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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 506: Standrecht
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 506: Standrecht
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 506: Standrecht
eBook104 Seiten1 Stunde

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 506: Standrecht

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Über dieses E-Book

Carberry befaßte sich mit dem bulligen Sancho, einem der sogenannten Leibwächter des Kaschemmenwirts. Mit einem gewaltigen Schwinger landete seine Faust unter der Kinnlade des Bullen. Der Hieb beförderte Sancho quer durch die Kaschemme bis zum Ausgang. Unter den betroffenen, verständnislosen Blicken der Bastida-Horde krachte der Kerl auf die Bretter, daß die Staubwolken aufstiegen. Am Ausgang stand Eric Winlow, der Koch der "Le Vengeurs". Er sammelte den Kerl auf, schlug ebenfalls zu, und Sancho setzte seinen Flug fort. Wie von einem Katapult abgeschossen, raste er nach draußen und landete auf den Katzenköpfen vor der Kneipe. Dort war für ihn Feierabend. In der Kaschemme begann die Welt kopfzustehen...
SpracheDeutsch
HerausgeberPabel eBooks
Erscheinungsdatum9. Apr. 2019
ISBN9783954399147
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 506: Standrecht

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    Buchvorschau

    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 506 - Roy Palmer

    6

    1.

    Er war ein Mann der ersten Linie, ein Offizier von der eisenharten Sorte. Nichts vermochte ihn zu beeindrucken oder gar zum Zaudern zu bringen. Die Belagerung der Residenz war in vollem Gange. Es war nur noch eine Frage der Zeit, dann würde er, de Escobedo, als neuer Regent den Gouverneurspalast beziehen.

    Ein großes, quadratisches Haus mit Fensterläden stand an der Plaza von Havanna, ganz aus wuchtigen Quadersteinen errichtet. Vor wenigen Tagen hatten hier noch die Besitzer – reiche Bürger – gewohnt. Jetzt hatte de Escobedo das Gebäude als „provisorische Residenz" ausgewählt. Hier hatte er sein Hauptquartier und seinen Befehlsstand eingerichtet.

    Er thronte auf einem wertvollen geschnitzten Holzgestühl im Saal des Hauses und hatte vor sich auf einer riesigen Eichenholztafel Pergamentrollen ausgebreitet. Über ihm waren mit Ornamenten verzierte Deckenbalken, von den Wänden blickte eine auf Ölgemälden festgehaltene Verwandtengalerie auf ihn herunter.

    Als mit der Belagerung begonnen worden war, hatte Alonzo de Escobedo seinen Stand noch direkt unter den Kerlen gehabt, mitten zwischen den Barrikaden. Inzwischen war das nicht mehr erforderlich. Er brauchte den Angriff nicht mehr aus nächster Nähe zu leiten. Es genügte, hin und wieder eine Inspektions- und Kontrollrunde zu unternehmen.

    Die Kerle – mehr als hundert Mann, allesamt Galgenstricke und Lumpenhunde – wußten, was sie zu tun hatten. Hin und wieder wurde mit Drehbassen auf die Residenz gefeuert. Das gehörte zur Taktik. Es galt, die Gegner, die sich hinter den dicken Mauern des Palastes verschanzt hatten, weichzukochen und auszuhungern.

    Viel hatten die Eingeschlossenen sicherlich nicht mehr zu beißen – und auch am erforderlichen Wasser würde es ihnen sehr bald mangeln. Hinzu kam, daß Bastida Ochsen und Ferkel an Kochstellen rund um die Plaza zubereiten ließ. Der Duft wehte natürlich bis zur Residenz. Ganz gehörig mußte dem „Pack", das dort Zuflucht gesucht hatte, mittlerweile der Magen knurren.

    De Escobedos Truppe hatte indessen satt zu essen und reichlich zu trinken. Der Wein floß in Strömen. Und es mangelte auch sonst an nichts. Bastidas „Schnepfen", die nun sozusagen als Marketenderinnen eingesetzt wurden, versorgten die Kerle mit käuflicher Liebe. Zur Zeit waren die Preise besonders niedrig – ein Sonderangebot des schlauen Bastida.

    Überhaupt, dieser Gonzalo Bastida! De Escobedo war froh, sich mit ihm verbündet zu haben. Der dicke Kaschemmenwirt war seine letzte Rettung gewesen. Ohne Bastida hätte de Escobedo niemals wieder eine Streitmacht auf die Beine gestellt. Mit Gewalt hatte der Dicke die Kerle rekrutieren lassen. Bastida verfügte über die erforderlichen Mittel, die Macht und die Handlanger dafür.

    Seine vier Leibwächter Cuchillo, Gayo, Rioja und Sancho sowie die „Soldados" – eine Schlägertruppe – hatten an allen Ecken und Enden der Stadt das üble Gelichter zusammengetrieben. Cuchillo und Gayo hatten nur ein paar Exempel zu statuieren brauchen, und schon war der Rest der Plünderer von Havanna mit fliegenden Fahnen zu Gonzalo Bastida übergelaufen.

    Daß sie es nicht schlecht hatten, das war den Kerlen inzwischen klargeworden. Keiner dachte auch nur im Traum daran, abzuhauen. War das nicht ein feines Leben? Man aß und soff, und so ganz nebenbei wurde dabei die Residenz vereinnahmt. Zwischendurch war sogar noch Zeit zum Herumhuren.

