blow it up! blow it up!
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Über dieses E-Book
Adrian W. Fröhlich
Der Autor ist Philosoph, Arzt und Psychiater, geboren 1953. Er geht in diesem Buch seiner eigenen Verwandlung nach. Dabei zeigt es sich, dass seine Geschichte nicht nur eine solche des Lebens, sondern noch entschiedener eine solche des Denkens ist.
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Buchvorschau
blow it up! blow it up! - Adrian W. Fröhlich
what a drag it gets to be. writing
for this chosen few. writing for any-
one cpt you. you, daisy mae, who are
not even of the masses.... funny thing
tho, is that youre not even dead yet...
i will nail my words to this paper,
an fly them on to you. an forget about
them... thank you for the time.
bob, called dylan
Inhaltsverzeichnis
JUST LIKE A ROLLING STONE
APPOLO 11
WOODCHOPPER'S BALL
NACHTSLALOM
FADED UNDERGROUND
ICH, DER NICHTSTUER/ICH TUE NICHTS/ICH BIN EIN NICHTSTUER
CLONING FACTORY
FRUTIGER
DER EINSTIEG
LANGNAU
MANPOWER
REFLEXION
FREAK OUT!
BLOW UP/DIE ENTSCHEIDUNG
ENGLAND
PARTY BEI SIMON
DIE EMMENTALER BILDLI
MENGE ÜBER PESCHÄ
DEAR PRUDENCE OPEN UP YOUR EYES
ME AND THE LONELY HEARTS CLUB BAND
LOKALTERNIN BEIM ESTABLISHMENT
BORSHTCH
HÄNÄ CLASSEN
BACK TO URSPRUNGS
SOMETHING
ZWEIERLEI ABSCHIED
MONIQUE
BROWN SUGAR
HELTER SKELTER
ZAEHRINGER
MONADEN
GETTING THE FEVER
DIE KIPPE
RAUCHZEICHEN
EINAR
A WITHER SHADE OF PALE
IS THERE ANYBODY HERE
OPEN UP YOUR BACK DOOR
oceans mountains
promontories
truth & logic
plots & stories
all my boyish dreams
und das gepäck ist so leicht
so leicht
ich wollte die sprache korrigieren, doch dann korrigierte sie mich. ich wollte so einiges nachträglich verbessern, als ob ichs heute besser wüsste. ich kam davon ab und senkte mein haupt
und mein herz jubelte ob all dem sinn, der in jener fernen zeit sprudelte
es ist mir egal, denn so und nicht anders war es
damals. in der grossen zeit des aufbruchs, jener fernen, fernsten zeit, wo endlich gekommen war, was jahrtausende heranwuchs, die freiheit des ich. noch nicht narzisstisch, noch nicht verkommen. und noch ganz eigen. zu eigen. das ganze, uralte europa war mitten drin. wir ergriffen den schopf des augenblicks, eine kurze zeit in olympischen feldern // wo doch in feldern auch die schädel sprossen in kambodscha // wo sich aus den feuern des prometheus napalm ergoss
es war grossartig/es war schrecklich// es wird nie wiederkehren
es ist wie kerouac sagte, die marxisten haben das ding kaputt gemacht
sie, nicht das establishment, waren die fossoyeurs, die croque-morts
des einzigen aufbruchs in die freiheit, den es je gab
Es ging nicht darum, die Welt zu verbessern. Es ging darum, sie erst einmal als die Welt zu erleben. Das hatten erst sehr wenige vor uns getan, und sie alle waren Künstler, Genies und Propheten gewesen. Hölderlin, Rimbaud, Kerouac.
Was nicht existiert, lässt sich nicht beschreiben. Die Welt ist wie ein Ballon, den man aufbläst, bis er platzt. Sie entsteht im Rhythmus der Atemzüge, des Herzschlags.
So ging es also darum, sie aufzupumpen. Im Emmental, in London, im Rockkonzert, in der Südsee, im Archipelagos, in der Tiefe der Zeit. Und wir bliesen und bliesen, und sie wölbte sich über uns, erhob sich goldschuppig und mit tausend funkelnden Augen. Dylan, Hendrix, Morrison, Joplin, Lennon.
Dann platzte sie. Die Hülle fiel in sich zusammmen. Ein Zelt, aus dem man den Mast entfernt hat. Da liegt sie, die Welt.
