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Rhode Island Hearts: Will
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eBook315 Seiten3 Stunden

Rhode Island Hearts: Will

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Über dieses E-Book

Ein Single, der eine Hochzeit in vier Wochen will – aber nicht für sich.
Eine Hochzeitsplanerin, die anderen zum Glück verhilft – aber nicht sich selbst.

Als Will in Audreys Büro platzt und sie bittet, eine Hochzeit innerhalb von vier Wochen auf die Beine zu stellen, schmettert sie ihn ab. Jedoch lässt Will nicht locker und Audrey bereut schneller als ihr liebt ist, ungeplant viel Zeit mit einem Mann zu verbringen, der zwar ihr Kunde, aber Single ist. Denn das wilde Herzklopfen und die sehnsüchtigen Blicke gehören definitiv nicht zu der Planung einer Hochzeit. Zumindest, wenn es nicht die Eigene ist ...

Als Model und Internetstar weiß Will seinen Charme einzusetzen. Jedoch hat die einzige Frau, die jemals sein Herz gewinnen konnte, ihn eiskalt abblitzen lassen. Seitdem macht er einen großen Bogen um romantische Dates, zu tiefe Blicke und Beziehungen. Doch dann muss er schnellstmöglich eine Traumhochzeit für seine beste Freundin organisieren und verbringt ungeahnt viel Zeit mit der Weddingplanerin. Unweigerlich muss Will sich zwischen all den Hochzeitsvorbereitungen fragen, ob er sein Herz noch länger verschließen kann ...

Auch dieses Buch der romantischen "Rhode Island Hearts" Reihe entführt dich auf das Anwesen der vielleicht luxuriösesten Junggesellen-WG der Welt, wo eine Menge Urlaubsfeeling, heiße Nächte und ein zahmer Gänserich auf dich warten. Natürlich wieder mit Happy-End-Garantie – versprochen!

Jeder Roman der "Rhode Island Hearts" Reihe ist eine in sich abgeschlossene Geschichte! Die Bücher können in jeder beliebigen Reihenfolge gelesen werden.
SpracheDeutsch
HerausgeberObo e-Books
Erscheinungsdatum20. Jan. 2023
ISBN9783968160719
Rhode Island Hearts: Will

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    Buchvorschau

    Rhode Island Hearts - Cassidy Davis

    1

    Bitte, bitte, nicht Roségold!

    Ich presse die Lippen aufeinander und bete innerlich zu meiner Hochzeitsgöttin des Universums, dass diese eine Farbe nicht aus dem Mund der zukünftigen Braut vor mir kommt. Aber entweder ist die Leitung kaputt oder meine Göttin ist eine Sadistin. Denn natürlich kommt dieses eine Wort über ihre perfekt geschminkten Lippen.

    »Roségold.«

    »Hm«, lautet meine knappe Antwort. Ich will natürlich nicht allzu enthusiastisch klingen, aber auch nicht zu abweisend. Sie ist schließlich meine Kundin, die dafür bezahlt, dass ich ihr zu Füßen knie. Glücklicherweise bezahlt sie mich aber auch dafür, sie vor dummen Entscheidungen zu bewahren. Die kommende Heiratssaison für dieses Jahr hat gerade erst begonnen und jede Braut unter 30, die meine Türschwelle überschreitet, verlangt als Farbthema Roségold. Ich liebe meinen Job wirklich. Es ist mir ins Blut übergegangen, als ich das erste Mal in meinem Leben Cinderella geschaut und die Hochzeitsszene am Ende gesehen habe. Ich lebe für Brautkleider, Hochzeitskatastrophen und Co. Andernfalls könnte ich keine Weddingplanerin sein.

