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Vom Uhrsprung und anderen Merkwürdigkeiten: Moderne Märchen und Parabeln
Vom Uhrsprung und anderen Merkwürdigkeiten: Moderne Märchen und Parabeln
Vom Uhrsprung und anderen Merkwürdigkeiten: Moderne Märchen und Parabeln
eBook102 Seiten1 Stunde

Vom Uhrsprung und anderen Merkwürdigkeiten: Moderne Märchen und Parabeln

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Über dieses E-Book

VOM UHRSPRUNG und anderen Merkwürdigkeiten erzählt Ulrich Karger und kommt in seinen neun modernen Märchen und Parabeln der Moral mit Witz und satirischer Zuspitzung auf die Spur.

Ob nun der Eine den Anderen nicht versteht oder das Räumen einer Leiche aus dem Keller fällig wird – zwischen tröstlich ungebrochenem Happy End und bösem Erwachen steht es am Ende 5:4.
Und solange die Hoffnung nicht gestorben ist ...

"Herrlich ironisch ist Ulrich Kargers Märchen "Vom Uhrsprung", in dem der allererste Wissenschaftler eines verträumten Reiches von einer guten Fee mit einem Kuss von seinem 'bösen Zauber' geheilt wird."
Sabine Rutkowski, Zitty (Berlin)
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum8. Apr. 2015
ISBN9783738022636
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    Buchvorschau

    Vom Uhrsprung und anderen Merkwürdigkeiten - Ulrich Karger

    Zum Buch

    Gewidmet meinen beiden Märchenfeen

    Regina und Marion,

    die immer für eine Überraschung gut sind

    Mit „Vom Uhrsprung und anderen Merkwürdigkeiten" startete 2010 die Edition Gegenwind – der Titel liegt mit dieser Veröffentlichung nun als leicht überarbeitete und um Fotoillustrationen ergänzte Neuausgabe vor.

    Vier der neun hier vorgestellten Geschichten, darunter die Titelgeschichte, waren Beiträge in den mit über 100.000 verkauften Exemplaren sehr auflagenstarken Märchen-Anthologien des Hamburger Metta-Kinau Verlages, zwei sind auch noch Teil der Romancollage „Verquer" und die verbleibenden drei wurden hier zum ersten Mal veröffentlicht.

    Homepage-Seite zum Buch: ulrich-karger.de/uk-vom-uhrsprung.htm

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    Edition Gegenwind

    Reihe Belletristik

    Neuausgabe

    Zum Inhalt

    Vom Uhrsprung erzählt von der riskanten, einstmals aber noch heilbaren Wissenschaft des Zeitmessens

    Der Eine, der Andere verstehen sich gar nicht, kommen aber zu einem gemeinsamen Ergebnis

    Die Gürtelschnalle ist der Anfang von einem grausamen Ende

    Das Haus in der Mauergasse bietet billigen Wohnraum, der nur mit Mühe wieder zu verlassen ist

    Das Bankgeheimnis lüftet sich in einem dunklen Wald

    Der lächelnde Prinz will sein wahres Gesicht wiederhaben

    Zwischenbericht den kaum einer wahrhaben will

    Seltsames Volk zu beobachten lässt einen sich über gar nichts mehr wundern, macht aber einsam

    Weisheit letzter Schluss verspricht am Ende nur das Beste

    Nachwort

    Quellennachweise

    Vom Uhrsprung

    chapter3Image1.jpeg

    Es war einmal ein Land, das weder Jahre noch Sekunden kannte. Dieses Land wurde von einem Königspaar regiert, aber das störte eigentlich niemanden, denn we­der der König noch die Königin machten sich Gedanken darüber, wann sie ih­ren Amtsgeschäften nachgehen oder wann sie Urlaub machen sollten. Wie ihr Volk lebten sie in den Tag hinein, und wenn sie um einen Rat gefragt wurden, antworte­ten sie nur „Komm nach dem Essen wieder oder „Komm, nachdem wir geschlafen haben.

    Allerdings wussten weder das Königspaar noch die Ratsuchenden, wann das nun sein würde. Die Leute fanden dann meistens ihre eigene Lösung, nachdem sie selbst in Ruhe ge­gessen oder ihre Frage überschlafen hatten.

    Und solange niemand klagte, waren alle zufrieden.

    Einmal aber – keiner weiß mehr, wann das war – kam irgendjemand auf die Idee, das, was es nicht gab, zu erfinden. Weil es ihn zuerst auch nicht gab, erfand er sich kurzerhand selbst und nannte sich: WISSENSCHAFTLER.

