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Auf dem Marktplatz: Lebenserinnerungen
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eBook413 Seiten5 Stunden

Auf dem Marktplatz: Lebenserinnerungen

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Über dieses E-Book

"Seit letztem Sommer habe ich täglich den Marktplatz in Augenschein genommen. Es sollte streng geschehen, wie mit der Lupe als Phänomen, das zu durchblicken, bestaunen und zu vertiefen ist. Ich wollte auf diesem Platz Lebensspuren finden."

Die Autobiografie des Schriftstellers Freddy Derwahl (geb. 1946) erscheint zum 100. Jahrestag des Versailler Vertrages, der die Kreise Eupen-Malmedy Belgien zuschlug. Sein Leben beginnt in einer Zeit schmerzlicher Kriegsfolgen. Die deutsche Muttersprache ist im neuen Vaterland umkämpft. König Baudouin steht schüchtern auf dem Rathausbalkon von Eupen. Der junge Journalist engagiert sich inmitten von Bruderkrieg und Konspiration für eine tolerante Autonomie.
Nach einer Sabbatzeit in einem Trappistenkloster in den USA führt ihn eine Begegnung mit dem Nobelpreisträger Heinrich Böll in die Literatur. Zahlreiche Bücher und Filme entstehen.
Schwere Krankheiten und eine dadurch ausgelöste Lebenswende, die sich in spiritueller Lyrik und Tagebuchnotizen äußert, lassen seine Romane und Erzählungen persönlicher, intensiver werden. In der Stille des Hohen Venns, der Eifel und seines Gartens zieht Freddy Derwahl jetzt Resümee und nimmt uns mit auf den Marktplatz seines reichen Lebens.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum18. März 2019
ISBN9783954414734
Auf dem Marktplatz: Lebenserinnerungen

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    Buchvorschau

    Auf dem Marktplatz - Derwahl Freddy

    Dimitri

    NOVEMBERKIND

    Wenn man am finsteren 16. November des Jahres 1946 geboren wurde, geschah dies noch im Kriegsschatten. Man hat nicht gelitten, doch hörte man noch Einschläge. Die vom »Führer« am 10. Mai 1940 »heim ins Reich« geholten Einwohner von Eupen hissten wieder die belgische Fahne. Das nur zwanzig Minuten entfernte Deutschland nannten sie »drüben«, anonym und beängstigend. Alles war möglich, der Puls der Davongekommenen schlug immer noch unruhig, das Bevorstehende war von Zweifeln belastet. Es herrschte eine Herbstzeit nicht verheilter Untergänge und riskanten Neubeginns. Niemand gerät unschuldig in dieses Tal kaum vertrockneter Tränen, niemand kommt heil heraus. Es beginnt ein Leben im Zwiespalt. Wer darin groß wird, ist ein unbeteiligt Beteiligter. Es kursierten späte Todesmeldungen, weiter wurden Gräber ausgehoben, die Suche nach Verwundeten, Vermissten und Kriegsgefangenen hörte nicht auf. In den Bittgottesdiensten brannten vor dem Gefallenen-Denkmal flächendeckend die Kerzen. Der Zeitbruch klaffte offen, die Nachbeben waren unheimlich.

    Meine Eltern erzählten oft, dass die Hebamme, Frau Schieren, mich mit dem Ausruf ans Licht gezogen habe: »Jesses, da scheißt er och schon.« Ich habe später darüber nie gelacht, schlimmer noch: Ich vermutete, der Vorgang sei symbolisch, eine erste Gegenwehr aus dem kollektiv Unbewussten. Als Kind rätselte ich über den Vorgang und vermutete dahinter eine ausweglose Bestimmung. Älter werdend redete ich mir ein, sie verknüpfe Sigmund Freuds tiefenpsychologische Deutungen mit Martin Heideggers existenziellem Credo »in die Welt geworfen sein«. Bei diesem frühen Schiss im Entbindungsheim äußerte sich offenbar ein pränatal angestauter Widerstand gegen die Nachhut einer finsteren Vergangenheit. Es ist etwas verrückt, aber ich wollte nicht geworfen werden, erst recht nicht in diese Welt.

