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Die Entführung der Wochentage 1: Sklavin Sonntag
Die Entführung der Wochentage 1: Sklavin Sonntag
Die Entführung der Wochentage 1: Sklavin Sonntag
eBook471 Seiten6 Stunden

Die Entführung der Wochentage 1: Sklavin Sonntag

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Über dieses E-Book

*Lege deinen Namen und dein altes Leben ab, denn du wirst fortan mir gehören. Alles, was du warst, ist bedeutungslos.*

Sofia ist Journalistin und einem dunklen Geheimnis auf der Spur, doch gerade ihr engster Verbündeter ist ihr ärgster Feind. Als sie den Herrscher eines gefürchteten Inselstaats zu Fall bringen will, wird sie entführt und muss erkennen, dass sie der Situation hilflos ausgeliefert ist, auch wenn sie gegen ihre Entführer rebelliert.

So muss sie unfreiwillig im Haus der sieben Sklavinnen dienen, doch ihre Hoffnung ruht auf dem jungen Diener, der mehr für sie empfindet, als er zugeben will …


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Dieses Buch enthält sämtliche Klischees einer Dark-Romance-Geschichte mit attraktiven, skrupellosen und machtbesessenen Charakteren sowie Szenen voller Dominanz und Unterwerfung. Leser, die eher die klassischen Liebesromane bevorzugen, werden mit dem Buch definitiv nicht warm werden. Man darf diesen Roman (ca. 450 Buchseiten) gerne als Groschenroman im Bereich Liebesthriller ansehen.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum27. Mai 2019
ISBN9783736821262
Die Entführung der Wochentage 1: Sklavin Sonntag

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    Buchvorschau

    Die Entführung der Wochentage 1 - Lena Kleine

    Titel

    Kleine Lena

    Die Entführung

    der

    Wochentage

    Sklavin Sonntag

    Teil 1

    Roman

    1. Auflage

    Copyright © 2014 by Kleine Lena, München

    Umschlaggestaltung: Kleine Lena

    Wichtiges Vorwort

    Das Buch enthält erotische Textstellen und ist voller düsterer, verstörender Romantik.

    Die Story ist als reine Fantasie anzusehen und spiegelt nicht die realen Annahmen/Ansichten der Autoren wider, die außerhalb dieses Romans jegliche Gewalt ablehnen.

    Bitte verzeiht uns eventuelle Rechtschreibfehler, die das Buch enthalten könnte. Wir möchten euch darauf hinweisen, dass es bestimmt nicht fehlerfrei ist. Aber wir haben unser Bestes gegeben.

    So! Und jetzt allen Lesern, die das Buch trotzdem lesen wollen, viel Spaß damit.

    Eure Lena & Kleine.

    Das Treffen

    Sofia zog den Mantel dichter um ihren zitternden Körper. Sie bibberte nicht wegen des Schneesturms, der über sie hinwegfegte und die letzten, trockenen Blätter von den Bäumen blies, sondern aufgrund der brisanten Informationen, die sie in einer unscheinbaren Plastiktüte bei sich trug, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

    Unsicher und nervös drückte sie die verpackten Dokumente, die einen skrupellosen, gefährlichen und eiskalten Mann in Bedrängnis bringen würden, dichter gegen ihren zitternden Leib, der zwar der Kälte, aber nicht ihrer Angst trotzen konnte. Nie in ihrem journalistischen Leben zuvor war sie so aufgeregt wie heute gewesen.

    Mit scharfen und wachen Sinnen beobachtete sie ihre schneebedeckte Umgebung, soweit es der dicht fallende Schnee zuließ.

    Dort! Sie seufzte erleichtert auf, als sie am Ende des Weges eine große Silhouette erkennen konnte, die Leons Körperbau und seiner Art zu gehen entsprach. Ein durchtrainierter Körper tänzelte in fließenden Bewegungen und beinahe mühelos durch die weißen Verwehungen. Sofia kannte niemanden, der einen so selbstsicheren und arroganten Gang wie Leon besaß.

    Trotzdem blieb sie in Alarmbereitschaft. Ihr Job als Journalistin hatte ihr die nötige Vorsicht gelehrt und so entspannte sie sich erst, als der weiße Vorhang gelüftet wurde und unverkennbar das Gesicht des Polizeichefs vor ihr auftauchte.

    Rasch wischte sie die Schneeflocken von ihren Wimpern und sah zu ihm hoch. Seine blauen, geheimnisvollen Augen musterten sie besorgt und er legte seinen Arm um ihren bebenden Körper.

    »Alles in Ordnung?«, fragte er und in seiner rauen Stimme lag eine Fürsorge, die Sofias Herz erwärmte, während er sie an seinen Brustkorb heranzog. »Ich bin sofort gekommen, als du mich angerufen hast. Was ist denn passiert? Du klangst furchtbar aufgeregt!«

    Leicht errötend schmiegte sie ihre Wange enger an seine Brust, die sich selbst durch den weichen, gefütterten Mantel stahlhart und muskulös anfühlte. Sie verharrte einen kurzen Augenblick in der Geborgenheit seiner Umarmung und in seiner beschützenden Sicherheit, die er ausstrahlte. Dann schälte sie ihren Körper unter seinen Armen hervor und hielt Leon die Plastiktüte entgegen. »Hier«, keuchte sie aufgeregt und kleine Atemwolken stiegen auf. »Ich habe die Beweise!«

    Leon runzelte seine makellose Stirn und er blickte irritiert auf das rote Plastik hinab. »Von was redest du, Sofia?«

    Anstatt ihm zu antworten, drückte sie ihm die Tüte auffordernd gegen die Brust.

