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Finding Kyle
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eBook303 Seiten4 Stunden

Finding Kyle

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Über dieses E-Book

Wenn du dein Leben als Verbrecher gelebt hast ...
Wenn du unaussprechliche Dinge getan hast ...
Wenn deine Seele dunkel und befleckt ist ...
Der Weg zur Erlösung beginnt dort, wo du es am wenigsten erwartest.

Nachdem Kyle Sommerville als Undercoveragent in einem kriminellen Motorradclub ermittelt hat, musste er untertauchen. Kyle versteckt sich jetzt als Leuchtturmwärter in einer kleinen Stadt in Maine und will von niemandem gefunden werden. Schon gar nicht von seiner schrulligen, freigeistigen Nachbarin. Doch Jane Cressons unbezwingbarer Wille und ihre unstillbare Neugier auf ihren zurückgezogen lebenden, sexy Nachbarn machen es Kyle unmöglich, in seiner dunklen Welt zu bleiben.

Nach und nach überwindet Jane seine Mauern.
Tag für Tag bringt sie ihn dazu, ein wenig mehr zu lächeln.
Nacht für Nacht entdecken sie beide eine Leidenschaft, von der sie nicht ahnten, dass sie in ihnen steckt.

Kann Janes Liebe zu diesem gebrochenen Mann ihm endlich den Weg zur Erlösung weisen, oder wird Kyles Dunkelheit jede Hoffnung, die Jane in ihn gesetzt hat, endgültig auslöschen?

Ein Spinoff-Roman der Erfolgsreihe "The Wicked Horse" von New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum7. Apr. 2023
ISBN9783864956294
Finding Kyle
Autor

Sawyer Bennett

New York Times, USA Today, and Wall Street Journal Bestselling author Sawyer Bennett uses real life experience to create relatable stories that appeal to a wide array of readers. From contemporary romance, fantasy romance, and both women’s and general fiction, Sawyer writes something for just about everyone. A former trial lawyer from North Carolina, when she is not bringing fiction to life, Sawyer is a chauffeur, stylist, chef, maid, and personal assistant to her very adorable daughter, as well as full-time servant to her wonderfully naughty dogs. If you’d like to receive a notification when Sawyer releases a new book, sign up for her newsletter (sawyerbennett.com/signup).

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    Buchvorschau

    Finding Kyle - Sawyer Bennett

    cover.jpg

    Sawyer Bennett

    The Wicked Horse Teil 6: Finding Kyle

    Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von J.M. Meyer

    © 2017 by Sawyer Bennett unter dem Originaltitel „Finding Kyle"

    © 2023 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

    www.plaisirdamour.de

    info@plaisirdamourbooks.com

    © Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

    (www.art-for-your-book.de)

    ISBN Print: 978-3-86495-628-7

    ISBN eBook: 978-3-86495-629-4

    Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig. 

    Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen.

    Prolog

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Epilog

    Autorin

    Prolog

    Kyle

    Ich lasse mich mit dem Hintern auf das Sofakissen fallen. Kaum dass ich den Deckel von meiner Bierflasche entfernt habe, klopft es an der Tür. Seufzend stehe ich wieder auf, stelle meine Flasche auf der schwarz lackierten Tischplatte ab und marschiere durch meine spärlich eingerichtete Wohnung. Alles ist in Weiß-, Grau- und Schwarztönen gehalten, mit viel Leder, Chrom und Glas. Für meinen Geschmack eigentlich viel zu modern, aber was weiß ich denn schon? Ich habe die letzten drei Jahre ausschließlich in Dreckslöchern gehaust.

    Nach einem schnellen Blick durch den Türspion, entriegele ich die Tür und öffne sie. Joseph Kizner steht mir mit einem besorgten Gesichtsausdruck gegenüber.

    Immer, wenn wir aufeinandertreffen, scheint er verdammt besorgt zu sein, und das geht mir gewaltig auf die Nerven.

    „Mir geht es gut", sage ich, bevor er sich nach meinem Befinden erkundigen kann, und trete zur Seite, um ihn hereinzulassen.

