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Conny Cöll - Trixi
Conny Cöll - Trixi
Conny Cöll - Trixi
eBook280 Seiten4 Stunden

Conny Cöll - Trixi

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Über dieses E-Book

Als verträumter 13-jähriger Bursche verließ Conny Cöll die Heimat, nach einem ernsten Zerwürfnis mit seinem Vater, und als Mann, den die unbarmherzige, raue Wildnis Arizonas hart gemacht hat, kehrt er zurück!
Sie erleben in dieser spannenden Folge den Werdegang des berühmtesten Banditen-Killers des Wilden Westens um die Jahrhundertwende. - Sie erleben in mitreißender Folge seine ersten Abenteuer, seine erste große Heldentat. - Aus dem Hinterhalt wurde sein einziger Kamerad, Redley, sein geliebter Rothengst, erschossen. Sie erleben, wie Conny Cöll ihn rächte, wie er zu seinem Westnamen Trixi kam, Sie erleben in spannungsgeladener Weise seine großen Boxerfolge im Kampf um den Meistergürtel.
Nach langen Jahren sieht er seine Heimat wieder. - Die Ranch seines Vaters ist bedroht und eine gefährliche Aufgabe ruft ihn in das Land seiner Kindheit. - Dort begegnet er zweien der berühmtesten Revolverhelden der damaligen Zeit: Blitz-Sunny und Mac Garden, genannt der Wilde Mac.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum20. Okt. 2015
ISBN9783874116107
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    Buchvorschau

    Conny Cöll - Trixi - Konrad Kölbl

    Conny Cöll – Trixi

    Von Konrad Kölbl

    Inhalt

    Trixi

    Blitz-Sunny

    Dan Barry

    Mac Garden

    Trixi

    An dem dreizehnjährigen, hochaufgeschossenen Jungen war nichts, was hätte besonders auffallen können. Vielleicht waren seine Hände etwas feiner und schmäler wie zum Beispiel die seines Bruders Tom, der ein Jahr älter und auch einen Kopf größer war als er. Vielleicht waren seine Bewegungen geschmeidiger und sein Gang lautloser.

    Wenn der wohlproportionierte Körper dahinglitt, wurde man unwillkürlich an einen jungen Panther erinnert, der, wenn auch etwas unerfahren und unentschlossen, im Begriffe war, eine Beute zu beschleichen. Wie gesagt, es war nichts, was an ihm hätte auffallen können.

    Er war ein Junge wie jeder andere, mit allen Tugenden und Untugenden, mit allen Vorteilen und Schwächen. Er hatte eine sanfte Stimme und freundliche, stahlblaue Augen. Aber er hatte eines, was Tom Cöll, sein Vater, und auch Ann, seine Mutter, nicht gut heißen konnten. Er war ein Träumer, fast ein Stubenhocker. Draußen vor dem Brunnen, inmitten des großen Ranchhofes, war sein Lieblingsplatz, und der alte Cöll konnte nur immer mit Mühe seinen aufsteigenden Groll unterdrücken, wenn er den Jungen auf der Steinstufe hocken und träumen sah. Das war nichts für diese Gegend, die harte Männer mit rauen Sitten und kräftigen Fäusten brauchte, die entschlossen zupacken konnten, wenn Not am Manne war.

    „Sieh dir nur einmal den Jungen an, Mutter!", sagte Tom Cöll zu seiner Frau, die gerade an dem mit Blumen verzierten Fensterstock einige Wildlinge abschnitt und in ihre Schürze warf. „Ich mache mir so richtige Sorgen um ihn. Hast du schon einmal gesehen, dass er mit Lust und Freude bei der Arbeit war, wie zum Beispiel Tom, der alles fast ohne Anweisung aus eigenem Antrieb macht? Was soll nur aus dem Burschen einmal werden …

    „Er ist noch jung, Tom – du musst Geduld mit ihm haben!, unterbrach ihn die ruhige, etwas rundliche Farmersfrau, die mitgeholfen hatte, aus dieser Wildnis hier am Rande von New-Mauten ein herrliches Stück Heimat zu machen. „Du darfst nicht vergessen, Conny ist viel zu zart für sein Alter. Du solltest ihn eigentlich auf die Schule schicken …!

