Parker und die Steinwurfspezialisten: Butler Parker 276 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Agatha Simpson besuchte eine ihrer Bekannten am Wilton Square im vornehmen Londoner Stadtteil Belgravia. Mylady saß auf einem Chippendale-Sofa, das alles andere als bequem war, nippte an fadem Tee und ließ ihre Blicke über die vielen Nippes-Figuren schweifen, die überall herumstanden. Josuah Parker, ihr Butler, stand stocksteif und hochaufgerichtet daneben und verzog keine Miene. Lady Elizabeth Bloomsdale, die Gastgeberin und Lady Agatha gegenüber, plapperte schon einige Zeit munter vor sich hin. »... ist es nicht so, meine Liebe?« meinte sie gerade und sah ihren Gast mit großen Augen an. »Sagtest du etwas, Elizabeth?« erwiderte die ältere Dame wie geistesabwesend. »Du hörst mir überhaupt nicht zu«, beschwerte sich die Hausherrin. »Ich fragte dich...« Weiter kam sie nicht. Plötzlich klirrte die Fensterscheibe, Scherben regneten auf den Teppich, und ein faustgroßer Stein flog auf einen zierlichen Sekretär an der hinteren Wand, der sich daraufhin in seine Bestandteile auflöste. Ein zweiter Stein flog durch das lädierte Fenster und nahm sich eines Sideboards an, auf dem diverse Bilder, Gläser und Vasen standen. Einen Augenblick später war alles in einen Scherbenhaufen verwandelt. Das Sideboard hatte unter dieser Attacke gelitten und war nur noch einen Bruchteil dessen wert, was es mal gekostet hatte. Lady Elizabeth schrie entsetzt auf und ließ ihre Tasse fallen, die den Sturz erfreulicherweise unbeschadet überstand. Die Besitzerin blickte aus weitaufgerissenen Augen auf den angerichteten Schaden und schüttelte unentwegt den Kopf. Agatha Simpson setzte ruhig ihre Tasse ab.
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Butler Parker
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Parker und die Steinwurfspezialisten - Günter Dönges
Butler Parker
– 276 –
Parker und die Steinwurfspezialisten
Günter Dönges
Agatha Simpson besuchte eine ihrer Bekannten am Wilton Square im vornehmen Londoner Stadtteil Belgravia. Mylady saß auf einem Chippendale-Sofa, das alles andere als bequem war, nippte an fadem Tee und ließ ihre Blicke über die vielen Nippes-Figuren schweifen, die überall herumstanden.
Josuah Parker, ihr Butler, stand stocksteif und hochaufgerichtet daneben und verzog keine Miene. Lady Elizabeth Bloomsdale, die Gastgeberin und Lady Agatha gegenüber, plapperte schon einige Zeit munter vor sich hin.
»... ist es nicht so, meine Liebe?« meinte sie gerade und sah ihren Gast mit großen Augen an.
»Sagtest du etwas, Elizabeth?« erwiderte die ältere Dame wie geistesabwesend.
»Du hörst mir überhaupt nicht zu«, beschwerte sich die Hausherrin. »Ich fragte dich...«
Weiter kam sie nicht. Plötzlich klirrte die Fensterscheibe, Scherben regneten auf den Teppich, und ein faustgroßer Stein flog auf einen zierlichen Sekretär an der hinteren Wand, der sich daraufhin in seine Bestandteile auflöste.
Ein zweiter Stein flog durch das lädierte Fenster und nahm sich eines Sideboards an, auf dem diverse Bilder, Gläser und Vasen standen. Einen Augenblick später war alles in einen Scherbenhaufen verwandelt. Das Sideboard hatte unter dieser Attacke gelitten und war nur noch einen Bruchteil dessen wert, was es mal gekostet hatte.
Lady Elizabeth schrie entsetzt auf und ließ ihre Tasse fallen, die den Sturz erfreulicherweise unbeschadet überstand. Die Besitzerin blickte aus weitaufgerissenen Augen auf den angerichteten Schaden und schüttelte unentwegt den Kopf.
Agatha Simpson setzte ruhig ihre Tasse ab. Ihre Augen bekamen Glanz, mit einemmal wirkte sie außerordentlich munter.
Josuah Parker begab sich gemessen und würdevoll zum Fenster, baute sich seitlich davon auf, so daß er nicht von weiteren Wurfgeschossen getroffen wurde, und blickte auf die Straße.
Er sah eine Gruppe Jugendlicher, die sich auf dem Gehweg zusammengerottet hatte und sich aus Umhängebeuteln mit Steinen versorgte, um sie auf die Häuser zu schleudern. Dazu brüllte man aus voller Kehle und schüttelte immer wieder die Fäuste in Richtung der attackierten Anwesen.
»Was ist da draußen los, Mister Parker?« erkundigte sich Lady Agatha. Die Detektivin hatte sich gleichfalls erhoben und stapfte Richtung Fenster.
»Sogenannte Punker befinden sich in Aktion«, antwortete der Butler und erlaubte seiner Miene keine Unmutsfalte.
»Um Himmels willen, komm da weg, Agatha, wenn die wieder werfen«, jammerte die Hausherrin aus dem Hintergrund.
»Das werden sie nicht wagen, meine Liebe«, gab die Detektivin voller Selbstvertrauen und Zuversicht zurück. »Eine Lady Simpson bewirft man nicht.«
»Die kennen dich doch gar nicht«, machte die Gastgeberin durchaus zutreffend geltend, »Mich kennt im Prinzip jeder«, korrigierte die ältere Dame umgehend. »Und wenn nicht, werden sie mich in jedem Fall kennenlernen. Ich gehe hinaus und rede mit ihnen.«
»Du bist ja verrückt, Agatha. Mit solchen Leuten kann man nicht sprechen«, ereiferte sich Lady Elizabeth. »Ich werde die Polizei anrufen, ich hoffe, daß man sofort einen Streifenwagen schickt.«
»Laß das sein, Elizabeth. Kleinigkeiten nimmt man selbst in die Hand«, wurde sie von Mylady zur Ordnung gerufen.
