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Conny Cöll - Tipply Greek
Conny Cöll - Tipply Greek
Conny Cöll - Tipply Greek
eBook255 Seiten3 Stunden

Conny Cöll - Tipply Greek

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Über dieses E-Book

Old Harris, der große Menschenfeind, dessen ganze Liebe den wilden Geschöpfen des Urwaldes gilt, Conny Cöll mit seinen vierbeinigen Kameraden Schwarzwolf und Satan, die beiden Green-Girls, die das raue Trapperhandwerk der bequemen Bürgerlichkeit in der Zivilisation vorziehen, vereinen sich am Schauplatz einer Tragödie, die jedes mitfühlende Herz erschüttert.
Ein Grisly und ein Wolf — zwei grundverschiedene Geschöpfe — haben sich zu einem freundschaftlichen Schutz- und Trutzbündnis zusammengetan und es ist vor allem auch der köstliche, mitunter wahrhaft "bärbeißige" Humor, der ihre Geschichte, ihr Leben und Sterben zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lässt.

Aufgrund des Alters des Textes kann es sein, dass im Inhalt Begriffe verwendet werden, die heute nicht mehr gebräuchlich bzw. nicht mehr politisch korrekt sind.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum11. Mai 2024
ISBN9783946554905
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    Buchvorschau

    Conny Cöll - Tipply Greek - Konrad Kölbl

    Tipply Greek

    von Konrad Kölbl

    1952

    Inhaltsverzeichnis

    Die Spielkarte!

    Tipply Greek

    Das Haus im Grand Canon

    Jack Hales

    Anmerkung

    Die Spielkarte!

    An einem strahlend schönen Sommermorgen war es, als die erste Bluttat unter diesem seltsamen Zeichen geschah ...

    John Pearson, ein alter, wetterharter Cowboy, brachte als erster die Schreckenskunde nach Marcos und sie rief anfänglich nur ungläubiges Staunen hervor. Die Peel-Ranch, eine der reichsten Besitzungen ganz in der Nähe der sich rasch entwickelnden Stadt, war überfallen worden. Brutal und vernichtend!

    Als der alte Pearson diese Nachricht brachte, war Sheriff Noel Ricly gerade damit beschäftigt, seine Morgenzeitung zu lesen. Er liebte es nicht, dabei gestört zu werden, denn das Studium der „Marcos-News" gehörte, wie er immer wieder erklärte, mit zu seinen vordringlichsten Obliegenheiten. Mit gerunzelter Stirn und leicht zusammengezogenen Lippen, die in solchen Momenten des Ärgers immer ausschauten wie ein einziger schmalgezogener Strich, blickte er auf den Überbringer dieser Hiobsbotschaft, der mit tief in das Gesicht gezogenem Stetson auf der Schwelle stand. Schwer hob und senkte sich die Brust des alten Cowboys und aus seinem Gesicht strahlte förmlich die Ungeduld, seine zentnerschwer auf ihm lastende Unglücksnachricht loszuwerden.

    „Banditen haben unsere Ranch überfallen, Sheriff, rief er, und seine Worte übersprudelten sich geradezu. „Ihr müsst sofort kommen ... mit Euren Leuten ...

    „Banditen ...?"

    „Unbekannte Kerle waren es ... und nur drei ..."

    „Unmöglich, kam es überrascht aus dem Munde Riclys, „ihr seid doch eine stattliche Mannschaft! Zum Teufel noch einmal, Pearson, du treibst wohl einen tollen Scherz mit mir ...

    Der alte Cowboy riss seinen Stetson vom Kopf und diese Bewegung zeugte von der ganzen hilflosen Verzweiflung, die Worte suchte und keine fand.

    „Du willst mir doch nicht weismachen wollen, Pearson, fuhr der Sheriff fast böse fort, „dass es drei Kerle wagen können, eine solche Ranch wie die eure zu überfallen! Noch dazu am hellen Morgen! Hat man so viel Unsinn schon einmal gehört? Was habt ihr mit den Boys gemacht? Hoffentlich nicht gleich aufgehängt?

    Pearson zerknüllte wütend das Stück Filzhut zwischen seinen Fäusten und eine ganze Wolke feinen Steppensandes umstaubte plötzlich seine Gestalt. Dann begannen eben diese grimmigen Fäuste leicht zu zittern.

