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Conny Cöll - Helden der Wildnis
Conny Cöll - Helden der Wildnis
Conny Cöll - Helden der Wildnis
eBook244 Seiten3 Stunden

Conny Cöll - Helden der Wildnis

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Über dieses E-Book

Conny rettet eine wichtige Erfindung

Oberst Sinclar schickt Conny Cöll zur Paso-doble-Ranch, einem Ausbildungscamp für "Ganoven im Frack". Die Ranch ist eine Spielhölle, in der reiche Unternehmer von dem Verbrecher Portofino Parras um ihr Vermögen gebracht werden. Manch einer der Geschädigten nimmt sich daraufhin das Leben, wobei die Ganoven gerne auch etwas nachhelfen. Zusätzlich gehen Drogengeschäfte, Banküberfälle und einiges mehr auf das Konto von Parras und seinem Vormann Juanico.
Um das Verbrechernest auszuheben schleicht sich Conny Cöll, getarnt als Stalljunge, auf der Ranch ein. Dorthin unterwegs ist auch John Enfield. Der hat gerade eine wichtige Erfindung gemacht, ein neues extrem leichtes Präzisionsgewehr, das er in der Umgebung der Paso-doble-Ranch testen will. Danach möchte er sein Patent an die Regierung verkaufen. Leider fällt er jedoch bereits auf dem Hinweg einem Puma zum Opfer.
Das Gewehr gerät auf Umwegen ausgerechnet in die Hände der Gewaltverbrecher Parras und Juanico, die gerade auf dem Weg sind sich mit ihrem illegal erworbenen Vermögen nach Mexico abzusetzen. Sie erkennen sogleich das Potential, das in der Erfindung steckt. Umgehend wollen sie die wertvolle Waffe für ihre dunklen Geschäfte nutzen.
Conny kann jedoch, nach einer wilden Verfolgungsjagd, das umkämpfte Gewehr seiner wahren Bestimmung zuführen. Und Schwarzwolf besiegt in einem bestialischen Kampf den gefährlichen Puma, dem nicht nur John Enfield zum Opfer gefallen war.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum9. Juli 2013
ISBN9783874116008
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    Buchvorschau

    Conny Cöll - Helden der Wildnis - Konrad Kölbl

    Kölbl

    Inhalt

    Intro

    Die Paso-doble-Ranch

    John Enfield

    Jim Aleott, der Trader

    Der Puma

    Geheimsache 08

    Anmerkungen

    Über den Autor

    Über das Buch

    Impressum

    Intro

    Inmitten der unberührten Berg- und Waldwildnis des Paso-doble-Tales in New Mexico liegt eine Gastranch, über der sich dunkle Wolken des Unheils zusammenziehen.

    Mit unbarmherziger Hand griff das raue Schicksal nach dem Leben Sam Whitemans, des allmächtigen Stahlkönigs von Pittsburg. Sein gewaltsamer Tod machte das turbulente Geschehen noch geheimnisvoller.

    Die Wildnis ruft – die rätselhafte Wildnis, die voller Herrlichkeiten, aber auch voller Gefahren ist. Ihr Ruf wird auch auf der Paso-doble-Ranch vernommen. Unüberhörbar. Sie streckt ihre Krallen nach den Menschen aus, die in ihr Reich eindringen …

    Ein dramatisch-rasantes Geschehen zieht an Ihrem geistigen Auge vorüber, mit dem die Menschen nicht fertig werden konnten. Geschöpfen der Tierwelt blieb es vorbehalten, die Rätsel zu lösen und zu entwirren: Schwarzwolf, dem vierbeinigen Kameraden Conny Cölls und Satan, dem prachtvollen Rapphengst, die stets das geblieben, was sie immer waren: Helden der Wildnis – –

    Die Paso-doble-Ranch

    Schwarzwolf durcheilte im fördernden Wolfstrab das zerklüftete Gebirge. Federnd, schier schwerelos, glitt der riesige Timberwolf aus den schweigenden Wäldern des hohen Nordens durch die einsame Landschaft; mit gesenktem Schädel, aus dem die hechelnde Zunge quoll. Drückende Hitze lag über der Steppe. Staub wirbelte unter seinen harten Pfotenballen auf, Staub, der Todfeind einer Wolfsnase, der die Witterung zerstört. Bald würde üppiges Grünland erreicht sein, Schwarzwolf roch bereits den erfrischenden Duft von Ginstersträuchern und Salbeibüschen.

