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Beelzebub Kriminalroman Rüstungsskandal Bundeswehr Bonn Koblenz Leipzig Berlin Tübingen: Jan van Ridder findet das Glück - sein dritter Fall
Beelzebub Kriminalroman Rüstungsskandal Bundeswehr Bonn Koblenz Leipzig Berlin Tübingen: Jan van Ridder findet das Glück - sein dritter Fall
Beelzebub Kriminalroman Rüstungsskandal Bundeswehr Bonn Koblenz Leipzig Berlin Tübingen: Jan van Ridder findet das Glück - sein dritter Fall
eBook378 Seiten4 Stunden

Beelzebub Kriminalroman Rüstungsskandal Bundeswehr Bonn Koblenz Leipzig Berlin Tübingen: Jan van Ridder findet das Glück - sein dritter Fall

Von JR JR

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Über dieses E-Book

Am Bonner Rheinufer wird vor Jan van Ridders Augen ein Bundeswehrangehöriger aus dem Hinterhalt erschossen. Jan selbst entgeht nur knapp dem Attentäter. Der Mitarbeiter der Bundewehr kann Jan vorher noch einen USB-Stick zustecken. Die Datensammlung enthält hochbrisante Insiderinformationen, die auf einen Rüstungsskandal immensen Ausmaßes hindeuten. Und es wird von Morden berichtet, die zur Vertuschung des Skandals verübt wurden. Jan van Ridder, der ehemalige IT-Vertriebsmanager, Spezialist für die öffentliche Verwaltung und Bundeswehr und inzwischen selbständiger Berater, wird widerwillig in den Fall hinein gezogen. In seinem dritten Fall begibt sich der sympathisch authentische Bonner Hobby-Ermittler Jan van Ridder auf eine sehr persönliche Reise: eine Achterbahnfahrt zwischen Gewaltverbrechen und undurchsichtiger Interessen, nagendem Zweifel und Glücksmomenten voller Liebe. Jan wird zum Spielball mächtiger Gegenspieler, die auch vor Morden nicht zurückschrecken. Ein rasanter Politthriller, der den Leser in die verschlossene Welt des industriell-militärischen Rüstungssektors und seine enge Verflechtung mit der Bundeswehr und der Politik entführt. In Zeiten zahlreicher Rüstungsskandale, steigender deutscher Waffenexporte und der weltweiten Bedrohungslage durch Terrorismus ist die Handlung top aktuell und nah an der Realität. Gleichzeitig durchzogen von Momenten zarter Verliebtheit, unsicherer Anbahnung zwischen Mann und Frau und rauschhaften Glückszuständen. Neben vertrauten Bekannten aus der van Ridder Reihe trifft der Leser auf ein eingeschworenes Vertriebsteam, alte Kameraden, ungleiche Brüder, korrupte Spitzenbeamte, einen Landtagsabgeordneten mit erstaunlichen Erinnerungslücken, den tödlichsten Pressesprecher Deutschlands und die Sieben Prinzen der Hölle.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Nov. 2016
ISBN9783734568299
Beelzebub Kriminalroman Rüstungsskandal Bundeswehr Bonn Koblenz Leipzig Berlin Tübingen: Jan van Ridder findet das Glück - sein dritter Fall
Autor

JR JR

Langjähriger, aktiver Manager in führenden internationalen und nationalen IT-Konzernen, intimer Kenner der Bundesverwaltung in Bonn und Berlin. In seiner Jan van Ridder Reihe sind bisher fünf Bände erschienen: * Mammon - Jan van Ridder tritt auf - sein erster Fall * Asmodeus - Jan van Ridder gibt Gas - sein zweiter Fall * Beelzebub - Jan van Ridder findet das Glück - sein dritter Fall * Satan - Jan van Ridder verliert den Glauben - sein vierter Fall * Belphegor - Jan van Ridder verfährt sich - sein fünfter Fall * Leviathan - Jan van Ridder zieht um - sein sechster Fall (im Entstehen) * weitere folgen JR schreibt anders, kreiert wohltuend andere Plots - keine Krimis, die kalkuliert, nach den immer gleichen Kriterien am Reißbrett konstruiert worden sind. Er greift aktuelle gesellschaftliche und politische Themen auf, oft schmerzhaft nah an der Realität. Die Romane sind dabei mit facettenreichen, psychologisch-feinsinnigen Situations- und Typenbeschreibungen aus dem Alltag gespickt. Und man merkt, dass der Autor viel recherchiert und sich "auskennt".

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    Buchvorschau

    Beelzebub Kriminalroman Rüstungsskandal Bundeswehr Bonn Koblenz Leipzig Berlin Tübingen - JR JR

    Das Buch

    Winter in Deutschland. Vorweihnachtszeit. Ein für rheinische Verhältnisse ungewohnt früher und frostiger Wintereinbruch hält Bonn und das gesamte Land in eisiger Umklammerung.

