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Schwarze Katze...Und die Wahrheit hinter dem Spiegel
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eBook543 Seiten7 Stunden

Schwarze Katze...Und die Wahrheit hinter dem Spiegel

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Über dieses E-Book

Es ist bitter kalt, und mitten in der Nacht, als Laila und ihre Freunde einen schrecklichen Fund machen.
An einem Baum hängt ein Mensch...und er ist tot.
War es Selbstmord?
Die Kommissare Stefan Wieland und Jordi Montroig können noch nicht ahnen, dass sie dieses Mal vor einem Fall mit ungeahnten Ausmaßen stehen...
Die Katzen lernen auf ihren Streifzügen Achim kennen. Er hat eine eigene Werkstatt, und die Katzen stehen ihm tatkräftig mit Rat und Krallen bei, als er sehr unangenehmen Besuch erhält.
Astrid, die Nachbarin von Achim trauert immer noch um ihrem verstorbenen Mann.
Aber es scheint, als hätte ihr verstorbener Mann ein Geheimnis mit ins Grab genommen.
In Achims Werkstatt ereignet sich eine Katastrophe. Die Situation eskaliert!
Selbst die Katzen können nicht verhindern, dass schon wieder ein Mord geschieht.
Ausgerechnet an den Weihnachtstagen haben die Kommissare alle Hände voll zu tun.
Da geschieht ein weiterer Mord!
Die Kommissare stehen vor einem Rätsel!
Laila, und die anderen Fellnasen geraten in haarsträubende Situationen, und mehr als einmal ist ihr Leben in Gefahr!
Aber auch bei sich zu Hause erleben Laila, Oscar und die Namenlose eine dramatische Veränderung...

Spannung bis zur letzten Zeile. Mit dem üblichen schwarzen Humor gemixt. Eine gute Mischung.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum17. Dez. 2019
ISBN9783740703165
Schwarze Katze...Und die Wahrheit hinter dem Spiegel
Autor

Elvy Jansen

Die Autorin Elvy Jansen wurde in Dudweiler geboren. Sie war beruflich viele Jahre in Europa unterwegs. Zwischenzeitlich wohnte sie zehn Jahre lang in Barelona. Seit sie beruflich nicht mehr so viel unterwegs ist, hat sie sich ganz dem Schreiben von Büchern gewidmet. www.elvy-jansen.de

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    Buchvorschau

    Schwarze Katze...Und die Wahrheit hinter dem Spiegel - Elvy Jansen

    …Ein Freund ist ein Freund...

    ...weil er ein Freund ist...

    ...und er hat einen Namen...

    ...Michael!

    Gunnar Trygvaldson war nicht zufrieden. Er hatte eine Menge Zeit und Geld investiert. Vor allem Geld. Aber er kam nur in kleinen Schritten vorwärts, und er war seinem angestrebten Projekt nicht wirklich näher gekommen. Dabei hatte er das Gefühl, dass er ziemlich nahe daran war. Aber dann ist etwas passiert mit dem er nicht gerechnet hatte. Er konnte de facto zu sehen, wie ihm seine Felle davon schwammen. Über ein Jahr hatte er gebraucht, um sich aus dieser Situation wieder heraus zu arbeiten. Sein Geschäftspartner wurde langsam ungeduldig. Er hatte ihn wieder und wieder vertrösten und den sogenannten großen Deal verschieben müssen. Einer seiner Mitarbeiter, oder Partner, das wusste er nicht so genau, saß jetzt bei ihm in seinem Arbeitszimmer, und wartete immer noch auf eine zufrieden stellende Antwort. Trygvaldson saß an seinem teuren Schreibtisch aus edlem Mahagoniholz und rutschte ungemütlich in seinem Ledersessel hin und her.

    „Ich brauche noch mehr Zeit! Ich bin mir absolut sicher, dass ich das Problem bis Anfang Januar gelöst haben werde."

    Sein Gegenüber saß mit ausdrucksloser Miene entspannt auf dem Sofa. Er sah sich die Bilder an, die effektvoll an einer hellen Wand hingen, damit sie gut zur Geltung kamen.

    „Schön haben sie es hier. Sind die echt?" Der Mann deutete mit einer Hand auf die Kunstwerke.

    „Es war eine günstige Gelegenheit. Der Kunde musste einen Notverkauf machen. So etwas kommt nur alle paar Jahre vor."

    „Sie scheinen von dem Kunstgeschäft etwas zu verstehen. Sie können mir bestimmt irgend wann einen guten Tipp geben."

    „Darüber können wir sehr gerne reden. Ich habe gute Verbindungen."

    Der ihm unbekannte Mann las ein Nachricht auf seinem Handy.

    „Es tut mir wirklich sehr leid. Aber mein Partner ist der Meinung, dass sie Zeit genug hatten. Können sie liefern?"

    „Nein! Das wissen sie doch! Ich sagte doch schon..."

    „Ja, ich weiß! unterbrach ihn sein Gegenüber. „Sie brauchen Zeit. Aber wissen Sie was uns wirklich stört? Sie haben einen Außenstehenden in unser Geschäft eingeweiht.

    „W...woher wissen sie das?" stotterte Trygvaldson.

    „Wir wissen alles, das sollten sie sich für die Zukunft merken!"

    „Aber als direkt Betroffenen musste ich ihn einweihen, mir blieb gar nichts anderes übrig."

    „Das ist Ansichtssache. Aber jetzt etwas anderes. Mein Partner hat mir mitgeteilt, dass er mit ihnen zusammen Abendessen möchte. Bei einem guten Glas Wein und von Angesicht zu Angesicht lassen sich Probleme wesentlich besser aus der Welt schaffen."

    Trygvaldsons Gegenüber schaffte es sogar so etwas wie ein Lächeln in seine ausdruckslose Miene zu zaubern.

    Trygvaldson wusste nicht, was er von diesem plötzlichen Stimmungswechsel halten sollte. Der Mann mit dem ausdruckslosen Gesicht machte ihm Angst. Er fühlte wie die Innenflächen seiner Hände langsam feucht wurden.