    »Öffne sie«, erwiderte sie bedeutungsvoll, »und du wirst es verstehen. Es ist unglaublich, was ich herausgefunden habe.«

    Ein Bauwagen hielt vor dem menschenleeren Park, aber diesen Umstand nahm sie nur am Rande war, so aufgeregt war sie, als er endlich in die Tüte griff und die Dokumente vorsichtig hervorzog. Sie wagte es kaum, zu atmen.

    Seine Hände durchblätterten beiläufig die unzähligen Fotos und Berichte, die Sofia akribisch gesammelt hatte.

    Sie sah ihn enttäuscht an, irgendwie hatte sie eine heftigere Reaktion als dieses stillschweigende Stirnrunzeln von ihm erwartet. Schließlich präsentierte sie ihm gerade die besten Beweisstücke gegen Tom van Darkson und dessen verrottetes Imperium. Doch anstatt freudiger Erregung spiegelte sich lediglich eine undefinierbare Mischung aus Wut und Sorge auf seinem Antlitz wider. Als er beim letzten Beweisstück angekommen war, schaute er ernst auf Sofia hinab und steckte die Unterlagen in seine Manteltasche.

    »Kleine Sofi«, sagte er sehr leise, aber umso deutlicher. »Ich habe dir doch gesagt, dass du dich nicht in meine Ermittlungen einmischen sollst. Das ist viel zu gefährlich! Hast du noch weitere, brisante Informationen, die dein Leben gefährden könnten?«

    »Nein«, erwiderte sie gekränkt. Normalerweise mochte sie es, wenn er ihren Kosenamen ‚kleine Sofi‘ benutzte, aber in der jetzigen Situation war das völlig unangebracht. Sie wischte seine Angst mit einer ärgerlichen Geste beiseite. »Mach dir keine Sorgen. Sag mir lieber, ob die Beweise ausreichend sind, Tom van Darkson in Bedrängnis zu bringen?«

    Ein Schatten huschte über sein markantes Gesicht. »Ja, sie sind ausreichend, um den Sicherheitsrat zu überzeugen, dass Tom van Darkson nicht nur eine Gefahr für seine eigene Bevölkerung darstellt, sondern auch für die Bewohner fremder Staaten.«

    »Meinst du?«, fragte sie atemlos und rieb ihre Hände aneinander. »Das wäre so fantastisch! Wann werden wir die Beweise weiterleiten?«

    Er schüttelte seinen Kopf und stemmte seine Handballen energisch in die Hüfte. »Wir? Es wird kein wir geben. Ich werde die Dokumente mit Rene zusammen auswerten und sie dann beim Rat abliefern.«

    Sie wollte Einspruch erheben, aber er fuhr ihr über den Mund. »Du hingegen wirst dich in dieser Zeit versteckt halten und mit niemandem darüber sprechen, denn ich habe keine Lust, die nächste Leiche aus dem Fluss zu fischen, die auf das Konto von Darksons Auftragskillern geht. Haben wir uns soweit verstanden?«

    »Aber«, setzte Sofia erneut an und wollte sich Gehör verschaffen, aber der Ermittler winkte ab. »Wir treffen uns in zwei Tagen in unserer Stammkneipe, bis dahin sollte ich alle Beweise gesichtet und ausgewertet haben. Aber solange verschwindest du in deiner Wohnung, okay?«

    Sie kam sich wie ein kleines, gescholtenes Schuldmädchen vor und es erzürnte sie, wie er mit ihr umsprang.

    »Mal sehen«, entgegnete sie ihm schnippisch und wollte sich zum Gehen abwenden, aber er hielt sie am Handgelenk fest. »Bitte«, mahnte er sie eindringlich. »Ich meine es ernst. Falls Spitzel herausfinden, was du weißt, bist du verloren. Du musst mir versprechen, wenigstens die zwei Tage in deiner Wohnung unterzutauchen und nirgends mit den Beweisen hausieren zu gehen. Ich will…«, er machte eine kleine Pause und seine Finger umschlangen fester ihr Gelenk, »dich nicht verlieren.«

    Seine grauen Augen drangen tief in ihre Seele vor und verursachten ein ungeahntes Herzklopfen. Sie musste zugeben, sie hatte sich ein wenig in den Mann verliebt, der so verschlossen und undurchschaubar wirkte.

    »Sofia«, hakte er ungeduldig nach, als sie nicht sofort reagierte, »hältst du dich an die Abmachung? Ansonsten lasse ich dich in Schutzhaft nehmen, ich schwöre es dir!«

    Sie ließ sich von seiner Sorge und seiner Androhung breitschlagen. »Ja«, bestätigte sie missmutig seinen Wunsch. »Ich bleibe zu Hause. Wir sehen uns dann im Lokal.«

    Erleichterung spiegelte sich auf seinem harten Ausdruck wider. »Danke«, raunte er und löste seinen Griff um ihr Handgelenk.

    Sie nickte ihm zu und stapfte nach Hause. Obwohl sie nach außen gefasst wirkte, brodelte es in ihr. Wie konnte Leon es wagen, sie wie ein schutzloses Mädchen zu behandeln? Sie würde ihm in zwei Tagen ordentlich die Meinung geigen. Schließlich hatte sie die Informationen beschafft. Es war ihr Fall und er würde sie nicht einfach herausdrängen können.

