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DIE BÜCHSE DER PANDORA (Die Ritter des Vatikan 4): Thriller
DIE BÜCHSE DER PANDORA (Die Ritter des Vatikan 4): Thriller
DIE BÜCHSE DER PANDORA (Die Ritter des Vatikan 4): Thriller
eBook387 Seiten4 Stunden

DIE BÜCHSE DER PANDORA (Die Ritter des Vatikan 4): Thriller

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Über dieses E-Book

Sie sind Elitesoldaten der ganz besonderen Art, denn sie stehen allein im Dienste Gottes:
DIE RITTER DES VATIKAN
Terroristen ist es gelungen, unter dem Tempelberg die echte Bundeslade aufzuspüren und in ihren Besitz zu bringen. Ein Krieg zwischen den großen Weltreligionen steht zu befürchten, doch dann bieten die Terroristen überraschend an, die Bundeslade als Zeichen des guten Willens und der Versöhnung dem Vatikan übergeben zu wollen. Niemand aber ahnt, dass die heilige Reliquie als trojanisches Pferd missbraucht werden soll …
"Rick Jones ist die Zukunft des Thrillers." - Richard Doetsch (Bestseller-Autor von THE THIEVES OF FAITH und THE 13th HOUR)
In den Achtzigerjahren begannen weltweit die ersten Forscher mit der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Nun, über dreißig Jahre später, wurde diese Technologie perfektioniert. In einer Forschungsstation in der unwirtlichen Gebirgsregion des Iran wurden Nanobots geschaffen, winzig kleine Roboter mit der Fähigkeit zu lernen, sich zu entwickeln … oder zu töten.
Darauf programmiert, als ultimative Jäger alles zu vernichten, was sich ihnen in den Weg stellt, soll die Bundeslade nun den Nanobots als Büchse der Pandora dienen. Einmal vor den Augen der Welt geöffnet, wäre eine unsichtbare Gefahr entfesselt, welche die völlige Zerstörung Roms zur Folge haben könnte.
Doch wie bekämpft man etwas, das man nicht sehen kann, und einen Feind, der immer einen Schritt voraus scheint?
Band 4 der Bestsellerreihe um das schlagkräftige Elitekommando des Vatikans – ein atemloser Wettlauf gegen die Zeit im Stil der TV-Serie "24".
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum20. März 2024
ISBN9783958353992

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    Buchvorschau

    DIE BÜCHSE DER PANDORA (Die Ritter des Vatikan 4) - Rick Jones

    Prolog

    Jerusalem, 956 v. Chr.

    Gerade, als sich der Himmel über Jerusalem während des Sonnenaufgangs blutrot zu färben begann, stand der alte Priester auf den Zinnen, welche die Stadt umringten, und sah auf die unermessliche Größe von Shishaks Armee hinunter, die sich scheinbar endlos über die Wüstenlandschaft erstreckte.

    Tage zuvor hatten Boten gemeldet, dass Shishaks Reihen bereits die Stadt Judah im Norden eingenommen hatten und nun nach Jerusalem marschierten, um deren Schätze ihren falschen Göttern opfern zu können.

    Die Hebräer nannten ihn Shishak. Für die Ägypter war er als Sheshong I. bekannt, als Kriegerkönig, der keine Grenzen kannte, wenn es um den Krieg ging. Seine Legion aus 1.200 Streitwagen und 60.000 Reitern, bestehend aus Libyern, Sukkitern und Kuschiten, bahnte sich so dicht gedrängt ihren Weg, dass man zwischen ihnen keinen Fußbreit Land mehr sehen konnte.

    Während der alte Priester auf dem Wall der Stadt stand und seinen Blick schweifen ließ, wehte eine warme Brise heran und blies seinen spitz zulaufenden Bart über seine Schulter. Eine unleugbare Traurigkeit angesichts der drohenden, furchtbaren Realität ergriff ihn. Selbst die sengende Wüstenhitze als Verbündeter und die hoch aufragenden Mauern würden nicht genügen, um die Armee des Pharao aufzuhalten.

    Jerusalem würde fallen.

