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ZUM TÖTEN FREIGEGEBEN (Die Ritter des Vatikan 10): Thriller
ZUM TÖTEN FREIGEGEBEN (Die Ritter des Vatikan 10): Thriller
ZUM TÖTEN FREIGEGEBEN (Die Ritter des Vatikan 10): Thriller
eBook310 Seiten3 Stunden

ZUM TÖTEN FREIGEGEBEN (Die Ritter des Vatikan 10): Thriller

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Über dieses E-Book

Sie sind Elitesoldaten der ganz besonderen Art, denn sie stehen allein im Dienste Gottes:
DIE RITTER DES VATIKAN
Lange bevor Kimball Hayden zu einem Ritter des Vatikan wurde, arbeitete er als Elite-Auftragskiller für die amerikanische Regierung. Die hielt ihn für tot – bis er eines Tages im Fernsehen als Leibwache des amtierenden Papstes zu sehen ist. Sofort entsendet ein US-Senator ein Mordkommando der CIA nach Malta, wo sich Kimball befindet, um diesen auszuschalten. Kimballs treue Gefährten, die Vatikanritter, eilen ihm daraufhin zu Hilfe. Aber das Mordkommando hat noch einen weiteren, weitaus gefährlicheren Auftrag …
Die CIA plant, in Malta einen Terroranschlag zu inszenieren, um eigene Truppen auf der Insel stationieren zu können. Die Bomben sollen auf dem Höhepunkt eines der größten Feste auf Malta gezündet werden. Die Uhr tickt – und Kimball und seine Vatikanritter müssen alles daran setzen, sich selbst und hunderte weitere Menschenleben zu retten …
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum28. März 2024
ISBN9783958356726
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    Buchvorschau

    ZUM TÖTEN FREIGEGEBEN (Die Ritter des Vatikan 10) - Rick Jones

    Prolog

    Das Anwesen von Senator Cartwright,

    Washington. D.C.

    Einige Jahre zuvor

    Senator Joseph Cartwright war immer schon ein äußerst ambitionierter Mann gewesen, dessen Arroganz im Senat häufig in Erscheinung trat. Und deshalb wusste er auch, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem er durch die Hand eines der Monster sterben würde, die er selbst geschaffen hatte.

    Im Arbeitszimmer seines Anwesens ließ der Senator die Jalousien vor den gelegentlichen Blitzen des abendlichen Unwetters herunter und lief dann so schnell wie möglich zu seinem Schreibtisch zurück, um dort einige recht besondere Dossiers zusammenzulegen.

    Es waren insgesamt acht, allesamt biografische Aufzeichnungen von Personen, die er zu einem einzigen, unaufhaltsamen Paket zusammengestellt hatte und die auf Abruf auf die Befehle der mächtigsten Männer dieses Landes warteten.

    Hastig sammelte der Senator mit arthritischen Händen die Akten zusammen und hoffte, dass sein Tod den Anfang vom Ende von etwas bilden würde, das aus dem Ruder gelaufen war.

    Während er sich mit geschlossenen Augen über die Akten beugte, spürte Senator Cartwright den Anflug von Reue, die ihn dafür plagte, geglaubt zu haben, er wäre unantastbar gewesen. Diese Arroganz hatte ihn zu weit getrieben, hatte ihn gewisse Würdenträger zu stark in die Enge treiben lassen, ohne sich um die ungeheure Macht zu sorgen, die diese besaßen.

    Doch nun, da seine Amtszeit als Senator ein verfrühtes und tödliches Ende finden würde, bereute der Mann in der Rückschau seine Taten und wünschte sich, er hätte sich selbst davon abgehalten, jene herauszufordern, deren Zepter mehr Macht besaßen als seines.

    Hinter den Jalousien seines Arbeitszimmers schlug ganz in der Nähe eine Reihe von Blitzen ein. Für einen kurzen Moment erhellte sich der Raum, dann erstarben die Lichter in den Winkeln und das Haus fiel in die Dunkelheit zurück, so tief und leer wie der Schlund eines Bohrloches.