    Es gibt nur eine Sache, die ich an meinem Job hasse – Hochglanzmagazine, die meinen, irgendwelche Trends vorgeben zu müssen. Bei Hochzeiten gibt es keine Trends! Jedes Mädchen hat seinen eigenen Traum von einer Hochzeit. Manche haben eine konkrete Vision, andere brauchen ein bisschen Hilfe. Diese Hilfe sollte aber von einem Menschen wie mir kommen, jemandem, der sich intensiv mit dem Brautpaar beschäftigt und sich beim Ja-Wort selbst auf die Schulter klopfen kann, und nicht von irgendeiner Redakteurin, die ein paar Statistiken ausgewertet hat und auf Klicks aus ist. Die zukünftigen Ehefrauen lesen diesen Mist, sind davon überzeugt, dass sie genau das brauchen, und machen mir meinen Job manchmal verdammt schwer. Überzeuge mal eine Braut von etwas, das nicht ihrer Vorstellung entspricht ... ein Ding der Unmöglichkeit! Ich muss aber das Unmögliche möglich machen, damit jede Frau, die zu mir kommt, ihre Traumhochzeit erlebt und nicht den Abklatsch eines Best-ofs aus einem Magazin.

    »Bist du dir da sicher, Bridget?«, frage ich vorsichtig nach, nehme den Stift vom Papier und blicke ihr in diese großen Rehaugen. Sie hat lange blonde Haare, einen Augenaufschlag, der für jeden Mann zum Niederknien ist, und eine Figur, an der jedes Brautkleid gut aussieht. Und eins ist sicher – Roségold ist nicht ihre Farbe.

    Zurückhaltend blickt Bridget ihre Trauzeugin an, die sie zu dem Vorgespräch mitgebracht hat. Aufmunternd stupst diese Bridget an und diese wendet sich wieder mir zu. »Ja. Ich bin mir sicher. Roségold ist die Trendfarbe«, belehrt sie mich, als wüsste ich das nicht selbst.

    Ich verkneife mir einen Augenverdreher. Der schlimmste Feind einer Hochzeitsplanerin – abgesehen von den fiesen Hochglanzmagazinen – ist die beste Freundin der Braut. Denn sie ist konstant der Meinung, dass ich ihr den Rang ablaufen will, und erhebt deswegen aus Prinzip die Stimme gegen alle Ideen, die ich hervorbringe. Meine Lösung des Problems – ich schlage immer das vor, was ich eigentlich nicht will, damit die Trauzeugin, sich für die Alternative entscheidet und wir alle am Tag der Hochzeit glücklich sind.

    Ich blicke also diese Begleitung der Braut vor mir an, um herauszufinden, mit welchem Kaliber ich es hier zu tun habe. Ihren Namen habe ich schon längst wieder vergessen. Es war irgendetwas mit A ...

    Sie erwidert meinen Blick und legt den Kopf leicht schief. Alles klar. Es ist die Hardcore-Freundin, mit der Bridget wahrscheinlich eine Blutsbrüderschaft im Kindergarten geschlossen und mit der sie mit Sicherheit in einem völlig alkoholisierten Zustand rumgefummelt hat. Die Art von bester Freundin, die alles immer besser weiß. Und die Art von Freundin, die mehr zu melden hat als der zukünftige Ehemann. Ansonsten würde dieser nämlich neben der Braut sitzen und nicht die beste Freundin. Meine Strategie liegt also auf der Hand.

    »Hast du das schon mit deinem Verlobten besprochen?«, frage ich Bridget. Natürlich hat sie das nicht. Die beste Freundin hat sie ja bequatscht.

    Bridget schüttelt den Kopf. »Nein. Eric und ich haben noch nicht darüber gesprochen«, sagt sie ein bisschen peinlich berührt. Erste Lektion für Bridget am heutigen Tage – rede mit deinem zukünftigen Ehemann über die Hochzeit, nicht mit deiner besten Freundin.