    Der Titel gefiel ihm. Stolz stellte er sich vor den Spiegel, und es kam ihm vor, als wäre er ein Stück gewachsen. Zog er nun noch sein Bäuchlein ein und tat er dasselbe mit den Wangen, schien ihm seine ganze Erscheinung zudem kühn und bewun­dernswert nachdenklich. Dieser Mann würde endlich Ordnung schaffen!

    Und er begann sein großes Werk in den eigenen vier Wänden. Irgendwie musste es doch zu überprüfen sein, wie groß das Zimmer war. Einer ersten Eingebung folgend, zog er den Schnür­senkel aus seinem linken Schuh und rutschte auf den Knien immer an der Wand lang.

    Neun­mal passte der Schnürsenkel an die längere Zimmerwand. Bei der kürzeren blieb ein Rest übrig, nachdem er den Senkel siebenmal angelegt hatte.

    Sein Blick fiel auf den Schuh, den er bei der wissenschaftlichen Rutscherei verloren hatte, und einer zweiten Eingebung gehorchend, ver­suchte er nun, das fehlende Stück in der Ecke mit dem Schuh auszufüllen.

    Passt!

    Dies alles galt es festzuhalten. In fein säuberlicher Schrift übertrug er die Ergeb­nisse seiner ersten wissenschaftlichen Untersuchung auf ein Blatt Papier.

    Aber was war die beste Wissenschaft ohne die gebührende Anerkennung durch die Repräsen­tanten der Macht?

    Den linken Schuh in der rechten Hand, Schnürsenkel, Stift und Papier in der linken, hüpfte er die Treppen zum Schlosstor hinauf. Den obersten Treppenabsatz zierte ein in großen Lettern eingemeißelter Sinnspruch:

    ZUM FREUEN BRAUCHT EIN JEDER RUH.

    „Darauf ließe sich wohl manches entgegnen, dachte der frischgebackene Wissenschaftler, „aber eins nach dem andern.

    Hätte er erst einmal die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Königspaares, würde er auch hierzu einige Neuerungen vorschlagen. Nur – soweit kam es nicht.

    „Komm nachher wieder, jetzt wollen wir beim Spiel nicht gestört werden", hieß es.

    „Wann ist denn nachher?", wollte der neugierige Wissenschaftler wissen.

    „Was soll diese Frage?, knurrte der König. „Natürlich dann, wenn es uns keinen Spaß mehr macht zu spielen!

    Und damit war die Audienz beendet, und er wurde wie alle anderen zuvor wieder hinauskomplimentiert.

    Da stand er nun – mit einem bloßen Fuß und vielen Ideen im Kopf. Aber entmuti­gen ließ er sich deswegen noch lange nicht. Spürte er doch ganz deutlich, dass er da­bei war, etwas Umwer­fendes einzuleiten – etwas, das vielleicht sogar seinen Namen tragen würde. Nur musste ihm endlich jemand zuhören, der seine Arbeit auch zu würdigen wusste.

    Dem König und der Königin jedoch bereitete das Spielen ein solches Vergnügen, dass ihr Lachen noch am Schlosstor zu hö­ren war. So setzte sich der Mann, der mit seinem Schnürsenkel das Längenmaß erfunden hatte, auf die oberste Stufe der Schlosstreppe und starrte auf die Buchstaben zwi­schen den Beinen.

    In einem dieser Momente, als er da so saß – keiner weiß mehr, wann das war –, folgte er einer dritten Eingebung, die ihn beinah das Leben gekostet hätte.

    Nach dem angeregten Spiel war das Königspaar zu einem Spaziergang aufgebrochen. Da sah es den Wissenschaftler mitten auf dem schönen Sinnspruch sitzen. Von dem ZUM FREUEN BRAUCHT EIN JEDER RUH war nur noch das ZUM FREU und das RUH zu erkennen, und hin und wieder lugte auch noch ein H zwischen den Beinen des Mannes hervor. Es war aber vor allem das ungewöhnliche Gehabe dieses Menschen, was den Blick des Königspaares auf sich zog.

    Gerade legte der Mann einen seiner Schuhe rechts von sich auf dem steinernen Treppenabsatz ab, um nun ein schon eng beschriebe­nes Blatt Papier aufzu­nehmen und darin etwas einzutragen. Dann legte er das Blatt beiseite, ließ den Schuh links von sich auftippen, dann zwischen den Beinen, dann rechts, nahm das Papier – und das immer wieder von vorne.

    Das Königspaar schaute ihm dabei eine Weile zu, bis die Königin wissen wollte: „Was machst du da?"

    Um die Antwort war der Mann nicht lang verlegen: „Ich übe den U-H-R-Sprung und messe dabei, wie lange etwas dauert." Während er das zum Besten gab, hörte der Wissenschaftler nicht auf, den Schuh vom U des FREU zum H

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