Der rettende Engel: Chefarzt Dr. Norden 1244 – Arztroman
Von Amy Taylor
()
Über dieses E-Book
So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
Estefania Rodriguez legte erschöpft den Pinsel zur Seite. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn. Sie trat ein paar Schritte zurück und versuchte, das halb fertige Gemälde auf der Staffelei vor ihr genauer zu betrachten, aber es fiel ihr schwer. Die feinen Linien des Motivs verschwammen vor ihrem Blick. Sie musste mehrmals blinzeln, um ihre brennenden Augen zu beruhigen. »Mist! Das wird wieder nichts«, stellte sie missmutig fest. Auch wenn sie momentan vor Erschöpfung nicht ganz genau erkennen konnte, was sie gemalt hatte, wusste sie, dass es nicht dem entsprach, was in Auftrag gegeben wurde. Wenn nur der ständige Schwindel nicht wäre! Außerdem waren in den vergangenen Tagen immer wieder seltsame Sehstörungen aufgetreten! Was war das nur in der letzten Zeit? Ausgerechnet jetzt, wo sie wegen des Termins für das Aquarell unter Zeitdruck stand, konnte sie nicht, wie sie wollte. Und dann noch das! In der Ecke, wo sie ihre Leinwände für gewöhnlich stapelte, stand nur noch eine einzige, die noch nicht bemalt war. Entweder sie konnte ihr angefangenes Werk noch verändern, oder sie musste zum wiederholten Mal von vorne anfangen – mit der letzten Leinwand, die sie hatte. Es wäre kein Problem gewesen, neue zu kaufen. Am Geld oder am Mangel an Gelegenheiten fehlte es nicht. Die Schwierigkeit lag woanders. Sie hatte ihr Atelier verloren und war in diesen Tagen hier nur noch geduldet.
Mehr von Amy Taylor lesen
Die Hamiltons
Ähnlich wie Der rettende Engel
Titel in dieser Serie (100)
Dr. Daniel Norden, Klinikchef: Chefarzt Dr. Norden 1111 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenkzettel für Dr. Lammers: Chefarzt Dr. Norden 1132 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVäter und Töchter: Chefarzt Dr. Norden 1114 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu hast es in der Hand, Alexa!: Chefarzt Dr. Norden 1112 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnser Lebenstraum ist in Gefahr!: Chefarzt Dr. Norden 1125 – Arztroman Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ein barmherziger Samariter?: Chefarzt Dr. Norden 1124 – Arztroman Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ich bin's, dein Sohn!: Chefarzt Dr. Norden 1118 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchuldgefühle: Chefarzt Dr. Norden 1115 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Traum von der ewigen Jugend: Chefarzt Dr. Norden 1126 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Stürme der Jugend: Chefarzt Dr. Norden 1122 – Arztroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5So viele offene Fragen: Chefarzt Dr. Norden 1121 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht so forsch, Kollegin!: Chefarzt Dr. Norden 1116 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHin- und hergerissen: Chefarzt Dr. Norden 1119 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Weichen sind gestellt: Chefarzt Dr. Norden 1113 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiagnose unmöglich?: Chefarzt Dr. Norden 1136 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZum Glück gehören zwei: Chefarzt Dr. Norden 1141 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welt der Superhelden: Chefarzt Dr. Norden 1134 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomm zurück ins Leben!: Chefarzt Dr. Norden 1117 – Arztroman Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Dass es dich in meinem Leben gibt ...: Chefarzt Dr. Norden 1120 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf zu neuen Ufern: Chefarzt Dr. Norden 1127 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAffäre J. und kein Ende: Chefarzt Dr. Norden 1138 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIst eine Rettung möglich?: Chefarzt Dr. Norden 1129 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRätsel um Anneka: Chefarzt Dr. Norden 1123 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas unterstellst du mir?: Chefarzt Dr. Norden 1135 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEhrlich währt am längsten: Chefarzt Dr. Norden 1148 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEnde einer Arztkarriere?: Chefarzt Dr. Norden 1131 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEndlich klare Verhältnisse?: Chefarzt Dr. Norden 1137 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer blinde Passagier: Chefarzt Dr. Norden 1128 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir dürfen uns nicht verlieren!: Chefarzt Dr. Norden 1130 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine unglaubliche Geschichte: Chefarzt Dr. Norden 1160 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Frenetik: Kurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHades und das zwölfte Mädchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKa'ani - Boten des Todes: Der Henker Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRote Rosen für die wahre Liebe: Der neue Sonnenwinkel 69 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnna Karenina Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTotholz: Kriminalroman aus der Eifel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDes Teufels Zwillinge: Die großen Western 319 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur eine böse Intrige?: Der neue Sonnenwinkel 97 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Goddess Test - Kurzromane: eBundle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHexen gibt es nicht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas fantastische Dutzend: Zwölf Fantasykurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Sand in deinen Schuhen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenComing Home: Deutsche Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlut ist im Schuh Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenYasirahs Erbe - Letzte Zuflucht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Lohensteinhexe, Teil VII: Das Ende Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeziehungskisten: Dr. Sonntag 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBetty Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Abgrund Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSöhne und Planeten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd nebenan der Tod: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDIE SCHRULLEN DER ALTEN LADY: Der Krimi-Klassiker! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIncubus: The Dark Impact Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs geschah auf Capri: Die schönsten Lovestorys von Cora Marx Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDOCH STERBEN MUSS SIE - EIN FALL FÜR ANTONY MAITLAND: Der Krimi-Klassiker! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPorträt des Weiblichen und… der weg der schnecke und… die quadratur des kreisesPortrat des Weiblichen und...: Band I: Weckruf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegen diese Zukunft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Wunschtraum Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNebelthron Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Wendepunkt: Dr. Norden 17 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Denke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5City on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriedrich Wilhelm Nietzsche – Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAndersens Märchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJugend ohne Gott: - mit Leitfaden zur Interpretation - Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ana im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Der kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWär mein Klavier doch ein Pferd: Erzählungen aus den Niederlanden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Eleganz des Igels von Muriel Barbery (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Gesammelte Werke Gustav Meyrinks Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHandbüchlein der Moral Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Der rettende Engel
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Der rettende Engel - Amy Taylor
Chefarzt Dr. Norden
– 1244 –
Der rettende Engel
Unveröffentlichter Roman
Amy Taylor
Estefania Rodriguez legte erschöpft den Pinsel zur Seite. Mit einer fahrigen Bewegung strich sie eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn. Sie trat ein paar Schritte zurück und versuchte, das halb fertige Gemälde auf der Staffelei vor ihr genauer zu betrachten, aber es fiel ihr schwer. Die feinen Linien des Motivs verschwammen vor ihrem Blick. Sie musste mehrmals blinzeln, um ihre brennenden Augen zu beruhigen. »Mist! Das wird wieder nichts«, stellte sie missmutig fest. Auch wenn sie momentan vor Erschöpfung nicht ganz genau erkennen konnte, was sie gemalt hatte, wusste sie, dass es nicht dem entsprach, was in Auftrag gegeben wurde. Wenn nur der ständige Schwindel nicht wäre! Außerdem waren in den vergangenen Tagen immer wieder seltsame Sehstörungen aufgetreten! Was war das nur in der letzten Zeit? Ausgerechnet jetzt, wo sie wegen des Termins für das Aquarell unter Zeitdruck stand, konnte sie nicht, wie sie wollte. Und dann noch das! In der Ecke, wo sie ihre Leinwände für gewöhnlich stapelte, stand nur noch eine einzige, die noch nicht bemalt war. Entweder sie konnte ihr angefangenes Werk noch verändern, oder sie musste zum wiederholten Mal von vorne anfangen – mit der letzten Leinwand, die sie hatte.
Es wäre kein Problem gewesen, neue zu kaufen. Am Geld oder am Mangel an Gelegenheiten fehlte es nicht. Die Schwierigkeit lag woanders. Sie hatte ihr Atelier verloren und war in diesen Tagen hier nur noch geduldet. Der Termin, an dem sie alles räumen hätte sollen, war schon längst verstrichen und es war nur der Gutmütigkeit ihres Vermieters zu verdanken, dass sie noch immer hier war. Naja … Gutmütigkeit! Natürlich ließ er sich den Verzug zahlen und außerdem gab es noch keinen Nachfolger. Aber er hatte ihr beim letzten Gespräch sehr deutlich gemacht, dass sie ihr Glashaus, wie sie ihr Atelier nannte, schleunigst zu räumen hatte. »Wie soll ich das Grundstück verkaufen, wenn Sie Ihre Sachen alle noch hier haben?«, hatte er sie gefragt. »Sie müssen schon verstehen, Frau Rodriguez, dass Ihr Durcheinander hier nicht gerade verkaufsfördernd ist.«
Natürlich hatte sie verstanden, aber trotzdem hatte sie keine Lösung parat. Ein Atelier mit so idealen Lichtverhältnissen wie im Glashaus würde sie nie mehr finden, noch dazu zu diesem günstigen Preis. Die Miete war lächerlich gering, denn eigentlich handelte es sich lediglich um ein reichlich groß geratenes Gewächshaus. Rund herum Glas. Es gab Strom und im Winter sorgte ein Heizlüfter für erträgliche Temperaturen. Es war groß genug für alle ihre Materialien und außerdem war das Grundstück gut mit ihrem kleinen Fiat zu erreichen. Von ihrer Altbauwohnung am Rande der Stadt bis hierher musste sie nur eine Viertelstunde fahren.
