Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Schwarze Katze...Und die tödlichen Schatten der Vergangenheit
Schwarze Katze...Und die tödlichen Schatten der Vergangenheit
Schwarze Katze...Und die tödlichen Schatten der Vergangenheit
eBook806 Seiten9 Stunden

Schwarze Katze...Und die tödlichen Schatten der Vergangenheit

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein rätselhafter brutaler Banküberfall bei dem zwei Menschen ihren Tod finden.
Laila, die kleine schwarze Katze, findet mit ihren Mitbewohnern Oscar, einem überdimensionalen großen, schwarzweißen Kater, der Namenlosen, seiner bezaubernden, bildhübschen, klugen Mama, und der komplett durchgeknallten Katergang, in einer ehemaligen Sandgrube eine Leiche.
Im "Privatleben" von Laila gibt es eine bedeutende Veränderung, die ihr überhaupt nicht behagt!
Eine Katze wird auf sehr dramatische Weise Zeugin eines Verbrechens. Sie verliert ihr Zuhause, und wird obdachlos. Aber das richtig Böse lauert in ihrer Vergangenheit und lässt sie nicht mehr los!
Kommissar Wieland und sein Kollege Montroig haben dieses Mal mehrere Fälle, die sie an ihre Grenzen bringen....
Sie werden mit Verbrechen konfrontiert, die weit über die Grenzen ihrer kleinen Stadt hinaus gehen. Aber auch hier werden sie tatkräftig von ihren samtpfötigen "Undercoveragenten" unterstützt.
Die Katzen sehen und spüren Dinge, die den Menschen verborgen bleiben. Und wie immer hilft man sich, mit äußerst bissigem, schwarzen Humor gewürzt, selbstverständlich gegenseitig.
Aber es entstehen brisante Situationen, die sich als lebensgefährlich für die Kommissare und die Katzen erweisen...
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum30. Sept. 2020
ISBN9783740777258
Schwarze Katze...Und die tödlichen Schatten der Vergangenheit
Autor

Elvy Jansen

Die Autorin Elvy Jansen wurde in Dudweiler geboren. Sie war beruflich viele Jahre in Europa unterwegs. Zwischenzeitlich wohnte sie zehn Jahre lang in Barelona. Seit sie beruflich nicht mehr so viel unterwegs ist, hat sie sich ganz dem Schreiben von Büchern gewidmet. www.elvy-jansen.de

Mehr von Elvy Jansen lesen

Ähnlich wie Schwarze Katze...Und die tödlichen Schatten der Vergangenheit

Titel in dieser Serie (4)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Mystery für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Schwarze Katze...Und die tödlichen Schatten der Vergangenheit

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Schwarze Katze...Und die tödlichen Schatten der Vergangenheit - Elvy Jansen

    Für meinen Herzensmann

    „Hab dich lieb"

    Es war ein unangenehmer, grauer, nasser Morgen. So ein Morgen, bei dem man genau überlegte, sofern man es sich leisten konnte, ob man das Haus verließ oder nicht. Der Himmel hatte die gleiche Farbe wie der Asphalt auf den Straßen. Ohne Unterbrechung regnete es schon seit Stunden und es sah nicht aus, als ob sich das Wetter die nächste Zeit ändern würde. Seit Monaten hatten sich die Männer auf diesen Tag vorbereitet. Nach reiflicher Überlegung hatten sie sich für das Objekt auf der anderen Straßenseite entschieden. In ein paar Minuten würde sich zeigen ob ihre Entscheidung richtig war.

    „Was machen wir, wenn er nicht kommt? Was ist, wenn ihm etwas dazwischen gekommen ist?"

    Der Mann am Lenkrad des Wagens wurde zunehmend nervöser. Sie saßen zu dritt im Auto.

    Sein Beifahrer wurde ungehalten. „Immer ruhig Blut. Behalte die Nerven! Was ist mir bloß durch den Kopf gegangen, ausgerechnet dich als Fahrer zu engagieren. Du hast jetzt schon mehr Schiss in der Hose als uns lieb ist."

    „Wenn das schief geht sitzen wir für viele Jahre ein." Der Fahrer nahm sich eine Zigarette aus der Packung und wollte sie anzünden.

    „Und wenn es gut geht, musst du nie mehr in deinem Leben arbeiten. Das sind...lass mich überlegen...höchstens zwanzig Minuten Aktion. Ich finde, da springt ein guter Stundenlohn für uns heraus. Lass die Zigarette aus, du verpestest nur die Luft."

    „Wo ist das Problem? Ich kann doch das Fenster aufmachen."

    Der Mann auf dem Rücksitz hatte sich derweil mit seinem Handy beschäftigt. „Das Fenster bleibt zu, du elendes Spatzenhirn! Was glaubst du warum ich die Scheiben mit dunkler Folie beklebt habe?"

    „Entschuldigung! Daran habe ich nicht gedacht. Der Fahrer riss ein paar Blätter von einer Küchenrolle ab und wischte über die Frontscheibe. „Aber die Fenster beschlagen beim Regen, wenn man kein Fenster aufmacht und den Motor kann ich auch nicht laufen lassen. Das würde zu sehr auffallen.

    „Überlass das Denken uns! Es genügt, wenn du uns nachher sicher und gefahrlos aus der Stadt bringst. Ich hoffe, du hast genügend Papier dabei, um für klare Sicht zu sorgen. Nur wer den Durchblick hat, kommt im Leben weiter."

    Der Fahrer krallte sich mit zitternden Händen am Lenkrad fest. „Das ist mein Job und ich werde ihn gut machen."

    Der Mann auf dem Rücksitz klopfte ihm locker auf die Schulter. „Das ist die richtige Einstellung. Wiederhole jetzt was du tun musst, wenn wir ausgestiegen sind."

    Der Mann hinter dem Lenkrad konzentrierte sich. „Wenn ihr die Bank betreten habt, warte ich genau fünfzehn Minuten. Dann komme ich vorgefahren, ihr Beide steigt mit der Beute ein und wir fahren los."

    „Genau das ist der Plan. Hast du den Wagen durchgecheckt? Wir haben uns schließlich auf dich verlassen. Du weißt ja, jedes Ding dass man dreht, ist immer nur so gut, wie sein Fluchtauto und dem dazugehörigen Fahrer."

    „Du kennst mich doch. Ich habe die vergangene Zeit nur Kleinmist gedreht. Es ist zwar mein erstes großes Ding, aber den Wagen habe ich wie einen Profi gecheckt. Ich habe an alles gedacht."

    „Na also, genau das wollte ich hören! Du bist unser Mann!"

    Den Wagen hatten sie schräg gegenüber in einer Seitenstraße stehen. Von hier aus konnten die Männer die Bank genau beobachten. Aber von der Überwachungskamera der Bank waren sie nicht zu sehen. Nacheinander trafen die Angestellten ein, wechselten kurz ein paar Worte miteinander, dann betraten sie die Bank.

    „Jetzt kann es nicht mehr lange dauern," bemerkte der Beifahrer.

    „Warum trägst du eigentlich so komische Klamotten?" wollte der Fahrer wissen.

    „Das hat einen guten Grund. Mindestens zehn Mann können diesen bescheuerten Jogginganzug beschreiben. Aber keiner kann was über mich sagen, weil sie alle mit dem Anzug beschäftigt sind, und welche Farben er hatte."

    „Meinst du, das funktioniert?"

    „Absolut."

    Der Mann auf der Rückbank deutete mit der Hand nach vorne. „Seht mal wer da kommt? Und ich hoffe er hat sein Köfferchen dabei, so wie es sich gehört."

    Eine große, schwere Limousine fuhr langsam und bedächtig auf den Parkplatz vor der Bank.

    „Warum nehmen wir ihm nicht einfach den Koffer ab und verschwinden?"

    Der Beifahrer verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Überlass das uns. Wir haben uns schon etwas dabei gedacht. Das kannst du uns ruhig glauben."

    „Ist schon klar, meinte der Fahrer. „Ihr seid die Profis. Aber warum geht ihr nicht hinein? Der Mann mit dem Koffer ist doch da?

    Der elegante Herr in dem grauen Anzug und dem Koffer in der Hand betrat die Bank.

    Der Beifahrer nickte zustimmend. „Wir warten noch auf den Filialleiter."

    „Quatsch nicht so viel, dröhnte es von der Rückbank. „Dann kann er auch nicht so viel erzählen.

