Kiss & Taste: Herzhaft verführt
Von Brina Gold
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Über dieses E-Book
Sommer, Sonne, Pasta ... aber nicht nur. Lesen und Schreiben trifft auf Kochen und Essen: Genuss pur an der Adria.
Eigentlich will Autorin Ambra in dem mondänen Strandlokal an der Adria für ihr neues Buch recherchieren, doch der Restaurantbesitzer Raffaele Cavalieri raubt ihr mit seinen Launen den letzten Nerv. Aber leider ist er auch äußerst attraktiv.
Daniele, ein sonniger Blondschopf aus Raffaeles Küchenteam, liegt Ambra bereits vom ersten Tag an zu Füßen. Sein jungenhafter Charme lässt ihren Widerstand schnell dahinschmelzen wie das Eis, das er ihr an den Liegestuhl bringt.
Trotzdem fühlt sie sich mehr und mehr zu seinem Chef hingezogen. Den wiederum kann sie aber offensichtlich nicht beeindrucken.
Ihre eigenen widerstreitenden Gefühle stellen Ambra auf eine harte Probe. Als sie schweren Herzens beschließt, ihre Recherche vorzeitig zu beenden, ist ausgerechnet Raffaele derjenige, der sie bittet, zu bleiben.
»Kiss & Taste« ist Teil der »Liebe am Meer«-Reihe, ist aber in sich abgeschlossen. Alle Teile der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.
Ähnlich wie Kiss & Taste
Titel in dieser Serie (4)
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Buchvorschau
Kiss & Taste - Brina Gold
Eins
»Ich habe jemanden gefunden, der dir helfen könnte«, verkündet Lara und klingt sehr zufrieden. »Er ist ein bisschen … reserviert, aber das braucht dich ja nicht zu stören. Im Grunde ist er ein feiner Kerl, nur manchmal vielleicht etwas launisch.«
»Ach, das macht nichts. Ich will ja nur ein paar Informationen und bin dann auch schon wieder weg! Was sollte ich noch über ihn wissen?«
»Raffaele Cavalieri ist prämierter Koch und führt ein Lokal in Porto Azzurro an der nördlichen Adria, das Stella di Mare. Alessandro hat ihn bereits angerufen und mit ihm gesprochen. Wenn du möchtest, kannst du morgen dort mit deinen Recherchen anfangen.«
Sie nennt mir die Adresse und eine passende Unterkunft gleich mit dazu.
»Fantastisch, Lara, damit habt ihr mir einen großen Gefallen getan.« Meine Dankbarkeit kommt von Herzen.
»Kein Problem, Alessandro hat das gern gemacht!«
»Grüß ihn von mir – er hat was gut!«
Sie lacht leise ins Telefon. Im Hintergrund höre ich Kinderstimmen. »Du kannst uns in einem deiner nächsten Bücher mal lobend erwähnen, das soll ja sehr wirkungsvolle Werbung sein«, sagt sie.
»Versprochen.«
Lara kenne ich seit ungefähr zwei Jahren. Die gebürtige Deutsche ist mit einem Italiener verheiratet, ich habe sie zufällig bei den Recherchen zu einem meiner Bücher getroffen. Ihr Mann Alessandro war erfolgreicher Hotelier, ehe sich fast die gesamte Familie aus dem Betrieb zurückgezogen und einen kleinen Landgasthof mit Fremdenzimmern eröffnet hat. Daher sind die beiden natürlich meine erste Adresse gewesen, um neue Kontakte in der Gastronomiebranche zu knüpfen.
Jetzt bin ich neugierig und möchte wissen, wer sich freundlicherweise von einer fremden Autorin in die Karten – oder besser, in die Töpfe – gucken lässt, und werfe meine Suchmaschine an.
Tatsächlich finde ich ein paar interessante Informationen über Raffaele Cavalieri. Nach einer früheren Tätigkeit in einem von Alessandros Nobelhotels hat er im Ausland einige Preise und Medaillen abgesahnt, einen Michelin-Stern abgelehnt – ich schaue genauer hin, aber ich habe tatsächlich richtig gelesen: abgelehnt! – und seit seiner Rückkehr der regionalen, bodenständigen Küche zu neuem Glanz verholfen. Dafür hat er die Ehrenbürgerwürde des sehr exklusiven Küstenortes bekommen, in dem er sich niedergelassen hat. In Porto Azzurro verkehren seit ein paar Jahren besonders gern Leute, die sehr viel Geld haben, aber nicht sofort zeigen wollen, was sie besitzen.