    Plötzlich verhielt er seinen Lauf. Vor ihm senkte sich ein steiler Hang ins grüne Tal hinab. Verworrene Rufe und ein Gewirr von Stimmen wurden laut. Das Tal breitete sich vor den Lichtern des Tieres aus, ein romantisches Eiland inmitten der Wildnis. Menschen bewegten sich zwischen grellweiß in der Sonne leuchtenden Gebäuden, aber Schwarzwolf sah sie nicht. Wolfsaugen können nicht weit sehen. Neugierig begann seine Nase zu winden. Die Nase verriet ihm viel, manchmal alles. Sie witterte ins unbekannte Tal, denn von dort trug ihm der heiße Glutwind Neumexikos Gerüche zu, die ihm vertraut waren! Dort unten lebten Menschen, Pferde, Schafe, dort unten waren Häuser, Ställe und Gehege.

    Die harten Pfoten fest gegen den von der Glut der Sonne erhitzten Felsgrund gestemmt, äugte der Wolf ins einsame Gebirgstal, unschlüssig, zaudernd.

    Seit der grauen Morgendämmerung war er seinem Herrn voraus getrabt. Nur die stille Einsamkeit der weglosen Wildnis war um ihn gewesen, ein paarmal unterbrochen von den schrillen Pfiffen der Murmeltiere, die bei seiner Annäherung flink in ihren Erdbauten verschwanden, oder dem gellenden Jagdschrei eines Raubvogels, der hoch in den Lüften seine Kreise zog. Die Witterung wurde stärker – aber sie genügte Schwarzwolf nicht. Er pirschte sich näher heran. Dort unten waren Menschen! Dort unten waren Pferde! Dort unten waren Häuser, war – Gefahr!

    Den zottigen Schädel weit vorgestreckt, sicherte Schwarzwolf von seinem neuen, günstigen Standpunkt aus ins Tal hinab. Die grünschillernden Wolfslichter mit den schmalen Pupillen suchten den weiten, kiesbestreuten Platz zwischen den Ranchgebäuden ab, sahen – wenn auch verschwommen – die kleinen Reitergruppen bei den Ställen, erspähten die Cowboys, die frische Reittiere aus den eingegitterten Weideplätzen führten.

    Hufgeklapper hinter den bizarr geformten Felstürmen wurde laut. Schwarzwolf hatte die geliebte Witterung seines großen Kameraden schon längst in sich aufgenommen. Er blickte nicht zurück. Unverwandt blitzten seine schillernden Lichter auf die Ranch im Tal. Seine buschige Wolfsrute klopfte die heftig atmenden Flanken. Sein Herr war angekommen. Conny Cöll glitt aus dem Sattel und warf Satan die Zügel über den Kopf. Der Mann mit dem Körperbau eines Athleten bewegte sich mit katzenartiger Geschmeidigkeit, er schien von dem tageweiten Ritt ebenso wenig ermüdet wie sein prächtiger Rapphengst und wie sein Wolf.

    „Braver …, flüsterte der Westmann, während er seine steifgewordenen Glieder streckte und dehnte, „was hast du denn dort unten entdeckt? Zärtlich fuhr seine Rechte durch das krause Fell des treuen Vierbeiners, während er selbst einen kurzen Blick ins Tal warf. „Es ist die Paso-doble-Ranch, Schwarzer, fuhr er fort, „da hätten wir unser Ziel ohne besondere Zwischenfälle erreicht – früher als ich dachte. Bis die Sonne sinkt und die Nacht hereinbricht, bleibt uns noch genügend Zeit. Wir können noch ausgiebig rasten und uns für den Empfang dort unten vorbereiten! Die Paso-doble-Ranch, mein Braver, ist keine gewöhnliche Ranch, auf der Pferde, Rinder oder Schafe gezüchtet werden. Die Paso-doble-Ranch züchtet ganz andere Lebewesen – eine ganz besondere Sorte Strolche und Ganoven. Banditen im Frack! Da staunst du, was, Schwarzer! Man kann auf dieser Ranch nicht einfach erscheinen, wie man aus der Wildnis kommt, schmutzig und abgerissen. Man muss sich fein machen. Die vornehmen Ladies dort unten würden sofort die gepuderten Nasen rümpfen, wenn echte Cowboys mit schwitzenden und ausgepumpten Präriegäulen in ihre Nähe kämen! Auch die Cowboys und ihre Pferde da unten sind von ganz besonderer Art, musst du wissen. Wir werden es erleben – besonders du! Pass auf, was sie treiben! Aber davon später! Ich will nach den Pferden sehen.