    „Die Banditen kamen so plötzlich über uns, dass wir vollkommen überrascht dem ersten Angriff ausgesetzt waren! Dabei wurden Hal, José und der dicke Mex von den Kugeln getroffen. Alles rannte nach den Waffen ..."

    „Unglaublich! Die lagen wohl eingemottet unter den Betten, he ...?"

    „Sie hingen an den Wänden! Aber so weit kamen wir nicht mehr! Die Schufte legten ein Sperrfeuer vor, wie wir ein solches noch nie erlebten ..."

    „Großartig! Drei Kerle legen ein Sperrfeuer vor ..."

    „Dann rannten wir plötzlich davon, denn ... denn ..."

    „Ihr Helden! Ihr große Helden! Vor drei lumpigen Banditen rennt eine ganze Horde ausgewachsener Cowboys davon! Ja habt ihr denn überhaupt keine Scham mehr im Leibe ...?"

    „Ihr tut uns unrecht, Sheriff! Ihr habt doch Jim gekannt! Jim Morry ...?"

    „Und nun erzähle nur noch, dass auch dieser ..."

    „Er war der Einzige, der seine Waffen bei sich trug, und verdammt will ich sein, wenn das nicht stimmt, was ich nun erzähle! Er hielt den Colt schon in der Hand, als die Türe aufgerissen wurde. Er befand sich gerade im Nebenraum und konnte sich die plötzlich aufbellenden Schüsse nicht erklären. Da sah er die fremden Männer ..."

    John Pearson stockte in seiner aufgeregten Erzählung und diese Pause benutzte der Sheriff, um dazwischen zu rufen:

    „Dann schoss er den Lumpen ein Dutzend Löcher in die Kadaver! Nicht wahr, Pearson! Das hat Jim Morry gemacht?"

    Der Cowboy schüttelte resigniert den Kopf und aus seinen Augen konnte man in diesem Moment die ganze Tragödie lesen, die sich in jenen schreckerfüllten Minuten draußen auf der Peel-Ranch abspielte.

    „Nein, Sheriff, dazu hatte er keine Zeit mehr! Da war unter den drei Banditen einer, so ein schwarzhaariger Kerl, mit dunklen, stechenden Augen, der wirbelte im Bruchteil einer Sekunde herum und ehe Jim Morry den Abzugshahn seiner Waffe durchdrücken konnte, hatte er schon das tödliche Blei zwischen den Rippen. Werde das Gesicht des armen Jungen nie mehr vergessen können! Er starb mit einem übergroßen Staunen in den Augen, denn bis heute hat es noch keinen im ganzen Peel-Tal gegeben, der es im Schießen mit ihm aufnehmen konnte! Keinen, Sheriff! Und das wisst ihr so gut wie ich! Der alte Peel hielt sich Morry als Schutzwache gegen eventuelle Feinde! Der Boss hatte eine Menge Geld und konnte sich diese Extravaganz leisten ..."

    „Ich weiß, Pearson, ich weiß! Da ist nun keine Zeit mehr zu verlieren ...! Aber erzähle noch rasch, was weiter war!"

    „Wir stoben in alle Himmelsrichtungen davon, denn wir glaubten, die unterste Hölle habe ihre schlimmsten Teufel ausgespien. Draußen, vor der Einfriedung, sammelten wir uns und dann brach gleich darauf das Feuer aus ..."

    Sheriff Noel Ricly fuhr entsetzt in die Höhe: „Sie haben die Ranch angezündet?"

    „Der Boss hatte eine Menge Geld im Hause! Wir haben ihn wiederholt gewarnt, nicht so leichtsinnig zu sein, aber er lachte uns immer aus. Der Wilde Westen sei vorüber, Sheriff! Das war seine ständige Redensart! Als ob es in diesem verdammten Land nicht wenigstens so viel schlechte Kerle gäbe als brave und rechtschaffene ..."

    „Da hast du recht, Pearson! Aber nun wollen wir aufbrechen!"

    Als Sheriff Noel Ricly mit seinem Aufgebot die waldumsäumte Austin-Chaussee entlangraste, an deren westlichen Hügelrändern die Farm Steward Peels lag, da sah er schon von Weitem den hellen Feuerschein. Ein dicker, ätzender Gestank lag in der Luft und der Wind jagte, als wollte er damit ein boshaftes, höhnisches Spiel treiben, denselben direkt den ankommenden Männern entgegen.