    Hoch oben, aus den Wachtürmen, ertönte das Warnsignal der Hörner, ein harscher und beißender Klang, der die Massen in Aufruhr versetzte. Die Reichen rafften so viel Geld zusammen, wie sie nur konnten, während die niedrigeren Kasten sich bewaffneten, um die Truppen an der Stadtmauer zu verstärken. Jene, die jedoch die Sinnlosigkeit erkannten, sich Shishaks Reihen entgegenzustellen, flohen durch das Südtor, wo sie bereits von den Sukkiten erwartet und von deren Kampfeslust wie berauscht barbarisch abgeschlachtet wurden.

    Der Priester, dessen Gesicht angesichts des Gemetzels durch die Schwerter der Armee Shishaks die Verlorenheit einer Gummimaske angenommen hatte, musste an die Schätze in ihrem Heiligen Tempel denken. Von Alter und Gebrechen gezeichnet, begann Abraham, langsam die Leiter hinabzusteigen, und betete zu Gott, dass dieser ihm genügend Zeit gewähren möge, um die wertvollste Seiner Gaben vor Shishak bewahren zu können.

    Er setzte seinen Fuß auf den Boden Jerusalems, bahnte sich seinen Weg durch die aufgeschreckten Massen und versuchte zu dem Heiligen Tempel zu gelangen.

    Die kunstvoll verzierten Säulen, die riesigen Bögen und die goldene Kuppel des Tempels schienen ihm zu weit entfernt, egal, wie sehr sich der alte Mann auch mühte, die Lücke zu schließen. Seine Schritte kamen ihm unendlich langsam vor, während er durch die Horden von Menschen watete, die selbstvergessen durch die Straßen rannten.

    Als er schließlich den Zugang zu dem Tempel erreichte, wusste er, dass dies sein letzter Sonnenaufgang sein würde.

    Mit Augen, die so schwarz erschienen, als würden sie über keine Pupillen verfügen, beobachtete Shishak von einer weit entfernten Erhöhung aufmerksam die Stadt Jerusalem. Und doch wohnten in seinem Blick auch eine große Intelligenz und das Gewicht uneingeschränkten Selbstvertrauens.

    Vom Sattel seines weißen Rosses, dessen Mähne so goldgelb wie Mais schimmerte, ließ Shishak seinen Blick über seine Truppen schweifen. Er war groß und schlank, seine Haut von der Farbe gegerbten Leders. Seine Statur war kräftig, sein Kopf kahlrasiert und sein Kinn knochig und kantig. Mit seinem sehnigen Hals, der aus einer kunstvoll verzierten Halskette aus Gold und Juwelen herausragte, wurde Shishak seinem Titel als Kriegerkönig mehr als gerecht.

    Neben ihm befand sich Darius, sein gefeierter Leutnant, dessen Haut so schwarz war, dass sie an Auberginen erinnerte. Seine breiten Schultern, sein gewölbter Brustkorb und die dicken Oberarme waren durch jahrelangen Umgang mit Schwert und Schild entstanden.

    Augenscheinlich hatte Darius Schwierigkeiten, sein Pferd unter Kontrolle zu halten. Das Ross wieherte und stieg mit seinen Vorderläufen in die Luft, bevor es sich schließlich nach einem Ruck an den Zügeln der Kontrolle des Leutnants beugte.

    »Mein König«, sagte Darius, »der Himmel besitzt die Farbe von Blut, was nie ein gutes Omen ist. Selbst mein Pferd wittert die unguten Vorboten.«

    Shishak sah seinen Leutnant von der Seite an. »Dein Pferd ist nicht imstande, die Vorhersage eines Orakels zu wittern. Das dunkle Omen, welches du zu sehen glaubst, entspringt einzig deinem Herzen.« Daraufhin widmete er sich mit scheinbar teilnahmsloser Ruhe wieder der Beobachtung der Stadt Jerusalem. »Wo du eine Gefahr zu sehen glaubst«, erklärte er tonlos, »sehe ich ein Zeichen von Ra, dass das Blut unserer Feinde den Boden bedecken und eins mit dem Himmel werden wird. Und wie bereits in Judah wird ihr Blut Zeugnis unseres Sieges sein. Rot wird heute eine gute Farbe sein, Darius. Und bevor dieser Tag vorbei ist, werden die Hufabdrücke meines Hengstes im Sand von Blut gefüllt sein.«

    Shishak ließ sein Pferd ein paar Schritte nach vorn traben, um seine Armee besser überblicken zu können. Ihre schiere Stärke ließ sich kaum ermessen. Das gesamte Gelände vor ihnen war mit Soldaten bedeckt, soweit das Auge reichte.

