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ZWISCHEN GOTT UND TEUFEL (Die Ritter des Vatikan 16): Thriller
ZWISCHEN GOTT UND TEUFEL (Die Ritter des Vatikan 16): Thriller
ZWISCHEN GOTT UND TEUFEL (Die Ritter des Vatikan 16): Thriller
eBook302 Seiten3 Stunden

ZWISCHEN GOTT UND TEUFEL (Die Ritter des Vatikan 16): Thriller

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Über dieses E-Book

Sie sind Elitesoldaten der ganz besonderen Art, denn sie stehen allein im Dienste Gottes:
DIE RITTER DES VATIKAN
In Syrien werden zahlreiche Dörfer von Mitgliedern der ISIS überfallen und die jungen Männer zwangsrekrutiert. Auch ein Camp der 'Ärzte ohne Grenzen' wird von den Truppen überrannt und die dort arbeitenden Personen entführt, darunter Pater Savino, ein Angehöriger des vatikanischen Staatssekretariats. Shari Cohen, die mittlerweile als Beraterin für die CIA im Irak arbeitet, weiß, dass sie an Informationen der erstarkenden ISIS-Streitkräfte gelangen muss, um sie davon abzuhalten, internationale Ziele anzugreifen. Und Kimball Hayden, der um Haaresbreite dem Tod entronnen ist, findet sich einmal mehr im Dienste des Vatikan wieder.
Gemeinsam mit Shari Cohen brechen die Vatikanritter zu einer Mission ins Herz eines ISIS-Trainingslagers auf, um nicht nur die Geiseln zu retten, sondern auch weltweite Anschläge vereiteln zu können. Erneut treten die zahlenmäßig weit unterlegenen Vatikanritter an, das Unmögliche zu erreichen – im Namen des Herrn und mit überlegenen Fähigkeiten …
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum3. Mai 2024
ISBN9783958358799
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    Buchvorschau

    ZWISCHEN GOTT UND TEUFEL (Die Ritter des Vatikan 16) - Rick Jones

    TEIL 1

    STRAHLEN EINES NEUEN LICHTS

    Prolog

    Kimball Hayden stand in der leeren Dunkelheit eines langen Tunnels. Am Ende des Tunnels befand sich ein kleines Quadrat von unglaublicher Helligkeit – vielleicht ein Tor, welches ihn ins Tal des ewigen Lichts führen würde, vielleicht aber auch nur eine Öffnung, die einige wenige Strahlen Sonnenlichts hereinließ. Mit der Zeit begann es zu wachsen, das Licht wurde so hell wie tausend Sonnen, obwohl es für seine Augen angenehm war, sowohl warm als auch beruhigend.

    Auf seine Art schien es ihn zu rufen, eine Einladung, die mit dem immerwährenden Versprechen des Friedens erfüllt war. Hinter ihm, in der Dunkelheit, konnte er die Stimme der Frau hören, die er liebte.

    Kimball! … Bleib bei mir, hörst du? … Verlass mich nicht! Nicht jetzt! … Komm zurück! … BIIIIIITTEEE … KOMM ZURÜCK! …

    Die Anziehungskraft des himmlischen Lichts.

    Die Stimme eines Engels, der ihn rief.

    Die Anziehungskraft des Lichts.

    Die Stimme des Engels.

    Die Anziehungskraft.

    Die Stimme.

    Das alles erschien Kimball nur wie ein Augenblick, ein Wimpernschlag, doch in dieser Leere war Zeit kein Begriff und hatte keine Bedeutung. Minuten, Sekunden, Tage, Monate – Zeit existierte einfach nicht in dieser herrlichen Welt aus Licht und Liebe. Auch das war etwas, was Kimball Hayden gelernt hatte, als er seine Augen öffnete, und …

    … die Decke erblickte …

    … die Lampen über ihm …

    … die Monitore, die seinen Körperfunktionen, wie etwa Herzfrequenz und Blutdruck, überwachten …

    … das Gesicht der Krankenschwester, eine verschwommene Maske aus nach seiner Wahrnehmung verdrehten Gesichtszügen, die plötzlich wieder verschwand, als die Frau eilig den Raum verließ …

    Seine Welt blieb verschwommen, als würde er durch einen Schleier aus Wasserfällen blicken, die vor seinen Augen herabfielen und seine Wahrnehmung verzerrten.

    Wenige Augenblicke später stürmten die Menschen in den Raum, ganz in Weiß gekleidet, immer noch verschwommen unter den Scheinwerfern der Deckenbeleuchtung.