    „Und was soll er dann werden mit seiner Schulweisheit, he? – Vielleicht Doktor oder Advokat? Und was ist er dann schon Besonderes! Soll ich eine Menge Geld hinwerfen, damit er dann in einigen Jahren den verdammten Banditen hier in dieser Gegend die blauen Bohnen aus dem Balg schneiden kann oder vor einem dieser lächerlichen Country-Gerichte irgendso ein verkommenes Subjekt verteidigen soll? – Nie, schlag dir das vollkommen aus dem Kopf, Mutter, daraus wird nichts. Wir beide haben hier aus diesem Stückchen Boden etwas gemacht und unsere beiden Söhne sollen das Erbe einmal übernehmen. Da geht es nicht an, dass der eine schuftet wie ein Kuli und der andere sitzt den ganzen Tag in der Sonne und träumt …"

    „Er wird sich noch ändern, Tom – bestimmt wird er sich noch ändern! Ich habe den Jungen besser studiert als du, Vater. Glaube mir, in dem steckt etwas Besonderes!"

    Tom Cöll lachte fast zornig auf: „Eine große Portion Faulheit steckt in dem, das ist alles! Der Kerl hat den Kopf voller Flausen, und bei Gott, ich werde da einmal ein ernstes Wort mit ihm reden müssen, werde ihn einmal so richtig wachschütteln müssen, schätze ich …"

    „Tue das nicht!, unterbrach Ann die heftigen Worte ihres Mannes. „Da würdest du nichts besser machen, sondern nur die Sache verschlechtern. Es ist schon so, wie ich sage, in ihm steckt etwas Besonderes! Hast du schon einmal gesehen, wie er in gefährlichen Momenten reagiert? – Ich erinnere dich da nur an gestern, an den Vorfall mit der Klapperschlange! Ich habe das Reptil nicht gesehen. – Plötzlich war es da. Tom stieß einen Schreckensschrei aus und wurde blass wie der Tod. Und auch du warst unfähig, sofort zu handeln. Hast du da Conny beobachtet? Von irgendwoher brachte er plötzlich einen kleinen Revolver. Ich habe noch gar nicht gewusst, dass der Junge solch gefährliche Dinger bei sich trägt. Er muss ihn in der Hosentasche versteckt bei sich getragen haben. Hast du nicht gesehen, wie er blitzschnell gehandelt hat? Du hast dich nur gewundert, dass die Kugel dem scheußlichen Tier den Kopf zerschmettert hat!

    „Das war Zufall, Mutter! Du wirst doch nicht glauben, dass der Junge mit seinen knapp dreizehn Jahren schon so viel Kaltblütigkeit besitzt, genau zu zielen und einen sicheren Schuss abzugeben?! Es ist nur gut, dass du mich wieder daran erinnert hast! Werde ihn mir nun einmal vornehmen, denn ich möchte in des Teufels Namen wissen, woher der Lausejunge die Waffe hat!"

    „Lass ihm doch das kleine Vergnügen! Hier in dieser Gegend laufen sie doch alle mit so mächtigen Dingern an den Hüften herum. Denke doch an dich …"

    „Das ist etwas ganz anderes, Mutter, das ist zu unserem persönlichen Schutz! Aber diese Bengels stellen damit nur Unheil an. Fred Santer zum Beispiel hat gestern drüben bei den drei Eichen wieder einmal eine meiner Milchkühe erschossen. Das ist auch so ein verdammter Nichtsnutz, der nur dumme Streiche im Schädel hat – genau wie der da draußen …"

    „Das darfst du nicht sagen, Tom, da tust du Conny unrecht! Er begeht keine dummen Streiche!"