    Schimpfend bog sie in die Straße zu ihrem Wohnhaus ein, das direkt neben dem kleinen Park lag. Dass Leon ihr mit finsterer Miene nachsah und die Tüte in seinen Händen zusammenballte, bekam sie nicht mit.

    Absprache

    Leon schloss die Wohnungstür zu dem kleinen Apartment auf, das er zusammen mit seinem Kollegen angemietet hatte. Wütend pfefferte er den Mantel samt den Beweismitteln auf den Boden. Er musste die Dokumente kein zweites Mal durchsehen, um zu wissen, dass Sofia in Schwierigkeiten steckte. Aber die Gefahr kam aus einer Richtung, mit der sie sicherlich nicht rechnete.

    Rene, der junge Ermittler, sprang vom Sofa auf, als er seinen Chef mit dieser Grabesmiene eintreten sah.

    »Oha«, kommentierte er Leons Verfassung. »Schlechte Nachrichten?«

    »Wie man’s nimmt und vor allem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet.«

    Rene zog fragend seine Augenbrauen hoch, aber der andere Mann hatte keine Lust, die Geschehnisse zusammenzufassen, und befahl daher nur seufzend: »Benachrichtige Tristan, ich habe einen Auftrag für ihn, er soll meinen Jet nehmen und hierher fliegen.«

    Der Angesprochene sah verwirrt zu seinem Boss, der in dem Zimmer rastlos auf und ab tigerte.

    »Tristan?«, überprüfte er das Gehörte und fing sich damit einen bitterbösen Blick des Ermittlers ein. »Muss ich denn alles wiederholen? Jetzt ruf ihn gefälligst an. Ich brauche ihn.«

    Ein Verdacht schien Rene zu beschleichen, denn er fragte alarmiert nach: »Geht es um Sofia? Ist etwas passiert?«

    »Ja«, kam die Antwort prompt und Leon stellte sich ans Fenster, wo er melancholisch die grauen Schneewolken musterte: »Sie hat rumgeschnüffelt.«

    »Und was hat sie herausgefunden?«, wollte der Jüngere wissen.

    Die dicken, weißen Flocken rieselten auf die Erde hinab und klebten sich an das Glas. Leon wandte seine Augen von der Landschaft ab und schnaubte: »Zu viel.«

    »Okay«, antworte der Junge leise. »Wie sieht dein Plan aus?«

    Leon murmelte müde: »Mir bleibt nichts anderes übrig, als sie verschwinden zu lassen. Die Gefahr, dass sie Tom van Darkson verrät, ist zu groß.« Er lehnte seinen Oberkörper gegen das kalte Fenster. »Aber zuvor muss ich herausfinden, ob sie uns wirklich alle Informationen gegeben hat.«

    Rene nickte mitfühlend. »Verstehe. Ich helfe dir.«

    »Danke.«

    Die Falle

    Sofia wartete aufgeregt in ihrer gemeinsamen Stammkneipe auf Leon und Rene. Sie hatte die letzten Nächte miserabel geschlafen und blinzelte träge im schummrigen Licht der Spelunke. Trotz der inneren Anspannung konnte sie ein Gähnen nicht unterdrücken.

    »Na, na«, kam es tadelnd hinter ihr und ein verschmitztes, jugendliches Gesicht tauchte neben ihr auf.

    »Rene«, entfuhr es ihr freudig und sie umarmte den schlanken Mann.

    »Mir sind ja ganz ungeheuerliche Sachen zu Ohren gekommen, Sofia. Ich habe gehört, du hättest dich in Lebensgefahr gebracht. Leon war alles andere als erfreut, das kann ich dir sagen.«

    »Ach«, schnaufte Sofia, »der übertreibt.«

    Rene lachte. »Er hätte mir gestern beinahe den Kopf abgerissen, nur, weil ich es gewagt habe, dich in Schutz zu nehmen.«

    »Schön«, grinste Sofia und winkte dem Wirt. »Dann lade ich dich jetzt auf einen Drink ein. Ich mag es, wenn man Partei für mich ergreift.«

    »Das nennt man nicht Partei ergreifen, sondern Sterbehilfe leisten«, knurrte es mürrisch hinter ihr und Leon trat mit einem weiteren, missbilligenden Grunzen an den kleinen Stehtisch heran. Er hatte sich, wie so oft, lautlos herangeschlichen.

    Sie schenkte seiner Laune wenig Beachtung, sondern scherzte: »Ah, der Herr Griesgram ist auch endlich da. Mir hat schon dieses monotone Brummen gefehlt.« Amüsiert bestellte sie für den Ermittler ein Bier mit, aber er quittierte ihre Einladung nur mit einem abwehrenden Kopfschütteln.

    Er war also immer noch sauer.

    Sie kicherte. Er wirkte irgendwie niedlich, wenn er ihr zürnte.

    »Also«, fragte sie leise. »Habt ihr euch die ganzen Unterlagen angeschaut und sie besprochen?«

    »Ja«, erwiderte Leon und sein Tonfall klang in Sofias Ohren betrübt.

    »Sei doch nicht so redeselig«, entfuhr es ihr sarkastisch. »Wie sieht der Plan aus?«

    »Der Plan?«, wiederholte Leon gereizt. »Es gibt keinen Plan. Schon gar nicht für dich.«

    Sie griff nach vorne und packte den Ermittler grob am Handgelenk. Er neigte bedächtig seinen Kopf und starrte auf ihre Hand, die ihn umklammert hielt.