    „Es ist doch schon spät. Eigentlich wollte ich nicht mehr aus dem Haus gehen. Außerdem wurde mir doch immer gesagt, dass ihr Partner nicht persönlich in Erscheinung treten möchte!"

    „Was soll das jetzt? Erlaubt ihnen ihre Frau nicht mehr auszugehen? Und mein Partner ist der Meinung, wenn man sich ausnahmsweise einmal gegenüber sitzt, können Ungereimtheiten besser aus der Welt geschaffen werden. Müssen Sie Ihre Frau informieren, dass Sie aus dem Haus gehen, dann tun Sie das!"

    „Sie ist nicht da. Mit ihrer Freundin macht sie einen kleinen Urlaub. An Weihnachten ist sie wieder da."

    „Ich weiß, dass sie an Weihnachten wieder da ist, dachte sein Gegenüber, aber ausgesprochen hat er folgendes: „Dann brauchen Sie sich auch keine Gedanken zu machen, wenn hier niemand auf Sie wartet. Wir sprechen miteinander, und werden gemeinsam eine Lösung finden. Gehen wir, bevor das Restaurant schließt. Wäre schade. Die Bilder sind wirklich sehr schön.

    „Vielleicht ist es wirklich besser, wenn ich mitfahre, dachte Trygvaldson. „Ich bin hier ganz allein und kann keine Hilfe holen. In einem Restaurant bin ich wenigstens unter Menschen.

    Trygvaldson nahm seinen Wintermantel und gemeinsam verließen sie das Haus. Es war sternenklar und eiskalt. Er schlug seinen Mantelkragen gegen die grimmige Kälte hoch. Außerdem wehte ein scharfer Ostwind, den man bis ins Knochenmark spürte.

    „Ich hätte meinen Schal mitnehmen sollen."

    „Den brauchen sie nicht m..., unterbrach er sich abrupt. „Die Fahrt dauert nicht lange.

    „Wo steht denn ihr Wagen?"

    „Gleich hier um die Ecke. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich nicht darauf erpicht, überall Spuren zu hinterlassen."

    Trygvaldson wollte an der Beifahrerseite einsteigen.

    „Können Sie bitte fahren? Ich habe da ein Problem mit dem Handgelenk. Auf der Fahrt zu Ihnen hatte ich bereits große Schmerzen. Es ist ein ganz normaler Mittelklassewagen. Nichts besonderes."

    Trygvaldson hatte beim einsteigen ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, und er war sich nicht mehr sicher, ob die Entscheidung mitzufahren, richtig war.

    Sie fuhren durch die nächtlichen Straßen. Der Frost glitzerte auf dem Asphalt wie tausend Sterne. Die Häuser wurden immer spärlicher und schließlich fuhren sie über eine einsame Landstraße.

    „Wie heißt denn das Restaurant wo wir hinfahren? Vielleicht kenne ich es?"

    Trygvaldson bemerkte, dass sein Herz schneller schlug als beabsichtigt. Die Scheinwerfer des Wagens leuchteten die Straße gut aus. Er hatte seit Jahren diese Straße nicht mehr befahren.

    „Ich glaube Mille Secreti, oder so ähnlich. Irgend so ein Edelitaliener."

    Trygvaldson fühlte sich nicht mehr wohl in seiner Haut. Seine Hände fingen an zu zittern und auf seiner Stirn sammelten sich kleine Schweißperlen.

    Er hatte Angst!

    „Ich habe es mir anders überlegt. Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich doch lieber wieder zurück nach Hause!"

    Trygvaldson wandte kurz den Blick zu seinem Beifahrer und stellte fest, dass er lederne Handschuhe trug. Die Handschuhe waren so fein gearbeitet, dass sein Beifahrer trotzdem Nachrichten auf seinem Handy eingeben konnte.

    „Sie können mich auch hier absetzen, wenn Sie wollen. Ich rufe mir dann ein Taxi."

    „Natürlich, aber nicht hier mitten auf der Landstraße, das ist viel zu gefährlich. Da könnte ja wer weiß was passieren!"

    „Das ist wirklich sehr nett von Ihnen."

    „Man tut was man kann."

    Der Mann gab wieder eine Nachricht ein und hielt sein Handy weiter in der Hand.

    „Da vorne kommt ein Parkplatz. Da können Sie raus fahren."

    In der Einfahrt zum Parkplatz erfassten die Scheinwerfer des Wagens auf der Wiese einen großen, uralten Baum. Dann drehte der Wagen sich wieder in die Gerade und das Fahrzeug stand still.

    In Trygvaldsonds Kopf drehte sich alles. Die eiskalte Angst saß in seinen Gedärmen und kroch langsam wie ein wütendes, verletztes Ungeheuer seine Wirbelsäule hinauf. Er konnte förmlich spüren, wie dieses eiskalte Ungeheuer nach seinem Herz griff. Trygvaldson brachte das Auto zum Stillstand und die Scheinwerfer erloschen.

    Er wischte sich seine schweißnassen Hände an der Hose ab. Es brauchte etwas Zeit, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

    Die Umrisse des riesigen Baumes waren in der sternenklaren Nacht gut zu erkennen.

    „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gerne gehen!"

    Das Handy von seinem Beifahrer piepte erneut.

    „Ja, das können Sie. Aber warten Sie noch kurz. Gehen Sie mit mir ein Stück des Weges. Sehen wir uns diesen Baum an."

    „I...ich weiß nicht s...sso recht. Es ist verdammt dunkel hier."

    „Was ist nur los mit Ihnen? Man könnte meinen, Sie haben Angst vor mir? Was soll das denn?"

    „Es ist schon seltsam, das a..alles hier?"

    „Wer wollte denn nicht mehr in das Restaurant. Sie oder ich? Jetzt kommen Sie schon. Sehen wir uns diesen alten Baum an. So etwas wird einem nicht jeden Tag geboten. Und soll ich Ihnen noch was sagen? Alleine würde ich da auch nicht hin gehen. Viel zu dunkel!"