Ich finde ein Foto und klicke es an, um es zu vergrößern. Cavalieri ist ein markanter Typ.
Dunkle Augen und Haare, Dreitagebart. Er sieht sehr ernst drein, fast abweisend. Ein Artikel der Boulevardpresse bezeichnet ihn als Womanizer. Der altmodische Begriff Frauenschwarm würde es wohl auch tun. Jedenfalls sieht man ihn angeblich nie zweimal hintereinander mit derselben Dame ausgehen, wenn er bei seiner äußerst knapp bemessenen Freizeit überhaupt einmal irgendwo außerhalb seines Restaurants gesehen wird.
Auch auf dem nächsten Bild macht er ein finsteres Gesicht und blickt abweisend in die Kamera. Einen Moment lang habe ich den Eindruck, er würde mir direkt in die Augen sehen, aber der Augenblick verfliegt.
Wie sagte Lara noch vorhin am Telefon? Er habe Launen? Für mich hat er eher etwas von einem Finsterling, aber das stört mich nicht. Mein Kontakt zu Cavalieri wird flüchtig bleiben.
Schön ist, dass ich vor Ort recherchieren kann und das Vergnügen habe, ein paar Tage an der Adria zu genießen – in der beginnenden Nachsaison, wenn der größte Trubel bereits abgeflaut sein dürfte. Wegen der Unterkunft melde ich mich in Eldas B&B und buche für sechs Tage, das sollte genügen. Elda, falls sie es selbst ist, bestätigt mir auf Anfrage, dass ich jetzt, gegen Ende des Sommers, problemlos verlängern kann, wenn ich möchte.
Nachdem ich meinen kleinen Koffer gepackt habe, setze ich mich noch mit einem Glas Wein auf den Balkon. Das Örtchen Bertinoro, in dem ich lebe, liegt malerisch in den Ausläufern der Abbruzzen und ist berühmt für seinen Blick über die Ebene bis hin zur Adria. Meine Wohnung, die ein echter Glücksfall ist, weil ich relativ wenig Miete bezahle, liegt an einem Hang ein kleines bisschen außerhalb und bietet als Extra noch einen umwerfenden Fernblick. Am liebsten sitze ich mit meinem Laptop hier draußen, sofern es das Wetter erlaubt, und schreibe, aber heute Abend lasse ich das Arbeitsgerät in seiner Tasche und versuche bewusst, mich zu entspannen und auf die nächsten Tage einzustimmen. Und irgendwie freue ich mich auf diese Abwechslung von meinem Schreiballtag.
Der nächste Tag begrüßt mich mit Morgennebel, der zu Füßen unserer Hügel unten in der Ebene liegt. Das ist immer wieder ein faszinierender Anblick.
Allerdings behindert der Nebel meine Sicht, weshalb ich viel länger brauche, und so parke ich später als geplant das Auto vor meiner Pension und checke ein. Das Haus ist alt, empfängt mich mit stuckverzierten Decken und geradezu kitschigen Kronleuchtern, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Cremefarbene Wände mit weiß abgesetzten Zierleisten, Chiffonvorhänge in zartem hellblau und plüschige, aber ausgeblichene Teppiche machen den Eindruck, als sei das Ambiente aus der Zeit gefallen. Hier fühle ich mich schlagartig wohl. Signora Elda, die Pensionswirtin, ist eine süße, weißhaarige Dame, die hinter ihrem Empfangstresen sitzt und aus dünner weißer Baumwolle Spitzendeckchen häkelt. Sofort fühle ich mich an meine eigene Großmutter erinnert. Wie süß!
Ich bringe meine Sachen aufs Zimmer, nehme mir allerdings nicht mehr die Zeit zum Ausräumen. Ich habe wegen des Nebels Zeit verloren und will nicht ausgerechnet am ersten Tag zu spät kommen. Also mache ich mich zu Fuß auf den Weg ins Restaurant. Vor der Eingangstür bleibe ich kurz stehen und betrachte mit kritisch zusammengekniffenen Augen das Gebäude.
Auf den ersten Blick strahlt das Stella di Mare etwas aus, das mich nicht besonders anspricht: Kühle und eine gewisse Distanziertheit. Das wirkte auf den Bildern nicht so. Natürlich liegt das Lokal direkt am Strand und natürlich ist es ein hypermodernes Gebäude, schneeweiß gestrichen, mit blitzenden Edelstahlgeländern und spiegelnden Glasflächen. Gemütlich ist für mich definitiv was Anderes, aber ich muss mich hier weder wohlfühlen noch den Geschmack des Besitzers teilen.