    »Mh«, sage ich und blicke nachdenklich auf meinen Notizblock, den ich in der Hand halte. Dann schaue ich sie wieder an. Die Unsicherheit über mein Verhalten ist ihr deutlich anzusehen. »Roségold ist in der Tat eine der aktuellen Trendfarben. Die Deko ist eine Augenweide. Ich kann voll und ganz verstehen, warum du dich dafür entschieden hast« – Lüge, Lüge und noch eine Lüge! – »aber es ist eine sehr feminine Farbe. Für die Brautjungfernkleider definitiv zu empfehlen. Für das gesamte Hochzeitsthema allerdings ein bisschen viel Weiblichkeit. Natürlich ist es schön, wenn die Braut im Fokus steht. Du musst jedoch bedenken, dass es für dich UND Eric der schönste Tag im Leben werden soll.«

    Sie beißt sich auf die Lippe und schielt wieder zu meiner Feindin Nummer 1 hinüber. Die weiß sofort, wie sie die Situation zu ihren Gunsten wenden kann. Sie greift Bridgets Hand und tätschelt sie behutsam. »Stell dir vor, wie toll alles aussehen wird. Roségold ist der Hit! Alle werden neidisch auf dich sein und sich wünschen, so im Trend gelegen zu haben wie du.« Wenn die Trulla noch weiter so einen Scheiß säuselt, wird mir schlecht und ich sehe mein Frühstück wieder. »Kannst du dich noch an die Hochzeit von Emma erinnern?« Bei der Frage verzieht sie das Gesicht, als wäre mein Frühstück bereits rausgekommen und sie müsste es von ihrer Designerhandtasche wischen. Bridget nickt wild. »Das war doch grässlich, oder?« Erneut nickt Bridget.

    Gottverdammt ... ich will nicht noch eine roségoldene Hochzeit planen! Alles, nur kein Roségold!

    »Was war denn mit Emmas Hochzeit?«, frage ich uninterssiert klingend nach. Beide Frauen blicken mich nun an, als hätte ich gerade nach irgendwelchen Ex-Freunden gefragt, die nie wieder erwähnt werden dürfen.

    »Sie hat in Blau geheiratet«, klärt mich die Trauzeugin auf und rümpft die Nase. »Alles war so steril und maskulin. Wir wollen Weiblichkeit. Oder Bridget?«

    Die Braut nickt wieder.

    Ich werde die Hochzeit mit der besten Freundin und nicht der Braut planen. Das sehe ich bereits kommen. Es sei denn, ich schaffe es, sie alleine mit Eric hierher zu bestellen und sie ohne den Einfluss dieses Biestes zu befragen. Aber die Tussi hat mit Sicherheit das eine oder andere Ass im Ärmel, um das zu verhindern.

    »Roségold«, murmle ich für den Moment geschlagen und notiere das Wort auf meinem Block. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und kann mein Glück kaum fassen, dass die Zeit rum ist. »Das wäre alles für heute«, sage ich und lege Block und Stift beiseite. »Ich werde mich nach geeigneten Locations umsehen, die für die Gästezahl passend sind, und stelle dann Farbkonzepte zusammen, die mit deinen Wünschen übereinstimmen. Sobald wir damit fertig sind, melde ich mich bei dir und du kannst mit Eric vorbeikommen, um dir einen ersten Eindruck zu verschaffen.« Gezielt erwähne ich ihren Anhang nicht und beachte sie nicht. Entweder ist sie so gut, dass sie Bridget dazu bringt, sich eine andere Weddingplanerin zu suchen, oder ich bin so gut, dass ich die Braut trotzdem überzeugen konnte.

    Ich erhebe mich und die beiden tun es mir gleich. Nachdem wir uns die Hände geschüttelt haben, nehmen sie ihre Handtaschen und schlendern aus dem Raum, den ich für Vorgespräche eingerichtet habe – große Fenster mit schweren Brokat-Vorhängen, weiße Sofas und mehrere verschnörkelte Sideboards, in denen all die Fotoalben lagern, die meine erfolgreich geplanten Hochzeiten dokumentieren. Selbst den Stuck an der Decke habe ich mit Absicht dort hinsetzen lassen – wenn Frauen sich in diesem Raum befinden, sollen sie das Gefühl haben, eine Prinzessin zu sein. Und ich kann ihnen jeden Wunsch erfüllen. In der Ecke steht sogar eine Schaufensterpuppe in einem einer Prinzessinn würdigen Brautkleid, das dem aus Cinderella sehr nahekommt. Ich stehe auf und fahre mit den Fingern über den weichen Stoff. Er glitzert und glänzt und weckt in jeder Frau den Wunsch, in einer Kirche einen furchtbar langen Gang entlangzuschreiten. Mit einem Seufzen lasse ich den Stoff los und will mich gerade abwenden, als die Tür wieder aufgerissen wird.