    Mit einem wagen Hoffnungsschimmer stieg Trygvaldson aus dem Wagen. Er wartete bis sein Beifahrer ebenfalls ausgestiegen war und gemeinsam betraten sie den Feldweg.

    Die Sterne blinkten durch die Äste des alten Baumes hindurch und es sah aus, als wollten sie sich in dem Baum ein Weilchen ausruhen. Eine Sternschnuppe schoss majestätisch über den samtigen schwarzen Himmel.

    „Sehen Sie sich das an. Ist das nicht wunderschön? Wir sind alle vereint mit dem Kosmos! Der eine mehr und der andere weniger."

    Der zarte Hoffnungsschimmer in Trygvaldsons Herzen wurde größer. Er hatte als Kind gelernt, dass eine Sternschnuppe Glück bringt und sein Herz beruhigte sich etwas.

    „So eine Beobachtung machen zu dürfen ist wirklich etwas besonderes."

    „Kommen Sie zu mir. Hier direkt neben dem großen Ast kann ich ihnen die Venus zeigen. Dieser Sternenhimmel ist wirklich einzig artig."

    „Ich würde gerne nach Hause gehen."

    „Selbstverständlich. Aber die Venus müssen Sie sich noch ansehen. Und da gibt es noch etwas. Sehen Sie hier, der Mann deutete mit einer Hand auf den Himmel. Seine andere Hand hatte er anscheinend gegen die schneidende Kälte in die Tasche seines Mantels gesteckt. „Das ist der Mars. Hier sehr schön zu sehen im Sternbild des Steinbocks. Er ist hinter Venus her. Das alte Spiel des Lebens."

    „Wenn ich nach Hause komme, dachte Trygvaldson bei sich, „trinke ich in aller Ruhe einen guten Cognac. Tatsächlich, da ist die Venus. Ich werde heute Abend noch meine Frau anrufen. Danach wird man wei...

    „Aber wussten Sie auch, dass Mars der Gott des Krieges ist? Er nimmt sich ein Leben wie es ihm gerade in den Kram passt!"

    Trygvaldson hatte nicht beobachtet wie der Mann einen Schritt zurück gegangen war und jetzt ganz dicht hinter ihm stand. Warum bekam er plötzlich keine Luft mehr?. Trygvaldson schlug um sich, aber er traf nur ins Leere. Er konnte nicht mehr atmen. Er hatte das Gefühl, dass er den Boden unter den Füßen verlor. Der Nachthimmel erschien ihm mit leuchtenden, blutigen, roten Wolken. Das letzte was seine Augen wahr nehmen konnten, war die Venus, die zwischen den Ästen des alten Baumes ihm zu blinkte! Als sein Kehlkopf endlich brach und sein Körper sich darauf hin erleichterte, weilte Trygvaldson nicht mehr im Diesseits.

    Der Mann mit dem Handy war außer Atem.

    „Ich hätte nicht gedacht, dass der Kerl so schwer ist."

    Er wischte sich kurz über die Stirn und telefonierte.

    „Alles erledigt, wie Sie es gewollt haben. Da wird man ihn auf alle Fälle finden. Ich mache mich auf den Weg. Natürlich lasse ich das Auto stehen."

    Der Mann spazierte die Straße entlang ohne noch einen Blick auf den Körper zu werfen, der sanft im Wind hin und her geschaukelt wurde.

    *

    Es war eiskalt. Die Nacht war sternenklar. Der Frost schimmerte auf den blattlosen Sträuchern wie Diamanten. In der Straße standen die Reihenhäuser eng aneinander, und es sah aus, als wollten sie sich in dieser besonders kalten Nacht gegenseitig ein wenig Wärme spenden.

    Aus einigen Fenstern schien noch ein Lichtschein auf die Straße und von vereinzelten Schornsteinen stieg leichter Rauch auf.

    Am Ende der Straße stand ein einzelnes Haus. Es war schon sehr alt und es war nicht auf einer Höhe mit den Reihenhäusern. Dadurch war man vor den Blicken der Nachbarn relativ gut geschützt.

    Was nicht immer unbedingt von Vorteil war.

    Durch den Garten des Hauses schlich ein Mensch in dunkler Kleidung unbemerkt auf das Haus zu. Die Person konnte ungehindert eindringen, ohne von den Nachbarn bemerkt zu werden. Geräuschlos kletterte der Mensch auf den Balkon. Er fingerte mit seinen Schlüsseln herum, bis er den richtigen gefunden hatte und sperrte die Tür auf. Leise und weiterhin unbemerkt verschwand er im Haus.

    Von außen war nur ab und zu der Strahl einer Taschenlampe zu sehen.

    Im oberen Stockwerk ging ein Licht an und kurz darauf wurde die Toilettenspülung betätigt.

    Der Strahl der Taschenlampe erlosch und der Eindringling verhielt sich ruhig.

    Oben wurden die Lichter ausgeschaltet und es kehrte wieder Ruhe ein.

    Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür, die Person kletterte über den Balkon und verschwand durch den Garten im schützenden Dunkel der Nacht....

    Im Reihenhaus daneben saß ein kleiner Kater auf der Fensterbank.

    Aber außer ihm hatten zusätzlich zwei grüne, ausdrucksvolle Augen, von denen ein eigentümliches Leuchten auszugehen schien, alles mit angesehen.

    Hinter dem Gebüsch flog Erde in hohem Bogen auf den Boden. Mittlerweile hatte sich ein kleiner Hügel gebildet.

    Da!

    Wieder eine Bewegung!

    Die halbe Nacht saß ich schon so da, ohne diesen vermaledeiten Hügel aus den Augen zu lassen. Meine Aufmerksamkeit galt nur diesem Gebüsch und dem Dreckhaufen davor.

    Wenn es mir gelingen würde bis an diesen Dreckhaufen heranzukommen, könnte mein Vorhaben gelingen. Der Wind stand gut, er nahm meine Witterung mit und das vermeintliche Opfer ahnte nichts von meiner Wenigkeit.

    Sonst gab es in diesem Moment nichts auf der Welt.

    Nur den Hügel und mich. Ich spürte nichts von der Kälte und dem eiskalten Wind.