    Unsere Kleinstadt Eupen bot für ein solches Schicksal einen zwielichtigen Hintergrund. Sie war schon immer Grenzstadt, seit der Schlacht von Worringen 1288 eine Etappe für Durchmarschierer aller Hoheitszeichen. Die vorübergehenden Sieger kamen und gingen. Neben den Folgen flüchtiger Liebesnächte führten sie in der kuschenden Bevölkerung zu lauen Arrangements. Die reihum »Heimgeholten« eilten zum Rathaus und jubelten, doch war die Freude noch größer, wenn die Fahnen gleich welcher Couleur wieder eingeholt wurden und die Diplomaten, ob Wiener Kongress oder Versailler Vertrag, für dieses lästige Städtchen an den alten Grenzsteinen noch einen akrobatischen Kompromiss ausgehandelt hatten. Im klein gedruckten Anhang fiel er meist dürftig aus, war von klammheimlich plündernder Qualität und nahm auf politische Sympathien der Einwohner keine Rücksichten. Das Vaterland war ein Stiefvaterland, die Muttersprache eine Tuschelsprache, die sich hinter einem sarkastischen Dialekt versteckte, so eine Mischung aus Trotz und Illusionslosigkeit. Gegen einen großen Backofen kannst du nicht gähnen, hieß es an den Tresen. »D’r Döövel es ägene Bosch«, der Teufel ist im Wald, so wurde vor drohender Gefahr gewarnt. Meine Vorfreude auf die Kirmes dämpfte mein Großvater mit den Worten: »Wat es da noch Keermess, veer hant jidder Dag Keermess.« Jeden Tag Kirmes, es herrschte der Ton gemütlicher Resignation. Nationalstolz war undenkbar, die Einwohner hielten sich für geübte Untertanen. Angebliche Patrioten waren die Kriegsgewinnler, Kaffee-, Tabak- und Pferdeschmuggler, sie hielten die Treue der Halunken.

    Eupen in den späten 40er-Jahren war eine dunkle Stadt, als hockten ihre Bewohner noch immer in den Kellerlöchern. Von Kriegsschäden war man so gut wie verschont geblieben, doch lastete die unbewältigte Vergangenheit unter begeistert geschwenkten NS-Fahnen, als betrete man hier ein Ruinenfeld. Kleine Kinder haben einen untrüglichen Blick auf das erste Umfeld ihres Lebens. Er ist noch nicht selektiv, wittert jedoch bereits einen fatalen Hintergrund: kaum verschwindende Finsternis, bleibende Furcht. Das Geraune der Alten lehrte uns das Gruseln, die mir unbekannten Begriffe konnten nur Böses verheißen: KZ, Hakenkreuz, Gefallene, Front, Bunker, Nazi-Schweine, Besatzer-Hure, Verräter, Weiße Armee, Schutzhaft. Zwei Orte blieben brisant: das Franziskanerkloster Garnstock als Internierungslager für Mitläufer und das Gefängnis Heusy als Haftanstalt vermeintlicher Kollaborateure. Allmählich kam der Name »der König« hinzu. Ich stellte ihn mir wie im Märchenbuch vor: eine rettende Lichtgestalt.

    Auf dem Friedhof, wo wir um Allerheiligen und Allerseelen vor den Gräbern unserer gefallenen Angehörigen drei Ave-Maria beteten, wurden am Ehrenmal die Helden umgebettet. Es gab Goldschrift und Kränze für belgische Kriegsopfer und Widerständler. In der äußersten Ecke am Kleinbahndepot wurden neben dem Abfallhaufen die Überreste der Nazis verscharrt. Dieses weitläufige Gräberfeld am Kirchhofs Weg wirkte zugleich faszinierend und erschütternd. Die ersten Bewegungen, die ich in der Stadt registrierte, waren Leichenzüge: von der Pfarrkirche bis zum Friedhofsportal appellierende Rosenkranzgebete. Hinter dem Vortragskreuz der Kaplan mit gregorianischen Schritten, schluchzende Frauen mit schwarzen Schleiern und wehrlose Kinder. Der Leichendiener mit Zylinder und langem Schal. Der Totenwagen wurde von zwei Rappen mit schweren Schabracken gezogen. Besonders tückisch waren die Schlitze, aus denen die dunklen Augen der Pferde funkelten, ein unberechenbares Blinzeln aus der Tierwelt. Der Sarg wurde auf ein Rollbrett gehievt. Jetzt sah man das blanke Holz zwischen den Tannenkränzen schimmern, deren Harzgeruch in die Nase stieg. Er stammte aus unseren Fichtenwäldern und barg eine Spur Trost. Auf einem Eingangspfosten waren die Worte »mox noster« gemeißelt, das so viel heißen sollte wie, »Gib acht, du könntest der nächste sein.« Jahre hindurch habe ich es beherzigt, dann klang es plötzlich wie eine bösartige Warnung. So spricht nicht der Herr über Leben und Tod.

    Im markanten Mittelpunkt der Begräbnisse standen der Kutscher und der Friedhofswärter. Der alte Franz Bosten saß hoch auf dem schwarzen Wagen wie eine Sphinx. Unter dem Zylinder nicht die Spur einer Regung. Mit weißen Lederhandschuhen hielt er die Zügel, doch kannten die Pferde den Weg auswendig. An sich war er ein geselliger Mann, der sich im Alter noch sein Dienstmädchen angelacht hatte. Unbekümmert ließ er uns auf dem Heuboden des Pferdestalls spielen. Mein Lieblingsversteck war das Rollbrett auf dem Leichenwagen, dessen schwarze Vorhänge mit Silberfransen keinen Durchblick zuließen. Es roch nach Pferdeäpfeln und Stroh.

