Im Bann heimlicher Leidenschaft
Von Barbara Dunlop
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Über dieses E-Book
„Heirate mich!“ Als TJ dem einstigen Mauerblümchen Sage einen Antrag macht, zählt für ihn nur sein Sohn, den sie ihm so lange verschwiegen hat. Doch dann stellt der verwitwete Millionär fest, dass eine aufregende Frau aus Sage geworden ist …
Barbara Dunlop
Barbara Dunlop hat sich mit ihren humorvollen Romances einen großen Namen gemacht. Schon als kleines Mädchen dachte sie sich liebend gern Geschichten aus, doch wegen mangelnder Nachfrage blieb es stets bei einer Auflage von einem Exemplar. Das änderte sich, als sie ihr erstes Manuskript verkaufte: Mittlerweile haben die Romane von Barbara Dunlop weltweit eine begeisterte Leserschaft gefunden.
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Buchvorschau
Im Bann heimlicher Leidenschaft - Barbara Dunlop
IMPRESSUM
Im Bann heimlicher Leidenschaft erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2018 by Barbara Dunlop
Originaltitel: „His Temptation, Her Secret"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA COLLECTION, Band 403
Übersetzung: Julia Königs
Umschlagsmotive: LightField Studios / Shutterstock
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2021
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751506878
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
TJ hatte Schwierigkeiten, Erinnerungen an seine eigene Hochzeit zu unterdrücken, während er Braut und Bräutigam bei ihrem ersten Tanz im prächtig dekorierten „Beacon Hill Crystal Club", zusah. Es waren nun schon mehr als zwei Jahre seit Laurens Tod vergangen, und an manchen Tagen konnte er ihren Verlust recht gut verschmerzen. Doch an Tagen wie diesem ballte sich die Einsamkeit schmerzhaft in seiner Brust zusammen.
„Alles in Ordnung?" Caleb Watford reichte ihm ein Glas Single Malt Whiskey.
„Mir geht’s gut."
„Lügner!"
TJ wollte gerade nicht darüber sprechen, also nickte er stattdessen in Richtung Tanzfläche. „Matt kann sich wirklich glücklich schätzen."
Nachdenklich sah Caleb ihn an, als überlegte er, ob er den Themenwechsel einfach hinnehmen sollte oder nicht. „Stimmt."
„Zwischendurch war ja echt nicht abzusehen, wie es enden würde. TJ riss seine Gedanken von Lauren los und dachte stattdessen an Matts verzweifelten Heiratsantrag ohne Ring zurück: Tashas Koffer war schon gepackt gewesen, doch sein Freund hatte es irgendwie geschafft, sie trotzdem zum Bleiben zu überreden. „Ich dachte, sie sagt Nein.
Caleb grinste. „Am Ende ist alles gut ausgegangen. Matt hatte wirklich Glück gehabt. TJ lächelte. Er freute sich, dass sein Freund die Frau fürs Leben gefunden hatte. Tasha war klug, wunderschön und sehr bodenständig – die perfekte Frau für ihn. Caleb klopfte TJ auf die Schulter. „Du bist als Nächstes dran.
„Das wage ich zu bezweifeln", sagte TJ grimmig.
„Nur nicht die Hoffnung verlieren!"
„Würdest du Jules je ersetzen? Darauf hatte Caleb keine Antwort. TJ nippte an seinem Drink. „Dachte ich mir.
„Sie ist hier, wie könnte ich da Ja sagen?"
Sie schauten beide zu Calebs Frau hinüber. Drei Monate nach der Geburt der Zwillinge – zwei Mädchen – sah sie absolut umwerfend aus. Gerade lachte sie über etwas, das ihr Schwager Noah gesagt hatte.
„Es ist auch dann noch schwer, wenn sie schon zwei Jahre tot ist, sagte TJ. Er konnte seine Gefühle einfach nicht in Worte fassen. Gefühle brachten ihn jedes Mal wieder ins Stolpern; Fakten hatten ihm schon immer besser gefallen. „Ich versuche ja, über sie hinwegzukommen. Das tue ich wirklich. Aber Lauren …
„Ich kann dich ja verstehen, sagte Caleb. „Zu einem gewissen Teil zumindest. Das muss man wirklich erlebt haben, um es nachvollziehen zu können.
„Wenn ich einfach einen Schalter umlegen könnte …" TJ sprach nicht weiter. Natürlich wusste er rein logisch betrachtet, dass Lauren nie zurückkommen würde. Und dass sie ihm ein erfülltes Leben gewünscht hätte – auch ohne sie. Aber sie war seine große Liebe. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, je wieder jemanden so zu lieben.
„Lass dir Zeit", sagte Caleb.
„Ich habe ja keine andere Wahl", antwortete TJ. Die Zeit verging schließlich so oder so.
Die Schlussakkorde des Liedes erklangen, und Matt und Tasha kamen lächelnd auf sie zu. Der elegante Tüllrock ihres Kleides glitt über das polierte Parkett. TJ hätte nicht gedacht, dass er die Frau, die als Bootsmechanikerin arbeitete, je in einem Hochzeitskleid samt Schleier sehen würde. Wenn sie die üblichen Overalls gegen ein Kleid eintauschte, war sie wirklich atemberaubend schön.
