Der Hindenburg Passagier: Jack-Reilly-Krimi
Von Martin Barkawitz
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Über dieses E-Book
New York 1937: Als Privatdetektiv Jack Reilly den mysteriösen Kuno von Stetten bei dessen Ankunft mit dem Luftschiff „Hindenburg“ abholen soll, endet der Tag mit einem flammenden Inferno. Bei dem Unglück finden zahlreiche Menschen den Tod.
Stürzte die „Hindenburg“ ab, weil von Stetten an Bord war? Bevor Jack Reilly diese Frage beantworten kann, wird sein eigenes Leben bedroht. Es gibt ein großes Geheimnis, dessen Aufklärung für ihn tödlich werden kann. Doch der Privatdetektiv lässt sich nicht so leicht einschüchtern. Also wird der Revolver geladen, der Whisky heruntergekippt und die Suche nach der Wahrheit begonnen.
Jeder Jack-Reilly-Fall ist eine in sich abgeschlossene Geschichte.
Der Autor
Martin Barkawitz schreibt seit 1997 unter verschiedenen Pseudonymen überwiegend in den Genres Krimi, Thriller, Romantik, Horror, Western und Steam Punk. Er gehörte u.a. zum Jerry Cotton Team. Von ihm sind fast dreihundert Heftromane, Taschenbücher und E-Books erschienen.
Ein Fall für Jack Reilly
- Das Tangoluder
- Der gekreuzigte Russe
- Der Hindenburg Passagier
- Die Brooklyn Bleinacht
- Die Blutstraße
- Der Strumpfmörder
- Die Blutmoneten
Andere Bücher des Autors
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- Der Schauermann
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Buchvorschau
Der Hindenburg Passagier - Martin Barkawitz
Vorbemerkung
Dies ist ein Roman. Die Handlung ist frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen oder eventuelle Namensähnlichkeiten sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
Inhalt:
New York 1937: Als Privatdetektiv Jack Reilly den geheimnisvollen Kuno von Stetten bei dessen Ankunft mit dem Luftschiff „Hindenburg" abholen soll, endet der Tag mit einem flammenden Inferno. Bei dem Unglück finden zahlreiche Menschen den Tod.
Stürzte die „Hindenburg" ab, weil von Stetten an Bord war? Bevor Jack Reilly diese Frage beantworten kann, wird sein eigenes Leben bedroht. Es gibt ein großes Geheimnis, dessen Aufklärung für ihn tödlich werden kann. Doch der Privatdetektiv lässt sich nicht so leicht einschüchtern. Also wird der Revolver geladen, der Whisky heruntergekippt und die Suche nach der Wahrheit begonnen.
1
Endlich war die Silhouette des riesigen Luftschiffs am klaren Frühlingshimmel über Lakehurst zu sehen.
Ich saß mir seit ein paar Stunden in meiner alten Karre den Hintern platt, weil ich viel zu früh an dem Flugfeld aufgekreuzt war. Da hatte ich das Vorurteil von der preußischen Pünktlichkeit wohl zu wörtlich genommen. Der Zeppelin Hindenburg hätte seine Transatlantikfahrt an diesem 6. Mai 1937 planmäßig schon gegen Mittag beenden sollen.
Doch es hatte Wetterturbulenzen gegeben, wie ich aus einem Typ vom Bodenpersonal herausgekitzelt hatte. Wie auch immer, nun schwebte die riesige feldgraue Zigarre auf Lakehurst zu. Obwohl ich nicht so leicht zu beeindrucken bin, stieg ich aus, um eine bessere Sicht zu haben. Ich stützte meine Ellenbogen auf das Dach meines Autos und widmete mich ganz dem Schauspiel.
Natürlich war ich nicht der Einzige, der auf das Eintreffen der Hindenburg wartete. Neben dem Flugfeld-Personal gab es noch Hunderte von Neugierigen und Gaffern, die sich ein kleines Gratis-Vergnügen gönnen wollten. Ganz abgesehen von den Verwandten und Freunden, die einen Passagier vom Flugfeld abholen wollten.
Aus diesem Grund war ich ebenfalls hier.
Allerdings kannte ich den Mann, für dessen Wohlergehen ich verantwortlich sein sollte, noch überhaupt nicht. Ich hatte nur seinen Namen – Kuno von Stetten – sowie eine Fotografie von ihm.