    »Gewiss, mein König.« Eilig gab Darius seinen Kommandeuren das Signal, sich auf die Schlacht vorzubereiten, indem er sein Schwert hoch in den Himmel streckte, wo sich die Klinge dunkel vor dem blutroten Himmel abzeichnete. Dann ritt er an der Frontlinie entlang und heizte mit Tiraden den Blutdurst der sechzigtausend Männer an.

    Als er wieder zu seinem Platz neben dem Pharao zurückgekehrt war, steckte er sein Schwert zurück in die Scheide. Um sie herum reckten Shishaks Krieger ihre Speere und Schwerter in die Höhe und skandierten ihren Sieg im Namen Ras.

    »Sie warten auf Deinen Befehl, mein König.«

    Shishak ließ sein Schwert aus seiner mit Juwelen besetzten Scheide gleiten und hob es gen Himmel. Das Kriegsgeschrei seiner Armee eskalierte wie im Fieber in Erwartung des bevorstehenden Kampfes. Dann wandte er sich Darius zu, mit Augen, in denen die Entschlossenheit brannte, zu kämpfen, zuzustoßen und zu töten. Er würde sich nicht zurücklehnen und das Geschehen aus der Ferne beobachten, sondern selbst in das Blutvergießen stürzen, bis die Luft kupfern stank. »Ich will alle Reichtümer des Heiligen Tempels«, erklärte er. »Alles davon soll im Tempel des Ra als Huldigung unseres Sieges dargeboten werden.«

    »Gewiss, mein König.«

    »Aber wir müssen ihn vor den Priestern erreichen«, fügte er hinzu.

    »Die Sukkiten bahnen sich in diesem Moment bereits von Norden her einen Weg durch die Stadt, mein König.«

    Shishak streckte die Spitze seines Schwertes noch etwas höher empor. »Dann setzte die Truppen in Marsch«, befahl er. »Ich will die eine Sache, die sie am meisten begehren.«

    »Unsere Quellen berichten, dass sich ihr heiligster Schatz inmitten der Kammer befindet, umgeben von Bergen aus Gold.«

    »Dann beanspruchen wir für uns, was rechtmäßig Ra gehört«, sagte er. Und mit diesen Worten deutete er mit seinem Schwert in Richtung Jerusalem und sah zu, wie seine Armee auf die Stadtmauern zustürmte, fest entschlossen, niemanden am Leben zu lassen.

    In Jerusalem wurde er Abraham genannt, ein hochrangiger Priester, der von den Massen beneidet wurde und dessen Weisheit selbst sein hohes Alter noch überstieg. Mit über siebzig Jahren war er äußerlich so gealtert, dass seine Haut an geschmolzenes Wachs erinnerte und ihm ein Aussehen verlieh, als wäre er so uralt wie die Wüste, die ihre Stadt umgab. Trotz des brennenden Gefühls in seinen Lungen und wachsender Schwerfälligkeit in seinen Beinen hastete Abraham mit weit ausgreifenden Schritten durch die düsteren Gänge zu der heiligen Schatzkammer.

    Bevor er die Tür zur Schatzkammer erreichte, kam er an drei jungen Männern vorbei, welche die Kapuzenroben eines Priesters trugen, aber die Priesterweihe noch nicht erlangt hatten. Vielmehr handelte es sich um Jungen, denen gerade ihre ersten Bärte wuchsen, an denen man schließlich ihre Position in der heiligen Hierarchie erkennen würde.

    Als sie Abraham erblickten, streckte einer der Brüder dem alten Mann die Hand entgegen, um ihm Halt zu geben. Mit pfeifender Lunge und einem Gesicht so bleich wie der Unterbauch eines Fisches lehnten sie Abraham gegen eine Wand, um ihn zu beruhigen.

    »Ihr müsst die anderen finden«, ließ er die Brüder atemlos wissen. »Schickt sie zur heiligen Schatzkammer … ich werde sie dort treffen.«

    »Ist es der, den sie Shishak nennen, der gegen Jerusalem vorrückt?«, fragte einer der Brüder.