    „Dass du den missratenen Sonnengucker immer in Schutz nehmen musst! Ich will einen Kerl aus ihm machen, der einmal im Leben seinen Mann stehen wird. Aber das ist ja gerade meine Sorge. Er ist ein Schwächling, ein ausgesprochener Schwächling! Er hat nicht für fünf Cents Mumm in den Knochen! Sieh dir doch einmal seinen Bruder an! Das wird einmal ein richtiger Kerl, so mit allem drum und dran. Aber Conny? Ann – wenn Tom ihn einmal richtig anfasst, bleibt er ihm glatt in den Fingern!"

    Mrs. Ann lächelte sanft. Wenn Tom Cöll in solchen Augenblicken seine Ehegefährtin betrachtete, kam es ihm mit aller Deutlichkeit zum Bewusstsein, dass er das gleiche Lächeln auch oft in den Zügen seines Jüngsten sah, wenn er ihn wegen irgendeiner Angelegenheit zur Rede stellte. Nur kam es ihm vor, dass das Lächeln im Gesichte Connys etwas Spöttisches an sich hatte, und das war etwas, was der alte Cöll für sein Leben nicht leiden konnte. „Oh, sagte Frau Ann, und ihr sanftes Lächeln nahm etwas Geheimnisvolles an, „das glaubst du, weil du ihn nicht kennst! Tom ist viel größer und kräftiger, aber ich möchte ihm nicht raten, sich mit Conny einmal ernsthaft zu messen!

    Mr. Cöll schüttelte verwundert den Kopf: „Wo beziehst du nur diese Weisheiten her, Mutter? Du hast nun einmal an dem Jungen einen Narren gefressen und hilfst ihm, wo es immer nur geht. Aber damit machst du gar nichts besser. Ich kenne die beiden besser als du und ich sage dir, dass es demnächst zur Explosion kommen wird. Ich werde mir das Bürschlein schon noch richten und eine brauchbare Gerte aus ihm machen!"

    Nach diesen Worten entfernte er sich wütend. Seine Schritte waren schon längst verhallt, da lächelte Mrs. Ann immer noch ihr sanftes Lächeln, denn sie wusste, dass der gute Tom sich in dieser Sache eklig in die Finger schneiden würde …

    – – –

    Brütend lag die Hitze der flirrenden Mittagssonne über der staubigen Straße, die von El Paso nach New-Mauten führte. Die Luft vibrierte leise und eine schwüle Gewitterstimmung lastete über dem Land. –

    Fred Santer war der erste, der die beiden Reiter sah. Er warf sich auf sein Pony und stürmte wie von allen Hunden gehetzt zu seinem Freund Jonny Alland, um ihm die Neuigkeit brühwarm zu überbringen.

    „He, Jonny, rief er mit lauter Stimme, als er vor dem geräumigen Wohnhaus der Alland-Ranch angekommen war. Als Jonny seinen Kopf durch das schmale Fenster eines Wohnzimmers steckte, fuhr Fred Santer fort: „Mac Garden ist unterwegs nach New-Mauten! Ich habe ihn soeben die Straße hinunterreiten sehen! Auf, lasst uns in das Dorf reiten! – Junge, Junge, da wird allerhand los sein, wenn der Wilde Mac dort unten auftaucht! –

    Jonny Alland war hell begeistert. Wie ein geölter Blitz schoss er die zwei Treppen herab, und als er eine knappe Minute später neben seinem Freunde und Schulkameraden aus dem Farmhof trabte, sahen sie mit halbem Auge gerade noch den blassen, hochaufgeschossenen Burschen, der auf der anderen Seite des Gatterzaunes stand, der die Alland- von der Cöll-Ranch trennte.

    „He, Conny, mach schnell – der Wilde Mac ist unterwegs ins Dorf! Da müssen wir dabei sein! Ho, wird das einen tollen Tanz geben – heute Abend!"