    Meine Aufmerksamkeit war hoch konzentriert, nichts konnte mich mehr von meinem Vorhaben abbringen...

    Ich richtete vorsichtig mein Hinterteil aus, um für den Sprung meines Lebens, der wahrscheinlich in die Katzengeschichte eingehen würde, gewappnet zu sein.

    Meine Augen fixierten den ersehnten Hügel. Die kleinen Haufen wurden größer. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern.

    Die Pupillen meiner Augen wurden noch größer, was auf meine Angespanntheit zurückzuführen war.

    Wieder bewegte sich der Erdhügel...

    Das war meine Chance!

    Mein ganzer Körper war gespannt wie eine Bogensehne, die nur darauf wartete losgelassen zu werden.

    Nur noch ein kurzer Augenblick...

    Mein Herz schlug mir vor Aufregung bis zum Hals.

    Mein Körper vibrierte vor Konzentration, ich richtete mein Hinterteil und setzte zu einem Sprung an...

    „Dauert das noch lange?"

    Ich landete unsanft auf dem Hügel, der wieder still und stumm dalag wie ein erloschener Vulkan. Die Hälfte der Erhebung befand sich in meiner Schnauze und ich war die nächste Zeit damit beschäftigt, das Erdreich aus meinem Gesicht und vor allem aus meinem Hals zu entfernen. Dann konnte ich mich wieder wichtigeren Dingen zuwenden.

    „Oscar! Du Trampeltier! Was fällt dir ein! Das wäre die Jagd meines Lebens geworden. Du hast so viel Feingefühl wie ein Dinosaurier mit Ladehemmung!"

    „Ich habe dich nur vor einer großen Dummheit bewahrt."

    „Mich muss man nicht bewahren! Schon gar nicht vor Dummheiten!"

    „Das ist leider wahr! Du bist die erste Katze, die den Grund eines Sees sehen will!"

    „Hast du sie noch alle? Ich gehe doch nicht freiwillig ins Wasser."

    „So habe ich das auch nicht gemeint."

    „Ach, nein? Erkläre es mir, Oscar. Anscheinend bin ich heute zu blöd für diese Welt."

    „Jede normale Katze sieht was hier für Tiere hausen und meidet den Platz."

    „Deine Erklärung ist mehr als dürftig, Oscar."

    „Siehst du, genau das meine ich! Du willst den Dingen immer auf den Grund gehen. Obwohl normale Katzen, die Betonung liegt bei normalen Katzen, Laila, das seit Jahrtausenden so machen, und der Gefahr aus dem Weg gehen, wenn sie nicht aus eigener Kraft zu bewältigen ist."

    „Schon mal was von Evolution gehört?"

    „Was?"

    „Es kann ab und zu nichts schaden, wenn man auch als Katze sich mit Laura und Sebastian diese tollen Dokus ansieht. Man lernt immer noch dazu, auch als Katze.

    Stell dir mal vor, in einer solchen Sendung wurde berichtet, dass nach so vielen tausend Jahren die Menschen endlich heraus gefunden haben, dass wir Katzen das Miauen erfunden haben, um mit den Menschen zu kommunizieren. Und wie lange wissen wir das schon?"

    „Das ist alter Käse, Laila. Natürlich wissen wir das von Anfang an. Seit wir mit den Menschen zusammen sind."

    „Weißt du jetzt was ich meine? Die Menschen entwickeln immer mehr Technik. Aber mal ganz ehrlich, sie selbst sind immer noch auf dem gleichen Stand wie vor ein paar tausend Jahren.Wir entwickeln uns dagegen immer weiter. Dann bin ich vielleicht das erste Katzenmodell, das den Grund des Sees sehen will, wie du es ausdrückst."

    „Du willst doch nur ablenken."

    „Merkt man das?"

    „Voll und ganz!"

    „Soll ich dir mal was sagen, Oscar?"

    „Nein!"

    „Du wirst so schön philosophisch, das mit dem See und so. Das hörte sich klug an."

    „Ist mir egal! Mir ist kalt und diesen gemeinen Ostwind spüre ich bis auf die Knochen. Ich will nach Hause und bitte tu mir einen Gefallen, erzähle Mama nichts davon!"

    „Das du anfängst zu philosophieren?"

    „Nein, verdammt noch mal! Könntest du bitte schön nicht erzählen, dass du auf der Lauer gelegen hast, um eine Ratte zu fangen, die fast doppelt so groß war wie du."

    „Doppelt so groß wie ich, sagst du?" Mir wurde ganz schlecht.

    „Ja, mindestens doppelt. Ich habe nicht wie du, sinnlos stundenlang auf einen Haufen geglotzt. Da ich in sicherem Abstand gesessen und auf dich gewartet habe, konnte ich alles sehen, was sich in deinem Umfeld abgespielt hat. Im Gegensatz zu dir habe ich das Vieh gesehen!"

    Die Namenlose saß auf einer Mauer und hatte die beiden aus der Ferne beobachtet.

    Mit ihrem Sohn war sie sehr zufrieden. Wenn sie dagegen an Laila dachte bildete sich auf ihrer Stirn eine große Querfalte.

    „Das ist wieder einmal typisch! Den Grund des Sees sehen wollen, aber die Gefahr direkt vor der Nase nicht erkennen können. Mädchen, Mädchen!"

    Nachdenklich näherte sich die Namenlose den Beiden.

    „Das hätte böse Folgen für dich haben können!"

    Ich erschrak heftig, weil es der Namenlosen wieder einmal gelungen war, sich vollkommen geräuschlos und, ohne dass es eine von uns auch nur annähernd gemerkt hätte, zu nähern.

    „Nie im Leben!" antwortete ich unsicher und hörte mich dabei aber piepsig wie eine Maus an.

    „Woher willst du das so genau wissen, du neunmal kluge, kleine, schwarze Kröte?"

    „Oscar, hättest du die Güte, mich ein wenig zu unterstützen...ich weiß nicht mehr weiter!"

