Uferschnee: Kriminalroman
Von Wolfgang Bortlik
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Buchvorschau
Uferschnee - Wolfgang Bortlik
Zum Buch
Großdeal in Kleinbasel Am Kleinbasler Rheinufer, auf der neuen Vergnügungsmeile in der Nähe des Hafens, liegt ein Toter. Offenbar ein Drogenkurier. Doch wo ist das Kokain, das er via Schiff nach Basel gebracht hat? Zweieinhalb Kilo davon befinden sich jedenfalls im Besitz des Taugenichts Jari, dem neuen Freund von Rebecca, Tochter des Schönwetter-Detektivs Melchior Fischer. Als Jari und Rebecca von zwei mysteriösen Männern bedroht werden, kann Fischer nicht umhin, sich mit seinen bescheidenen ermittlerischen Fähigkeiten einzumischen. Hilfe erhält er dabei von seinem Fußballkumpel, Kommissär Franz Gsöllpointner von der Basler Kriminalpolizei, der allerdings schon allerhand um die Ohren hat. Denn in der Stadt Basel häufen sich die Skandale im Polizeikorps und der Ruf der »Schugger« scheint ruiniert. So kommt Fischer der Sache schneller als sein Spezi auf die Spur. Der Fall reicht in allerhöchste Sphären: Ein geheimnisvoller Drogenbaron aus besten Kreisen sowie Finstermänner aus einer Muckibude treiben ihr Unwesen. Aber nicht nur Kokain verseucht die Stadt Basel …
Wolfgang Bortlik wurde 1952 in München geboren und lebt seit Langem in der Schweiz, momentan in Riehen bei Basel. Viele Jahre war er als Buchhändler, Rezensent und Sportdichter für die NZZ am Sonntag tätig, seit seinem Ruhestand schreibt er nur noch. Seine Liebe zum Buch zeigt sich auch durch sein Engagement bei der Riehener Literaturinitiative Arena, wo er dem Vorstand angehört. Seine Freizeit widmet er seiner Nachkommenschaft und dem Fußball.
Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag:
Blutrhein (2017)
Spätfolgen (2015)
Impressum
Gefördert vom Basler Literaturkredit
Bortlik_FA.pngPersonen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
2. Auflage 2019
Lektorat: Katja Ernst
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © Ipsimus / fotolia.com
Druck: CPI books GmbH, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-8392-5896-5
Widmung
Für Rosa Emma Karolina,
Rose of my Heart
Zitate
Der Trieb des Menschen zu gegenseitiger Hilfe hat
einen so uralten Ursprung und ist so tief mit der
ganzen vergangenen Entwicklung der Menschenrasse
verbunden, dass er von dem Menschengeschlecht bis in
unsere Zeit trotz allen Wechselfällen der Geschichte
bewahrt worden ist.
Peter Kropotkin
*
Ah, je ris de me voir si belle en ce miroir.
Bianca Castafiore
*
Nichts geschieht zufällig, sondern alles aus einem
Grunde und mit Notwendigkeit.
Leukipp
Teil I
1 Down By The River
Mister X schimpfte lautlos in sich hinein. Sein ebenmäßiges Gesicht verzog sich zu einer Grimasse des Missfallens. Die schöne, glatte Stirn wurde ein Furchenfeld. Ein Acker des Ärgers. Feindseligkeit tauchte in seinem Blick auf. Ein böses, hartes Strahlen der grünbraunen Iris. Trotz aller Tendenz zum Brutalen funkelten immer noch goldene Sprengsel auf der Regenbogenhaut. Aber auch die seidenschwarzen Augenbrauen sträubten sich. Die hohen Wangenknochen wirkten ausgeprägter denn je. Die Nase spitz vor Zorn. Die sonst so vollen Lippen ein schmaler Strich. Der gesamte Körper in vibrierender Enttäuschung. Er stand auf einmal schräg und wie verzogen, ganz aus dem Gleichgewicht, als ob der Boden sich unter ihm unsicher hin und her bewegen würde. Ein körperliches Misstrauen gegen das Fundament der Welt. Oder gegen die Menschheit, die ihn augenscheinlich im Stich ließ. Und so kamen die Worte, die sich im Zorn fügten, die dieser Unwucht Ausdruck verliehen. Die den großen Ärger zu beschreiben, vielleicht auch zu bändigen versuchten. Es waren böse Worte.