    Der Sheriff erreichte als erster die äußere Umfriedung der immer noch brennenden Ranch, und als er durch den schmucken, sauber angelegten Vorhof schritt, sah er schon von Weitem eine Gestalt am Boden. Sie lag mit dem Gesicht nach unten. Aber Sheriff Ricly erkannte sie sofort.

    Es war Peel, der es durch jahrelange, unermüdliche Arbeit zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatte. Der Sheriff untersuchte die Leiche und stellte mit Entsetzen fest, dass dem Farmer eine Kugel durch den Kopf gedrungen war, wahrscheinlich, als er versucht hatte, das Gebäude zu verlassen, um Hilfe zu holen.

    Es war unmöglich, ins Innere des brennenden Hauses zu dringen, denn alle Augenblicke drohten die Wände einzustürzen und die schweren Dachbalken, welche schon fast durchgebrannt waren, hingen bedenklich nach unten.

    Schweigend, mit totenblassen Gesichtern und leicht bebenden Lippen umstanden die Cowboys der Peel-Ranch die Stätte der Vernichtung. Sie fanden erst langsam wieder in das Reich der Wirklichkeit zurück. Die letzten Stunden waren wie ein tollkühner Traum an ihnen vorbeigeeilt und würden die toten Körper ihrer Kameraden nicht eine solch überzeugende Sprache reden, sie hätten sich noch nicht losreißen können von der Traumhaftigkeit des Geschehens. Nicht dass sie Feiglinge gewesen wären! Oh nein, das waren die Peel-Boys nicht! Sie hatten alle das Herz auf dem rechten Fleck und sie verstanden auch, mit ihren Colts umzugehen, wie sie dies schon wiederholt in zahlreichen Kämpfen mit Rinderdieben bewiesen hatten. Aber das Unglück kam zu schnell, zu unerwartet, zu unvorbereitet über sie! Und diese drei Teufel handhabten ihre Waffen mit einer rücksichtslosen Treffsicherheit und Kaltblütigkeit, wie sie dies nie und nimmer für möglich gehalten hätten. Das waren Meister des Colts, wie sie der Westen nur ganz selten hervorzubringen in der Lage ist.

    Und das sagten sie auch dem Sheriff, der mit verbissenen Zügen ihren Berichten lauschte.

    Der frische Wind sorgte dafür, dass die starke Rauchentwicklung etwas abgetrieben wurde und da rief plötzlich einer der Männer, die sich am weitesten an das brennende Ranchgebäude herangearbeitet hatten:

    „Dort — Sheriff — seht — das ist der junge Peel und dort — die alte Ann — die Haushälterin des Alten ..."

    Der Mann, der auf die Einfriedung geklettert war, um eine bessere Sicht zu haben, stockte plötzlich mitten im Satz, denn am Hauptmast des Zaunbogens, auf welchen er sich stützte, sah er eine angenagelte Spielkarte. Es war die Kreuz-As.

    Als Sheriff Ricly diese einige Minuten später in Händen hielt, betrachtete er sie kopfschüttelnd. —

    Eine angenagelte Spielkarte! — Was hatte das wohl zu bedeuten? Er hatte schon öfters von ähnlichen Marotten berüchtigter Banditen gehört, welche in irgendeiner Form ihre Visitenkarte zurückzulassen geruhten, wahrscheinlich in der überheblichen Ansicht, dass dies ihrem zweifelhaften Ruf von Nutzen sei.

    Aber eine Spielkarte? — Nein, davon hatte der Sheriff bis heute noch nichts gehört! Vielleicht war es ein Zufall? Vielleicht hing diese mysteriöse Karte schon länger hier? Vielleicht hatte sie mit dem grauenhaften Verbrechen, welchem die Familie des Farmers zum Opfer gefallen war, gar nichts zu tun? —

    Aber am nächsten Tag bereits sollte Sheriff Ricly eines Besseren belehrt werden:

    Es war in Stockletown, ganz in der Nähe von Austin, der Hauptstadt des Staates Texas, wo sich das zweite Verbrechen unter diesem Zeichen ereignete.

