Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

bergab: ein Krautrock-Krimi
bergab: ein Krautrock-Krimi
bergab: ein Krautrock-Krimi
eBook146 Seiten2 Stunden

bergab: ein Krautrock-Krimi

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Es ist 1999. Im Norden Indiens kommt es zu gefährlichen Grenzstreitigkeiten mit Pakistan.
Während die indische Armee entlang der Grenze auf 730000 Mann erhöht wird,
sterben keine 200 km südlich davon einige weiße Touristen in einem herrlichen Urlaubsort in den Bergen.
Dirk Löffler, ehemaliger Kriminalkommissar in Hamburg, versucht hier, im Dorf Old Manali, zu vergessen.
Mit Bergwanderungen, seiner einheimischen Geliebten und, manchmal, zu vielen joints.
Inspector Dilip Kumar ist eher unsportlich, isst gerne ungesund, und hat den Hang, sich immer wieder bei
seinen Vorgesetzten unbeliebt zu machen. So ist er in Manali gelandet, einer Kleinstadt auf 2000 m Höhe
- weit entfernt von Delhi...Wo er sich jetzt aufs neue behaupten und diesen Fall schnellstens lösen muss.
Der erste Fall führt die beiden zusammen. Im Wald, weit oberhalb von Dirks Haus, wurde ein altes Ehepaar
ermordet aufgefunden. Ein Fund führt zurück in die frühen 70er Jahre und die Sternstunde der deutschen Rockmusik.
Hier treffen wir u.a. die Band "Kasbah Temple", den LSD-Apostel Dr. Simon Leachy, Lalle Goltermann, das Sternenmädchen,
und ihren Seelenverwandten Claus Ulrich Törner, den visionären Labelchef und Veranstalter
des ersten deutschen Rockfestivals.
Zwischen Ziegen, betrunkenen Bergtouristen, Schuhputzern, Schamanen und Göttern auf Viertausendern kommen ein
kiffender deutscher Ex-Polizist und sein indischer Kollege Inspector Kumar ganz schön aus der Puste.
Die beiden ungleichen Kriminalisten müssen das Geheimnis des weissen Bären lösen, sonst.....
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum26. Nov. 2020
ISBN9783753124377
bergab: ein Krautrock-Krimi

Ähnlich wie bergab

Ähnliche E-Books

Krimi-Thriller für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für bergab

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    bergab - Cord Rehren

    cover.jpg

    Impressum

    Texte:      img1.png Copyright by Cord Rehren

    Umschlag:  img1.png Copyright by Cord Rehren

    Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin

    Hauptpersonen:

    Dirk Löffler - deutscher  ex-Polizist

    Inspector of Police - Dilip Kumar

    Anju - Putzfrau und Geliebte

    Lalle Goltermann - Sternenmädchen

    Claus Ulrich Törner - Journalist, Musikproduzent

    Johannes Kreidler - Bassist und Ziegenhirte

    Andy - Säufer

    Dr. Simon Leachy - Drogenprophet

    Raju - Schuhputzkönig

    Alpe Ram – Schamane

    Prolog

    Ein fensterloser Raum, in Schulterhöhe schräg zulaufend. Darin Verstärker, Kabel, Effektgeräte und mehrere langhaarige Musiker, die hochkonzentriert über ihre Instrumente gebeugt einen mal mäandernden, wabernden, dann wieder apokalyptisch kreischenden Sound erzeugen, angetrieben vom gnadenlosen Maschinenbeat des Schlagzeugers.

    Hinter einer fenstergroßen Glaswand drei Tontechniker, die konzentriert an Reglern drehen und schieben. Poster an den Wänden mit Autogrammen zeigen bekannte Künstler, die hier schon aufgenommen haben. Im Aufnahmeraum ganz links sitzt die einzige Frau unter all den Männern an einer Farfisa Fast 3 Combo, eine elektrische Orgel, die vor einigen Jahren auf den Markt gekommen ist. Neben jedem Musiker steht eine Flasche mit Mineralwasser. Die session läuft schon seit einer guten Stunde ohne Unterbrechung. Es läuft gut, im Jargon der Zeit grooven die Musiker. Der süßlich-herbe Geruch von Marihuana liegt in der Luft. Die Bitte-nicht-Rauchen-Schilder hatten sie gleich am ersten Aufnahmetag umgedreht.