Mister X schluckte sie hinunter. Dann schüttelte er den Kopf, zog die Schultern hoch, ließ sie wieder fallen und ging auf und ab. Er hielt sich in der Dunkelheit, lehnte an einem Eisengitter. Hinter ihm der Fluss. Ölglatt. Kolkrabenschwarz. So wie Tinte. Ein dunkler Teppich.
X versuchte sich den Anschein zu geben, ruhig zu sein, ganz cool. Ein paar Nachtschwärmer waren noch unterwegs, liefen ohne Eile, fuhren auf dem Fahrrad vorbei Richtung Stadtmitte. Licht fiel durch eine hohe Fensterfront unter der Brücke. Davor hatten sich ein paar Black People versammelt und gestikulierten, redeten und lachten. Dazu blecherner Reggaesound aus einem tragbaren Musikgerät.
Da nun das Fluchen endlich mit Macht aus Mister X herauswollte, ging er ein Stück weit weg, am Ufer entlang, flussabwärts. Er zwang sich, leise zu schimpfen, damit er keine Aufmerksamkeit erregte. Obwohl es ziemlich unwahrscheinlich war, dass ihn zu dieser Stunde, nahezu elf Uhr abends, jemand hörte. Schon gar nicht an diesem Ort, bei dem Betonbrückenkopf in der Nähe des Basler Rheinhafens.
Mister X fluchte also, hemmungslos, sinnlos.
Mister Y ließ ihn im Stich.
Mister Z würde das nicht gefallen.
Das mysteriöse Mister-Getue hatte X schon immer genervt, aber der Chef stand nun mal auf diese Art von Versteckspielen, und er ließ sich dabei auf keine Diskussion ein. Mister Z war der Big Boss, er hielt die Fäden in der Hand, er hatte die Beziehungen und er zahlte schlussendlich die Löhne. X wusste selbstverständlich, wer Mister Z war und was er sonst noch so tat, wenn er nicht Kokain einführte und damit handelte. Doch X hütete sich.
Es war gut möglich, dass er die Nummer zwei im regionalen Drogenumschlag war. Auch wenn Z sich bei derlei Statusfragen gerne bedeckt hielt und alle Nachfragen verwedelte und dann nur noch mysteriöser daherkam. Z war in der Beziehung eigen. Er fand es stilvoll, dieses Mister-Getue. Mysteriöse Anonymität wie bei einem Geheimbund, einer arkanen Bruderschaft! Nebulös und schleierhaft. Solches Zeug. Völliger Blödsinn, hatte X stets gedacht, der eh nur die Hälfte von dem Geraune verstanden hatte.
Mister Z hatte wahrscheinlich einfach zu viele schlechte Filme angeschaut, vielleicht auch zu viele Schundromane gelesen.
Nur, wer der immer noch abwesende Mister Y war, das wusste X nicht. Jedenfalls war der Typ eine totale Flasche, ein Idiot, ein Knallkopf, ein Blödmann und ein ausgemachter Stümper. Es war doch nicht so schwer, im Basler Rheinhafen als Matrose eines Frachtschiffs aus den Niederlanden die Ware an sich zu nehmen, die irgendein Mister W im Rotterdamer Hafen unter geladenem Kies oder Kohlebergen oder sonst wo versteckt hatte und rheinaufwärts in die Schweiz gebracht worden war.
Mister Y hätte die Ware dann an X übergeben müssen, unter dem Kleinbasler Brückenkopf der Dreirosenbrücke, und zwar Punkt zehn Uhr abends. Mit der Losung »Mister Y liefert pünktlich«. X hätte sich andere Orte für die Transaktion vorstellen können. Aber eben. Mister Z hatte das Sagen.