    Der alte Mann nickte hastig. Er ist es. »Beeilt euch!«, rief er dann aus. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit!«

    »Und was ist mit dir?«

    Abraham winkte ab. »Kümmert euch nicht um mich«, sagte er. »Geht!«

    Ohne weitere Fragen eilten die jungen Priester davon und ließen Abraham allein wieder zu Kräften kommen. Mit der Beweglichkeit eines gebrechlichen, in die Jahre gekommenen Mannes hastete Abraham auf wackeligen Beinen weiter durch die Gänge. Doch seine priesterliche Überzeugung, den Schatz ihres Gottes in Sicherheit zu bringen, trieb ihn immer weiter an.

    Auf seinem Weg die Treppenstufen hinab mutete die Luft abgestanden, beinahe wie in einem Grabgewölbe an. An die ihn umgebenden Wände warf das Licht der gierig nach Luft leckenden Flammen gespenstische Schatten. In seiner Unterwürfigkeit seinem Gott gegenüber bat er um zusätzliche Stärke, in Worten, die nun nur noch als Flüstern über seine Lippen kamen.

    »Bitte, lieber Gott, gib mir die Kraft, Dir in dieser Not zu dienen. Gib mir die Kraft, dies zu überstehen.«

    Als das letzte Wort seine Lippen verlassen hatte, erreichte Abraham das Ende der Treppe. Weniger als zwanzig Meter vor ihm erblickte er den Bogengang, der in die heilige Schatzkammer führte.

    Nachdem er die dicke hölzerne Tür geöffnet hatte, die von schwarzen Stahlbändern und Nieten gehalten wurde, raubte ihm wie jedes Mal stets der Anblick des Schatzes den Atem. An den Wänden brannten mehrere Fackeln. Das Licht ihrer Flammen tanzte flackernd über jedes Goldstück und verlieh selbst der kleinsten Münze einen blendenden Schein.

    Die Kammer war kreisrund und in ihr erhoben sich pyramidenartig Berge aus Gold, Rubinen und Saphiren, von denen einige so hoch wie ein ausgewachsener Mensch aufragten. An der hinteren Wand gegenüber der Tür hingen die goldenen Schilder des Salomon, beinahe dreihundert an der Zahl. Jedes von ihnen glitzerte golden, wenn das Licht der Fackeln von ihrer Oberfläche reflektiert wurde. In der Mitte der Kammer befand sich jedoch der begehrteste der Schätze, etwas, das so hell schimmerte, dass es selbst das glänzendste Stück Gold noch übertraf. Von einem geradezu perfekten weißgoldenen Heiligenschein umgeben stand dort die Bundeslade.

    Der Hohepriester näherte sich vorsichtig dem spektakulären goldenen Leuchten, das beinahe lebendig anmutete, und begann zu beten.

    Die Lade war wundervoll gearbeitet, geschaffen aus dem Holz des Akazienbaums und mit reinem Gold bedeckt. Sie maß anderthalb Königsellen in der Breite und Höhe, und zwei Königsellen entlang des oberen Deckels, dem Gnadenthron. An beiden Seiten befanden sich zwei goldene Ringe für hölzerne Stangen, mit denen man die Lade tragen konnte. Die Oberseite der Lade wurde von zwei Cherubinen gekrönt, die sich einander zugewandt gegenseitig mit den Spitzen ihrer Flügel berührten und damit den Thron Gottes formten, während man die Lade selbst als Gottes Schemel ansah.

    Und während Shishak mit seinen Truppen immer näher rückte, betete Abraham um göttlichen Beistand, der in Form von acht jungen Männern erschien, hauptsächlich Priestern, die Roben mit Kapuzen und dicke Kordeln um die Hüften trugen.

    »Die Stangen«, sagte Abraham und deutete auf die langen, mit kunstvollen Verzierungen aus Gold geschmückten Holzpflöcke. »Wir haben nicht mehr viel Zeit!«

    Nachdem sie die Stangen durch die goldenen Ringe geführt und befestigt hatten, griff sich Abraham eine Fackel und bedeutete den Priestern, ihm zu folgen.

    Selbst mit der Kraft von acht jungen Männern taten sich die Priester schwer, die Bundeslade durch die Kammer zu hieven.

    Abraham, der vorausging, erhellte mit seiner Fackel eine kleine Öffnung an der hinteren Wand. Der Gang war jedoch so tief in den Schatten verborgen, dass das Licht die Dunkelheit erst dann zu durchdringen vermochte, als er direkt vor ihm stand.