Unsere Taten waren Gesänge, Choräle unsere Gedanken. Im Schritt des Dithyrambos schwangen wir die Beweise um uns herum wie silberne Flügel und tranken Sinn bis zur Besinnungslosigkeit.
Es ist ganz falsch, was die Marxisten und die «Marxoden» daraus gemacht haben. Sie nutzten unsere Liebeskraft, um die Mädchen zu bekommen, die durch sie hindurchsahen. Sie holten alles vom Himmel und begruben es unter einer gigantischen Musikindustrie, die der Eitelkeit, dem Mammon und der Möglichkeit dienten, trunkene Wesen zu ficken.
Heute wieder springen sie herum und zapfen die Trunkenen an, nutzen sie als Treibstoff und als Triebstoff.
Komm, du hast gelebt, hast geträumt, bist geworden, nun bist du reif. Deine Welt, sie ist dich, du bist sie. Zwischen euch passt kein Blatt. Nun komm, erlösche, auf dass andere leuchten. Wie schön ist das! Siehst du, wie schön das ist?
Man gestand bei Suhrkamp in den Siebzigern TASTED CREAM von Mallarmin & Classen zu, dass es sich um einen «echten Pop-Roman» handle. Doch halte man ihn (hatte man ihn nicht gerade gelesen?) für «unlesbar». Jahre zuvor hatte es bereits Streit wegen ASPHYXIE gegeben. Man hatte es für einen Angriff auf alles gehalten, was man mit Literatur verband, angefangen beim Klopapier-ähnlichen Material des Skripts. Man warf dem Stoff sogar vor, längere Zeit gelagert worden zu sein. Damit hielt man ihn für aus den Sechzigern, was er aber nicht war. Es handelte sich um in den Siebzigern revitalisierte Erinnerungen an die Sechziger.
So, dass also nun dieses Buch hier, mit seiner jetzigen Doppelschrittigkeit der Revitalisierung, ironischerweise selbst dem dithyrambischen Prinzip folgt, welches damals durch den Blues allgegenwärtig war. Die Maritz-Geschichte thematisiert die subtile Wende, die in den Achtzigern passierte. Ein Remake der Revolte, aus der Bildungsumgebung nun herausgelöst und fokussiert auf den narzisstischen Wunsch, sich in einer anderen, unbewusst als siegreich empfundenen Kultur zum Protagonisten zu machen, zum «weissen Farbigen» (war das nicht auch Zappas Traum gewesen?), ein dithyrambischer Akt, mit dem Ziel, an der Macht zu bleiben. Doch misslingt das. In der Video-Ton-Installation «Der Zyklus» wird das dahinterliegende Prinzip verdeutlicht - die Doppelgeborenheit, der Dithyrambus -, das nur in zwei einander erklärenden, voneinander unabhängigen Narrativen, sozusagen doppelzüngig erzählt werden kann, wodurch sich Wahrheit und Wirklichkeit zugleich auflösen und neu erfinden. Das Buch führt also im Rahmen eines tragischen Mehrakters aus Aktualität und Geistigkeit rückschrittig in die erlebnishafte, vorbewusste Vergangenheit. Dadurch erst wird diese trunken mit sich selbst, dithyrambisch, wird lebendig. Dithyrambisch ist zuallererst aber das Leben selbst: In der Jugend wird man ein zweites Mal geboren - oder man ist fortan lebendig tot.
Solche Zombies sind einfach nur Arschgeigen. Enfants de la Patrie!
Fonçons!
leise liess man dich ein, als wärst du ein zeichen,
frieden zu feiern. doch dann: rang dich am rande der knecht
rilke, elftes sonett an orpheus
dichter und schriftsteller sagen uns, was wir empfinden, indem sie uns sagen, was sie empfinden. sie finden mittel und wege, das unsagbare zu sagen. manchmal sagen sie die wahrheit, und manchmal erzählen sie uns lügen, weil sie nicht wollen, dass uns das herz bricht.
bob dylan, tarantula, 1966 (aus dem vorwort des amerikanischen erstverlegers)
Erzählt werden in diesem kleinen Film zwei Geschichten. Sie haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Daraus wird eine variable Bedeutungsbeziehung. Damit geschieht, was man Dekonstruktion oder Verschiebung nennt. Die eine der Geschichten gelangt über das Gehör, die andere durch das Auge ins Bewusstsein.