    „Du siehst aber beschissen aus", erwidert er unbeeindruckt und zuckt unter seinem schweren Wollmantel mit den Schultern. Der Winter in Chicago ist verdammt hart, aber ich kriege es ja kaum mit, denn ich darf meine Wohnung ja nicht verlassen. Die Wände kesseln mich ein, und alles, was ich tun kann, ist, das irgendwie auszuhalten.

    Ich ignoriere seinen Kommentar wegen meines Aussehens. Stattdessen gehe ich lieber an den Kühlschrank und hole ihm auch ein Bier. Er folgt mir in den modernen Küchenbereich, der ganz in Edelstahl und Granit gehalten ist, und nimmt mir die Flasche ab. Er dreht den Verschluss ab und legt ihn auf den Tresen.

    Während Kizner einen Schluck nimmt, übe ich mich in Geduld. Nachdem er einen Schluck genommen hat, kommt er direkt zur Sache. „Die Abhörmaßnahmen sind genehmigt worden und werden in diesem Moment installiert."

    Ich nicke. Das bedeutet, dass es nun ernst wird.

    „Wir werden dich jetzt verlegen", sagt er und beobachtet aufmerksam meine Reaktion.

    Ich kenne Joe Kizner schon sehr lange. Im Laufe der Jahre hat er ein paar Haare auf dem Kopf verloren und es haben sich Falten um seine Augen herum gebildet, aber ansonsten hat er sich nicht großartig verändert. Wir haben damals zusammen an einem sehr gefährlichen und hochkarätigen Fall gearbeitet, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir viel Zeit miteinander verbracht haben. Das liegt mitunter daran, dass ich undercover bei einem finsteren Motorradclub namens Mayhem´s Mission eingeschleust wurde. Der Club wurde verdächtigt, mit Drogen, Waffen und Sexsklaven zu handeln. Joe war mein Kontaktmann.

    Die Mission startete vor etwas mehr als fünf Jahren. Wir erhielten mehrere Hinweise und Informationen, die uns die Entscheidung treffen ließen, den Fall anzugehen. Ich meldete mich freiwillig und zog nach Jackson, Wyoming, wo ich in das Leben eines Motorradmechanikers in einer örtlichen Werkstatt schlüpfte. Im Laufe der nächsten Monate lernte ich einige Clubmitglieder kennen, die mir ihre Bikes brachten. Schließlich wurde ich zu einigen Partys im Clubhaus eingeladen. Ich nahm an einigen Wohltätigkeitsausfahrten teil, die nichts weiter als Tarnung waren, um den Club seriös wirken zu lassen. Ich fickte mit Clubhuren und schnupfte Koks mit meinen neuen Kumpels. Ich war nicht mehr ich selbst und wurde genau wie sie.

    Im Laufe der Zeit habe ich viele Dinge gesehen.

    Ich habe mitbekommen, wie illegaler Scheiß im Clubhaus abgezogen wurde, doch ich habe meine Klappe gehalten. All dies lief unter den wachsamen Augen ihres Präsidenten, Zeke, ab. Bis er nach fast zwei Jahren auf mich zukam, um mich in den Club aufzunehmen.

    Bevor mir die Mitgliedschaft angeboten wurde, wurde ich natürlich getestet.

    Ein Test, der mich wahrscheinlich für den Rest meines Lebens verfolgen wird. Es ging darum, dass ich einem von Zekes Feinden eine sehr ausdrückliche Botschaft übermitteln sollte. Besagter Feind war ein mieser und krimineller Scheißkerl, der gerade aus dem Knast entlassen worden war, wo er einsaß, weil er ein sechszehnjähriges Mädchen vergewaltigt hatte. Ich sehe immer noch meine blutüberströmten Hände vor mir, weil ich zu seinem Richter und Henker wurde, nur um Zekes Test zu bestehen.

    So wurde ich ebenfalls zu einem waschechten Kriminellen.

