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Schwarzes Tier Traurigkeit
Schwarzes Tier Traurigkeit
Schwarzes Tier Traurigkeit
eBook143 Seiten1 Stunde

Schwarzes Tier Traurigkeit

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Über dieses E-Book

Ein Wald, ein Mischwald. Ein Sommerabend, kurz vor sechs. Es ist heiß. Seit vierunddreißig Tagen wartet der Wald auf Regen. Irgendwann ein Motorengeräusch. Ein VW-Bus mit sechs Freunden und einem Baby ist unterwegs zu einem Ausflug. Grill, Fleisch und Getränke haben sie dabei.

Man könnte sagen, sie sind Freunde. Sie kennen sich, mehr oder weniger, mögen sich, irgendwie, verachten sich manchmal. Sie wollten mal raus an diesem schönen Sommertag, der Welt den Rücken kehren, ein Grillfest, eine Nacht unter freien Himmel, Sorgen vergessen, Sterne zählen. Satt sein, betrunken sein und leicht, sehr leicht, mitten auf einer Lichtung, zwischen Bäumen, die hoch sind und grün, sie umgeben mit Knacken und Rascheln, leise und schön, wie das erste Geräusch der Welt.

Irgendwann liegen sie müde und zufrieden in ihren Schlafsäcken auf dem Waldboden. Einer macht die beiden Öllampen aus. Einer singt noch ein Lied; dann schlafen sie ein. Ihr Schlaf wird kurz sein, ein, zwei Stunden. Sie werden von einer Hitze geweckt werden, einem Feuer, sie werden einen Brand erleben, der jede Fantasie überholt, blitzschnell, und jede Vorstellung in Schutt und Asche legt.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum20. Apr. 2020
ISBN9783961191765
Schwarzes Tier Traurigkeit

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    Buchvorschau

    Schwarzes Tier Traurigkeit - Anja Hilling

    Anja Hilling

    Schwarzes Tier Traurigkeit

    FELIX BLOCH ERBEN

    Verlag für Bühne, Film und Funk

    Inhaltsverzeichnis

    Title Page

    Personenverzeichnis

    Teil eins: Das Fest

    Teil zwei: Das Feuer

    Das Leuchten (Minute eins)

    Der Schrei (Minute zwei)

    Der Körper (Minute zwei bis fünf)

    Der Bus (Miranda)

    Die Explosion (Flynn und Martin)

    Die anderen (Jennifer, Oskar und Paul)

    Die absolute Sicherheit (Miranda)

    Die Pause (Jennifer, Oskar und Paul)

    Glück (Martin und Flynn)

    Schwarzes Tier (Jennifer, Oskar und Paul)

    Das Ehepaar

    Die Rettung (Martin und Flynn)

    Teil drei: Die Stadt

    I. Fragen zum Geschehen

    II. Anrufe für Paul

    III. Bei den Pferden

    IV. Anruf für Martin

    V. Wuthering Heights

    VI. Besuche für und von Oskar

    VII. Clubbing

    VIII. Auf der Straße

    IX. Die Luft nach dem Regen

    X. Träume

    Always on my mind

    Über die Autorin

    Über das Stück

    Impressum

    Personenverzeichnis

    Miranda, um die 30

    Paul, um die 40

    Martin, Mitte 40

    Jennifer, Anfang 40

    Oskar, um die 40

    Flynn, Anfang 30

    Ein Ehepaar

    Teil eins: Das Fest

    „Viel in Liedern gepriesen entwuchs er der Göttinnen Pflege,

    zog dann gern von Gehöft zu Gehöft durch die Wälder,

    mit Efeu schwer behangen und Lorbeer. Nymphen machten Gefolge,

    er war der Führer, die endlosen Wälder hallten vom Donner.

    Darum dir auch Heil, Dionysos, Traubenbeladner!

    Lass uns die Jahreszeiten in Freude noch einmal erleben,

    doch nach den Jahreszeiten noch viele weitere Jahre!"

    (Homerische Hymnen: Hymne an Dionysos)