    Conny Cöll trat zur Felswand, wo im blauen Schlagschatten der Gesteinszinne sein Rapphengst Satan stand.

    Feurig mit den Zähnen auf der Trense mahlend, schnaubte Satan freudig seinem Herrn entgegen. Der Rappe war frisch und behänd, als habe er keinen Tagesritt über unwegsames Felsgebirge hinter sich, sondern komme soeben ausgeruht von der Weide. Kein Härchen seines glänzenden Felles schimmerte feucht.

    Ganz anders dagegen schien Sally, dem Packpferd, der Ritt bekommen zu sein. Müde ließ die Stute den Kopf hängen und ihre Brust glänzte in Strömen von Schweiß.

    Mit wenigen, geübten Griffen löste der Westreiter den schweren Packsattel, suchte sich eine Handvoll des dürren, harten Grases zusammen, das zwischen den Felsbrocken wuchs, und begann, mit festen Strichen das schweißnasse Fell der Fuchsstute zu striegeln.

    „Solche Strapazen bist du altes Mädchen nicht gewöhnt, sagte Conny Cöll zu ihr und tätschelte sie am Hals und hinter den kleinen, klugen Ohren. „Bist halt ein arbeitsamer Ranchgaul, der sonst tagein tagaus seine Mistkarre zieht. Solche Ritte mitten durch die Berge strengen an, nicht wahr? Du wirst dein ganzes überflüssiges Fett verloren haben, bis ich dich deinem Herrn zurückbringe, und Rancher Holiday wird glauben, du bist um mindestens fünf Jahre jünger geworden!

    Ergeben in ihr Schicksal ließ sich die Stute von Connys geschickten Händen trockenreiben. Dann trottete sie müde und zerschlagen zu Satan hinüber, der sich die besten Gräser zwischen den Steinen suchte.

    Der Westreiter holte seine kleine Holzpfeife hervor, stopfte sie umständlich mit feinem, goldgelbem Virginiatabak und zündete sie endlich an. Nachdem er die ersten blauen Wölkchen genießerisch mit dem heißen Wind auf die Reise geschickt hatte, ging er wieder zu Schwarzwolf und ließ sich an dessen Seite nieder. Er schlang den Arm um den Hals des treuen Kameraden, der immer noch leise brummend und grollend auf die Ranch hinabsah.

    „Ja, Schwarzer, sagte Conny und kraulte dem Wolf das zottige Fell, „das ist schon eine komische Ranch dort unten, und ihr Besitzer ist ein ebenso komischer Vogel, kann ich dir sagen! Porfirio Parras –! Er hat zwar noch nie unseren Weg gekreuzt, aber seine Taten stinken allmählich derart zum Himmel, dass sich Old John in Prescott veranlasst sah, uns drei auf seine Fährte zu setzen.

    Schwarzwolf entblößte die dolchartigen, blitzenden Zähne und stieß ein heiseres Grollen aus.

    „Ah, lachte Conny Cöll, „du musst nicht gleich so böse werden, Braver! Lass‘ dir Zeit. Du wirst diesen Banditen noch früh genug zwischen deine Zähne bekommen! Porfirio Parras ist ein neunmal schlauer Mexikaner, ein mit allen Wassern gewaschener Gauner, wie er uns nicht alle Tage über den Weg läuft. Wir müssen sorgfältig vorgehen, damit uns dieser fette Brocken nicht entwischt, verstehst du! Ich befürchte nur, wir könnten ihm schon signalisiert sein! Wenn wir ihm auch noch nie persönlich begegnet sind, so wird er doch von Anfang an wissen, welches Dreigespann da auf seine Ranch gekommen ist, sobald er uns erblickt. Wer reitet denn außer mir im Wilden Westen einen Rapphengst, wie? Und wer hätte noch einen solchen Burschen wie dich dabei, Schwarzwolf? Das ist der Punkt, der mir Sorgen macht! Wenn du bloß nicht gleich jedem Verdächtigen dein furchteinflößendes Gebiss zeigen würdest! Dann könnte ich sagen, dass du weiter nichts als ein Hofhund bist. So aber … ach, ich sehe wirklich schwarz!