    Drei Jahre danach, hing ich im Club ab. Ich vermittelte Drogengeschäfte, half bei den Transporten der Frauen, die als Sklavinnen verkauft wurden, und verletzte unzählige Menschen, die es laut Ansicht des Clubs verdient hatten. Ich nahm mit meinen neuen Brüdern an Gang Bangs teil und verschwendete nicht einen Gedanken an Recht und Gesetz, die ich ehemals zu schützen geschworen hatte.

    Doch all das tat ich mit der Genehmigung der US-Regierung. Als Undercover-Agent gewährte man mir absolute Narrenfreiheit, um meine Position innerhalb der Organisation zu festigen, um als vertrauenswürdiges Mitglied zu gelten. Es war sozusagen eine Frag nicht, sag nichts-Politik, und Joe wird nie das ganze Ausmaß der abscheulichen Dinge erfahren, die ich tat, um meine Rolle glaubwürdig zu verkörpern.

    Anschließend ging es für mich darum, Beweise und Informationen zu sammeln und diese so detailliert wie möglich an Joe zu übermitteln. In den drei Jahren, in denen ich im Knast saß, haben wir uns kaum gesehen, weil es einfach zu gefährlich war. Ich habe einfach meinen Job gemacht, und ich war sehr gut darin. Ich sammelte ausreichend Beweise, sodass es der Behörde vor wenigen Monaten gelang, Mayhem´s Mission, die im gesamten Westen der Vereinigten Staaten ihr Unwesen trieben, zu Fall zu bringen.

    Das war eine der bemerkenswertesten Verhaftungen in der Geschichte meiner Behörde, denn nie zuvor war es einem Agenten gelungen, so tief in die Organisation vorzudringen oder so lange dort zu bleiben. Die wahre Krönung, die mir eine saftige Beförderung, eine fette Gehaltserhöhung und wahrscheinlich eine Medaille des Präsidenten oder so einen Scheiß einbringen wird, ist, dass ich in Erfahrung bringen konnte, dass ein sehr hochrangiger US-Senator aus Colorado tief in die Geschäfte des Clubs verstrickt gewesen ist. Besagter Senator hatte die Polizisten auf Staatsebene in der Tasche. Diese waren in der Lage, die Fäden bis runter zur örtlichen Polizei zu ziehen, sodass die meisten kriminellen Aktivitäten nicht bemerkt wurden. Der Club scheffelte Millionen von Dollar mit seinen Geschäften, und ein Teil dieser Kohle floss zum Senator zurück, um ihn zu schmieren.

    Während ich dazu in der Lage war, zahlreiche Beweise gegen den Club und Zeke vorzubringen, war ich jedoch nie direkt in die Aktivitäten zwischen dem Club und dem Senator involviert gewesen. Die Behörde ist nun dabei, Abhörmaßnahmen einzuleiten, denn Zeke leitete zwar das größte Chapter, die größte Ortsgruppe, von Mayhem´s Mission in den Vereinigten Staaten, doch es ist nicht das Einzige. Also gibt es immer noch eine Menge Scheiße zu regeln.

    Das bringt mich zu Kizners Besuch in meiner Wohnung zurück, in der ich mich nun schon seit fast drei Monaten verstecke.

    „Ihr wollt mich wegbringen?", frage ich ihn.

    „Wir mussten dich als Zeugen angeben, als wir die Abhörmaßnahmen beantragt haben, erwidert er. „Du bist jetzt offiziell eine Zielperson.

    „Ich gehe nicht ins Zeugenschutzprogramm", sage ich mit fester Stimme. Auf gar keinen Fall werde ich den U.S. Marshals samt ihrem dämlichen Zeugenschutzprogramm die Kontrolle überlassen.

    „Du bist ein dämliches Arschloch", murmelt er.

    Als die Behörde den Club im Oktober hochnahm, war ich verdammt tief in dessen Aktivitäten verstrickt. Sie waren in der Lage, das Gelände zu umstellen und Verhaftungen vorzunehmen, ohne dass ein Mitglied des Clubs auch nur ahnte, dass ich die Ratte bin. Als sie mit ihren Blendgranaten und der SWAT-Ausrüstung stürmten, rannte ich los, denn genau das war der Plan. Ich eilte durch die Hintertür, zusammen mit zwei weiteren Clubmitgliedern, und wir flohen in den Wald. Dort trennten wir uns und hauten in verschiedene Richtungen ab.