    Rene sog entsetzt die Luft ein, aber sie strafte ihn für seine Theatralik nur mit einem verächtlichen Schnauben. »Hört mir gut zu, ihr zwei, ich hab die Schnauze voll, entweder wir arbeiten zusammen oder ich mach es alleine. Habt ihr das kapiert?«

    Etwas veränderte sich in Leons Blick. Er sah ihr jetzt direkt in die Augen. »Gut«, sagte er in einem Tonfall, der ohne jegliche Gefühlsregung war. Er entriss ihr sein Handgelenk und winkte den Wirt erneut heran. »Wir wollen gehen. Bitte stornieren sie die Bestellung. Danke.«

    »Hä? Ich verstehe nicht«, fragte Sofia verständnislos, als die Bedienung hinter dem Tresen und somit aus ihrer Hörweite verschwand.

    »Das ist nicht der richtige Ort für eine so gefährliche Konversation«, antwortete ihr Leon und schob sie zum Ausgang hin.

    Rene folgte ihnen und legte seinen Arm um Sofia, die verdattert erst ihn und dann Leon anschaute. »Aber ich wollte etwas trinken.«

    »Später«, beschwichtigte der Junge sie und sie traten auf die Straße hinaus. Vor dem Eingang wartete ein parkendes Taxi. Verwundert stellte sie fest, dass sie genau darauf zusteuerten und als sie näherkam, konnte sie keinen Fahrer im Inneren erkennen. Die Ermittler mussten es also angemietet haben.

    »Wohin fahren wir?«, wollte sie überrascht wissen, als Rene ihr die Tür zur Rückbank des Taxis öffnete und sie regelrecht hineindrückte, ehe er neben ihr Platz nahm.

    »An einen sicheren Ort«, brummte der Polizeichef von draußen. »Es gab nämlich Morddrohungen gegen uns und dich.«

    »Ich will mich nicht verstecken«, maulte sie genervt und wollte die Türe auf ihrer Seite wieder öffnen, aber Rene zog sie sanft zurück und hielt sie fest. »Du willst doch mit uns zusammenarbeiten, oder?«

    Sie nickte, denn er appellierte gekonnt an ihren journalistischen Stolz. Er lockerte seinen Griff. »Gut, dann stell dich nicht so an. Wir wollen nur in unser Geheimversteck. Dort können wir in Ruhe ausdiskutieren, wie unsere gemeinsame Kooperation aussehen soll.«

    Sofia rollte bei seinen Worten mit den Augen, signalisierte ihm aber, dass sie sitzen bleiben würde, und er ließ sie vollends los.

    Durch die Autoscheibe sah sie, wie Leon zum Fahrersitz ging und hineinstieg.

    »Hab ich einen Nebenjob von euch verpasst?«, ätzte sie, als Leon das Auto startete.

    Der Ermittler warf ihr einen despektierlichen Blick im Rückspiegel zu und erklärte: »Ein Taxi ist das beste Auto für Observationen. Es ist unauffällig, kann stundenlang irgendwo stehen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen und ...«

    »Schon gut«, unterbrach sie ihn, denn auf eine Lehrstunde konnte sie getrost verzichten, »ich hab‘s verstanden.«

    Der Wagen rollte los und sie starrte stumm aus dem Fenster. Gelangweilt verfolgte sie die vorbeiziehende Landschaft, die immer dunkler und einsamer wurde. Die Lichter der Häuser wurden kontinuierlich weniger, bis gar keine Siedlungen mehr den Weg säumten.

    Als sie für ihren Geschmack schon ziemlich lange unterwegs waren, streckte sie ihren Arm aus und stieß den jungen Mann neben ihr unwirsch an: »Wann sind wir denn an diesem ominösen Ort?«

    »Bald«, gab Rene wenig auskunftsfreudig zurück.

    Übellaunig wandte Sofia sich wieder der Glasscheibe zu und betrachtete die Umgebung. Sie fuhren auf einer kleinen Landstraße, die bald darauf in einem Waldpfad mündete. Der Wagen ruckelte noch ein paar Meter über einen unbefestigten Weg, dann stoppte er.

    Irritiert nirgends ein Gebäude oder Haus zu sehen, drehte sie sich Rene zu. »Das soll euer Versteck sein?«

    Er schüttelte seinen Kopf. »Nein, aber hier sind wir ungestört.«

    Plötzlich stieg Leon aus, umrundete das Auto und öffnete ihre Tür. »Rutsch in die Mitte«, befahl er freundlich und drängte sich neben sie auf die Rückbank. Jetzt saß sie eingekeilt zwischen den durchtrainierten Männern und fühlte sich ziemlich beengt.

    »Übertreibt ihr es nicht mit eurer Vorsicht?«, motzte sie und versuchte, sich ein wenig mehr Raum zu verschaffen.

    »Nein«, sagte Leon leise und seine Hand packte sie grob am Genick. Das ging jetzt eindeutig zu weit. Sofia wollte empört aufbegehren, als sie plötzlich begriff, dass es keine freundschaftliche Rangelei mehr war. Ihr Nacken schmerzte, als er ihren Kopf nach unten zwang. »Ich hatte dich wirklich gern, Sofia.«

    Sie verstand nicht oder besser gesagt, sie wollte es nicht verstehen. »Was?«, stotterte sie, als sie aus dem Augenwinkel sah, wie Rene Kabelbinder aus seiner Manteltasche hervorholte.