    Da rannte auch Conny nach seinem Gaul, den er von seinem Vater zu seinem zwölften Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Die drei Jungen, Fred, Jonny und Conny, waren Schulkameraden, wenn sie sich auch nicht sonderlich gut miteinander vertrugen. Nur eines hatten alle drei gemeinsam. Und das war die Begeisterung für außergewöhnliche Männer, die außergewöhnliche Taten vollbrachten.

    Und der außergewöhnlichste Mann in dieser rauen Gegend war Mac Garden, den man nur den „Wilden Mac" nannte. –

    – – –

    Mac Garden war ein Mann mit vielseitigen Talenten. Wenn man sein blutjunges, braungebranntes Gesicht, in dem zwei unternehmungslustige Augen ständig forschend und misstrauisch in die Welt schauten, näher betrachtete, dann hätte man nie und nimmer geglaubt, dass dieses einem Mann gehörte, der zu den gefährlichsten Desperados von Texas zählte. Es gab keinen verwegeneren Gesellen im ganzen Gebiet zwischen El Paso und Phönix, der besser schießen, reiten und sein Lasso handhaben konnte wie er. Es gab einfach keine Eigenschaft, deren Beherrschung im Wilden Westen zu den Lebensnotwendigkeiten gehörte, die er nicht zu einer wahren Meisterschaft entwickelt hatte. Und wenn Mac Garden um sein Leben kämpfte – meistens waren es vereidigte Possen#? irgendeines District-Sheriffs, die hinter ihm her waren – dann gingen diese Taten als erste Sensation wie ein Lauffeuer durch das ganze Land. Diese Sensationen riefen nun wieder bei der Bevölkerung verschiedene Reaktionen hervor. Während ihn die vernünftigen und anständigen Elemente hassten wie die Pest und auch alles taten, um seiner habhaft zu werden und ihn unschädlich zu machen, war ein Großteil der Jugend hell begeistert von ihm. Besonders Fred Santers und Jonny hatten überhaupt keinen anderen Gesprächsstoff mehr als die Taten des Wilden Mac.

    Mac Garden, das war der Held ihrer Träume, das war das Vorbild, das für sie erstrebenswert war, das war der Meister aller jener Künste, in denen sie sich fast ununterbrochen übten, ohne dabei aber auch nur etwas über die ersten Anfangserfolge hinauszukommen. Mit glühenden Wangen und klopfenden Herzen verfolgten sie seine vermeintlichen Heldentaten. Alles, was Mac Garden tat, war heldisch, wenigstens in ihren Augen. Dabei machten sie keinen Unterschied, ob er eine Bank überfiel oder eine Postkutsche anhielt, ob er mit lachendem Gesicht die Begleitmannschaft irgendeiner Rinder- oder Pferdeherde aufrieb oder verjagte, um sich in den Besitz der Tiere zu setzen, oder ob er weithin bekannte und gefürchtete Revolverhelden zum ehrlichen Zweikampf herausforderte und sie mit einem feinen Loch an jener Stelle, hinter der das Leben sitzt, auf den Rücken legte.

    Mac Garden duldete nämlich in seinem Reich keine Konkurrenz. Wenn irgendein Quertreiber seiner weitgespannten Pläne auftauchte, der so etwas wie eine organisierte Bande gründen wollte, dann wurde aus dem sonst nicht übermäßig wilden Mac ein wahrer Teufel in Menschengestalt. Mac Garden war ein großer, breitschulteriger Mann mit strohblonden Haaren, die ihm immer etwas widerspenstig ins Gesicht hingen. Diese Haare waren das äußere Kennzeichen seiner Persönlichkeit, und das Merkwürdige dabei war, dass er gar keine Anstalten machte, sie aus Gründen der Sicherheit zu verbergen.

    Ganz Texas lachte, wenn auch äußerst grimmig, als die Story vom Überfall auf die Silbermine „Mike Menworth" bekannt wurde. Eine Bande maskierter Banditen war plötzlich in die Büroräume dieser erfolgreichen Minengesellschaft eingedrungen und hatte den nicht unerheblichen Inhalt des großen, schweren Tresors ausgeraubt. Dies war gerade einen Tag vor der großen monatlichen Lohnauszahlung geschehen. Bei fast fünfhundert Arbeitern hatte der Raub daher eine Menge Geld erbracht.