Gehört wird
Das Gequatsche eines jüngeren Mannes, seiner Frau und ihres Kindes. Die Situation einer Kleinfamilie, die am Morgen aufsteht und ihrer täglichen Beschäftigung nachgeht. Am Abend findet sie wieder zusammen. Ein zur Wiederholung ansetzender Tagesablauf ohne besondere Ansprüche.
Gesehen wird
Es beginnt mit Aussenaufnahmen frühmorgens in einem Morast im Vorgelände einer Metropole. Sie könnte Milano heissen. Im Sumpf liegt – das Merkwürdige – eine Ölquelle. Ein in der Nähe abgestellter Helikopter fliegt den sich über Nacht füllenden Öltank tagsüber über die ganze Stadt, bis er am Abend mit seiner Ladung am Boden zerschellt und explodiert. Diese Geschichte wiederholt sich Tag für Tag. Nichts Besonderes, möchte man sagen.
(Storyboardskizze für einen berühmten Filmer, dessen Namen ich nicht nenne. Niedergeschrieben und handgezeichnet, beides am 20. Juni 1993)
o Ich habe keine Freiheit, und Du auch nicht. Man kann uns keine Freiheit nehmen, Freund. Aber wir sind auch nicht unfrei. Wir sind nichts
o Doch schrieb die wunderbare Patti Smith nicht, sie habe schon schon immer gewusst, dass sie einmal ein Buch schreiben werde, wenn auch nur ein kleines, das einen forttrage in eine Welt, die weder zu vermessen sei, noch in Gedanken zu fassen? (Traumsammlerin, 1992, dt. 2013) Du fragst: Was tun wir hier, grosser Barrymore? Wir stolpern. Was solln wir tun, schlichter Mönch? Guten Mutes sein
o Verdammt wahr: Von solcher Last befreit, mit solchem Glanz in der Hand, und stürmischer Vorfreude, als hätte man eine Verabredung, ein Stelldichein mit der untergehenden Sonne
ich bin sicher kein richtiger nomade aber ich kann nicht ruhen weil ich immer etwas grösseres suche das ganze
ich suche die augenblicke wo ich die sterne über meinem kopf berühre das ist alles was es hier über mich zu sagen gibt
nada unser, der du bist im nada, nada sei dein name, dein reich nada, dein wille nada, wie im nada also auch auf nada. unser täglich nada gib uns nada, und nada uns unsere nada, wie wir nadan unseren nadan. nada uns nicht in nada, sondern erlöse uns von dem nada, pues nada.
Hemingway
Wir schauen uns einen Stummfilm an, der in sich Sinn macht und keinen Ton benötigt.
Dazu vernehmen wir ein Hörspiel, das auf ein Bild nicht angewiesen ist.
Sprechgeschichte und Bildgeschichte sind autonom.
Man kann jedoch wechselweise die eine Geschichte für die Erklärung der anderen halten. Das ist der Zusammenhang von Bild und Ton, den ich vorschlage.
Man könnte die beiden Geschichten als eine einzige sehen, die nach Art der Möbiusschleife funktioniert. Man beginnt mit der einen Geschichte, aber durch die Art der Verknüpfung gerät man in die andere und wieder zurück, usf.
Montage mit fixierter Verschiebung
Bild- und Sprechgeschichte können fest miteinander verknüpft sein. Diese Variante ist im Storyboard skizziert.
Montage mit gleitender Verschiebung
Die beiden Geschichten können unverknüpft ablaufen. Auf diese Weise könnte man den Umstand nutzen, dass sie zeitlich nicht gleich lang sind (die Bildgeschichte ist länger, was im Storyboard ja auch zum Ausdruck kommt), so dass die Durchgänge immer ein bisschen mehr gegeneinander verschoben sind. Diese Art der Verbindung eignet sich für eine Video-Ton-Installation, die endlos läuft.