    »Ihr … gehört zu denen?!«, wisperte sie und ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. »Das kann nicht sein«, schluchzte sie. »Ihr wollt mir nur Angst einjagen, nicht wahr? Das ist ein Scherz, oder?«

    »Hörst du uns lachen, meine Liebe?« Leon schüttelte seinen Kopf. »Nein, das ist kein Scherz!«

    »Bitte.« Tränen füllten Sofias Augen. »Wir sind doch Freunde.«

    Sie hörte sein bitteres Aufseufzen. »Hättest du auf deine Freunde gehört, müssten wir das jetzt nicht tun. Aber du hast dich ja nicht abbringen lassen, deine Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken.«

    Sie zuckte zusammen. Seine Worte hatten mitleidslos und kalt geklungen.

    »Ich …«, stammelte sie, aber seine Hand umschlang nur fester ihr Genick, sodass sie mitten im Satz abbrach und gepeinigt aufstöhnte.

    »Rene«, hörte sie ihn sagen. »Fessel sie. Der andere Wagen ist da.«

    Erst jetzt realisierte Sofia die hellen Scheinwerfer, die in das Wageninnere strahlten.

    »Nein«, kreischte sie in Todesangst und zwängte sich an den Leibern der Männer vorbei, hinzu der Mittelkonsole, über die sie ihr Ziel, die Vordertür, erreichen wollte, aber kräftige Hände packten sie an der Taille und rissen sie zurück. Sie schlug wild - jedoch relativ unkoordiniert - um sich, aber Leon bekam ihre Handgelenke mit der rechten Hand zu fassen und hielt sie fest.

    »Das bringt doch nichts, Sofia«, schnaufte er, bemüht sie im Zaum zu halten. »Halt still.«

    Sie dachte nicht daran, ihre Gegenwehr einzustellen, sondern schlug ihre Zähne in Leons linken Arm, der ihren Körper umschlungen hielt. Zeitgleich trat sie nach Rene, der sich an ihren Beinen zu schaffen machen wollte.

    Leon atmete schmerzerfüllt ein und zog mit einem harten Ruck seinen Arm nach oben und über ihre Kehle. Er drückte ihr mit seinem Unterarm die Luft ab. »Ich würg dich, solange bis du ohnmächtig wirst, wenn du nicht sofort aufhörst. Mir ist es egal, wie viele deiner Gehirnzellen dabei draufgehen, dir auch?«

    Sie rang panisch nach Luft und löste so automatisch ihre Zähne aus seinem Fleisch. Tatsächlich ließ der atemraubende Druck auf ihrem Hals nach, als sie den Ermittler nicht mehr biss. Dafür spürte sie einen kalten Lufthauch und musste mit Entsetzen miterleben, wie Rene ausstieg und sie an den Fußgelenken aus dem Auto zerren wollte.

    »Nein«, schrie sie schluchzend und bäumte ihren Leib mit aller Kraft auf. Sofort spannte Leon seinen Arm wieder fester um ihren Hals und seine Lippen waren plötzlich ganz dicht an ihrer Ohrmuschel, als er heiser flüsterte: »Ich verliere gleich die Geduld mit dir und dann tue ich dir richtig weh, also benimm dich jetzt gefälligst.«

    Halb ohnmächtig vor Panik und Luftmangel bekam sie nur schemenhaft mit, wie sie aus dem Wagen geschleift wurde. Ihr Rücken rutschte über das Lederpolster und ihre Hüfte hing schon aus dem Auto heraus, da sammelte sie ihre verbliebene Energie und rammte Rene ihren Fuß in den Magen. Der junge Mann ließ die Kabelbinder fallen und hielt sich mit schmerzverzerrten Ausdruck seinen Bauch.

    »Verdammt«, zischte er erbost auf, nachdem er ein paar Mal geschnauft hatte, dann packte er erneut zu und beförderte sie mit einem einzigen, brutalen Ruck nach draußen, als Leon sie wie auf ein geheimes Stichwort hin losgelassen hatten. Man merkte den Ermittlern an, dass sie ein eingespieltes Team waren – auch wenn Sofia es in diesem Fall zutiefst bedauerte.

    Sie landete im eiskalten Schnee, der sofort auf ihrer Haut schmolz und sie klitschnass werden ließ, da ihre Jacke samt Pullover beim Kampf nach oben gerutscht waren. Halb entblößt, starrte sie für wenige Millisekunden atem- und fassungslos in den trüben Nachthimmel, dann verdunkelte sich ihr Blickfeld und Rene tauchte wie ein schwarzer Todesengel über ihr auf. Er stützte sich am Dach des Wagens ab und schaute keuchend zu ihr herunter. »Mensch Sofia, wer hätte gedacht, dass du eine solche Kratzbürste sein kannst.«

    Sie sah, wie er hinterhältig grinste. »Du siehst so harmlos aus und dann bist du so eine Wildkatze. Interessant.«

    Sofia wollte sich erheben, der Schnee brannte unerträglich kalt auf ihrer Haut, aber der junge Ermittler setzte rasch seinen Fuß auf ihren Brustkorb. »Nein, du bleibst schön dort liegen.« Und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, trat er etwas fester zu.

    »Pass auf, dass sie nicht abhaut.« Leon tauchte jetzt neben Rene auf. Doch er war nicht alleine. Ein maskierter Mann stand neben ihm und betrachtete Sofia von oben bis unten.