    Ich versteckte mich so lange, bis man mich in geheimer Mission wegbrachte. Nur drei Personen der Behörde kannten meinen Aufenthaltsort. Im offiziellen Bericht stand verzeichnet, dass mir von Zekes rechter Hand, einem Mitglied des Clubs, bei der Razzia eine Kugel zwischen die Augen gepustet wurde.

    Am zwölften Oktober wurde ich offiziell für tot erklärt und in ein Versteck in Chicago gebracht. Hier sollte ich so lange bleiben, bis die Ermittlungen gegen den Senator und die ebenfalls bestechlichen Polizeibeamten abgeschlossen sind.

    „Das Zeugenschutzprogramm ist die sicherste Option, Kyle", meint Joe.

    „Das ist doch bloß eine Verschwendung von Ressourcen, halte ich dagegen. „Ich kann auf mich selbst aufpassen.

    „Du hättest aber zusätzlichen Schutz, bis die Sache vor Gericht verhandelt wird."

    „Du meinst wohl, dass man mir Babysitter zur Seite stellt, die mich in meiner Freiheit einschränken", sage ich mit bösem Blick. Seit fast drei Monaten bin ich nun schon in dieser winzigen Wohnung eingesperrt, und so langsam drehe ich durch. Ich will nicht länger in einer solchen Situation verharren.

    „Doch nur, damit du bis zur Verhandlung am Leben bleibst, drängt er. „Wir brauchen dich für den Prozess. Jede einzelne verdammte Verhaftung hängt von deiner Aussage ab.

    „Ach, so ist das, Joe, entgegne ich sarkastisch. „Ich bin so froh, dass du dir Sorgen um mich persönlich und nicht nur als einen wertvollen Aktivposten machst.

    Joe reibt sich seufzend mit der Hand über seinen kahlen Kopf. „Darauf gehe ich gar nicht erst ein. Du weißt, dass ich mir um dich Sorgen mache."

    Ich seufze ebenfalls und fahre mir mit den Fingern durch mein langes, blondes Haar. In den letzten Jahren sind sie etwas ergraut, wegen all dem Scheiß, den ich gesehen und getan habe. „Ich weiß, und das weiß ich auch sehr zu schätzen. Wenn du mir eine neue Identität besorgst und mich an einen abgelegenen Ort bringst, komme ich allein zurecht. Ich kann bis zur Verhandlung für meine Sicherheit sorgen."

    „Dazu gehört viel mehr als nur …"

    „Ich weiß, falle ich ihm ins Wort. „Richte ein Bankkonto unter meinem neuen Namen ein und überweise mir mein Geld darauf, denn Gott weiß, dass ich in den letzten drei Jahren, verdammt viel Kohle angespart habe. Besorg mir einen Job oder so, damit ich beschäftigt bleibe.

    Joe starrt mich einen Moment lang an. „Du weißt, dass wenn du nicht ins Zeugenschutzprogramm gehst, du auf dich allein gestellt bist, oder? Und du weißt ebenso, dass er Leute schicken wird, die dich erledigen sollen."

    Mit er ist der Senator gemeint. Ich nicke, denn ja, mir ist bewusst, dass das durchaus möglich ist.

    „Dann bring mich irgendwo hin, wo er mich nicht aufspüren kann, und verwisch meine Spuren", sage ich schlicht. Die Regierung versteckt schon seit Jahren Zeugen, und ist verdammt gut darin.

    Joe nimmt einen kräftigen Schluck von seinem Bier, bevor er die halbvolle Flasche auf dem Tresen abstellt. „Einverstanden. Es wird aber ein paar Tage dauern, bis alles vorbereitet ist. Ich melde mich bei dir. Bis dahin …"

    „Bleibe ich brav in der Wohnung", beende ich seinen Satz.

    Es ist zum Kotzen, als tot zu gelten und sich verstecken zu müssen.

    Kapitel 1

    Kyle

    Sie hat genug.