Die Lieferung, gute 15 Kilo Kokain, sollte in einer unauffälligen Tragtasche stecken. Aber der Drogenbote war nicht gekommen.
Und der Anruf von X bei Mister Z, nachdem schon fast eine halbe Stunde verstrichen und kein Mister Y aufgetaucht war, war auch nicht sehr erbaulich gewesen: »Stelle halten, Klappe halten, weiter Ausschau halten!«
Als wenn das nicht auffällig wie ein roter Affenarsch gewesen wäre, sich unter der Dreirosenbrücke herumzutreiben. Hier ging es trotz einer gewissen Unwirtlichkeit immer noch rund. Jeder wusste, dass das ein Platz war, auf dem die kleinen Dealer die Zeit totschlugen. Unter den Reggae-Brothers waren sicher auch ein paar, die auf der Straße Kügeli, also Koks in Kleinstmengen, vertickten. Er, Mister X, war sozusagen ihr Großhändler. Besser, man wusste jeweils nichts vom anderen. Und um allfälligen misstrauischen Blicken von Hundehaltern aus dem Quartier, Nachtschwärmern, möglichen Zivilbullen und verzweifelten Sozialarbeitern zu entgehen, verhielt X sich so harmlos und zufällig wie möglich. Bis er innerlich zu kochen begann.
Eine halbe Stunde nach dem Telefonat mit Z hatte er endgültig die Schnauze voll. Er wanderte fluchend knapp 400 Meter die Straße rheinabwärts, durch das Niemandsland der stillen und verlassenen Gebäude, die einst die pharmazeutische Industrie beherbergt hatten, bis zu der Stelle, von wo ein kleiner Durchgang ans Rheinufer führte. Hier gelangte man auf die Uferstrasse. Früher war das alles Industrie gewesen. Nun befanden sich zwischen Tanks und Lastwagen mehrere Brachen, wildromantische Lagerplätze von Kultur und Gastronomie. Eine Vergnügungsmeile sozusagen. Wenn man noch weiter ging, erreichte man über die Mündung des Flüsschens Wiese das Dreiländereck und das Kleinhüninger Hafenbecken, wo die Frachtschiffe anlegten. Diese Strecke hätte Mister Y eigentlich mit der Ware daherkommen müssen. Gegen Ende September war spätabends nicht mehr so viel los in Gastronomie oder Kultur hier am Rheinufer und auch wenig sonstiger Betrieb.
X rauchte mittlerweile seine zehnte Zigarette an diesem Abend. Der Job war nicht gut für seine Lunge und seine Gesundheit. Aber was sollte er machen? Er kannte keinen anderen Beruf, bei dem er mit so wenig Aufwand so viel verdiente. Wenn alles glattging natürlich, sonst gab es Trouble. Das war klar.
X erschrak, als er plötzlich zwei Lichtpunkte aus der Dunkelheit auf sich zuschaukeln sah. Fahrradfahrer. Er trat in den Schatten eines Schuppens, um die beiden Radler nicht unnötig zu erschrecken. Sie fuhren fröhlich plaudernd vorbei. »Spezielles Projekt«, »voll toll« und »Endtermin«, meinte X zu verstehen. Verpisst euch bloß!, dachte er.
Plötzlich hörte er ein Stöhnen, ein Ächzen – ein Geräusch, offensichtlich verursacht durch menschliche Atmung, die nicht richtig funktionieren wollte. Da war jemand. Da würgte einer. X schaute sich vorsichtig um. Hinter dem niedrigen Gebäude lag etwas, ein Haufen nur. X trat vorsichtig näher. Das Bündel am Boden bewegte sich kaum merklich. Ächzte.