    »Hier entlang«, sagte er.

    Sie trugen die Lade durch eine Art Tunnel, dessen Wände nur grob behauen waren. Auch der Boden, über den sie liefen, war uneben und hügelig, was den Transport ihrer großen Last erschwerte. Am Ende des Ganges schloss sich jedoch eine zweite, beeindruckende Kammer an; eine, deren Kuppel nahtlos in Wände überging, die perfekt und ohne jeden Makel waren. Im Zentrum dieses Raumes lag ein erhöhter Steinblock, auf dem die Lade ruhen würde.

    Nachdem die Priester die Bundeslade auf der Plattform abgestellt hatten, schritt Abraham die Wände entlang und entzündete Fackel für Fackel. Als sich das Licht vom Rand der Kammer ausbreitete und im Herzen der Lade traf, schien diese von einer geistigen Macht unbändiger Wärme zum Leben zu erwachen, was die Priester vor ihr auf die Knie fallen ließ.

    Abraham aber schritt rastlos weiter.

    Neben der letzten Fackel befand sich eine kreisrunde Aussparung, die gerade tief genug war, dass man seinen Arm bis zur Schulter hineinstecken konnte. Abraham griff nach einem Eisenring und drehte ihn nach rechts. Ein knirschendes Geräusch ertönte, als würden riesige Steine gegeneinander reiben, und der Boden unter ihnen erbebte und drohte aufzubrechen.

    Während die Priester noch immer vor der Bundeslade knieten, rieselte Staub von der Decke auf sie hinab, bis ihre Umhänge die Farbe von Sand angenommen hatten. Dann, mit einem letzten Beben, stürzte der Eingang unter Tonnen von herabfallendem Gestein und Trümmern zusammen. Der Gang dahinter implodierte ebenfalls, und eine riesige, dichte Staubwolke schoss in die Kammer. Als das Beben endlich verebbte, senkte sich eine unheilvolle Stille auf sie herab.

    Einer der Priester sprang ruckartig auf. Sein Gesichtsausdruck offenbarte die Erkenntnis, dass sein Schicksal von einer einfachen Drehung der Hand des alten Mannes besiegelt worden war. »Sind wir eingeschlossen?«, fragte er.

    Der alte Mann platzierte die Fackel in ihrer Halterung und trat dann zu den Priestern, die sich nun alle aufgerichtet hatten. »Ihr müsst mir vergeben«, erklärte er. »Ich durfte nicht zulassen, dass Shishak in den Besitz der Bundeslade gelangt. Bei all dem Gold und den Schilden des Salomon ist sie der einzig wahre Schatz.«

    »Und unsere Leben?«, fragte ein anderer. »Ihr habt uns nicht einmal die Gelegenheit gegeben, unser Heil in der Flucht zu suchen. Stattdessen habt ihr uns zu diesem Opfer verdammt.«

    Abrahams Stimme war von Trauer erfüllt, aber nicht reumütig. »Hätte Shishak auch nur einen von euch in die Finger bekommen, hätte er euch das Fleisch von den Knochen abgezogen, um den Aufbewahrungsort der Bundeslade zu erfahren. Etwas, das ihm nicht gestattet werden durfte.« Dann schloss der Priester die Augen, streckte seine Handflächen in Richtung Decke und wandte sich der Lade zu. »Ihr müsst verstehen, dass dies weitaus größer ist als wir alle. Ist es denn nicht besser, in der Gegenwart Gottes zu sterben … als durch die Hand des Pharao Shishak?«

    Die anderen Priester senkten ihre Häupter und mussten sich eingestehen, dass der Hohepriester recht hatte. In der Anwesenheit von Gott zu sterben war das Höchste, verglichen mit den Krummsäbeln Shishaks.

    Gemeinsam begannen die Hüter der Bundeslade zu beten.

    Jerusalem war gefallen. Die Leichen seiner Bewohner füllten die Straßen der Stadt, und ihr Blut floss in Strömen und wurde eins mit dem blutroten Himmel, ganz so wie von Shishak befohlen. Am Ende würde es kein schlechtes Omen bedeuten, wie von Darius befürchtet, sondern ein Vorbote ihres Triumphs, gesendet von Ra. Dessen war sich Shishak sicher.