    Ein Minenbesitzer, welcher auf zwei außerordentlich erfolgreiche Jahre in der Ausbeutung von Silberstollen zurückblicken konnte, wurde mit seinem Teilhaber ermordet im Büro der Minengesellschaft aufgefunden. Der Geldschrank war erbrochen worden und eine erhebliche Summe den Tätern in die Hände gefallen.

    Inspektor Rolf Middletown, ein äußerst wendiger und scharfsinniger Beamter der Western-Polizei in Austin, wurde mit der Aufklärung dieses Verbrechens betraut. Er stellte umfangreiche und genaueste Untersuchungen an, aber kein Mensch konnte ihm irgendwelche Anhaltspunkte geben, welche wenigstens ein schwaches Licht in diese dunkle Angelegenheit geworfen hätten.

    Lediglich am massiven Holzkreuz des Fensters, durch welches die Täter eingestiegen waren, hing eine Spielkarte, und Inspektor Middletown stellte mit Erstaunen fest, dass es die Kreuz-As war. Er dachte einen Augenblick angestrengt nach und dabei verwandelte sich sein Gesicht in ein einziges Fragezeichen!

    Die Kreuz-As?

    War das nicht die gleiche Karte, welche gestern in der Nähe von Marcos, auf der Ranch des ermordeten Peel, von Sheriff Ricly gefunden worden war? Sollte es sich vielleicht hier um die gleichen Banditen handeln? Bestand hier vielleicht ein Zusammenhang?

    Inspektor Middletown setzte sich sofort mit dem ihm bekannten Sheriff in Verbindung und mit vereinten Kräften gingen die Männer nun ans Werk. Sie suchten gewissenhaft die gesamte Umgebung der beiden Tatorte ab, sie verhörten eine Unmenge Zeugen, welche zuerst die Verbrechen entdeckt hatten. Sie forschten nach Personen, die sich durch irgendwelche Absonderlichkeiten verdächtig machten, nach Spuren, welche diese hinterlassen und nach Gegenständen, welche Hinweise für eine weitere Verfolgung bieten konnten. Und am Abend dieses angestrengten Tages waren die beiden Polizeimänner so weit wie am Morgen.

    Nichts — aber auch nicht der kleinste Anhaltspunkt war vorhanden. Nicht die geringste Spur konnte entdeckt werden ...

    ... bis auf die zwei Karten, welche aufs Haar einander glichen.

    Nun setzte eine endlose Kleinarbeit ein. Alle Kneipen und Spielhöhlen in Austin und Umgebung wurden systematisch durchgekämmt. Alle vorhandenen Spielkarten wurden auf ihre Vollständigkeit hin geprüft, nach verschwundenen Spielen wurde fieberhaft geforscht und gesucht, und in diese aufreibende Kleinarbeit hinein, ja sogar mitten hinein, kam die Nachricht von der dritten Bluttat der Kreuz-As-Bande, wie sie der Volksmund schnell getauft hatte:

    John M. Mande, der Inhaber der Puplic-Austin-Bank, welche gleich in der Nähe der Zentral-Station lag, wurde erschossen in seiner Privat-Villa aufgefunden. Seine Frau war die erste, welche die grausige Bluttat entdeckte. Sie konnte aber nicht mehr aussagen als die entsetzt herbeigeeilten Hausbediensteten auch.

    Der Geldschrank stand weit offen. Wahrscheinlich war Mister Mande gerade dabei von den Tätern überrascht worden, als er sich mit dem Inhalt beschäftigte. Das Einzige, was Mistress Mande zu Protokoll geben konnte, war die Tatsache, dass sie auf dem Schreibtisch ihres Mannes eine Spielkarte liegen sah.

    Sonst nichts — nur eine Spielkarte -— und dieser Umstand fiel ihr auf, denn sie wusste, dass ihr Mann noch nie in seinem Leben eine solche angerührt hatte. —

    Die Polizei stand vor einem Rätsel, denn noch selten in der Geschichte dieser an tollen Ereignissen so überreichen Stadt war es Verbrechern gelungen, ihre Spuren so erfolgreich zu verwischen.