    Oscar starrte wie gebannt auf das Gebüsch, ich folgte seinem Blick und sah wie mindestens fünf Ratten von der Größe ausgewachsener Kaninchen irgend ein totes Tier in ihren Bau schleppten.

    Mir wurde ganz anders.

    „Die Beute hättest du sein können, Laila!" schimpfte die Namenlose.

    „Wie lange hast du uns schon zugesehen, Mama?" Die Stimme Oscars hörte sich allerdings auch alles andere als sattelfest an.

    „Lange genug um festzustellen, dass mein Sohn doch ziemlich vernünftig ist, im Gegensatz zu manchen jungen Damen, die meinen, sie wären mit einem sibirischen Tiger verwandt."

    Wenn ich etwas hasse, dann ist es gemaßregelt zu werden. Und wenn der Tadel dann auch noch zu Recht war, bin ich richtig sauer. Mein Unvermögen diese Situation richtig zu beurteilen, saß mir noch tagelang wie ein Dämon im Nacken..

    Aber vielleicht sollte ich uns erst einmal vorstellen.

    Ich bin Laila! Eine etwas zu klein geratene, freche, rabenschwarze, attraktive Katze. Neben mir marschiert Oscar. Er ist ungefähr vier mal so groß wie ich und schwarz weiß gescheckt...wie eine dänische Dogge. Und dann wäre da noch, tja das ist so eine Sache...die Namenlose. Ja, ihr lest richtig. Sie will keinen Namen annehmen und kommt damit ganz gut durch die Welt. Sie ist grau getigert, wunderschön und besitzt eine Anmut, die ich in meinem ganzen Leben nie haben werde. Die Namenlose hat die faszinierendsten Augen, die ich je gesehen habe. Sie ist auch eindeutig die Klügste von uns und außerdem ist sie die Mutter von Oscar. Unsere Menschen sind die grazile, zerbrechlich wirkende Laura mit ihren wunderschönen schulterlangen Locken und ihren riesengroßen dunklen Augen und dem großen schlaksigen Sebastian, mit den ewig verwuschelten blonden Haaren. Oscar und ich leben glücklich und zufrieden mit ihnen zusammen. Die Namenlose kommt immer zu Besuch, aber sie will nicht im Haus übernachten. Sie besteht eben auf ihrer Freiheit. Sebastian hat ihr deshalb ein schönes Körbchen mit Dach in eine windgeschützte Ecke der Terrasse gestellt.

    Darüber hat sich Oscar sehr gefreut, weil seine Mama jetzt in diesem kalten, grimmigen Winter öfter zu Hause ist. Manchmal steht er mitten in der Nacht von seinem gemütlichen Bett bei Laura auf und geht seine Mama in ihrem Körbchen besuchen. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich wach wurde, Sebastian achtlos liegen ließ und nachsah, ob mit den beiden alles in Ordnung ist. Dann habe ich mich oftmals noch ebenfalls in das Körbchen hinein gequetscht und wir hatten es alle warm.

    Da gibt es noch einen Freund.

    Sam.

    Die fünfundsiebzig Kilo schwere Bordeauxdogge. Er gehört zu unseren Nachbarn und Freunden mit Namen Wolfgang und Helga.

    Die Nacht wurde nun wirklich ungemütlich, es zog stärkerer Wind auf und es wurde noch kälter.

    Ein einsames altes Haus stand abseits hinter den Reihenhäusern.

    „Hier habe ich etwas seltsames beobachtet. Ein Mensch ist über den Balkon gestiegen und in das Haus eingedrungen."

    „Vielleicht hat der Mensch den Schlüssel vergessen, Mama!"

    „Aber er hatte doch einen Schlüssel dabei um die Balkontüre zu öffnen. Das ist höchst seltsam! Der Eindringling wollte jedenfalls von niemandem gesehen werden."

    „Mir persönlich ist das schnurz egal, wer da wo und warum ins Haus geht. Ich weiß nur, unser Heimweg ist noch tierisch weit."

    „Was willst du, Laila?"

    „Das Jagdglück war mir heute noch nicht hold..."

    „Du redest ziemlich geschwollen. Kannst du wieder auf Normalton umschalten?"

    „Ich habe verdammt noch mal Kohldampf, Oscar! Meine Magenwände ziehen sich zusammen wie eine leere Plastikflasche!"

    „Dann lasst uns endlich was vernünftiges tun."

    „Und was wäre das?" maulte ich schlecht gelaunt. Mein Magen gab ein Geräusch von sich, dass Oscar erschrocken zusammen zuckte.

    „Wir müssten nur einen kleinen Umweg machen. Über die große Wiese. Da gibt es Mäuse sage ich euch, so was edles habt ihr noch nicht gegessen."

    „So was edles?" Mein Magen und ich sprachen in gleicher Tonlage.

    „Davon kannst du ausgehen." Die Namenlose ließ genießerisch die Zunge über ihre kleine Schnauze gleiten.

    „Die Mäuse von dieser Wiese schmecken so gut wie der Schinken aus der Extremadura in Spanien, den Laura und Sebastian manchmal mitbringen."

    „Wo ist das, verdammt noch mal? Ich will umgehend dahin," meinten mein Magen und ich synchron.

    „Können wir bei dem starken Wind überhaupt jagen, Mama?"

    Die Namenlose hob witternd ihr hübsches Näschen in die Luft.

    „Der Wind wird bald aufhören. Ich denke, wenn wir ankommen, ist es schon besser."

    Wir machten uns gut gelaunt auf den Weg.

    In dem ersten Reihenhaus, das neben dem alten Haus stand, saß ein kleiner Kater am Fenster und hatte aufmerksam alles beobachtet. Sehnsuchtsvoll schaute er ihnen nach. Vielleicht ergab sich die eine oder andere Gelegenheit, diese Katzen näher kennenzulernen.

    Die sternenklare Nacht machte uns mittlerweile wieder mehr Spaß, weil zum einen der Wind etwas nachließ und zum anderen, weil wir uns auf das Essen freuten, das immer noch ahnungslos in der freien Natur herum lief und keine Ahnung hatte welches grausame Schicksal wir ihm zugedacht hatten.

