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Keine Rose ohne Dornen: Leni Behrendt Bestseller 52 – Liebesroman
Keine Rose ohne Dornen: Leni Behrendt Bestseller 52 – Liebesroman
Keine Rose ohne Dornen: Leni Behrendt Bestseller 52 – Liebesroman
eBook172 Seiten2 Stunden

Keine Rose ohne Dornen: Leni Behrendt Bestseller 52 – Liebesroman

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Über dieses E-Book

Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.

Ein warmer heller Frühlingstag. Der kleine Garten, der zu dem Schlößchen gehörte, prangte und leuchtete in herrlichster Blütenpracht. In verschwenderischer Fülle hingen die Fliederdolden schwer an den strauchartigen Bäumchen. Einige Zweige standen auch in der Vase mitten auf dem reizvoll arrangierten Kaffeetisch, der bei diesem sonnigen Wetter seinen Platz auf der Terrasse des Schlößchens hatte. Die Besitzerin aller dieser Herrlichkeiten paßte sehr gut in das leuchtende Blühen dieses Frühlingstages, diese weißgekleidete schlanke Gestalt mit dem kupferfarbenen Lockenhaar und der Haut wie Milch und Blut. Diese Frau war immerhin achtunddreißig Jahre alt, aber niemand würde es ihr geglaubt haben, wenn sie ihr Alter verraten hätte. Man hielt sie bestimmt für zehn Jahre jünger und fand ihren Gatten viel zu alt für sie, der mit seiner hohen vornehmen Gestalt, dem vollen schneeweißen Haar und den klugen, gütigen Augen wie ein Grand­seigneur der alten Schule aussah. Eigentlich hätte seine Schwester, die Gräfin Rödering, die ihm in dem bequemen Rohrsessel gegenübersaß, diese gütigen Augen haben müssen, sie hätten zu der Dreiundfünfzigjährigen besser gepaßt. Doch diese hatte nichts Gütiges in ihren kalten graublauen Augen. Ihre ganze Erscheinung strömte eine so stolze Unnahbarkeit aus, daß man ihr überall und zu jeder Zeit größte Ehrerbietung entgegenbrachte, ihr sonst aber möglichst aus dem Weg ging. Und ihr Sohn, der gleichfalls mit an dem Tisch saß, war ihr nur zu ähnlich. Wenigstens was Stolz, Unnahbarkeit und Gelassenheit anbetraf. O ja, schön war er schon, der Graf Eckehard Rödering, Herr und Gebieter der großen Herrschaft Rautenbruch. Die stolzen, harten Züge, die kalten, durchdringenden Grauaugen und diese hohe aristokratische Gestalt gab es so nicht zum zweiten Male. Nun reichte er seiner Tante – o ja, die schöne, bezaubernde Frau war seine Tante, die Tasse zum Füllen hin. »Gnädigste Tante, kredenze mir noch einen so wunderbaren Trank, den du wie eine Zauberin zu brauen verstehst.« Sie nahm die Tasse entgegen und drohte ihm lachend. »Der alte Schwerenöter bist du geblieben, Eckehard – obgleich du dich sonst in den zehn Jahren sehr verändert hast.« Sie sah ihm in das rassige Gesicht, über das ein merkwürdiges Lächeln huschte. »So, meinst du?«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum24. Jan. 2023
ISBN9783987572623
Keine Rose ohne Dornen: Leni Behrendt Bestseller 52 – Liebesroman

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    Buchvorschau

    Keine Rose ohne Dornen - Leni Behrendt

    Leni Behrendt Bestseller

    – 52 –

    Keine Rose ohne Dornen

    Leni Behrendt

    Ein warmer heller Frühlingstag. Der kleine Garten, der zu dem Schlößchen gehörte, prangte und leuchtete in herrlichster Blütenpracht. In verschwenderischer Fülle hingen die Fliederdolden schwer an den strauchartigen Bäumchen. Einige Zweige standen auch in der Vase mitten auf dem reizvoll arrangierten Kaffeetisch, der bei diesem sonnigen Wetter seinen Platz auf der Terrasse des Schlößchens hatte.

