Seelenlos Band 09: Kämpfende Herzen
Von Leandra Low
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Buchvorschau
Seelenlos Band 09 - Leandra Low
Die Vorbereitungen für den nun unvermeidlichen Krieg zwischen Licht und Dunkelheit sind im vollen Gange. Währenddessen alle Beteiligten dennoch Zeit finden, sich in unzählige Herzensangelegenheiten zu verstricken. Dies betrifft insbesondere die Engel Haldor, Miragell und Waroll.
Aber auch die Dämonen sind nicht müde, innerhalb ihrer Reihen Revieransprüche geltend zu machen. So das es letztendlich allen so vorkommt, als sei die unselige Schlacht nur noch eine reine Nebensache.
Als es dann jedoch dazu kommt, sind die Verluste auf beiden Seiten von einer schmerzvollen Tragweite, die so manchen zweifeln lassen, ob das alles wirklich nötig gewesen war. …
Warnung:
Diese Buchserie ist Großteils nichts für Zartbesaitete. Wer sich Themen wie Folter, sowie sexuelle und körperliche Gewalt nicht zumuten möchte, sollte daher von der Lektüre dieses Buches Abstand nehmen! Zudem könnten einige auch an den explizit beschriebenen Sexszenen, insbesondere im Homoerotischen Bereich, Anstoss nehmen!
SEELENLOS
Band 09
Kämpfende Herzen
Leandra Low
Dark Fantasy
Leandra Low schreibt seit frühster Jugend. Sie selbst ist eine bekennende Leseratte und liebt es anderen aus ihren Werken vorzulesen. Dadurch entstand auch ihre Lesegruppe »Das Dämonische Lesestübchen«, die sich regelmäßig trifft.
Die freischaffende Künstlerin lebt mit ihrem Mann Christoph in Hannover, wo sie sich neben dem Schreiben mit Malerei, Illustration, darstellender Kunst und Musik beschäftigt..
Alle Rechte vorbehalten!
Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Schauplätze, Ereignisse und Handlungen sind von der Autorin frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen sind rein zufällig, oder so gewollt.
Kein Teil dieses Buches darf reproduziert, gescannt oder in gedruckter oder elektronischer Form ohne vorherige Erlaubnis der Autorin verbreitet werden. Ausnahme ist die Benutzung von Auszügen in einer Buchbesprechung.
Copyright 2021 Leandra Low / ZAUSEL–VERLAG
leandra.low@me.com
Website: https://leandralow.de
Cover und Illustrationen by Leandra Low.
2. Auflage; überarbeitet
ISBN: 978–3–98647–286–3
Bisher erschienen:
Seelenlos - Band 01 - Die Engelssuche
ISBN: 978-3-96443-939-0 (Print 380 Seiten - Feb. 2019)
ISBN-Nr:ISBN: 978-3-95849-376-6 (E-Book - Feb. 2019)
SEELENLOS Band 02 – Zeitreisen
ISBN: 978–3–96443–957–4 (Print 352 Seiten - März 2019)
ISBN: 978–3–96544–157–6 (E-Book - Feb. 2019)
SEELENLOS Band 03 – Die Rückkehr
ISBN: 978–3–96443–894–2 (Print 350 Seiten - Juni 2019)
ISBN: 978–3–96661–126–8 (E-Book - April 2019)
SEELENLOS Band 04 – Dämonische Spiele
ISBN: 978–3–96858–067–8 (E-Book - April 2020)
SEELENLOS - Band 05 - Flucht ins Ungewisse
ISBN: 978–3–96799–045–4 (E-Book - Mai 2020)
SEELENLOS - Band 06 - Der verlorene Sohn
ISBN: 978–3–96987–139–3 (E-Book - Nov. 2020)
SEELENLOS - Band 07 - Brüder des Lichts
ISBN: 978–3–96953–793–0 (E-Book - 2 Feb. 2021)
SEELENLOS - Band 08 - Emotionen
ISBN: 978–3– 98551–287–4 (E-Book - 15 April 2021)
(Die Printbücher enthalten zudem zahlreiche Illustrationen.)
Zu Beginn möchte ich allen Lesern danken, die dieses Buch auf legale Weise erworben haben. Sprich, es gekauft oder über einen seriösen Anbieter bekommen haben. Daher vielen Dank für eure Unterstützung!