    Drei Karten waren es nun — drei spiegelglatte, funkelnagelneue Spielkarten — drei Kreuz-Asse, welche nebeneinander auf dem Arbeitstisch Inspektor Middletowns lagen und sie glichen einander, wie eben nur Spielkarten einander gleichen konnten! — —

    Und dann kam der 25. April und dieser Tag sollte ein besonders schwarzer werden in der Geschichte von Austin:

    Es war um die Mittagsstunde. Dennis Murray, der reichste Store-Besitzer von Austin, ein älterer, seriös aussehender Mann, dem der Herbst des Lebens schon silbergraue Fäden auf sein Haupt gezaubert hatte, war gerade dabei, sein Büro zu verlassen, als ihn ein großer, dunkelhaariger Mann höflich aufforderte, ihm noch eine kleine Sekunde für ein besonderes Anliegen zu schenken.

    Dennis Murray war ein alter, erfolgreicher Geschäftsmann und er hatte seine großen Erfolge in erster Linie seiner Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zu verdanken, mit welcher er seine Kunden bediente, ja förmlich verwöhnte. — —

    Da fiel plötzlich im Direktionsraum des Warenhauses ein Schuss und gleich darauf stürzte ein Mann mit angeschlagenen Coltrevolvern aus demselben. Bud Frankly und der alte Stone, die beiden Wächter, erfassten sofort die Situation und ihre Hände zuckten blitzschnell zu den Waffen, welche sie immer in Griffnähe unter dem Jackett trugen.

    Besonders der alte Stone war ein Mann, der sich in Austin einen Namen machte. Seine Schießkunst war sprichwörtlich und in der ganzen Hauptstadt von Texas kursierte die ständige Redensart: So blitzschnell wie der alte Stone! Diese vorzügliche Eigenschaft war es, die ihn wie kaum einen zweiten für das Amt eines Wächters des riesigen Warenhauses befähigte.

    Als nun an jenem Unglückstag dieser großgewachsene, schwarzhaarige Kerl mit angeschlagenen Colt-Revolvern aus den Büroräumen Mister Murrays rannte, reagierte der alte Stone fast automatisch. So weit kam es noch, dass Banditen am hellen Tage einen Raubüberfall riskierten, mitten in der Stadt, ohne den üblichen Geleitschutz mit viel Geschrei und Geknall! Das war wieder einmal eine tolle Sache für ihn — den alten Stone! Fast augenblicklich hielt er seinen schweren Sechsschüssigen in der Hand und einen kleinen Moment später musste das todbringende Blei zwischen den Rippen des verwegenen Räubers sitzen ...

    ... da krachte schon der Schuss und dieses eine, entscheidende Mal war der alte Kämpe nicht schnell genug gewesen! Dieses eine Mal hatte er Pech und dieses eine Mal war schuld, dass sein Leben so schnell und schmerzlos beendet wurde. Seines und auch das Bud Franklys, dessen Hände noch nicht einmal den Griff der Waffe erreichten ...

    Entsetzt wichen die Angestellten in den zahlreichen Gängen zurück. Die Kunden drängten sich panikartig in die Seitenräume. Der Gangster hastete mit langen Schritten die breit angelegten Treppen hinab — gleich hatte er den Eingang erreicht und mit einigen federnden Sätzen musste er kurz darauf im Freien stehen ...

    Da stellten sich ihm einige zufällig des Weges kommende Polizisten entgegen. Die Zeit aber, die dazu nötig war, die Dienstpistolen zu zücken, war viel, viel zu kurz. Die beiden Waffen in den Händen des Gangsters spuckten Tod und Verderben ...

    Das ganze Gebäude und der große Platz vor dem Warenhaus glich einem Hexenkessel! Alles schrie durcheinander! Kinder und Frauen wurden von fluchenden Männern über den Haufen gerannt und plötzlich eröffneten zwei harmlos aussehende Straßenpassanten, welche gerade in diesem Augenblick wie zufällig vorübergingen, das Feuer auf die Polizisten und diese hatten noch nicht den Haupteingang des Gebäudes erreicht, da sackten sie schon zusammen ...