Gerade will ich das Lokal betreten, als die Tür von innen aufgerissen wird und ich mit der herausstürmenden Gestalt zusammenpralle. Meine Tasche geht dabei zu Boden.
»Uff – geht’s noch?«, platze ich heraus. »Kannst du nicht aufpassen?«
Ich bücke mich danach und kratze dabei versehentlich eine Hand, deren Besitzer dieselbe Idee im selben Moment hatte wie ich. Er zuckt zurück, ist aber trotzdem schneller als ich und hebt meine Stofftasche auf.
»Danke«, murmle ich etwas versöhnlicher und richte mich auf. Woraufhin ich geradewegs in zwei dunkle, tief liegende Augen sehe. Der Mann, der zu diesen Augen und dem finsteren Blick gehört, mustert mich wortlos mit gerunzelter Stirn und hält mir die Tasche entgegen. Ich nehme sie ihm ab und starre ebenso unverhohlen zurück.
Das ist er also!
Dank der Fotos und der unverkennbar grimmigen Miene, die er auch im wirklichen Leben zur Schau trägt, erkenne ich Raffaele Cavalieri sofort. Und – wie peinlich! – ich habe ihn spontan geduzt wie einen alten Bekannten.
»Sie sollten vielleicht Ihre Tür entspiegeln lassen, damit man von draußen sieht, was da auf einen zukommt«, schlage ich mit einem verlegenen Schulterzucken und nun auch in der gebotenen Form vor. »Ich konnte Sie überhaupt nicht erkennen.«
Warum nur bekommt er den Mund nicht auf, sondern starrt mich immer noch an?
»Ich bin Ambra Maestri. Alessandro Ronaldini hat den Kontakt zu Ihnen hergestellt. Ich recherchiere für ein Buch …« Ich strecke ihm verunsichert die Hand entgegen.
Er starrt einen Moment lang auf meine Finger, dann schüttelt er sie zögerlich, als wäre das eine für ihn ungewohnte Geste.
»Wir können ruhig beim Du bleiben«, meint er gelassen und lässt meine Finger wieder los. »Ich bin Raffaele.«
Und in diesem Augenblick stockt mir unwillkürlich der Atem.
Diese Stimme!
Kein Foto dieser Welt hat mich darauf vorbereitet, dass dieser Mann eine Stimme wie Samt und Seide hat. Eine Stimme wie eine Liebkosung, die in mir das Bedürfnis weckt, die Augen zu schließen, mich für den Rest dieses Tages zurückzulehnen und nur noch zuzuhören. Selbst wenn dieser Kerl die Steuergesetze herunterlesen würde, würde mir auch das noch eine Gänsehaut bescheren.
Ich klappe meinen Mund wieder zu.
»Alles in Ordnung?«, fragt er und mustert mich mit erhobenen Brauen.
»Ja klar, alles in bester Ordnung!«, versichere ich eilig und würde mir am liebsten selbst in den Hintern treten dafür, dass ich mich so dämlich aufführe. »Ich bin hoffentlich nicht zu spät!«
»Zu spät wofür?«
»Weiß nicht. Für den Mittagsservice vielleicht?« Ich zucke die Schultern. Schließlich kenne ich mich mit Uhrzeiten und Schichtplänen in einem Restaurant absolut nicht aus.
»Nein, keine Sorge. Ich wollte gerade frühstücken. Kommst du mit?«
Er dreht sich um und geht davon, ohne sich zu vergewissern, ob ich wirklich mitkomme. Ich gebe mir einen Ruck und haste hinter ihm her.
Cavalieri hat es offensichtlich eilig, er schaut sich kein einziges Mal nach mir um. Ich habe Lust, umzukehren und in seinem Lokal auf ihn zu warten, aber die Wahrheit sieht so aus: Ich habe das Frühstück ausgelassen und einen Bärenhunger. Und da ich nicht weiß, ob und wann ich später Gelegenheit zum Essen haben werde, schlucke ich meine Irritation hinunter und folge ihm mit zusammengebissenen Zähnen.
Vor einer kleinen, unscheinbaren Bar macht er Halt und wendet sich zu mir um.
»Was möchtest du?«
»Einen Latte macchiato und eine Brioche, bitte!«, bestelle ich mein gewohntes Frühstück.
»Setz dich inzwischen.« Er nickt vage in Richtung Terrasse, auf der ein paar Tische stehen, und geht hinein, um zu bestellen.
