Eine schwere Entscheidung: Chefarzt Dr. Norden 1257 – Arztroman
Von Carolin Grahl
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Über dieses E-Book
So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
»Ich kann nichts dafür. Ich kann wirklich nichts dafür. Ich trage keinerlei Schuld an dem Unfall. Der Mann ist mir vor meine Harley gekippt. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Ich habe eine Vollbremsung hingelegt, bei der ich gestürzt bin. Sogar meine Maschine wurde beschädigt. Und Sie … Sie behandeln mich, als wäre ich ein Schwerverbrecher.« Der Biker strich sachte, beinahe liebevoll über die leicht deformierte Handlebar seiner schwarz lackierten Harley Davidson, als wäre das Motorrad ein lebendiges Wesen, das es zu trösten galt. Dann wandte er sich wieder mit mürrischem Gesicht dem Polizeibeamten zu, der sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor ihm aufbaute und ihn mit misstrauischen Blicken musterte. »Haben Sie getrunken?«, fragte der Polizist streng. »Ja, Wasser«, antwortete der Motorradfahrer mit spöttisch verzogenen Mundwinkeln. »Werden Sie, nach allem, was Sie angerichtet haben, nicht auch noch frech«, wies der Polizeibeamte den Biker zurecht und warf demonstrativ einen Blick auf die Sanitäter, die sich um das auf dem Asphalt liegende Unfallopfer, einen jungen Mann von schätzungsweise 30 Jahren, kümmerten. Neben dem verunfallten Mann lagen zwei Krücken, die der Rettungsassistent soeben aufhob und in den Sanitätswagen verfrachtete, während das Unfallopfer auf eine Bahre gehoben wurde. Das rechte Bein des jungen Mannes steckte in einer Schiene. Sowohl am Unterschenkel als auch am Oberschenkel breiteten sich auf dem hellblauen Jeansstoff bedenkliche dunkelrote Blutflecken aus.
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Chefarzt Dr. Norden
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Buchvorschau
Eine schwere Entscheidung - Carolin Grahl
Chefarzt Dr. Norden
– 1257 –
Eine schwere Entscheidung
Unveröffentlichter Roman
Carolin Grahl
»Ich kann nichts dafür. Ich kann wirklich nichts dafür. Ich trage keinerlei Schuld an dem Unfall. Der Mann ist mir vor meine Harley gekippt. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Ich habe eine Vollbremsung hingelegt, bei der ich gestürzt bin. Sogar meine Maschine wurde beschädigt. Und Sie … Sie behandeln mich, als wäre ich ein Schwerverbrecher.« Der Biker strich sachte, beinahe liebevoll über die leicht deformierte Handlebar seiner schwarz lackierten Harley Davidson, als wäre das Motorrad ein lebendiges Wesen, das es zu trösten galt. Dann wandte er sich wieder mit mürrischem Gesicht dem Polizeibeamten zu, der sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor ihm aufbaute und ihn mit misstrauischen Blicken musterte.
»Haben Sie getrunken?«, fragte der Polizist streng.
»Ja, Wasser«, antwortete der Motorradfahrer mit spöttisch verzogenen Mundwinkeln.
»Werden Sie, nach allem, was Sie angerichtet haben, nicht auch noch frech«, wies der Polizeibeamte den Biker zurecht und warf demonstrativ einen Blick auf die Sanitäter, die sich um das auf dem Asphalt liegende Unfallopfer, einen jungen Mann von schätzungsweise 30 Jahren, kümmerten.
Neben dem verunfallten Mann lagen zwei Krücken, die der Rettungsassistent soeben aufhob und in den Sanitätswagen verfrachtete, während das Unfallopfer auf eine Bahre gehoben wurde.
Das rechte Bein des jungen Mannes steckte in einer Schiene. Sowohl am Unterschenkel als auch am Oberschenkel breiteten sich auf dem hellblauen Jeansstoff bedenkliche dunkelrote Blutflecken aus. Auch die Haare des Unfallopfers waren von Blut verklebt und verschmiert. Es quoll aus einer Platzwunde am Hinterkopf. Einer der Sanitäter hatte die Wunde provisorisch mit Verbandsmull abgedeckt, aber das Blut war bereits im Begriff, den Verband zu durchtränken.