    Sie hockt auf dem kalten Betonboden, so weit vornübergebeugt, wie sie nur kann, da ihre Arme hinter dem Pfosten gefesselt und ihre Beine vor ihr ausgestreckt sind. Ihr Kopf hängt tief, was ihren Hals bis zum Äußersten streckt, und ihr verfilztes und blutverkrustetes Haar verdeckt ihr Gesicht, sodass ich das Elend in ihren Augen nicht sehen muss. Ja … sie hat definitiv genug.

    Kayla schüttet einen Eimer mit eiskaltem Wasser über die Frau, doch sie zuckt nicht einmal mit der Wimper.

    Kayla gibt sich mit dieser ausbleibenden Reaktion nicht zufrieden. Sie zieht ihren Fuß zurück und tritt der Frau gegen den Oberschenkel.

    Wieder keine Reaktion.

    Ich beuge mich vor, greife in ihr zerzaustes Haar und reiße ihren Kopf hoch. Sie ist völlig am Ende, ihre Augen sind geschlossen und der Mund ist leicht geöffnet. Doch sie scheint in diesem Moment nichts zu spüren. Ich lasse meinen Blick zu Kayla schweifen, die mich erwartungsvoll anschaut.

    „Sie hat genug für heute", lasse ich sie wissen.

    „Vielleicht weckt ein weiterer Eimer mit Eiswasser sie auf?", schlägt sie vor.

    Ich schüttele den Kopf und löse meinen Griff. Ihr Kopf fällt zurück. Ich ignoriere das saure Gurgeln in meinem Bauch. „Nein, lass es uns morgen wieder versuchen. Vielleicht lockert es ihre Zunge, wenn ich wieder das Messer benutze."

    Kayla lacht vergnügt wegen meines Vorschlags, und ihre Augen verdunkeln sich vor bösem Verlangen. Dem Verlangen, die kranke Folter fortzusetzen, oder aber Verlangen nach mir. Das kann ich nicht so genau sagen. Während sie mich ansieht, leckt sie sich über die Lippen, und ich muss das Schaudern unterdrücken, das mich zu überkommen droht.

    Ich nicke ihr zu, um ihr zu bestätigen, wie viel Freude es mir macht, diese Frau zu quälen.

    Kayla zwinkert mir verschmitzt zu. „Dann eben morgen wieder. Ich werde mit den Messern starten."

    Ich reiße die Augen auf, aber ich sehe überhaupt nichts. Das Zimmer scheint im ersten Moment stockdunkel zu sein, doch dann erhellt der sanfte Schein des Mondlichts meine Umgebung. Ich wische mir mit den Händen über das Gesicht, dann schlage ich die Decke zurück und rolle mich aus dem Bett. Der Fußboden ist arschkalt, weil ich mir gestern nicht mehr die Mühe gemacht habe, die Heizung einzuschalten. Obwohl es Mai und der Frühling bereits in vollem Gang ist, wird es nachts immer noch recht kühl. Mein Puls ist aufgrund des Albtraums leicht erhöht, meine Haut fühlt sich an, als hätte eine Ameisenarmee sie besiedelt.

    Ich träume nicht oft von Maggie, aber wenn ich es tue, dann immer ein und denselben Traum. Ich bin mir nicht sicher, warum mich dieser Traum heimsucht, denn obwohl es schrecklich war, was wir ihr angetan haben, ist es noch lange nicht das Schlimmste, was ich fertiggebracht habe. Ich habe gegen alle Vorschriften eines Undercover-Agenten verstoßen, als ich Maggie aus dem Keller befreit habe, in dem Kayla sie gefangen hielt. Ich tat es im Schutz der Dunkelheit, während alle schliefen. Ich tat es in dem Wissen, dass ich mit der Aktion drei Jahre Undercover-Arbeit zunichtemachen könnte, nur um das Leben einer Frau zu retten.

    Im Nachhinein betrachtet, ist alles gut gegangen, jedoch war es eine dumme Entscheidung. Wahrscheinlich träume ich immer wieder von ihr, weil ich die Sache nur schwer verdauen kann.