    Panik ergriff die Menge! Entsetzensschreie wurden laut! Die zwei Männer, die wie Straßenpassanten aussahen, näherten sich dem wildschießenden Gangster und plötzlich wurde es offenbar, dass es sich um ein Kleeblatt handelte, welches zusammenarbeitete. Sie rasten auf ein Automobil zu, welches mit laufendem Motor und offenem Wagenschlag unmittelbar vor dem Warenhaus-Eingang stand. Alles verlief programmmäßig. Der große Schwarzhaarige hielt einen kleinen, aber prallgefüllten Postsack unter seinen linken Arm geklemmt und dieser Postsack war das erste, was im Wagen landete ... Schon saß der vorderste der Banditen im Inneren des Autos und einen Augenblick später folgte der zweite. Nur der schwarzhaarige Kerl, allem Anschein nach der Anführer, sicherte noch nach allen Seiten ...

    Da trat jenes Ereignis ein, von welchem die entsetzten Augenzeugen noch lange und ausführlichst berichteten:

    Gegenüber dem Warenhaus befand sich die Kneipe „Zum letzten Cent", ein sauberes, mehr für einen kurzen Imbiss eingerichtetes und ausgestattetes Lokal. Der Zufall wollte es, dass gerade zur Zeit des Überfalls einige Cowboys an der kurzen, der Straße zugewandten Theke standen, um sich eine kleine Erfrischung zu Gemüte zu führen. Sie starrten anfänglich verwundert auf die tollkühne Szene ...

    Dann erinnerten sie sich plötzlich, dass sie ja riesengroße Colts an ihren Hüften trugen, und wo lebte im alten Texas der Boy, der nicht mit Freuden wahrnahm, aus seiner Kanone ein munteres Feuerwerk zu entfachen, wenn Gelegenheit dazu vorhanden ist! Und diese war nun da! Verdammt nochmal — das war ein unglaublich verwegenes Ding, welches sich da vor ihren Augen abspielte! Sie sahen deutlich, wie die Polizisten von den Kugeln der blitzschnell angreifenden Banditen getroffen wurden und zu Boden stürzten. Sie sahen, wie die drei Kerle fluchtartig ihrem Automobil zustrebten, wie der große Schwarzhaarige den Postsack auf die Wagensitze warf — vermutlich die Beute des allem Anschein nach geglückten Raubüberfalls —, sie sahen, wie der Anführer der Banditen wild um sich feuerte, um alles, was sich da bewegte, in Schach zu halten ... da handelten sie:

    Stan Laurence riss seinen schweren Colt aus dem Gürtel! Aber er hatte diesen noch nicht ganz in Hüfthöhe gebracht, da fühlte er einen heftigen Schlag gegen seine Brust und fast augenblicklich wurde ihm schwarz vor den Augen. Er sah noch deutlich, wie auch seine Kameraden von den Kugeln der Banditen getroffen wurden.

    Der kleine Tully, der als erstklassiger Coltschütze in seiner Heimatstadt bekannt war, machte plötzlich große, erstaunte Augen, nachdem ihn der harte Kugeleinschlag heftig gegen die Wand geschleudert hatte. Stan Laurence hörte noch deutlich die Worte, und es waren die letzten, die Tully in seinem Leben sprechen konnte.

    „Stan, sagte er mit stockender Stimme, „hast du das gesehen — wie die Kerle schießen können ...? Das waren keine Stadtfräcke, das waren ...

    ... und dann sagte er plötzlich nichts mehr ...

    Die Menschen auf der Straße drückten sich noch ängstlicher gegen die Häuserwände und gleich darauf schrillten die hohen Töne der Polizeisignalpfeifen durch die Straßen.

    Die fliehenden Banditen konnten im Trubel der Menschenanhäufungen entkommen und sie taten dies nicht, ohne noch einmal rücksichtslos von ihren Waffen Gebrauch gemacht zu haben.

    Als einige Minuten später Inspektor Middletown mit seinen Beamten im Privatbüro Dennis Murrays erschien, machte er eine überraschende Feststellung:

    Der Warenhausbesitzer lag in tiefer Bewusstlosigkeit. In seinen verkrampften Händen aber hielt er eine kleine Spielkarte und die Polizisten glaubten ihren Augen nicht trauen zu dürfen: Es war eine Kreuz-As!

    Die Kreuz-As-Bande hatte ihren Schandtaten eine neue, und zwar die bisher größte, hinzugefügt ...

    ***

    Colonel Greenwood hatte nur ein Auge. Das andere büßte er schon vor langen Jahren ein und manchmal, wenn

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