    Auf einem abendlichen Spaziergang am Rheinufer wird vor Jan van Ridders Augen ein Bundeswehrwehrangehöriger aus dem Hinterhalt erschossen. Jan selbst entgeht dabei nur knapp dem Attentäter. Der Mitarbeiter der Bundewehr kann Jan vorher noch einen USB-Stick mit Hintergründen aus einem bundeswehrinternen Untersuchungsprojekt zustecken. Die Datensammlung enthält hochbrisante Insiderinformationen, die auf einen Rüstungsskandal immensen Ausmaßes hindeuten. Und es wird von Mordfällen berichtet, die zur Vertuschung des Skandals verübt wurden. Jan van Ridder, der ehemalige IT-Vertriebsmanager, Spezialist für die öffentliche Verwaltung und Bundeswehr und inzwischen selbständiger Berater, wird widerwillig in den ominösen Fall hinein gezogen. Schnell wird bei seinen weiteren Recherchen klar, dass es sich um ein gigantisches Komplott handelt. Mächtige Akteure aus der Politik, des Verteidigungsbereiches, der Rüstungsindustrie und selbst der Aufsichts- und Ermittlungsbehörden haben ihre Finger in dem dubiosen Spiel und ziehen aus dem Verborgenen die Fäden. Sein Bekannter, der Bonner Hauptkommissar, Klaus Ebner, fühlt sich nicht zuständig, die Kollegen der Koblenzer Mordkommission ermitteln nur halbherzig, nur ein Journalist schenkt Jans Vermutungen Glauben. Jan van Ridder ist auf sich allein gestellt.

    Alle Spuren weisen auf eine mittelständische Rüstungsfirma im Süddeutschen mit ihrem umstrittenen Sturmgewehr hin. Jan begibt sich auf eine winterliche Reise ins Schwäbische. Dort trifft er die mysteriöse, unbekannte Frau wieder, die er im Herbst in seinem Fall rund um das Hells Angels Chapter Bonn, kennen gelernt und in die er sich verliebt hat. Jan ist unsicher. Welche Rolle spielt sie? Kann er ihr trauen?

    In seinem dritten Fall begibt sich der sympathisch authentische Bonner Hobby-Ermittler Jan van Ridder auf eine sehr persönliche Reise: eine Achterbahnfahrt zwischen zahlreichen Gewaltverbrechen und undurchsichtiger Interessen, nagender Zweifel und Glücksmomenten voller Liebe. Jan wird zum Spielball mächtiger Gegenspieler, die auch vor Morden nicht zurück schrecken. Blut mischt sich in die weiße Schneepracht. Alles andere als eine friedliche Vorweihnachtszeit.

    Van Ridder, vielschichtig, mal locker-humorvoll, mal nachdenklich-melancholisch, durch ein tragisches Unglück früh verwitwet, Vater einer studierenden Tochter und Großvater, Liebhaber deutscher Weißweine, Rockmusikhörer, Altbaubewohner, Katzenbesitzer, und immer auf der Suche. Findet er sein Glück?

    Der Fall

    Ein rasanter Politthriller, der den Leser in die verschlossene Welt des industriell-militärischen Rüstungssektors und seine enge Verflechtung mit der Bundeswehr und der Politik entführt. In Zeiten zahlreicher Rüstungsskandale, steigender deutscher Waffenexporte trotz anders lautender politischer Absichtserklärungen und der weltweiten Bedrohungslage durch Terrorismus aktuell und nah an der Realität. Gleichzeitig durchzogen von Momenten zarter Verliebtheit, unsicherer Anbahnung zwischen Mann und Frau und rauschhaften Glückszuständen. Neben vertrauten Bekannten aus der van Ridder Reihe trifft der Leser auf ein eingeschworenes Vertriebsteam, alten Kameraden, zwei ungleiche Brüder, korrupte Spitzenbeamte, einen Landtagsabgeordneten mit erstaunlichen Erinnerungslücken, den tödlichsten Pressesprecher Deutschlands und die Sieben Prinzen der Hölle.

    Der Autor

    Langjähriger, aktiver Manager in führenden IT-Weltkonzernen, intimer Kenner der Bundesverwaltung und Bundeswehr in Bonn und Berlin.

    Beelzebub

    Schweren Lastern wurden im Verlauf der Kirchengeschichte – insbesondere unter Papst Gregor I. (um 540 bis 604) – als sinnbildliche Warnung für die Gläubigen und Mönche bestimmte Dämonen zugeordnet. Quasi die Armee des Teufels. Unter anderem waren verantwortlich: Der Satan für den Zorn, Leviathan für Neid und Eifersucht, Mammon für Habgier, Asmodeus für die Untugenden Raserei und Begierde und eben der Beelzebub für die Völlerei, Maßlosigkeit und Selbstsucht.