    Die Besitzerin aller dieser Herrlichkeiten paßte sehr gut in das leuchtende Blühen dieses Frühlingstages, diese weißgekleidete schlanke Gestalt mit dem kupferfarbenen Lockenhaar und der Haut wie Milch und Blut.

    Diese Frau war immerhin achtunddreißig Jahre alt, aber niemand würde es ihr geglaubt haben, wenn sie ihr Alter verraten hätte. Man hielt sie bestimmt für zehn Jahre jünger und fand ihren Gatten viel zu alt für sie, der mit seiner hohen vornehmen Gestalt, dem vollen schneeweißen Haar und den klugen, gütigen Augen wie ein Grand­seigneur der alten Schule aussah.

    Eigentlich hätte seine Schwester, die Gräfin Rödering, die ihm in dem bequemen Rohrsessel gegenübersaß, diese gütigen Augen haben müssen, sie hätten zu der Dreiundfünfzigjährigen besser gepaßt. Doch diese hatte nichts Gütiges in ihren kalten graublauen Augen. Ihre ganze Erscheinung strömte eine so stolze Unnahbarkeit aus, daß man ihr überall und zu jeder Zeit größte Ehrerbietung entgegenbrachte, ihr sonst aber möglichst aus dem Weg ging.

    Und ihr Sohn, der gleichfalls mit an dem Tisch saß, war ihr nur zu ähnlich. Wenigstens was Stolz, Unnahbarkeit und Gelassenheit anbetraf.

    O ja, schön war er schon, der Graf Eckehard Rödering, Herr und Gebieter der großen Herrschaft Rautenbruch. Die stolzen, harten Züge, die kalten, durchdringenden Grauaugen und diese hohe aristokratische Gestalt gab es so nicht zum zweiten Male.

    Nun reichte er seiner Tante – o ja, die schöne, bezaubernde Frau war seine Tante, die Tasse zum Füllen hin.

    »Gnädigste Tante, kredenze mir noch einen so wunderbaren Trank, den du wie eine Zauberin zu brauen verstehst.«

    Sie nahm die Tasse entgegen und drohte ihm lachend.

    »Der alte Schwerenöter bist du geblieben, Eckehard – obgleich du dich sonst in den zehn Jahren sehr verändert hast.«

    Sie sah ihm in das rassige Gesicht, über das ein merkwürdiges Lächeln huschte.

    »So, meinst du?« entgegnete er leichthin.

    »Nun, gewiß, zehn Jahre sind eine lange Zeit, und sie haben aus einem jungen törichten Knaben einen Mann gemacht.«

    Frau von Eggrin erblaßte – und es war doch wirklich keine Veranlassung dazu vorhanden.

    Graf Rödering merkte es auch wohl kaum, er trank seinen Kaffee mit großem Behagen und hörte interessiert auf eine Erzählung, die sein Onkel mit Humor zum besten gab. Doch während dieser Erzählung schaute Oberst von Eggrin immer wieder nach seiner Armbanduhr. Seine Gattin sah es und lächelte spöttisch.

    »Die Zeit wird dadurch nicht kürzer, lieber Adalbert, wenn du auch noch so sehr nach deiner Uhr schaust – darum kommt dein vergötterter Liebling doch nicht früher.«

    Dem Gatten lag eine heftige Entgegnung auf der Zunge, doch er unterdrückte sie. Hatte ihn seine zehnjährige Ehe doch gelehrt, daß er seine Frau in allen Dingen gewähren lassen mußte, wenn er nicht häßlichen, zermürbenden Streit heraufbeschwören wollte. Und seine Gattin hatte eine Antwort wohl auch kaum erwartet, denn sie sprach schon wieder weiter.