Trotz seiner misslichen Lage richtete sich der verletzte junge Mann, während die Sanitäter ihn zum Rettungswagen trugen, auf und versuchte, seinen Kopf dem Polizisten und dem Biker zuzuwenden. »Der Unfall geht wirklich auf mein Konto«, presste er schwer atmend hervor. »Ich wollte die Straße überqueren. Dabei bin ich vom Bordstein abgeglitten und …« Er brach ab und presste die Lippen aufeinander, weil eine Welle von Kopfschmerz ihn überfiel.
Indessen wurde er in den Rettungswagen gehoben, die Tür schloss sich hinter ihm, und mit eingeschaltetem Blaulicht begann die Fahrt ins Krankenhaus.
Der Verletzte lag ruhig und mit geschlossenen Augen, bis die Infusion, die der Rettungssanitäter ihm legte, Wirkung zeigte, und der Schmerz abebbte.
Schließlich öffnete der Patient die Augen wieder und musterte verwirrt den Rettungssanitäter, der sich über ihn beugte. Er war sich sicher, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Die tiefblauen Augen und auch die Gesichtszüge des Sanitäters kamen ihm seltsam bekannt vor.
»Wohin bringen Sie mich?«, fragte er den offensichtlich noch sehr jungen Mann.
»In die Behnisch-Klinik«, war die Antwort.
»Behnisch-Klinik«, wiederholte der Verletzte. »Wieder einmal die Behnisch-Klinik. Die kenne ich leider nur allzu gut.«
Unwillkürlich schweiften seine Gedanken ab.
Etwas mehr als zwei Jahre war es nun her, seit er nach seinem Autounfall in die Behnisch-Klinik eingeliefert worden war.
Vielleicht kam ihm der Sanitäter mit den meerblauen Augen so bekannt vor, weil er auch damals von ihm erstversorgt worden war. Obwohl das Gesicht, mit dem er seine Erinnerung verband, älter gewesen war. Und die Haare waren dunkelblond gewesen, nicht rabenschwarz.
Oder täuschte er sich?
Mit einem leisen Seufzer schloss der Verletzte erneut die Augen.
Der Autounfall hatte sein ganzes Leben zum Schlechteren verändert. Oder, besser gesagt, er hatte sein Leben zerstört.
Er selbst war damals am Steuer gesessen. Und Lena, seine Lebensgefährtin, auf dem Beifahrersitz.
Sie waren nach einer Klettertour in den Garmischer Alpen auf dem Rückweg nach München gewesen. Erschöpft, aber zufrieden und glücklich. Der Zugspitzklettersteig über das Höllental war eine echte Herausforderung gewesen, aber sowohl er selbst als auch Lena hatten sportliche Herausforderungen jeder Art geliebt.
Und nun war er von einem lächerlichen Bordstein gestürzt, weil …
»Sind die Kopfschmerzen und die Schmerzen in Ihrem Bein inzwischen erträglich?«, riss der Rettungssanitäter den Verletzten aus seinen Gedanken.
