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KopfSteinPflasterEchos: Kurzprosa-Grotesken & Kopffüßler-Bildzyklus
KopfSteinPflasterEchos: Kurzprosa-Grotesken & Kopffüßler-Bildzyklus
KopfSteinPflasterEchos: Kurzprosa-Grotesken & Kopffüßler-Bildzyklus
eBook121 Seiten1 Stunde

KopfSteinPflasterEchos: Kurzprosa-Grotesken & Kopffüßler-Bildzyklus

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Über dieses E-Book

KopfSteinPflasterEchos:

Grotesken,

wie sie das Leben schrieb:

unglaublich,

voller Härte und zum Trotzdemlachen.

Dazu und dazwischen:

Der Tanz der Kopffüßler - ein in Ausstellungen und Einzelveröffentlichungen international beachteter Bilderzyklus von KOLIBRI voll subversiver Poesie.

Zum Staunen und Wiedererkennen exklusiv nur für dieses Buch!

Jetzt als überarbeitete Neuausgabe erhältlich!

Rezensionen zur Erstausgabe von "KopfSteinPflasterEchos":

"Sieh zu, daß Du das unter die Leute bringst."

Volker Kühn zum Manuskript von "KopfSteinPflasterEchos" (1933 - 2015; TV-Regisseur und u.a. auch bekannt als Herausgeber und Verwalter des kabarettistischen Nachlasses von Wolfgang Neuss)

"Die 'Grotesken' sind flotte kleine Miniaturen, voller exakter Beobachtungen. (..) Überhaupt: Kargers Themen sind so ungewöhnlich nicht, die Betrachtungsweise ist es, die die Dinge zum Stolpern bringt - und "In-A-Gadda-Da-Vida" von Iron Butterfly wird als "Anmache" wohl nur noch vom doppelseitigen "Wish you were" übertroffen. Die Verlogenheit der jungen Jahre wurde kaum exakter dargestellt. Und das auch noch in aller Kürze ... Der Bildzyklus seines Buchpartners passt da perfekt."

Manfred Prescher; Münchner Stadtmagazin 11/99

"Mit Wortwitz und Ironie, manchmal auch mit beißendem Sarkasmus, stellt der Autor Menschen und Situationen vor, die in jedem Leser ein 'Echo' hervorrufen. Da begegnen wir unter anderem dem coolen Jugendlichen, dessen Anmache in der Disco kläglich scheitert, einem in seiner Ruhe gestörten Parkbesucher und einem Zahnarztpatienten, der auf dem Behandlungsstuhl ein Wechselbad der Gefühle durchlebt. Ergänzt und bereichert werden Ulrich Kargers Geschichten durch den Bilderzyklus 'Tanz der Kopffüßler' von Kolibri alias Werner Blattmann. Uralten Bildmotiven der Inuits nachempfunden, passen die Zeichnungen in ihrer subversiven Poesie ausgezeichnet zu den Realsatiren Kargers. Ein Buch zum Staunen, Wiedererkennen und trotzdem Lachen."

Claudia Puschmann; Ev. Welt - DIESE WOCHE Nr. 24; 11.06.00

"Der Schritt über die Grenze zwischen schlichtem Alltagsbenimm und der jähen Entgleisung wird unvorhersehbar, der Blick öffnet sich in das Gruselkabinett der eigenen Möglichkeiten. Der einzelne Mensch erlebt seine Skurrilitäten fast als normal: Ich komm gut mit mir zurecht, das Problem sind die Anderen.

Ähnliches spielt sich auch in den Strichzeichnungen von Kolibri (alias Werner Blattmann) ab: der Kopffüßler, wie die Vorschulkinder ihn zeichnen, tanzt dem Schlipsträger auf dem Kopf herum, führt Frauen und Männer an seiner Leine, fährt auf dem Narrenschiff dahin und schafft sich einen Freiraum, in dem graue Anzugträger nichts zu beschicken haben."