Auf dem Grundstück befand sich ein uraltes Häuschen, unbewohnt und halb verfallen. Rund um das Glashaus gab es Obstbäume. Die Wiese wurde nur zweimal im Jahr vom Eigentümer des Grundstücks gemäht. Ab und zu hoppelte ein Hase vorbei und manchmal konnte sie die Igelfamilie beobachten, die es sich auf dem abgelegenen Grundstück bequem gemacht hatte. Aber nun drohte ihr die Vertreibung aus diesem Paradies.
Vielleicht war auch das der Grund, weshalb sie sich nicht richtig auf ihren Auftrag konzentrieren konnte. »Zwei Herzen, die ineinander verschmelzen, alles in Rot, Thema Liebe«, so hatte der Auftrag gelautet. Es sollte eigentlich kein Problem sein. Trotzdem schaffte sie es nicht. Sie wusste nicht mehr, wie oft sie schon von vorne begonnen hatte und dabei drängte doch die Zeit. Es wollte ihr einfach nicht gelingen, zwei Herzen harmonisch ineinanderfließen zu lassen und sie wusste auch, woran es lag. Normalerweise malte sie, was sie fühlte. Bei Auftragsarbeiten konnte sie aber auf ihre Gefühle keine Rücksicht nehmen und das war genau der Punkt. Liebe! Wie lange war es denn schon her, dass sie geliebt hatte? Sie überlegte. Es mussten schon mindestens fünf Jahre sein! Seit sie von ihrem damaligen Verlobten wegen einer anderen Frau verlassen wurde, hatte sie keinem anderen Mann mehr ihr Herz geöffnet. Wie sollte sie also zwei Herzen in Liebe verbunden malen, wenn sie innerlich einsam und ungeliebt war? Würde sie mit ihren dreißig Jahren denn noch jemals einen Mann finden? Wollte sie das überhaupt? Sie hatte in den letzten Jahren nicht aktiv nach einem neuen Partner gesucht, aber wenn sich die Einsamkeit manchmal schwer auf ihre Seele legte, bedauerte sie ihre Zurückhaltung gegenüber Männern.
Der Auftrag eilte. Sie wollte ihn erst gar nicht annehmen, aber dann hatte Roberto Halmer, ihr Galerist, sie daran erinnert, wie hoch ihre Schulden bei ihm waren. In den letzten Jahren hatte er ihr mehr als einmal finanziell aus der Patsche geholfen, einen Vorschuss auf Materialkosten bezahlt oder auch mal die Miete für ihre kleine Zweizimmerwohnung übernommen. Mit dem Verkauf dieses Bildes stellte er ihr den Erlass all ihrer Schulden in Aussicht.
»Wird der Kunde denn so viel zahlen für ein Bild mit zwei Herzen?«, hatte sie ungläubig gefragt.
»Liebes, du unterschätzt dich mal wieder grenzenlos«, hatte er amüsiert geantwortet. »Estefania Rodriguez ist mittlerweile ein bekannter Name in der Kunstszene. Außerdem ist der Mann steinreich und seine Gattin hat Geburtstag. Also beeile dich, male das Bild und alle werden glücklich sein. Und du weißt doch, wie jeder Galerist muss auch ich schauen, über die Runden zu kommen. Das Bild sichert nicht nur mir für die nächsten Monate den Betrieb meiner Räumlichkeiten, sondern letztlich auch dir und deinen Künstlerkollegen die Gelegenheit, auch dieses Jahr in dieser schönen Galerie ausstellen zu können.«
Estefania beschloss, es noch einmal zu versuchen und das angefangene Bild zu übermalen. Sie mischte auf der Palette verschiedene rote und schwarze, orangene und gelbe Aquarellfarben so lange zusammen, bis sie mit dem tiefdunklen Rot zufrieden war. Eine Mischung aus Liebe, Leidenschaft, Lust und tiefer Sehnsucht. Mit dem dicken Pinsel müsste sie die helleren Linien übermalen können. Aber erst einmal suchte sie Halt an der massiven Tischplatte, auf der ihre Utensilien in einem kreativen Chaos darauf warteten, zum Einsatz zu kommen. Sie schob den neuerlichen Schwindel darauf, vermutlich zu wenig getrunken zu haben. Wahrscheinlich kam auch das unscharfe Sehen davon. ›Nur einen Moment die Augen schließen, tief durchatmen und dann wird es schon gehen‹, sagte sie sich.
Ihre Hand zitterte schon beim ersten Pinselstrich. Nein! So ging es nicht. Suchend sah sie sich nach ihrer Wasserflasche um. Dabei drehte sie sich zu schnell, sie verlor das Gleichgewicht, griff reflexartig nach dem Tisch, an dem sie vorhin schon Halt gefunden hatte, konnte sich diesmal aber nicht mehr stabilisieren, stürzte und riss die Tischplatte mitsamt aller Farben und Pinsel zu Boden.
Auch das noch! Bestürzt sah sie,