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DES TEUFELS ZAUBERER (Die Ritter des Vatikan 12): Thriller
DES TEUFELS ZAUBERER (Die Ritter des Vatikan 12): Thriller
DES TEUFELS ZAUBERER (Die Ritter des Vatikan 12): Thriller
eBook279 Seiten3 Stunden

DES TEUFELS ZAUBERER (Die Ritter des Vatikan 12): Thriller

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Über dieses E-Book

Sie sind Elitesoldaten der ganz besonderen Art, denn sie stehen allein im Dienste Gottes:
DIE RITTER DES VATIKAN
Als der Islamische Staat in Damaskus einen Kardinal entführt und Lösegeldforderungen stellt, entsendet der Vatikan ein Team aus Vatikanrittern, um diesen zu befreien. Doch die Rettungsaktion entpuppt sich als Hinterhalt und auch die Vatikanritter werden gefangengenommen. In seiner Verzweiflung wendet sich der Vatikan an den einzigen Mann, der ihnen noch helfen kann – Kimball Hayden. Obwohl dieser der Kirche den Rücken gekehrt hat, willigt er nach einigem Zögern ein, die Rettungsmission durchzuführen, jedoch auf seine Art, und stößt dabei auf einen perfiden Plan, dessen Spur bis in den Vatikan führt …
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum4. Apr. 2024
ISBN9783958357501
DES TEUFELS ZAUBERER (Die Ritter des Vatikan 12): Thriller

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    Buchvorschau

    DES TEUFELS ZAUBERER (Die Ritter des Vatikan 12) - Rick Jones

    Prolog

    Vatikanisches Sprichwort

    Es heißt, dass immer, wenn die Welt im Argen liegt, ein Mann aus den Schatten des Petersdoms treten wird, um sie wieder in Ordnung zu bringen.

    Er ist der Priester, der kein Priester ist.

    Für die einen ein Engel, für andere ein Dämon.

    Aber im Mittleren Osten ist er noch unter einem anderen Namen bekannt:

    … Des Teufels Zauberer …

    Kapitel 1

    Pavia, Italien

    31 Kilometer südlich von Mailand

    Zehn Tage zuvor

    384.400 Kilometer vom Mond entfernt, in einem kleinen Schlafzimmer in Pavia, fiel kaltes Licht von der Oberfläche des Mondes durch das Fenster herein und erhellte die Konturen zweier Körper, die sich unter der Bettdecke versteckten. Hin und wieder regten sie sich, um ihre Position zu verändern, streckten einen Arm oder ein Bein von sich. Draußen strichen von einem starken Wind in Bewegung versetzte Äste gegen das Anwesen, ein kratzendes, schabendes Geräusch an den Mauerwänden, das dem unangenehmen Kratzen von Nägeln an einer Tafel glich.

    Da Albierto ein leichter Schläfer war, drehte er sich schließlich auf den Rücken und starrte an die Decke. Dort huschten die Schatten der unheimlich im Mondlicht vor dem Fenster schwankenden Bäume entlang, vor und zurück, wie skelettartige Gliedmaßen, die einen seltsamen, makabren Tanz aufführten.

    Seufzend drehte er sich zu seiner Frau, die schlief und dabei eine Schlafmaske trug. Ihr Mund war leicht geöffnet. Solange es auf diese Art stürmte, würde er nicht in den Schlaf zurückfinden, und im Geiste machte er sich eine Notiz, gleich am nächsten Morgen die Äste zu stutzen.

    Er schlug die Bettdecke zurück und stellte seine beiden Füße auf den Boden. Vorsichtig, um seine Frau nicht zu stören, griff er nach seinem Morgenmantel, der an dem Bettpfosten hing, zog ihn sich über und verließ den Raum.

    Der Boden unter seinen Füßen war kalt, die Fließen so glatt wie Eis.

    Der Wind.

    Die Äste.

    Das Kratzen und Schaben.

    Und dann Schritte, die nicht seine eigenen waren, gefolgt von weiteren. Und weiteren.

    Im Dunkel des Wohnzimmers hob sich ein rabenschwarzer Schemen vom Hintergrund ab, ein eindimensionales Wesen, das über keine Konturen verfügte und nichts weiter als ein Umriss war.

    Doch dort, wo sich seine Augen hätten befinden sollen, sah Albierto ein schwaches Funkeln, ein Aufflackern eines furchterregenden inneren Lichts, welches ihm verriet, dass dieser Mann, auf welche Weise auch immer, ein Todesbote sein würde. In seiner Hand befand sich etwas langes, spitz zulaufendes, ein Messer, welches sich spielerisch wieder und wieder in der Hand des Mannes drehte.