    Während sein Herz in einem unregelmäßigen Rhythmus in seiner Brust hämmerte, begriff der Senator, dass der Bund der Acht ihn holen würde.

    Ihm blieben bestenfalls nur noch eine oder zwei Minuten.

    Mit den Dossiers in seinen knorrigen Händen hockte sich der Senator hinter seinen Schreibtisch, lehnte seine Schulter gegen das Seitenteil des Tisches und drückte leicht dagegen. Das Panel glitt nach innen, dann nach oben und offenbarte ein kleines Geheimfach von der Größe eines Safes. Dort bewahrte er die unausgesprochenen Geheimnisse Anderer auf und hatte diese Informationen mehr als einmal als Druckmittel benutzt, um die Karrieren seiner politischen Gegner zu zerstören.

    Nun würde er dieses Fach ein letztes Mal benutzen, in der Hoffnung, dass irgendwer diese Dossiers fand und sie dafür verwendete, den Bund der Acht und die Männer, die sie befehligten, zu zerschlagen.

    Nachdem er die Akten darin abgelegt hatte, zog der Senator das Panel wieder an seinen ursprünglichen Ort zurück. Das Holz schloss so dicht ab, dass man den Spalt mit dem bloßen Auge kaum erkennen konnte.

    Schwerfällig richtete er sich auf. Schmerzen begannen, sich in seiner Brust auszubreiten, bis sie ihm beinahe die Luft nahmen. Der Senator stützte sich mit seinen arthritischen Händen auf der Tischplatte ab.

    Wo steckst du?

    Hinter den Jalousien zuckte ein weiterer Blitz herab, ein kurzes und blendendes Aufflackern reinen Lichts, welches durch die Schlitze drang und eine Bewegung im Raum erahnen ließen.

    Der Senator blieb stehen und wartete auf die Kugel, die sein Leben beenden würde.

    Stattdessen traf ihn ein Schlag, nicht minder schmerzhaft als der Treffer einer Kugel. Es war die Stimme eines vorpubertären Jungen, der nach ihm rief. »Großvater?«

    Oh nein!

    Seine Angst hatte ihn seinen Enkelsohn vergessen lassen, die einzige verbliebene Verbindung zu seiner Blutlinie und seiner Familie. Wenn der Bund der Acht das Kind finden würde, würden sie es ohne Gnade ermorden – so sahen es die Protokolle vor, die er selbst erschaffen hatte.

    Der Senator ging in die Hocke und streckte die Arme aus, in die der Junge lief. Er zog seinen Enkel fest an sich heran, streichelte ihn, wiederholte immer wieder die Worte: »Es tut mir so leid«, und schluchzte in das zerzauste Haar des Jungen.

    »Großvater, hast du auch solche Angst vor dem Gewitter?«

    Das Kind klang so unschuldig, dass die drohende Natur dessen, was bald geschehen würde, selbst die verdorbene Seele des Senators zu zerschmettern drohte.

    »Es tut mir so leid«, flüsterte der Senator, während er sein Gesicht fest an den Kopf des Jungen presste. »Es tut … mir so leid.«

    In diesem Moment erst erkannte er die Ähnlichkeit seiner Tochter und des Jungen. Das Kind besaß die Augen und Lippen seiner Mutter, wunderschön und trotzig. »Du siehst deiner Mutter so ähnlich«, ließ er ihn wissen. Oh, wie sehr wünschte ich, sie könnte hier sein, um dich heranwachsen zu sehen.

    Zwei Jahre zuvor war seine Tochter an einem Bahndamm entlanggefahren, als ein betrunkener Fahrer durch eine Schranke gebrochen und in ihren Wagen gerast war. Sie starb noch im selben Moment, als ihr Körper durch die Wucht des Zusammenstoßes durch die Windschutzscheibe gebrochen war. Die Gerichtsmediziner hatten nicht genügend von ihr gefunden, um sich in einem offenen Sarg von ihr verabschieden zu können.