Walter Bosse; Religion heute 40/1999
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Apr. 2022
ISBN9783347506886
KopfSteinPflasterEchos: Kurzprosa-Grotesken & Kopffüßler-Bildzyklus

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    Buchvorschau

    KopfSteinPflasterEchos - Ulrich Karger

    I. KOPF

    ANGELEGENTLICH

    Triebe reimten sich auf Liebe, auch wenn damals noch die Mauer stand und so manche heute vom Durchgangsverkehr überflutete Straße nur das Schattendasein einer Sackgasse führte. Die alte Gaslaterne in der Elsenstraße wetteiferte bereits mit der Morgendämmerung, als an ihrer Seite ein Motor abgestellt wurde und unter seiner Blechhaube nur noch ein leises Klicken von sich gab. Der nun im Kalten stehende Mann hörte dem zwei, drei müßige Schritte zu, lenkte dabei sein Augenmerk auf das Naheliegende dieser Enklave.

    Das Zwielicht verwandelte verdorrte Grasbüschel in „rostbraunes Gegräse, das die Laterne umkränzt".

    Und die kleinen dunklen Flecken daneben wurden ihm zu „Moosfingern, die sich zwischen Granitquader quetschen. Selbst dem Kopfsteinpflaster wollte der Mann in diesem Augenblick Leben zutrauen. „Tja, das Poetische liegt mir einfach im Blut, dachte er bei sich.

    „Aber wen interessiert das schon …"

    Sprangen ihm vorhin noch kleine Nebelgeister aus Nase und Mund, war das nur noch ein Zeichen von Kälte.

    Seine Hände kramten jetzt zielstrebig in der Umhängetasche und ertasteten auch gleich den Kugelschreiber. Bedacht legte er alsbald den Grundstein eines Denkmals, mit dem er einigen Eindruck zu machen hoffte.

    „Was sie wohl denkt? Was sie wohl sagen wird? So wie der geparkt ist, kann das ja nur eine ‚sie‛ gewesen sein!"

    Obwohl er schon um die Verletzlichkeit der Geschlechterwürde wusste, schämte er sich dieser Gedanken nur wenig. Mit der Welt wieder im Reinen lächelte er stattdessen und klemmte schließlich routiniert den Strafzettel zwischen nachtschwarzes Glas und das Gummi eines Scheibenwischers.

    DRACHENFLUG

    Er ist entkommen, er schwebt.

    Dünne farbige Haut schmiegt sich gegen den Wind.

    Der Drache lebt auf, und er steigt, solange die Schnur ihn steigen lässt. An langem Faden sucht er den Wind, kreist und zieht seinen papierbeschwerten Schweif in anmutigen Kurven hinter sich her.

    Jetzt verharrt er an einem Platz und lässt sich bewundern.

    Manche schweigen, sind an Ort und Zeit gebannt wie er.

    Andere beweisen ihre Kenntnisse, loben das Wie und Was seiner Bauart.

    Kinder hüpfen ihm juchzend entgegen, sind ihm dabei sehr nah. Verstehen ihn.

    Da passiert es.

    Die Eintracht wird gestört. Das Ausruhen aneinander hört auf. Ein anderer, heftigerer Wind drängt gegen den Drachen. Drückt und stößt, zieht und reißt ihn rauf und runter, hin und her. Der Drache sieht sich stürzen. Der Schweif will ihn umschlingen, dem Boden viel zu fern und dem harten Boden viel zu nah.

    Endlich. Endlich tut sich etwas. Auf dem Erdboden rühren sich eifrige Hände, wickeln Fadenlänge auf Fadenlänge, wissen, was zu tun ist. Es gibt einen Ruck.

    Erlöst schwebt er wieder. Gar nicht mehr zerzaust findet er einen neuen Platz, verweilt hier, dann dort ein wenig, bis er sanft gezogen wird, des Träumens müde. Bis er sanft auf den Boden sinkt.

    Dann ruht er aus.