    Baal Zebub wird übersetzt mit „Herr der Fliegen" und ist vermutlich eine Verballhornung des eigentlichen Namens Baal Zebul (‚erhabener Herr‘), um den heidnischen Gott zum Dämonen abzuwerten beziehungsweise dessen Anhänger zu verspotten. Als Fliegendämon besitzt Beelzebub eine ältere Vorlage in der altiranischen, zoroastrischen Dämonologie: Dort ist es der weibliche Dämon Nasu, der als eine in Leichen wohnende Fliege dargestellt wurde und Verwesung, Unreinheit und Zerfall symbolisierte.

    Der Beelzebub (auch Beelzebul, Beelzebock, Belsebub) ist ein Dämon der christlichen Mythologie und im Volksmund ein anderer Name für den Teufel. Im dualistischen Denken und der christlichen Dämonenlehre wurde Beelzebub zum Anführer der widergöttlichen Mächte erhoben. So erscheint er im Neuen Testament als der „Fürst der Dämonen", oberster Teufel und einer der sieben Prinzen der Hölle.

    Die im Volksmund gebräuchliche Redewendung „Den Teufel durch Beelzebub austreiben (nach Matthäus 12, 24-27), die auf eine Begebenheit im Lukasevangelium zurückgeht, bedeutet sinngemäß „ein Übel durch ebenso Schlimmes oder Schlimmeres zu beseitigen.

    ERSTER TEIL

    Anfang Dezember

    Winter

    Ein weißes Feld, ein stilles Feld.

    Aus veilchenblauer Wolkenwand

    Hob hinten, fern am Horizont,

    Sicht sacht des Mondes roter Rand.

    Und hob sich ganz heraus und stand

    Bald eine runde Scheibe da,

    In düstrer Glut. Und durch das Feld

    Klang einer Krähe heisres Krah.

    Gespenstig durch die Winternacht

    Der große dunkle Vogel glitt,

    Und unten huschte durch den Schnee

    Sein schwarzer Schatten lautlos mit.

    Gustav Falke (1853-1916)

    Prolog

    Stille umgibt ihn.

    Er starrt in den dunklen Himmel.

    Schneeflocken rieseln aus dem schwarzen Nichts. Schweben wie weiße, kleine Federn langsam auf ihn herab. Benetzen sanft einer kühlen, leichten Daunendecke gleich sein Gesicht.

    Er kann sich nicht bewegen. Er liegt auf dem Rücken. Stechende Schmerzen rasen durch sein Gehirn. Aus seinem Hinterkopf ergießt sich eine dampfende Blutlache über die eiskalten Steine. Das warme Blut lässt den Schnee schmelzen und färbt ihn rot. Sein Kreislauf bricht zusammen. Er wird ohnmächtig.

    Am Nachmittag war er mit der Seilbahn zur Festung Ehrenbreitstein ¹ hinauf gefahren. Die imposante Festungsanlage thronte hoch oben auf dem Bergtableau gegenüber der Moselmündung und bewachte von alters her das Flusstal und die Stadt. In der Vorweihnachtszeit und bei dem nasskalten, winterlichen Wetter verirrten sich nur wenige Touristen am Deutschen Eck, wo Rhein und Mosel in einer spektakulären Flusslandschaft zusammen flossen. In der Kabine der Seilbahn hatte er alleine gesessen. Unter dem gläsernen Boden der Gondel glitt der mächtige Strom des Rheins vorbei, schräg gegenüber der Blick auf die Moselmündung, das mächtige Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm dem I. und das Stadtpanorama von Koblenz.

    Oben angekommen war er eine knappe Stunde gedankenverloren und ziellos über das riesige Areal der verlassen liegenden, alten Wehranlage gelaufen. Der Schnee hatte das Gelände mit einer dünnen weißen Schicht überzogen. Wie feiner Puderzucker, dachte er beim leisen Knirschen unter seinen Schritten. Er aber konnte sich nicht an der friedlichen Winterlandschaft erfreuen. Was wollte er hier? Er war weder geschichtlich interessiert, noch der Typ touristischer Jäger, der nach Fotomotiven oder Reiseführersensationen Ausschau hielt, die es zu erlegen galt. In der kalten Luft und in der Bewegung den Kopf freikriegen? Seine Gedanken sortieren? Aber ein befreiendes Gefühl wollte sich nicht einstellen. Ganz im Gegenteil. Je länger er umherlief, desto unruhiger und aggressiver wurde er. Missmutig stapfte er durch den Schnee. Wollte ihn am liebsten zertreten.

    In seiner kleinen Wohnung war ihm am Vormittag – nach einer viel zu kurzen und durchwachten Nacht - die Decke auf den Kopf gefallen. Das ansonsten behagliche Einliegerappartement, wo er seit seiner Versetzung aus Bonn nach Koblenz bei einer alter Dame zur Untermiete unter der Woche wohnte, kam ihm mit einem Mal bedrohlich eng und stickig vor. Der schlagartige Verlust schmerzte. Die abrupte Abfuhr setzte ihm unerwartet heftig zu. Er spürte nach dem Aufwachen wie die einsetzende Einsamkeit sein Gemüt im eisernen Griff hielt. Nachdem er wie gelähmt im Schlafanzug lange an dem kleinen Küchentisch gesessen und vor sich hin gestiert hatte, trieb es ihn nach draußen. Er war noch nie der Typ gewesen, der auf sich allein gestellt sein konnte.