Vom Meer her - ziehen wie Vogelschwärme Luftschleier und irrisierende Streifen aus Gischt und Licht durch den Hafen, schlängeln sich in die Hügel hinaus, wo die Zikkaden sägen. Und blutig dröhnt das leicht erregte Meer im Abendlicht. Zitternd knattern die Fischerboote hinaus ins Ungewisse, sind wie immer voller Netze, voller Männer. Am Strand füllen sich die Tavernen. Ich sitze vor der Kirche auf dem warmen, geborstenen Marmorstein, und das Licht steigt, und die Gewissheit, die Stunde der Auserkorenen, fluten in stillen Wirbeln, doch krächzend ziehen zwei Vögel zackige Figuren in den Raum von Uranos und Selene. Die Sonne verglüht wie ein Feuerwerk. Tritonen regen sich, ihre weissen, schuppigen Wellenkronen, ihre Schuppenleiber peitschen die See und weisen nach draussen, wo sich jetzt der Schleier der Nacht senkt
musikstücke rumpeln im wagen. heidi blickt angestrengt nach vorn, classen isst auf der hinterbank den hamburger, miriam schweigt und denkt an ihr make-up, und ich versuche im lichtschimmer einer tierischen zivilisation letzten humanismus irgendwo am wegrand aufzutreiben, ein bisschen helle, ein bisschen fernes glück, ein bisschen perspektive, ein bisschen position. eine halbe stunde fahren wir, über ostermundigen, deisswil, stettlen bis nach boll, der verkehr dickarschig, zäh und unüberlegt, dumpf, unbewusst, verschissen. ein alligatorenteich. in den gelben augen der reptilien siehst du ein gesicht, einen dicken fahrer, eine staatsbürgerin, eine aufgetakelte kalebasse von frau, öde kindervisagen, einen hund auch, wieder dicknackige, lederbemäntelte, uninteressante mittvierziger, stützen dieser gesellschaft, lederbefingert, selbstgerecht, widerlich. zwei schulmädchen springen über die strasse, ein lümmel tritt auf die bremse, rot flutet nach rückwärts, der schmutzige wagenarsch hebt sich im vorgang, das stinkige rohr zittert nach, eine vulgäre hupe erzwängt sich akustik, ein dicker fahrer macht eine reflexbewegung, ein kurznacken rotiert, ein maul wird sichtbar, das bremsrot verschwindet, den wagenarsch drückts aufs parkett der nation, das rohr rülpst und furzt fürchterlich in die verschmierte nacht, und mädchen gehen dem trottoir entlang, erschrocken, ein bisschen zerbrochen, eine vorläufig noch nicht spürbare verwerfung in den kleinen herzlein. heidi schaut angestrengt nach vorn, der döschwo hopst, classen verliert seinen hamburger in der dunklen tiefe des wageninnern, ein fluch kommt auf, die replik eines gereizten heidis, ein stück terrain, rumpelnd der döschwo, vorwärts, dann im rot der bremslichter der vorderwagen ein neuer stau, neue zitterrohre unter schmutzigen stossstangen, eine kolonne roher eier, die sich gegenwärts an uns vorbeiwälzt, verschlafene draufgängerinstinkte werden unterdrückt, korrupte genügsamkeit, idiotische vorsicht schrammt dazwischen, obenauf nicht der vorsicht wegen, nicht des menschen wegen, sondern der versicherungsprämie, und auch des heimkommenwollens wegen, ein stück vorwärts, dann endgültig rot von hoher stange, eidgenossen, die hündisch ihre wagenärsche bremsend heben, sich in die autowäsche gucken lassen, dumpfes händeklammern an schmierigen lenkrädern, ein quietschen von stahl, ein rumpeln, eine zersplitterte lichtflut von links, das blaue worbzüglein voller nichtssagender heimkehrgesichtern, vorlüstern, vorhungrig, eine ruderschaft ohne ruder an dollen, die nur aschenbecher sind, mit primitiven boulevardnews in den dicken wurstfingern, ölige gesichter schwimmen vorbei, dumpf, ungeistig, muliplikativ, quantitativ, statistisch, verfügbar, das schwuppende ende des zugs verflattert um die kurve, die barriere hebt sich, und erst langsam, dumpf, kaugummiartig ins bewusstseinschaos der fahrer penetrierend, als tatsächlichkeit hebt sie sich, zittert oben, senkrecht, und der erste