    Wieder grollte der Wolf böse und gefährlich auf.

    „Aber – natürlich, schimpfte Conny Cöll lachend und schüttelte seinen treuesten Gefährten an den langen, schwarzen Zotteln, „du kannst deine Wolfsnatur eben nicht verleugnen, das ist klar. Diesmal solltest du allerdings so tun, als ob du auch fromm sein könntest. … weißt du, wie der Wolf im Märchen – Schwarzer! Denk an die Schafe mit ihrem Unschuldspelz, ja? Es steht allerhand auf dem Spiel!

    Ja, das ‚Spiel‘ bestand darin, die Paso-doble-Ranch auszuräuchern; so hatte Oberst Sinclar ihnen von Prescott aus nach Amarillo gedrahtet, wo sie gerade Sten Holyoke und Kay Branky, die beiden texanischen Bankräuber erledigt hatten.

    Conny Cöll hatte damals schon vermutet, dass diese beiden Desperados einen ganz bestimmten Schlupfwinkel haben mussten, der sie infolge seiner Eigenart jeglicher Verfolgung mit ziemlicher Sicherheit entzog. Und dieser Schlupfwinkel war die Paso-doble-Ranch: Das freilich hätte Conny Cöll sich nicht träumen lassen! Dies hatte Old John, der schlaue Fuchs, ausgeknobelt. Aber in den Akten der Bundespolizei war Porfirio Parras als Besitzer der Ranch in einer Weise geschildert, dass der Oberst nicht umhin konnte, seine Nummer Eins unverzüglich mit der neuen Aufgabe zu betrauen.

    „Porfirio Parras, lautete die Auskunft der Bundespolizei, „ist nach eigenen Angaben 1875 in Saltillo, Mexiko, geboren. Kam 1898 in die Staaten. Organisierte in El Paso illegale Glücksspiele und sollte maßgeblich am Rauschgiftschmuggel mit Marihuana beteiligt gewesen sein. Besaß bei seiner ersten Verhaftung ein Vermögen von einhundertsechzigtausend Dollar. 1899 bis 1904 im Zuchthaus von Colorado. Lernt dort den Raubmörder Mel Shattuk kennen und bereitet von außen nach seiner Entlassung dessen Ausbruch aus dem Zuchthaus vor. Verschaffte sich ein einwandfreies Alibi und musste von der Anklage der Beihilfe zum Ausbruch Shattuks aus dem Zuchthaus freigesprochen werden. Lebt anscheinend ohne Beruf in Amarillo. Mehrere organisierte Bandeneinbrüche bei der Länderbank von Texas, der Canadian-Bank sowie beim Bankhaus Kerrville Brothers gehen mit Sicherheit auf sein Konto. Hat jedoch stets einwandfreie Mittelsmänner, die seine Harmlosigkeit beschwören. Daher Einschreiten der Gerichte unmöglich. Mit einem Vermögen von annähernd fünfhunderttausend Dollar ersteht er 1907 die Paso-doble-Ranch, die er mit allen Raffinessen für den Fremdenverkehr einrichtet. In bestimmten Gasträumen der Ranch soll hoch und falsch gespielt werden …

    „Schwarzer, sagte Conny Cöll wieder aus seinen Überlegungen, „der Oberst hat da eine Menge Einzelheiten entdeckt. Ich denke, damit können wir schon etwas anfangen – hm … Tatsächlich war es so, dass auffallend viele reiche Leute zu ihrer Erholung die Paso-doble-Ranch aufsuchten. Es war Mode geworden, jetzt, wo die große, wilde Zeit allmählich zu Ende ging, den Cowboy zu spielen. Die reichen Snobs zogen sich bunte Hemden und Reithosen an, schnallten sich mächtige Schießeisen um und spielten ‚Wilder Westen‘. Sie zahlten für dieses Vergnügen große Summen und an den Abenden saßen sie in Porfirios Spielhölle herum und verspielten ihr Vermögen, das sie unter rücksichtslosem Einsatz ihres Geschäftsgeistes in Jahrzehnten erworben hatten. Auffallend war indessen, dass immer wieder Gäste der Paso-doble-Ranch in ihre eigenen Bowiemesser fielen, dass ihre Schießeisen unversehens losgingen und zwar so unglücklich, dass stets ihre eigenen, wohlgenährten Bäuche die Löcher abbekamen … Nun, man würde ja bald sehen, woher das kam.