    Albierto spürte, wie ihn die Panik ergriff. Er riss den Mund auf, brachte aber keinen Ton heraus.

    Der Umriss fuhr damit fort, mit dem Messer zu spielen, ließ die Waffe immer wieder aufs Neue kreisen.

    Aber dann hielt er inne.

    Die Atmung des Eindringlings hallte angestrengt durch die Dunkelheit, als würde er an einem Beatmungsgerät hängen, und er blieb regungslos stehen, wie eine antike Statue.

    Dann aber brach er aus der Dunkelheit. Der Schemen kam auf ihn zu, hob das Messer weit über seinen Kopf, und dann ließ er hinuntersausen, immer und immer wieder. Blut spritzte in alle Richtungen.

    Hinein.

    Hinaus.

    Hinein.

    Hinaus.

    Hinein.

    Hinaus.

    Das Messer bohrte sich in Albierto und wurde wieder aus ihm herausgezogen, so lange, bis er offenen Mundes, als hätte ihn seine eigene Sterblichkeit überrascht, auf dem Boden liegen blieb und sein Blick sich trübte.

    Der Eindringling, der schwärzer als die Schwärze der Nacht erschien, ließ das Messer fallen und begann mit der zweiten Phase seines Auftrags – mit der Jagd auf Albiertos Familienmitglieder.

    ***

    Carmela hörte nicht, wie der Mann das Zimmer betrat.

    Als er vor ihr stand, hielt er eine Spritze in der Hand.

    Draußen strichen die Äste weiter über die Hauswände und ließen den Mann kurz einen Blick zum Fenster und danach zur Tür werfen, um sich zu vergewissern, auch wirklich allein zu sein.

    Dann blickte er auf die Frau hinunter. Ihre Brust hob und senkte sich in einem gleichmäßigen Rhythmus. Nach einem leichten Druck auf den Kolben, der einen dünnen Strahl einer Flüssigkeit aus der Spritze aufsteigen ließ, um die Luftblasen aus der Spritze zu bekommen, beugte er sich wie ein dunkler Schatten über sie, presste ihr eine Hand auf den Mund und setzte sich auf sie.

    Sie bäumte sich unter dem Gewicht des Mannes auf, konnte seine Knie spüren, die ihre Arme auf der Matratze festnagelten, und den Geruch von Blut an seiner Hand riechen, der an ein Schlachthaus erinnerte. Und dann sprach der Eindringling in einer Sprache zu ihr, die sie nicht verstand. Die Worte drangen leise, wie ein Flüstern zu ihr. Seine Stimme klang ruhig.

    Und dann spürte sie den Stich einer Nadel an der Seite ihres Halses, die sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf versetzen sollte. Sie kämpfte weiter gegen ihn an, wehrte sich, aber ihre Kräfte wichen. Und die ganze Zeit über sprach der Mann mit den gleichen ruhigen Worten zu ihr.

    …Allahu Akbar …

    …Allahu Akbar …

    …Allahu Akbar …

    Schließlich entschwand seine Stimme zu einem leisen Flüstern und sie glitt in die absolute Finsternis.

    Kapitel 2

    Die syrisch-katholische Kirche

    Damaskus, Syrien

    Eine Woche zuvor

    Im November des Jahres 2016 ernannte Papst Johannes Paul II. den Bischof Baltasar Alnasseri zum Kardinal und erteilte ihm den Auftrag, als Botschafter des Vatikan in Syrien zu dienen. Da Kardinal Alnasseri noch keine achtzig Jahre alt war, war er damit berechtigt, einmal auch das höchste Amt der Vatikanstadt zu begleiten, sollte der Papst dahinscheiden und sein Zepter an einen Nachfolger übergeben müssen.

    Das letzte Jahr über war Kardinal Alnasseri als Märtyrer Syriens bekannt geworden, der seinen Dienst in einem von Unruhen geschüttelten Land ohne Fehl und Tadel ausübte. Sein ungetrübter Wille, der Kirche zu dienen, hatte ihm den Respekt seiner Kardinalskollegen und damit auch eine große Bewunderung verschafft, die ihn nach kurzer Zeit an die Spitze der Preferiti katapultierte – der Anwärter auf das Papstamt, falls das nächste Konklave einberufen werden würde.

    Alnasseri war oberflächlich betrachtet ein ruhiger Mann, der stets besonnen auftrat und mit gutem Beispiel voranging. Und obwohl er kein Mann vieler Worte war, erzeugte er immer eine gewisse Aura, in der er als Leuchtfeuer auf dem Weg ins Licht angesehen wurde. Er vereinte Würde, Macht und Vergebung – die drei Säulen göttlicher Stärke – in sich. Und obwohl er noch nie die Hand gegenüber jemand anderem erhoben hatte, war Kardinal Baltasar Alnasseri einer der mächtigsten Männer in Damaskus.