wagen schleicht ab, der zweite eine sekunde später, der dritte folgt, muss rotbremsen, hebt den arsch, das rohr zittert im ausgas, der dritte wagen hebt die schnauze, vor mir schwanzt die kolonne bedächtig ab, ein bebrillter fussgänger springt halb unbewusst noch über die strasse, ein arsch hebt sich wieder, ein rohr zittert nach, ein fürchterlicher sportfurz rumort, erbost anheizend, eine autotür fällt neben mir ins gefütterte schloss, eine plasticlady gockelt und stöckelt über den frischgesalzenen vorplatz in das einkaufshaus, verschwindet im schmuddeligen lichtquark der konsumgesellschaft, nerzmantel hin oder her, der gatte fährt der heidi vor die schnauze, grinst mit froschlippen, streicht sich über die hohle stirn des betuchten helvetiers, ruaaamm, fffffurrrrr-rrroooammm bremmmms. Knallt uns den hintern seines chryslers ins gesicht, leuchtet mit zwei meter rotlicht ums arschloch auf, rülpst und furzt im trivialrausch kleinbürgerlicher arriviertheit. dreissig meter weiter nimmt er eine frau ins wageninnere, mit der er das demokratische weite sucht, unter hadeslampen, durch teerlandschaften, zwischen kleinbürgerwerksgebäuden, mitten durch industriezonale hingekotztheit rasend dem wollüstigen pseudoziel der an- und abreaktion untergründiger faschismen entgegen, selbstgefällig, fest wie fels, charakterlos wie sagex, jovial wie ein nobelpreisträger, ideenlos wie ein faun, ungeistig und unkultiviert wie ein moderner humanismus. bald bin ich am kotzen, senke die stirn aufs brett, hoffe, dass es bald mit all dem ein ende nehmen werde, ohnmächtig sitz ich da, wissend, sehend, machtlos, verlacht. doch, welch glück, wir sind da. heidi biegt zum bauernhaus ab, fährt ums haus herum, hält an
Am Strand, in einem Zypressenwald, schaufelten die Epheben des Pythagoras dem Toten ein Grab. Als es zugeschüttet war, stellte der Sohn des Mnesarch eine Vase darauf und schrieb auf ihren grossen, schlanken Bauch die Worte:
Ruhm und Macht war dein Leben -
Freiheit dein Geheimnis
Es ist Morgen. Der Tag beginnt sein sengendes Werk. Alles ist wie neu, nur ich komme mir uralt vor, bin staubig vom Sand und salzig vom Meer. So wanke ich trunken, nach flüchtigem Schlafe über den leeren Strand auf das Dorf zu. Gerade steigt die Sonne über den Horizont. Gehe sicheren Schrittes auf das Haus zu, trete ein, alles bleibt tot und still. Gehe schwankend den enger werdenden Korridor entlang zu ihrem Zimmer.
Die Tür ist nur angelehnt
Zeus
Ich begreife deinen Namen nicht
Aber alles bedenkend
Kann ich ihn mit nichts vergleichen als mit ihm selbst
Nicht leicht ist es deinen Willen zu erspüren
Doch plötzlich flammt er allüberall auf
Inmitten der Finsternisse
Im Schatten des Waldesdickichts
Verläuft sich der Pfad deines Denkens
Wer sieht, wohin er führt?
Adaptiert nach Aischylos
Mein Kopf ist schwer, und ich weine hemnungslos. Da gaukeln mir Götter vor, dass ich gar nicht richtig geliebt hätte, dass ich leichtfertig gewesen sei, dass ich feige gewesen sei, dass ich mich um ihr Schicksal einen Deut gekümmert habe. Und sie tanzen um mich herum, wie um die zu teilende Beute. Aber in mir wird die Gewissheit gross, dass ein olympischer Gott, eine Göttin den Lauf des Schicksals für mich ungünstig gewendet haben, dass ich selbst Unendliches an meiner Geliebten getan, indem ich verzichtete. Wer weiss besser, als wer verzichtet, dort verzichtet, wo es eine einsame Entscheidung ist, dass der Verzicht eine Niederringung der eigenen Seele ist zugunsten der Freiheit des andern? Was ist denn Liebe, wenn nicht dies?
Stay with us please!
No. I'm tired. If she comes back, tell her, that I will join her in the morning. I do not want to disturb her now.
Don't be sad! You are great, we discussed about you. She knows a lot about you. She loves you, I can tell you this. It is true.