    »Mr. Hayden.« Die Stimme war männlich, doch sie klang hohl und blechern, als würde sie vom Grund eines Brunnens zu ihm sprechen. »Mr. Hayden, wenn Sie mich hören können, dann nicken Sie bitte mit dem Kopf.«

    Es gelang ihm nicht. Er fühlte sich so schwer wie Blei auf dem aufgeblähten Kissen, das auf der weichen Matratze lag.

    »Können Sie mich hören, Mr. Hayden?«, wiederholte die Stimme, »Nicken Sie mit dem Kopf, wenn Sie mich hören können.«

    Kimball fühlte sich frustriert, weil er nicht in der Lage war, selbst eine so einfache Aufgabe zu erfüllen.

    »Können Sie mit den Augen blinzeln?«

    Kimball blinzelte einmal, wenn auch mit großer Anstrengung, die ihn sehr zu erschöpfen schien.

    Dann wurde die Stimme zu einem insektenhaften Summen, während er über das Licht und seine süße Anziehungskraft nachdachte. Hatte er wirklich das ätherische Glühen des Jenseits gesehen, das Licht von einer Milliarde Sonnen? Er konnte sich an seine anziehende Wirkung erinnern, etwas so Wunderbares, dass mit nichts vergleichbar war.

    Er schloss die Augen, und eine Träne löste sich aus seinem linken Augenwinkel und floss über seine Wange.

    »Mr. Hayden.« Dieses Mal klang die Stimme klarer, schärfer und weniger hohl.

    Kimball öffnete seine Augen.

    Auch die Personen, die ihn umringten, waren nun schärfer, klarer, eindeutiger definiert. Der Arzt, der über ihm stand, wirkte ältlich, vielleicht Ende sechzig, dachte er, mit zinnfarbenem Haar, grauen Augen und einem schmalen Gesicht. Zwei Krankenschwestern standen mit neutraler Miene auf beiden Seiten des Bettes, eine blond, die andere brünett, weder besonders hübsch noch auffallend hässlich, sondern einfach unscheinbar.

    »Mr. Hayden, mein Name ist Doktor Brady.« Die Stimme des Arztes war jetzt klar und deutlich zu vernehmen. »Mr. Hayden, können Sie sich erinnern, was Ihnen als letztes widerfahren ist?«

    Kimballs Augen wanderten zur Decke hinauf, als würde er dort nach Erinnerungen oder Hinweisen auf seine Vergangenheit suchen, die für ihn erst wenige Sekunden alt zu sein schien. Er konnte sich an eine Frauenstimme erinnern, die ihn rief, süß und melodisch wie ein Engel, der ihn ins Licht einlud, anstatt ihn dorthin zu zwingen. Und dann folgten Erinnerungen, die mit Bildern der Zerstörung und des Schmutzes behaftet waren. Vor seinem geistigen Auge sah er das Aufblühen einer gewaltigen Explosion und eine Rauchsäule, die sich der Explosion anschloss, woraufhin die Umgebung um ihn herum plötzlich eine stygische Dunkelheit annahm, als Asche die Luft erfüllte.

    Aus Kimballs Kehle drang eine Reihe von Klickgeräuschen. Es war, als ob er versuchte, das, woran er sich erinnerte, in Worte zu fassen, um sich dadurch in einer Art Katharsis von diesen Bildern zu befreien. Aber die Worte stockten in seinem Hals.

    Dann erinnerte er sich, dass er sich selbst von hoch oben gesehen hatte, schwebend, während er von einem Gefühl der Ruhe umgeben war. Eine Frau hatte geschluchzt, während sie ihn im Arm hielt. Und er hatte die schweren Verbrennungen an seinem linken Arm sehen können, seine geschwärzte und verkohlte Haut, zusammen mit gebrochenen Beinen, die in einem unnatürlichen Winkel abstanden.

    »Mr. Hayden?« Die Stimme des Arztes blieb klar und deutlich, während er erst in Kimballs linkes und dann in sein rechtes Auge leuchtete.

    Kimball spürte, wie seine Muskeln anfingen, zu kribbeln. Er spürte die elektrische Ladung, die begann, wieder Gefühl in seinen Gliedern zu entfachen. Eine Art Wiederbelebung.

    Kimballs Augen begannen umherzuwandern, als versuchte er, seinen Aufenthaltsort zu bestimmen und seine Gedanken wieder zu sammeln. Der Tunnel und das Licht waren jetzt einem Raum voller seltsamer Menschen mit seltsamen Gesichtern gewichen.