    Der Friedhofswärter Herbert Koonen liebte die feierliche Pietät und begrüßte den zum Friedhof einbiegenden Leichenzug mit einem militärischen Gruß, als rücke eine Armee an. Im Reich der Toten war er der Ordonnanz-Offizier. Das liturgische Zeremoniell am offenen Grab geschah in routinierter Sachlichkeit, er reichte dem Kaplan das Weihwasser, das Weihrauchfass und das Kreuz, bevor er die Angehörigen an die Grube führte. Wie Bosten war er ein stämmiger Mann, beide hatten etwas Beruhigendes und die delikaten Dinge fest im Griff. Näherten sich die Leichenzüge, unterbrachen wir nebenan auf den Wiesen unser Fußballspiel, schlichen durch die Tujahecke und blickten auf die schluchzenden Frauen. Dramatischer Abschied, die heftigen Bilder sind geblieben. Zuletzt wurde für denjenigen in diesem Kreis gebetet, der dem Verstorbenen am nächsten folgen werde. Dann zuckt man zusammen und sieht sich um. Die Totengräber spuckten in die Hände, griffen nach den Schaufeln und ließen die braunen Lehmklumpen auf den Sarg poltern. Dieses Geräusch war wie ein letztes Gewittergrollen gegen den Tod.

    An Trauer- und Gedenktagen erreichte der Trauerkult in dieser politischen Jahreszeit eine beängstigende Qualität. Bei Anbruch der Nacht flackerten auf den Gräbern Hunderte Kerzen, jedem sein »ewiges Licht«. Der Wind blies durch die kahlen Bäume und die hohen Zypressen neigten sich wie zum Abschiedsgruß. Ich rückte näher an Mutters Seite und fürchtete, sie werde wieder zu weinen beginnen. Der November war gekommen, der Monat meiner Sehnsucht, aus diesem riskanten Leben zu fliehen. Möglichst weit weg in ein fernes Land, wo es keine Gräber gab.

    Geblieben sind all die Jahre hindurch, in denen sich das tägliche Leben mit den Ritualen des Kirchenjahres mischte, die Glocken der St. Nikolaus-Pfarrkirche. Schwere Schläge, die in der Frühe aus unsicheren Träumen weckten, und abends einen elegischen Klang erhielten. Die Glocke der protestantischen Friedenskirche begann nach einer kleinen ökumenischen Verspätung, holte sie jedoch, als sei es ein Konkurrenzlauf gegen die Uhr, bald wieder ein. Die helle Angelus-Glocke der Franziskanerinnen eilte im Rhythmus der Stundengebete. Die Glocke der Marien-Kirche, in deren Gruft die Gebeine der Kapuziner ruhten, hatte die Besonderheit, dass sie bei vorüberziehenden Begräbnissen geläutet wurde. Der Ton prägte sich ein wie eine Melodie vom Tod. Wenn um zwölf all diese Glocken die Mitte des Tages ankündigten, klang es wie ein concerto grosso drängender Appelle in alle Windrichtungen.

    Die beiden grünen Türme von St. Nikolaus ragen fast grazil in den Himmel. Ihre Zwiebelform ist im Land zwischen Maas und Rhein eine Ausnahme, rund und spitz, fast etwas Bayerisches. Ich traute ihnen zu, gerecht über Gute und Böse zu wachen. Nach langen Reisen hatten sie auch für Nichtgläubige die bewährte Qualität von Heimat. Als im Sommer 1949 der Nordturm in Flammen aufging, konnte ich vom Balkon meiner Großmutter verfolgen, wie er sich langsam neigte und Funken sprühend zu Boden stürzte. Ich hielt mich an ihrer Schürze fest, während sie laut zur Muttergottes rief: »Maria hilf, Maria hilf.« Viele glaubten, der Großbrand sei zeichenhaft: Götterdämmerung und Sündenstrafe, nach dem Kriegsende für Freund und Feind ein letztes Fanal.

    Die Worte »Venite ad me omnes« unter dem Christus mit ausgestreckten Armen wurden uns erst viel später bewusst. »Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe verschaffen«, las ich später im Matthäus-Evangelium. Es war zugleich eine tröstende Geste, der man kaum zu glauben wagte und doch eine bleibende Aufgabe, mühselig und beladen waren wir alle. In der Taufkapelle ruhte unter der Marien-Ikone der im Felsengrab aufgebahrte Jesus. Der totale Tod, aus dem sich der verklärte Christus im Blitzschlag der Auferstehung aus der Höllenfahrt befreien sollte. Hier stieß ich auf die großen Fragen des Christentums, die bohrenden Zweifel und ein mysteriöses Urvertrauen. Beide sind geblieben, dem Geheimnis alles zuzutrauen.