Leider kommt es immer häufiger vor, dass Bücher von uns Kleinautoren der Piraterie zum Opfer fallen, was bedeutet, sie werden kopiert und zu Dumpingpreisen illegal angeboten, von denen der Autor nicht einen einzigen Cent sieht.
Sicher freut sich jede Leseratte, wenn sie ihren Hunger mit möglichst günstig ergatterten Lesestoff füttern kann, aber bitte vergesst dabei nicht diejenigen, die viele Stunden damit zugebracht haben, um sich Geschichten auszudenken und damit zu eurer Unterhaltung beizutragen. Ich denke, niemand arbeitet gern umsonst. …
Zwar fallen auch die Werke von Autoren der großen Verlage dieser Piraterie zum Opfer, aber diese sind zumeist durch ihren Verlag abgesichert, während wir Kleinautoren uns überhaupt nicht wehren können, sondern dem Ganzen einfach nur hilflos gegenüberstehen. Ich für meinen Teil habe jedenfalls nicht die Möglichkeit, jeden Monat pro Buch (!) rund 30 Euro locker zu machen, um Firmen zu beauftragen, die das Internet nach diesen Piratenseiten durchforsten, die ohnehin gleich nachdem sie aufgeflogen sind, unter anderem Namen weitermachen. Allein der Vertrieb, der Druck und alles andere sprengt zumeist schon mein Budget.
Daher bitte ich euch dringend, bleibt fair und erweist uns Autoren auf diese Weise euren Respekt für unsere Arbeit, indem ihr diese Piraterie nicht unterstützt.
Vielen Dank, eure Leandra Low.
Landkarte von Altania:
Für meinen wunderbaren Mann Chris,
der mich bei allem, was ich tue,
unterstützt und mich mit
all meinen Macken und Fehlern
so nimmt, wie ich bin.
Ich bin so glücklich, in Dir meinen
Seelengefährten gefunden zu haben.
Ich liebe Dich!
Engel &Dämonen:
Liste der Engel & ihre Bedeutung:
Der Seher
Geschichtenerzähler Demar Julosrow aus Kroatien (geb. im Januar1798 / 1820 bei Rettung zweier Kinder verbrannt) wird zum Engel SHYNTALL – Fantasie; Rufname: Demar
Der Formwandler
Farmerstochter Lane Barrington aus Colorado (geb. Februar 1883 / 1904 zu Tode gefoltert) wird zur Angelina LOGANO – Regenbogen; Rufname: Loo
Der Lichtengel
Millionärssohn Jamain Erikson aus Schweden (geb. März 1958 / erwürgt 1974 aus Habgier) wird zum Engel HALDOR – Licht; Rufname: Hal
Der Wetterengel
Der 17-jährige Senatorensohn Antonio Lepidos (geboren im Rom der Antike / im Circus durch die Löwen getötet) wird zum Engel RAVETH – Regen; Rufname: Rain
Der Heiler
Bauernsohn Cristoff Kilian aus Deutschland (geb. Mai 1660 / 1681 als Hexer verbrannt) wird zum Engel SERENADE – Mondlicht; Rufname: Moon
Der Liebesengel
Der 16-jährige Fischer Lamuell Koradis (geboren im Griechenland der Antike / bei Rettung einer Frau erstochen) wird zum Engel JALIMARA – Liebe; Rufname: Jali
Der Sonnenengel
Gutbetuchter Bürger Angelo Petrell aus Österreich (geb. Juli 1968 / 1995 durch Auftragsmord, der seiner Freundin galt, getötet) wird zum Engel SAJO – Sonne; Rufname: Jojo
Herr der Pflanzen & Sprecher der Tiere
Einzelgänger Ronald O´Cloude aus Irland (geb. August 1938 / 1961 in den Tod getrieben – erhängte sich) wird zum Engel RUBIO – blutroter Rubin; Rufname: Red
Der Anführer
Elfenkaiser Albian van DeBeladore (derzeit umgerechnet ungefähr 33 Menschenjahre alt) vertritt den Platz des 12. ten Kriegers.