    Das Telefonat mit Sabine gestern Abend. Seine Freundin aus Bonn, bei der er normalerweise immer die Wochenenden verbrachte, hatte ihn gestern Abend angerufen und in dürren Worten mitgeteilt, dass sie ihre Beziehung beenden wollte. Sie hatte ihn abserviert.

    Vor drei Wochen war Sabine berufsbedingt von Bonn nach Berlin gezogen. Gewechselt oder besser gesagt auf der Verwaltungsrutschbahn in die neue Hauptstadt geschliddert wie so viele Angestellte und Beamte aus den verbliebenen Bonner Ministerien. Wer im Beamtenapparat der Bundesministerien Karriere machen und am Entscheidungspuls des Politik- und Verwaltungsgeschehens der Bundesrepublik sitzen wollte, ging nach Berlin. Die Hebel der Macht wanderten seit Jahren langsam aber unaufhaltsam nach Berlin ab. Interessante, höherdotierte Stellen gab es zunehmend nur noch dort. Ganze Abteilungen in allen Ressorts wurden – trotz der anderslautenden Bestimmungen des bestehenden Bonn-Berlin-Gesetzes – sukzessive vom Rhein an die Spree verlagert. Die Bonner Bundesministerien bluteten aus. Aber Sabine hatte diesen Schritt freiwillig getan. Keine Versetzung, keine Abordnung, kein Marschbefehl. Sie hatte sich aus freien Stücken für den internen Stellenwechsel im Bundesentwicklungshilfeministerium ² gemeldet.

    Nächtelang hatten sie das Für und aus seinen Augen vor allem das Wider diskutiert: was würde dann aus ihrer Beziehung? Die Strecke Koblenz – Berlin war zu weit, um eine einigermaßen regelmäßige Wochenendbeziehung aufrecht zu erhalten. Fliegen war zu teuer. Die Bahnverbindung war durch mehrfaches Umsteigen zu umständlich, durch die notorischen Verspätungen und Zugausfälle zu unzuverlässig und an Autofahrten war aufgrund der chaotischen Verkehrslage besonders rund um Köln und im Ruhrgebiet auf der langen Strecke aus Zeitgründen gar nicht erst zu denken. Mit steigender Verwunderung war ihm bei ihren Gesprächen in letzter Zeit aufgefallen, dass Sabine diese für ein regelmäßiges Sehen nicht zu überwindenden, faktischen Hürden und damit den ungewissen Fortbestand ihrer Beziehung leichtfertig in Kauf genommen hatte. Sie hatte ihn beschwichtigt: „Lass es uns doch versuchen! Um sein Verständnis für ihre (einseitige) Entscheidung geworben: „Für mich ist der Wechsel beruflich unheimlich wichtig.

    Und jetzt hatte er die Bestätigung. Sein schwelender Verdacht hatte sich erhärtet. Bei dem Telefonat hatte sie ihm beiläufig und ohne erkennbares, schlechtes Gewissen mitgeteilt, dass sie einen anderen Mann kennengelernt hatte. Ihre Beziehung sei ja schon seit langem „brüchig, wie sie es formuliert hatte. Sie hätten sich entfernt, auseinandergelebt. Sie könne bis heute zum Beispiel nicht verstehen, warum er bei der Bundeswehr arbeiten und dem Irrglauben hinterherjagen würde, dass Töten im Namen eines angeblich gerechten Krieges die Welt verbessern könnte. „Du siehst doch was die Feldzüge im Irak, Afghanistan und jetzt Syrien anrichten. Failed States, Armut, Chaos, Terror und immer nur noch mehr Krieg. Die Welt wird durch militärische Interventionen, wenn sie vielleicht auch noch so gut gemeint sind, nicht sicherer, sondern ganz im Gegenteil immer unsicherer. Man kann den Teufel halt nicht mit dem Beelzebub austreiben!