    Ich erwarte Blair, meine Assistentin. Werde aber sofort eines Besseren belehrt, als ich in ein paar meeresblaue Augen schaue, die mich fest im Blick haben. Der Besitzer kommt entschlossen auf mich zu und baut sich vor mir auf.

    »Ich brauche eine Hochzeit«, verkündet er.

    »Ooookay«, erwidere ich gedehnt, um Zeit zu gewinnen. Irgendetwas hat dieser Mann an sich, was mich gerade aus dem Konzept bringt. Und das passiert wahrlich nicht oft. Er trägt einen Anzug, die Krawatte fehlt aber, da er bei genauer Betrachtung kein Hemd, sondern ein T-Shirt darunter trägt. Sein Parfüm weht in seichten Duftwolken zu mir und regt meine Hormone viel zu sehr an. Jeden Tag kommen hier viele attraktive Männer herein. Das einzige Manko ist jedoch, dass die alle vergeben sind. Deswegen habe ich mir bereits früh angewöhnt, sämtliche körperlichen Reaktionen, die ich verspüre, im Keim zu ersticken oder einfach zu ignorieren. Das Schlimmste, was meiner Firma passieren kann, ist, dass ich mit einem Klienten ins Bett hüpfe und die bevorstehende Hochzeit ruiniere. Welche Frau würde mich dann noch buchen? Außerdem könnte ich mir das selbst nie verzeihen. Da Hormone aber kleine fiese und unberechenbare Biester sind, denen man auf keinen Fall trauen kann, bin ich ein eiskalter Klotz in der Gegenwart von attraktiven Männern, die mir in diesen vier Wänden gegenübersitzen. Oder halt stehen.

    Bei dem Exemplar vor mir fällt es mir aber aus einem unerfindlichen Grund sehr schwer, vernünftig zu bleiben. Er hat etwas an sich, das mich aus der Reserve lockt, und das gefällt mir gar nicht.

    »Sie brauchen eine Hochzeit?«, frage ich nach und begehe den fatalen Fehler, ihm wieder in das attraktive Gesicht zu schauen.

    »Genau. Also, wie läuft das ab? Ich sage Ihnen Datum und Uhrzeit, lasse Ihnen meine Kreditkarte da und alles andere klären Sie?«

    Wenn ich diesen Job nicht schon seit fast zehn Jahren machen würde, käme ich in Versuchung, dies als einen Witz abzutun. Aber der Kerl meint das ernst. Ich habe schon einige Männer erlebt, die ihre Freundin mit einer spontanen Hochzeit überraschen wollten. Diese Männer kamen aber mit riesigen Listen über die Vorlieben ihrer Auserwählten an, damit sie auch Ja sagen und nicht heulend weglaufen. Dass mir jemand eine Kreditkarte in die Hand drücken möchte und mir alles überlassen will, habe ich noch nie erlebt.

    Die Frau muss sich ja wahrlich glücklich schätzen ...

    »Nein, so läuft das nicht«, gebe ich kurz angebunden von mir. »Sie müssen einen Termin zu einem Vorgespräch mit meiner Assistentin vereinbaren. Dann erscheinen Sie am besten mit Ihrer Verlobten und wir tragen zusammen, was Ihre gemeinsamen Vorstellungen sind. Es folgen weitere Termine zur Absprache, ich stelle Konzepte zusammen, um Optionen einzugrenzen, und ganz am Ende dieses Prozesses wartet die perfekte Hochzeit auf Sie.«

    »Ich brauche eine Abkürzung.«

    »Eine Abkürzung?« Ich blicke ihn schief an. Der Kerl ist mir suspekt.