    Als der ägyptische König seine Legionen zu dem Tempel hinauf führte, war der Himmel nicht länger rot, sondern blau und voller turmhoher schwarzer Rauchsäulen, die in den Himmel hinaufstiegen, um die Morgensonne zu begrüßen. Jerusalem stand in Flammen.

    Der Tempelberg war beeindruckend, selbst für Shishaks Ansprüche, dessen Vorliebe eher der ägyptischen Architektur galt. Der Tempel selbst war ein massiver Komplex aus Steinbögen und monumentalen Säulen. Die gewaltigen Gänge und riesigen Hallen übten eine fast hypnotische Wirkung auf Shishak aus, und er empfand beinahe Reue, eine Stadt besiegt zu haben, die so reich an Komplexität und Schönheit war. Für einen Moment erwog er sogar, diese architektonische Kultur in seine eigene einfließen zu lassen. Aber dann schob er den Gedanken schnell wieder beiseite, weil er ahnte, dass diese Kultur nur die Perfektion der Ägypter schmälern würde.

    Am Heiligen Tempel angekommen stieg Shishak von seinem Pferd und legte seine Hand gegen das Tor, als könnte er durch die Berührung allein seine Geheimnisse lernen. Dann gab er seinen Männern das Zeichen, dieses aufzubrechen.

    Es dauerte beinahe eine Stunde, bis das Tor zerstört war und ihnen Zutritt zu einem dunklen Gang gewährte, der in die Tiefen unterhalb des Tempelberges führte.

    Mit seiner brennenden Fackel stieg Darius die Treppenstufen hinab. »Die Kammer liegt tief im Inneren«, erklärte er Shishak. »Wir werden viele Männer benötigen, um die Schätze zu bergen, ganz besonders die Lade.«

    »Die Bundeslade steht an erster Stelle«, sagte Shishak. »Sorge dafür, dass mit größter Sorgfalt vorgegangen wird.«

    »Verstanden.«

    Mit mehreren Fackeln ausgestattet stiegen sie die gut erhaltenen Stufen hinab. Unten angekommen fiel ihnen der staubbedeckte Boden auf, was ihnen seltsam vorkam, wo doch der Rest des Tempels makellos war, und es sich immerhin um einen Ort der Gottesverehrung handelte. Als sie dann die Kammer betraten, waren sie überwältigt von den ungeheuren Reichtümern, die sie hier vorfanden und die ihre kühnsten Träume bei weitem überstiegen. Die Wände waren gesäumt mit den Schildern Salomons, der Traum eines jeden Plünderers. Und dazwischen türmten sich überall Berge aus goldenen Münzen und Edelsteine aller Größen, Farben und Formen auf. Und doch wirkten sie nicht üppig oder glänzend. Das Schimmern des Goldes wurde von einer dicken Staubschicht abgeschwächt, die noch immer durch die Luft wehte.

    Shishak lief ins Zentrum der Halle. Dieses war leer. »Wo ist die Lade, Darius? Sagtest du nicht, sie würde sich in der Mitte der Halle befinden?«

    Darius trat neben ihn. »Sie haben sie weggebracht«, sagte er. »Außer diesem Flecken hier gibt es keinen anderen Platz, an dem sie gestanden haben könnte.«

    »Wenn das stimmt«, entgegnete Shishak, »würde es Hinweise darauf geben, dass man sie kürzlich bewegt hat, aber der Boden ist dick mit Staub bedeckt, ohne jeglichen Hinweis, dass sie sich überhaupt jemals hier befunden hat.« Shishak trat ein paar Schritte nach links, hob einen goldenen Kelch voll Manna auf, und warf ihn dann wütend davon. »Sie war nie hier«, verkündete er schließlich. »Sammelt alles ein und bereitet den Abtransport vor. Diese Schätze gehören in den Tempel eines wahren Gottes.«

    »Jawohl.«

    »Und Darius?«

    »Ja?«

    »Sollte einer der Soldaten auch nur ein Goldstück stehlen, will ich, dass man an ihm ein Exempel statuiert und er sofort hingerichtet wird. Und behalte besonders die Sukkiten im Auge. Söldner scheinen oftmals eine Schwäche für Reichtümer zu haben, die ihnen nicht gehören.«

    »Verstanden.«

    Während seine Männer begannen, die Schätze zusammenzutragen, sann Shishak über den Verbleib der Bundeslade nach, ohne zu ahnen, dass sie sich weniger als hundert Meter von ihm entfernt verbarg.