    „Wem soll er es denn erzählen? Du meine Güte!"

    „Genau! Ereiferte sich der Fahrer. „Wem soll ich es denn erzählen? Ihr habt doch gesagt, dass wir nach diesem Coup sofort verschwinden, nach Costa Rica, oder so. Ich spreche kein spanisch, also kann ich auch nichts erzählen.

    Der Beifahrer schaute in den Rückspiegel, um Blickkontakt mit dem Mann auf der Rückbank zu haben. Er grinste leicht. „Sag ich doch. Es ist alles geregelt. Die Flugtickets sind gesichert."

    „Echt jetzt?"

    „Natürlich. Du hast es mit Profis zu tun."

    Ein weiteres Auto fuhr auf den reservierten Parkplatz, auf dem der Name des Filialleiters stand.

    „Er ist da. Es geht los."

    Der Beifahrer gab dem Mann auf dem Rücksitz sein Handy „Kannst du von mir ein Foto machen? Aber so, dass man die Bank dabei sehen kann?"

    „Kann ich. Aber warum?"

    „Ich möchte ein Foto von mir in diesen bescheuerten Klamotten haben. Als Erinnerung sozusagen. Warte, ich ziehe noch meine Sonnenbrille an. Kommt mein Bart gut zur Geltung?"

    „Eins A. Hättest du ein Hemd mit Blümchen an würdest du aussehen wie eine Billigkopie von Magnum. Aber so wirkst du eher wie Horst Schlämmer."

    Der Mann auf der Rückbank und der Beifahrer stiegen aus.

    „Du weißt was zu tun ist?"

    „Wenn ihr in der Bank seid fünfzehn Minuten warten und dann geht es los."

    „Alles klar mein Freund. Der Plan sitzt. Heute Abend sitzen wir irgendwo gemütlich und werden Schampus saufen."

    „Habt ihr eure Knarren?"

    „Nein! Jeder hat eine Gummischleuder dabei! Du kannst Fragen stellen. Hoffentlich taugen die Waffen was."

    Die Anspannung ließ bei dem Fahrer ein wenig nach. Der Beifahrer und der Mann auf dem Rücksitz hatten große Sporttaschen dabei. Gegenüber der Bank war ein Fitnessstudio. Deshalb sah es aus, als kämen sie geradewegs vom Sport und hätten so nebenbei auf der Bank noch etwas zu erledigen. Ein Kunde wollte die Bank betreten. Der Beifahrer und der Mann vom Rücksitz gesellten sich zu ihm, gaben aber acht, dass sie hinter ihm standen. „Meine Kreditkarte ist defekt. Können wir mit ihnen hinein gehen? Ich muss unbedingt eine neue Karte haben."

    „Kein Problem! Ist mir vor kurzem auch erst passiert."

    Unbemerkt von dem Mann zogen sie ihre Sturmhauben über. Anschließend blockierten die Männer von innen die Tür und zogen ihre Waffen.

    „Das ist ein Überfall, Leute! Pfoten hoch! Wie im Film. Wenn ihr brav seid und alles vorüber ist, könnt ihr euch alle als Helden und Heldinnen fühlen und ihr könnt heute Abend zu Hause eine Menge erzählen."

    Es befanden sich nur wenige Kunden in der Bank. Zwei Frauen, die an den Serviceschaltern arbeiteten, sowie ein Mann der ein Formular ausgefüllt hatte und es vor Aufregung zerknüllte, anstatt es dem Angestellten zu geben.

    „Darf ich um ihre Handys bitten? Wenn alles vorbei ist, könnt ihr sie wieder haben. Selbstverständlich auch von den Damen und Herren die hier arbeiten."

    Der Mann von der Rückbank stellte sich in eine Ecke, von der aus er alles übersehen konnte. Ängstlich und verstört legten die Menschen ihre Handys vor dem Bankräuber auf den Schalter. Der elegante Herr mit dem Koffer wollte gerade im Büro des Filialleiters verschwinden.

    „Sie bleiben schön hier, samt ihrem Koffer rief der Beifahrer. „Wir drei gehen jetzt zusammen in den Keller zu ihren Wertfächern.

    Dann wandte sich der Beifahrer an seinen Kompagnon. „Du weißt was du zu tun hast?"

    „Wenn einer der Herrschaften meint, den Helden spielen zu müssen, werde ich ihm einen würdigen Nachruf schreiben."

    Er richtete die Pistole direkt auf einen Angestellten.

    „Denken sie nicht einmal daran! Bleiben sie von dem Alarmknopf weg! Ich sage das nur ein einziges mal."

    Ein verräterisches Klicken zeigte an, dass der Bankräuber seine Waffe entsichert hatte. Der Angestellte hob erschrocken demonstrativ beide Hände nach oben.

    „Desweiteren bitte ich die Damen und Herren sich flach auf den Boden zu legen. Es dauert ja nicht lange. Außer der Herr in der Kasse. Der wird jetzt bitte schön, diese Tasche mit dem Kassenbestand füllen, und wenn er das nicht tut, werde ich einen ihrer Angestellten erschießen."

    Ein allgemeiner Aufschrei ertönte. „Ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt. So läuft hier der Deal."

    Verunsichert versuchte der Mann an der Kasse Blickkontakt mit seinem Chef zu bekommen. Aber der Filialleiter seinerseits blickte ebenfalls in die Mündung einer Pistole.

    „Geben sie ihm alles was da ist," ließ er stockend vernehmen.

    „So, die Arbeitsaufteilung wäre hiermit geklärt, erklärte der Mann mit den bunten Klamotten. „Können wir dann weiter machen? Gehen wir nach unten zu den Wertfächern.

    Der elegante Herr wechselte die Farbe. „Was wollen sie denn an den Wertfächern? Außer an mein eigenes kommen sie doch sonst an keines heran. Nehmen sie meinen Koffer. Damit sind sie gut bedient, glauben sie mir. Er öffnete den Koffer, um den Gangstern den Inhalt zu zeigen. „Sehen sie sich diese Münzen an, sie sind ein Vermögen wert.

    „Das glaube ich ihnen gerne, aber ich glaube auch, dass es Zeit wird und wir uns jetzt nach unten begeben. Wir wollen doch diese für sie so unerfreuliche Angelegenheit nicht noch länger hinaus ziehen. Also dann, bitte nach ihnen."

    Er nickte seinem Kompagnon zu und die Herren verschwanden die Treppe hinunter zu den Wertfächern. Der Mann an der Kasse füllte die Stofftasche mit zitternden Händen. Eine der jungen Frauen fing an zu weinen.

    Der Bankräuber sah verstohlen auf seine Uhr. „Noch sieben Minuten, dachte er bei sich. „Hoffentlich geht alles gut.

    Ein Telefon läutete verzweifelt. Vor der Bank stand eine junge Frau mit Pferdeschwanz, und kramte in der Tasche nach ihrer Kreditkarte, um die Türe zu öffnen.

    „Meine Güte! Wo habe ich dieses Ding schon wieder vergraben? Diese Tasche ist das reinste Höhlenlabyrinth. Ich sollte unbedingt einmal aufräumen."

    Nach einer Weile hielt sie erleichtert die Karte in der Hand und betrat die Bank. „Was ist denn hier los? Warum liegt ihr alle auf dem Boden? Wird hier ein Film gedreht?"

    Aus dem Untergeschoss waren nacheinander zwei Schüsse zu hören. Überstürzt, und immer zwei Stufen auf einmal nehmend rannte der Bankräuber mit den bunten Klamotten die Treppe hoch.

    „Wir müssen verschwinden."

    Sein Kompagnon fragte nicht lange, schnappte sich die Stofftasche mit dem Geld, und beide wollten die Bank verlassen. Die junge Frau stellte sich ihnen in den Weg mit ihrem Handy am Ohr.

    „Habt ihr sie noch alle? Wer überfällt denn heute noch eine Bank?"

    Die junge Frau schlug mit ihrem Handy nach einem der Bankräuber. Dem Mann in den bunten Klamotten rutschte für eine Sekunde die Sturmhaube nach oben. Er richtete seine Waffe auf die Frau, und drückte ab. Ein ohrenbetäubender Schuss hallte durch den Raum. Die beiden Bankräuber ergriffen die Flucht. Aus der Seitenstraße fuhr mit quietschenden Reifen ein Wagen vor. Die Bankräuber stiegen ein, und der Wagen fuhr mit hoher Geschwindigkeit davon.