But what is love?
ich besitze fast gar nichts mehr. die heiterkeit eilt mir voraus, die äste wegversperrender bäume wegbiegend, überall weisend.
des nachts werfe ich mich auf mein bett, den kopf ins kissen gestossen. ausm korridor kommen seit geraumer zeit zwei männerstimmen in mein räumchen herein. wie ich zur toilette gehe, um mich zu übergeben, nicken die typen mir freundlich zu und reden weiter
windsbräute jagen von norden her über den golf. durch die öde nacht ruft ein fernes käuzchen noch, von droben aus den bergen. kühl und kalt zuletzt wird mein körper. steif und erschrocken lese ich vom leuchtenden zifferblatt meiner uhr die zeit: es ist zwei uhr, und es ist die erste dezembernacht
Vergessen möcht ich nichts von dir,
Mit dir sein in all den Stunden,
Allezeit zur Seit dir stehn
Und lustig unter Bäumen wandeln,
Keines Menschen Seele trüben,
Lachen viel und tafeln oft
An langgestreckten, schönen Tischen,
Dir die vollen Gläser reichen,
Freudig trinken und das Schicksal teilen,
Das von oben dir bestimmt.
Keine Träne soll uns trennen,
Und unser Geist soll sein
Wie das hochgeworfne Wasserspiel,
Und in die Berge möcht ich ziehn
Mit dir an meiner Seite,
In tiefe Länder dich begleiten
Um am blauen Meer zu stehn,
Wo deine Augen weilen und sich weiten,
Will auch ich nur Schönes sehn.
langsam reift es. wir spüren wieder den unermesslich anderen sinn. in der grasnarbe und im felsstock hören wir das ferne donnern, in jedem zeichen schwillt der atem eines unfasslich anderen wesens. denn über der erde wandeln/ gewaltige mächte,/ und es ergreifet ihr schicksal / den, der es leidet und zusieht,/ und ergreift den völkern das herz./ denn alles fassen muss / ein halbgott oder/ ein mensch, dem leiden nach,/ indem er höret, allein, oder selber/ verwandelt wird, fernahnend die rosse des herrn.
jedes einzelne wort.
dieser unheimlich andere sinn: hier ist er. unmittelbar. du kannst ihn nicht lernen, nicht erkennen, wenn dir nicht gleich alles klar ist. nicht christliche oder antikische ergriffenheit geht da in szene, nein, es ist schweigen, schweigen des meisters.
ihr seht es nicht.
ich weine nämlich und zittere, verzeih, denn ich bin der hinrichtung entkommen. diese briefe sind unverständlich. du lachst, ich weiss. auch ich hätte gelacht, hättest du mirs erzählt. nun weiss ich. alle weisheit der erde ist mir mit einem schlag eröffnet. in dieser nacht bin ich mindestens vierzig jahre vorwärtsgekommen, wenn es dafür überhaupt ein mass gibt.
nimm einen bleistift zur hand und betrachte ihn. als was erscheint er dir? als bleistift? er erscheint dir als bleistift, weil er dir nicht als bleistift erscheint. er selbst erscheint. wer? wer erscheint?
was du in händen hältst? was du in händen hältst, erscheint dir, weil dir das, was du in händen hältst, nicht erscheint. Das erscheint dir. erscheint dir etwas? etwas erscheint, weil etwas nicht erscheint. das je schon bezeichnete, mithin erkannte etwas, ist nur insofern, als es je schon unbezeichnet ist. geht dir das als zweiheit auf, was für alle welt nur einheit ist, weil sie bloss erkennt, so bist du unmittelbar das dritte im vergleich.
was ist das? das dritte im vergleich? dort dieser unermesslich andere sinn, dort dieses ferne, unfassliche atmen. taucht es je auf? nein. wenn es dir erscheint, ist es nicht. es nützt dir keine vorstellung vom ding. in deinem bleistift ist der abgrund. eine öffnung. die ganze weisheit, die unsterblichkeit, das vergehen, das ist es, was dein stift birgt, unmittelbar, schamlos, vor deinem forschenden, blinden auge. was ist buddha? fragte ein mönch. der baum im hof! antwortete der meister. du meinst, dieser baum sei buddha? fragte ein anderer. würde ich dies je gesagt haben, so wäre ich wahrlich ein dummkopf, antwortete der meister.
jetzt verstehe ich.