    Das war das erste Mal im Leben des Senators gewesen, dass er sich völlig machtlos gefühlt hatte, die Geschehnisse nach seinem Willen umzuformen. Trotz seiner Befehlsgewalt wurde ihm schnell klar, dass auch seine Möglichkeiten begrenzt waren. Tote wieder zum Leben zu erwecken, gehörte nicht zu seinen Stärken, und diese schmerzhafte Lektion stutzte ihn wieder auf den Status eines Sterblichen mit all seinen Schwächen zurück.

    Aber als ein Mann fester Überzeugungen, der er wahr, begrub er die Trauer um den Verlust seiner Tochter tief in seinem Inneren und konzentrierte sich wieder darauf, seine Macht zu vergrößern, bis er schließlich zu dem politischen Halbgott wurde, der ohne Konsequenzen über andere herrschte.

    Bis heute.

    Der alte Mann schloss die Augen und streichelte seinem Enkel liebevoll über den Rücken. Dann zwang er sich, einen gefassteren Anschein zu erwecken und zog den Jungen noch fester an sich heran, um sich seiner ungeteilten Aufmerksamkeit zu versichern. »Du musst mir jetzt ganz genau zuhören, Markie.«

    Der Junge nickte.

    »Ich will, dass du dir ein Versteck suchst«, erklärte er ihm. »Ich will, dass du dich vor den Blitzen und dem Donnern versteckst. Und ganz egal, was du auch siehst oder hörst – du darfst nicht aus deinem Versteck herauskommen. Ist das klar?«

    »Großva…«

    »Ist das klar, Markie?«

    »Ja.« Der Junge war ganz offensichtlich verängstigt.

    »Ich liebe dich, Markie, vergiss das nie. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.« Dann wich er etwas zurück, bewunderte zum letzten Mal seinen Enkelsohn und fragte sich, was für ein Mann er geworden wäre, wenn man ihm noch mehr Lebenszeit geschenkt hätte.

    Aus der Richtung des Eingangs drang ein Geräusch heran, zuerst das leise Klacken eines Riegels, der zurückgezogen wurde, gefolgt von dem unvermeidlichen Drehen des Türknaufs.

    Der Senator dirigierte das Kind in den dunkelsten Winkel des Zimmers. »Schnell, Markie, versteck dich. Und komm nicht heraus.«

    Während das Kind in die Schatten des Arbeitszimmers huschte, richtete sich der Senator mit steifen Gliedern auf und erwartete mit trotzig vorgerecktem Kinn das Unvermeidbare.

    In diesem Moment schwang die Tür nach innen auf. Ein Blitz von draußen erhellte den gesamten Raum und das stakkatoartige Flackern zeigte einen leeren Türrahmen.

    Der Senator schluckte. Seine Kehle war so trocken geworden wie altes Pergament.

    Dann, und mit zitternder Stimme, die so gar nicht der eines souveränen Senators glich, rief er: »Zeigen Sie sich.«

    Wie aufs Stichwort zuckte ein weiterer Blitz herab. Der Raum explodierte in einem grellen Licht erhellt und offenbarte den Bund der Acht.

    Jeder der Elitesoldaten stand reglos wie eine griechische Statue vor ihm.

    Jeder von ihnen verfügte über ganz besondere Fähigkeiten. Zusammen bildeten sie ein Mordkommando, welches den Senatoren und Joint Chiefs besser als die Force Elite bekannt war.

    Sie standen in dem Raum verteilt, jeder der Soldaten ein perfektes Abbild des anderen, mit wächsernen Gesichtern und eiskaltem Blick.

    Keiner von ihnen rührte sich. Niemand sprach.

    Ihre Militärkleidung war schwarz und bestand aus unpolierten Stiefeln und einem schwarzen Barett, das die Insignien der Einheit trug – zwei gekreuzte Knochen unter einem grinsenden Schädel.

    Meine Kinder …

    Als das Licht erstarb, verschwand der Bund der Acht in der Dunkelheit.