    Über der Brust der jungen Frau zeigte sich ein großer Blutfleck, der stetig weiter wuchs. Die junge Frau sackte in sich zusammen, und blieb regungslos liegen.

    „Hat alles geklappt?" brüllte der Fahrer nervös. Die Männer sahen sich bedeutungsvoll an.

    „Natürlich! Was denkst du denn."

    „Ich habe einen Schuss gehört? Habt ihr etwa einen platt gemacht?"

    Der Beifahrer schüttelte den Kopf. „Das war nur ein Warnschuss. Die dumme Kuh wollte den Eingang nicht freigeben."

    Der Fahrer wirkte erleichtert. Ungehindert setzten sie ihren Weg durch die Stadt fort. Nach einiger Zeit kamen ihnen Einsatzwagen der Polizei mit Blaulicht entgegen.

    „Die fahren jetzt erst einmal zur Bank. Bis dahin haben wir schon ordentlich Kilometer gemacht. Aber trotzdem nicht zu schnell werden, wir wollen auf keinen Fall auffallen."

    Der Fahrer nickte seinem Nebenmann zu, und fuhr souverän und versiert durch den Verkehr. Es regnete immer noch ohne Unterlass, und die Scheibenwischer konnten die Last des Wassers kaum beseitigen.

    „Und so was schimpft sich Frühling! Nicht zu fassen!" maulte der Mann vom Rücksitz.

    „Kannst du mir sagen, welches Wetter in Costa Rica ist?" wollte der Fahrer wissen.

    „Wozu habe ich denn einen Wetterdienst auf meinem Handy? Gleich wissen wir mehr."

    „Bestimmt besser als hier."

    „Davon kannst du ausgehen. Der Mann vom Rücksitz hielt das Handy nach vorne, damit der Fahrer einen kurzen Blick darauf werfen konnte. „Achtundzwanzig Grad, herrlicher Sonnenschein, und das Meer hat angenehme vierundzwanzig Grad.

    Der Fahrer blickte verträumt vor sich hin. „So kann man es aushalten. Und du bist sicher, dass Costa Rica nicht ausliefert?"

    „Wenn du genügend Geld mitbringst, bist du in diesem Land gut aufgehoben."

    „Ich freue mich. Wie lange fliegt man denn bis Costa Rica?"

    „Ich glaube sechzehn Stunden."

    „Sechzehn Stunden und wir sind in unserem neuen Leben."

    Der Wagen war mittlerweile in der Vorstadt angelangt.

    „Gleich kommt eine Abfahrt. Die nimmst du," dirigierte der Beifahrer.

    „Wo fahren wir denn hin?"

    „Wir müssen unbedingt dieses Auto los werden. Das muss dir doch auch klar sein."

    Der Fahrer nickte nur, und nahm die Ausfahrt.

    „Da kommt jetzt gleich ein altes Industriegebiet. Dort wurde alles stillgelegt, und keine Menschenseele ist anzutreffen. Unser neues Fahrzeug wartet dort bereits auf uns."

    „Ihr habt wirklich an alles gedacht."

    Das Auto fuhr durch das einsame Industriegebiet.

    „Fahre hier die Straße hinein. Da vorne ist eine alte Sandgrube, dort können wir diesen Wagen wunderbar entsorgen. Und so schnell wird ihn da keiner finden."

    Der Wagen bog in die Straße ab und am Ende gelangten sie in die alte Sandgrube. Am Rande stand ein alter Container, der wohl irgendwann in vergangenen Zeiten als Büro gedient hatte. Eine vergessene Arbeitsjacke hing immer noch an einem Haken an der Wand. Seine Scheiben waren eingeschlagen, und der Wind trug den Regen durch die offene Tür. Daneben stand ein uralter Kipper, den sich die Natur langsam aber sicher einverleibte. Aus seinem Führerhaus und seiner Ladefläche wuchsen allerlei Blumen und Grünzeug.

    „Ist das unser neues Fluchtfahrzeug?" witzelt der Fahrer.

    „Gefällt er dir etwa nicht? konterte sein Nebenmann. „Ich musste lange suchen, um ihn zu finden.

    „Okay...Dann haben wir nur ein Problem."

    „Und das wäre?"

    „Ich habe keinen Führerschein und kann das Ding nicht fahren. Und was machen wir jetzt?" grinste der Fahrer.

    Sein Nebenmann grinste ebenfalls. „Das stellt in der Tat ein Problem dar. Aber damit haben wir gerechnet. Warte hier, wir sehen nach ob alles in Ordnung ist."

    „Alles klar!"

    Der Beifahrer, und der Mann vom Rücksitz stiegen mit der Beute aus. Sie öffneten den Kofferraum und entnahmen ihm noch eine große Tasche. Sie gingen auf den Kipper zu und schauten sich auf dem Gelände um. Anschließend winkten sie dem Fahrer zu.

    „Komm mit dem Wagen her. Fahre ihn hier zwischen Container und den Kipper. Aber du musst ordentlich Gas geben, hier ist der Sand ziemlich weich, sonst schaffst du es nicht. Denn schieben können wir das Ding nicht."

    „Ihr habt mich nicht umsonst als Fahrer engagiert. Ich stelle die Karre genau dort hin, wo ihr sie haben wollt."

    Der Fahrer gab Gas.

    „Schneller, Mann. Das muss schneller gehen."

    Der Wagen fuhr mit Vollgas auf den Kipper zu. Durch den starken Regen waren mehr oder weniger nur die Umrisse zu erkennen. Der Kipper und der Container kamen rasend schnell näher. Der Fahrer konnte jetzt nur noch den Mann mit den bunten Klamotten erkennen.

    „Weiter so! Phantastisch! Bald hast du es geschafft."

    Der Wagen raste zwischen dem Kipper und Container hindurch. Plötzlich war alles nur noch grau. Der Fahrer versuchte noch abzubremsen, aber es war zu spät. Der Wagen stürzte in die Tiefe und überschlug sich mehrmals.

    Die beiden Männer hatten zufrieden zugesehen, wie der Wagen den Abgrund hinunter stürzte.

    „Er war wirklich ein guter Fahrer. Niemand außer ihm hätte den Wagen bei diesem Wetter Punkt genau dort hin gebracht."

    „Wir haben aber auch eine Menge Zeit gespart. Durch den Regen konnten wir unnötigen Ballast auch tagsüber los werden, und mussten nicht die Dunkelheit abwarten."

    Der Regen ließ langsam nach, und am Himmel zeigten sich vereinzelt helle Flecken. Die Männer pirschten sich vorsichtig an den Abgrund heran. Der Wagen lag zerstört, und völlig verbeult in der Sandgrube auf dem Kopf. Mit Entsetzen sahen sie wie der Fahrer versuchte die Tür des Wagens zu öffnen.

    „Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Der hatte sich bestimmt angegurtet und ist doch härter als ich dachte. Schade, denn was ich jetzt tun muss, hätte ich lieber getan, wenn er schon tot gewesen wäre."

    „Ist die Reihenfolge letztendlich nicht egal?"

    „Kann sein! Aber irgendwie habe ich mich an den jungen Mann gewöhnt. Aber wir liefern immer gute Arbeit ab. Es ist nicht zu ändern!"

    Der Mann in den schrillen Klamotten griff nach seiner Pistole. Er zielte ruhig und besonnen. Ein Schuss hallte über den Platz. Durch die zerbrochene Seitenscheibe konnte man erkennen, wie ein Zucken durch den Körper ging. Der Arm, der eben noch verzweifelt versucht hatte die Tür zu öffnen, hing schlaff und leblos herab.

    „Du hast nichts verlernt."

    „Nein! Habe ich nicht. Er schaute liebevoll seine Pistole an. „Sie ist besser als ich dachte. Danach steckte er die Pistole in die Hosentasche.

    „Es wird Zeit, dass wir uns umziehen. Zum Glück hat es aufgehört zu regnen. Du fällst mit diesen Klamotten auf, wie der sprichwörtlich bunte Hund."

    Die Männer betraten den Container und zogen sich um.

    „Wir dürfen nicht vergessen, die alten Klamotten einzupacken. Wenn wir weiter weg sind, können wir sie gut beseitigen."

    „Ferner sollten wir dafür sorgen, dass wir so wenig Spuren wie möglich hinterlassen."

