der Garten
Von Anja Hilling
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Über dieses E-Book
Embers sucht eine Gärtnerin, Antonia heuert an, bricht mit ihrem schicken, langweiligen, ironieverseuchten Leben und lässt Freund und Dachgeschoss hinter sich.Wolfgang und Georg, die Polizeibeamten, die Antonia später im Garten finden, bewältigen melancholisch den Spagat zwischen Philosophie und Spurensicherung. Und dazwischen lässt Anja Hilling Blumen sprechen. Sie heißen Darjeeling Red, Beauty of Livermere und New Dawn und pflegen eine elegante Gelassenheit. Das Leiden der Großstädter an sich selbst und am körperlichen Verfall kommentieren sie klug und ein bisschen maliziös. Ihnen liegt das Wachsen und Vergehen schließlich im Blut. Keine Angst vor einem hässlichen Ende. Sie sind der Chor, die Zuschauer, die Interpreten und werden noch da sein, wenn die Natur Oberhand gewinnt und alles auf Anfang geht. Vielleicht.
Anja Hilling schreibt ein komplexes Stück über Großstädter, die "zum Glück zu klug" sind, über ihre Denkbewegungen und die Suche nach Auswegen aus ihrer stillgelegten Existenz. Mit feinem schwarzem Humor, messerscharfen Bildern und einem reichen, sprachlichen Register erfasst Hilling den Gedankenapparat der Figuren. Und stellt dagegen das wilde Sprießen und die pralle Selbstgewissheit der Pflanzen, die auf der Seite der Ewigkeit stehen. der Garten folgt dabei dem klassischen Aufbau der Tragödie.
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Buchvorschau
der Garten - Anja Hilling
Anja Hilling
Der Garten
FELIX BLOCH ERBEN
Verlag für Bühne, Film und Funk
Inhaltsverzeichnis
Title Page
Zitat
die Leute
der Garten
Die Explosion
I. Akt: Tod
1. Warten dass die Party beginnt
2. der Garten
3. Die Beamten
4. Der Garten
5. Wuhlheide
6. Die Beamten
II. Akt: Ironie
1. Wuhlheide
2. Die Beamten
3. der Garten
4. die Beamten
5. Interview
6. die Beamten
III. Akt: Sterblichkeit
1. Liebe (Dachgeschoss)
2. Geborgenheit (Redaktion)
3. Fleisch (Philharmonie)
4. Wuhlheide
5. Freundschaft (Friseur)
IV. Akt: Abschied
1. Wuhlheide
2. die Beamten
3. Edith (mobil I)
4. Henriette (mobil II)
5. Martin (mobil III)
V. Akt: Party
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Vierundzwanzig Stunden nach der Explosion
Über die Autorin
Über das Stück
Impressum
„Der Aufruhr macht umsonst mir meine Fenster beben:
Er wird mir nicht die Stirn von diesem Pulte heben"
Baudelaire
„Die Blumen des Bösen"
die Leute
sind keine festen Größen, sie führen sich nur so auf, sie leben jetzt und irgendwo in der Nähe, in der gleichen Epoche, im gleichen Jahrhundert, im gleichen Land, im gleichen Irrsinn, sie existieren im fetten Bereich, zum Glück zu klug. Sie sind im Hirn zuhause, gewohnt, die Dinge scheiße zu finden. Ihr Blick endet Millimeter bevor etwas Wahres beginnt, und Erkenntnis ist der Saft, den sie aus ihrem Kopf rauspressen. Sie sind irgendwo in ihren Dreißigern, kommen klar hier. Wenn sie frieren nehmen sie den Laptop direkt auf den Schoß, wenn sie nachts aufwachen, bauen sie die Festplatte aus, und wenn sie verrückt werden, hängen sie die Tischordnung für ihre Trauerfeier an die Pinnwand. Ihr Unglück ist ein Tier aus anderen Zeiten, größer als sie selbst und nicht leicht zu fassen. Sie zählen die Stunden, lieben den Alkohol, die Traurigkeit und die Momente des Beifalls, sie sind von sich selbst besessen und sehnen sich nach einem anderen Menschen, der sie erkennt, nicht erlöst. Sie fürchten den Zenit des Körpers, die Tiefe der Linien, das Leuchten der Kopfhaut, Vorsorgeuntersuchungen und noch härtere Fotos, sie haben Angst vor dem Ende, wünschen sich eine unsterbliche Berührung und einen Gedanken, der von fremden Lippen in ihre Venen knallt, so unverhofft und direkt wie ein Rattenbiss, aber die Sprache, die sie verwenden, ist indirekt, vertraut und zugeschissen mit der Hoffnung, von vorne beginnen zu können:
der Garten
ist anders, ein Kind, reich und verwahrlost, von Menschen angelegt und dazu geschaffen, sie zu überwuchern, hier wachsen Farben, die nichts mit Wasser zu tun haben, mit Sehnsucht oder Dünger, Blätter, die sich höher aufrichten als ein weiblicher Rumpf. Es gibt Blüten hier in Form eines Auges, in dem Moment, in dem es erstarrt im Angesicht eines Gottes. Blumen, sie vegetieren hier und überall, ihr Leuchten ist nicht ortsgebunden, ihre Schönheit kein persönliches Dilemma und ihr Sterben kein Drama. Sie pressen ihren Körper aus Eisengerüsten, schießen ihr Licht aus Teerplatten, blühen auf, kurz, spektakulär, in unendlicher Wiederholung, tauschen Sauerstoff an erstickenden Plätzen, in Büros, Flaschenhälsen, Konzerthallen. Fluten ihren Saft in jedes menschliches Hirn, das gerade noch in voller Blüte stand. Es sind nur Blumen, ihr Duft bleibt unerreicht, ihre Gnade endlich. Der Garten ist nur ein zufälliger Ort, und das sind nur beispielhafte Vertreter:
Darjeeling Red
ein Teppichknöterich, zum Bodendecker berufen, wütet klug von unten dank einer schnellen, nicht aufzuhaltenden Ausbreitung einer Matte in Purpurähren.
Mont Blanc und Silver Cup
zwei Bechermalven, sie blühen zerschmettert wie Porzellan, nehmen alles in sich auf mit einem bodenständigen, etwas arroganten Charme, die eine im rauem Weiß, die andere im leuchtendem Rosa.
Alba
ein Sonnenhut und absoluter Insektenmagnet, der seine cremeweißen Fächer in strahlenförmiger Blüte mit bajuwarischer Tonart auf einem ein Meter hohen Stiel ausbreitet.
Helen Campbell
eine Spinnenblume mit herausragenden Staubfäden, weiß, weit, ein bisschen betrunken und gierig nach Licht.
S. Arnott
eine orange gefüllte Dahlie, die schnell wächst und trocken sprüht, sie begehrt die Sonne und fürchtet alles was feucht ist, Erde, Schnecken, Hände.
Corky
eine Taglilie, blüht entgegen ihres ängstlichen Inneren in Trompetenform in tausendfacher Entfaltung, hellgelb, sekündlich, erstaunlich, bis der Tag sich neigt, dann ist die Angst besiegt und das aufsehenerregende Leben dieser Lilie auch schon wieder vorbei.
Bicolor und Newry Blue
zwei Eisenhüte, Solitärstauden, die eine blau-weiß, die andere blau-lila, ihre Blüten sind helmförmig, ziemlich