    Es ist warm im Aufnahmeraum und immer wieder nimmt einer der jungen Musiker einen hastigen Schluck aus einer Flasche, um danach gleich wieder einzusteigen. Die junge Frau spürt, dass etwas in ihrem Rücken hinabfließt. Keine Schweißtropfen außen auf der Haut, sondern etwas ihr Unbekanntes, elektrisierendes, in ihrem Inneren. Eine kribbelnde Spannung scheint mit einem Mal im Raum zu herrschen, sie kann es fast riechen. Auf ihren Armen bildet sich Gänsehaut.

    Die Frau schaut sich verwundert um. Ihr Blick bleibt mal hier, mal da hängen, an den wallenden goldenen Haaren des Gitarristen, dem chromblitzenden Schlagzeug, den Paisley Mustern der Teppiche. Ihre Hände, die über die Tasten gleiten, das Glas Wasser, das auf der Orgel steht, die Tasten selbst, alles verdoppelt sich, pulsiert im Rhythmus der Musik, von einem gelblichen Licht umrandet.

    Sind das ihre Hände, die sich dort unten bewegen?

    Woher kommen die Töne?

    Sie spielt nicht mehr, es spielt sie, es fließt durch sie hindurch, aus ihr heraus, mühelos, und, ja, richtig, wenn sie genau hinsieht, kann sie den dünnen, gleißenden Energiestrom sehen, der aus ihren Fingern in die Tasten fließt.

    Oder, eher, wenn sie nicht genau hinschaut, so ein klein wenig daneben, eher so unaufmerksam beobachtend.

    Es erstaunt sie nicht, dass jede Note, die sie spielt, vor ihr erscheint, ein zitterndes durchsichtiges Stück Plasma, wie eine wunderschöne Qualle, die aus ihrem Blickfeld davon schwebt und durch die nächste ersetzt wird. Ihr Kopf bewegt sich jetzt wie ein Metronom. Sie schwitzt. Ohne es zu merken, ihre Kiefer pressen sich aufeinander, die Zähne mahlen. Ihr Pullover berührt die feinen Härchen an ihrem Hals. Kleine unendlich zarte Explosionen rasen durch ihre Wirbelsäule. Sie bemerkt Farbunterschiede in den Quallen, spielt damit herum, erzeugt Töne von tiefem Rot und Blau. Das Wort Farbton steigt in ihr auf, sie muss leise darüber lachen. Farbton, natürlich: Beide: Farben und Töne, waren eine Einheit, gehörten zusammen. Statt A-Dur könnte es genauso Grün heißen, einen C-Dur Akkord könnte man dagegen Rot nennen.

    Ihre Gedanken springen jetzt zu der Farbe Drometenrot, das im Meister des jüngsten Tages eine gewichtige Rolle spielt. Leo Perutz’ Buch hatte sie vor einiger Zeit beeindruckt gelesen.

    Eine Weile spielt sie mit dem Namen Perutz herum. Was konnte ein Perutz sein? Ein kleines behaartes Tier vielleicht? Konnte man es in die Hand nehmen und streicheln oder würde es einen beißen?

    Immer schneller kommen die Gedankenketten. Schon lange war von ihrer Orgel kein Ton mehr gekommen. Fiebrig jagen Bilder durch ihren Kopf. Vertraute Dinge werden mit geheimnisvoller Bedeutung aufgeladen.

    Der Teppich ist nicht mehr das bekannte Ding, auf dem man wohligweich stehen kann, sondern hat wahrhaftig Tiefe und betont dies auch noch, indem das Muster in einem sanften Rhythmus vor- und zurückschwingt. Fremdartige Gesichter werden darin sichtbar, die sie an Azteken- oder Hindugötter erinnern.

    Sie winken ihr zu, fordern sie auf, sich zu ihnen zu gesellen und mitzumachen beim Großen Tanz.

    Dann Verlangsamung, Mitschwingen, Verstehen, danach aber gleich weiter, die nächste Gedankenkette und jetzt sehen,

       genau sehen, 

       nach unten sehen.