    Wir hatten die Wiese bald erreicht. Ich wurde fast ohnmächtig von den phantastischen Aromen, die hier aus jedem Loch nur so strömten. Ich befahl meinem armen gepeinigten Magen, er solle bitte schön seine Klappe halten, da ich sonst unmöglich auf die Jagd gehen kann. Aber da war noch etwas anderes...ein seltsamer Geruch, der auf einer Wiese, auf der sich qualitätsmäßig Mäuse mit fünf Sternen tummelten, absolut nichts zu suchen hatte. Aber wir verschoben diesen abnormen Geruch erst einmal nach hinten, prüften ob der Wind richtig stand und frönten zunächst einmal der gierigen, ungebändigten, mörderischen Jagdlust!

    Bei unserer Ankunft stand die Mondsichel noch seitlich am Himmel. Nach unserer überaus erfolgreichen Jagd hatte die Sichel sich weiter in den Himmel platziert, als wollte sie unsere Mäuse begutachten. Aber der eigentümliche Geruch wollte nicht weichen. Im Gegenteil, er wurde jetzt sogar stärker. Wir deponierten unsere Mäuse in einem Versteck und machten uns auf den Weg, den Ursprung dieses eigenartigen Geruchs herauszufinden.

    Ein Uhu ließ sich genau an jenem Baum nieder, wo wir unsere Mäuse versteckt hatten.

    „Ich hoffe, du kannst dich beherrschen, knurrte ich zu dem Vogel mit den katzenähnlichen Augen, „sonst bekommst du es mit mir zu tun!

    Der Uhu ließ einen schaurigen, klagenden Ruf durch die Nacht ertönen. Es hörte sich an wie...

    „Ich sehe was, was du nicht siehst!"

    Diese seltsame Witterung führte in Richtung der Landstraße. Still und ruhig lag die Straße da. ..

    Ganz so ruhig war sie denn doch nicht. Ein Mensch spazierte gemächlich die Straße entlang. Von unserer Entfernung aus gesehen war er nicht größer als eine Schachfigur. Einsam und alleine. Auf einmal tauchten zwei Scheinwerfer mit dazu gehörigem Auto auf, das neben der Schachfigur stehen blieb. Der Schachfigurmensch stieg in das Auto ein und das Fahrzeug fuhr weiter durch die Nacht. Vor uns zeichneten sich unter dem Nachthimmel die Umrisse eines riesigen Baumes ab, dessen Äste aussahen, als wollten sie den Sternen einen Ruheplatz anbieten.

    Nicht alle Äste...

    Einer hing, entgegen den anderen Ästen, steil nach unten... Wir hatten den Ursprung dieses seltsamen Geruchs des Todes gefunden. An einem Seil hing die Leiche eines Mannes und schaukelte sanft im Wind hin und her.

    „Also dem ist beim besten Willen nicht mehr zu helfen!," stellt die Namenlose sachlich fest.

    Mein Magen knurrte und ich hatte das Gefühl, das Knurren würde bis zu den Sternen zu hören sein.

    „Was machen wir jetzt?" wollte Oscar wissen.

    „Ich würde sagen, wir nehmen unsere Mäuse und nehmen erst einmal einen ordentlichen Imbiss ein. Hier können wir ohnehin nichts mehr ausrichten."

    „Gute Idee, wir nehmen einen Platz in Windrichtung ein, dann stört uns der Geruch nur noch wenig. Wir lassen uns doch von so was nicht die gute Laune verderben! Nicht wahr, Oscar?"

    „Ja, Mama." Oscar schluckte seinen Würgereiz hinunter und machte sich mit mir auf den Weg, unsere Mäuse einzusammeln.

    Der Uhu saß immer noch auf dem Baum, an dem wir unsere Beute versteckt hielten.

    Welch ein Schock! Zwei Mäuse fehlten!

    „Das hast du nicht umsonst gemacht. Ich habe mir dein Gesicht gemerkt. Jetzt und für alle Zeit!" giftete ich nach oben.

    Der Uhu drehte sich unbeeindruckt herum und würdigte mich keines Blickes.

    Die Namenlose hatten einen wunderbaren Platz organisiert und so konnten wir unser Essen mit deutlich weniger Geruchsbelästigung einnehmen. Die Mäuse schmeckten wirklich phantastisch. Die Kräuter in der Wiese machten das zarte Fleisch wirklich einzigartig.

    „Oscar?"

    „Stör mich nicht beim Essen! Du bringst nichts als Unruhe. Lass mich wenigstens in Ruhe diese Mahlzeit genießen, Laila!"

    „Ich wollte nur fragen, ob du die Leber willst! Sie ist wunderbar durchblutet und dampft sogar noch ein wenig."

    „Her damit. Aber dalli!"

    Ich sollte hier noch ergänzend hinzufügen, dass es sich bei uns so eingebürgert hat, dass, wenn ich Oscar sehr arg zugesetzt habe, er immer die Leber meiner frisch erbeuteten Maus bekommt. Auf Grund meines katastrophalen Charakterbildes bekam er fast von jeder Maus die Leber!

    Der Uhu besaß doch tatsächlich die Unverschämtheit sich auf dem Baum niederzulassen, an dem unsere Leiche friedlich vor sich hin schaukelte.

    „Seht euch das an. Ist das nicht ein schönes Bild? Schon unsere Urahnen haben diesen Baum bewundert. Die Äste des Baumes sehen aus, als wollten sie die Sterne umarmen. Mars und Venus stehen fast nebeneinander. Aber der Kosmos hat beschlossen, dass sie niemals zueinander finden. Was für eine tragische Geschichte! Und die Mondsichel steht so günstig, dass sie den Schatten des Uhus reflektiert. Grandios!" schwärmte die Namenlose.

    „Die Leiche stört ein bisschen, warf ich bissig ein und zeigte mit meiner bluttriefenden Nase auf den Baum. „Ich komme mir vor wie in der Addams Family, diese alte, bescheuerte Fernsehserie.