    Das Kircheninnere glühte in barockem Gold. Der Aachener Baumeister Johann Joseph Couven hatte sich hier ausgetobt. Uns Kindern nahm es den Atem, die Phantasie reichte nicht für all die Marien, Erzengel und Heiligen, die über dem Tabernakel auf- und abstiegen. Der Schutzpatron Nikolaus von Mira war ein bärtiger Kinderfreund, doch hing über Himmel und Herrlichkeit, inmitten der Sterne einer rätselhaften Nacht, erneut ein Todeszeichen, ein massives Kreuz mit Goldornamenten. Seit der Erstkommunion sind mir die österlichen Lieder in Erinnerung geblieben, die zum Durchbohrten so stürmisch hinauftönten, als solle er endlich hinabsteigen: »Das Grab ist leer« und »Erschalle laut Triumphgesang«. Mein Vater, der ansonsten nur am letzten Sonntag der österlichen Zeit die Sakramente empfing, sang auf vibrierende Weise mit, kannte sogar die zweite Strophe auswendig: »… und quält uns nicht des Todes Macht, vor der die Väter einst erbebten …«. Dieses Gotteshaus hatte eine besondere Akustik für das Flehen der Sünder. In der Anonymität der voll besetzten Kirche war es eine starke Hilfe gegen alle Schuld. Papa sagte mir nach dem Frühstück am Festtagstisch, der Kommunionstag sei der schönste in meinem Leben. Es klang wie ein Versprechen, doch hat er es nicht gehalten.

    In den ersten Volksschuljahren hat mich allein die Schönschrift interessiert. Fein gezirkelte Buchstaben mit einem Griffel auf die Schiefertafel zu kratzen, sie dann und wann mit einem Schwämmchen auswischen und auf der feuchten Fläche neu beginnen, weicher und etwas blasser als zuvor, aber diszipliniert zwischen den Linien bleibend: Ich war darin vertieft. Neben mir auf der Holzbank saß Edgar Luchte, der Sohn des Friseurs aus der Gospertstraße, der es noch besser schaffte, gleichmäßiger und geschwungener, so, wie ihm sein Vater jeden Morgen die Stirnlocke einfettete. Ich bewunderte diesen Stil und war bemüht, es ihm gleich zu tun. So entstanden in dem Klassenzimmer, das nach Kreide und abgestandenem Wasser roch, kleine Meisterwerke, Miniaturen wie aus mittelalterlichen Skriptorien: »Die Mutter, der Mutter, der Mutter, die Mutter.«

    Es waren kalligraphische Schreibversuche, meine erste Hommage an die Sprache. Tief über dem Täfelchen gebeugt entstanden Wechselwirkungen zwischen der gelingenden Form der Buchstaben und dem Inhalt der Worte. Die mütterliche Deklination geschah in besonderer Zärtlichkeit, weniger berührende Namen gerieten in leichte Schräglage; Respekt einflößende Bezeichnungen, wie Vater, Schule oder Herr Direktor, hatten manchmal brechende Konturen, als habe das Unterbewusstsein Gefahr gewittert und die Hand leicht gezittert. Als schwieriger erwiesen sich die Diktate, die künstlerische Versenkung wurde durch das aufmerksame Zuhören gestört, manche Worte gingen in der Eile unter, andere stürzten in orthografische Abgründe. Die Noten zwischen der Schönschrift und der Rechtschreibung erreichten ein bedenkliches Gefälle. Als wir im zweiten Schuljahr die Griffel gegen Federhalter eintauschten, häuften sich in den Klassenheften die roten Striche des Lehrers Stockaerts, einem kaum Deutsch sprechenden Wallonen mit schwarzem Schnurrbart. In der Aufregung produzierte Kleckse umrandete er besonders kräftig, als sei es ein Fall tödlicher Sünde. So wurde Rot schon in den frühen Jahren ein Warnzeichen, das ich durchs Leben zu schleppen begann: das sich erschreckend aufbäumende Rote Meer, die roten Blutspritzer der Kreuzritter, das flammende Rot sozialistischer Rosenfäuste, der Stechschritt der roten Armee auf dem Roten Platz, das Rot klaffender Wunden, das Rot verweigerter Liebe und ihrer dunklen Auswege.

    Damit verbunden waren ständige Ordnungs-Appelle, sie schallten mir aus allen Unterrichtsfächern alarmierend entgegen, am schlimmsten in den Rechenstunden, denen ich mit Schuldgefühlen entgegensah. Es waren Erfahrungen immer tiefer sinkenden Scheiterns. Nach dem Einmaleins am Rechenschieber begann die Mühsal des Multiplizierens, die furchtbaren Zahlen hinter dem Komma, und später die Katastrophen algebraischer Symbolik und geometrischer Bilderrätsel. Noch im Alter verfolgen mich diese Phantome; wenn ich dann aus mathematischen Albträumen aufwache, jubele ich trotzig, noch immer nicht zu wissen was ein Integral ist.