    »Sie haben richtig gehört, eine Abkürzung. Ich brauche einfach eine Hochzeit. Ein Schloss, eine Kutsche, ein leckeres Essen, vielleicht noch ein paar Tauben und ein bisschen was von diesem bunten Konfetti.«

    »Und für wann? Für übermorgen?«, frage ich sarkastisch nach. Der kann das alles nicht ernst meinen.

    »Das Ganze muss in vier Wochen stehen.« Seine Lippen sind aufeinandergepresst, seine Augen fixieren mein Gesicht.

    »Vier Wochen? Das ist ein bisschen schnell ...«

    »Schaffen Sie das oder nicht?«

    Sofort hebe ich die Hand. »Moment«, versuche ich ihn zu beschwichtigen. »Weiß Ihre Freundin von dieser Blitzhochzeit?«

    »Nein«, kommt sofort die Antwort.

    »Dann brauchen wir mehr als vier Wochen.«

    »Das ist keine Option.«

    »Wie stellen Sie sich das denn vor?«

    »Ich stelle mir gar nichts vor. Sind Sie nun ein Profi oder nicht?«

    Ich verschränke die Arme vor der Brust. Ich lasse mir viel gefallen. Insbesondere von den ganzen Schnepfen, die sich Brautjungfern nennen. Aber mir Unprofessionalität vorwerfen lassen? Nie im Leben!

    »Natürlich schaffe ich es, eine Hochzeit in vier Wochen zu planen!«, gifte ich zurück. »Die Frage ist nur, ob Ihre Angebetete zu meinem Werk auch Ja sagt.« Zu dem Mann würde ich auf jeden Fall nicht Ja sagen. So viel steht fest.

    »Das wird sie.«

    »Da sind Sie aber ganz schön von sich überzeugt«, rutscht es mir heraus und ich bereue diese Worte sofort. Seine Augen verengen sich und er kommt noch einen Schritt näher an mich heran. Er ist ein gutes Stück größer als ich. Wenn er sich mit seinen breiten Schultern vor mir aufbaut, hat er definitiv das Potential, mich einzuschüchtern. Und ganz seltsame Dinge mit meinen krampfhaft unterdrückten Hormonen anzustellen.

    »Ich brauche keine hohlen Sprüche von Ihnen, sondern eine Hochzeit, die genau in vier Wochen stattfinden muss.«

    »Warum?«

    Seine Augen blitzen auf, aber er schweigt.

    »Haben Sie sie geschwängert und eine Hochzeit muss her?« Keine Reaktion bei ihm. »Irgendetwas Illegales?« Wieder keine Reaktion.

    »Schaffen Sie das nun – ja oder nein?«

    »Natürlich schaffe ich sowas«, antworte ich, da ich mir von dem Kerl nichts sagen lassen will.

    »Super. Alle weiteren Informationen bekommen Sie von meiner persönlichen Assistentin.« Er zieht eine Visitenkarte aus seiner Sakko-Innentasche und reicht sie mir. Verdattert nehme ich sie entgegen.

    »Bezahle ich jetzt oder später?«

    Moment mal …

    An welchem Punkt habe ich zu seinem bescheuerten Plan Ja gesagt?

    Ehe ich Widerworte geben kann, klingelt sein Handy. Er fischt es geschickt aus seiner Hosentasche, nimmt den Anruf an und hält sich das Telefon ans Ohr. »Carr«, beantwortet er das eingehende Gespräch, ohne mich aus den Augen zu lassen. Er lauscht für einen Moment der Person am anderen Ende der Leitung. »Einen Moment, Zach«, erwidert er schließlich. »Ich bezahle, sobald Sie mir die Rechnung geschickt haben. An die Adresse da, bitte«, sagt er an mich gewandt und deutet mit dem Zeigefinger auf die Karte in meiner Hand. Dann dreht er sich um und verschwindet aus meinem Büro genauso schnell, wie er hineingeschneit ist.

    Was zum Teufel war das denn?

