaw, die ihren Verstand verloren hat! Als Kassier und Geschäftsführer dieser Bank weißt du ganz genau, dass es eine heimtückische Schurkerei ist, was du mir da sagst, ganz gleich, von wem du Auftrag hast, von diesem Strolch von einem Sheriff, oder von wem immer. Und ich lasse es mir nicht bieten, verflucht —

    „Delano ... Burn, hör zu, fasste sich Nick Savers hinter seinem Schalter, obgleich der schmächtige Mann sich dessen bewusst wurde, dass seine Rolle nicht allzu gemütlich war. „Ich habe keinen Grund, mich von dir beleidigen zu lassen. Aber ich verstehe, dass du aufgeregt und wütend bist. Trotzdem möchte ich dir den Rat geben, dich wenigstens vor der Obrigkeit in acht zu nehmen. Wenn Sheriff Small deine ungezügelten Reden hört, wanderst du ins Kittchen, da kannst du Gift darauf nehmen!

    „Geh zum Teufel, Nick Savers!, brüllte Burn Delano von Neuem gereizt, „ich habe es satt, Belehrungen einzustecken. Hier ist mein Bankbuch. Schau dir den Beitrag an, der da unten steht, und zahl ihn in baren Dollars hierher auf den Tisch, sonst ...

    Er funkelte drohend mit den Augen unter den buschigen Brauen und legte die Rechte breit und knorrig vor Savers auf die tintenbekleckste Platte.

    Nick Savers schluckte, er wurde bleich und verschloss ernst sein Gesicht.

    „Du weißt, dass ich es nicht darf", presste er verhalten heraus.

    „So, höhnte Burn Delano, „du darfst es nicht? Hör gut zu, Nick Savers: wir zwei sind ganz allein hier in der Bank. Wenn ich dich jetzt über den Haufen knalle und mir mein Geld selbst aus dem Schrank hole, was dann, he?

    „Das wirst du nicht tun, Burn!", erschrak der Kassier und hob mechanisch die Hand. Mit großer Mühe bändigte er sein Zittern.

    „Willst du es mir verbieten?"

    Mit einem Ruck riss Delano den schweren Fünfundvierziger-Colt aus dem tiefhängenden Holfter und richtete die schwarze Mündung drohend auf Nick.

    „Mach dich nicht unglücklich, Burn", keuchte Savers, in dessen Augen plötzlich das nackte Entsetzen getreten war. Sein Herz hämmerte wild, er wusste, dass Delano zum Äußersten gehen würde.

    „Unglücklich? Ha —! Was redest du, Schuft! Ihr wollt mich unglücklich machen, verfluchte Bande von Wegelagerern und Strolchen, die ihr seid! Nimm die Hände hoch, sag’ ich dir, und dreh dich um ...!"

    „Burn ...!"

    Aber der Trader krümmte schon, ohne zu zielen, seinen Schießfinger durch, und ein Feuerstrahl brach aus der Mündung des Colts. Nick Savers fühlte einen harten Schlag gegen seine linke Schulter, er wankte, stürzte, und in seinen schwindenden Sinnen hallte nur noch das bellende Dröhnen des Schusses in dem kleinen Schalterraum ...

    Als Burn Delano keine drei Minuten später die Eingangstür der Bank von Silverfield hinter sich zuwarf, gafften bereits aus den Fenstern der kleinen Häuser in der staubigen Straße die Neugierigen. Natürlich war der Schuss in der Bank gehört worden.

    Der Indiantrader lebte seit fast acht Jahren in Silverfield. Jeder Einwohner kannte ihn und wusste, dass Burn im Sattel seines scheckigen Wallachs, sieben Packpferde am langen Zügel hinter sich, in die Blauen Berge ritt, um den Rothäuten das begehrte Feuerwasser zu verhandeln. In den wohlbekannten kleinen Fässchen brachte er den Whisky, auf die Packsättel der Beipferde geschnallt, auf weitem Ritt in die Reservationen der Indsmen, und wenn er viele Wochen später wieder aus den Blauen Bergen zurückkehrte, trugen die Pferde getrocknete Felle von Mardern, seidig weiche Biberpelze, Wolfshäute, Hirschdecken und Fuchsbälge. Es waren mächtige Bündel, deren Inhalt Delano gegen klingenden Gewinn bei der Pelzhandelsgesellschaft reißend loswurde. Manchmal brachte er auch einen kleinen hirschledernen Beutel voll Goldstaub mit.