    So geriet die Schule von Jahr zu Jahr zu einer Falle. Sie hatte mir meine Kindheit geraubt. Kämpfte ich noch am ersten Schultag mit den Tränen, überfluteten sie mit zunehmender Zeit den verborgenen Teil der Seele. Ich wollte da raus, beobachtete in quälenden Klassenstunden Hausfrauen, die in der Hisselsgasse ihre Treppen schrubbten oder Arbeiter, die auf der Straße nach Nispert die Wasserleitung reparierten. Wie gerne hätte ich ihnen das Werkzeug aus der Hand genommen und mit ihnen getauscht. Tröstende Kompensationen waren dürftig: die Turnübungen in Sporthose und Unterhemd verschafften etwas Luft, für den Knabenchor reichte meine Stimme nicht, allein der Katechismus ließ mich träumen. Das Problem der Dreifaltigkeit, dargestellt am Beispiel der gemeinsamen Flamme dreier Streichhölzer, fand ich spannend. Die von schwarzen Flecken beschmutzte Seele des Todsünders war furchterregend, doch einleuchtend. Nur die Jungfrau Maria als Trösterin der Betrübten schien mich zu verstehen. Sie war die einzige Frau, die man uns zutraute. Auch das blieb, mit Höhen und Tiefen, lebenslang: Trost durch Frauen, unheilige inklusive.

    ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE

    Ein besonderer Beschützer in diesem Ringen zwischen knallharter Ordnung und verträumter Freiheit war unserer Religionslehrer Kaplan Robert Ernst. Kurzes, gewelltes graues Haar, die Gesichtszüge von klösterlicher Blässe, in einer schwarzen Soutane mit den 33 Jesus-Knöpfen, die seine hagere Gestalt noch schlanker machten. Der Kaplan war milde wie ein Lamm, lächelte verständnisvoll und verteilte Heiligenbildchen. Entscheidend war jedoch seine Stimme. Ob er jetzt vom Lamm Gottes, vom Himmelsreich oder vom ewigen Höllenfeuer sprach, es geschah stets in einer flüsternden Tonart, fast schon am Rande der Hypnose. Er kannte Beispiele aus dem Leben Jesu, die Wundersames offenbarten. Immer hat er ihn »der Herr« genannt, es war eine feste Größe. Im Gegensatz zu Grimms Märchen barg sein Unterricht eine Authentizität jenseits der Phantasie. Mit ihm nahten wir dem Fegefeuer und blickten in den Höllenschlund Satans. Die dramaturgischen Pausen, die er zu neuen Verkündigungen nutzte, steigerten die Spannung, die Stille wurde größer. Es gab keinen Zweifel: Noch ein Gebetsruf, noch ein Wunder und die Lichtgestalt des verklärten Herrn würde neben dem Wassereimer erscheinen.

    Die Worte des Kaplans, der die Konzilsreformen strikt ablehnte, und vom Bischof auf ein Seitengleis abgeschoben wurde, haben mich die Jahrzehnte hindurch begleitet. Unter der Nummer 917L2 wurde mein Name in den Listen der Pfarrbibliothek eingetragen, die ihm ein Herzensanliegen war. Da stand er selbst an Wintertagen neben einem Bullerofen und strahlte, wenn man Werke seiner Neigung auswählte. Waren es zunächst die »Spur-Bücher« oder die Tintin-Bände von Hergé, kamen bald etwas mysteriösere Erzählungen, wie »Der letzte Mönch von Andechs« oder »Das Leben des heiligen Pfarrers von Ars« in Frage. Der Kaplan ließ diese Titel auf seiner Zunge zergehen, wiederholte sie mehrmals und mahnte, die darin berichteten Dämonen-Kämpfe nicht als spannende Zugaben zu unterschätzen. Ich fühlte mich zugleich verstanden und bestellte bald spirituelle und theologische Bände, nur weil mich die Titel beeindruckten, ohne vom Inhalt ein Wort zu verstehen. Der Bibliothekar kletterte auf das kleine Treppchen und reichte dem Halbwüchsigen Werke über die Seherin Therese von Konnersreuth oder die blutigen Wunden von Pater Pio.