    »Das ist sie?«, fragte der Mann mit der Sturmmaske so ruhig, als sei das, was er gerade miterlebte, für ihn nur Routine.

    Leon nickte und ließ sich seitlich neben Sofia in die Hocke sinken. Er saß nur wenige Zentimeter neben ihrem Kopf und seine Hand wischte ihr das zerzauste, nasse Haar aus dem Gesicht.

    »Ja«, sagte er leise und fing eine Träne von ihr mit dem Daumen auf. »Das ist sie.«

    Der Fremde kniff seine Augen zusammen. »Muss ich irgendwas beachten?«

    »Nein, alles so wie wir es besprochen haben.«

    »Gut«, antwortete der Maskenmann und Rene nahm sein Bein von Sofias schmerzenden Oberkörper. Sie atmete ein. Endlich bekam sie wieder mehr Luft, aber es war ihr nicht lang vergönnt, Erleichterung zu empfinden, denn Leon griff ihr unter die Arme und zog sie im Aufstehen mit sich hoch.

    »Bitte«, hauchte Sofia. »Lasst mich nicht lange leiden. Wenigstens das sei ihr mir als Freunde schuldig.«

    Die Finger des Mannes, dem sie vertraut hatte, berührten ihren Hals und liebkosten ihn. »Du sollst denen nur ein paar Fragen beantworten, mehr nicht.«

    »Denen?! Ich weiß nicht mehr, als das, was ich euch schon überreicht habe.«

    »Ich bin mir sicher, kleine Sofi, dass du Informationen zurückgehalten hast. Ich kenne dich zu gut, um dir diese Lüge abzunehmen. Aber nun gut, es ist an der Zeit, dass wir uns von dir verabschieden.«

    Sofia schluchzte und Tränen nahmen ihr die Sicht. »Bitte, Leon«, ihre Hände klammerten sich an seinen Ärmelsaum, »geh nicht. Lass mich nicht in den grausamen Händen von Darksons Killern zurück. Du weißt doch, was das Imperium mit unliebsamen Menschen macht. Sie werden mich foltern!«

    Leon verharrte für einen Moment regungslos. Er wirkte traurig. »Ich kann dir nicht helfen, mach es gut, kleine Sofi.«

    »Nein, nein«, winselte sie und ihre Hand glitt ins Leere hinab, als er seinen Arm unwirsch aus ihrer panischen Umklammerung riss. Rene trat hinter sie und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, dann verschwand auch er aus ihrem Sichtfeld.

    Sie blieb mit dem Maskierten im dunklen Wald zurück. Alleingelassen, um langsam und qualvoll zu sterben. Der Kloß in ihrem Hals wollte auch nach mehrmaligen Schlucken nicht weichen.

    »Mach keine Schwierigkeiten«, raunte der unbekannte Kerl und packte sie am Oberarm. Sie weinte, bittere Tränen rannen über ihre Wangen und verwischten das Make-up. Sie musste inzwischen relativ verheult aussehen. Im Moment war wirklich nicht mehr viel von der taffen Journalistin übrig, weder äußerlich noch innerlich, denn ihre Knie waren weich wie Butter und Übelkeit suchte sie in krampfartigen Wellen heim. Sie ließ es sogar zu, dass der Maskierte sie wie ein Opferlamm zur Schlachtbank führte. Erst als vor der Laderampe des Lieferwagens ankamen, erwachte sie aus ihrer Lethargie. Aber sie hatte zu lange gezögert, denn die Türen des Autos flogen auf und zwei dunkle Schemen grinsten von der Laderampe auf sie herab.

    »Nein«, hauchte Sofia.

    »Doch«, murmelte der Mann hinter ihr. »Das ist dein Schicksal.«

    Entsetzt prallte sie zurück und gegen seinen harten Oberkörper. Sie wurde von hinten gepackt, sein rechter Arm umschlang ihren Brustkorb und mit dem Anspannen seiner Muskulatur presste er ihre Extremitäten gegen ihren eigenen Körper, während er mit seiner linken Hand ihren Mund verschlossen hielt. »Scht. Gegenwehr ist zwecklos«, ertönte seine raue Stimme beinahe tröstend.

    Sie versuchte dennoch, zu schreien, aber seine Finger auf ihre Lippen erstickten jeden Schrei. Unsanft wurde sie nach vorne gedrückt, wo sie die zwei Männer im Auto in Empfang nahmen. Sie zerrten an ihren Armen, kugelten ihr beinahe die Schultergelenke aus, als sie ihren Körper nach oben hievten, sodass Sofia schmerzhaft aufstöhnte. Doch weder auf ihr seelisches noch körperliches Wohl wurde Rücksicht genommen.

    Kaum, dass sie auf der Ladefläche stand, trat ihr jemand in die Kniekehlen, sie verlor den Halt und kippte nach vorne. Ihr Sturz wurde grob abgefangen, indem sie jemand am Kragen packte, sie röchelte als der Kragen ihrer Jacke sie strangulierte. Sie keuchte, strampelte und rang nach Luft. Sie drohte, zu ersticken, doch dann wurde sie unsanft auf dem Boden abgelegt. Man ließ sie komplett los und der Kragensaum der Jacke lockerte sich, aber bevor sie sich umdrehen oder reagieren konnte, fühlte sie einen schweren Körper auf ihrem Rücken. Sie brüllte auf, aber auf diesen Moment schien der Kerl nur gewartet zu haben, denn ein Knebel schob sich zwischen ihre Lippen und verschloss ihren Mund.