    Der ebenfalls maskierte Anführer der Banditen war lächelnd am Eingang stehengeblieben, und seine teils zynischen, teils munteren Worte hatten dem ganzen verwegenen Überfall eine fast heitere Note gegeben. Mit ohnmächtigem Grimm hatten die Angestellten, mit dem Gesicht zur Wand, die Hände hoch zur Decke gestreckt. Aber sie hatten deutlich gesehen, dass der Kerl an der Türe, der seinen triefenden Hohn über sie spritzte, strohblonde Haare hatte, die ihm wirr und ungebändigt ins Gesicht über die schwarze Maske hingen, als ob nicht jedes Kind in ganz Texas gewusst hätte, wer solche Haare besaß.

    „Der Teufel soll euch fressen und ebenfalls daran ersticken!", hatte der lange Tean Tenety, seines Zeichens Bürovorsteher der Minengesellschaft, beim Abschied gebrummt, nachdem die Banditen ihre Beute auf ihren Pferden verstaut hatten.

    „Woher soll dieser schwarze Gentleman wissen, wer ich bin und wo ich wohne?", hatte daraufhin der Mann mit den strohblonden Haaren gefragt, dabei gelacht, dass ihm die Tränen in die Augen getreten waren.

    Man konnte über Mac Garden sagen, was man wollte, eines musste man ihm lassen. Er hatte Humor, er war immer guter Dinge, auch wenn einmal ein Ding schiefging, und er war kein kalter Mörder, wenigstens damals noch nicht. Seine Taten vollführte er mit einer Verwegenheit und Tollkühnheit, die ihresgleichen suchten, und das war etwas, was auf die jungen, halbwüchsigen Burschen Eindruck machte. Und sie machten da wenig Unterschied zwischen guten und bösen Taten! –

    Fred Santer ritt einen pechschwarzen Rapphengst, auf dem er mit leicht vorgeneigtem Körper im Sattel hing. Er ritt den beiden Kameraden voraus, denn er war es immer, der das große Wort führte.

    Jonny Alland, der älteste Sohn des reichsten Farmers von New-Mauten hatte alle Mühe, den beiden zu folgen. Sein Vater war trotz seinem Reichtum ein alter Geizkragen, der seine guten Pferde verkaufen und nicht verschenken wollte, und so kam es, dass Jonny nur eine alte Mähre zwischen den Beinen hatte. Er liebte es, ohne seinen breitrandigen Stetson zu reiten, und aus diesem Grunde war er auch braungebrannt wie ein Neger.

    „Hast du dich auch nicht getäuscht, Fred?", schrie Jonny, und seine kräftige Stimme übertönte das Getrappel der galoppierenden Pferdehufe.

    Fred brüllte zurück: „Ausgeschlossen … ich habe Mac Garden ganz deutlich gesehen … Ich kenne ihn genau, denn ich war mit dabei, als er die beiden Bartlings über die Klinge springen ließ!"

    „Toll! – Einfach toll! – Soll man so etwas für möglich halten! – Der Wilde Mac reitet am helllichten Tag nach New-Mauten! Das ist doch einfach unfassbar! Als wenn dort unten nicht hundert Gewehrläufe auf ihn warten würden!"

    Jonny bekam einen roten Kopf. Es war die Begeisterung, die sich darin spiegelte: „Was sind hundert Gewehrläufe für Mac Garden, wenn sie nicht vorbereitet und geladen sind? Er wird wie der leibhaftige Satan in die Herde einbrechen und sich sein Opfer holen! Vielleicht hat er es auf den Sheriff abgesehen oder auf Jack Brady!"

    „Wieso Jack Brady?", wollte Conny wissen, der bislang schweigend hinter Fred her geritten war.