    Er hatte diese Diskussionen mit Sabine von Anfang an, als sie sich vor drei Jahren kennen gelernt hatten, befremdlich gefunden. Zu Beginn ihrer Beziehung strahlte Sabines euphorisches Engagement für eine bessere Welt auf ihn noch etwas, wenn auch klein-mädchenhaftes, naives, aber liebenswertes aus. Über die Jahre wurde er den immer gleichen Argumenten überdrüssig. Er konnte es nicht mehr hören und die Litanei trübte schleichend seinen Blick auf Sabines Charakter ein. In seinen Augen bewegte sie sich in einer selektiven, selbstgefälligen Wahrnehmungsblase, die nur Argumente zuließ, die dazu da waren, am Ende Recht zu behalten und die eigene, feststehende Sichtweise zu zementieren. Sie nährte in einer Endlosschleife nur noch ihr eigenes Universum und sich besser, überlegen zu fühlen. In ihrer selbstgerechten Welt der Gutmenschen, die mit Brunnenbohren, Alphabetisierungskampagnen und Wideraufforstungsinitiativen in millionenschweren Entwicklungshilfeprojekten die Dritte Welt beglückten, um nur Monate später ansehen zu müssen, wie ihre mühsam aufgebauten Schulen im Flammenmeer, ihre nachhaltig, ökologisch korrekt wirtschaftenden Kleinbauern im Kugelhagel von Taliban und IS, folternden Diktatoren, korrupten Provinzregierungen und archaisch denkenden Stammesältesten wieder untergingen.

    „Manchmal muss Krieg leider die Ultima Ratio der Politik sein. Ich glaube nicht, dass Du den schwertschwingenden und Scharia-gläubigen Islamist in einer Podiumsdiskussion über die Gleichberechtigung der Frau und die Notwendigkeit von Schulbildung für Mädchen überzeugen kannst hatte er spöttisch erwidert. „Im Bombenhagel der IS, den Giftgaswolken eines Assads und Säuberungswellen irgendwelcher Möchtegernkalifen wirst Du deine heilen Zivilgesellschaften nicht aufbauen können. Noch nicht mal einen Deiner Brunnen unbehelligt bohren können. In den meisten Krisengebieten müssen zivile Aufbaumaßnahmen wohl oder übel militärisch abgesichert werden.

    Eigentlich hätte er ihr viel lieber gesagt, dass er als Zivilangestellter und Ingenieur in der wissenschaftlichen Prüfabteilung des Bundesamtes für Ausrüstung direkt nichts mit dem militärischen Teil der Bundeswehr zu tun hatte. Aber er war es leid. Sie hatte immer schon alles mit allem vermengt und in den nicht aufzulösenden Topf der ganz großen, universellen ethischmoralischen Grundsatzfragen gestellt. Mit dem Ergebnis, dass sie auf der richtigen Seite der guten Weltenretter stand, während er – wenn auch nur als kleines Rädchen – auf der falschen Seite der Schuldigen zurück blieb. Am Anfang ihrer Beziehung hatte er diese Diskussionen nicht ernst genommen. Aber gerade in letzter Zeit führte Sabine die Auseinandersetzungen immer verbissener, fast schon verblendet mit einem missionarischen Eifer, der sie immer weiter von ihm entfremdete.

    Mit den Worten: „Raimund, lass doch mal Deinen unerträglichen Sarkasmus hatte sie die Auseinandersetzung abgewürgt und stattdessen die Entfernung zwischen Koblenz und Berlin als Argument für das Aus ihrer Beziehung nachgeschoben. Das habe ja alles keine Zukunft. Das müsse ihm doch auch klar sein! Bei dieser Wendung des Telefonats war er explodiert: „Ach, jetzt plötzlich ist es die Entfernung. Vor Wochen hast Du noch die Durchhalteparole ausgegeben: Lass es uns versuchen! Er war außer sich: „Du lügst doch. Deinen neuen Stecher kennst Du doch schon viel länger und folgst ihm jetzt willig nach Berlin hatte er abschätzig ins Telefon gebrüllt. „Sei jetzt wenigstens ehrlich! Sie hatte geschwiegen.

    Er legte nach. Wollte verletzend sein, sie persönlich treffen, ihr wehtun: „Wahrscheinlich auch so ein naiver Wir-bringen-Frieden-in-die Welt durch Stuhlkreise und Handauflegen-Spinner!"

    „Nein. Wenn es dich beruhigt: Er macht etwas ganz anderes" hatte sie trotzig entgegnet.

    „Was denn?" fragte er verächtlich.

    „Er ist Unternehmensberater in einer großen, internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft."

    „Ach so. Am heimischen Küchentisch und in den warmen Amtsstuben die Welt verbessern und dabei alle andere verurteilen, aber gleichzeitig auf die Segnungen des kapitalistischen Luxus und die Bequemlichkeiten eines gesättigten Wohlstandlebens durch einen bilanzfälschenden Anzugträger nicht verzichten wollen. Marke Prenzlauerberg Sofarevoluzzer: Auf dem Wochenmarkt Champus saufen und fair gehandelte Krabbenschwänze knabbern und für den Ferienflug in die Karibik den CO2-Ausgleich als Ablass für das schlechte, grüne Gewissen in die Dritte Welt spenden. Du spinnst ja wohl, Sabine."

    Keine Reaktion. Es war still in der Leitung.

    Er ließ seiner Wut freien Lauf und redete sich in Rage: „Und Abends beseelt vom Weltfrieden beim gemeinsamen Anschauen der prall gefüllten Kontoauszüge die Beine für den Schlipsträger breit machen! Wie schön einfach doch alles sein kann."