    »Mr. Hayden?«

    Kimballs Stimme war nur ein raues Flüstern.

    »Wo bin ich?«

    Der Arzt beugte sich über ihn. »Mr. Hayden, Sie befinden sich im Providence Hospital. Sie sind bereits eine ganze Weile hier. Vierzehn Wochen, um genau zu sein.«

    Vierzehn Wochen?

    Kimball schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben, dass er seit fast vier Monaten hier liegen sollte. Der Anblick des Tunnels und des allgegenwärtigen Lichts – dieser Moment war flüchtig gewesen, nicht einmal dreißig Sekunden lang.

    Langsam drehte Kimball seinen Kopf hin und her. »Unmöglich.«

    »Vierzehn Wochen, Mr. Hayden. Sie haben die ganze Zeit im Koma gelegen.«

    »Nein … ich …« Kimballs Worte verloren sich.

    In diesem neuen Licht, welches nicht ganz so hell schien wie das ewige Licht aus seiner Vision, sondern von einer Reihe von Leuchtstoffröhren über seinem Kopf herrührte, führte der Arzt eine kleine Saftpackung mit einem spaghettidünnen Strohhalm an Kimballs Lippen. »Langsam«, warnte er ihn.

    Doch Kimballs Körper verlangte nach mehr Flüssigkeit als der Kochsalzlösung, die man ihm verabreichte, und er nahm den Saft so schnell zu sich, dass die Schachtel, die der Arzt in der Hand hielt, beinahe sofort implodierte.

    »Noch einen«, presste Kimball hervor.

    Vier Päckchen später, als sich die Realität immer klarer vor Kimballs Augen formte, war er enttäuscht.

    Der Tunnel und das Licht; sein Tor zu einem Frieden, den er nie gekannt hatte … waren verschwunden. Vierzehn Wochen in dieser Zeitlinie waren nur Sekunden in einer anderen.

    Er war mit Seelenfrieden gelockt worden … nur um am Ende zurückgewiesen zu werden.

    Kimball Hayden schloss langsam die Augen, um gegen das Brennen der Tränen anzukämpfen.

    »Mr. Hayden, ich glaube, Sie werden wieder ganz gesund.«

    Kimball aber, der versuchte, seine Emotionen im Zaum zu halten, drückte schließlich eine Träne aus seinem Augenwinkel, bevor er flüsterte: »Ich wurde abgewiesen.«

    »Abgewiesen?«

    »Vom Licht Gottes.«

    »Nein, nein, Mr. Hayden, was Sie erlebt haben, war wahrscheinlich eine Fehlzündung der Synapsen in Ihrem Gehirn, als Ihr Körper begann, sich abzuschalten. Sie haben vielmehr miterlebt, wie sich die elektrischen Impulse Ihres Gehirns abschalteten, als Milliarden sterbender Synapsen einen Moment lang brillante Explosionen und elektrische Entladungen erzeugten, was das Licht erklären würde, das Sie sahen.«

    Kimball schüttelte den Kopf, weil er glauben wollte, dass etwas höchst Geistiges die Zügel seines Schicksals in die Hand genommen hatte, und nicht etwas, das sich durch die Ratio der Wissenschaft erklären ließ.

    Kimball öffnete seine Augen – die jetzt rötlich verfärbt waren – und starrte nach oben, als würde die Vorsehung gleich hinter den Kacheln der Zimmerdecke schweben. Doch als dort nichts zu sehen war, kein Hinweis darauf, dass sich ihm noch einmal etwas so Großartiges offenbaren würde, drehte er den Kopf zur Seite.

    Er sah zu, wie die grüne Linie auf dem Bildschirm im Rhythmus seines Herzschlags Berge und Täler malte. Dann hob er seinen linken Arm, der so stark verbrannt war, dass seine Haut zu etwas verheilt war, das wie der Talg von geschmolzenem Wachs aussah, und dann bemerkte er den Schlauch, der von seinem Arm zu einem halb gefüllten Beutel mit Kochsalzlösung führte.

    Auf der anderen Seite des Zimmers stand ein Ganzkörperspiegel, rechteckig, aber er war von ihm abgewandt. Die Lippen schürzend und auf seine letzten Reserven zugreifend, riss Kimball den Schlauch aus seinem Arm und warf ihn beiseite, was den Arzt dazu veranlasste, lautstark zu erklären, er dürfe »nicht aufstehen«, zumindest »noch nicht.«

    Aber Kimball wollte sehen, was vierzehn Wochen in einem Krankenhausbett aus ihm gemacht hatten, was das Leben ihm im Austausch gegen das Licht anzubieten hatte.