    Die Tastatur der Orgel gleicht einer galoppierenden Herde Zebras, auf die sie aus großer Höhe herabsieht. Ihre Hände fallen von der Klaviatur auf die Jeans, dann hebt sie sie langsam vor das Gesicht. Zum allerersten Mal betrachtet sie ihre Hände wahrhaftig, so scheint es ihr. Die Falten an den Gelenken, die winzigen goldenen Härchen, selbst kleinste Hautfetzen der Nagelhaut kann sie nur mit einer Art überwältigender, Ehrfurcht gebietender Klarheit und Schärfe betrachten. Ein plötzliches Gefühl tiefer Liebe für diese ihre Hände breitet sich in ihr aus. Sie möchte jauchzen vor Glück. 

    Sind dies nicht wunderschöne, eigenständige Tiere, mit zwei winzigen Herzen, die deutlich dicht unter ihren Handflächen pochen? Einzigartig und voll tiefer Bedeutung.

    Sie sind so…heilig.

    Sie führt eine Hand an die rechte Wange und streichelt sich langsam, während Tränen ihre Wangen hinab laufen.

    Was…? Ein Flüstern, Knacken und Sirren im Ohr, wie von fern hört sie Stimmen, ein unangenehmes Geräusch, das an der Schönheit und Reinheit des Augenblicks kratzt und Einlass begehrt. Zwei besorgt aussehende, aber grotesk verdrehte Gesichter kommen auf sie zu. Kommen zu nah, viel zu nah. Vergessen ist alles Heilige.

    Gefahr!

    Fort mit euch, denkt sie, und lenkt ihre ganze gedankliche Kraft auf die abscheuliche Gnome, mit ihren krummen Nasen, den hervorquellenden Augen und dem Gestrüpp am Kinn.

    Und wirklich, wie auf ihren Befehl hin weichen die langhaarigen Störenfriede mit beruhigenden Gesten und aufgerissenen Augen zurück und lassen endlich von ihr ab. Stehen dann aber immer noch, die Köpfe zusammengesteckt, bedrohlich im verbogenen Raum.

    Wenn sie doch nur einen Raum ganz für sich allein hätte. Etwas Ruhe, das musste jetzt einfach sein, das hatte jetzt oberste Priorität.

    Die Tür, auf der die bedeutungsvollen Buchstaben WC schweben, verspricht Ruhe und Sicherheit, aber der Weg dahin scheint zuerst unüberwindbar weit und mühsam. Das, was zwischen den Dingen ist, die Luft, der Raum, fühlt sich an wie eine dicke Decke frischgefallenen Schnees. Sie muss die Beine hoch anheben, um vorwärts zu kommen.

    Es vergehen Ewigkeiten, bis sie endlich die Tür erreicht. Und überall Ablenkung. Überall gibt es etwas Wunderbares zu sehen.

    Eine Fliege, die sich hartnäckig ihren Hals als Landeplatz aussucht. Die überraschende Entdeckung, wie fantastisch und gleichzeitig komplex Gehen ist. Seltsame Lichtblitze bei geschlossenen Augen. Das Muster des Teppichs, das vom aztekischen Fries in einem Atemzug zur gefährlichen, wirbelnden Tiefe wird, die droht, sie zu verschlingen, mit sich zu reißen in das Dunkel. Das Muster, ein schwingendes Netz, das alles verbindet und Alles ist. Konzentration auf das Muster. Es betrachten, ohne es zu bewerten. Es betrachten, ohne sich von seiner unermesslichen Schönheit und unaussprechlichen Bedeutsamkeit überwältigen zu lassen...

    Moleküle, Sonnenstrahlen, Schnörkel, Wellen, Knoten, Fasern, alles einzig und alles eins, das allumfassende AUM, Samen, Skelette, Muscheln, Kapillaren, Maschendraht….eine Bilderflut strömt in ihr Bewusstsein, ein Baum, Herbststurm, Berge in Flammen, Lagerfeuer, Funkenflug, das Karussell auf dem Jahrmarkt, die Schule, ihr Cousin Robert, ein Tag am Meer, der Vater, groß, immer in schwarz. Mond, Sterne, schwebend auf dem Netz, sie selbst darin, ein Stern, ein kleines Feuer im Unfassbaren, Unnennbaren.