Herr der Gezeiten
Piratensohn Marco Lecourse aus England (geb. Oktober 1689 / 1719 im Kampf gegen Dämon Jesebell getötet) wird zum Engel WAROLL – Gold, wertvoll; Rufname: Waro
Der vampirische Meister des Schwertes
Edelmann Renaldo D´Arbo aus Frankreich (geb. 20. November 1767 / 1789 von seiner eifersüchtigen Schwester erstochen) wird zum Engel MIRAGELL – Mitternacht; Rufname: Rage
Der Felsformer & Wandler
Der etwa 26-jährige Indianer White Eagle (Geburtstag unbekannt / starb im Kampf gegen Monsterbären) begegnet den Suchenden im Jahre 1993 in Kanada und wird zum Engel SHALARR – Schnee, Erstarrung; Rufname: Snow
Der Seelenlose & Dreizehnte Krieger
Elfenprinz Silvano van DeBeladore ist der Auserwählte JALAY – Seltenheit, Silber.
Liste Dämonen & ihre Bedeutung:
Der Feuerengel – Des Teufels Sohn: Lorendos
Gedanken aus Feuer und Vernichtung / benutzte Identität auf der Erde als Model oder Anwalt unter dem Decknamen Karim Puschang.
Die Kralle aus Stein: Karamirr
dunkelhäutige Todeskralle / benutzte Identität auf der Erde als Türsteher Dschaad Shacour für den angesagten Hamburger Club The Dragon Spell.
Der Adler - Die Schwinge des Todes: Varungar
Vogeldämon und Formwandler / benutzt auf der Erde den Decknamen Nicolai Lombardi und arbeitet vor seiner Rückkehr zu den Dämonen als Kunstdozent.
Die Katze - Der Willenbrecher: Rhamsis
Die ägyptische Teufelskatze und ältester der Dämonen / benutzt auf der Erde den Decknamen Prof. Donevan Somerville und arbeitete vor seiner Rückkehr zu den Dämonen als Forscher der Archäologie oder als Anwalt. Wurde bereits von Engel Raveth als Gegner erkannt.
Das Gift: Shandaar
Krankheitsüberträger durch Atem / lebt auf der Erde weiterhin unter seinem ehemaligen Menschennamen Francesco Ylang. Führt die Geschäfte der Dämonen, unter anderem als Geschäftsführer des The Dragon Spell.
Das Wasserwesen: Maiden
stolzer Wasserelf und Kampftalent / benutzt auf der Erde den Decknamen Joshua Draven und arbeitet dort als Surflehrer und Tänzer.
Der Sadist - Das uralte Böse: Santanas
zweitältester der Dämonen / benutzt auf der Erde den Decknamen Orlando Dela Lothring und frönt seiner Neigung als Snuff-Film-Regisseur. Wurde von Engel Shyntall bereits als Gegner erkannt.
Der Gestaltenwandler - Der Teufel: Luziveron
Anführer der Dämonen und begabter Gestaltenwandler / benutzt auf der Erde überwiegend den Decknamen Damian Daniel Natas und betreibt zwielichtige Geschäfte.
Der Meister des Fleisches: Alessio
Die Unschuld und Verführung des Todes – Der Hermaphrodit benutzt auf der Erde den Decknamen Sergio Fernandez und arbeitet als Sänger und Tänzer. Er und der Engel Jalimara hatten sich bereits gegenseitig als Gegner erkannt.
Die Spinne des Todes: Jesebell
Waffenspezialist und Heiler / benutzt auf der Erde den Decknamen Michelle Aramire und ist als Leibwächter tätig. Vorzugsweise Luziverons Mann fürs Grobe.
Der Vampir - Der Engel des Todes: Jeemahl
Der einsame Wolf und Bluttrinker / einst ein französischer Edelmann namens Julien DeLacour, bevor er zum Vampir wurde; arbeitete vor seinem Beitritt in Luziverons Truppe auf Errah als Edelcallboy. Wurde zum Showhighlight seines Clubs The Dragon Spell. Kennt nun jedoch seine wahre Identität und hat sich daher gegen seine Kumpanen gestellt, um seinen Halbbruder Galimar zu schützen.
Der Werwolf: Xanthos
benutzt auf der Erde den Decknamen Romeo Savage, tritt als Rocksänger auf und heizt mit seinem Motorrad durch die Gegend.
Engelsflügel Teil 2
»Nicht Hass, sondern
Gleichgültigkeit ist das
Gegenteil der Liebe!«
(Verfasser unbekannt)
Gedanken!
Palast der Schneeelfen
Waroll hatte ihren Blick bemerkt, den sie beinah feindselig in Samarahs Richtung abschoss.
Schon seit Langem war ihm Jasalias Interesse an Shalarr aufgefallen. Eigentlich bereits seit ihrer Flucht aus dem Hort der Bergtrolle.