    „Haben wir. Sogar an die Handschuhe haben wir gedacht."

    „Außer ihm." Einer der beiden Männer deutete auf das Autowrack mit dem leblosen Körper.

    „Wir wollen ja, dass er gefunden wird, nur nicht sofort. Das lenkt die Polizei ab."

    „Wir sind ganz schön pervers."

    „Das würde ich so nicht sagen. Eher ganz schön klug. Das kann man jetzt sehen wie man will. So, und jetzt wird es Zeit. Wir haben noch viel Arbeit vor uns."

    „Dauert der Flug nach Costa Rica tatsächlich sechzehn Stunden? Und liefern die wirklich nicht aus?"

    „Woher soll ich das wissen?"

    Beim Einpacken der Klamotten fiel etwas aus der Hose und blieb durch die vielen Blätter die auf dem Boden lagen, unbeachtet liegen. Im Container hatten sie schon am Vortag zwei Fahrräder deponiert. Unauffällig saßen später zwei vollkommen langweilige, neutrale Verkehrsteilnehmer auf ihren Fahrrädern, die anscheinend auf einer Ausflugstour waren. Warum auch nicht? Der Regen hatte schließlich nachgelassen.

    „Ein Überfall auf die Bonusbank in der Goethestraße. Könnt ihr sofort hinfahren? Es gibt zwei Tote und eine schwer verletzte junge Frau."

    „Müssen wir noch irgend etwas veranlassen?"

    „Nein, nein. Ist alles geregelt. Wir haben das große Besteck angefordert. Sehen sie sich diese Sauerei an."

    „Alles klar,Chef. Wir machen uns sofort auf den Weg."

    Kommissar Stefan Wieland griff sich seine Jacke und nahm die Jacke seines Kollegen Montroig gleich mit. Er war ein Mann in den Vierzigern, hatte dunkle Haare, war schlank und ziemlich groß. Auf dem Flur des Polizeigebäudes kam ihm schon sein Kollege mit einem Becher Kaffee entgegen. Montroig war nicht ganz so groß wie sein Kollege, hatte schwarze Haare, ebenfalls schlank und war ein paar Jahre jünger.

    „Wir müssen los, Jordi. Sag mal hast du Selbstmordabsichten? Du gehst ohne Geleitschutz und mutterseelenallein zu diesem ekelhaften Kaffeeautomaten. Dieser Automat hat uns wissentlich schon mehrfach versucht zu vergiften."

    „Ich bekenne mich schuldig. Aber es war Notwehr. Ich hatte heute Morgen keine Zeit Kaffee zu trinken."

    „Wieso hattest du keine Zeit? Ist etwas passiert?"

    „Sissi und Medea haben gemeinsam mein Handy entführt und im Garten vergraben."

    „Woher weißt du, dass es euer Pudelchen und eure blinde Katze waren?"

    „Irene hat ihnen vom Fenster aus zugesehen. Aber sie hatte keine Ahnung, dass es sich bei dem dreisten Diebstahl um mein Handy handelte."

    „Und wie habt ihr es wieder gefunden?"

    „Irene hat gesehen wie ich es verzweifelt gesucht habe. Da hat sie mit ihrem Handy meins angerufen, und plötzlich hörten wir „Running wild von Airbourne im Garten. Da war uns alles klar.

    Kommissar Jordi Montroig schüttete sich einen großen Schluck von dem undefinierbaren schwarzen Gebräu in den Hals. Er warf den Kaffeebecher samt Inhalt in einen Abfalleimer und zog sich seine Jacke an.

    „Was ist denn los?"

    „Überfall auf die Filiale der Bonusbank in der Goethestraße. Zwei Tote und eine schwerverletzte junge Frau. Mehr weiß ich im Moment auch nicht."

    Ungläubig starrte Jordi Stefan an. „Die Bonusbank in der Goethestraße? Das ist doch nur eine kleine Bude. Was gab es da denn zu holen? Und vor allen Dingen, was hat diese Arschlöcher veranlasst, so ein Blutbad zu veranstalten?"

    „Das weiß ich auch nicht, Jordi. Ich habe mich auch schon gewundert. Näheres werden wir vor Ort erfahren. Das Gelände war abgesperrt. Direkt vor der Bank standen ein Krankenwagen, mehrere Polizeifahrzeuge und zwei Leichenwagen. Ein uniformierte Beamter kam auf sie zu. „Guten Morgen Jungs. Ich habe schon mal die Zeugenaussagen der Kunden und Mitarbeiter aufgenommen. Aber es ist schon seltsam. Alle sagen aus, dass beide Bankräuber eine Sturmhaube getragen hätten. Und der eine hätte so schrille, bunte, auffällige Klamotten getragen, wie in den Neunzigern.

    „Danke!" Die Kommissare steuerten zuerst den Krankenwagen an. Jordi richtete seine Fragen an den Notarzt.

    „Wie geht es der jungen Frau? Ist sie schwer verletzt?"

    „Sie wurde oberhalb der Brust in die Schulter getroffen. Wir haben es mittlerweile geschafft, dass sie transportfähig ist, wir werden sie schnellstens in die Klinik fahren."

    „Ihr kriegt das doch wieder hin?"

    „Wir tun was wir können. Tut mir leid, wir müssen los."

    „Selbstverständlich."

    Jordi und Stefan betraten das Bankgebäude. Die Menschen standen immer noch traumatisiert und verängstigt herum.

    „Wir kommen gleich zu ihnen. Auch wenn es blöd und abgedroschen klingt, aber die Gefahr ist für sie jetzt vorbei. Es wird ihnen nichts mehr passieren."

    Einige hoben den Kopf und nickten zaghaft.

    „Kann jemand von ihnen das Fluchtauto beschreiben?"

    Ein Angestellter hob zaghaft die Hand. „Es war ein unauffälliger, grauer Kombi, eine deutsche Marke. Ich glaube es war ein Stern vorne drauf."

    Die anderen in der Bank bestätigten seine Angaben. Stefan ging auf einen Streifenbeamten zu. „Um wen handelt es sich bei den beiden Toten?"

    „Um den Filialleiter, Joachim Michaelsen und einen Kunden mit dem Namen Theo Waigard."

    „Und wo befinden sich die Toten?"

    „Im Untergeschoss bei den Wertfächern. Euer Rechtsmediziner ist auch schon da. Und Dennis von der KTU."

    „Hier hat einer ganz genau gewusst, was er macht," tönte ihnen Lothar Gingold der Rechtsmediziner entgegen als sie die Treppe heruntergingen.

    „Wie meinst du das?"

    „Ganz einfach, Jordi. Derjenige der diese Schlachtplatte hier veranstaltet hat, wollte, dass die beiden Herrschaften hier ganz und absolut sicher tot sind. Guten Morgen, ihr Zwei!"

    Dennis Willich von der kriminaltechnischen Untersuchung beugte sich über eine Leiche und deutete auf den Einschusswinkel. „Hier hat jemand ganze Arbeit geleistet. Ein Schuss direkt ins Herz. Und bei dem Filialleiter genau dasselbe. Der, der diese Schüsse ausgeführt hat, hat eiskalt geschossen."

    Stefan und Jordi sahen sich die Leichen an.

    „Herr Michaelsen, der Filialleiter, ist gerade erst vierzig Jahre alt geworden. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder im Alter von zehn und zwölf Jahren." murmelte Dennis leise. Die Überraschung des Todes war noch auf seinem Gesicht abzulesen.

    „So alt wie meine Kinder," flüsterte Stefan leise.

    „Das Leben ist manchmal ein Arschloch!"

    „Das stimmt Dennis. Und was weiß man schon über den anderen?"

    „Ein Kunde. Wie gesagt, nur seinen Namen,Theo Weigard. Mehr weiß ich noch nicht."

    Die Leiche des Theo Waigard lag direkt neben der des Filialleiters. Stefan schätzte den Mann auf fünfzig Jahre. Sein Anzug war unauffällig, aber von erlesener Qualität.

    „Wir müssen die Angehörigen verständigen." Stefan fing an, sich nervös am Hinterkopf zu kratzen.

    „Das hat schon ein anderer Beamter übernommen, soll ich euch sagen."

    Stefan und Jordi waren erleichtert, dass sie der Familie des Filialleiters nicht diese entsetzliche Nachricht überbringen mussten.

    Stefan beugte sich über die Leiche.„Ich bin ja kein Fachmann, Lothar. Aber ich kann bei den Leichen keine Spuren von Gegenwehr sehen."