der fingernagel ist der urzugang. Weit offen steht er, nur zu sehen brauchst du. nah ist/ und schwer zu fassen der gott. / wo aber gefahr ist, wächst/ das rettende auch / im finstern wohnen/ die adler, und furchtlos gehen/ die söhne der alpen über den abgrund weg/
stattdessen warf man wurmstichige bretter auf ölverschmierten asphalt, wurde man gestosen und gejagt durch viehgatter, rausgeworfen in die gierigen schlünde regengepeitschter betonblocks, wie hackfleisch durch den wolf der zivilisation gedreht und dem höllenhund in den schäumenden rachen geworfen
die grenzenlose öde der strassenschluchten hinaufschauend auf den knochenrücken der stadt, von angesicht zu angesicht mit dem hafenpöbel, der noch zu dämlich ist, um auszuflippen, oder sich zu organisieren, da wurde uns bewusst, dass das leben des spulwurms in der scheisse nicht anders sein kann als dieses leben, maden im leib des toten riesen, der giftige schleim ausfliessend in die heilige ägäis
eine stadt also, eine moderne stadt, eine zivilisierte stadt also und eine stadt des humanismus, hier, hier kann nichts mehr wachsen, hier hat sich unser denken entlarvt, hat die maske abgelegt und zeigt das knochengesicht, kalt
wenn ich rede, denke ich und fühle. wenn ich rede, vermittle ich und vergehe zu nichts. was vermittle ich? das nichtsein, und wem vermittle ich es? dem nichtsein selbst. wo vermittle ich es? im nichtsein. und wozu? um nicht zu sein. um zu leben. wenn ich aber lebe, wenn ich also nicht sein will, dann bin ich nur wie der stein, wie die blume bin ich, wie das wasser, und so bin ich nur für den anderen.
götterwort bin ich, und nichts.
wenn die menschen nur leben und nicht sein wollen, so sind sie wie leere hülsen, wie segel vor dem atem des gotts, und ihre grossen werke, ihre geschichten, ihr leiden und ihr tod, erscheinen.
erscheinen nur dem, der sein will. dieser aber blättert in den menschen, wie diese in den büchern, und er sieht sie als buchstaben, die, wie die wahren, sich selbst nie erkennen. für den meister sind die länder wie tiere, die völker wie gewölk, die geschichte wie der wildwechsel im wald, das gesamthafte tun der vaterländer ist nur die regung in einem sehr grossen leib.
für den meister sind die mienen der mitmenschen masken, die augen leere kisten, die mäuler tote abgründe, die arme ragendes, windbewegtes geäst. die bewegung aber, die darin waltet und schaltet, sie kommt nicht von den menschen, sondern macht sie beweglich. sie kommt unvermittelt aus dem dasein, das aber sehen menschen nicht. ursache und wirkung, widerspruch und eintracht nennen sie es.
nur der grosse meister durchschaut es. mit einem einzigen blick.
von der brücke herab winkt mir der kapitän, ich möge ins trockene kommen.
weithin schäumt das wasser des winterlichen golfs, und gerade voraus im regengetümmel kauert der vorfels von akti, dampft der leichnam des peiraieus. die schwärzliche mauer aus mietskasernen und stahlgerüsten nähert sich im sturmschritt.
die see kotzt, bricht, schäumt und jagt. sie donnert gegen den stahl, reisst an den wimpeln, schiesst heran und weicht taumelnd in die eignen arme zurück und rauft sich hinter regenmauern zu neuer tat zusammen. brausend stürmt sie, und in finsterer entschlossenheit stürzt sie über den bug, wirft sich krachend auf das deck, knallt gegen die schoten und blöcke und zerrt an der spill.
Das Seiende hat nicht die Art des Spiegels.
So zerfallen Wissenschaft und Kausalität. So zerfällt die Transzendenz, und jedes Hinterland und jede Faktizität verfliegen. Das Seiende ist kein Spiegel.
Wer kann wissen, was es bedeutet?
es glimmt östlich der morgen auf.
einsam liegt der strand, alle hütten sind fern. in der schwärze der nacht keucht und splittert das meer, aber ruhig liegt die lagune.
es gibt kein fortkommen, francis! die sophistik ist eine falle. die technik verleugnet die ontologische wahrheit. das ist der kern aller verbrechen. Gewöhnliche systeme kommen über das verbrechen nie hinaus. so, wie auch die meisten menschen nie über das sophistische hinausgelangen.