    Gegen Feuerwasser tauschten die Rothäute den Reichtum der Wälder ein. Sie waren süchtig und verblendet genug, dass sie nicht erkannten, wie sie mit jedem Handel, den sie mit Burn Delano machten, ärmer und ärmer wurden, und zudem durch den so sehnlichst begehrten Genuss von Feuerwasser überraschend schnell dem Siechtum verfielen. Gewöhnlich fing es damit an, dass die roten Jäger in den Wigwams einer nach dem andern in einen quälenden Husten ausbrachen, und alsbald gerann dieser Husten zu Blut, und dann lagen die Siechen und Geschwächten im Sand vor den Tipis, unheilbar dahindämmernd, vom gierig geschlürften Feuerwasser alsbald zerstört. Die Tuberkulose hielt reiche Ernte, die Rothäute starben wie die Fliegen an einem kalten Herbsttag. Burn Delanos Gewerbe war den Leuten von Silverfield nichts Neues, sie kannten es und sie sahen auch nichts Böses in diesem Handel. Andererseits gab es in der Regierung Männer, die dafür sorgten, dass den Rothäuten wenigstens ein kleiner Teil der einstigen riesigen Jagdgründe verblieb. Es war nicht schwierig, bei dem Massensterben der roten Rasse den Tag vorauszusagen, an dem der letzte Indianer am Gift des Feuerwassers sterben würde. Und diese späte, allzu späte Erkenntnis veranlasste schließlich ein Gesetz, das jede Abgabe von Alkohol an die Rothäute verbot.

    Gerade in Silverfield waren in den letzten Wochen lebhafte Debatten über dieses neue Gesetz geführt worden. Man hatte doch einen dieser Indiantrader, die aus dem Gifttod der Redmen einen einträglichen Job gemacht hatten, mitten in der Siedlung wohnen, und der Klatsch der Leute erging sich in den tollsten Vermutungen über Burn Delano und seinen stattlichen Gewinn.

    Sheriff Small brachte diese Vermutung erneut zu üppiger Blüte, als er vorsorglich Burns Bankguthaben sperrte. Er verfasste einen mühseligen Bericht und sandte ihn ans Distriktgericht. Dort würde man entscheiden, ob das aus dem Handel mit Feuerwasser herstammende Geld dem Trader verblieb, oder ob es der Staatskasse verfallen sollte ...

    Die Witwe Hilton, die neben der Landwirtschaftsbank einen Bäckerladen betrieb, und der Farmer John Lester sagten nachher aus, sie hätten Burn Delanos Schecken die ganze Zeit über vor der Bank stehen sehen. John Lester hatte mit dem Daumen über die Schulter hinweg zu dem kleinen, in sauberen Mauern errichteten Gebäude hinübergedeutet und zur Witwe Hilton gesagt:

    „Verdammt, Mabel, ich möchte jetzt nicht in Nick Savers’ Haut stecken! Soweit ich Burn Delano kenne, ist er ein ziemlich rücksichtsloser Bursche, er wird Nick mächtig zusetzen!"

    Die Witwe Hilton, dicklich, mit Doppelkinn und einer stählernen Brille auf der stupsigen Nase, die sich in der Erregung gern auf die runden fleischigen Nüstern zuschob, wollte sich in eine wortreiche Auseinandersetzung mit Farmer Lester einlassen, denn sie gab etwas darum, bei ihren Kunden als eine Frau zu gelten, die bei allen Fragen von Bedeutung für Silverfield mitreden konnte, da fiel der Schuss in der Bank.

    Der dürre Lester eilte mit einigen Sprüngen auf die Straße hinaus, dicht gefolgt von der neugierigen Brotbäckerin, die mit der rutschenden Brille und der Angst kämpfte, Aufruhr und Tod könnten in die würzige Stille ihres Ladens dringen. Drüben auf der anderen Straßenseite lugten Keith und Herald Williams, zwei alte Hagestolze, aus ihrer Haustür, und Cecil Johns, ein Cowboy von der Prince-Ranch im Norden, stelzte durch den weißen Staub der Straße herauf. Er war der erste, der unwillkürlich an seine Hüfte griff, als das gedämpfte Dröhnen des Schusses aus dem Innern der Bank kam. Mit zwei Sätzen, die man dem alten reiterbeinigen Kerl, der wie sprödes Leder aussah, niemals zugetraut hätte, machte er sich von der Straßenmitte und presste sich eng an Lex Jordans Haus, den schweren Colt schon in der rechten Faust. Dieser Cowboy, Cecil Johns, und auch die andern, die leicht verstörte Witwe Hilton, Farmer Lester und die Brüder Williams, sahen Burn Delano jetzt hinter sein Pferd stürzen und den Halfter losbinden. Sie waren gespannt und gelähmt zugleich, da sie noch nicht wussten, was sich zugetragen hatte, und im gleichen Augenblick Little Dan hinter dem Bankgebäude hervorspringen sahen, der an den eiligen Burn Delano herantrat.

    Little Dan war Nick Savers’ einziger Sohn, sieben Jahre alt und der erklärte Liebling der Leute von Silverfield.

    Es war noch früh am Vormittag, und die Sonne hatte noch nicht den Dunstkreis über der Prärie im Osten überwunden. Trotzdem sah Little Dans Gesicht aus, als habe er eben eine lange Schichtarbeit im Kohlenbergwerk verlassen. Der hellblonde Haarschopf, der unter dem viel zu großen Stetsonhut hervorlugte, und das Weiße in den Augen bildete einen seltsamen Kontrast zu den schwärzlichen Schmutzflecken auf Dan Savers’ Wangen.