    „Das muss ich noch genauestens untersuchen, Stefan. Aber auf den ersten Blick ist wirklich nichts zu erkennen."

    Ein Polizist kam die Treppe herunter. „Dauert es noch lange? Die Leute verlieren langsam aber sicher die Nerven."

    „Ist klar. Sagen sie ihnen wir kommen gleich hoch."

    Jordi sah sich in der Kammer um. „So viele Wertfächer? Und es wurde nur ein einziges geöffnet?"

    „Gehen wir nach oben, Jordi. Ich denke, das kann uns bestimmt ein Mitarbeiter erklären. Hier werden wir ohnehin nicht mehr gebraucht."

    „Als ob euch irgend jemand brauchen würde...war nur ein Scherz. Macht euch vom Acker. Sobald wir was wissen kriegt ihr eine Nachricht. Ihr müsst dann nur ab und zu mal euren Computer checken."

    Stefan und Jordi liefen die Treppe hoch. „Wer von ihnen weiß, wie viel Geld erbeutet wurde?"

    Ein Mann trat hervor. „Es war noch nicht viel in der Kasse. Nur den Bestand, den wir immer da haben. Siebentausend Euro, das war alles."

    „Das Ganze wird immer undurchsichtiger, Stefan. Für siebentausend Euro zwei Menschen kaltblütig erschießen, und eine Schwerverletzte? Wo liegt denn da der Sinn? Ich kann es nicht verstehen."

    „Also das ist mir auch zu hoch, Jordi."

    Stefan wandte sich an den Mitarbeiter. „Als der eine Bankräuber mit dem Filialleiter und dem Kunden nach unten zu den Wertfächern ging, wurden sie durch irgend etwas gestört?"

    „Wie meinen sie das?"

    „Es wurde nur ein einziges Fach geöffnet."

    Der Mitarbeiter schüttelte den Kopf. „Es konnte nur ein Wertfach geöffnet werden. Man braucht um ein Wertfach zu öffnen immer zwei Schlüssel. Einen hat der Kunde, und den anderen hat der Filialleiter. Der Filialleiter betätigt seinen Schlüssel und anschließend verlässt er den Raum. Der Kunde öffnet sein Wertfach allein. Anschließend schließt er mit seinem Schlüssel wieder ab, erst dann betritt der Filialleiter wieder den Raum und schließt das Wertfach seinerseits wieder ab."

    „Kann der Filialleiter im Notfall an die anderen Wertfächer heran?"

    „Nein."

    Stefan bekam wahnsinnig Lust auf eine Zigarette. „Ist denn bekannt was in dem Schließfach des Herrn Waigard war?"

    „Nein! Natürlich nicht. Wir haben keine Ahnung was in den Wertfächern liegt."

    „Wissen sie etwas persönliches über Herrn Waigard? War er verheiratet?"

    „Soviel wie ich weiß, war Herr Waigard alleinstehend."

    „Und wie waren seine Vermögensverhältnisse?"

    „Meinen sie seinen Kontostand? Darf ich das überhaupt sagen?" Der verunsicherte Blick des Mitarbeiters haftete auf den Zinksärgen, die aus dem Untergeschoss heraufgebracht wurden.

    „Glauben sie mir, jetzt dürfen sie! In diesem Falle sind sie vom Bankgeheimnis befreit."

    „Seine Konten halten sich immer so im sechsstelligen Bereich. Die genauen Zahlen habe ich jetzt natürlich nicht im Kopf."

    „Kann man an den Kontobewegungen sehen, mit welchen Mitteln Herr Waigard seinen Lebensunterhalt bestritt?"

    Der Mitarbeiter fing leicht an mit den Händen zu zittern. Er wurde blass und musste sich setzen, weil er sich augenscheinlich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.

    „Entschuldigen sie bitte! Das ist alles zuviel für mich!"

    „Das ist schon in Ordnung. Wir kommen später auf sie zurück."

    Der Mitarbeiter fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht.

    „Herr Waigard hat viel an der Börse gehandelt. Auf seinen Konten war eine ständige Fluktuation. Aber für Näheres müsste ich mich natürlich zuerst an den Computer setzten. Aber im Moment..."

    „Nein, nein! Das genügt fürs Erste. Sie haben uns schon viel weiter geholfen Herr...?"

    „Schmalenberg ist mein Name. Dirk Schmalenberg. Stellvertretender Filialleiter."

    Stefan bedankte sich für diese Auskunft.

    „Also, Jordi. Entweder hatten diese Verbrecher keine Ahnung davon, dass man immer nur ein Wertfach öffnen kann....oder es ging speziell nur um dieses Wertfach, unterbrach ihn Jordi. „Deshalb mussten der Filialleiter und Herr Waigard sterben, weil sie die Einzigen waren, die wussten was sich darin befand!

    Es war ein herrlicher Nachmittag. Kleine weiße Wölkchen schienen ihren festen Platz am strahlend blauen Himmel zu haben, und waren nicht bereit, ihren wunderschönen Platz zu quittieren. Aber ein leichter Wind wehte ihnen verführerisch die Düfte anderer Länder zu. Da konnte man schon einmal neugierig werden. Ganz sachte und zart ließen sie sich von dem leichten Wind mit auf die Reise nehmen. Aber sie hatten es nicht eilig.

    Unten auf der Erde hatte Uli seinen Fotoapparat aufgebaut. Er schaute zufrieden in den Himmel.

    „Endlich das perfekte Licht! Seit Tagen habe ich darauf gewartet. Nach den Regenfällen der letzten Tage habe ich nicht mehr damit gerechnet. Jetzt weiß ich, das die Aufnahmen perfekt werden. Manchmal muss man eben nur Geduld haben."

    Uli war ein Mann in den besten Jahren. Sein Gesicht wurde beherrscht von blitzblauen Augen, die aufmerksam das Panorama einfingen, das er mit seinem Fotoapparat verewigen wollte. Der Bürgermeister und der Stadtrat hatten ihn gebeten eine Fotoserie der Anlage herzustellen, weil ihrer Meinung nach Uli ein prädestinierter Fotograf und Künstler, und der beste Mann dafür war. Die neue Sportanlage lag vor ihm, sie präsentierte sich von ihrer schönsten Seite. Aufgeregt schaute er durch die Linse seines Apparates. Die neue Sportanlage lag in einem Tal, unweit des ebenfalls neuen Industriegebiets. Schon seit Tagen war er auf dem Gelände unterwegs, auf der Suche nach einem geeigneten Standort. Uli war an diesem Tag durch die Wiesen auf eine kleine Anhöhe spaziert und hatte diesen perfekten Platz gefunden. Auf diesem Platz wuchsen wilde rosafarbene Blumen. Er wollte die Blumen auf einigen Aufnahmen mit der Sportanlage kombinieren. Die Nachmittagssonne überflutete alles mit einem goldenen Lichtschimmer.

    „Perfekt!" freute sich Uli.

    Die Bauarbeiter hatten die neuen Vorwegweiser aufgestellt. Das war nötig, weil auf der Straße, die aus dem neuen Industriegebiet und an der Sportanlage vorbei führte, eine dringende Baumaßnahme durchgeführt werden musste. Nach den schweren Regenfällen der letzten Tage war die Straße unterspült worden und gefährlich abgesackt. Hier durfte niemand mehr die Straße passieren, schon gar keine Autos oder sonstige Fahrzeuge. Die Bauarbeiter setzten die stabilen Absperrgitter mit Beleuchtung mitten auf die Straße, damit auch der Letzte merkte, dass hier kein Weiterkommen war.

    „Mehr können wir im Moment nicht tun," meinte einer der Bauarbeiter.

    „Aber ich bin heilfroh, wenn wir mit den Arbeiten beginnen können. meinte der Andere. „Sieh dir nur einmal diese tiefen Risse an. Man kann förmlich zusehen, wie sie größer werden.

    „Unsere Mannschaft ist schon im Anmarsch, mit allem Equipment was wir so brauchen. Fahren wir zurück zu der neuen Sportanlage. Seit gestern hat dort eine neue Imbissbude aufgemacht, es gibt die tollsten Sachen und wegen der Neueröffnung alles zu einem guten Preis."

    „Und wir können unsere Arbeitskollegen sehen, wenn sie kommen."