Ich suche mir wahllos einen der etwas wackeligen Plastiktische aus, die wohl eine bekannte Speiseeisfirma gesponsert hat, da ihr Logo die bereits leicht verwitterte Tischplatte ziert. Bei diesen Tischen muss ich immer aufpassen, dass ich nicht gegen eins der Beine stoße – sie sind sehr instabil, und ich habe schon mal einen von dieser Sorte zum Umkippen gebracht, als ich aufstand. Mit allen Getränken darauf. Das brauche ich so schnell nicht wieder, also falte ich vorsichtig meine Beine zusammen und setze mich so an die kleine Balustrade, die zur Seeseite hinschaut, dass ich erst wieder aufstehen muss, wenn das Frühstück beendet ist.
Dann kommt Cavalieri wieder und setzt sich mir gegenüber. Einen Moment lang mustert er mein Gesicht.
»Du schreibst also Romane.«
»Ja. Und?«, platze ich heraus. So wie er das sagt, klingt es, als wäre Schreiben eine unseriöse Tätigkeit.
Er lacht leise und kaum hörbar, doch dieses Lachen streicht wie eine Berührung über meine Haut. Meine Nackenhärchen sträuben sich, eine Gänsehaut zieht ihre Spuren über meine Unterarme und meine Verwirrung wächst.
»Kein Und. Ich bin nur neugierig – schließlich kommst du aus diesem Grund zu mir, oder nicht?«
Ich erwidere tapfer seinen Blick. »Ja, allerdings.«
»Aber?« Um seine dunklen Augen herum zeichnet sich ein Netz von Fältchen ab und sein voller Mund verzieht sich leicht, wodurch sich links ein tiefes Grübchen offenbart.
»Aber das klang mehr nach einer versteckten Botschaft als nach einer einfachen Frage«, folge ich seiner Aufforderung und gebe ihm Antwort.
»Welche Botschaft soll ich denn deiner Meinung nach darin versteckt haben?«, forscht er mit leichtem Kopfschütteln.
Er klingt ehrlich neugierig und ich bin mir plötzlich nicht mehr sicher, ob ich mir den Unterton nicht doch vielleicht nur eingebildet habe. Aber nun habe ich A gesagt und muss auch B sagen.
»Vielleicht die, dass Kochen wichtiger ist, als zu schreiben, oder dass Männer sowieso alles viel besser können, auch Bücher schreiben. Oder dass ich zu jung bin, um darin gut zu sein. Eins davon. Oder vielleicht sogar alles zusammen!«
Da eine Bedienung gerade unser Frühstück bringt, wartet Cavalieri mit seiner Antwort noch etwas ab. Als das Mädchen weg ist, lehnt er sich in seinem Stuhl zurück, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich mit einem eindeutig amüsierten Lächeln an.
»Also«, beginnt er, und seine Stimme klingt nun ein bisschen wie ein Reibeisen. »Ich sehe weder das eine noch das andere so, wie du vermutest, aber … du kannst sicher nicht abstreiten, dass die meisten Literaturpreise an Männer verliehen werden.«
Kann ich tatsächlich nicht. Außerdem wundere ich mich so sehr über seine Argumentation, dass eine schlagfertige Antwort darauf erst einen Atemzug später bereit ist.
»Solange die meisten Jurymitglieder männlich sind, wird sich daran auch nichts ändern.«
»Zu denen gehöre ich aber nicht.« Er lächelt schief. »Ich schätze Frauen, und zwar unabhängig von ihrem Beruf. Wenn hier also jemand Vorurteile hat, dann bin das vielleicht nicht ich.«
Gerade komme ich mir vor wie eine überspannte Zicke. »Sieht so aus«, sage ich und wippe verlegen mit dem Fuß.
»Außerdem wäre es hilfreich, wenn ich wüsste, was du gerne in Erfahrung bringen möchtest.«
»Das wäre es für mich auch«, rutscht mir spontan heraus. »Aber das weiß ich eben selbst nicht so genau. Ich weiß momentan nur, dass meine beiden Hauptfiguren in der Gastronomie tätig sind, aber ich kann noch nicht sagen, was konkret passieren wird. Meistens beantwortet sich diese Frage während der Recherche.«
Wieder sieht er mich einen Atemzug lang wortlos an. Dann nickt er. »Sobald du es weißt, sag Bescheid! Bis dahin kannst du mir bei der Arbeit zusehen und wenn du etwas genauer wissen willst, fragst du eben.«
Das ist ein guter Anfang. »Okay. Und was ist aktuell deine Arbeit? Im Internet habe ich gelesen, dass du nicht mehr