    Seine Sonntagsmessen in der benachbarten Klosterkirche waren »Singmessen«. Es entsprach seinem Verständnis von Liturgie, sie furios ausbrechen zu lassen. Erst mit weihevollen Gesten am Hochaltar, dann von der Kanzel orakelnd wie Savonarola, immer wieder angetrieben von strophenlangen Kirchliedern. In der bis zum letzten Platz besetzten Kapuziner-Kirche geschah es wie bei ansteigender Flut. Kaplan Ernst im alten, goldbesticktem Ornat, händeringend auf der Schiffsbrücke und sich erst bei der hl. Kommunion dem Volk zuwendend, die er den vor ihm Knienden zärtlich auf die Zunge legte. Nach einem Marienlied öffneten sich die schweren Kirchenportale und die Gläubigen strömten auf den Vorplatz, als seien sie einem Meeresbeben entkommen.

    Auch als ich später begann, statt Heiligenleben Goethes »Die Leiden des jungen Werther« zu lesen, haben wir in seinem Studierzimmer intensive Gespräche über Erscheinungen und zweite Gesichter geführt. Weltende, Jenseits und Wiedergeburt waren seine bevorzugten Themen. Meine Erzählungen von Reisen zum Heiligen Berg Athos gingen ihm in ihren Berichten über wundersame Begegnungen mit Einsiedlern nicht weit genug. Erscheinungen wie in Lourdes oder Fatima hielt er für selbstverständlich, bevorzugte jedoch kaum bekannte noch mysteriösere Orte und stand mit Sehern aus aller Welt in Briefkontakt. Sonderbare Gäste suchten ihn auf. Beim Betreten »verdächtiger« Landschaften oder Gebäude, wie der Burg Reinhardstein im Wald von Ovifat, betete er den »Großen Exorzismus«. Die tödlich geendete Teufelsaustreibung von Anneliese Michel in Klingenberg verfolgte er in der Tagespresse wie ein Mitwisser. Mit mir machte er einen Pendel-Versuch über meine angeblich vorherigen Leben, dessen Ergebnisse ich für durchschaubar hielt. Mit dem Pendel erteilte er auch lebenden oder verstorbenen Nonnen und Mönchen mystische Noten. Über einen Abt des russischen Klosters Panteleimonos sagte er: »Das muss ein Teufel sein.« Über Sexualität haben wir nicht gesprochen. Nur am Ende der Beichte flüsterte er hinter dem Holzgitterchen: »Schließen wir alles ein.«

    In der kleinen Pfarrbibliothek brannte eine einzige Funzel, das schaffte eine sonderbare Impression kontemplativer Stille. Die Bücher meist älteren Jahrgangs strömten einen speziellen Duft aus, es roch nach vergilbtem Papier. Ich empfand eine verführerische Bücherlust. Die Bände in Händen zu halten, darin zu blättern und zu schmökern, fesselte, man vergaß die Zeit. Es faszinierten allein schon die Titelseiten, sie ließen unbekannte Wesen erahnen. Die Namen der Lieblingsautoren des Kaplans begannen sich zu wiederholen. Vielleicht fand sich in den unteren Schichten der Bücherhaufen die Erklärung des großen Weltmysteriums.

    In diesem dunklen Raum lag der Ursprung meiner Sucht nach bedrucktem Papier, nach Schriftzügen, Autorennamen und bibliographischen Daten. Bedruckte Blätter durch meine Finger gleiten zu lassen, wurde zu einer Obsession. Bald begann ich Buchläden zu besuchen, nur um diese erregende Glätte jungfräulicher Seiten zu berühren. Die Geruchsvariationen wechselten mit der Jahreszahl, ich streichelte die Bücherrücken und griff gespannt nach Neuerscheinungen. Dichter und Schriftsteller avancierten zu wahren Titelhelden. Hatten mich zu Hause Grimms Märchen, »Tom Sawyer« von Mark Twain und Erich Kästners »Emil und die Detektive« begeistert, suchte ich als 14-Jähriger schon nach anspruchsvollerer Literatur, oft reichte ein pointierter Name, es musste etwas Orakelndes sein. Während eines Urlaubs am Vierwaldstätter See schenkte mir meine Mutter in einer Bücherei von Schwyz zwei Bücher, und ich wählte ahnungslos, aber voller Lesefreude, eine Monografie von Paul Claudel und dessen Gedichtband »Strahlende Gesichter« aus. »Der weiß, was er will«, lobte der Buchhändler, doch wusste ich gar nichts, ich hatte nur eine dunkle Ahnung. Die beiden Bände verstand ich erst einige Jahre später, dann aber gebannt. Die plötzliche Bekehrung des jungen Claudel während einer gregorianischen Weihnachts-Vesper erschüttert mich immer noch. Bin ich in Paris, stelle ich mich in Notre-Dame an seinen Platz, neben einer Säule im Seitenschiff. Hier fing der Dichter des »Seidenen Schuh« Feuer.