    Sie hat keine Fragen mehr, alles ist jetzt klar, ist so klar. Sie kann voll innerer Ruhe dies alles nur bewundern und dankbar weinend anbeten.

    Jetzt. Nicht zu weit nach links gehen, von dort kommen böse Farben, schlechte Vibrationen.

    Jetzt. Eine Klinke. Eine Erinnerung formt sich. Dieses Metall muss man niederdrücken.

    Jetzt. Hier war Ruhe. Und Sicherheit.

    Sicherheit?

    Sie tritt ein, drückt auf den Lichtschalter und lehnt sich mit dem Rücken an die Tür. Sie hat sich geirrt. Die Angst kommt ohne Vorwarnung, wie ein großes, schweres Kissen, das jemand nach ihr wirft. Ein Kissen, dass sie erdrückt und klein und hilflos macht.

    Sie sieht die Fugen zwischen den Kacheln: Gitterstäbe. Sieht die Rippen der Heizung: noch mehr Gitter. Der Raum ist zu klein, beengt sie. Sie will rufen, aber was?

    Irgend etwas. Aber es kommen nur kleine traurige Laute. Es gibt keinen Weg nach draußen, wohin sie auch schaut, nach links, nach rechts, geradeaus, keine Tür.

    Kein Entkommen.

    Sie sieht vor sich im Spiegel ein Gesicht, es ist ihr Gesicht und doch auch ganz fremd. Während sie hinschaut, zerfließt es, als würde jemand eine Kerze darunter halten. Haut und Muskeln werden zu einer zähflüssigen Masse, die Augäpfel gleiten darin nach unten.

    Darunter kommt ihr blanker Schädel hervor. Nun verschwinden Kleid, Haare, Haut und Uhr und jedes Ich und der Totenschädel öffnet seinen Mund zu einem nicht enden wollenden Schrei........

       1

    Ein mächtiger Greifvogel, ein selten gewordener Indiengeier mit einer Flügelspannweite von über zwei Metern, verlässt die Felsen im breiten Tal, das zum Rohtang-Pass hochführt. Vergeblich hat er hier gehockt, in der Hoffnung, sich an einer verendeten Kuh, einem Schaf oder einem gestürzten Wasserbüffel den hungrigen Bauch voll schlagen zu können.

    Es ist ein später Nachmittag im Himalaya und es ist an der Zeit, zu seinem Horst in einem Seitental weiter südlich zurückzukehren. Nach kurzem Suchen findet er einen der Luftströme, die ihn mühelos zu seinem Ziel bringen werden.

    Kothi, das letzte Dorf vor dem viertausend Meter hohen Pass, gleitet unter ihm hinfort. Mit einer kleinen, kaum sichtbaren Veränderung der Flügelspitzen biegt er nach links ab, lässt schnell die Dörfer Palchan, Burua, Goshal und die weißen Sägezähne der Berge von Solang hinter sich.

    Als nächstes steuert er den Grat an, der vom Berg Kunzum zum Dorf Old Manali hinabfällt. Hier führt ihn sein Kurs zum ersten Mal dicht an die Vegetation heran, und fast scheint er die Rhododendronbüsche zu berühren, die auf dem Grad wachsen. Etwas zu spät sieht er den Körper, der unter ihm im hohen Gras liegt. Vorsichtshalber dreht er seinen kahlen Hals nach unten und hinten, um abzuschätzen, ob dieses Wesen eine Bedrohung ist, doch längst schon haben sich Felsen und Bäume zwischen ihn und den Zweibeiner geschoben.

    Das kräftige Rauschen der Flügel hat den Mann aus seinem Halbschlaf aufgeschreckt. Er schaut dem Geier hinterher, der erst fünfzig, gleich darauf schon hundert Meter entfernt ist. Der jetzt nur noch ein rasch dahineilender Fleck vor dem dunklen Grün der gegenüberliegenden Flanke des Kang Peri ist.

    Der Mann trägt die Kleidung eines einheimischen Bauern, Hose und Jackett aus grobem dunklem Stoff. Eine Kulumütze sitzt auf den schulterlangen Haaren, in denen das Grau schon überwiegt. Das

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1