    Und wenn die Verteidiger der Residenz endlich die Fahne strichen, würde man den Palast mit Hurra und Gebrüll stürmen, die Frauen vergewaltigen und die Schatzkammern plündern.

    So einfach war das. Havanna gehörte dem Mob. De Escobedo und Bastida würden die neuen Herrscher der Stadt sein – de Escobedo offiziell als neuer Gouverneur, Bastida als graue Eminenz und Fadenzieher im Hintergrund. Mit Havanna gehörte ihnen auch Kuba. Spanien und der König waren weit weg. Man konnte leben wie die Made im Speck.

    De Escobedo betrachtete lächelnd seine Aufzeichnungen. Mal öffnete er die eine Pergamentrolle, dann die andere. Er hatte verschiedene Pläne entworfen, wie die Kerle beim Sturm in die Residenz eindringen und sogleich die neuralgischen Punkte besetzen sollten.

    Des weiteren hatte er über einen Um- und Ausbau des Palastes nachgedacht. Ideen waren genug vorhanden. De Escobedo hatte sich fest vorgenommen, sie alle in die Tat umzusetzen.

    Bastida sollte ruhig glauben, daß er später auch seine Position als Chef der Unterwelt von Havanna behalten würde. De Escobedo beließ ihn bei dieser Annahme. Später würde er dem Dicken schon zeigen, wer hier die Nummer eins war.

    Irgendwann würde Bastida verschwinden. Im Dschungel. Von wilden Tieren zerfetzt, von einer giftigen Schlange gebissen. Oder im Meer. Bei einem Bootsausflug verunglückt. Oder im Kerker der Residenz. Bastida würde nicht der erste sein, der in dem Gewölbe jämmerlich verreckte.

    Don Antonio de Quintanilla hatte es ja schließlich vorexerziert, wie man mit lästigen Mitwissern oder Frechlingen umsprang. Sie hatten kein sehr langes Leben. Doch vorläufig war dies noch Zukunftsmusik. De Escobedo mußte mit den Wölfen heulen. Bastida und dessen Bande waren ihm Mittel zum Zweck.

    Alonzo de Escobedo klatschte in die Hände. Sofort erschien eine der „Marketenderinnen. Sie hieß Maria Dolores und war eins von Bastidas besten „Pferdchen im Stall.

    Maria Dolores trug ein tief ausgeschnittenes Kleid. Ihre Hüften wippten aufreizend bei jedem Schritt. Dicht vor der Tafel blieb sie stehen. „Señor Kommandant wünschen?"

    „Wein", sagte de Escobedo.

    Maria Dolores nickte und holte einen Kristallkelch und einen Krug. Lächelnd füllte sie den Kelch mit schwerem dunkelrotem Wein und setzte ihn de Escobedo vor.

    De Escobedo trank. Er schnalzte mit der Zunge und sagte: „Ein wirklich vorzüglicher Tropfen."

    „Soll ich nachschenken?" fragte Maria Dolores.

    „Nur zu."

    Maria Dolores ließ den Wein erneut in den Kelch plätschern. Am liebsten hätte sie ihn dem eingebildeten, arroganten Laffen ins Gesicht gekippt. Aber sie hütete sich, auch nur etwas von dem Widerwillen durchblicken zu lassen, den sie diesem Mann gegenüber empfand. Schließlich hatte man ja so etwas wie eine Berufsehre. Und Maria Dolores war gut in ihrem Fach.

    „Zum Wohl", sagte sie.

    De Escobedo leerte den Kelch, setzte ihn auf dem Tisch ab und zog die Hure zu sich heran.

    „Wann gehst du eigentlich zu Bett, Schätzchen?" fragte er grinsend.

    „Wenn du es befiehlst, Señor Kommandant."

    „Sehr gut. Mit wem?"

    „Mit wem du befiehlst, Señor Kommandant."

    „Ausgezeichnet. De Escobedo erhob sich. „Ich kontrolliere jetzt die Posten. Halte dich zu meiner Verfügung.

    „Zu Befehl."

    „Jede Zuwiderhandlung wird streng bestraft, sagte de Escobedo. „Wer nicht pariert, empfängt die Peitsche.

    „Oh, wie schrecklich, hauchte Maria Dolores. „Ich habe richtig Angst.

    De Escobedo lachte rauh und verpaßte der Frau einen derben Hieb aufs Hinterteil. Sie kreischte und nahm Reißaus – de Escobedo ging zur Tür und trat auf den Flur. Draußen donnerte gerade wieder eine Drehbasse. Die Kugel flog über die Außenmauer der Residenz und knallte in eins der Fenster des Hauptgebäudes, das noch heil geblieben war. Klirrend zerbrach das Bleiglas. Wütende Rufe ertönten aus dem Palast. Irgendwo begann ein Kind zu weinen. Die Belagerer lachten roh und stießen höhnische Pfiffe aus.

    Mit erhobenem Kopf begab sich Alonzo de Escobedo ins Freie, ganz Feldherr und überlegener Potentat. Am liebsten hätte er eine zündende Ansprache an seine „Armee" gehalten. Es mußte der Wein sein, der ihm

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