    »Heide-Rose kommt nämlich heute, und dieser närrische Mensch freut sich darüber wie ein kleines Kind.«

    Diese Neuigkeit schien die beiden Gäste nicht sonderlich zu interessieren. Gräfin Magda kannte den angekündigten Besuch nur flüchtig, und Graf Rödering kannte das junge Mädchen überhaupt noch nicht.

    »Heide-Rose – welch einen poetischen Namen die Kleine hat! Soviel ich weiß, ist sie deine Nichte, Tante Leonie?«

    Sie ärgerte sich immer, wenn er sie Tante nannte. Doch sie beherrschte sich.

    Fünf Jahre war sie älter als er, lächerlich!

    Ihre Antwort fiel nicht sehr gnädig aus.

    »Leider ist sie meine Nichte«, bemerkte sie ziemlich herzlos. »Mein Bruder hätte auch etwas Besseres tun können, als mich

    zur Schützerin dieses schwer zu erziehenden, unzugänglichen Kindes zu machen! Na, Gott sei Dank konnte ich das Amt vor zwei Jahren niederlegen, das Mädel ist nun bereits dreiundzwanzig Jahre alt.«

    »Also im besten Heiratsalter«, meinte der Graf. »Ist sie passabel?«

    »Das weiß ich nicht«, antwortete sie kurz, »ich habe sie seit fünf Jahren nicht gesehen. Nach dem Tod meines Bruders kam sie zu uns, dreizehnjährig, schlaksig, in den schönsten Flegeljahren. Mit achtzehn Jahren kam sie in ein Pensionat – was ja viel früher hätte geschehen müssen, doch der vernarrte Onkel konnte sich von seinem Herzensliebling nicht trennen – und mit zwanzig Jahren begleitete sie eine Familie nach England, bei der sie bis jetzt geblieben ist. Wohl als Gesellschafterin der jungen Lady, die sie im Pensionat kennengelernt und mit der sie Freundschaft geschlossen hatte.

    Nun hat die Lady vermutlich geheiratet, und sie hat ihre Stellung verloren. Was jetzt weiter mit ihr geschehen soll, mag der Himmel wissen.«

    »Zuerst wird sie mal eine Weile bei uns bleiben«, ließ sich die ruhige Stimme des Gatten vernehmen. »Ich meine, etwas mehr Interesse und Sympathie könntest du dem einzigen Kind deines Bruders schon entgegenbringen.«

    »Nun, die bringst du ihr doch schon gerade genug entgegen«, meinte sie mit einem hämischen Lächeln. »Du hast die Göre ja unglaublich verwöhnt, sie wäre sonst nicht so unleidlich geworden.«

    »Was du unleidlich nennst, war Eigenart, mein liebes Kind«, entgegnete der Gatte gelassen. »Deine Härte hat das arme elternlose Kind in die Fremde hinausgejagt, wo sie hier hätte eine Heimat finden können. Hoffentlich läßt du nun ein wenig menschliches Gefühl aufkommen, und kommst dem armen Kind endlich freundlich entgegen.«

    Herr von Eggrin hatte etwas so Unerbittliches in seinen sonst so gütigen Augen, daß seine Schwester ihn ganz erstaunt ansah.

    Die schöne Leonie war einfach starr. Es war noch nie vorgekommen, daß der Gatte sie im Beisein anderer gemaßregelt hatte.

    Eine solche Wut tobte in ihr, daß sie erblaßte. Dieses Erblassen faßte die Gräfin Rödering falsch auf, und die Schwägerin tat ihr leid. Sie war eine der vielen kalten Naturen, die für Liebe und Schmeicheleien sehr empfänglich sind, ohne selbst Wärme spenden zu können.