    Sie warf ihren Kopf hin und her und versuchte, das Ding abzustreifen, aber das Band um ihren Kopf wurde festgezogen, sodass ihr keine Möglichkeit mehr blieb, gegen den Ball in ihrem Kiefer anzukämpfen.

    Sie heulte und wollte sich aufbäumen, aber das Knie des Mannes fixierte sie schmerzhaft auf den Boden. Ihr Angreifer blieb unerbittlich auf ihr sitzen und schien nicht einmal besonders beeindruckt von ihrer Gegenwehr, sondern spulte routiniert sein Programm ab.

    Er griff in ihre Haare und zog sie beim Schopf hoch. Sie stieß durch den Knebel einen gurgelnden Laut aus, als ihr Hals nach hinten gebogen und schmerzhaft überdehnt wurde. Mit Panik stellte sie fest, dass er im Begriff war, ihr eine Maske überzustülpen.

    »Mhmmm.«

    Aber alles Gejammer nutzte nichts, ihr Blickfeld wurde schwarz und sie war ihres Sehsinns beraubt.

    Erst jetzt widmete man sich ihren Händen, mit einem harten Ruck wurden ihre Arme nach hinten gezogen. Ein Klicken erscholl und Sofia spürte, kaltes Metall um ihre Handgelenke schnappen. Jetzt war sie gefangen!

    Sie weinte.

    Endlich stieg der Mann von ihr herunter. Seit sie im Wagen waren, hatte er kein einziges Wort gesprochen und die Stille, die sich in dem Inneren des Laderaums ausbreitete, war unerträglich und wurde nur durch ihr eigenes Schluchzen unterbrochen. Genauso wortlos wurde ihr dann die Jacke vom Leib geschnitten, sie hörte das charakteristische Geräusch, als das Schneidewerkzeug durch den Stoff glitt. Sie stand Todesängste aus und zuckte jedes Mal unwillkürlich zusammen, wenn die Spitze der Schere ihre Bluse und ihren darunterliegenden, verletzlichen Körper streifte, doch noch blieben sowohl ihr Shirt als auch ihre Haut unversehrt.

    Die Reste ihrer Jacke wurden von ihrem Oberkörper gezerrt und Sofia ging sofort in die Embryonalhaltung. Sie zog die Knie dicht an ihren Körper heran. Sie wusste, was ihr blühte, sie hatte als Journalistin all die grausigen Berichte zusammengetragen.

    Nun, wo sie gefesselt und wehrlos gemacht worden war, schien sie keine Gefahr oder Bedeutung mehr darzustellen, denn man ließ sie auf dem Boden liegen. Keiner, der sie misshandelte oder bedrohte. Aber warum sollten die Männer sich auch die Hände schmutzig machen? Sie würden an einen ungestörten Ort fahren und dort würde man sie dann beseitigen. Bei dem grauenvollen Gedanken stiegen ihr wieder mehr Tränen in die Augen und befeuchteten ihre Haut unter der Maske.

    Wenn sie wenigsten etwas sehen könnte. Eine erneute Weinattacke ließ ihren Körper unkontrolliert zucken und sie schnappte nach Luft. Der Knebel erzeugte Erstickungsgefühle und sie stand kurz vor einer Panikattacke. Sie atmete gegen den Stoff der Maske an, verschluckte ein paar Flusen und hustete qualvoll auf, da der Knebel ein befreiendes Husten erschwerte.

    Sie zuckte heftig zusammen, als eine große Hand auf ihre Schulter landete und sie unsanft schüttelte. Dann wurde der Knebel für wenige Sekunden gelöst, bis sie wieder ausreichend Luft bekam.

    »Pass besser auf, das nächste Mal lass ich dich verrecken!«

    Sie erstarrte. Sie kannte die Stimme. Es war Leon gewesen, der sie so barsch angefahren hatte. Er war also auch im Wagen. Eher aus Überraschung als aus Gehorsam heraus, hörte sie für einen kurzen Moment wirklich auf, zu weinen und blieb ganz ruhig liegen.

    Aber ihre Emotionen waren stärker und obsiegten über sie. Die Tränen flossen weiter und sie konnte ein leises Schluchzen nicht unterdrücken, aber keiner bestrafte sie, wie sie anfänglich befürchtete. Leons Drohung hallte trotzdem unangenehm in ihren Ohren wider, während sie versuchte, nur noch leise zu wimmern und sich brav zu verhalten.

    Die Fahrt zog sich für ihr Zeitempfinden sehr lange hin. Erst ging es zügig – über eine Autobahn? -, danach kurvig und holprig weiter.

    Sofia wurde durchgerüttelt und ihr Körper rutschte auf der Ladefläche hin und her. Nur ihre Kleidung verhinderte notdürftig fiese Abschürfungen, die sie wohl ansonsten davongetragen hätte. Aber diese Blessuren waren im Moment ihr kleinstes Problem.

    Sie lauschte. Der Motor ratterte gleichmäßig. Sie konnte nichts hören, was ihr Orientierung verschaffen könnte. Kein Wasser, keine Züge. Nichts, nur das Surren des Motors.

    Ihre Hände schmerzten und sie drehte ihren Oberkörper vorsichtig in eine Schräglage, um ihre gefesselten Handgelenke zu entlasten.