    Kapitel 1

    In der Nähe des Tempelberges, Jerusalem, heute

    Adham Ghazi war nun schon seit vielen Jahren auf der Suche nach der Bundeslade und hatte jedes Schriftstück studiert, das über ihren Verbleib berichtete, und jede Möglichkeit ihrer Existenz erforscht. Er hatte die Kapelle neben der Kirche St. Maria von Zion in Axum, Äthiopien, besucht, nur um feststellen zu müssen, dass die dort verborgene Bundeslade ein Duplikat war. Er war nach Elephantine in Ägypten und vielen anderen Schauplätzen der arabischen Welt gereist, hatte aber auch dort immer nur Nachbildungen vorgefunden, deren Qualität von billigen Kopien bis hin zu durchaus adäquaten Imitationen reichte.

    Der letzte noch zu untersuchende Ort befand sich unter dem Tempelberg in Jerusalem, den sowohl die Israelis als auch die Araber als ihr eigenes souveränes Territorium ansahen. Doch in Wirklichkeit blieb die Region in einem Schwebezustand, was ihre Zugehörigkeit anbelangte, nachdem die Vereinigten Staaten sich geweigert hatten, das Land als gänzlich zu Israel gehörig anzuerkennen, auch wenn es seitdem unter ihrer Kontrolle lag.

    Seit über einem Jahr hatte Ghazi im Geheimen an einem langen Tunnel gearbeitet. Und obwohl der Prozess recht lautlos vonstattengegangen war, galt immer zu befürchten, dass er entdeckt wurde. Mit Hilfe von detaillierten Notizen und möglichen GPS-Koordinaten, die er vom Iranischen Geheimdienst bekommen hatte, verbrachte er viele lange Nächte damit, die mögliche genaue Position der geheimen Kammer ausfindig zu machen.

    Nachdem sie sich bis auf fünfunddreißig Meter an die vermutete Stelle herangebohrt hatten, und aus Angst, dass die Vibrationen ihrer Bohrer die Israelis alarmieren könnten, arbeiteten sie von da an nur noch mit Spitzhacken und Schaufeln weiter, was ihr Vorankommen jedoch deutlich verlangsamte.

    Aber Ghazis Geduld würde sich bald als lohnend herausstellen.

    Tag für Tag und Nacht für Nacht wurden die Spitzhacken geschwungen, und Ghazi sah dabei zu, obwohl seine Hände nie wieder ein Werkzeug in den Händen gehalten hatten, seit er die Position eines Lieutenants der al-Qaida begleitete.

    Als solcher war er an der Planung mehrerer Angriffe auf israelische und amerikanische Ziele involviert gewesen, sowie an Attacken gegen jeden, der mit diesen Ländern Beziehungen pflegte. Kurz vor bin Ladens Hinrichtung in Pakistan hatte dieser ihm befohlen, die Bergung der Bundeslade zu planen und zu leiten. Warum, wusste er nicht, und hatte sich auch nie getraut, danach zu fragen.

    Er war ein großer und schlanker Mann, der makellos reine und fein gebügelte Kleidung trug und trotz des Staubs, der die ganze Zeit durch die Luft wirbelte, und der Hitze, die immer unerträglicher wurde, niemals schmutzig zu werden oder zu schwitzen schien. Sein Gesicht war dünn, sein Bart sorgfältig geformt, und seinen Augen wirkten dunkel, mürrisch und voll stiller Intensität. Aber er war auch über alle Maßen geduldig, und das war eine tödliche Eigenschaft, wenn man sie mit dem Drang zusammenbrachte, für eine Sache notfalls auch zu töten.

    Er stand vornübergebeugt vor einem Tisch, auf dem ausgebreitet eine Karte und ein Kompass lagen. Die Luft war heiß und stickig. Die unterirdische Kammer wurde nur von ein paar wenigen Glühbirnen erhellt, die lediglich schwaches Licht spendeten. Er schien davon jedoch unbeeindruckt zu sein und studierte den auf der Karte verzeichneten Fortgang der Arbeiten. Die roten Linien zeigten an, dass sie sich dem Tempelberg immer weiter näherten. Allein mit den Spitzhacken als Werkzeugen würden sie nur langsam vorankommen, und wahrscheinlich würde es noch weitere zwei oder drei Monate dauern, selbst wenn sie rund um die Uhr arbeiteten.