X holte sein galaktisches Smartphone hervor und leuchtete. Es war ein Mann, der da vor ihm lag. Er roch nicht gut. Der kam direkt aus der Haifischbar, rauschte es durch den Kopf von X. Er beugte sich vorsichtig zu dem Menschenhaufen hinunter. Da war einer betrunken über alle Maßen. Der Hingestreckte war wahrscheinlich schon weit über eine normale Alkoholvergiftung hinaus. Neben dem menschlichen Wrack stand etwas. Eine geräumige Tasche, die im erneuten Aufblitzen des Handylichts blau erstrahlte. Mister X kannte sie aus dem weltberühmten schwedischen Möbelhaus.
War dieses ächzende Elend eventuell Mister Y, der kokainschmuggelnde Seemann, der auf seinem Gang zur Dreirosenbrücke unterwegs abgestürzt, versumpft und dann hier gestrandet oder besser gesagt dicht wie eine Natter, sturzbetrunken, voll wie ein Loch zusammengebrochen war?
Weil der Herbstanfang bis anhin zur Freude der Menschen klimatisch recht freundlich gewesen war, hatten auch bei Abendkühle entlang des Rheinufers noch genügend Etablissements mit alkoholischem Angebot geöffnet. Wahrscheinlich hatte sich diese Knallcharge unterwegs volllaufen lassen. X stieß heiße Luft aus. Es war zum Wahnsinnigwerden. Mister Z und seine internationalen Professionals!
Er ging um den Dahingestreckten herum und nahm sich die blaue Tasche vor. Sie enthielt fünf ziegelsteingroße Pakete, ordentlich in Cellophan verpackt und großzügig mit braunem Band verklebt. Das war es, was er brauchte. Er nahm die Tasche, trat dem Liegenden im Vorbeigehen in die Weichteile, hoffte, dass es ihm ordentlich wehtat und entfernte sich. Der sehr miserabel Daliegende stöhnte jämmerlich auf und wand sich wimmernd.
Nach fünf Schritten drehte sich Mister X um und trat noch mal zu. Dreimal, viermal, fünfmal. In die Rippen, in den Bauch, wohin er gerade traf. Dabei zischte er ausgiebig Flüche und Schimpfwörter, alles wollte mit Macht aus ihm heraus.
Doch dann glätteten sich seine Brauen, der verzerrte Mund wurde sinnlich und rund, X entspannte sich und stand wieder gerade in dieser Welt. Niemand konnte von ihm verlangen, dass er sich um den darniederliegenden Kokainboten kümmerte.
Er verließ das Gelände am Rhein und fiel in Laufschritt, die blaue Tasche über der rechten Schulter. Er bog links ab, als er aus dem Uferweg kam, weg von der Dreirosenbrücke, und verschwand bald im Häusergewirr des westlichen Teils des Kleinbasler Klybeckquartiers.
2 Don’t Let It Bring You Down
Kommissär Franz Gsöllpointner von der Basler Kriminalpolizei büschelte diverse A4-Blätter und heftete sie ziemlich gewalttätig mit einem massiven Stanley Bostitch mit der Artikelnummer B310HDS auf seinem Schreibtisch zusammen. Dann warf er das Textkonglomerat in die linke oberste Schublade. Er wusste, dass ihn eines Tages jemand in seiner Amtsstelle wegen unglaublicher Papierverschwendung anschwärzen würde. Denn Gsöllpointner druckte grundsätzlich jede Mail aus, ob wichtig oder unwichtig, bevor er sie las. Je nach intuitiv gefühlter Relevanz versorgte der Kommissär die Botschaften in einer der vielen, vielen Schubladen in seinem Büro. Diese würde er dann am Ende des Jahres mit einem gründlichen Furor leeren. Recht oft führte er die Ausdrucke aber auch gleich der Altpapiersammlung zu.