    „So bescheuert ist die gar nicht. Wenn man das alles mit den Augen dieser Familie betrachtet, verliert das Grauen seinen Reiz. Also ich wäre dann für heute Nacht gerne Morticia! Das würde mir gefallen."

    „Und was ist mit mir?"

    „Da gibt es nichts zu überlegen, Oscar! Du bist und das ist klar wie Kloßbrühe, Frankensteins Monster?"

    „Der Typ der aus Leichenteilen zusammen gesetzt wurde. Hast du das gehört, Mama?"

    „Es ist nur ein Rollenspiel!"

    „Bei euren Spielen sehe ich immer doof aus!"

    „Das ist nicht wahr, bemühte ich mich zu erklären, „Frankensteins Monster ist bärenstark und hat ein gutes Herz.

    „Und was stellst du in dieser Nacht der Monströsitäten dar?"

    „Ich bin das eiskalte Händchen, also vielmehr das eiskalte Pfötchen."

    „Damit wären wir komplett, maunzte die Namenlose begeistert. „Dann lasst uns diese Nacht singend, tanzend und vielleicht noch Mäuse fangend herum kriegen. Denn morgen früh müssen wir dafür sorgen, dass die Leiche gefunden wird.

    Das war eine glänzende Idee. Morticianamenlose und Frankensteinsmonsteroscar schritten würdevoll um den Baum. Frankensteinsmonsteroscar sang ein Lied über die Kreaturen der Nacht und ich, das Eiskaltepfötchenlaila tanzte munter um sie herum. Der Uhu verließ nur ein einziges mal seine überaus sichere Position im Baum, um zwei oder drei, so genau weiß ich das nicht mehr, unserer Mäuse zu klauen und sie in aller Ruhe zu verspeisen. Es spricht sich eben schnell herum, wenn so gutes Fleisch mit Wiesenkräutern im Umlauf ist. Das war aber auch egal, weil wir satt bis in die Halskrause waren.

    So verbrachten wir singend und tanzend die Nacht. Und ich schwöre euch, liebe Leser und Leserinnen, der Uhu schunkelte nach der dritten gestohlenen Maus in seinem sicheren Baum im Rhythmus mit.

    Am Horizont tauchte ein schmaler hellgrauer Streifen auf und kündigte den neuen Tag an. Aus dem eiskalten Pfötchen war mittlerweile eine komplette eiskalte, steif gefrorene Katze geworden. Die feinsten Mäuse und die schönsten Lieder der Nacht konnten daran auch nichts mehr ändern. Ich sehnte mich nach meinem roten Sessel, mit der alten, zerfledderten Wolldecke...

    Ein riesengroßer, schwarzer LKW fuhr auf den Parkplatz.

    „Es wurde auch Zeit," knurrte ich ungehalten.

    Ein Mann mit langen Haaren stieg aus und machte sich am LKW zu schaffen.

    „So ein Mist!," schimpfte er durch den immer noch dunklen eiskalten Morgen.

    „Dieser starke Wind hat es tatsächlich fertig gebracht, ein Menge Verschlüsse von der Plane zu lösen."

    Eine Frau mit langen dunklen Haaren stieg ebenfalls aus. Sie war in eine dicke Jacke gehüllt, fror aber trotzdem immer noch erbärmlich.

    „Wir können froh sein, Rolf, dass die Plane bei diesem starken Wind nicht beschädigt wurde."

    Sie half ebenfalls die Verschlüsse wieder zu befestigen.

    „Aber blöd ist es schon, maulte Rolf. „Die Hände wollen bei dieser Kälte nicht so richtig funktionieren. Es ist noch früh. Unsere Abladestelle ist nicht vor acht Uhr da. Ich würde sagen, wir kochen uns eine heiße Tasse Kaffee, Elvy, und bleiben hier stehen.

    Elvy zitterte wie Espenlaub.

    „G...gute Idee. Meine Hände sind inzwischen steif und eiskalt geworden."

    Elvy rieb sich ihre eiskalten Hände und schaut sich den Wagen an, der ein paar Meter vor ihrem LKW entfernt stand.

    „Sieh mal Rolf, an dem Auto steht die Tür weit offen."

    „Der Besitzer wird im Gebüsch sitzen und sich ein Mittagessen aus dem Kreuz drücken!"

    „Das kann ja sein, aber da macht man doch bei so einer Kälte das Auto zu, oder noch besser man schließt es in diesen Zeiten besser ab."

    „Das gefällt mir auch nicht. Wenn in fünf Minuten noch niemand da ist, rufen wir die Polizei an, Elvy!"

    „Mann, habe ich kalte Flossen!"

    „Hört mal, rief Oscar begeistert. „Da haben wir noch ein eiskaltes Händchen!

    „Würde denn zu Elvy nicht besser Morticia passen? Die langen, schwarzen Haare, und wenn ich richtig gesehen habe, trägt sie eine Kette mit einem Drachen."

    „Und tätowiert ist sie auch. Wir kennen die beiden. Erinnert ihr euch? Die haben mal mit ihrem schwarzen Ungetüm an der Spedition von diesem Galgenvogel mit dem bissigen Köter gestanden."

    Das ist kein Blödsinn den ich hier erzähle, das war unser zweiter, großer Fall. Mit Mord und Totschlag, wie sich das gehört. Schwarze Katze...und der Mordsommer.

    Solltet ihr unbedingt lesen!

    „Ja, wirklich, Laila. So sieht man sich wieder." Die Namenlose war begeistert.

    „Aber meinst du nicht dass Elvy zu alt für die Rolle der Morticia ist?"

    „Das darfst du nicht so eng sehen, Oscar. Die originale Morticia ist schließlich auch nicht mehr die Jüngste," meinte ich mit einem kritischen Blick auf Elvy.

    Rolf und Elvy standen nach getaner Arbeit beide mit einem Kaffee in der Hand vor ihrem LKW und wollten den späten Sonnenaufgang genießen.

    „Könnt ihr diese schwarze undefinierbar Brühe nicht schneller den Hals hinunter schütten?" maunzte ich aufgeregt. Ich war bis auf die Knochen durchgefroren und wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter mich bringen.