    Ihr Schweigen ließ ihn ungehalten werden. Er schrie: „Jetzt werden mir auch deine vielen plötzlichen Dienstreisen nach Berlin in den letzten Monaten klar. Mehrere Tage, über Nacht. Ja klar, die kleine Juristin aus dem BMZ muss selbst am Wochenende dienen. Seine Stimme triefte vor Verachtung: „Für wie blöd hälst du mich eigentlich? Ich lass mich doch von dir nicht verarschen, Sabine!

    Wieder keine Antwort. Erst an dem monotonen Tuten in der Leitung merkte er, dass sie längst aufgelegt hatte.

    Er setzte sich auf die niedrige Umgrenzungsmauer. Unter ihm die steil abfallenden Felsabhänge. Er ließ die Beine über dem Abgrund baumeln und schaute in die Tiefe. 60 Meter unter ihm floss der Rhein träge in seinem Bett. Er blickte hinüber auf Koblenz. In der Dämmerung funkelten die Lichter der Stadt am gegenüberliegenden Flussufer. Durch den einsetzenden Schneefall sahen die beleuchteten Häuser wie auf einer winterlichen Postkartenidylle aus. Der friedlich-liebliche Anblick hellte sein Gemüt auf: Dann schmeiße ich mich heute Abend in das prickelnde Nachtleben von Koblenz. Irgendeine wird sich schon finden. Und wenn nicht, lasse ich mich mal wieder richtig volllaufen, schmunzelte er. Er kramte sein Smartphone aus der Jackentasche und machte ein Foto von der Stadtansicht. Bei der zweiten Aufnahme beugte er sich weiter vor, um das Rheinpanorama besser ins Bild zu bekommen.

    Plötzlich traf ihn ein harter Schlag auf den Hinterkopf. Er verlor das Gleichgewicht, kippte nach vorne und stürzte kopfüber mehrere Meter tief hinab in den dunklen Abgrund.

    Er öffnet die Augen. Er starrt in den Nachthimmel. Schneeflocken schweben auf ihn herab. Von ferne hört er über sich das heiserne Krächzen von Krähen. Die schwarzen Vögel gleiten über ihn durch den dunklen Himmel.

    Sein Kopf schmerzt. Seine Gliedmaßen fühlen sich wie zerschlagen an.

    Ein heller Lichtstrahl durchschneidet die Dunkelheit. Trifft ihn – es schmerzt. Er schließt die Augen. Öffnet sie zögerlich wieder. Weit über sich meint er verschwommen zwei Konturen auszumachen, die sich gegen den dunklen Himmel abzeichnen. Er kneift die Augen zusammen. Er versucht um Hilfe zu schreien, bekommt aber keinen Ton heraus. Einer der Umrisse beugt sich über die Begrenzungsmauer. Hält etwas Großes, Schwarzes mit ausgestreckten Armen vor sich. Das grelle Licht blendet ihn.

    Der schwarze Gegenstand löst sich und rast auf ihn zu.

    Er versucht, abwehrend die Arme zu heben. Kann sich aber nicht bewegen.

    Der Steinbrocken zermalmt seinen Schädel.

    Nun ist er tot.

    Leise rieselt der Schnee.

    Das weiße Feld färbt sich rot.

    Ein schwarzer Vogel fliegt heran. Lässt sich neben dem leblosen Körper auf einem Stein nieder. Der Vogel stößt krächzende Laute aus. Der Schwarm fliegt neugierig und hungrig heran.

    Eine unverhoffte Begegnung am Flughafen Leipzig

    Draußen setzt Schneetreiben ein. In der Dunkelheit wirbeln Schneeflocken in den Lichtkegeln der grellen Startbahnbeleuchtung. Weiße, dicke Flocken, vom Wind hin und her geweht, tauchen aus dem schwarzen Nichts auf. Wie von einer unsichtbaren Hand unachtsam dahin geworfen. Führen einen zuckenden Tanz auf ihrer hellerleuchteten Lichterbühne auf und verschwinden dann wieder in der Schwärze der Nacht. Ein bizarres Schauspiel.

    Jan sitzt in der großen Wartehalle am Flughafen Leipzig-Halle. Gelangweilt blickt er umher. Im Wartebereich vor den Flugsteigen verlieren sich an diesem frühen Sonntagabend des ersten Dezemberwochenendes nur wenige Reisende. Er schaut auf seine Armbanduhr: 17.15 Uhr. Er stöhnt missmutig. Die Zeit will einfach nicht vergehen. Ihm ist langweilig.