»Selbst in die Hand nehmen? Wie meinst du das denn?« Die Gastgeberin verstand die Welt nicht mehr. »Weißt du eigentlich, wie gefährlich die Rowdys sind? Erst vorige Woche haben sie das Haus von Mister Hayes, nicht weit von hier, total verwüstet und den alten Mann zusammengeschlagen. Die schrecken doch vor nichts zurück.«
»Das haben sie mit mir gemeinsam«, entgegnete die Detektivin ironisch. »Es ist also nicht das erste Mal, daß solche Lümmel auftauchen?«
»Leider nein.« Elizabeth Bloomsdale seufzte. »Und die Polizei kann auch nicht viel machen, wurde uns gesagt. Zwar kommen hier öfters Streifenwagen vorbei, aber natürlich nie, wenn die Verbrecher da sind. Wahrscheinlich kenne die Burschen den Zeitplan.«
»Was kreischen die Leute eigentlich, Mister Parker?« wollte Lady Agatha wissen. »Ich kann sie nur schlecht verstehen. Ist das überhaupt englisch, was die sprechen?«
»Es handelt sich um sogenannten Slang, der einer gewissen Kultiviertheit entbehrt, Mylady«, gab Parker gemessen zurück. »Man ist der Meinung, es hier in der Gegend mit Ausbeutern und Menschenverächtern zu tun zu haben und wünscht die Anwohner zu einem gewissen Teufel. So dürfte der Tenor der Schreie auszulegen sein.«
»Aha, sehr interessant«, nickte die ältere Dame. »Und warum greifen sie mich an?« Agatha Simpson glaubte grundsätzlich nicht an den Zufall, wenn es um ihre eigene Person ging. Gewalttätigkeiten in ihrem Umfeld wertete sie stets als gegen sich gerichtet und reagierte entsprechend.
»Das Ziel dürfte eher Lady Elizabeth sein, Mylady«, erlaubte sich Parker eine seiner Ansicht nach notwendige Korrektur.
»Papperlapapp, Mister Parker, man ist mir hierher gefolgt und glaubt, daß ich in fremder Umgebung wehrlos bin, aber da haben sich die Strolche getäuscht. Ich werde ihnen zeigen, was es heißt, sich mit einer Lady Simpson anzulegen.«
»Im Augenblick bewirft man die umliegenden Häuser«, machte Parker aufmerksam. Die Punker hatten sich inzwischen anderen Zielen zugewandt.
»Lassen Sie sich nicht täuschen, Mister Parker, die machen das nur, um von ihrem eigentlichen Ziel, nämlich von mir, abzulenken.«
Josuah Parker wandte sich um und faßte die Hausherrin ins Auge. »Ist man möglicherweise in den letzten Tagen mit Forderungen an Mylady herangetreten?« erkundigte er sich höflich.
Elizabeth Bloomsdale reagierte nicht gleich. Sie war es offensichtlich nicht gewohnt, von Bediensteten Fragen gestellt zu bekommen.
»Hast du nicht gehört, was dich Mister Parker gefragt hat?« ließ sich Lady Agatha vernehmen.
Die Gastgeberin zuckte zusammen und sah ihre Besucherin pikiert an. »Ich finde es nicht üblich, daß ein But...« begann sie, wurde aber von der Detektivin resolut unterbrochen.
»Papperlapapp, meine Liebe, antworte!« fuhr Lady Agatha sie an. »Mister Parker stellt die Fragen für mich, außerdem genießt er mein volles Vertrauen.«
»Na, wenn du meinst«, lenkte Elizabeth Bloomsdale ein. Sie schüttelte noch mal den Kopf und sah Parker von oben herab an. »Nun ja, einmal rief mich ein Makler an und wollte mein Haus kaufen. Ich habe natürlich abgelehnt.«
»Wie reagierte der Mann darauf, Mylady?« stieß Parker nach.
»Er meinte, das schade nichts. Er wäre sicher, daß ich früher oder später sein Angebot annehmen würde«, erinnerte sich die Hausherrin. »Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
»Fiel eventuell ein Name, Mylady?« fragte der Butler weiter.
»Wahrscheinlich, aber den habe ich mir nicht gemerkt. Ich interessiere mich im allgemeinen nicht für Makler«, gab Lady Elizabeth zurück.
»Du hättest dir den Namen unbedingt merken sollen«, schalt die Detektivin. »Aber ich finde ihn auch so heraus, das heißt, Mister Parker wird das für mich erledigen.«
»Glaubst du wirklich, daß ein Butler so was kann?« stichelte die Gastgeberin. »Ich meine ...«
»Mister Parker hat bei mir allerhand gelernt«, wurde sie erneut von ihrer Besucherin unterbrochen. »Und ich bin als Detektivin ein Begriff, wenn ich das mal in aller Bescheidenheit sagen darf«, teilte Lady Agatha in ihrer zurückhaltenden Art mit.
»Übertreibst du nicht ein bißchen?« höhnte Lady Elizabeth. Im nächsten Augenblick zuckte sie entsetzt zusammen. Die Punks hatten sich wieder ihrem Haus zugewandt und deckten es mit einem wahren Steinhagel ein.
»Ich denke, ich habe diesen