Franz Gsöllpointner war in Oberbayern geboren und aufgewachsen und einst der Liebe wegen nach Basel gezogen. Nun war er seit Jahrzehnten Schweizer und fast ebenso lange bei der Basler Kriminalpolizei beschäftigt. Er war schon immer ein zäher Kerl gewesen und hielt sich nach wie vor gut in Form. Zur Not spielte er Fußball oder fuhr mit dem Fahrrad durchs schöne Markgräflerland. Seine ehedem üppigen braunen Locken waren mittlerweile spärlicher und grau geworden. Sein bayrisches Temperament war etwas eingebaselt, gezähmt durch eine bürokratische Karriere und den langwierigen Kampf gegen das trockene Stroh und die Widernisse im hiesigen Amtsschimmelstall.
Der Kommissär nahm den nächsten Bogen Papier zur Hand und las schwarz auf weiß auf 90-Gramm-Hochweiß von einem Toten, der an der Uferstrasse im Kleinbasel gefunden worden war. Ein Mann, 48 Jahre alt, dem Pass in seiner Hosentasche nach Holländer, Augen blau, Haare blond und schütter, 1,83 Meter groß. Erstickt an seinem Erbrochenen. Wahrscheinlich deshalb, weil er über drei Promille im Blut hatte. Ein Tourist wahrscheinlich, der zu viel gebechert hatte in den wilden Bars und Beizen des rechten Rheinufers und der schließlich unter der Last von Dämon Alkohol hinter der Baracke am Anfang des Uferwegs zusammengebrochen war.
Soweit war alles klar. Doch dann las der Kommissär den Namen des Toten noch einmal: Dennis Bergkamp hieß er laut Ausweis. Dennis Bergkamp? Gsöllpointner zuckte nicht nur innerlich zusammen. Der Tote hieß wie einer seiner fußballerischen Helden. Und alle persönlichen Daten, Alter, Größe und so, schienen ebenfalls zu passen. Der große Dennis Bergkamp, von Ajax Amsterdam ausgebildet, bei Arsenal London und im niederländischen Nationalteam unsterblich geworden. Das Tor gegen Argentinien im WM-Viertelfinale 1998 in Marseille. Ein weiter Diagonalpass von links, von Bergkamp mit dem rechten Fuß aus der Luft angenommen, den Gegner, den Argentinier Ayala, ins Leere laufen lassen und mit dem Außenrist ins Kreuz gezogen. Tor. Unhaltbar. Genial. Gsöllpointner sah es vor sich im Geiste. Fast kamen ihm die Tränen. Aber das konnte doch nicht der Dennis Bergkamp sein, der Tote. Wann war der denn so heruntergekommen?
Er schaute sich die Kopie des Personalausweises noch einmal genau an. Atmete tief aus. Der Mann hieß Bernkamp. Gott sei Dank.
Dummerweise hatte die kriminaltechnische Abteilung beim Toten Prellungen, Hämatome, Schlag- oder Trittspuren im Rippenbereich und im Unterleib festgestellt. Die hatten laut Bericht zwar nicht unbedingt direkt zum Tode des Holländers geführt, aber sie mochten möglicherweise eine gewisse Rolle dabei gespielt haben. Es steckte mehr als Suff und Unglück hinter dieser Leiche, das war klar.
Gsöllpointner stellte sich den Tatort vor. Ja, er war auch schon mal auf das Gelände spaziert. Mit seiner Frau, irgendetwas Kulturelles hatte dort stattgefunden. Auf einer Industriebrache, wo einst große Silos gestanden hatten. In einem Zelt. Ach ja, genau, es war eine Krimilesung mit Fondue gewesen.
Die Stadt Basel hatte das von der Industrie aufgegebene Gelände an sogenannte Zwischennutzer vermietet. Seither tobten dort das Leben und die Kunst und die Abenteuergastronomie.
Gsöllpointner seufzte. Seine Ehefrau war von dieser kulturellen Wildheit angefixt worden. So war er mitgekommen in das schlecht beheizte Zelt. Lesung und Gastronomie zugleich, das momentane Nonplusultra der Eventgesellschaft. Das Fondue war ein bisschen klumpig,