    Seine Gedanken schweifen ab: Wie viele Stunden er in seinem Leben wohl schon wartend auf Flughäfen und Bahnhöfen verbracht hat? Damals als er noch beruflich im Wochentakt per Flieger quer durch Europa gereist war. Inklusive der ellenlangen Staus auf den Autobahnen sicherlich ein Fünftel seiner Lebenszeit. Ach, und die Warterei vor roten Ampeln, geschlossenen Schranken, in Arztzimmern, vor Schaltern, in Amtsstuben. Plus Schlafen. Verschläft der Mensch nicht ein Drittel seines Lebens? Das halbe Leben besteht aus Warten. Auf wen und was auch immer. Eigentlich sogar das ganze Leben, wenn man die Lebensspanne als Warten auf den Tod begreift. Wir sind alle nur auf der Durchreise. Eine erschreckende Bilanz. Oder auch nicht? Abwarten und Teetrinken. In der Ruhe liegt die Kraft.

    Jan schüttelt sich. Vertreibt die unnützen Gedankenspiele.

    Er hatte in seiner Rolle als selbständiger IT-Berater und Vertriebscoach am Donnerstag und Freitag eine Vertriebsschulung in der Leipziger Zentrale eines großen Handelspartners von Marcosoft gehalten. Seinen Aufenthalt hatte er mit einem Besuch eines langjährigen und befreundeten Kollegen aus seinen Macrosoft Zeiten am Samstag und Sonntag kombiniert. Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen in Ostdeutschland kannte Jan Leipzig durch seine damaligen geschäftlichen Aufenthalte verhältnismäßig gut. Seit der Wiedervereinigung war er beginnend mit seinem ersten Besuch direkt nach dem Mauerfall regelmäßig in Leipzig. Er war bei seinen Besuchen immer wieder fasziniert, wie prächtig sich diese Stadt über die Jahrzehnte seit dem Mauerfall entwickelt hatte: von einer tristen, von der sozialistischen Planwirtschaft ruinierten Messestadt hin zu einer lebendigen, boomenden Metropole. Hier war es wirklich zu denen im Taumel der deutsch-deutschen Einheit viel bemühten „blühenden Landschaften" gekommen. Wenn auch mit fast 30 Jahren Verzug und damit sehr viel später, als Helmut Kohl, der Kanzler der Einheit, dem Wahlvolk einst versprochen hatte.

    Jan schaut erneut auf seine Armbanduhr. Die Uhrzeiger scheinen still zu stehen. Wie geronnen. Immer noch fast eine Stunde bis zum Abflug. Er war viel zu früh, da er das tägliche Verkehrschaos und die zähen Abfertigungsschlangen von seinem Heimatflughafen Köln/Bonn automatisch mit einkalkuliert hatte. Leipzig, zwar ähnlich groß dimensioniert wie der Köln/Bonner Flughafen, machte sich dagegen wie ein verschlafener Provinzflughafen aus, mit dem Vorteil, dass Jan zügig durch den gesamten Checkin-Prozess kam. Jan greift nach seiner Computertasche, erhebt sich und schlendert in den gegenüberliegenden Zeitschriftenladen. Der Laden ist nur spärlich besucht. Außer einer Verkäuferin, die hinter der Kassentheke Zigarettenschachteln in das Regal einsortiert, ist nur noch eine weitere Kundin im Laden. Jan geht in die Ecke mit den Musikzeitschriften und blättert die neueste Ausgabe des ROCKS Magazins³ durch. Er liest die Rezession der neuen Scheibe von Mother`s Finest. Er wundert sich, dass diese Wegbereiter des Heavy Metal-Funk-Fusion Sounds aus den 80igern immer noch aktiv sind. „Liest sich gut. Die werde ich mir wohl holen müssen", denkt er bei der Beschreibung der Musik. Neben ihm nimmt sich eine Frau ein GEO-Reiseheft über Kambodscha und Vietnam.

    Dann riecht er es. Ganz plötzlich. Dieser verführerische, süßlichschwere Parfumduft. Bilder überfluten sein inneres Auge. Schlagartig hat er die Geschehnisse aus den stürmischen Herbsttagen vor Augen. Und sie. Ihr Kennenlernen in der brasilianischen Bar in Bad Godesberg, das Wochenende, die gemeinsamen Abendessen, die verwirrenden Tage, geprägt von blinder Rache, Hass und Gewalt, aber auch seine starken Gefühle für diese Frau, ihr überraschender Auftritt auf dem Herbstfest des Hells Angels Charters Bonn, der Schusswechsel, ihr spurloses Verschwinden. Er dreht sich langsam zu der Frau um und betrachtet sie. Sie steht mit dem Rücken zu ihm. Ohne Zweifel: Sie muss es sein. Das halblange, schwarze, gewellte Haar, die schlanke, sportliche Statur. „Maria? flüstert er kaum hörbar; zu mehr hat er keinen Mut. Die Frau reagiert nicht. Vorsichtig macht er einen Schritt auf sie zu. Tippt sie von hinten zaghaft auf die Schulter: „Entschuldigen Sie.

    Die Frau dreht sich um. Schaut ihn an. Jan wird schwindelig. Sie ist es! Das Gesicht. Und vor allem diese dunkelbraunen, intensiven Augen. Im Antlitz der Frau spiegelt sich Erstaunen und dann ein Anflug von Entsetzen wieder.