    Auf der Fahrt zu der Imbissbude kam ihnen ein alter, klappriger Geländewagen entgegen. Der Bauarbeiter stieg aus, und hielt den Wagen an.

    „Sie können hier nicht weiter fahren. Die Straße ist gesperrt. Haben sie die Schilder nicht gesehen? Die Umleitung ist ausgeschildert."

    Die junge Dame in dem Geländewagen sah den Mann verständnislos an.

    „Was? Wieso? Ich muss aber dahin! Unbedingt!"

    „Glauben sie mir, das ist unmöglich. Hundert Meter weiter ist ein kleiner Parkplatz, dort können sie wenden. Fahren sie zurück. Und folgen sie der Umleitung. Sie kommen genau dort hin, wo sie wollen. Es dauert nur ein klein wenig länger."

    „Geht klar. Mach ich. Ehrlich. Ganz bestimmt! Hundert Meter, sagen sie? Krieg ich hin. Dankeschön!"

    Kopfschüttelnd stieg der Mann wieder ein.

    „Wo hat diese junge Frau bloß ihren Kopf?"

    „Soweit ich bemerkt habe zwischen ziemlich schmalen Schultern, und der Kopf schien auch ziemlich hübsch gewesen zu sein."

    Ihre Kollegen meldeten sich über Handy an, dass sie in zwanzig Minuten da wären.

    „Das reicht genau für eine Riesencurry mit Fritten," freuten sie sich.

    Die junge Dame erreichte den kleinen Parkplatz. Sie war einundzwanzig Jahre alt, hatte eine schlanke, sportliche Figur, raspelkurzes blondes Haar und dunkle Augen. Nervös sah sie auf ihre Uhr.

    „Mit der Umleitung schaffe ich es unmöglich, pünktlich zu meinem Termin zu kommen."

    Sie schaute in den Spiegel, ob ihr die Bauarbeiter eventuell gefolgt wären. Aber die Straße war leer, und es war nichts zu sehen.

    „Es sind eben keine Polizisten..."

    Kritisch schaute sie auf die Straße.

    „Also ich kann keine Beschädigung oder sonst etwas feststellen. Wenn es etwas Gravierendes wäre, hätten bestimmt Polizisten da gestanden die den Verkehr geregelt hätten, schlussfolgerte sie letztendlich. „So ernst kann es nicht sein. Ein paar Minuten Angst, und ich bin da durch bevor irgendeiner was merkt.

    „Lange mache ich das nicht mehr mit. Was glaubt sie wer sie ist? Ich habe gründlich die Schnauze voll." brummte es unzufrieden vom Rücksitz.

    Mit Vollgas setzte sie die Fahrt fort.

    Vor der Imbissbude sahen die Bauarbeiter wie ein Polizeiwagen in die Straße fuhr, um die Strecke abzusichern.

    Das erste Absperrgitter kam in Sichtweite. Da ihr Geländewagen Allradantrieb hatte, konnte sie das Absperrgitter mühelos über das Gras umfahren. „Siehst du, Geronimo, alles halb so wild. Jetzt schaffen wir den Rest auch noch. Ich verspreche dir, wenn wir diesen Termin schaffen, gönne ich uns ein paar Tage Pause."

    „Das habe ich schon so oft gehört, dass ich es kaum noch glauben kann, Mina!"

    Mina schoss weiter mit hoher Geschwindigkeit über die menschenleere Straße. Die nächste Absperrung kam in Sicht. Die Lichter leuchteten grell und auf der Absperrung stand, dass ein Weiterfahren strengstens untersagt war, es droht Lebensgefahr.

    „Das ist das letzte Hindernis mein Freund. Wenn wir das geschafft haben, steht uns die Welt offen!"

    „Was soll ich mit der Welt, wenn sie nur ständig an mir vorbei rast? Kannst du mir das sagen? Ich könnte mir vorstellen, dass es eine schöne Vorstellung wäre, sein Abendessen selbst zu besorgen, anstatt den Pizzaservice zu bemühen."

    Mina kurvte mit ihrem Geländewagen um die letzte Absperrung und befand sich wieder auf der Straße.

    „Siehst du, Geronimo. Hier ist nichts, aber auch gar nichts zu sehen! Mal wieder typisch deutsch. Es könnte ja in den nächsten Monaten irgend etwas passieren."

    Mina hob kurz theatralisch beide Hände hoch. Geronimo setzte sich auf der Rückbank aufrecht hin.

    Irgendetwas stimmte nicht.

    Er hatte ein sehr feines Gehör, und nahm außer den Fahrgeräuschen des Wagens noch etwas anderes wahr.

    „Könntest du bitte mal die Klappe halten, Mina?"

    Mina hielt tatsächlich die Klappe, aber nur weil auf ihrem Handy eine Nachricht war.

    „Wir liegen doch gut in der Zeit. Wir schaffen das Geronimo. Ich schicke schnell eine Nachricht zurück, dass wir pünktlich sein werden."

    „Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn wir weiterfahren, Mina. Stell die Kiste am Straßenrand ab und gut ist."

    Mina versuchte während der Fahrt eine Nachricht einzutippen, und dachte nicht im mindesten daran, ihr Auto auf die Seite zu fahren.

    „So ein Mist,! dass das gerade jetzt passieren muss. Der Akku ist leer und meine Ladekabel ist defekt."

    Geronimo setzte sich aufrecht hin und drückte seinen Rücken gegen die Sitzbank, damit er in dem rumpelnden, schaukelnden Wagen einen einigermaßen sicheren Halt zu finden hoffte. Die Geräusche wurden immer intensiver. Mina wollte das Handy in die Halterung zurückstecken, als Geronimo sie anbrüllte.

    „Stell die verdammte Karre hin! Himmel-Donner-Wetter-nochmal. Tu einmal in deinem Leben was ich sage. Nur ein einziges mal!"

    Mina erschrak sich und vollführte eine Vollbremsung. Sie schlug mit dem Kopf gegen die Scheibe, und war für einen Moment ziemlich benommen.

    „Wir müssen hier raus! Komm schon, Mina."

    Mina brauchte etwas Zeit, um wieder klar denken zu können.

    „Warum schreist du mich so an, Geronimo? Hast du sie noch alle?"

    Mina hörte ein seltsames Knirschen. Der alte Wagen zitterte. Das Knirschen wurde immer lauter. Ratlos und ängstlich schaute Mina auf die Straße. In Sekundenschnelle waren überall Risse in der Straße entstanden

    „Was passiert hier, Geronimo?"

    „Was weiß denn ich? Ich weiß nur, dass es nicht gut ist, und wir nicht hier sein sollten!".

    Die Risse vergrößerten sich dramatisch. Es hörte sich an, wie ein Gewitter aus der Ferne. Plötzlich brachen große Teile des Asphalts auseinander wie eine brüchige Kuchenglasur. Darunter liegende Gesteinsbrocken und Teile des Asphalts stürzten in einen tiefen Graben, der vor Sekunden noch nicht da war. Mina blickte aus der Frontscheibe und sah, dass sich vor ihnen ein Abgrund auftat.

    „Was ist das denn für eine Scheiße?"

    Die Straße wurde durch ein Loch von mindestens zwanzig Meter unterbrochen. Die Risse an den Rändern wurden immer größer, und es fielen wieder größere Gesteinsbrocken herab. Der Geländewagen rutschte bedrohlich dem Abgrund entgegen.

    „Geronimo, ich glaube wir haben ein Problem!" Mina starrte nach vorne, dabei umklammerte sie mit beiden Händen das Lenkrad.

    „Es freut mich, dass du es endlich festgestellt hast, das mit dem Problem meine ich. Es wird Zeit diese ungastliche Stätte zu verlassen...es könnte sein, dass es uns sonst an den Kragen geht."

    Mina starrte weiterhin nach vorne. Plötzlich bekam sie einen entschlossenen Gesichtsausdruck

    „Ich hol uns hier raus, Geronimo. Da bin ich aber heilfroh, dass wir ein Superauto mit Geländegang haben. Wir haben doch schon schwierigere Situation erlebt."

    „Ich kann mich im Moment aber an keine erinnern, die schlimmer wäre ALS GERADE DIESE SITUATION! HÖR AUF MIT DEM SCHEIß, UND KOMM ENDLICH AUS DER KARRE RAUS!"