    Was bin ich anstelle des Lichts geworden?

    Was hast Du aus mir gemacht?

    Als er vor dem Spiegel stand, zitterte er wie ein neugeborenes Fohlen. Sein Gesicht war so abgemagert, dass seine Haut wie eine Gummimaske herunterhing. Seine Augen waren von dunklen Ringen umgeben, die seine Augenhöhlen tiefer und die Knochen um seine Augenhöhlen schärfer aussehen ließen. Zudem zierten zahlreiche Narben seine Arme und Beine, wo das Fleisch zuerst verbrannt und dann als wütende rote Linien versiegelt worden war. Einst ein unaufhaltsamer Mann gewesen, der in der Grauzone zwischen Gott und Teufel operierte, stand er nun wie ein unfertiges Monster vor dem Spiegel.

    In tiefem Kummer vor der Abscheulichkeit, zu der er geworden war, schloss Kimball die Augen.

    Kapitel 1

    Providence Hospital, Washington, D.C.

    Drei Wochen später

    Als Kimball aufwachte, war das Erste, was er erblickte, das lächelnde Gesicht von Monsignore Dom Giammacio.

    Er erkannte ihn sofort, was Kimball ein schwaches Lächeln ins Gesicht zauberte.

    »Pater.«

    Der Monsignore legte eine warme Hand auf Kimballs Unterarm. »Ich darf Ihnen sagen, dass der gesamte Vatikan Ihnen seine Liebe schickt. Sie wurden sehr vermisst, mein Freund.«

    Kimballs Lächeln wirkte so müde, dass es beinahe künstlich anmutete, aber es war ehrlich gemeint. »Glauben Sie mir«, antwortete er, »ich habe sie auch vermisst.« Mit seiner linken Hand, die durch das Feuer stark verfärbt war und nun einen helleren Ton aufwies als seine gebräunte Haut, tätschelte Kimball dankbar die Hand des Monsignore. »Und es ist schön, Sie zu sehen.«

    Der Monsignore betrachtete Kimballs Hand, die weder Poren noch Haare aufwies. An deren Stelle waren die wirbelartigen Muster geschmolzenen Fleisches getreten, das schließlich zu diesem neuen, grotesken Muster erstarrt war. Die Verbrennungen und die Narben, so folgerte der Monsignore, waren sichere Anzeichen dafür, dass Kimball durch die Hölle gegangen war. Die Flammen hatten ihn berührt, aber nicht verzehrt.

    Kimball, dem die musternden Blicke des Monsignore nicht entgangen waren, sagte: »Wenn Sie glauben, das sei schlimm, sollten Sie mal meine Beine sehen.« Zumindest seinen Humor schien Kimball behalten zu haben.

    Der Monsignore legte seine auf Kimballs verbrannte Hand, sodass Kimball sich fragte, ob der Monsignore die Wunde absichtlich verdeckte.

    »Es tut mir leid, mein Freund. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie so sehr leiden mussten.«

    Kimballs müdes Lächeln wich nicht aus seinem Gesicht. »Um in den Himmel zu kommen«, sagte er, »muss man durch die Hölle gehen. Heißt es nicht so, Padre?« Kimball hob sich seine verbrannte Hand vor die Augen und begann, die Finger zu krümmen. »Keine Schäden an den darunter liegenden Nerven. Voll funktionsfähig.« Dann drehte er seine Hand um, um deren Rückseite, die verbrannte Seite, zu untersuchen. Sein Fleisch wirkte dort dicker, fast schwielig, und erinnerte mit ihren Wirbeln an Schneckenhäuser. Seine Beine sahen genauso aus.

    Kimball ließ seine Hand sinken und wandte sich an den Monsignore. »Gleich nach der Explosion«, fuhr er fort, »erinnere ich mich, dass ich in diesem Tunnel war, oder vielleicht war es auch ein Gang. Und am Ende dieses Ganges befand sich ein kleines Rechteck, das mit Licht erfüllt war. Dann hörte ich diese Stimme, die mich rief und mir sagte, ich solle zurückkommen. Alles war warm und einladend. Und dann dehnte sich dieses Licht aus, es kam näher und erfüllte den Tunnel mit einer wunderbaren Helligkeit, die den Glanz von tausend Sonnen hatte.« Kimball stockte und schluckte, seine Kehle wurde trocken. Dann fuhr er mit träumerischen Worten fort. »Dann war da diese Stimme, die mir ›komm zurück‹ zurief, süß und rein, die Stimme eines Engels.« Kimballs Lächeln verließ ihn und hinterließ nur noch eine grimmige Linie. »Und dann wurde das Licht schwächer und schwächer und wurde zu den Leuchtstoffröhren, die Sie über Ihrem Kopf sehen.« Kimball deutete auf die Oberlichter. »Dann waren da der Schmerz und die fremden Gesichter, die sich alle um mein Wohlergehen sorgten.« Kimball seufzte, während er seine Augen zur Decke richtete. »Da wusste ich, dass ich von dem Licht zurückgewiesen wurde.«