    „Was ist denn das für ein Umgangston? schimpfte die Namenlose. „Begrüßt man so alte Freunde? Lasst sie doch wenigstens in Ruhe ihren Kaffee trinken.

    „Was willst du eigentlich? motze ich zurück. „Sie sollen schließlich eine Leiche finden. Ich bin gespannt welcher Magen von den beiden sich als erster von dem Kaffee verabschieden wird.

    „Das stimmt auch wieder."

    „Also, was ist jetzt? brüllte ich von der Wiese die beiden an. „Kommt ihr jetzt endlich?

    Rolf und Elvy starrten uns an.

    „Sehr intelligenter Blick von euch beiden, das muss ich schon sagen. So ungefähr wie ein Meter Feldweg. Also vorwärts jetzt! Solange eure Hirnzellen noch nicht eingefroren sind, könnt ihr euch hoffentlich noch bewegen!"

    „Irgend etwas will uns das niedliche schwarze Kätzchen mitteilen," meinte Rolf.

    „Das niedliche Kätzchen tritt euch gleich in den Allerwertesten, nein das kann ich nicht, dafür bin ich körperlich doch nicht so geeignet. Also noch einmal von vorne. Oscar tritt euch gleich in den Allerwertesten, wenn ihr nicht auf der Stelle macht, dass ihr vorwärts kommt."

    „Das ist zwar eine Unverschämtheit von dir, Laila, aber mir gehen die beiden auch auf den Senkel. Ich werde, wenn sich bis dahin nichts tut, über diese Möglichkeit nachdenken."

    Die Namenlose schritt anmutig und würdevoll auf die beiden zu.

    „Guten Morgen wünsche ich euch. Ich muss mich für das Verhalten von den beiden entschuldigen. Aber sie sind müde und durchgefroren und wollen nur noch nach Hause. Könntet ihr bitte mitkommen, wir müssen euch etwas zeigen. Es ist sehr wichtig."

    Rolf und Elvy liefen wie hypnotisiert der Namenlosen mit ihren Kaffeetassen in der Hand hinterher.

    „Wie hast du das gemacht?"

    „Mit Freundlichkeit erreichst du mehr und außerdem sollte man auf Menschen zugehen, wenn man etwas von ihnen will, Laila!"

    „Aber ich kann nicht in ihre Nähe kommen. Ich fürchte mich doch so vor dem schwarzen Ungetüm."

    „Wie du siehst, Laila, habe ich diese Expedition lebend überstanden und erreiche was ich erreichen will!"

    Mit ihrer Klugscheißerei kann die Namenlose einem wirklich tierisch auf den Geist gehen!

    Und es machte mich noch wütender, weil sie wieder einmal recht hatte.

    Der Baum mit seinem pikanten Fallobst war von dem Parkplatz aus nicht zu sehen, weil er mit hohen Hecken bepflanzt war. Erst wenn man sich auf dem Feldweg befand, kam der eindrucksvolle Baum in Sichtweite.

    Immer noch gut gelaunt gingen Rolf und Elvy mit ihren Kaffeetassen hinter uns Katzen her. Sie beobachteten die wabernden Nebelfelder, die über die Wiese zogen und alles ein wenig unwirklich erscheinen ließen.Wenn man vom Feldweg direkt auf den Baum zu ging, hob sich über dem Nebel die Silhouette des Baumes wunderbar von dem blutrot gefärbten Horizont ab...

    Beide schwarze Tassen fielen achtlos ins Gras und die tiefschwarze Brühe tränkte die Erde. Ob das gut für die Wiese und vor allem für die Mäuse ist, muss sich erst noch zeigen.

    Fasziniert beobachteten wir, wie Rolf und Elvy schön abseits des Baumes sich die Seele aus dem Leib kotzten.

    „Das hätte ich nicht gedacht murmelte ich unzufrieden, „dabei sehen die beiden aus, als könnte sie nichts und niemand erschrecken.

    „Es sind und bleiben eben nur Menschen," meinte Oscar.

    „Aber auch die größte Menge an Kaffee ist irgendwann einmal zu Ende. Rolf kann mittlerweile wieder aufrecht stehen und bei Elvy wird es auch langsam besser. Wir sollten ihnen Trost spenden, damit sie ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen können."

    *

    Kommissar Stefan Wieland saß mit seiner Familie am Frühstückstisch. Die beiden Siamkater Apollo und Adonis hatten wie jeden Morgen um diese Zeit ihren Platz auf der Fensterbank eingenommen.

    „Soll ich dir was sagen?"

    „Dann sag es doch und kündige nicht erst an, dass du es sagst. Das geht mir so früh am Morgen auf die Nerven."

    „Ich habe doch noch gar nichts gesagt, was dir auf die Nerven gehen könnte," schimpfte Apollo entrüstet.

    „Was willst du? meine Zeit ist begrenzt."

    „Wieso?"

    „Weil ich ein Teil von dem Croissant mit Butter möchte und Stefan hat mir noch nicht einmal einen Bissen angeboten. Ich muss ihn daran erinnern!"

    „Wenn ich mir den ganzen Dekoquatsch ansehe, der hier überall herumsteht und uns in unseren Bewegungsabläufen hindert, könnte bald wieder Weihnachten sein."

    „Ganz toll!"

    „Vielleicht könnten wir dieses dämliche Fest komplett verschlafen."

    „Du meinst einfach einschlafen, wach werden und das ganze Prozedere wäre vorbei?"

    „So in der Art."

    Melanie und Fabian, die beiden elf und neunjährigen Kinder des Kommissars, stritten darum wem das letzte Croissant im Körbchen ihrer Meinung nach zustand.

    „Ich bin fast zwei Jahre älter als du und mache gerade eine Wachstumsphase durch, deshalb brauche ich das Croissant für mich", meinte Melanie überheblich.

    „Dafür mache ich mehr Sport als du, antwortete Fabian. „Und schließlich stehe ich in unserem Fußballverein im Tor, das braucht Kraft, daher steht mir das Croissant schon zu.

    Susanne, die Ehefrau und Mutter der beiden, wollte

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