    Nachdem sich die Türen der syrisch-katholischen Kirche an diesem Tag geschlossen hatten, die Gebete vor dem Altar gesprochen und die Kerzen in den Opferstöcken gelöscht worden waren, zog sich Kardinal Alnasseri für den Abend zurück.

    Seine Unterkunft war eher spartanisch eingerichtet, mit einem einzelnen Bett, einem Nachttisch, einer Lampe, einem Schreibtisch und einem kleinen Buchregal für religiöse Schriften. Die Wände, obschon verputzt, waren an einigen Stellen aufgeplatzt und gaben den Blick auf sandfarbene Ziegelsteine darunter frei.

    Alnasseri tauschte seine Kluft als Botschafter gegen ein Schlafgewand aus, sank vor einem an der Wand hängenden Kreuz in die Knie, faltete die Hände und betete. Als er damit fertig war, griff er nach der Lampe auf seinem Nachttisch, zog an der Kette und löschte das Licht.

    ***

    Sie waren dunkler als die Schatten, die sie umringten – drei Umrisse, schwärzer als die Nacht, die durch den Hauptgang der syrisch-katholischen Kirche huschten.

    Der silberne Schein eines Halbmondes fiel durch das Glas über den Buntglasfenstern und warf ein schwaches Licht in den Gang, der die Bankreihen voneinander trennte. Sie waren schnell und huschten zielstrebig durch das Halbdunkel, bis sie an den Altar gelangten, dann weiter in den Altarraum. Ihre Schritte waren nicht zu hören, auch dann nicht, als sie den Innenhof erreichten, der die Kirche von dem Pfarrhaus trennte.

    Auf dem Hof befanden sich mehrere säuberlich zurechtgeschnittene Palästinaeichen, genug, um ihnen ausreichend Deckung zu bieten. Die Nacht war still, und über ihnen breiteten sich die Sterne am Himmel aus wie über schwarzem Samt verstreute Diamanten.

    Gemeinsam und wie eine Einheit hasteten sie weiter.

    Als sie die Stufen in das Pfarrhaus erreichten, bemerkten sie eine Wache, die hinter der Glastür postiert war. Der Mann saß auf einem Stuhl und las in der Qasioun, einer syrischen Zeitung.

    Einer der Umrisse in der Dunkelheit gab ein Zeichen und deutete zuerst auf einen bestimmten Mann in der Gruppe und dann auf den Wachmann. Die Botschaft war eindeutig. Der Attentäter zog lautlos ein Messer aus seiner Scheide, welches mit einer mattschwarzen Lackierung versehen war, um der Farbe der Nacht zu entsprechen, und begann, langsam die Stufen hinaufzusteigen. Während der Wachmann eine Seite umblätterte, nahm der Attentäter Stufe um Stufe und setzte dabei auf die Unaufmerksamkeit des Wachpostens.

    Der Killer ließ das Messer in der einen Hand kreisen, griff mit der anderen nach der Türklinke, drückte sie langsam hinunter und schob die Tür nach innen auf. Dann huschte er hinein, schloss zu dem Wachmann auf und schlitzte als Erstes mit einem Hieb die Zeitung von einer Ecke zur anderen auf, womit er sich dem Mann zu erkennen gab, bevor er die Klinge quer über dessen Hals zog. Die Spitze des Messers bohrte sich tief hinein und durchtrennte die Stimmbänder, bevor der Wächter auch nur einen Laut von sich geben konnte. Mit einem grässlichen, gurgelnden Geräusch riss er die Hände nach oben, um die Blutung zu stoppen. Seine Augen flackerten mit der Gewissheit, dem Tode nahe zu sein, und vom Rand seines Blickfeldes wuchsen Ringe nach innen, erst violett, dann schwarz, bis sein Augenlicht mit dem Anblick seines Mörders endgültig erlosch. Dann war er tot, sackte zu Boden, und sein Blut breitete sich auf dem Schiefer unter ihm in einem beinahe perfekten Heiligenschein aus.

    Der Attentäter blieb regungslos stehen und lauschte. Nichts war zu hören. Dann winkte er seinen Teammitgliedern zu, ihm zu folgen. Als sie sich in die Gänge des Pfarrhauses begaben, fanden sie diese finster und mit langen Schatten vor.

    Irgendwo hinter einer geschlossenen Tür war ein gedämpftes Husten zu vernehmen.