    Schwarzwolf starrte in den Grund des Tales hinab und knurrte. Die Sonne vergoldete den Rauch, der sich aus den Kaminen der Ranch kräuselte. Es war Essenszeit. Der Gong rief zum Lunch und Conny Cöll erhob sich, als fühle er sich durch die langhin hallenden Töne ebenfalls eingeladen, an der reich gedeckten Tafel Platz zu nehmen.

    „Wenn’s bloß gutgeht, seufzte er beinahe zweifelnd. „Ich will jedenfalls meine dümmste Miene aufsetzen und tun, als ob ich von nichts wüsste … und du, Schwarzwolf, er griff dem aufspringenden Tier nochmals in die buschige Rute, „du weißt, was die Glocke geschlagen hat!"

    – – –

    Die Paso-doble-Ranch –

    Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da war das große Grenible-Tal eine romantische Wildnis gewesen. Erfrischende Gebirgsbäche durchzogen die wild zerklüftete Landschaft. Hemlocktannen, deren mächtige Kronen hoch in den Himmel ragten, begrenzten ein Waldgebiet, das in seiner majestätischen Schönheit kaum noch seinesgleichen hatte. Die Tiere der Wildnis hatten sich wohlgefühlt in dieser paradiesischen Natur. Dann war der Mensch gekommen. In seinem klugen Kopf war der Gedanke gereift, gerade hier ein modernes Märchenschloss zu erbauen. Gordon Fillingrush hieß er und war seines Zeichens Architekt. Was er in den Riesenstädten des Ostens nicht verwirklichen konnte, das vollendete er inmitten des zauberhaften Grenible-Tals. Er baute eine Ranch, wie sie der ganze Süden noch nie gesehen hatte. Eine Ranch, die nicht für die Aufzucht von Vieh gedacht war, sondern einer ganz anderen Bestimmung zugeführt werden sollte. Sie wurde mit zahlreichen, luxuriös ausgestatteten Zimmern versehen, die mit denen der elegantesten Hotels keinen Vergleich zu scheuen brauchten. Jedes Zimmer hatte ein eigenes Bad, eine Sensation für die damalige Zeit. Überall, in den Fluchten der Appartements, auf den zahlreichen Korridoren, auf den Treppen, lagen echte Perserteppiche. Wasser – Mangelware überall im Süden – floss in Strömen. Die komfortabel ausgestatteten Speise- und Aufenthaltsräume waren in Licht getaucht, das von einigen Generatoren erzeugt wurde. Die geräumige und hygienisch einwandfreie Küche war in der Lage, auch dem verwöhntesten Gaumen gerecht zu werden. In den kühlen Kellergewölben lagerten erlesene Weine und teuerste Spirituosen aus dem alten Europa. Wie gesagt, es war an alles gedacht. Die Paso-doble-Ranch hätte, was ihren Luxus anbetraf, dem Astor Hotel in New York gleichgestellt werden können. Es fehlten nur noch die Gäste.