    Meinem Vater, einem überzeugten Sozialdemokraten, dem jeden Monat ein Prolet vom »Verband« die Mitglieds-Märkchen in das Heftchen der sozialistischen Gewerkschaft klebte, imponierte zwar mein Bildungshunger, doch gefiel ihm die starke Neigung für religiöse Literatur überhaupt nicht. Zunächst schaute er mir abends kritisch über die Schulter, dann bemühte er sich, mich für seine Weltkriegs-Geschichten zu begeistern, schließlich griff er zu einer Zwangsmaßnahme, die mich tief verletzt hat: Zensur, Buchverbot! Als ich mir dennoch im Lädchen des alten Heinen in der Paveestraße das Taschenbuch »Le Désespéré, der Verzweifelte« von Léon Bloy kaufte, gab es Ohrfeigen. Die lateinische Widmung »ad fratres in eremo« für seine Taufpaten Pieter Van der Meer de Walcheren und Jacques Maritain verriet mich. Der Zwischenfall hatte schwere Folgen: Léon Bloy wurde zu einer Schlüsselfigur, ich verschlang alles, was mir über ihn die Hände fiel. Selbst in einer amerikanischen Bibliothek fand ich seine Biografie. Als ich in den Tagebüchern von Ernst Jünger wiederholt Bloy-Zitate entdeckte, war es wie eine späte Würdigung all meiner Leiden für diesen Autor, der selbst ein großer Leidender war. Arm wie eine Kirchenmaus, mit einer Geisteskranken und, nach ihrem Tod, mit einer Prostituierten verheiratet, vom muffigen Katholizismus des späten 19. Jahrhunderts angewidert, und doch zugleich ein radikaler Zeitkritiker und Meister mystischer Sequenzen. Seine Worte: »Je mehr eine Frau heilig ist, umso mehr ist sie Frau«, begleiten mein Leben als wäre es eine Lösung für die Ewigkeit. Maria als die Verborgene in der Schöpfungsgeschichte und die Strahlende am Weltenende.

    Die Lesebegeisterung meiner Jugendzeit reichte von Ludwig Thomas Dorfgeschichten und Felix Timmermans »Franzikus« bis zur dunklen Lyrik von Georg Trakl. Die homo-erotischen Reisebücher von André Gide verschlang ich in konspirativer Neugier. Gedichte von Francis Jammes habe ich übersetzt. Baudelaire- und Apollinaire-Gedichte kenne ich heute noch auswendig. Deutsche Autoren habe ich erst später entdeckt. Heinrich Böll sandte mir seine Erzählung »Abschied von der Truppe« mit einer persönlichen Widmung. Günter Grass war mir zu sarkastisch, und doch konnte ich von der »Blechtrommel« nicht lassen. Thomas Mann klang zu selbstverliebt, seine im Tagebuch erwähnten wollenen Unterhosen fand ich lächerlich. Bert Brechts »Galilei« packte, rüttelte und schüttelte, Stefan Andres’ »Wir sind Utopia« spielte hinter Klostermauern. Ernst Wicherts KZ-Erzählung »Totenwald« hat für Jahrzehnte mein Deutschlandbild geprägt, vielleicht sogar für immer. Rilkes »Stundenbuch« hütete ich wie einen Schatz, die Verse »Und die das Dorf verlassen wandern lang, und viele sterben vielleicht unterwegs«, stellte ich 1964 meinem ersten Gedichtbändchen voran. Das war mit 17 meine programmatische Stimmungslage: das Dorf verlassen, unauffindbar untertauchen, vorzugsweise in der Moorlandschaft des Hohen Venns, vielleicht sterben, doch aus Leidenschaften, die man mir verbot: die abenteuerliche Nähe Gottes und das Geheimnis der Lüste.

    Das alles spielte sich in entscheidenden Jahren ab, dramatisch und im Untergrund eingebrannt. Der Gekreuzigte und Durchbohrte, dem ich mich nur im Versteck heranwagen durfte, und eine Sehnsuchtsfrau, an deren Nähe mich ein von den Eltern ignoriertes Handicap eines im Leistenkanal verwachsenen Hodens behinderte. Im Laufe der Jahrzehnte zogen sich diese Makel in die tieferen Schichten der Seele zurück, ohne je zu verschwinden. Ich war in allem, was ein Mensch sucht, getroffen und gezeichnet. Das machte mein Leben so riskant. Ich musste es ohne Sicherheit wagen und traute mich nicht, davon zu sprechen. Es war ein Rückzug in eine Höhlenwelt. Zum vorzeitigen Sterben fehlte mir der Mut. So war sehr früh eine schmerzhafte Einsamkeit, wie ein Augapfel gehütet, mehr noch: ein Trauerschleier über beide Augen, deren Licht sich erst im Schreiben zu lösen begann. Seitenlange Selbstgespräche, elegische Tagebuchnotizen, melancholische Gedichte von Abschied und Tod, immer wieder diese bohrende Lust auf Sprache, die sich berühren ließ und zögernd preisgab, immer wieder diese Suche nach Ausbruch vom enge Zuhause und Evasionen in eine andere Zeit. Ich lebte im Schutz einer Nebenwelt, wo der Heilige Berg Athos sich im Schatten der Nachtlokale von Montparnasse erhob. Die toten Dichter als treue Freunde und die Jungfrau Maria als einzige Zuflucht.