So polterig der einäugige Engel auch sonst auftrat, dass mangelnde Feingefühl, welches man ihm oft nachsagte, fehlte ihm dennoch nicht. Zumindest nicht, wenn es sich um Frauen handelte.
Nicht umsonst hatte er den Ruf als gefürchteter Schürzenjäger. Denn es war für die Ladys in seinem Umfeld schwer, sich seinem männlichen Charme zu entziehen. Mit seiner neckenden Art und den versteckten Frivolitäten trieb er so mancher liebreizenden Maid nicht nur die Schamröte ins Gesicht. Sondern schaffte es immer aufs Neue, die widerspenstigste Dame zu zähmen und somit auf sein Lager zu locken.
Daher hielt er auch nichts von Treue. Gab es doch viel zu viele willige Kätzchen, die seiner Meinung nach nach Streicheleinheiten dürsteten. Und selbst wenn er ab und an mit Eifersucht und den Vorwürfen der Damenwelt zu kämpfen hatte, so konnte ihm die Ladys doch nie lange böse sein. Eher sanken sie bald schon wieder bereitwillig in seine starken Arme. Und er war nur zu geneigt, die holde Weiblichkeit zu trösten und weiterhin amouröse Spielchen mit ihnen zu treiben.
Andererseits die ehemalige Königin weckte sein Mitgefühl. War sie vom Schicksal ohnehin schon arg gebeutelt worden, so hatte sie sich nun ausgerechnet in einen Mann verliebt, der ihre Gefühle weder erwiderte noch von deren Vorhandensein etwas ahnte.
Absichtlich ignorierte Shalarr die Emotionen der Königinmutter bestimmt nicht, dessen war Waroll sich sicher. Zumal er wusste, dass der Schneeengel ein lieber Kerl war. Auch wenn man das nicht gleich wegen seines unnahbaren Verhaltens und undurchschaubaren Wesens vermutete.
Jasalia hingegen hatte das sehr wohl erkannt. Ihre schmerzlichen Blicke, mit denen sie die schlanke Gestalt des weißen Indianers schon seit seinem Eintreffen im Palast der Schneeelfen verschlang, sprachen jedenfalls Bände.
Auch ihr Einsatz bei den vorangegangenen Verhandlungen bezüglich des weiteren Vorgehens – insbesondere der Rettung Shalarrs, hätten selbst einem unaufmerksamen Beobachter nicht entgehen dürfen.
Nun, Waroll waren sie keineswegs entgangen und Jasalia tat ihm leid, wie sie nun unglücklich auf ihrem Platz hockte und gute Miene zum bösen Spiel machte. Während Shalarr in Begleitung der bildhübschen Samarah auf Wolke Sieben davon schwebte.
Andererseits gönnte Waroll dem schweigsamen Krieger das längst fällige Liebesglück, und nach allem, was er erfahren hatte, verdiente auch Samarah die Gunst des weißen Engels zu Recht. Schließlich hatte sie ihm das Leben gerettet.
»Ich würde mich auch gern zurückziehen. Wie denkt Ihr darüber?«, säuselte ihm in diesem Augenblick eine Schöne, der er derzeit den Hof machte, ins Ohr und ließ ihre Hand spielerisch unter dem Tisch über seinen Oberschenkel gleiten.
Waroll strahlte sie schelmisch an und ärgerte sich insgeheim, dass ihr unverkennbares Angebot ihn nicht sofort in Flammen versetzte. Immerhin hatte er bereits einige Tage hierfür geopfert, sie so weit zu bringen, dass sie sich ihm derart anbot. Und jetzt, wo seine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren, verspürte er keinerlei Lust diesen auszukosten.
Entschieden schob er ihre Hand zur Seite.
»Verzeiht meine Holde, aber mir darf noch nicht der Sinn nach einem Kampf in den Laken stehen, da wichtige Aufgaben mein Hiersein erforderlich machen. Ich werde Euch daher wohl oder übel vertrösten müssen. Ich hoffe, Ihr vergebt mir diese unverzeihliche Abfuhr meinerseits!«
Seine betont verführerische Stimme sorgte dafür, dass die Dame ihren aufsteigenden Groll und die damit verbundene Enttäuschung herunterschluckte. Wenn es denn nun wirklich lediglich die Pflicht war, die ihn abhielt, so durfte sie ihm freilich nicht böse sein. Trotzdem verzog sie säuerlich das Gesicht und erhob sich mit einem erzwungenen Lächeln.