    »Nein, Kimball, vielleicht hat man Sie nur abgewiesen, weil Ihr Auftrag hier noch nicht beendet ist. Haben Sie daran schon gedacht?«

    »Nein. Vielmehr zog ich in Erwägung, dass es eher eine wissenschaftliche Erscheinung als etwas Spirituelles gewesen ist.« Er wandte sich dem Monsignore zu und sah ihm in die Augen. »Mir wurde erklärt, dass die Synapsen meines Gehirns in dem Moment, in dem mein Körper sich abschaltete, beim Sterben elektrische Entladungen abfeuern. Das würde das Licht erklären … klingt plausibel.«

    »Manchmal, Kimball, kollidieren Wissenschaft und Glaube. Vielleicht war das hier der Fall?«

    »Aber wenn das stimmt, Padre, dann bedeutet das nur, dass ich von dem Licht zurückgewiesen wurde, an das ich nicht glauben wollte. Und das würde nur bestätigen, dass ich nicht erwünscht bin.«

    »Glauben Sie an das, was ich Ihnen gerade gesagt habe, Kimball, dass Ihre Mission hier auf der Erde noch nicht vollendet ist.«

    Kimball hob seine Hände und bemerkte das erstarrte Fleisch seiner Verbrennungen. »Meine Beine waren so zerschmettert, dass mir Stäbe und Stifte eingesetzt werden mussten, um sie zu stabilisieren. Es ist ein langer Weg zurück zur Genesung. Meine Tage als Ritter des Vatikan könnten vorbei sein.«

    »Es hängt alles von der Inbrunst in Ihrem Herzen ab, Kimball. Die Wunden, die Sie erlitten haben, mögen die Überreste Ihrer eigenen persönlichen Hölle sein, aber sie verkrüppeln weder Ihren Körper noch Ihre Seele oder Ihren Geist. Ihre Reise ist vielleicht noch nicht abgeschlossen. Vielleicht bildet Ihre harsche Vergangenheit nur die Grundlage für eine stärkere Konstitution für das, was kommen wird. Sie dürfen nicht vergessen, Kimball, dass sich die Welt immer mehr dem Abgrund zuneigt und irgendwann in diesen hineingerissen werden könnte. Es sind Menschen wie Sie, die die Welt und jene, die sich nach ruhigeren Zeiten sehnen, ins Gleichgewicht bringen.«

    »Ich bin nur ein Mann.«

    »Der andere anführen kann, indem er zum Mittelpunkt zwischen Dunkelheit und Licht wird. Ein Mann allein kann etwas bewirken, Kimball, und das haben Sie immer wieder bewiesen. Aber andere in den Kampf um das Gute zu führen, indem man einen zündenden Funken wiederbelebt, verheißt nur Gutes für alle Beteiligten, sollte diese wiederentfachte Flamme erneut wie ein Feuer brennen.« Der Monsignore nahm Kimballs Hand in seine beiden und drückte sie leicht. »Sie waren immer der Atem, der die schwindende Glut zu neuem Leben erweckte. Sie gaben anderen Hoffnung, als es keine Hoffnung gab.«

    »Mein ganzes Leben lang hatte ich als Vatikanritter die Hoffnung, dass ich eines Tages das Licht erreichen würde, nur um dann von ihm zurückgewiesen zu werden, Padre. ›Hoffnung‹ ist für mich also nichts anderes als der fehlgeleitete Glaube, dass mir irgendwann etwas Gutes widerfahren wird. Das war nie der Fall. Und das wird es auch nie. Ich töte immer noch Menschen, weil es das ist, worin ich gut bin. Also, sehen wir den Tatsachen ins Auge, Padre … ich wurde zurückgewiesen.«