    Sie zerrte probeweise an den Handschellen, aber man hatte sie so fest angelegt, dass es illusorisch war, daraus zu entkommen. Sei denn in ihr schlummerte ein unentdecktes Entfesselungstalent. Menschen sollten ja in Extremlagen zu allem fähig sein.

    Sie biss die Zähne zusammen und startete einen weiteren Befreiungsversuch, aber außer, dass ihre Daumen empfindlich gequetscht wurden, passierte nichts. Es steckte also kein Houdini in ihr. Sie seufzte innerlich auf und unterdrückte weitere Tränen, da ihre Haut unter der Maske schon genug aufgeweicht war und brannte.

    Dann hielt der Wagen unvermittelt an. Ihr Herz machte einen gequälten Sprung und ihre Nackenhärchen stellten sich auf, als ein eisiger Lufthauch ihren Körper streifte.

    Sie wurde – von Leon? – auf die Beine gezerrt und von der Ladefläche gehoben. Sie konnte den Schnee fühlen, der ihr über die Fußknöchel reichte. Es roch nach Hartz und Fichtennadeln.

    Ihr Kehlkopf zog sich zusammen. Sie konnte sich vorstellen, warum man sie in ein verlassenes Wäldchen gebracht hatte, hier würden ihre Schreie ungehört verhallen. Der Griff um ihren Oberarm wurde stärker, als sie gegen die stahlharte Umklammerung rebellierte. Aber nichts geschah weiter. Keiner stieß sie auf den Boden und hielt ihr einen Pistolenlauf gegen den Hinterkopf, so wie sie es erwartet hatte. Im Gegenteil, sie hörte den Motor des Wagens aufheulen und mit quietschenden Reifen davonbrausen.

    Blind und stumm stand sie neben ihrem Entführer. Ob noch andere Gestalten anwesend waren, vermochte sie nicht zu sagen. Sie hörte nur die leisen Atemzüge des Kerls, der sie festhielt.

    Plötzlich tauchten neue Geräusche auf, es waren Motorengeräusche. War das Auto zurückgekehrt?

    Türen schlugen auf und die Hand ihres Entführers drückte in ihr Rückgrat. Er zwang sie vorwärts. Erschrocken sog Sofia die Luft ein, als sie frontal gegen eine Kante stieß.

    Sie wurde hochgehoben. Wieder eine Ladefläche, schoss es Sofia durch den Kopf, aber dieses Mal stand irgendetwas in der Mitte und in ihrem Weg, was ein Weiterkommen verhinderte.

    Schwere Stiefel dröhnten auf den Wagenboden. Ihr Entführer war wohl ebenfalls in den Innenraum gesprungen. Wieder krachten Türen geräuschvoll ins Schloss und der eisige Wind erstarb. Sie hatten also das Auto gewechselt, was nicht untypisch für Entführungen war, wie Sofia aus ihrer Arbeit wusste.

    Unsicher drehte Sofia sich um die eigene Achse, orientierungslos blieb sie stehen.

    Finger berührten ihre Handgelenke und sie zuckte zusammen. Metall schlug auf den Boden und sie konnte ihre Arme wieder frei bewegen. Jemand hatte ihr die Handschellen aufgeschlossen. Ungläubig rieb sie über die wunden Stellen, die das Metall hinterlassen hatte.

    Kräftige Fingerspitzen drückten sich gegen ihr Brustbein und raubten ihr das Gleichgewicht. Sie ruderte mit ihren Armen, verlor den Halt und landete auf einem Polster. Sie schlug in eine wage Richtung, in der sie ihren Angreifer vermutete, aber ihre Hände glitten ins Leere. Wütend startete sie eine weitere Attacke und bekam den Stoff ihrer eigenen Maske in die Finger.

    »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun!«, sagte eine dunkle Stimme ruhig. »Sonst muss ich dich bestrafen.«

    Sie hielt inne. Die Stimme war nicht die von Leon, es musste also der unheimliche Maskierte sein. Ein harter, weiterer Stoß brachte sie endgültig zum Umfallen. Sie landete nun mit dem gesamten Oberkörper rittlings auf der weichen, gepolsterten Fläche.

    Es fühlte sich ein wenig wie eine Liege oder ein Stuhl an. Ihre Hände krallten sich an das weiche Etwas und sie lauschte, wo der Mann im Raum ungefähr stehen könnte. Dadurch, dass er sie angesprochen hatte, wusste sie, dass er irgendwo frontal vor ihr sein musste.

    Sie ertastete das Ding, auf dem sie lag, genauer. Es musste wirklich eine Liege sein. Aber wozu sollte das gut sein?

    Die Frage wurde ihr schneller beantwortet, als es ihr lieb war, denn jemand schwang sich auf sie und die Schenkel des Manns drückten sie nieder.

    Wie wild schlug sie ihm ihre Hände entgegen und wollte ihn herunterwerfen, aber er angelte sich -stoisch und völlig unbeeindruckt von ihrer Gegenwehr - ihren linken Arm und zwang ihn nieder. Stabiles Leder legte sich über ihr Handgelenk und mit einem Ruck wurde es seitlich an der Liege fixiert, dann folgte ihr rechter Arm.

    Sie begriff, was er vorhatte und sie war nicht gewillt, sich ihm hilflos ausliefern zu lassen. Hatte sie zuvor unter Schock gestanden, würde sie ihm jetzt das Leben schwermachen. Sie teilte kräftige Tritte

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