Das Bild zeigte einen streng blickenden Mann mit kurzem Vollbart und Halbzylinder auf dem Kopf. Er trug einen zweireihigen dunklen Anzug und hatte seine rechte Hand auf den Kopf eines Schäferhundes gelegt. Ansonsten stand er so steif da, als ob er einen Stock verschluckt hätte. Und selbstverständlich lächelte er auf dem Foto nicht.
Es war mir egal, schließlich wollte ich mit dem alten Knaben keine Blutsbrüderschaft schließen. Mein Auftrag lautete, ihn in meine Karre zu verfrachten und nach Buffalo zu fahren. Das war meiner Meinung nach ein ziemlich einfacher Auftrag. Da habe ich als Privatschnüffler schon schwierigere Jobs stemmen müssen.
Die Hindenburg warf einen gigantischen Schatten auf das mit Gras bewachsene Flugfeld. Etliche Wartende brachen nun in Jubel aus. Man konnte schon die Passagiere hinter den Fenstern der Kabine sehen.
Und plötzlich stand das Luftschiff in hellen Flammen.
Es war, als ob der Satan persönlich mit einem rot glühenden Dreizack in die Außenhaut gestoßen hätte. Auf jeden Fall kippte die riesige graue Zigarre seitwärts weg, während sich die Flammen im Handumdrehen auszubreiten begannen.
Rasend schnell breiteten sie sich aus. Man konnte schon das Stahlgerippe unter der schnell wegbrennenden Hülle erkennen.
Die Menschen schrien nun nicht mehr vor Freude, sondern vor Entsetzen – oder vor Schmerzen.
Mit dem Bug voran krachte die Hindenburg auf den grünen Frühlingsboden von Lakehurst. Der Boden bebte, obwohl das Luftschiff nicht besonders schwer sein konnte. Vielleicht kam es mir auch nur so vor. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Instinktiv rannte ich auf das Wrack zu, wollte helfen.
In dem Chaos konnte man unmöglich einschätzen, wie viele Menschen überlebt hatten. Auch die Rettungskräfte rasten in Ambulanzen auf die Unglücksstelle zu, die Glocken der Krankenwagen schlugen einen rasenden Takt.
Überlebende torkelten von dem immer noch brennenden Luftschiff weg, sie standen unter Schock und wirkten orientierungslos. Ich schaute mir die Leute im Vorbeilaufen an, aber keiner von ihnen ähnelte Kuno von Stetten auch nur im Entferntesten.
Wie viele Passagiere die Katastrophe wohl überlebt hatten? Das konnte ich unmöglich einschätzen. Ich wusste ja noch nicht einmal, ob die Atlantiküberquerung ausgebucht gewesen war oder nicht. Die Hindenburg schaffte die Strecke während der Hälfte der Zeit, die ein Schnelldampfer für die Reise zwischen den europäischen Häfen und New York benötigte.
Doch was nützte die Zeitersparnis, wenn man sie mit dem Leben bezahlte?
Dieser Gedanke spukte mir durch den Kopf, während ich einem Bewusstlosen unter die Achseln fasste und ihn in Sicherheit zerrte. Ich war so nah an die lodernden Flammen herangekommen, wie es gerade noch erträglich war. Die Menschen waren teilweise aus der Kabine geschleudert worden. Für die Opfer inmitten des Feuers kam ohnehin jede Hilfe zu spät.
Ich verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum. Die Hindenburg brannte wegen des entzündeten Gases unglaublich schnell nieder. Auf dem Flugfeld rannten die Menschen durcheinander, sinnvolle Hilfe war zeitweise unmöglich.
1918 habe ich bei Sturmangriffen in Flandern kaum ein größeres blutiges Chaos erlebt. Während das Wrack ausbrannte und die Überlebenden in Sicherheit gebracht wurden, sah ich um mich herum nur noch die Blitzlichter der Sensationsreporter. Sie zogen sich förmlich an der Katastrophe hoch.
Ich hätte jeden Einzelnen von ihnen killen können.
2
Als meine Sekretärin Lucy am nächsten Morgen mein Büro betrat, rümpfte sie sofort ihr feines Näschen.
„Chef, Sie riechen ja wie ein abgefackelter Weihnachtsbaum! Was ist denn geschehen?"
Am Vorabend war ich noch so lange in Lakehurst gewesen, bis die hereinbrechende Nacht keine Rettungsarbeiten mehr möglich gemacht hatte. Es war mir nicht gelungen, Kuno von Stetten zu finden – weder tot noch lebendig. Irgendwann hatte ich mich in mein Auto geschwungen und war nach New York zurückgekehrt. Zwar hatte ich mir in meiner Zink-Badewanne den Ruß und Schmutz vom Körper schrubben können.