»Sicherlich, mein Herr. Wenn Ihr mich nun aber entschuldigt?«
Er nickte ihr zu, wohlwissend, dass sie gekränkt war.
Waroll verstand sich ja selbst nicht. Warum hatte er das getan?
Allerdings ein Blick in Jasalias Richtung erklärte ihm sein Zögern. Er erhob sich und trat entschlossenen Schrittes auf die ehemalige Kaiserin zu.
»Verzeiht Madam, aber hättet Ihr etwas dagegen, wenn ich es wage, Eure Gesellschaft in Anspruch zu nehmen?«
Verdutzt blickte Jasalia in das funkelnde, goldbraune Auge, welches ihr verschmitzt zuzuzwinkern schien. Sie war derart überrumpelt, sodass sie eine einladende Handbewegung mit ihrer neuen Handprothese vollführte. Diese war ihr von einem der Kunsthandwerker der Schneeelfen angefertigt worden und unterschied sich kaum von einer echten Hand.
Auf Geheiß ihres Noch-Ehemannes war diese Anfertigung, ebenso wie eine Beinprothese, in Auftrag gegeben worden, um ihr Erscheinungsbild wieder so gut es ging herzurichten.
Derweil hatte Moon eine wahre Meisterleistung vollbracht, indem er ihr mithilfe seiner stärksten Heilungskräfte eine neue Nase formte und auch den Großteil ihrer Narben verschwinden ließ. Die Prozedur war für Jasalia äußerst schmerzvoll gewesen und hatte auch dem schönen Heiler einiges abverlangt. Jedoch das Resultat konnte sich sehen lassen und daher hatte sie die Pein gern in Kauf genommen.
Ihr Gesicht war zwar noch meilenweit von ihrem einstigen Aussehen entfernt, dennoch vermochte sie es jetzt ohne Ekel in einen Spiegel zu blicken.
Auch ihr Haar war bereits an Kinnlänge nachgewachsen und umspielte in dezenten Wellen ihr nun kaum noch entstelltes Antlitz. Trotzdem senkte die Elfe in alter Gewohnheit schnell den Kopf, nachdem der imposante Engel sich neben ihr niederließ.
»Ihr seid nicht wiederzuerkennen Majestät. Man möchte meinen, Eure Schönheit versucht, mit jedem weiteren Tag erneuten Spielraum zu erschaffen. Und mit Verlaub, sie ist dabei sehr erfolgreich«, schmeichelte Waroll mit sanftem Lächeln und zauberte Jasalia mit seinen galanten Worten eine leichte Röte ins Gesicht.
»Ich danke Euch für Eure netten Worte. Auch wenn sie nicht der Wahrheit entsprechen und ich sie daher nicht glauben kann«, flüsterte sie leise seufzend.
Waroll beugte sich näher heran und suchte ihren Blick: »Madam, ich mag zwar in dem Ruf stehen, den Damen mit Schmeicheleien den Kopf zu verdrehen, aber Ihr dürft mir gerne glauben, dass ich, wenn es um das Äußere einer Lady geht, kein Blatt vor den Mund nehme. Und sagt mir jetzt nicht, Ihr hättet die Veränderungen Eures Antlitzes nicht selbst schon in den letzten Tagen zu Genüge bewundert?«
Jasalia hob mit zynischem Lächeln das Haupt: »Sicherlich vermag mein jetziges Aussehen kleinen Kindern nun keinerlei Albträume mehr bescheren, jedoch steht wohl ansonsten außer Frage, dass ich mich damit abfinden muss, ein hilfloser Krüppel zu bleiben. Denn so fantastisch unser Heiler auch mit der Herrichtung meines Gesichtes auftrumpfen konnte, so vermag auch er es nicht, mir neue Gliedmaßen zu schenken. Wobei ich hoffe, Ihr missversteht mich nicht: Ich bin Moon sehr dankbar für seine Kunstfertigkeit. Gleichwohl…«. Sie verstummte, weil sie ihm beinahe verraten hätte, dass sie sich schon lange nicht mehr als vollwertige Frau fühlte und auch in Zukunft keinerlei Chance sah, dieses Gefühl zu ändern. Welcher Mann würde sie schon nehmen?
Sie wandte erneut den Blick ab und ließ ihr Augenmerk durch den Raum gleiten, damit Waroll ihre hochsteigenden Tränen nicht sah.