»Danke, ja. Die Kopfschmerzen sind viel schwächer geworden. Ich spüre sie eigentlich kaum noch. Allerdings fühlt sich mein Kopf an, als wäre er mit Nebel oder mit Watte gefüllt.«
»Das ist zumindest zum Teil durch die Schmerzmittel bedingt. Und wie geht es Ihrem Bein, Herr …«
»König. Hans-Jochen König«, antwortete der Verletzte. »Was im Übrigen mein Bein betrifft, ist es völlig schmerzunempfindlich. Auch ohne Medikamente. Ich kann mein rechtes Bein nicht bewegen. Es ist gelähmt. Deshalb die Krücken. Und ich habe auch kein Gefühl und kein Schmerzempfinden in meinem rechten Bein. Es ist völlig taub. Von der Bewegungseinschränkung, die es mir verursacht, einmal abgesehen, ist es praktisch nicht vorhanden.«
Eine Weile herrschte Schweigen, dann ergriff Hans-Jochen erneut das Wort. »Es tut mir leid für den Motorradfahrer«, sagte er. »Der Asphalt war noch nass von den heftigen Regengüssen am frühen Morgen. Deshalb bin ich, als ich die Straße überqueren wollte, ausgeglitten und vom Bürgersteig auf die Fahrbahn gekippt. Das konnte der Biker nun wirklich nicht voraussehen.«
»Vielleicht nicht. Andererseits hätte er, wenn er halbwegs aufmerksam gewesen wäre, Ihre Krücken sehen und entsprechend vorsichtig sein müssen.«
Auf Hans-Jochens Miene zeigte sich ein Zug von Verbitterung. »Das ist natürlich auch wieder wahr. Auf einen Krüppel muss man schließlich Rücksicht nehmen.«
»Nur weil man mit Krücken gehen muss, ist man kein … Schwerbehinderter. Auch wenn die Bewegungseinschränkung natürlich mit Sicherheit ein gewisses Problem darstellt.«
»Ein gewisses Problem darstellt.« Hans-Jochens Lachen klang so laut und meckernd, wie es angesichts seines angeschlagenen körperlichen Zustands kaum zu erwarten gewesen wäre. »Sind Sie schon einmal mit einem lahmen Bein und mit Krücken gelaufen, junger Mann?«
»Nein, aber ich …«
»Dann können Sie auch nicht wissen, wie es sich anfühlt«, erklärte Hans Jochen barsch. Er wollte noch etwas hinzufügen, aber in diesem Moment hielt der Krankenwagen bereits vor der Notaufnahme der Behnisch-Klinik. Die Tür wurde geöffnet, und die Trage mit Hans-Jochen König herausgehoben.
Mit einem Laut des Unmuts richtete Hans-Jochen seine Blicke auf die Behnisch-Klinik, die ihm, wie er mit einem flauen Gefühl in der Magengegend feststellte, noch in sehr vertrauter Erinnerung war.
»Keine negativen Gedanken, Hans-Jochen. Schlimmer als es schon ist, kann es schließlich nicht mehr werden. Vielleicht hast du ja diesmal mehr Glück«, murmelte er vor sich hin, als wollte er sich selbst Mut zusprechen.
Sagte man nicht, dass es keine Zufälle gab? Und dass alles, was passierte, einen tieferen Sinn hatte?
Hans-Jochen hoffte es.
Und wenn es denn wirklich stimmte, hatte der lächerliche Sturz auf die Straße ja vielleicht auch sein Gutes. Vielleicht leitete er eine Wende ein, und bessere Tage standen in den Startlöchern. Tage ohne diese verdammten Krücken. Tage, an denen er wieder ein halbwegs normales Leben führen konnte.
*
Hans-Jochen beobachtete den Notarzt, wie er vorsichtig den Stoff der Jeans aufschnitt, um das Bein freizulegen.
Nein, das war nicht der Notarzt, der ihn vor zwei Jahren versorgt hatte. Das war nicht dieser … dieser zynische Typ mit seinen durchdringend blickenden blauen Augen und seinem Dreitagebart. Der Arzt, der ihn diesmal behandelte, war nicht nur um einiges jünger, sondern wirkte auch freundlicher und zugänglicher.
»Ich bin Dr. Ganschow«, stellte der junge Arzt sich im selben Augenblick vor, als hätte er Hans-Jochens Gedanken erraten. »Ich vertrete zurzeit Herrn Dr. Berger.«
Hans-Jochen nickte und schwieg.
Vertretung also. Und richtig - der Arzt, der ihn vor zwei Jahren hier in der Notaufnahme behandelt hatte, hatte Dr. Berger geheißen. Der Name war ihm entfallen gewesen, aber nun, da er ihn wieder gehört hatte …
Wie auch immer, er vermisste diesen Dr. Berger nicht.
Dr. Ganschow war ihm um Längen sympathischer.
Und was die fachliche Kompetenz anbetraf, schien er Dr. Berger zumindest in