    „Du Döskopf weißt natürlich von nichts! Hast wohl wieder geträumt in irgendeiner Ecke? Das ist doch der Kerl, der Narbenbill erschossen hat, und Narbenbill war ein Mitglied der Mac-Garden-Bande."

    Fred Santer nahm sich vor, unbedingt Zeuge der neuesten Tat des Wilden Mac zu werden, und aus diesem Grunde verließ er den üblichen Reitweg und hetzte seinen schweißgebadeten Gaul durch einige Maisfelder.

    Kurz vor dem Ortseingang gesellte sich ein weiterer Reiter zu der kleinen Gruppe, der allerdings aus dem Dorf kam. Es war ein etwa vierzehnjähriger, kräftiger Junge, der mit seiner Lederpeitsche heftig auf sein rasendes Reitpferd einhieb, das auch ohne diese Misshandlung sein Bestes hergab. Die Jungen erkannten in ihm Dick Dilly, den man nur den „Langen" nannte, weil er für sein Alter wenigstens zwei Köpfe zu groß war. Von ihm erfuhren die drei Boys die große Neuigkeit.

    „Mac Garden war im Ort!, erzählte er mit sich übersprudelnden Worten. „Er hat Jack Brady erschossen! Es soll ein ehrlicher Kampf gewesen sein …

    Als Antwort beschleunigten die Boys noch ihr Tempo. Dick Dilly riss sein Pferd auf der Hinterhand herum und trabte ebenfalls wieder zurück ins Dorf. Es war noch keine Minute vergangen, da erreichten sie den Tornado-Saloon, vor dem sich eine beachtliche Menschenmenge eingefunden hatte. Es hatte ganz den Anschein, als wäre hier auf diesem kleinen Platz die gesamte Einwohnerschaft von New-Mauten versammelt, und so war es auch.

    Soeben trug man eine leblose Gestalt ins Haus und Fred Santer konnte gerade noch sehen, dass es sich um Jack Brady handelte, der im gesamten New-Mauten-Tal einen beträchtlichen Ruf als Revolverheld besessen hatte. Dann erfuhren die von ihren Gäulen gestiegenen Burschen auch die näheren Einzelheiten.

    Der Wilde Mac war plötzlich vor dem Eingang des Tornado-Saloons gerade in dem Augenblick erschienen, als Jack Brady durch die Pendeltüre geschritten war. Als dieser den ihm wohlbekannten Desperado vor sich stehen sah, da hatte er sofort gewusst, dass Mac Garden gekommen war, um Narbenbill zu rächen. Und es war ihm klar gewesen, dass ihn nur Geschwindigkeit noch retten konnte.

    Die Zeugen dieser blutigen Tragödie gaben später geschlossen zu Protokoll, sie hätten deutlich gesehen, dass die Hände Jack Bradys mit einer Schnelligkeit zu den Waffen zuckten, wie sie es bei diesem gefürchteten Schießer noch nie erlebt hatten. Man hätte mit den Augen kaum der blitzartigen Bewegung folgen können. Jack Brady hatte das Holz des rechten Colts schon in der Hand, da reagierte erst der Wilde Mac. Ein dröhnender Schuss bellte auf und die Gestalt Jack Bradys begann plötzlich zu zucken. Nur eines zuckte nicht mehr bei ihm und das war der Finger, der doch eigentlich den Abzugsbügel seiner Waffe hatte durchdrücken wollen. Aber dazu hatte seine Kraft nicht mehr gereicht und er hatte auch keine Zeit mehr dazu, denn das Stückchen Blei, das dumpf in seinen Körper schlug, erreichte ihn den Bruchteil einer Sekunde zu früh!

    Ehe sich die erschrockenen Bürger, die gerade zufälligerweise den Vorplatz des Biersaloons bevölkerten, von ihrer Verblüffung erholen konnten, war der Bandit mit seinem Begleiter schon ihrem Gesichtskreis entschwunden.