Der sah sie nachdenklich an. Die Elfe rührte sein Herz und er verstand ihre Qual besser, als sie erahnte. Als er sein Auge verlor, dachte auch er zunächst, dass er mit dem aktuellen Aussehen bei den Mädels weniger Erfolgsaussichten hätte. Einzig die Tatsache, dass sich mit dem Verlust des Auges gleichzeitig ein neues Leben, ein Leben als Engel vor ihm auftat, lenkte ihn vorerst von diesem Gedanken ab.
Dann jedoch stellte er fest, dass er mit dem neuen Erscheinungsbild fast noch mehr Glück bei der Damenwelt verbuchen konnte, als zuvor. Die Entstellung verlieh ihm etwas Verruchtes, geradezu Gefährliches. Zumal anscheinend Frauen einen nicht ganz perfekten Mann den Schönlingen ihrer Welt vorzogen.
Er begann seine Wunde schneller zu akzeptieren, als er erwartet hatte, und inzwischen war sie ein Teil von ihm. Ein Teil, den er nicht einmal mehr missen wollte. Genau so sollte es für Jasalia sein.
Zwar war sie nicht mehr die makellose Schönheit von einst, aber Waroll fand, dass Moon mit der Wiederherstellung ihres Antlitzes hervorragende Arbeit geleistet hatte. Ihr Gesicht war wegen der Narben nicht mehr vollkommen ebenmäßig und glatt, aber dennoch sehr ansprechend. Schon allein weil ihre unvergleichlich schönen Jadeaugen ohnehin die gesamte Aufmerksamkeit eines Betrachters auf sich lenkten.
Und nun gut, ihr fehlten ein Bein und ein paar Finger, jedoch der Rest ihres Körpers war immer noch reizvoll. Dies hatte der lebenslustige Engel mit Kennerblick erfasst. Und genau diese Erkenntnis ließ ihm einen Schauer über den Rücken rieseln.
War es etwa körperliches Interesse, was ihn an ihre Seite trieb?
Er schüttelte sich. So, als wolle er diesen absurden Gedanken von sich werfen. Nein, er empfand Mitleid für ihre Lage und Verständnis für ihre Person. Mehr nicht!
Trotzdem wollte Waroll sie nicht mit der Annahme, sie sei für einen Mann nicht mehr von Beachtung, zurücklassen. Daher brach er erneut das Schweigen und raunte ihr so leise zu, sodass nur sie es hörte: »Nun Madam, ich verstehe Euer Dilemma. Aber seid versichert, ein wahrer Liebhaber stört sich keineswegs an der Kleinigkeit einiger fehlender Gliedmaßen. Sofern der Rest eines liebreizenden Leibes sein Verlangen noch zu entfachen vermag. Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht, Mylady!«
Mit diesen Worten stand er auf und entfernte sich nach einer formvollendeten Verbeugung, mit einem sinnlichen Lächeln auf den Lippen. Womit er eine Jasalia zurückließ, deren Mund vor grenzenlosem Erstaunen aufklappte, während sie ihm überrumpelt nachsah. …
***
Errah – WG von Luzinda Kaiser
Luzy fluchte, als es zum wiederholten Male an der Haustür Sturm klingelte. Sie schnappte sich ein Handtuch und entstieg den Wasserfluten ihrer Badewanne.
»Mist! Nur einmal möchte ich in Ruhe ein Bad nehmen, ohne dass das Telefon bimmelt oder die Post kommt. Und immer gerade dann, wenn ich allein zu Hause bin!«, schimpfte sie, während sie feuchte Fußabdrücke hinterlassend Richtung Eingangstür stapfte, um dem Störenfried zu öffnen.
Ihr finsterer Gesichtsausdruck fiel allerdings in sich zusammen wie ein Kartenhaus, als sie ihren Besucher vor sich sah.
Langes, weißblondes Haar floss in seidiger Pracht über breite Schultern, die von einem perfekt sitzenden silberschimmernden Jackett verdeckt wurden, welches er wiederum über einem schlichten, schwarzen T-Shirt trug. Und auch die wohlgeformten Beine in den ausgewaschenen Jeans ließen keine Wünsche offen. Aber am meisten faszinierten Luzy auf Anhieb die hellgrünen Augen, die noch intensiver leuchteten, weil sie von unverschämt langen, dunklen Wimpern umgeben waren.