    »Wer das Licht sieht, Kimball, wird niemals zurückgewiesen. Es erinnert uns einfach daran, dass das Licht immer in unserer Reichweite ist und gibt uns allen einen Ausblick auf das, was einmal sein wird. Wären Sie zurückgewiesen worden, Kimball – und ich meine wirklich zurückgewiesen – hätten Sie nicht einmal einen Schimmer der großen Erleuchtung erfahren, sondern nur absolute und vollständige Dunkelheit. Eine Dunkelheit, die von jenen Seelen erfüllt ist, die sie mit Herzen betraten, die nur aus Eis und Stein bestanden. Sie, Kimball, haben in der Herrlichkeit des himmlischen Lichts gebadet, etwas, das nur denen zuteilwird, die gute Absichten und guten Willen haben. Sie haben etwas gesehen, was nicht einmal der Pontifex gesehen hat. In Ihrem Schmerz wurden Sie mit der Erleuchtung gesegnet.«

    Kimball schien dies zu beruhigen, und der Vatikanritter lächelte wieder müde. »Apropos Pontifex, wie geht es Bonasero?«

    Der Monsignore warf Kimball einen fragenden Blick zu. »Vessucci?«

    »Gibt es noch einen anderen?«

    Der Monsignore runzelte die Stirn. »Haben Sie es vergessen?«

    »Was vergessen?«

    »Den Zustand, in dem sich seine Heiligkeit befindet?«

    Kimball sah den Monsignore mit einem äußerst besorgten Blick an. »Was ist mit ihm passiert? Ist in den vierzehn Wochen, die ich hier war, etwas passiert?«

    »Erinnern Sie sich nicht?«

    »Erinnern? Woran?«

    »Kimball, der Pontifex ist vor ein paar Jahren einem Terroranschlag zum Opfer gefallen. Wie können Sie sich nicht daran erinnern? Sie waren mit den Vatikanrittern auf einer anderen Mission, als eine Terrorzelle in den Apostolischen Palast eindrang. Die Schweizergarde konnte alle bis auf einen neutralisieren, der es aber bis in die päpstlichen Gemächer schaffte und dort und seine Weste zündete. Bonasero verstarb.«

    Kimball wirkte verloren, und seine Atmung wurde so hastig, dass es den Alarm der Sensoren auslöste. Auf dem Monitor waren gezacktere Täler und Spitzen zu sehen, die so scharf waren wie die von Stricknadeln. Kimball hatte eine Gefahrenzone erreicht.

    Der Monsignore legte beide Hände auf Kimballs Brust, um ihn zu beruhigen, doch vergeblich. Die Ausschläge zuckten weiterhin steil auf und ab. Krankenschwestern eilten herbei, um seine Vitalwerte zu überprüfen, und leiteten eine beruhigende Flüssigkeit in seine Kochsalzlösung ein. Innerhalb weniger Augenblicke verlangsamte sich Kimballs Herzschlag, bis seine Anzeigen wieder unter Kontrolle waren.

    Der Monsignore griff nach Kimballs verbrannter Hand und drückte sie. »Wenn Sie mich hören können, mein Freund, dann bleiben Sie ruhig und kämpfen Sie weiter, denn Ihre Mission ist noch lange nicht vorbei. Wir werden uns später unterhalten, wenn Sie wieder bei klarem Verstand sind.« Dann legte er Kimballs Hand zu einer sanften Ruhepose auf dessen Herz und verließ den Raum.

    ***

    Als Kimball Hayden erneut von Bonasero Vessuccis Tod erfuhr, dachte er, sein Herz würde in seiner Brust zerspringen. Mit einer sich ausbreitenden Agonie, die sich anfühlte, als würde sich sein Herz zu einer festen Faust ballen, hatte Kimball noch nie größeren Qualen oder Leiden gekannt. Bonasero Vessucci, auch wenn sie nicht einziges DNS-Molekül teilten, hätte ihm nicht näher stehen können, wenn sie Vater und Sohn gewesen wären. Und zum zweiten Mal in Kimballs Leben war da, wo sich Bonasero einst befunden hatte, nun ein Vakuum in seinem Herzen.

    … der Pontifex ist vor einigen Jahren einem Terroranschlag zum Opfer gefallen …

    … Wie können Sie sich nicht daran erinnern? …

    … eine Terrorzelle ist in den Apostolischen Palast eingedrungen …

    … die Schweizergarde konnte alle bis auf einen neutralisieren …

    … Bonasero verstarb …

    Jedes Wort des Monsignore war gotteslästerlich, sie waren lebensverändernd, und jede Silbe hatte ein zu großes Gewicht, als

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