„Wollen wir tanzen?", fragte sie TJ und hakte sich lächelnd bei ihm unter.
„Es wäre mir eine Ehre." Immerhin war er Matts Trauzeuge. Er setzte ein Lächeln auf, stellte sein Glas ab und vertrieb die melancholischen Gedanken aus seinem Kopf.
„Alles in Ordnung?", fragte sie ihn. Es gesellten sich noch andere Paare zu ihnen, und langsam füllte sich die Tanzfläche.
„Mir geht’s super", sagte er.
„Ich habe deinen Blick gesehen, als du dich mit Caleb unterhalten hast."
„Wo hast du gelernt, so gut zu tanzen?" TJ wusste ihre Besorgnis zu schätzen, aber heute war ihr großer Tag. Sie sollte sich keine Gedanken um ihn machen.
„Was ist los, TJ?"
„Nichts. Na gut, fast nichts. Ich bin ein wenig eifersüchtig auf Matt."
„Und das soll ich dir glauben?"
Er lehnte sich leicht zurück. „Sieh dich doch an, Tasha. Jeder Mann hier ist eifersüchtig auf Matt. Sie lachte kopfschüttelnd. „Außer Caleb
, fügte TJ hinzu. „Und die anderen verheirateten Männer … Hoffe ich zumindest."
Amüsiert sah sie ihn an. „Das ist das verworrenste Kompliment, das ich je bekommen habe."
„Das ist irgendwie aus dem Ruder gelaufen, oder?"
„Von einem Fettnäpfchen ins nächste."
„Was ich eigentlich sagen wollte: Du bist wirklich eine hinreißende Braut."
„Nicht mehr lange, sagte sie. Er lachte. „In diesem Korsett kann ich kaum atmen
, sagte sie stirnrunzelnd. „Und diese Schuhe sind der absolute Albtraum. Falls es ein Feuer geben sollte, müsste mich jemand nach draußen tragen."
„Matt trägt dich bestimmt nur zu gern an jeden Ort, an den du willst."
Ihr Blick wanderte zu ihrem frischgebackenen Ehemann und wurde weich. Ihre offensichtliche Zuneigung machte TJ neidisch. „Deiner Mutter scheint die Hochzeit echt gut zu gefallen", sagte er, um sich abzulenken.
„Ich erfülle nur meine Pflicht als Tochter. Ich habe Matt schon gewarnt, dass er mich heute wahrscheinlich zum letzten Mal in einem Kleid sehen wird."
„Dieses Kleid könntest du auch nur schwer toppen." TJs Handy vibrierte in der Tasche seines Smokings. Er hatte es extra leise gestellt, aber Tasha bemerkte das Klingeln trotzdem.
„Geh ruhig ran", sagte sie.
„Nein, das kann warten."
„Was, wenn es einer deiner Investoren ist?"
„Es ist Samstagabend."
„In Australien ist es schon Sonntagmorgen." Tasha wusste, dass TJs Investmentfirma global operierte.
„Sonntags arbeiten selbst die Australier nicht. Und er würde sich während der Hochzeitsfeier von nichts ablenken lassen – nicht einmal vom Geschäft. Das Vibrieren stoppte. „Siehst du?
, sagte er. „Aufgelegt."
„Was blieb dem Anrufer auch anderes übrig, wenn du nicht abhebst? Das Vibrieren setzte wieder ein, und sie hörte auf zu tanzen. „Du solltest da wirklich rangehen, TJ.
„Nein, nicht nötig." Sanft wiegte er sie wieder hin und her.
„Sieh wenigstens nach, wer es war."
„Das muss ich nicht. Wer auch immer es war, ist nicht so wichtig wie du und Matt."
„Und wenn es ein Notfall ist?"
„Na schön, wenn du darauf bestehst." Er wollte sich wirklich nicht mitten auf der Tanzfläche mit der Braut streiten. Unauffällig zog er das Handy hervor und tanzte gleichzeitig weiter mit Tasha. Sie ließ sich von ihm führen, offenbar besänftigt. Überrascht stellte er fest, dass der Anrufer das Seattle St. Bea Krankenhaus war. Seine Firma tätigte regelmäßig Spenden an die Highside Klinik in Whiskey Bay, seiner Heimatstadt, aber zum St. Bea hatte sie eigentlich keine Verbindung. Vielleicht wollten sie eine Spende anfordern.
„Und, wer ist es?", fragte Tasha.
Erst jetzt bemerkte er, dass er nicht mehr tanzte. „Das St. Bea Krankenhaus."
Sie sah ihn besorgt an. „Vielleicht ist jemand verletzt."
„Ich wüsste nicht, warum man denjenigen dann ins St. Bea bringen sollte." Er kannte zwar ein paar Leute in Seattle, aber die meisten seiner Freunde wohnten entweder in Whiskey Bay oder in Olympia, der Hauptstadt Washingtons. Und selbst in Olympia gab es niemanden, der ihn als Notfallkontakt angeben würde. Das Klingeln verstummte wieder.