    Ich verlasse den kleinen Raum und gehe ins Badezimmer, das nur eine Tür weiter ist, schalte das Licht ein und blinzele kurz gegen die Helligkeit an. Ich beuge mich über das Waschbecken, drehe kaltes Wasser auf und lasse es ein paar Sekunden laufen, ehe ich meine Hände unter den Strahl halte. Es ist eisig und stechend und genau das, was ich brauche. Ich schütte mir dreimal mit der Hand Wasser ins Gesicht und reibe mir kräftig die Augen, bevor ich mich wieder aufrichte und mich in dem schmuddeligen Spiegel über dem Waschbecken betrachte.

    Tote, kalte Augen starren mich an. Ein sehr helles Blau … nahezu farblos. Meine Augen haben noch nie viel Wärme ausgestrahlt, aber wenn mich die Erinnerungen heimsuchen, scheinen sie fast immer vor Kälte zu schimmern, die zu dem eiskalten Gefühl in meinen Adern passt.

    Der Mann, der mir im Spiegel entgegen starrt, heißt Kyle Sommerville.

    Nun, so hieß er bis zum letzten Oktober, denn dann wurde er erschossen. Hingerichtet mit einem Schuss in den Hinterkopf. So lautet die offizielle Geschichte, die meiner einzig lebenden Verwandten, meiner Schwester Andrea, erzählt wurde. Ihr wurde gesagt, ihr Bruder sei ein Undercover-Agent, ein Held, und dass er sein Leben geopfert habe, um Mayhem´s Mission zu Fall zu bringen. Am Tag, nachdem ich gestorben bin, wurde ich zu jemand anderem. Ich behielt meinen Vornamen, weil man mir sagte, das würde den Übergang fließender gestalten, aber ich hatte kein Mitspracherecht bei meinem neuen Nachnamen.

    Und ehrlich gesagt, das war mir auch völlig egal.

    Es ist nur ein Name. Also wurde ich Kyle Harding.

    Der neue Kyle, der mich in diesem Moment anschaut, sieht nicht mehr wie der alte Kyle aus. Ich habe in den letzten sieben Monaten bewusst etwas mehr als dreizehn Kilo abgenommen. Der Gewichtsverlust und das Abschneiden meiner langen, blonden Haare und des Barts, haben einen neuen Mann aus mir gemacht. Viele Menschen, die sich verstecken müssen, färben sich die Haare. Ich habe meine jedoch nur abrasiert, sodass nur noch kurz Stoppeln übrig sind, die aufgrund meiner blassen Haut dunkel wirken. Würde man ein aktuelles Foto von mir mit dem des alten Kyle vergleichen, würde niemand die Ähnlichkeit erkennen. Ich bin praktisch unsichtbar geworden, ohne mich zu verstecken.

    Mein Blick wandert über mein Kinn zu meinem Hals. Tattoos sind über dem Kragen des weißen T-Shirts zu sehen, mit dem ich ins Bett gegangen bin. Tätowierungen … die mich als Kyle Sommerville entlarven. Also halte ich sie so gut es geht verborgen. Ich bin im Februar von Chicago nach Maine umgezogen. Da die ersten Monate bitterkalt waren, ist es kein Problem gewesen, meine Tattoos abzudecken. Aber jetzt haben wir Mai. Das Wetter fängt an, wärmer zu werden, weshalb sie teilweise wieder sichtbar sind.

    Na ja, was soll’s.

    Ich bezweifele stark, dass jemand von Mayhem´s Mission oder, noch schlimmer, ein gewisser Senator, der seine Inhaftierung wahrscheinlich alles andere als gut aufgenommen hat, hier in Misty Habor, Maine, nach mir suchen wird. Wir sind so stark von dem üblichen Unterbringungsmuster abgewichen, wie nur möglich, und ich vertraue darauf, dass das Büro des U.S. Marshals in Zusammenarbeit mit meiner Behörde alle Eventualitäten bedacht hat, um mir eine neue Identität zu schaffen.