    Mina legte den Rückwärtsgang ein und ließ langsam die Kupplung kommen. Mina und Geronimo waren gespannt, wie das alte Fahrzeug reagieren würde. Unter ihnen knirschte es bedenklich,... wobei das alte Auto wieder ein Stück tiefer in den Abgrund gedrückt wurde.

    „Das ist nicht einmal annähernd das gewünschte Ergebnis, das ich mir vorgestellt habe, Geronimo. Ich glaube doch, dass es jetzt Zeit zum Aussteigen ist. Los du zuerst Geronimo. Ich hätte auf dich hören sollen. Kannst du mir einmal sagen, woher du gewusst hast, dass die Straße zusammenbricht? Hier war doch weit und breit nichts zu sehen?"

    „Wir haben jetzt keine Zeit mehr gegeneinander aufzurechnen, wer Recht hatte und wer nicht. Nenn es von mir aus Instinkt."

    Geronimo sprang mit einem Satz aus dem alten Auto und landete auf dem Geröll. Mehrere Brocken fielen in die Tiefe. Mina wollte die Tür öffnen, um ebenfalls auszusteigen. Aber als sie die Türe öffnete und sie sich nach vorne beugte, rutschte das Auto weiter in die Tiefe. Erschrocken schlug Mina die Tür wieder zu.

    „Das ist jetzt keine Alternative, Mina. In dem Wagen hast du keine Sicherheit mehr."

    Mina atmete tief ein und öffnete die Tür erneut. Unter dem Geländewagen knirschte es, da sich links und rechts neben dem Wagen weitere Risse auftaten. Sie wollte einen Fuß heraussetzen, dabei hielt sie sich mit der rechten Hand am Lenkrad fest, um schneller aussteigen zu können. Aber als sie auch den zweiten Fuß auf die instabile Erde setzten wollte, riss unter dem Geländewagen der Boden weiter auf, und der Geländewagen schlitterte gefährlich auf den Abgrund zu.

    „Ich komme nicht mehr heraus, Geronimo!" Mina umklammerte leichenblass das Lenkrad, und fing an zu weinen.

    „Hätte ich bloß auf dich gehört. Bring dich in Sicherheit, mein Freund! Es sieht aus, als würde unsere Zusammenarbeit hier und heute durch meine Schuld enden."

    Mina weinte still vor sich hin, und Geronimo wusste im ersten Moment nicht wie er reagieren sollte. Er lief aufgeregt hinter dem Geländewagen hin und her. In seinem Kopf arbeitete es fieberhaft. Der leichte Wind trug ihm eine Witterung zu. Er blieb stehen, und sah Mina eindringlich an.

    „Bewege dich nicht! Bleib ganz ruhig sitzen. Ich werde Hilfe holen, aber ich muss dich für kurze Zeit alleine lassen. Hast du mich verstanden?"

    Weinend sah Mina im Rückspiegel wie ihr Freund sich immer weiter entfernte.

    Uli fuhr sich durch seinen weißen Haarkranz und freute sich über das schöne Licht. Er hatte schon mehrere Aufnahmen gemacht, und wartete auf den Sonnenuntergang um seine Arbeit zu vervollständigen. Er schaute durch die Linse, und auf der anderen Seite waren grüne Augen zu sehen, gerahmt von schwarzem Fell, die ihn ihrerseits neugierig anblickten.

    „Hey Uli! Alles klar?"

    „Das ist jetzt wirklich sehr ungünstig, Laila! Ich brauche das Abendlicht. Wenn du bitte die Güte hättest aus meiner Schusslinie zu gehen. Nachher mache ich von mir aus noch schöne Aufnahmen von euch. Wo sind deine Kumpels? Du bist doch nicht alleine hier?"

    „Selbstverständlich nicht, Uli. Oscar sitzt neben deiner Brotdose und die Namenlose wartet schon darauf mit mir zu schimpfen, weil ich dich ihrer Meinung nach in deiner Arbeit behindere."

    „Aus der Brotdose kommt ein unwiderstehlicher Duft, Laila! Ich sage dir, Uli hat eine Extraportion Schinkenwurst für uns mitgebracht."

    „Es ist nicht zu fassen! schimpfte die Namenlose laut. „Was soll Uli von uns denken? Würdet ihr bitte die Brotdose und den Fotoapparat verlassen, damit Uli seine Arbeit fertig machen kann? Wann werdet ihr endlich erwachsen?

    „Erwachsen werden,? so was braucht niemand," maulte ich. Aber ich hoffte durch mein Einlenken schneller an den Inhalt der Brotdose zu kommen, und gesellte mich zur Namenlosen.

    „Komm, Oscar, rief ich launig. „Setz dich brav zu mir, sonst lässt deine Mama ein Donnerwetter ab, das sich gewaschen hat.

    Vielleicht sollte ich uns erst einmal vorstellen:

    Ich bin Laila, eine wahnsinnig, attraktive, etwas zu klein geratene, pechschwarze und sehr selbstbewusste Katze. Ich schlage gerne schon einmal gewollt über die Stränge, dabei kann ich auch zu Hause ein ziemliches Chaos anrichten. Neben mir sitzt die Namenlose. Sie hat niemals einen Namen angenommen und behauptet, dass dies ein Ausdruck ihrer Freiheit ist. Die Namenlose ist wunderschön grau getigert, hat die ausdrucksvollsten und klügsten Augen, die ich je gesehen habe. Wer einmal tief in ihre Augen gesehen hat, kann sich ihr unmöglich entziehen. Sie ist eindeutig, auch wenn mir das überhaupt nicht in den Kram passt, die Klügste von uns. Sie wohnt mit uns bei meinen Menschen, aber sie will nicht im Haus schlafen, auch gönnt sie sich ab und zu eine Auszeit. Keiner von uns weiß dann, wo sie sich aufhält...aber irgendwann bekomme ich es heraus, was sie so treibt...irgendwann. Ich sah Oscar auf mich zukommen, und musste kichern. Oscar ist eine Güteklasse für sich. Er wiegt ungefähr drei bis vier mal so viel wie ich, und ist schwarz weiß gefleckt. Wenn Oscar an mir vorübergeht, verschwindet kurz das Tageslicht. Er ist wirklich von beeindruckender Größe. Er ist der Sohn der Namenlosen. Das sollte man nicht meinen, wenn man die beiden nebeneinander sitzen sieht. Die Namenlose ist schlank und sehr grazil gebaut. Wenn ich Oscar ärgern möchte, behaupte ich immer, dass er ein Findelkind ist.

    „So, die Aufnahmen sind im Kasten. Wer weiß, ob ich wieder so ein perfektes Licht bekomme. Jetzt ist die Zeit zum Vespern gekommen."

    Uli setzte sich zu uns, öffnete die Brotdose. Mit der größten Selbstverständlichkeit fischte er eine Extraportion Schinkenwurst heraus, und machte sich daran, sie an uns zu verteilen. Oscar lief das Wasser schon in seiner Schnauze zusammen, da er sich ungemein freute.

    „Wir sollten Uli eine Maus mitbringen. Schließlich vergisst er uns auch nie."

    „Gute Idee. Erinnere mich bitte das nächste Mal daran." Voller Vorfreude bekamen seinen Augen einen eigentümlichen Glanz.

    „Könntet ihr eure Mahlzeit unterbrechen?"

    Irritiert und äußerst unwillig blickte ich in die Richtung, aus der diese Äußerung getätigt wurde. Ein großer schwarzer Kater stand atemlos vor einer Brombeerhecke. Seine Eckzähne waren so lang, dass sie aus seiner Schnauze herausragten. Die Sonne ließ sein Fell in blauschwarzen Tönen funkeln. Er stand da mit erhobener Pfote und sah uns herausfordernd an. Was für ein schöner Kater!

    „Was ist jetzt? Könnt ihr eure Mahlzeit verschieben? Oder ist das der Höhepunkt eures Tages?"

    „Jetzt mach du aber mal einen Punkt, wir sind hier eingeladen. Verstehst du das? Du kannst, wenn du noch weiter hier so herum brüllst, mit meinen Krallen Bekanntschaft machen," fauchte ich böse zurück. Meine Laune wurde nicht besser, als ich sah dass Uli von dem Kater mehrere Aufnahmen gemacht hatte, wie er so da stand mit seiner erhobenen Pfote.

    „Das ist ja ein Prachtexemplar! Habt ihr diese tollen Eckzähne gesehen? Wie bei einem Säbelzahntiger. So was bekomme ich nicht allzu oft vor die Linse!"