    Zwei Sekunden brauche ich, um mich zu sammeln. Dann eile ich so schnell, wie es in meinen mörderischen Schuhen möglich ist, dem Kerl hinterher. Was denkt der sich denn? Dass er sich bei mir eine Hochzeit zum Mitnehmen bestellen kann? Wir sind hier nicht in einem Take-away-Restaurant!

    Mit jedem Schritt steigere ich mich in meine Wut hinein. Meine Hand ergreift die Türklinke, ich drücke sie herunter und ziehe die Tür auf. Im Flur vor mir herrscht jedoch gähnende Leere. Keine Spur von dem Typen. Ich laufe den Gang entlang, bis ich am Empfang angekommen bin, wo Blair die Stellung hält.

    »Suchst du wen?«, fragt sie mit diesem zuckersüßen Lächeln, das sie immer dann zur Schau stellt, wenn etwas Großartiges im Gange ist und sie über alles Bescheid weiß. Sie ist gerade einmal 19 Jahre alt, versteht aber mehr von ihrem Job als manch 30-Jährige. Zudem ist sie genauso ein romantischer Fanatiker wie ich. Und diese Eigenschaft ist in diesem Job so unablässig wie Geduld mit den Bräuten und Organisationstalent am großen Tag.

    »Nein«, erwidere ich, sobald ich beobachten kann, dass ihre Augen ebenfalls immer größer werden und sie versucht, meine Körpersprache zu lesen. Ich straffe meinen Rücken und wirke so lässig wie möglich.

    »Sicher? Vielleicht einen attraktiven Mann? Ungefähr 1,90 groß? Hübscher Anzug? Blonde, kurze Haare? Betörend blaue Augen?«

    Ihre Beschreibung lässt alle Lässigkeit von mir abfallen und die Anspannung kehrt augenblicklich zurück. Gepaart mit der Wut. »Nehmen wir mal an, ich würde so jemanden suchen. Wo finde ich den?« Sie weiß genau, von wem ich spreche, und hat ihn wahrscheinlich höchstpersönlich zu meinem Büro geführt. Alleine hätte er den Weg nie im Leben gefunden und bislang hat es noch niemand geschafft, sich an Blair unbemerkt vorbeizuschleichen.

    »Wahrscheinlich in seinem schicken New Yorker Apartment.«

    »Er ist schon weg?«, frage ich verblüfft nach. Obwohl es offensichtlich ist, da von ihm nichts mehr zu sehen ist.

    »Freiwillig hätte ich ihn nicht gehen lassen«, verteidigt sie sich mit erhobenen Händen. »Aber er ist so schnell an mir vorbeigerauscht, dass ich mir nicht einmal ein Autogramm holen konnte.«

    »Ein Autogramm?« Blair hat ein Faible für gutaussehende Männer. Und obwohl sie noch so blutjung ist, lässt sie nichts anbrennen. Wenn sie unbedingt auf einer bestimmten Hochzeit assistieren will, hat das meist nur einen Grund – den Trauzeugen. Wenn ich sie mitnehme, werfe ich immer ein extra Auge auf sie. Sie ist mittlerweile aber so geschickt, dass sie es immer wieder schafft, sich für 20 Minuten meinem Sichtfeld zu entziehen und ihre Aufgaben trotzdem zu erfüllen.

    »Sag bloß, du weißt nicht, wer das war?« Ihre Augen werden tatsächlich noch größer und sie hält die Luft an. Entgeistert schaut sie mich an. Soll ich ihr gestehen, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe? Eigentlich ist die Überlegung sinnfrei, da sie bereits über meine Unwissenheit im Bilde ist. Ich versuche dennoch mein Glück.

    »Doch, na klar«, erwidere ich und linse kurz auf die Visitenkarte in meiner Hand. »Das war William Carr.«

    Blair beäugt mich kritisch. »Und?«, bohrt sie weiter.