    »Adalbert, was fällt dir ein, wie kannst du Leonie zumuten, daß sie für eine so verstockte, verzogene Göre Liebe aufbringen soll? Ich habe die Kleine als einen ruppigen Backfisch in Erinnerung, der jeden Menschen zurückstieß, der sich ihm nur nähern wollte. Ich finde darum den Namen Heide-Rose so unpassend wie möglich für sie.«

    Graf Rödering, der dem Wortgefecht mit größtem Ergötzen gefolgt war, lachte laut auf.

    »Aber, liebste Mutter, nach deiner Schilderung zu schließen, paßt der Name ausgezeichnet zu der Kleinen. Heiderosen haben Stacheln. Du weißt doch – frei nach Goethe: Röslein wehrte sich und stach.«

    »Du bist ein unverbesserlicher Schlingel«, sagte sie mit kur­zem Lachen. »Aber Scherz beiseite, das Kind wird doch noch einen anderen Namen haben, nicht wahr, liebste Leonie?«

    »Gewiß, sie heißt Adelheid Rosalie, nach zwei Erbtanten. Doch mein Bruder nannte sie nie anders als Heide-Rose«, entgegnete sie kurz und ließ durchblicken, daß ihr das Thema unerwünscht war. Doch Graf Rödering kehrte sich nicht daran.

    »Na also – wenn der kleine Balg so ruppig ist, dann nennen wir ihn Adi oder Rosa«, riet er amüsiert.

    Gräfin Rödering und ihr Bruder lachten, doch die schöne Leonie nicht.

    Sie hatte ihren Ärger noch nicht überwunden.

    Dieser verlor sich erst, als sich der Gatte entschuldigte und zurückzog, weil er nach dem Bahnhof wollte, um die Nichte abzuholen. Da stellte sich die strahlende Liebenswürdigkeit der schönen Leonie wieder ein.

    Graf Rödering lehnte behaglich in seinem Sessel und betrachtete mit Muße und Ergötzen, wie die verführerische Leonie seiner Mutter gegenüber ihren ganzen Charme entfaltete.

    Die zehn Jahre, die aus dem strahlenden, stürmischen Grafen Eckehard Rödering einen arroganten, skeptischen Weltmann gemacht hatten, waren an dieser Frau spurlos vorübergegangen. Sie war noch genauso schön, genauso bezaubernd, nur daß Graf Eckehard sie nach diesen zehn Jahren mit ganz anderen Augen betrachtete als ehedem. Mit den prüfenden, wägenden Augen des guten Menschenkenners, statt mit den heißen, glückstrunkenen eines jungen, dreiundzwanzigjährigen Knaben, der die große Liebe noch nicht kennt und sie sehr leicht mit einer nervenaufpeitschenden Leidenschaft verwechselt.

    Die sogenannten Erfahrungen hatten aus dem vertrauenden, gläubigen Jüngling das gemacht, was er heute war. Zehn Jahre lang war er immer nur auf kurze Zeit zu Hause gewesen, hatte zuerst das Landwirtschaftsfach gründlich studiert und war dann gereist.

    Seine Güter wußte er bei seinem tüchtigen Verwalter viel besser aufgehoben, als wenn er sich damit befaßt hätte.

    In den kurzen Wochen, die er während der zehn Jahre in Rautenbruch geweilt, hatte er das Haus seines Onkels gemieden, hatte seine schöne Tante Leonie nicht ein einziges Mal wiedergesehen.

    Vor sechs Wochen war er nun wieder nach Hause zurückgekehrt, und da hatte ihm sein Verwalter klipp und klar erklärt, daß er das Risiko ablehne, in dieser schwierigen Zeit allein zu wirtschaften. Der Graf hatte ihn zuerst ausgelacht, dann aber doch eingesehen, daß er schließlich nicht immer ein Weltenbummlerleben führen könne und endlich seßhaft werden müsse.

    Er versprach jedoch dem biederen Verwalter zunächst noch nichts, sondern besuchte erst einmal seinen Onkel, der sich über seinen Besuch herzlich freute.