    „Wir können später unsere Waffen kreuzen, Chica! Jetzt brauche ich eure Hilfe. Und ich brauche sie sofort. Wenn euch eure Mahlzeit natürlich wichtiger ist, muss ich mich anderweitig umsehen. Mir brennt die Zeit unter den Krallen."

    Die Namenlose ging auf ihn zu.

    „Wir haben noch nie jemand im Stich gelassen. Und ich denke nicht, dass wir heute damit anfangen. Die Namenlose drehte sich um, und schaute mich direkt an. „Nicht wahr, Laila?

    „Machen wir doch nie!" meinte ich großspurig. Neugierig gingen wir auf den schwarzen Kater zu.

    „Meine Menschenfrau hat sich in eine unmögliche Situation hinein manövriert, aus der sie sich alleine nicht mehr befreien kann. Meint ihr euer Freund da kann mitkommen? Er sieht klug aus, wobei er wirkt, als könnte er etwas bewegen."

    „Uli? Aber selbstverständlich kommt der mit. Er hat seine Aufnahmen im Kasten." maunzte ich.

    Der schwarze Kater schüttelte seinen imposanten Kopf. „Das muss ich jetzt nicht verstehen. Ist mir auch egal. Hauptsache wir können los."

    Die Namenlose hatte eine glänzende Idee. Sie n den kleinen Fotoapparat in ihre Schnauze, Uli hatte insgesamt drei Kameras dabei, und sah ihn herausfordernd Tasche und stand auf. an. Uli packte ratlos seine

    „Was erwartet ihr von mir?"

    Die Namenlose nickte dem schwarzen Kater zu, der daraufhin sofort loslief. Als Uli sah, dass wir dem Kater folgten, lief auch er uns nach. Er musste einen guten Tritt einlegen, weil der schwarze Kater es ziemlich eilig hatte. Wir kamen auf die Straße die von dem Industriegebiet in die neue Sportanlage führte.

    „Seltsam, meinte Uli. „Hier fährt kein Auto. Okay, der Feierabendverkehr ist vorbei...aber trotzdem so ruhig habe ich es hier noch nie erlebt.

    „Wir sind gleich da," brüllte der schwarze Kater atemlos. Wir liefen auf der Straße entlang, an den Verbotsschildern vorbei.

    „Hilfeeeeeee!"

    Dieser markerschütternde Hilfeschrei war nicht zu überhören und Uli lief noch einen Tritt schneller.

    „Hoffentlich kommen wir nicht zu spät, murmelte der schwarze Kater. „Wer so brüllen kann, ist noch nicht tot! rief ich zurück.

    „Hast du schon einmal was von Taktgefühl gehört?" schimpfte die Namenlose.

    „Ich wollte nur helfen," gab ich beleidigt zurück. Auf der Straße zeigten sich Risse. Als wir um die Kurve kamen sahen wir das ganze Ausmaß der Katastrophe. Die Straße war durch einen Graben getrennt, wie man es aus Filmen kennt, die von Erdbeben handeln. Oben an der Kante des Grabens hing gefährlich weit nach vorne ein ziemlich altes Auto.

    „Verdammt noch mal! Ist denn hier niemand! Ich habe keine Zeit zu sterben!"

    Das laute Rufen wurde unterbrochen von hemmungslosem Schluchzen. Die junge Frau schlug verzweifelt mit beiden Händen auf das Lenkrad ein, was zur Folge hatte, dass das Fahrzeug weiter auf den Abgrund zu schlitterte. Die Namenlose besah sich die Situation.

    „Deine Menschenfrau kann nicht aussteigen. Wenn sie es auch nur versucht, reißt das Auto sie mit in die Tiefe."

    „Soweit war ich auch schon. Aber ich kann doch nicht zusehen, wie meine Menschenfrau in den Graben stürzt. Da muss doch irgendetwas zu machen sein."

    Uli hatte sein Handy und telefonierte.

    „Beruhigen sie sich bitte. Sie dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren," Uli redete gewissenhaft auf die junge Frau ein.

    „Helfen sie mir hier raus, bitte," wimmerte die junge Frau mit Tränen erstickter Stimme und hielt Uli beide Hände entgegen. Aber durch die Bewegung rutschte das Fahrzeug noch weiter auf den Graben zu.

    Uli kam plötzlich die bittere Erkenntnis, dass die junge Frau sofort Hilfe brauchte. Aber er wollte sie nicht noch mehr aufregen.

    „Gleich kommt Hilfe. Polizei und Feuerwehr wissen Bescheid. Wissen sie, ob sie ein Abschleppseil oder etwas ähnliches im Auto haben?"

    Der schwarze Kater rannte auf das Auto zu.

    „Klar haben wir so etwas. Du kannst die Tür aufmachen. Die ist immer auf, man kann sie nicht mehr abschließen. Schon lange nicht mehr. Aber zum ersten mal bin ich darüber froh."

    Durch das Maunzen aufmerksam geworden ging Uli auf die Rückseite des alten Wagens, öffnete vorsichtig die Hecktür, und sah ein langes Seil. Sehr sorgsam seine Bewegungen genau abwägend, fasste er das Seil und ging langsam nach hinten. Uli untersuchte den alten Geländewagen, ob er das Seil irgendwie an der Rückseite befestigen konnte. Das andere Ende wollte er an einem Baum neben der Straße festbinden, um der jungen Frau so dass Aussteigen zu ermöglichen. Aber nichts schien ihm dafür geeignet. Wenn er das Seil an der Stoßstange festband, bestand die Möglichkeit, dass die Stoßstange abriss, wenn das Auto sich wieder in Bewegung setzte. Er näherte sich der Vorderseite des Wagens.

    „Sie müssen sich jetzt bitte ruhig verhalten. Tun sie nur was ich ihnen sage."

    Die junge Frau sah ihn wortlos an und nickte nur.

    „Können sie den Sitz so weit wie möglich nach hinten schieben, ohne sich groß dabei zu bewegen? Kriegen sie das hin?"

    Die junge Frau beugte sich nach vorne, um an den Griff zu kommen, mit dem man den Sitz nach hinten schieben konnte. Aber weil sie sich nach vorne gebeugt hat, geriet das Fahrzeug sofort wieder in Bewegung und schlitterte wieder ein Stück dem Abgrund entgegen.

    „Lehnen sie sich mit dem Rücken an den Sitz. Ich helfe ihnen."

    Uli griff von außen an den Griff unter dem Sitz, und gemeinsam schoben sie den Sitz so vorsichtig wie möglich nach hinten.

    „Und jetzt legen sie bitte die Rückenlehne so weit zurück wie es ihnen möglich ist. Warum sind diese dämlichen Hebel eigentlich immer innen. Das sollte man auf jeden Fall ändern."

    Uli sprach nur so viel, um die junge Frau abzulenken. Er bemerkte, dass der Wagen eine eigene Dynamik entwickelte, die nicht mehr aufzuhalten war. Der Wagen würde in den nächsten Minuten in den tiefen Graben stürzen.

    Die Frau spürte das ebenfalls und sah ihn mit großen, Angst geweiteten Augen an.

    „Vertrauen sie mir. Wir kriegen das hin."

    Dabei war er sich keineswegs sicher, ob er es tatsächlich schaffen würde. Eine falsche Bewegung und sie würden beide in die Tiefe stürzen. Er wickelte das Seil vorsichtig um ihre Taille, ging langsam rückwärts in Richtung Straße, neben der Straße band er das Seil zwei mal um den Baum. Der schwarze Kater saß aufgeregt vor dem Auto.

    „Mina! Hör mir zu. Der Mann weiß genau was er tut. Der kriegt das hin. Glaube mir."

    Wir sahen mit Unbehagen, dass das Auto unmerklich aber stetig auf den Abgrund zu schlitterte. Uli sah es auch und auf seiner Stirn bildeten sich dicke Schweißtropfen. Er wickelte sich den Rest des Seiles ebenfalls um den Bauch. Dann sah er konzentriert zu dem Wagen hinüber.

    „Sie sind jetzt gesichert. Stellen sie beide Füße zugleich auf den Boden, halten sie sich mit den Händen an dem Seil fest und steigen unverzüglich aus. Zögern sie nicht...wir haben nur diesen Versuch...und er wird funktionieren."

    Unter dem Fahrzeug knirschte es gewaltig. Das Auto geriet

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1