    Ich würde nichts lieber tun, als wieder ins Bett zu gehen und wieder einzuschlafen, aber ich habe diesen Albtraum schon zu oft gehabt, weshalb ich weiß, dass das nicht passieren wird. Seufzend drehe ich den Wasserhahn zu, trockne mir mit einem Handtuch das Gesicht ab und beschließe, mir einen Drink zu genehmigen – oder zehn – und vielleicht noch etwas anderes, das mir beim Einschlafen helfen wird.

    ***

    Das Lobster Cage ist eine Bar für Fischer, die nach Meersalz und Fisch stinkt. Das liegt daran, dass die meisten Einwohner auf Hummerbooten arbeiten, die tagsüber in den örtlichen Gewässern unterwegs sind. Aus der Jukebox schallt ein alter Johnny-Cash-Song, aber die Lautsprecher sind viel zu leise eingestellt. Die Männer, die sich hier aufhalten, sind weder an lauter Musik noch an Unterhaltungen interessiert. Sie wollen sich betrinken und vielleicht Sex haben, um anschließend schlafen zu gehen, ehe sie am nächsten Morgen wieder zu einem harten Arbeitstag auf dem Wasser aufbrechen.

    Der beißende Geruch von billigem Parfüm steigt mir in die Nase, ehe sich ein spärlich bekleideter Hintern auf den Barhocker neben mir setzt. Es ist schon spät – oder besser gesagt, früh am Morgen – und es sind nur noch eine Handvoll Leute hier. Als ich meinen vierten Whiskey genieße, merke ich, dass ich schon ganz schön angeheitert bin.

    „Hey Fremder, säuselt die Frau neben mir. Ich mache mir nicht die Mühe, den Kopf in ihre Richtung zu drehen. Ihr Parfüm gibt ihre Identität preis. „Hab dich schon eine Weile nicht mehr gesehen.

    Das stimmt. Ich bin im Februar nach Misty Harbor gezogen, und seither war ich nur ein paar Mal hier. Aber scheinbar oft genug, sodass der Barkeeper und ein paar der Einheimischen mich kennen.

    „Was geht bei dir, Barb?", erwidere ich salopp, während ich meinen Drink anstarre. Wenn ich zu ihr herüberschauen würde, würde ich eine Frau sehen, die das Potenzial hätte, echt hübsch zu sein. Aber sie versaut es mit viel zu starkem Make-up und viel zu krausem Haar. Sie hat einen recht ansehnlichen Körper, den sie sogar in den Wintermonaten zur Schau stellt. Viel Dekolleté und viel Bein. Sie hat keine Ahnung davon, dass ich in meinem Leben schon viel nackte Haut gesehen habe, dass es mir mittlerweile so vorkommt, als würde ich mir jeden Tag dasselbe Kunstwerk angucken. Egal, wie fantastisch oder schön es auch sein mag, wenn man es wieder und wieder vor Augen hat, ist es eben nichts Besonderes mehr.

    Sie ist nichts Besonderes.

    „Lust darauf, heute Abend etwas Spaß zu haben?", säuselt sie. Sie legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel und ihre Fingernägel bohren sich in den Stoff meiner Jeans.

    Spaß haben?

    Wir würden alles andere als das miteinander haben.

    Eine Chance, ordentlich abzuspritzen?

    Auf jeden Fall.

    Ich führe das Glas an meine Lippen und kippe den letzten Rest des Whiskeys herunter. Dann stelle ich das Glas zurück auf die schmutzige Theke und werfe dem alten, mürrischen Barkeeper – einem pensionierten Hummerfischer namens Gus – einen Blick zu, um ihm mit einem leichten Kopfschütteln zu verstehen zu geben, dass ich keinen weiteren Drink will. Er nickt kurz zurück und richtet seinen Blick wieder auf den Fernseher über der Kasse, wo ein alter Schwarz-Weiß-Film über die Mattscheibe flimmert.

    Ich stehe auf und nehme Barbs Hand in meine. „Lass uns gehen."

    Ich bleibe vor der Tür kurz stehen, damit sie sich ihre Jacke von der Garderobe nehmen kann. Dann gehen wir hinaus in die kühle Nacht.

    ***

    Es dauert weniger als

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