    Der Anführer hob die Hand, um sein Team anzuhalten, wartete, aber danach war nichts weiter als Stille zu hören. Trotzdem verging eine lange Pause, bis sich die Männer wieder in Bewegung setzten.

    Zwei der Attentäter huschten den linken Teil des Korridors entlang, der Anführer den rechten, und nutzten die Schatten zu ihrem Vorteil.

    Die Wände waren mit Bildern ehemaliger Geistlicher geschmückt; Priester, die sich als Boten Gottes ausgegeben hatten, obwohl sie – zumindest nach Ansicht des Anführers – nichts weiter als falsche Propheten gewesen waren.

    Als sie den Korridor erreichten, in dem sich die Schlafquartiere befanden, suchten die Attentäter eine Tür nach der anderen ab. In den ersten beiden Räumen befanden sich Geistliche syrischer Abstammung. Ihr christlicher Glaube galt in den Augen Allahs als Blasphemie, weshalb sie beide von den Messern der Attentäter für diese Schmach bestraft wurden. Im dritten Raum aber, der genauso spartanisch wie die beiden anderen eingerichtet war, lag der Mann, nach dem sie suchten.

    Der Anführer zündete in der Dunkelheit ein Streichholz und mit diesem einige Kerzen auf dem Opferstock an. Ihr Schein war schwach, genügte aber, um ein Licht auf die Eindringlinge zu werfen.

    Baltasar Alnasseri stemmte sich mit den Ellenbogen von seiner Matratze ab und schien benommen und desorientiert beim Anblick der seltsam und mit Kopftüchern bekleideten Männer. Im Halbdunkel seiner Kammer konnte Kardinal Alnasseri sehen, wie das Licht der Kerzenflammen von ihren Augen wie von Spiegeln reflektiert wurde.

    Dann fragte der Attentäter, der in der Mitte des Raumes stand und mit seiner Messerspitze auf den Priester deutete: »Sie sind Kardinal Baltasar Alnasseri, nicht wahr?«

    Der Kardinal antwortete nicht, konnte nicht antworten, denn er war vor Schreck wie gelähmt.

    Der Attentäter wiederholte seine Frage. »Sie sind Kardinal, Baltasar Alnasseri, nicht wahr?« Dann ließ er die scharfe Klinge seines Messers aufblitzen. »Ich werde nicht noch einmal fragen.«

    Der Kardinal nickte, bevor er antwortete: »Ja, das bin ich.«

    »Dann geben Sie vor, Gottes Willen zu verkünden, indem Sie sich als falscher Prophet ausgeben?«

    »Was hat das alles zu bedeuten?«

    Der Attentäter gab seinen Männern ein Zeichen, welche sofort reagierten und Kardinal Alnasseri von seinem Bett zogen. Der Kardinal leistete nur wenig Widerstand, denn die beiden Männer hielten ihn sehr fest.

    Dann brachte der Anführer sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter an das von Kardinal Alnasseri heran, und die beiden Männer musterten einander eingehend. »In Syrien«, sagte der Anführer, »ist das Wort Allahs Gesetz. In Damaskus stellt das Christentum nichts weiter als ein Krebsgeschwür für den muslimischen Glauben dar, was Sie, Kardinal Alnasseri, zu einem Verräter der Wahrhaftigkeit macht.«

    »Was wollen Sie von mir?«

    »An Ihnen bin ich nicht interessiert, falscher Prophet, sondern an Ihrem Wert für die Kirche.«

    Und dann wurde Kardinal Alnasseri alles klar. Er wurde entführt, um dann gegen ein Lösegeld ausgetauscht zu werden, mit dem die ISIS ihre weiteren Ziele verfolgen konnte. »Ich bin also Ihr Gefangener«, sagte er, was eher eine Feststellung als eine Frage war. »Und was wird geschehen, wenn der Vatikan Ihre Forderungen erfüllt? … Werden Sie mich dann töten?«

    Die Flammen tanzten weiter in den Augen des Attentäters, der Mann aber schwieg.

    Der Kardinal seufzte. »Ich verstehe«, sagte er schließlich.

    »Sie verstehen gar nichts«, lautete die Antwort des Attentäters. »Sie sind blind, wie jeder andere Ihrer Art.« Der Anführer trat einen Schritt zurück und gab seinen Kameraden erneut ein Zeichen. »Macht schnell«, befahl er.

    Der Kardinal wurde in die Knie gezwungen und dann nach unten gedrückt, bis seine Lippen beinahe den Boden berührten. »Was tun Sie da?«, fragte er ängstlich.