    „Maria!" mehr bringt Jan nicht heraus.

    „Jan, was machst du denn hier?" fragt sie erschrocken. Ihr Gesicht zeigt keine Freude.

    „Ich hatte hier geschäftlich zu tun. Und du? Wohnst du hier?"

    „Nein, ich habe meine Mutter besucht, die …"

    Eine Lautsprecherdurchsage unterbricht sie: „Der letzte Aufruf für alle Gäste für Flug LH386 nach Stuttgart. Kommen Sie bitte umgehend zu Gate drei. Wir schließen den Flug."

    „Jan, ich muss." Sie lässt die Zeitschrift auf den Stapel fallen und wendet sich ab.

    Jan streckt seine Hand nach ihr aus: „Maria, nein warte. Ich möchte dich unbedingt …"

    „Jan, ich melde mich bei dir. Ich verspreche es".

    Sie geht Richtung Ausgang. Jan läuft hinter ihr her: „Maria, nein, so kann ich dich jetzt nicht gehen lassen…"

    „Tschuildjung, junger Mann, de Zeidung da bezahlense aber schunn noch bei mir! schallt eine energische Stimme hinter ihm. Jan dreht sich um und schaut die kleine, dickliche Verkäuferin verständnislos an. Die Frau deutet auf die Musikzeitschrift in seiner Hand. Jan schmeißt die ROCKS Ausgabe mit den Worten: „die nehme ich doch nicht auf den Tresen und blickt zum Ausgang. Die Verkäuferin hält ihn am Arm fest und zetert: „So jed dass nisch, ärschd lesen un dann nischd goofen!"

    Jan reißt sich los und läuft aus dem Laden in die lichtdurchflutete Wartehalle. Er schaut sich hektisch um: „Wo ist dieses Gate drei?"

    Und dann sieht er sie. Sie legt gerade ihr Smartphone auf den Ticketscanner, die Zugangsschleuse öffnet sich. Sie geht hindurch. Die gläserne Schiebetür am Gate schließt sich mit einem leisen zurrenden Geräusch hinter Maria.

    Weg ist sie.

    Schon wieder.

    Wie damals.

    Jan rennt durch die Halle. Außer Puste erreicht er den Schalter. Eine junge Frau am Counter klappert mit rot lackierten Fingernägeln auf der Tastatur des Computers. Jan stottert – vor Atemlosigkeit, vor allem aber aufgrund seiner Verwirrung: „Ich müsste bitte dringend die Frau von eben…"

    Die Lufthansaangestellte schaut ihn verständnislos an. „Tut mir leid, der Flug LH386 ist bereits geschlossen!"

    Jan atmet durch: „Ich fliege nicht nach Stuttgart. Ich bräuchte nur den Namen von der letzten Dame, die hier eben reingegangen ist. Bitte!"

    „Ich bin aus Datenschutzgründen leider nicht befugt, ihnen Namen von anderen Fluggästen zu überlassen. sagt die Frau mit einem einstudierten „Wie wimmele ich Beschwerden ab-Lächeln, was nicht zu ihrem ansonsten abweisenden Gesichtsausdruck passt.

    „Das verstehe ich natürlich! Jan hat sich mittlerweile gesammelt und eine Geschichte zu Recht gelegt. Er schaut auf das Namensschild auf der blau-gelben Uniform: „Aber ich denke, dass wir beide gemeinsam, Frau Ponkatz, der Dame viel Ärger ersparen können, wenn sie gelandet ist. Und Sie wollen ja wohl nicht, dass das auf den Kundenservice Ihrer Airline zurückfällt, wenn wir uns hier jetzt unnötig bürokratisch verhalten?

    Sie schaut ihn fragend an. Ihre Gesichtsmimik entspannt sich. Sein Plan geht auf. Er hat die Frau neugierig gemacht.

    Jan – ganz alte Gesprächsführungsschule aus seinen Vertriebszeiten – legt nach: „Die Dame hat in dem Zeitschriftenladen ihr Portemonnaie liegen lassen." Jan greift in seine Manteltasche und holt zum Beweis eine Geldbörse hervor, die er am Samstag als Geschenk für seine Tochter Charlotte in einer Boutique in der Leipziger Innenstadt gekauft hatte. Er wedelt damit lächelnd vor der Lufthansaangestellten herum.

    „Dann geben Sie mir das Portemonnaie und wir schicken das der Passagierin über unseren Kundenservice nach."

    „Ach, kommen Sie, Frau Ponkatz. Verbauen Sie mir doch nicht die einmalige Gelegenheit auf einen Finderlohn in Form eines Candle-Light-Diners mit einer hübschen, unbekannten Frau?" Jan legt seinen ganzen Charme in die Waagschale: strahlt die Frau aus seinen blauen Augen an und zaubert einen romantisch verklärten Ausdruck auf sein Gesicht. Seine

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