    „Was sagst du dazu?, sagte Fred Santer mit begeisterter Stimme zu Jonny, der mit großen Augen und offenem Munde die Neuigkeit vernommen hatte. „Gibt es einen Mann in ganz Texas, den man mit dem Wilden Mac vergleichen kann, he?

    Jonny schüttelte den Kopf und die ganze Bewunderung für sein Idol stand ihm in den Augen.

    „Und was sagst du dazu, Träumer?, wandte sich Fed an Conny Cöll, der nachdenklich auf die Männer starrte, die gerade mit dem leblosen Körper des Erschossenen hinter der Pendeltüre des Tornado-Saloons verschwunden waren. Er zuckte etwas unschlüssig mit den Achseln: „Was soll ich dazu sagen? – Hier hat eben der bessere Mann gesiegt! Jack Brady hat eine hundsgemeine Tat begangen, als er Narbenbill erledigte, denn er war diesem an Schießkunst weit überlegen, und ich weiß nicht, wie man nun das nennen soll …

    Über das sommersprossenübersäte Gesicht Fred Santers zog so etwas wie ein feiner Spott: „Da sieh mal einer an, unser lieber Träumer weiß nicht, wie man das nennen soll!" –

    Und gleich darauf fuhr er in fast barschem Ton fort: „Das war Maßarbeit, mein Junge, feinste Maßarbeit! Und das ist eine Sache für Männer und nicht für Mondgucker, wie du einer bist! Ich wette, aus dir wird nie ein richtiger Kerl! Hast du dich schon ein einziges Mal zum offenen Kampf gestellt? Hast du schon ein einziges Mal mit den Fäusten gekämpft oder dich gewehrt, he?"

    Conny nahm den Schimpf ruhig hin und antwortete mit feinem Lächeln: „Nein, das habe ich noch nicht und das ist auch nicht nötig! Wenn es einmal soweit ist, würde ich dir raten, möglichst außer Reichweite meiner Fäuste zu bleiben …"

    Ein schallendes Gelächter folgte; keiner der drei Knaben hatte die Worte Connys ernst genommen. Sie kannten ihn zur Genüge; sie kannten ihn nur zu gut. Bis heute war er jedem Streit ausgewichen und #?nur um zu vermeiden, dass es zu Handgreiflichkeiten kam, hatte er mehr als einmal klein beigegeben, und das war etwas, was ihm von seinen gleichalterigen Kameraden als Feigheit ausgelegt wurde.

    Nur einmal hatte der lange Dick ihn tätlich angegriffen. Bei dieser Gelegenheit musste er mit dem Kopf gegen einen vorstehenden Mauerbalken gerannt sein, denn er war mit einem Male plötzlich bewusstlos zu Boden gesunken. Als er wieder zu sich kam, behauptete er, plötzlich einen fürchterlichen Schlag ins Gesicht erhalten zu haben. Man konnte es sich nur erklären, dass er gestolpert und mit aller Wucht gegen jenen Balken geprallt sei. Dick war fast eine ganze Woche bettlägerig gewesen und sein Vater, der einen kleinen Drugstore betrieb, hatte sofort das vorstehende Holzstück entfernen lassen. Seit dieser Zeit sann der auf diese Weise Verunglückte nach Rache. Aber er ließ in Zukunft den stillen, ruhigen, in sich gekehrten Conny in Frieden, denn irgendetwas gefiel ihm bei der Sache nicht und gerade darüber machte er sich einige Gedanken.

    – – –

    Sheriff John Jeffers war auf den Tag genau dreißig Jahre alt gewesen, als ihn vor zwei Jahren die Bürger von New-Mauten in einer stürmischen Wahlversammlung zum Sheriff gewählt hatten. Es war kein schlechter Griff gewesen, den man mit dieser Wahl getan, denn John Jeffers besaß einige Eigenschaften, die verschiedenen Herrschaften in und außerhalb des Ortes nicht sonderlich gefielen.

    Er war vor allen Dingen grundehrlich und unbestechlich,

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