    Gordon Fillingrush aber hatte genau gewusst, was er tat. Die Gäste würden kommen, davon war er fest überzeugt. Er versandte Prospekte in alle Teile der Staaten. Er pries mit leidenschaftlichen Worten das Märchenschloss in der Wildnis, er schilderte die wundervolle Lage, die einladende, verlockende Wildnis, in der Pumas, Bären, Wölfe, Hyänen, Luchse, Elche, Büffel und die seltensten Raubvögel hausten, die zur Jagd förmlich herausforderten. Er erfand Geschichten, die den vornehmen Ladies Tränen der Rührung in die Augen trieb; von wilden Katzen, die ihre Jungen vor den bösen Wölfen dadurch schützen wollten, dass sie nachts in die Kemenaten der Ranch Einlass begehrten, um sich der Hilfe der Menschen zu versichern. Die bösen Wölfe … die nur darauf warteten, von braven Großstädtern abgeschossen zu werden! Und die Gäste kamen. Sie sahen, staunten und bewunderten. Zeitungen berichteten von dem ‚Hotel in der Wildnis‘. Und da hatte Gordon Fillingrush eine geniale Werbeidee. Er lud Mister Rockefeller ein, kostenlos vier Wochen Gast in der Paso-doble-Ranch zu sein. Rockefeller, für seinen Geiz bekannt, nahm die Einladung an. Er lobte die wundervolle Lage dieser einmaligen Erholungsstätte für den wohlhabenden Mann, die es ihm erlaubte, aus seiner gewohnten eleganten Welt direkt in Gottes unberührteste Wildnis zu treten. Selbstverständlich wohlbeschützt, denn zahlreiche Cowboys, die mit ihren Waffen bestens umzugehen verstanden, waren zu jeder Minute für die Gäste verfügbar. Man ritt auf echten Wildpferden, man hörte das Kreischen der Raubkatzen, das Heulen der Kojoten, das Stimmengewirr der Wildnis. Man wusste die Gefahr nahe, die jenes prickelnde Gefühl erzeugt, das die Herzen der Menschen höher schlagen lässt. Das Geschäft florierte. Nur eins war von Nachteil: Die Gäste blieben nicht lange. Es war nicht jedem gegeben, die unheimliche Ruhe und Abgeschiedenheit dieser Märchenwelt im Wald länger als eine Woche hinzunehmen. Einsamkeit bedeutet Erholung, aber auf lange Dauer ist sie schwer zu ertragen. Es fehlte an Abwechslungen, an Vergnügungen, an geselliger Zerstreuung. Gordon Fillingrush aber hatte nur an die Natur gedacht, an ihre Schönheiten, an den Quellstrom aufbauender Nervenkraft. Die Gedanken an Amüsement fanden in seiner schönheitsdurstigen Seele keinen Platz. Schließlich legten ihm die reichen Nichtstuer, aus denen sich seine Gäste in erster Linie zusammensetzten, die Errichtung eines geheimen Spieltisches nahe. Doch dazu war Gordon Fillingrush nicht der richtige Mann. Das Geschäft ging zurück und er, der Hoffnungsfrohe, begann zu resignieren. Es begannen immer mehr Gäste auszubleiben, das Interesse an der Paso-doble-Ranch schien zu erlöschen. Da hatte sich der Erbauer entschlossen, sich nach einem Nachfolger umzusehen.

    – – –

    Die abgebrühten Burschen, die sich auf der Paso-doble-Ranch als Cowboys herumtrieben, sahen es mit dem ersten Blick, dass der neu angekommene Mann nicht zu den zahlungskräftigen Gästen zählte. Sie vermuteten vielmehr, dass er ein Cowboy war, der einen neuen Job suchte. Und damit hatten sie nicht ganz unrecht.

    Der hünenhaft gewachsene Blonde zog seinen blitzsauberen, weißen Stetson und grüßte höflich in die Runde, ehe er umständlich und steifbeinig aus dem Sattel stieg.

    „Hallo Boys!", grüßte er freundlich.

    „Hallo, Blonder!", scholl es misstrauisch zurück. Alles Neue, das von draußen kam, mahnte zur Vorsicht. Man hatte Grund, argwöhnisch zu sein.

    Der Fremde ritt eine Fuchsstute, die sich vor Müdigkeit kaum noch auf den langen Beinen hielt. Am Halfter führte er aber einen Rapphengst, wie man ihn nicht jeden Tag zu sehen bekam. Dieser Gaul schien den Teufel persönlich im Leibe zu haben, denn vor lauter Temperament vermochte er nicht eine Sekunde lang stillzustehen. Und diesem springlebendigen Hengst hatte der Fremde den schweren Packsattel aufgeschnürt!

    Aber er ließ den Boys keine Zeit, sich mit diesem seltsamen Umstand länger zu befassen. Der Fremde hatte nämlich noch einen riesigen, pechschwarzen Wolfshund in seiner Begleitung. Gewiss besaß der eine oder andere Cowboy einen starken Hirtenhund, aber keiner noch hatte einen derartig großen, geradezu wild aussehenden Wolfshund gesehen.

    Der Hund hielt sich dicht an die rechte Seite seines Herrn. Er bellte

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