    »Wie könnt ihr mir das antun?« Der Senator wich einen Schritt zurück. »Ich habe euch erschaffen! Ich habe jeden Einzelnen von euch erschaffen!«

    Draußen grollte ein lauter Donner, der jedoch schnell wieder einer unangenehmen Stille wich, die beinahe unendlich lang anzudauern schien.

    Mit allem Mut, den der einst allmächtige Senator aufbringen konnte, rief Cartwright: »Ich verlange, dass ihr mir antwortet!«

    Die Jalousien halfen nur wenig, um das grelle Licht auszusperren, welches das Arbeitszimmer mit einem weiteren spektakulären Blitz erhellte. In diesem kurzen Augenblick konnte der Senator das Gesicht seines Mörders nur wenige Zentimeter von seinem entfernt sehen, konnte den flachen Atem des Mannes auf seiner Haut spüren und die unendliche Leere in seinen Augen erblicken.

    Weder hatte er gehört, wie sich der Attentäter ihm genähert hatte, noch hatte er bemerkt, dass die anderen den Raum verlassen hatten. Nun war er allein mit seinem Mörder.

    »Wo sind die anderen?«, murmelte er. Seine Augen suchten das Zimmer ab. Wie war es möglich, dass der Bund der Acht den Raum so schnell und so leise wieder verlassen hatte, als wären sie nie hier gewesen?

    »Sie kennen die Vorschriften«, erklärte ihm der Attentäter. »Sie suchen das Anwesen ab. Niemand wird verschont.«

    »Dann werden sie enttäuscht werden«, antwortete der Senator, »denn außer mir ist niemand hier.«

    »Da ist noch der Junge. Fünf Jahre alt.« Der Attentäter trug die Worte so kalt und mitleidslos vor, dass dem Senator klar wurde, dass die Männer ihre Mission bedingungslos ausführen und jeden umbringen würde, sogar ein Kind.

    »Mein Enkel ist nicht hier«, antwortete er rasch.

    Ein weiterer Blitz ließ ihn für eine Sekunde einen Blick in das Gesicht des Mannes erhaschen, welches ihn unbeeindruckt ansah. Seine Gesichtszüge waren jung, mit makelloser Haut, kantigen Wangenknochen und einer harten Kieferpartie. Er war groß, über einen Meter neunzig, und besaß die Statur eines Mannes, der seine Arm-, Schulter- und Brustmuskeln in vielen Stunden im Fitnessstudio trainiert hatte. Darüber hinaus war er als Mörder überaus begabt, und der Jüngste in seinem Team.

    »Bitte«, flüsterte der Senator. »Ich habe Sie erschaffen. Ich habe das gesamte Team erschaffen. Ohne mich würde die Force Elite nicht existieren.«

    In der Dunkelheit hörte der Senator, wie ein Kampfmesser langsam aus seiner Scheide gezogen wurde.

    »Sie sind zu weit gegangen, Senator.«

    »Und deshalb werden Sie mich jetzt richten?«

    »Ich befolge einfach nur meine Befehle. Das wissen Sie … und Sie wissen auch, warum.«

    Der Senator wich zurück und streckte dabei flehend die Hände aus. »Bitte, tun Sie meinem Enkel nichts«, flehte er aus tiefstem Herzen. »Ich bitte Sie nur, ihn gehen zu lassen.«

    »Wenn ich das täte, würde ich meine Pflichten verletzen.«

    »Er ist nur ein fünfjähriger Junge, verdammt!«

    »Er ist zudem eine künftige Gefahr, die neutralisiert werden muss.«

    Wieder flackerte der Raum auf. In den Händen des Mörders befand sich nun ein KA-BAR-Messer mit einer glatten Schneide auf der einen und einer schartigen auf der anderen Seite.