    „Mensch, Burn, schrie Dan aufgeregt, „da hat doch grad einer geschossen!

    Delano fingerte nervös am Halfterriemen seines Schecken herum und hatte keinen Blick für den kleinen Savers.

    „Mensch, Burn, rief ihn Little Dan nochmals an, „hast du nicht gehört, dass einer geschossen hat?

    Burn Delano hatte endlich das Halfter los, warf es dem Wallach über den Kopf und sprang mit einem Satz in den Sattel. Seltsamerweise preschte er noch nicht los. Er warf in einem Augenblick des Zögerns einen abschätzenden Blick auf den schmutzigen Jungen unter ihm, lind in dieser Sekunde reifte sein Plan.

    Little Dan hatte seine beiden schmutzigen Daumen hinter den breiten Ledergürtel gesteckt, der die auf Zuwachs berechnete, viel zu weite Hose zusammenhielt und sah in wichtigem Ernst zu Burn Delano auf.

    Burn duckte sich etwas und warf einen scheuen, gekniffenen Blick hinter sich. Er sah Farmer Lester mit der dicken Witwe Hilton in der Tür des Bäckerladens stehen, sah Keith und Herald Williams, die ihre Hände unter den Jacketts versteckt hielten, wo ihre Schießeisen staken, und er sah vor allem Cecil Johns, der sich unmissverständlich an Lex Jordans Hauswand schmal machte. Das war doppelte und dreifache Gefahr ... er musste handeln ...

    „Mensch, Burn, schrie Little Dan, „warum sagst du denn nichts? Delano gab keine Antwort auf die Frage des kleinen Jungen, sondern beugte sich schnell entschlossen aus dem Sattel, griff Little Dan an den Armen und riss ihn mit einem Ruck hinter sich in den Sattel.

    Und schon stieg der Schecke auf die Hinterhand, drehte sich herum und schoss im Galopp, hohe Staubwolken aufwirbelnd, die Straße hinunter.

    Der Cowboy Cecil Johns ließ einen zischenden Fluch zwischen den zusammengebissenen Zähnen heraus, schnellte sich von Lex Jordans Haus ab und fing zu laufen an. Farmer Lester stieß mit den Ellenbogen der Witwe Hilton gegen die gewölbte Schürze, so dass ihr die stählerne Brille auf den Stupsknorpel rutschte und sie in den Laden zurückgeworfen wurde, wo sie nun leider nichts, aber auch gar nichts mehr von den erregenden Ereignissen draußen wahrnehmen konnte.

    Der dürre Lester dagegen rannte auf die Straße und eilte an der Seite des Cowboys Johns hinter dem flüchtenden Delano her.

    „So’n verfluchter Kerl", keuchte er wütend und hielt sich die Seiten.

    „... nimmt den Boy als Deckung, der Hundsfott!", schrie Cecil Johns vorwärts stürmend.

    Sie rannten, was ihre Beine hergaben, durch die aufwirbelnden Staubwolken, aber ihr Beginnen war natürlich zum Scheitern verurteilt, denn Delano war mit seinem rasenden Pferd fast schon außer Sicht.

    „So’n Schwein", keuchte Lester wieder und hielt ermattet und. ausgepumpt inne.

    Auch Cecil Johns verlangsamte seine Sprünge, als er sah, dass Lester aufgegeben hatte, und dann stand er still und stieß brummend seinen Colt in das Holfter zurück. „Verdammter Staub ..., murmelte er, „den Burschen hätt’ ich aber noch erwischt ...

    Farmer Lester starrte den Cowboy an, während er nach Atem rang. „Hättest bestimmt den Jungen getroffen", keuchte er kopfschüttelnd, und beide rieben sich den Schweiß aus den Gesichtern. Johns fletschte die großen, gelben Zähne.

    „Verflucht nochmal", schimpfte er in den gebräunten, wie rissiges Leder aussehenden Hals hinein. Sie wandten sich um, schoben die Stetsons, auf denen die gelbe Vormittagssonne lag, ein wenig ins Genick und stelzten missmutig die Straße zurück.

    Inzwischen hatte sich die Witwe Hilton zwischen ihren goldgelben, duftenden Brotlaiben, die wohlausgerichtet wie behäbige Soldaten auf den Wandregalen lagen, wieder gefasst, die Schürze glattgezogen und die Brille in den Nasenknick gerückt, und so war sie erneut vor die Ladentür getreten und hatte mit den alten Brüdern Williams die Debatte fortgesetzt. Keith Williams war der rüstigere von den beiden, die, obwohl sie neugierig genug waren, das erregende Schauspiel unter der Tür ihres Hauses zu verfolgen, im Grunde ihres Herzens sich doch erleichtert sahen, als sie gewahr wurden, ihre Schießeisen besser im Gürtel unter den Jacken stecken zu lassen. Er begriff, dass die dicke Witwe recht hatte, wenn sie meinte, es sei dringend vonnöten, Sheriff Small zu verständigen, und so machte er sich,

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