Doch das Flammeninferno der abstürzenden Hindenburg hatte sowohl meine Augenbrauen als auch einen Teil meines Haars versengt. Da nützte es auch nichts, dass ich mich an diesem Tag in einen anderen Anzug geworfen hatte.
Meiner cleveren Vorzimmer-Queen entgeht nämlich so leicht nichts.
„Liest du keine Zeitung?, fragte ich schlecht gelaunt zurück. „Kannst du dir nicht denken, wo ich gestern gewesen bin?
„Ihrer Laune nach zu urteilen waren Sie im Fegefeuer und konnten dem Höllenfürsten noch einmal im letzten Moment entkommen, gab Lucy schnippisch zurück. Sie beugte sich vor, stemmte die Fäuste in ihre runden Hüften und kniff die Augen zusammen. Dann fügte sie hinzu: „Ehrlich gesagt, sehen Sie miserabel aus. Ich werde Ihnen erst einmal einen Kaffee kochen, vielleicht können Sie dann vernünftig mit mir reden.
Entschlossen machte sie auf ihrem Lackschuh-Absatz kehrt und stürmte mit energischem Hüftschwung ins Vorzimmer zurück.
Erwähnte ich schon, dass ich meiner Sekretärin nie länger als drei Minuten böse sein kann? Abgesehen davon traf sie in diesem Fall wirklich keine Schuld. Dass ich vermutlich wie das Leiden Christi aussah, konnte ich mir selbst an allen Fingern ausrechnen.
Als Lucy wenig später mit einem dampfenden und köstlich duftenden Kaffeebecher zurückkehrte, gab ich mich versöhnlich.
„Sorry, ich wollte nicht garstig zu dir sein. Hast du denn noch nicht gehört, was gestern in Lakehurst geschehen ist?"
Meine Sekretärin hob ihre sorgfältig gezupften Augenbrauen.
„Natürlich weiß ist darüber Bescheid! Die Zeitungsjungen schreien sich doch heute Morgen die Kehlen heiser, um ihre Extrablätter an den Mann zu bringen. – Sagen Sie bloß, Sie sind dort gewesen! Ich dachte, Sie wollten im Auftrag eines Klienten jemanden nach Buffalo bringen."
„Das hatte ich auch vor, Lucy. Allerdings befand sich dieser Kerl an Bord der Hindenburg, angeblich jedenfalls."
Mein blonder Vorzimmerengel platzierte sein Hinterteil auf meiner Schreibtischkante, schlug die Beine übereinander. Lucys hübsches Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an.
„Was meinen Sie mit angeblich? War der Auftrag nicht ganz koscher? Haben Sie sich etwa keinen Vorschuss geben lassen?"
Ich schüttelte den Kopf und steckte mir einen Glimmstängel an.
„Keine Sorge, der Klient hat mir freiwillig dreihundert Mäuse untergejubelt. Sein Name ist übrigens Miller. Er behauptete, dass es um seinen Cousin aus Germany gehen würde, einen Mann namens Kuno von Stetten. Ich sollte von Stetten abholen und zu unserem Klienten nach Buffalo bringen."
Lucy zuckte mit ihren runden Schultern.
„Richtig, das habe ich am Rande mitgekriegt. Ich nahm an, dass dieser von Stetten mit einem Ozeandampfer in New York eintreffen würde, so wie jeder normale Mensch."
Ich nickte und deutete mit dem Zeigefinger auf meine Sekretärin.
„Und da wird die Sache richtig interessant, Süße! Wenn Kuno von Stetten mit dem Luftschiff hierherkommen wollte – wieso steht dann sein Name nicht auf der Passagierliste?"
Lucy riss ihre schönen Augen auf.
„Sie meinen ..."
Ich erhob mich von meinem Bürostuhl und deutete auf eines der Käseblätter, die ich auf meinem Schreibtisch ausgebreitet hatte.
„Man kann ja gegen unsere Zeitungsschmierer sagen, was man will – aber manchmal sind sie ziemlich fix! Hier, die New York Times veröffentlicht heute die komplette Passagierliste der Hindenburg. Ich weiß nicht, wie viele der Opfer das Unglück überlebt haben. Fest steht nur, dass der Name Kuno von Stetten fehlt."
Meine Sekretärin riss mir die Zeitung aus den Händen und überflog stirnrunzelnd die Zeilen.
„Aber das ergibt keinen Sinn, Chef! Wieso schickt Miller Sie zum Flugfeld nach Lakehurst, wenn sein Verwandter gar nicht an Bord