    »Ich habe Sie entdeckt. Ich habe Sie zu dem gemacht, was Sie heute sind«, sagte der Senator. »Wollen Sie wirklich den Mann töten, der Sie zum Herzen des Bundes der Acht und zum Anführer der Force Elite machte?«

    Der Attentäter schwieg. Stattdessen trat er einen weiteren Schritt auf den Senator zu, das Messer angriffsbereit in der Hand. Dann sagte er: »Als Zeichen meiner Dankbarkeit, Senator, werde ich es für Sie schnell machen.« Mit diesen Worten zog er das KA-BAR quer über die Kehle des Senators. Eine tiefe Wunde klaffte wie ein zweites, grauenerregendes Grinsen auf. In den anschließend folgenden Blitzen zeichnete sich das Blut tiefrot ab, während der Senator sich mit seiner knotigen Hand an den Hals krallte. Seine andere Hand fuhr durch die Dunkelheit auf der Suche nach der Tischkante. Seine Welt drehte sich in einem Mahlstrom sich immer weiter ausbreitender Schatten.

    Als er die Kante zu fassen bekam, sank der Senator auf die Knie und fuhr mit seiner blutigen Hand über das versteckte Panel. Das geheime Fach zu markieren, war seine letzte Tat als Politiker, bevor er starb.

    Während der Senator noch zu Füßen des Attentäters verblutete, machte sich dieser bereits daran, das Arbeitszimmer abzusuchen.

    Jene biografischen Aufzeichnungen, das wusste er, mussten sich noch irgendwo hier befinden.

    Das Kind hatte das Gespräch in sitzender Haltung in einem der Schränke zwischen den Buchregalen verfolgt, hatte gehört, wie sein Großvater um sein Leben gefleht hatte. Und dann hatte es auch die furchtbaren Geräusche eines Mannes gehört, der versuchte, durch seine aufgeschnittene Kehle zu atmen.

    Kurz darauf ängstigte die plötzliche Stille den Jungen. Die Vorstellung, nicht zu wissen, was jenseits der Schranktüren geschah, brachte den Jungen dazu, entgegen der Warnung des alten Mannes nach seinem Großvater zu rufen.

    Dann hörte er Schritte, leichtfüßig auf dem mit Teppich ausgelegten Boden. Die Schritte näherten sich dem Buchregal, der Schranktür.

    Großvater?

    Die Schranktüren um ihn herum öffneten und schlossen sich und brachten den Jungen dazu, seine Knie noch weiter an seine Brust zu ziehen. Doch der Versuch, sich auf diese Weise selbst zu schützen, war nutzlos, denn schließlich öffnete sich auch seine Tür.

    Das Kind blickte über seine Knie hinweg. Seine Wangen schimmerten nass von den Tränen. Und seine kleine Brust hob und senkte sich unter Schluchzen.

    Der Attentäter sah ihn für einen langen Moment lang nachdenklich an. Ihre Blicke trafen sich.

    In dem grellweißen Licht, welches das Arbeitszimmer flutete, sah der Junge seinen Großvater zusammengesunken an der Seite des Schreibtisches lehnen, die Augen halb geschlossen, und die Vorderseite seines Hemdes schimmerte in der Röte eines kandierten Apfels. Der Attentäter folgte dem Blick des Jungen zu dem Senator. Dann wandte er sich wieder dem Kind zu.

    In dem Schwertkampf, den sich die Blitze nun zu liefern und länger als gewöhnlich anzudauern schienen, betrachteten die beiden einander. In der Hand des Attentäters befand sich ein Messer, auf das der Junge seine ganze Aufmerksamkeit richtete. Und dann verstand er: das Messer, das blutgetränkte Hemd des Senators, der Mann mit der Waffe in der Hand.

    Daraufhin schüttelte der Junge den Kopf wild hin und her.

    In diesem Moment griff der Attentäter in den Schrank und legte seine Hand beruhigend auf den Kopf des Kindes. Dann strich er ihm sanft über die Wangen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, zog Kimball Hayden die Hand wieder zurück und schloss die Tür. Eine einfache Geste des Mitleids und der Absicht, mit den Vorschriften zu brechen und den Jungen am Leben zu lassen.