Es ist im grunde genommen der grösste massenmord. längst eingeplant als ein natürliches. wie jede zirkuläre logik, ist auch der technische trugschluss ohne inneres mass immer schon masslos und findet seine begrenzung nur in der vernichtung seiner selbst. sage mir also, was an dieser welt neu ist!
wir sind in die falle gegangen, die uns von anfang an gestellt war. jetzt wissen wir es. dieses wissen, das nennt man das zwanzigste jahrhundert.
There is a rule among the Gods -
That none of us will check
another God’s desire
When it is shown. Instead
we always stand aside.
Euripides
jetztebenmassdu
kennst du das land wo die zitronen blühn
wo im dunklen laub die goldorangen glühn
tose tose meer, blute blute firmament
gleisse gleisse millionenstern, herz
schlägt im gleichmass und lebt, weil es
schlägt im gleichmass,
kennst du es
kennst du es wohl
nun will ich meinen bericht schliessen.
drei hippies betreten den strand und nehmen aufstellung.
zwei hippiegruppen stellen sich gegen das meer hin auf und beginnen einen wechselgesang. bald monoton, bald leidenschaftlich formen ihre berichte ein werk, das uns unmittelbar gefangennimmt.
überrascht blicken wir hinein in unser eigenes leben.
die Sonne steht schon tief, bald versinkt sie im bleiernen Meer. Wieder blubbern Motoren, und Sprudelwasser liegt wie Sandhäufchen auf der spiegelglatten Fläche des Wassers. Der Wind treibt, die Musik ist etwas lauter geworden.
Gischtperlen regnen zuhauf hinab in die brodelnde Tinte.
Ich geniesse den Kaffee.
AFTI PU SUN STIN XENITIA
FÜR DIE DIE IN DER FREMDE SIND
thinking of series of dreams where the time and the tempo fly and there’s no exit in any direction
Ich hebe die Decken auf. Durchsuche alle Schubladen, alle Winkel. Alles ist leer.
Da gehe ich aus dem Zimmer, schliesse die Tür leise und stehe vor einem Mädchen, das gestern bei den Fremden, Freunden des Klavierspielers, gesessen hatte, so glaubte ich, mich zu erinnern. Sie sprach leise:
Hello! Are you --
What do you want? Hello -
I have a message. Kristin, I mean, your friend -
Yes, come on, come on! What you say?
You love her, do you?
This is not a thing to discuss about -
Oh, yes it is! Because, if she dicides not to continue with him --
Tell her, that I am her servant in anything but not in bringing her away from her friend.
You are so great, you know.
No. I am -- not good loking, not very intelligent in the usual sense of the word, and I did not love her so intensivly like a Godess deserves to be loved by a man.
You tease me, clown?
Gregory Bateson schreibt auf S. 219 in Geist und Natur (1979):
Ich vermute manchmal sogar, daß wir, obgleich in Illusionen eingebunden, für den Taoisten die Arbeit des Wählens und Bevorzugens tun, während er sich zurücklehnt. (Das erinnert mich an den mythischen Dichter, der auch ein gewissenhafter Kritiker war. Er behauptete: »Ich bin die Zivilisation, für welche die anderen Jungs kämpfen.« Vielleicht hatte er in gewissem Sinne recht?)
Das erscheint mir äusserst intelligent gedacht. Weisheit setzt Torheit voraus, überwindet sie nicht. Das Theorem überwindet seine Prämissen nicht, bleibt auf immer Theorem. Also gibt es keine Weisheit, die unabhängig von dieser Welt wäre, und damit keinen Taoismus und keinen Buddhismus. Die Welt kann nicht überwunden werden durch Weisheit. Das führt mich darauf zurück, dass ich seinerzeit, nach dem Satori-Erlebnis, «zurückgekehrt» bin. Ende der Siebziger Jahre. Jetzt fällt es mir ein. Es war richtig, zurückzufallen, in den Kreislauf zurückzukehren.
Überspitzt könnte man es formulieren wie Bateson: Ich bin DER, um DEN zu werden, die ANDEREN sich abmühen.
Das erinnert mich an etwas von Keyserling, das er in Bezug auf Italien schrieb. Dass