    »Und was?«

    »Was macht der Mann so den ganzen Tag?«

    »Arbeiten.«

    »Mensch, Audrey!«, platzt es aus Blair heraus. Sie springt auf und haut mit der flachen Hand auf den Tresen. »Du kennst William Carr nicht?«

    »Nein«, fiepse ich. Muss man jeden Mann auf diesem Planeten kennen? Anscheinend schon, wenn man dieselbe Luft wie Blair Thompson einatmet.

    »Komm her!«, befiehlt sie und packt mich am Arm. Ehe ich Widerworte einlegen kann, zieht sie mich auf die andere Seite des Empfangsbereichs. Sobald ich hinter ihr stehe, setzt sie sich wieder und gibt etwas in dem Suchfeld auf ihrem Bildschirm ein. Genauer gesagt einen Namen.

    William Carr.

    Sie drückt Enter und sofort erscheinen jede Menge Bilder von dem Mann, der noch gerade eben vor mir stand. Sehr erotische Bilder. Er trägt meist nicht mehr als ein paar Boxershorts oder anderweitige Slips.

    »Er ist Unterwäsche-Model und war schon für fast ausnahmslos jeden großen Designer aktiv«, klärt Blair mich schließlich auf.

    Ich beuge mich vor und begutachte einige der Bilder näher. Ja, er sieht definitiv jünger auf den Bildern aus. An Attraktivität hat er aber nicht eingebüßt. Zumindest von dem, was ich sehen konnte. In Unterwäsche hat er sich mir schließlich nicht präsentiert.

    »Wird er unser Klient?«, fragt Blair aufgeregt.

    Ich richte mich wieder auf. »Nein«, kommt es über meine Lippen.

    »Nein?« Ihre Fassungslosigkeit ist ihr im Gesicht abzulesen. »Das ist William Carr!«, sagt sie und deutet auf den Bildschirm, ehe sie mich wieder anfunkelt.

    »Mir egal, wer er ist. Er hat nicht den Hauch einer Ahnung davon, was es bedeutet, jemanden zu ehelichen. Und wir sind hier kein Anbieter von Katalogware.«

    »Das ist William Carr!«, wiederholt sie, als würde sein Name ausreichen, um alles in der Welt zu begründen.

    »Er kann von mir aus die Queen höchstpersönlich sein. Ich habe einen gewissen Mindeststandard, den ich von meinen Kunden erwarte. Und diesen Standard untergräbt er um Längen.«

    »Ist dir klar, was es bedeutet, wenn wir diesen Mann als unseren Klienten aufnehmen würden? Wir hätten nie wieder Probleme, bestimmte Locations zu bekommen. Jeder würde uns zur Abwechslung mal die Füße küssen, weil wir die richtig wohlhabenden und berühmten Kunden vertreten.«

    »Beschwerst du dich gerade über deine Arbeitsbedingungen?«, frage ich und ziehe eine Augenbraue nach oben.

    »Nein, natürlich nicht, Audrey. Ich liebe meinen Job!«, lenkt sie sofort ein. »Aber«, setzt sie hinterher, »wir wären dann in der A-Liga!«

    »Wir sind in der A-Liga«, erinnere ich sie an die Tatsachen.

    »Wir wären am oberen Ende der A-Liga.«

    »Blair!«, ermahne ich sie mit einem strengen Blick.

    »Es ist William Carr! Verdammt!«, verteidigt sie ihren Standpunkt erneut mit lediglich einem Namen.

    »Wag es nicht, zu heulen!« Wie auf Kommando treten ihr die Tränen in die Augen. »Ich weiß, dass du das geübt hast, um auf Hochzeiten das emotionale Mädchen heraushängen zu lassen, damit der Beschützerinstinkt bei den Männern anspringt und sie dich trösten«, erwidere ich mit einem Augenverdreher. Die Tränen verschwinden genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind.

    »Ich arbeite schon zu lange für dich«, stellt sie fest.

    »Ein Jahr und drei Monate ist nicht lange.«

    »Können wir bitte, bitte, bitte William Carrs Hochzeit ausrichten?«, fleht sie nun mit gefalteten Händen und einem Blick, den ich in humorvollen Katzenvideos schon zu oft

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