    Kimball Hayden war dem Willen der Mitglieder des Senats und der Joint Chiefs gefolgt. Er war deren Marionette, mehr Maschine als Mensch. Er tötete, ohne dafür belangt zu werden. Und er tat es aus der Überzeugung, dass es für das Wohlergehen der Nation geschah. Aber in den folgenden Jahren sollte diese Tat ein Fadenkreuz auf Kimballs Rücken malen. Er hatte hochrangige Würdenträger auf Anordnung von Senatsmitgliedern getötet. Und da dieses Geheimnis vor einigen Politikern auf dem Capitol Hill verborgen bleiben musste, wurde Kimball rasch zu einem Sicherheitsrisiko, zu einem Mann, der zu viel wusste.

    Deshalb wurden Vorkehrungen getroffen, dass diese Geheimoperationen auch genau das blieben: geheim. Kimball wurde auf einen Einsatz geschickt, von dem man annahm, dass er ihn nicht überleben würde. Kimball verschwand von der Frontlinie im Irak. Problem gelöst. Man hielt ihn für tot und setzte ihn zur Erleichterung der Befehlshaber der Force Elite posthum in Arlington bei.

    Aber eines Tages sollte die Wahrheit ans Licht kommen. Kimball Hayden war nicht tot.

    Und seine Vergangenheit sollte ihn einholen.

    Teil I

    Alte Hunde, alte Wunden

    Kapitel 1

    Vor zehn Tagen

    Hart Senate Office Building, Washington, D.C.

    Senator Jeffrey Rhames war ein übergewichtiger Mann mit teigigen Gesichtszügen und eng beieinanderstehenden Knopfaugen. Und weil er irgendwo einmal aufgeschnappt hatte, dass Schwarz einen dünner aussehen ließ, trug er nichts anderes mehr. Im Fall von Jeffrey Rhames aber war das ein Trugschluss, denn er war immer noch ein dicker Mann, egal, ob er nun Schwarz, Weiß oder irgendeine andere Farbe trug.

    Einst war er ein grünschnäbliger Neuling gewesen, der seinen Aufstieg in die Ränge der Politik als Gouverneur von Colorado begonnen hatte. Seitdem hatte er mehr als drei Jahrzehnte damit zugebracht, zentimeterweise nach oben zu klettern, um schließlich einen Sitz im Senat zu ergattern.

    Und nun gehörte er zu den mächtigsten Männern des Kongresses.

    Er saß hinter seinem Schreibtisch des Hart Buildings in Washington, D.C., den stellvertretenden Direktoren der CIA gegenüber. Sie sprachen über einen gescheiterten Putsch in der Türkei und die sich daraus ergebenden Chancen.

    »Die Beziehungen zwischen der Türkei und den Vereinigten Staaten sind im Moment allenfalls dürftig«, erklärte der Deputy Director. Sein Name war Hartlin. Er hatte dieses Amt seit fast einem Jahrzehnt inne. »Die Türkei verlangt von uns, einen Landsmann des alten Regimes auszuliefern, mit der Begründung, er wäre ein Helfershelfer in dem geplanten Putsch gewesen.«

    Senator Rhames nickte. Ein alter Hut.

    Hartlin fuhr fort. »Weil die Vereinigten Staaten nicht darauf reagierten und der Bitte der türkischen Regierung nicht nachkamen, sind unsere Beziehungen nun so angespannt …«

    »… dass sie jederzeit reißen können«, beendete der Senator den Satz.

    »Ganz genau.«

    Die Türkei war das Tor für überprüfte Flüchtlinge, dem Konflikt in Syrien nach Europa zu entfliehen, und zudem ein starkes Mitglied der NATO-Streitkräfte, auch wenn sie hier eher die Rolle von Alliierten und weniger die von Freunden spielten. Aber diese Grenze begann nun zu bröckeln, und die derzeitigen Machthaber standen am Rand politischer Instabilität.

    »Wenn die türkische Regierung weiter ihren

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