    Der Mann biss die Kiefer zusammen, bis die Muskeln hervortraten. Das war das einzige Zeichen von Ungeduld, welches er sich bisher anmerken ließ.

    Ein Arbeiter, spindeldürr und mit Dreck beschmiert, betrat mit einer Spitzhacke in der Hand die Kammer. Aus seinem Blickwinkel war Ghazi nicht mehr als ein Schatten in dem dämmrigen Licht. »Commander, wir sind durchgebrochen.«

    Ghazi hob eine Augenbraue. »Das ist unmöglich«, sagte er, »wir haben immer noch dreißig Meter vor uns.«

    Der Mann nickte. »Aber wir sind auf eine Kammer gestoßen.«

    Ghazi fuhr mit dem Finger seine Tabellen und Zahlen ab. Es war unmöglich, dass seine Berechnungen falsch sein konnten. Wenn es also eine angrenzende Kammer gab, war diese in den ihm zur Verfügung gestellten Plänen nicht vermerkt.

    »Habt ihr einen Blick hineingeworfen?«, fragte er schließlich.

    Der Araber schüttelte den Kopf. Nein. »Das Licht reicht nicht sehr weit hinein. Aber der Raum scheint groß zu sein.« Daraufhin senkte der Mann aus Ehrfurcht vor Ghazi den Kopf. »Wir dachten, es wäre besser, wenn Sie die Kammer als Erster betreten, da die Ehre der Entdeckung Ihnen gebührt.«

    Ghazi lief hinaus, und als er an dem Arbeiter vorbeikam, gab er ihm einen kurzen Klaps auf die Schulter. »Das war sehr weise von dir, mein Freund.«

    Der Tunnel, der zu der Öffnung in der Wand führte, war sauber ausgehoben worden. Zwar waren die Wände grob behauen, aber der Gang war doch groß genug, um sich frei darin bewegen zu können, ohne den Kopf einziehen zu müssen. Als er den Durchgang erreichte, wichen die anderen Arbeiter vor ihm zurück.

    Er streckte die Hand aus und schnippte mit den Fingern, woraufhin ihm einer der Arbeiter eine schwere Taschenlampe reichte, die in der Lage war, einen Raum mit der Kraft von zehntausend Kerzen zu erhellen. Doch so leistungsstark sie auch sein mochte, gelang es auch ihr nicht, die Dunkelheit zu durchdringen.

    »Es ist definitiv eine Kammer«, sagte er. »Aber es ist nicht die Kammer.«

    Mit der gebotenen Vorsicht betrat Ghazi den Raum und schwenkte dabei die Taschenlampe immer wieder hin und her. Dann sah er aus den Augenwinkeln ein kurzes Funkeln, einen goldenen Schimmer, bevor dieser wieder erlosch und verschwand. Er richtete die Taschenlampe auf die Quelle des Schimmerns aus, konnte jedoch nur eine nicht näher zu bestimmende Form in der Dunkelheit erkennen. Was immer sich dort befand, lag noch außerhalb der Reichweite seiner Taschenlampe, aber es war definitiv ein Objekt.

    Je näher er diesem mit seiner Taschenlampe kam, umso mehr arbeitete das Licht Formen und Umrisse heraus. Und dann wurde ihm schlagartig klar, dass er endlich die wahre Bundeslade gefunden hatte.

    Er hatte all die antiken Tafeln, Texte, Schriftrollen und auch die entsprechenden Passagen in der Bibel und im Koran studiert, die Hinweise auf den Verbleib der Lade enthielten, doch die Zeugen, die von diesen Orten berichteten, hatten dort offensichtlich nur Imitate und Duplikate vorgefunden. Doch nirgendwo war ein Raum hinter der Hauptkammer unter dem Tempelberg erwähnt worden. Und da dieser Raum in den historischen Aufzeichnungen keine Erwähnung fand, schloss Ghazi daraus, dass die wahre Lade niemals gefunden werden sollte. Allah sei Dank hatte auch er sie

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