    Und als er dann nach zehn Jahren der schönen Leonie wieder gegenüberstand, da begriff er nicht mehr, daß er sie so lange gemieden, sich ihretwegen so lange in der Weltgeschichte herumgetrieben hatte.

    Schön war die Frau immer noch, von geradezu aufreizender Schönheit. Doch ihm – nein, ihm konnte sie nicht mehr gefährlich werden.

    Es begann ein reger Verkehr zwischen Rautenbruch und dem Schlößchen. Und wie schon so oft in den letzten sechs Wochen saß er lässig in seinem Sessel, rauchte eine Zigarette und beobachtete mit größtem Ergötzen, wie Leonie ihren ganzen Zauber entfaltete, um seine Mutter zu bestricken.

    *

    Nicht jede Hausfrau besitzt die Gabe, ihre Gäste fesselnd zu unterhalten. Doch die schöne Leonie – oh, welche Gabe hätte die wohl nicht besessen!

    So sahen sie alle drei ganz erstaunt auf, als der Oberst wiederum die Terrasse betrat.

    »Nun habe ich mein Mädchen endlich hier«, berichtete er vergnügt. »Sie schüttelt nur den Reisestaub ab und wird dann erscheinen.«

    »Wie ist sie, wie sieht sie aus – hat sie sich verändert?«

    Hastig und überstürzt stellte Leonie diese Fragen, indem sie den Gatten mit einem Blick ansah, in dem die Neugierde brannte.

    »Verändert hat sich Heide-Rose allerdings, das ist bei einem jungen Menschen ja kaum anders möglich«, beantwortete er endlich die Fragen der Gattin. »Doch wie sie aussieht, diese Frage ist schwer zu beantworten, unser beider Geschmack ist sehr verschieden. Doch urteile bitte selbst.«

    Er zeigte mit einer Handbewegung, die viel Spöttisches in sich barg, nach der Tür, in deren Rahmen Heide-Rose soeben erschien.

    Heide-Rose näherte sich der Tante, ruhig, gelassen. Tadellos war die Bewegung, mit der sie sich über Frau von Eggrins Hand beugte, die ihr zum Kuß gereicht wurde.

    »Guten Tag, Tante Leonie, hoffentlich komme ich dir nicht gar zu ungelegen«, sagte sie in einem höflichen Ton, der jedoch keine Spur von Herzlichkeit in sich barg.

    »Wenn du mit einer solchen Voraussetzung herkommst, dann ist alles gleich von vornherein halb verdorben«, lautete die Entgegnung. Frau Leonie ließ sich herab, einen flüchtigen Kuß auf die Stirn des jungen Mädchens zu drücken, sie war mit einem Male froh, gutgelaunt.

    »Geh, mach dein Knickschen, Heide-Röslein«, sagte sie gnädig und schob das junge Mädchen den Gästen zu.

    O ja, die schöne Leonie war froh. Sie hatte gefürchtet, Heide-Rose könnte sich zu einer Schönheit entwickelt haben. Und das war ihr, Leonie, einfach unerträglich gewesen.

    Frau von Eggrin hatte eine ganz andere Auffassung von Schönheit. Sie bestand für sie in Reizen, die stark ins Auge fielen. Davon besaß Heide-Rose allerdings so gut wie nichts. Ihre Schönheit bestand in einer betörenden Reinheit und Süße. Die mittelgroße Gestalt war rassig, das süße Gesichtchen, um das sich schimmerndes Lockenhaar schmiegte, war ungemein fein geschnitten. Über der ganzen Erscheinung lag ein unbeschreiblicher Hauch von Vornehmheit.

    Bestand eine Ähnlichkeit zwischen Tante und Nichte?

    Nein, keine Spur von Ähnlichkeit. Nur sah man Frau von Eggrin auf einmal ihre achtunddreißig Jahre an, als sie so neben diesem jungen reinen Geschöpf stand, an dessen Lieblichkeit nichts gekünstelt war, was man von der

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