    Zu Hause auf dem Küchentisch wird er angefahren. Es sei jetzt Abendessenszeit und die Wohnung man gerade wieder auf Vordermann gebracht – was er sich denn einbilde, er solle gefälligst aus dem Weg geräumt werden, und zwar auf der Stelle in den Keller.

    Dort wartet er nun auf die nächste Gelegenheit.

    RÜCKBLEI

    Im Vorbeigehen liest er: SMOG – ALARMSTUFE 3 – CHAOTEN UND SENATOREN IN EINEM ZUG?? ¹

    Wird er ihnen nun nicht mehr entkommen? Wird er Tag für Tag, morgens und abends und dann und wann auch noch nachts dafür bezahlen, sich demoralisieren zu lassen?

    Er sieht doch wie es ist!

    In gelb bemalten Käfigen aus Eisenblech und Sicherheitsglas wird Sauerstoff vom Muff regennasser, schwerer Schutzkleidung, im Sommer von schwülen Schweißgerüchen verdrängt. Die Kleidung klebt an einem, und an der Kleidung kleben die Kleider derer, die einen umstehen oder umsitzen.

    Und nur ja nicht einpennen!

    Sonst halten sie dir noch die Nase zu, damit du mit ihnen nicht mehr um das bisschen Luft streiten kannst.

    „… zuRÜCKBLEIben …"

    Soll ihn nun jeden Tag ein Blätterwald verhöhnen, an dem rote Vierecke blutrünstiger Beschränktheit prangen?

    Herzhaftes Lachen wird hinter großen Schlagzeilen ausgegrenzt, zu einem verlegenem Lächeln weggeknistert. Die große Freiheit kommt dann nur noch in den Zeilen seiner Reiseliteratur oder auf der Traumleinwand seines Gehirnes vor.

    „… zuRÜCKBLEIben …"

    Warten auf das Losungswort. Endlich sich bewegen und wieder aufstehen können, hat er schon mal das Buch in seine Tasche verstaut und wippt nun gegen die Fliehkräfte der Bremsen an. Die Parole ist gefallen.

    Hier kann er raus, aber werden sie ihn auch gehen lassen?

    Wie er dem Treppenschacht entsteigt, hat er die Übelkeit der letzten Minuten schon vergessen. Ein letztes Mal hört er noch:

    „… zuRÜCKBLEIben …"

    … und macht sich dann auf den Weg zur Autowerkstatt.

    ¹ In den 1980er-Jahren gab es in West-Berlin mehrere Smogalarme – Smog ist ein Kofferwort aus engl. smoke (Rauch) und fog (Nebel)

    ANMACHE

    Der Beat, der aus den großen Lautsprechern wummerte, gab ihnen den Takt vor.

    Johannes, genannt Dschonny, fand sie ganz ansehnlich. Auf die Formel: Wie-heißt-du-und-wo-kommstdu-her-und-was-meinst-du-denn-zu-dem-Schuppen-hier, hat sie mit Bea oder Thea, Bochum oder Loccum und einem achselzuckenden M-hm-naja geantwortet.

    Die weichen Zweimonatsstoppeln am Kinn vorstreckend forderte Dschonny sie dann zum Tanzen auf. Nun kam es eigentlich nur noch auf den Discjockey an, aber der Idiot musste gerade jetzt IN A GADDA DA VIDA auflegen.

    Mit geschlossenen Augen über eine Viertelstunde lang die zum CANNED-HEAT-BEAR-Pferdeschwanz gebundenen Haare schleudern, war das Gegenteil von „Tuchfühlung aufnehmen". Danach würde sie sich nur noch setzen wollen.

    Der Idiot, der Halbgott hinter der gläsernen Trennscheibe, zündete sich eine Zigarette an. Dann deutete er über die Tanzfläche hinweg eine Pantomime des Glas-andie-Lippen-Hebens an.

    Das nächste Lied lag schon abspielbereit auf dem Plattenteller, und der Tonarm schwebte genau über der zuvor in

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