    Jemand packte seinen Arm und schob seinen Ärmel hoch, dann spürte der Kardinal einen kurzen Stich in seinen Trizeps, als sich die Spitze einer Nadel hineinbohrte. Dann begann sich die Welt um ihn herum zu drehen und er fiel zur Seite. Drei Männer standen über ihm, jeder von ihnen nur ein Schattenriss vor dem Flackern der Kerzen, dunkel und bedrohlich. Einer der Männer hielt eine Spritze in der Hand. Dann zog sich das Sichtfeld des Kardinals immer weiter bis auf Stecknadelkopfgröße zusammen. Der Kardinal reckte seinen Entführern die Hand entgegen, auch wenn er nicht wusste, wieso. Vielleicht war es ein Flehen, der natürliche Trieb, um Hilfe zu bitten, wenn man zu schwach war, um für sein eigenes Überleben zu kämpfen. Dann fiel seine Hand kraftlos hinunter, seine Atmung wurde flacher. Die schattenhaften Umrisse vor den Flammen wurden immer größer und die sich ausbreitende Dunkelheit verdrängte das Licht.

    Am Ende, als seine Entführer zusammen mit dem Licht der brennenden Dochte verschwanden, wurde Kardinal Baltasar Alnasseri von einer absoluten Schwärze umfangen.

    Kapitel 3

    Damaskus, Syrien

    Fünf Tage zuvor

    Sechzehn Kilometer südlich der syrisch-katholischen Kirche begab sich ein Team der Vatikanritter, angeführt von Leviticus und Jesaja, vor einem Gebäude in Stellung, welches Geheimdienstinformationen zufolge ein ISIS-Stützpunkt war und in dem vermutlich Kardinal Baltasar Alnasseri gefangen gehalten wurde.

    Einen Tag nach der Gefangennahme des Kardinals war der Heilige Stuhl über die Ermordung der Geistlichen in dem Pfarrhaus informiert worden, zusammen mit Aufnahmen von Kardinal Alnasseri in schlechter Qualität. Das Video war mit einem alles andere als herausragenden Handy gemacht worden und daher sehr dunkel und grobkörnig.

    Der Entführer sprach zuerst auf Arabisch, dann auf Englisch und schließlich auf Italienisch. Die Forderung war simpel: Der Vatikan sollte ein Lösegeld von zehn Millionen Dollar in Kryptowährungen entrichten und diese über einen Kontakt in Damaskus transferieren. Aber da wenig Vertrauen zwischen dem Papst und den Anführern der ISIS bestand, sträubte sich der Vatikan, dieser Forderung nachzukommen, und gab vor, mehr Zeit für die Beschaffung der Summe zu benötigen, obwohl sie diese Zeit vielmehr dafür benötigten, eine Rettungsmission zu planen.

    Die Mitglieder des Islamischen Staates stellten ihnen daher ein Ultimatum: sechs Tage und keine Sekunde länger, was für die Vatikanritter fünf Tage bedeutete, um eine Strategie zu entwickeln und durchzuführen.

    Aber die Forderungen des Islamischen Staates kamen nicht ohne weitere Bedingungen: Jegliche Schritte des Vatikan, die über die reine Übermittlung der geforderten Kryptowährungssumme hinausgingen, würden den sofortigen Tod des Kardinals nach sich ziehen. Es würde keine Verhandlungen oder Diskussionen über den Zeitrahmen geben. Auf diese Weise war eine klare Linie gezogen worden, in Erwartung, dass man alle Forderungen genauestens befolgen würde.

    Der Vatikan aber hatte andere Pläne. Und da Kardinal Alnasseri für die Kirche von großem Wert war, beschloss Papst Johannes Paul II. zusammen mit dem Rat der sieben – jene Männer, die zu den vertrauenswürdigsten Kardinälen des Papstes gehörten – die Ritter des Vatikan noch vor Ablauf dieses Ultimatums zum Einsatz zu bringen.

    Mithilfe des SIVs, dem vatikanischen Geheimdienst, nahmen sie die technischen Möglichkeiten geostationärer Satelliten über Syrien und Damaskus in Anspruch. Unter Verwendung einer Gesichtserkennungssoftware und trotz der Tatsache, dass die Entführer einen Großteil ihrer Gesichtszüge verhüllten, gelang es ihnen, mit einer 97%igen Wahrscheinlichkeit herauszufinden, dass es sich bei dem Entführer um ein hochrangiges Mitglied der ISIS und geborenen Syrer handelte. Sein Name war Hassan Maloof. Er galt als einer der wichtigsten Moneymaker der Organisation, verkaufte Öl und gestohlene Antiquitäten

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