„Du solltest zurückrufen", sagte Tasha. Sie hakte sich bei ihm unter und führte ihn von der Tanzfläche.
„Tasha", protestierte er.
„Tu mir den Gefallen, sonst mache ich mir nur unnötig Sorgen."
„Na gut." Es gefiel ihm gar nicht, sie derart von der Feier abzulenken. Am Rand der Tanzfläche angekommen, trennten sie sich. TJ ging ins Foyer, wo es wesentlich leiser war. Leicht unwirsch drückte er auf den Rückrufknopf.
„St. Bea Krankenhaus, Abteilung für Onkologie", sagte eine forsche Frauenstimme.
Onkologie? Hatte jemand Krebs? „Hier spricht Travis Bauer. Sie hatten mich angerufen?"
„Oh, hallo, Mr. Bauer. Ich stelle Sie an Dr. Stannis durch."
„Was …?" Die Leitung klickte leise und verstummte. Ungeduldig wartete er, gleichzeitig besorgt und neugierig, worum es ging.
„Mr. Bauer?"
„Ja?"
„Mein Name ist Dr. Shelley Stannis. Ich bin hier im St. Bea Krankenhaus für Transplantate in der Abteilung für Onkologie zuständig."
TJ ging ein Licht auf. „Rufen Sie wegen einer Knochenmarkspende an?"
„Ja, genau. Danke für den schnellen Rückruf. Ich habe Ihre Kontaktdaten aus dem Spenderregister. Wir haben hier einen jungen Leukämiepatienten, für den Sie ein geeigneter Spender sein könnten. Ich würde gern einen Beratungstermin mit Ihnen vereinbaren, wenn Sie Zeit haben, und vielleicht einige Tests durchführen."
„Wie alt ist der Patient?" Es war die erste Frage, die ihm in den Sinn kam.
„Er ist neun Jahre alt."
TJ zögerte keine Sekunde lang. „Wann soll ich da sein?"
„Sie wären also zu einer Spende bereit?"
„Auf jeden Fall."
„Haben Sie noch weitere Fragen?"
„Später bestimmt, aber gerade nicht. Ich bin in Boston, aber ich kann nach Seattle kommen."
Dr. Stannis schwieg einen Moment. „Wir würden die Tests wenn möglich gern schon morgen durchführen, Mr. Bauer. Sie können sich sicher vorstellen, wie besorgt die Mutter des Jungen ist. Sie hofft wirklich mit aller Macht, dass Sie als Spender infrage kommen."
„Ich werde da sein. Und bitte nennen Sie mich TJ."
„Vielen Dank, TJ."
„Das ist doch selbstverständlich. Bis morgen!" Er legte auf.
„Ist alles in Ordnung?", fragte Matt. Er musste während des Gesprächs ins Foyer gekommen sein.
„Ja, hoffentlich. Ich bin möglicherweise ein geeigneter Knochenmarkspender für einen neunjährigen Jungen in Seattle. Es schien einen Moment zu dauern, bis Matt diese Information verarbeitet hatte. „Tut mir wirklich leid, aber ich muss gehen.
„Kein Grund, sich zu entschuldigen, sagte Matt und scheuchte ihn in Richtung Tür. „Ab mit dir! Rette ein Leben!
Ohne weiter zu zögern, heuerte TJ telefonisch einen Privatjet an. Er wollte die Mutter des Jungen nicht länger als nötig warten lassen. Manchmal war es wirklich praktisch, lächerlich viel Geld zu haben.
Mit klappernden Absätzen ging Sage Costas den breiten Krankenhausflur hinunter. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen, aber mittlerweile war sie daran gewöhnt. Schon seit neun Tagen wurden nun Tests an ihrem Sohn Eli durchgeführt. Das Ergebnis: eine aggressive Form von Leukämie. Ihr Herz klopfte immer schneller, je näher sie dem Wartebereich vor Dr. Stannis’ Büro kam. Wie viel Stress konnte man wohl aushalten, bevor man einfach zusammenbrach?
Sie hatte die ganze Woche lang kaum geschlafen und letzte Nacht überhaupt nicht. Heute Morgen hatte sie sich gezwungen, zu duschen und sich leicht zu schminken. Make-up allein würde wahrscheinlich nichts nützen, aber sie wollte einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Sie hatte eine Heidenangst davor, dass der Spender einen Rückzieher machen könnte.
Mittlerweile war er schon in Sichtweite: Durch die Fenster des Wartezimmers war ein großer, dunkelhaariger und elegant gekleideter Mann erkennbar, der sich mit Dr. Stannis unterhielt. Das musste der Spender sein.
Sie schluckte und blieb vor der geschlossenen Tür stehen. Sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen, sie zu öffnen. Verzweifelt hatte sie für diesen Augenblick gebetet. Es stand einfach so viel auf dem Spiel. Was würde geschehen, wenn sie sich umsonst Hoffnungen gemacht