    Im Kolleg, unserem katholischen Gymnasium, musste ich die »Judenbuche« von Annette von Droste-Hülshoff lesen und habe es nicht bereut. In den Tümpeln und Gräben ihres Gedichtes »Der Knabe im Moor« spiegelte sich mein Gesicht; oben hinter den Wäldern, im unwegsamen Hohen Venn, kannte ich einen Ort des Verschwindens: Reinartzhof, die Kapelle eines Klausners, einige abgelegene Höfe. Ganz anders wirkte Luise Rinser, sie schrieb verlockend sinnlich-religiöse Liebesgeschichten. Dann traute ich mir einen schwierigen Wälzer von Simone de Beauvoir zu, was kläglich scheiterte; nach einer Szene mit oralem Sex wechselte sie brüsk in marxistische Belehrungen. Doch war sie eine schöne Frau, mit ihrem Kopftuch etwas herrisch. Nach dem Tod von Jean-Paul Sartre hat sie sich noch eine Nacht zu ihm ins Bett gelegt; das fand ich stark. Deutschsprachige Frauenlyrik hatte einen Ton, der mich anzog, vor allem Ingeborg Bachmanns »Gestundete Zeit« oder ihr Bild einer verlassenen Geliebten in der von Max Frisch verfassten Erzählung »Montauk«. Ihren Feuertod in Rom nannte er »die schlimmste aller Todesarten«. Wie ein persönliches Bekenntnis habe ich aus diesem starken Buch notiert: »Bleibt das irre Bedürfnis nach Gegenwart durch eine Frau.« Nicht habgierig »nach einer Frau«, sondern »durch«, also in der ganzen Tiefe, vielleicht sogar ein Leben »hindurch«.

    Was immer ich las, es musste an das geheimnisvoll Uferlose heranreichen, Welten öffnen, die tief in mir verborgen waren und nach Befreiung schrien. Ich suchte Bestätigungen für Sehnsüchte, fern jeder Ordnung. Nichts hat mich mehr empört als die Versuche, dieses Erlebnis von Freiheit zu stören, einzufangen und zu verbieten. Dass Ordnung »das halbe Leben« sei, war eine schreckliche deutsche Aussicht. Zur schulischen Zahlenwelt war mir jeder Zugang versperrt, Sprache hatte die Qualität von Rettung, Lebensrettung. Als wir begannen, die französischen Symbolisten und Hermann Hesse zu lesen, konnte ich mein Glück kaum fassen: All das mühselige Lernen, das man uns aufzwang, war ja nicht das wahre Leben. Die echten Helden scheiterten, Genies starben an der Lebenssucht, der Einsame blieb souverän allein. »Berauscht euch ohne Zögern«, schrieb Charles Baudelaire, »an Wein, an Poesie und an Tugend.« Die Dichtung »Das trunkene Schiff« und die Umarmungen von Arthur Rimbaud und Paul Verlaine faszinierten. Hermann Hesses Maler Klingsohr legte sich in seinem letzten Sommer zu seiner Geliebten auf den Waldboden, sein »Steppenwolf« eilte durch die Verführungen der Nacht. Es war eine Welt, von der ich immer geträumt hatte.

    Heilige gehörten mit in diese tobende Abneigung alles Kleinlichen und Verordneten. Sie waren ja auch Berauschte und Verliebte. Paulus schrieb über heftige Sünde und mächtige Gnade. Die Wüstenväter kämpften bis zum letzten Atemzug mit den »Dämonen«. Tintoretto malte Maria Magdalena als rothaarige Hure. Der junge Augustinus ließ keinen Sündenfall aus. Das Porträt von Teresa von Avila zeigt eine leidenschaftliche Frau. Franziskus wollte nackt auf der Erde sterben. Der junge Offizier Charles de Foucauld genoss das Lotterbett. Thomas Morus betrat lächelnd das Schafott. Edith Stein hielt vor der Gaskammer in Auschwitz ein Kind an ihrer Hand. Es war keine schmachtende Heiligkeit, sondern immer wieder dieser irre Durchbruch ins andere Extrem, Gratwanderer hinauf zum Kreuz, zum Licht, Anarchisten im Labyrinth der Normalität, Verirrte in ungeahnter Barmherzigkeit, Sünder in den Armen des bis zuletzt wartenden Vaters. Dann weinten sie Tränen vor Glück, von

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