    Ein Wald, ein Mischwald, Kiefer, Esche, Linde, Buche, auch Eiche, manchmal eine Weide. Es ist Abend. Und Sommer. Der Wald leuchtet. Es ist heiß, nicht warm. Seit vierunddreißig Tagen wartet der Wald auf Regen. Sein Warten macht ihn bunter, lauter, schöner. Kriechen des Tausendfüßlers auf brüchigem Buchenblatt, Klappern des Käferpanzers, glitzernd, beim Fall auf Grund ohne Flüssigkeit, Schaben von Eichhörnchennägeln an abblätternden Baumrinden, rot und braun. Irgendwann ein Motorengeräusch, Wegspringen von Steinen, Erdballen auf schmalem, zweispurigem Weg. Ein VW-Bus, schwarz und beige, die Fenster geschlossen, klimatisiert, getönt. Wie lange der Bus seinen Weg sich schon schlängelt durch den Wald, wer kann das wissen. Irgendwann ist er einfach hier. Die Geräusche der Tiere, Blätter, Rinden werden kurz lauter, schneller. Dann verschwinden sie. Der schwarz-beige Bus fährt langsam, von den Umständen irritiert: Schlaglöcher, Steinspitzen. Äste mit Blättern, gelb, rot, meist grün, sommergrün, streifen, schlagen die geschlossenen Fensterscheiben, das Dach, die Achse des Wagens. Im Wagen Klappern von Gegenständen, Getränkekisten, Bier, Cola, Wasser, Wein, eine Flasche Cognac, Alufolie, Pappgeschirr, sechsmal echtes Glas, sechs Cognacschwenker. Ein Karton, im Karton Würzflaschen, Ketchup, Curry, Curryketchup und Tüten, Tüten mit Gemüse, Zucchini, Tomaten, Tüten mit Kartoffeln, Tüten mit Brot, Baguette, Ciabatta, Vollkorn, Tüten mit Fleisch, Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel, Grillgut. In der Ecke, gut verstaut, der Grill, darunter Kohle, ein ganzer Sack. Vorne, vor dem Klappern der Gegenstände, in drei Reihen hintereinander sechs, nein sieben Personen. Vier Männer, zwei Frauen, auf dem Schoß der jüngeren Frau ein Kind, ein Baby, ein Mädchen. Das Mädchen hat eine Flasche im Mund, aber es saugt nicht mehr, es ist eingeschlafen. Die Reisenden sehen nach draußen oder sehen sich um oder nach vorne, nach hinten, rutschen auf dem kühlen, beigen Polster. Draußen der Wald. Der Abend ist dunkler als er ist, durch die Tönung der Scheiben später als es scheint. Es ist kurz vor sechs. Die Personen sind länger unterwegs, als sie es erwartet hatten, länger, als es ihnen gefällt. Aber dann doch, immer wieder, der Blick, der Versuch von Worten, die was erzählen von der Ehrfurcht, die das Sitzen und das Rutschen in den Schatten stellt, angesichts des Waldes, der Schönheit der Welt, das Staunen und die Freude, jetzt, wo wir schon mal hier sind.

    Miranda

    Guck mal.

    Paul

    Ja.

    Miranda

    Guck mal Gloria.

    Martin

    Die Farben.

    Miranda

    Ein Reh.

    Jennifer

    Ja.

    Oskar

    Schön.

    Jennifer

    Ja. Sehr schön.

    Paul

    Ein Reh.

    Miranda

    Ja.

    Paul

    Wo.

    Miranda

    Jetzt hat es Angst.

    Oskar

    Sag auch mal was.

    Flynn

    ---

    Oskar

    Warum sagt er nichts. Dein Freund.

    Jennifer

    Lass ihn in Ruhe.

    Martin

    Da.

    Paul

    Wo.

    Martin

    Da. Die Sonne im Baum

    Paul

    Ja. Supersonne Superbäume.

    Martin

    Die Farben Freunde. Ganz schön bunt da draußen.

    Oskar

    Eigentlich grün. In der Hauptsache grün.

    Flynn

    Da war s wieder.

    Jennifer

    Was.

    Flynn

    Das Reh.

    Oskar

    Geht doch. Das Sprechen.

    Miranda

    Halt mal an.

    Martin

    Muss jemand pissen.

    Paul

    Das mit den Rehen nervt.

    Martin

    Geraucht wird jetzt nicht.

    Pissen würd ich gelten lassen.

    Oskar

    Wie weit noch.

    Jennifer

    Ja. Wie weit noch. Ist doch schön hier.

    Oskar

    Schöner wird s nicht.

    Martin

    Bisschen noch. Wart s ab.

    Miranda

    Halt an. Hab ich gesagt.

    Paul

    Weiter geht s. Ich hab Hunger.

    Jennifer

    Jetzt seht euch die Roteiche an.

    Oskar

    Die ist nicht rot.

    Jennifer

    Doch. Die Krone. Feuerrot.

    Oskar

    Feuer ist nicht rot.

    Miranda

    Halt jetzt an.

    Martin

    Warum

    Miranda

    Ich will Gloria ihr erstes Reh zeigen.

    Man könnte sagen, sie sind Freunde. Sie kennen sich, mehr oder weniger, mögen sich, irgendwie, verachten sich manchmal, wissen voneinander, einiges, wollen sich gefallen. Sie wollten mal raus an diesem schönen Sommertag, der Welt den Rücken kehren, ein Grillfest, eine Nacht unter freien Himmel, Sorgen vergessen, Sterne zählen, Wind auf Haut, Mücken, Lächeln, Augenglanz. Satt sein, betrunken sein und leicht, sehr leicht, mitten auf einer Lichtung, zwischen Bäumen, die hoch sind und grün, sie umgeben mit Knacken und Rascheln, leise und schön, wie das erste Geräusch der Welt. Sie sind da.

    Jennifer

    Was soll das.

    Paul

    Was.

    Jennifer

    Was tust du.

    Paul

    Atmen.

    Paul ist groß, er sieht stark aus, unbeweglich. Sein Gesicht ist breit, die Augen klein, aber hell, die Lippen voll in einer rauen Haut. Er ist um die vierzig, ja, um die vierzig und Architekt. Jennifer ist nicht seine Frau, sie war es mal. Sie hat

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