»Luzy?« Seine fragende Stimme, die warm und dunkel aus dem sinnlichen Mund drang, sandte wohlige Schauer über Luzys Haut.
»Ja, die bin ich«, flüsterte sie kaum hörbar, während sie ein Frösteln unterdrückte, da die kalte Zugluft des Treppenhauses hereinwehte.
Die Frage, wer er war, schien in ihren Augen zu stehen, denn er streckte ihr freundlich lächelnd die Hand entgegen: »Ich bin ein Freund von Renaldo und soll dir etwas von ihm ausrichten!«
Renaldo? Sie starrte ihn perplex an, wobei sie vergaß, den Händedruck zu erwidern. Schlaff lag ihre Hand in seiner und erneut überrollte sie eine Gänsehaut. Ganz plötzlich war es da. Dieses Gefühl, was einen überfällt, wenn irgendetwas nicht stimmte. Misstrauen stahl sich in ihren Blick. »So, was denn?«
»Wie wär’s, wenn ich dir das drinnen erzähle, oder willst du dir hier im Durchzug den Tod holen?«, lächelte er sein sinnliches Lächeln.
Luzy tu es nicht! Du würdest den wahren Tod hereinlassen!
Die Warnung war in ihrem Kopf, kaum das ihr Besucher ausgesprochen hatte.
»Tut mir leid, aber ich lasse prinzipiell niemand Fremden in meine Wohnung«, antwortete Luzy mit dünnem Stimmchen. Hierbei ärgerte sie sich, dass sie vor dem Öffnen der Tür nicht die Kette vorgelegt hatte. Vermutlich, weil sie davon ausgegangen war, das eine ihrer drei Mitbewohnerinnen bald heimkamen.
Ihr Gegenüber lächelte verständnisvoll: »Sicher! … Sorry, ich bin Orlando und wie gesagt, ein Freund von Renaldo. Und ehrlich gesagt, ich würde dir die Nachricht auch hier übermitteln, aber wie du dir sicherlich denken kannst, ist das für fremde Ohren nicht unbedingt bestimmt!«
Sie sah Orlando unschlüssig an. Wenn er nun wirklich einer der Engel war? Immerhin sah er aus wie ein himmlischer Krieger.
Aber das sehen diese dämonischen Arschgeigen auch!, konterte sie in Gedanken.
Santanas sah, dass er so nicht weiterkam. Das Misstrauen der jungen Frau war greifbar. Sicher, er könnte sie auch mit Gewalt um Einlass ersuchen, aber das würde den Plan, den er und Silvano geschmiedet hatten, zunichtemachen. Daher riss er sich zusammen, zauberte ein weiteres charmantes Lächeln aufs Gesicht und meinte achselzuckend: »Okay, versteh schon. Heutzutage kann man nicht vorsichtig genug sein. Also Vorschlag meinerseits: Du ziehst dir etwas an, während ich hier auf dich warte und dann suchen wir uns ein nettes, lauschiges Café. Da kann ich dir dann alles erzählen!«
Sein einnehmendes Lächeln erstickte Luzys Skepsis im Keim.
»Gut!«, strahlte sie. »Ich beeile mich!«
Schon drückte sie die Tür ins Schloss und sauste in ihr Zimmer, wo sie eilig einige Kleidungsstücke aus dem Schrank zog.
Schnell noch das feuchte Haar mit dem Föhn angetrocknet, ein wenig Lipgloss – Schuhe an und fertig. Kaum zehn Minuten später verschloss sie die Haustür hinter sich und wandte sich an Santanas, der sich von der Flurwand abstieß, an der er zuvor gelehnt hatte.
»Meinetwegen können wir!«
»Gut gehen wir!« Sanft legte sich eine schlanke Hand auf ihren Rücken und die Berührung ließ Luzy erneut schaudern.
Ein jäher Schmerz fuhr ihr durch den Körper und nun war sie absolut überzeugt, dass der Mann hier neben ihr niemals ein Freund von Renaldo sein konnte.
»Oh entschuldige, ich hab´ noch was Wichtiges vergessen«, wandte sie sich an ihren Begleiter und floh, bevor er etwas einwenden konnte.
Kaum in der Wohnung angekommen, warf sie die Tür hinter sich ins Schloss und verbarrikadierte diese, bevor sie sich aufseufzend dagegen lehnte. Ihr Herz hämmerte! Hatte sie jetzt überreagiert? Vielleicht irrte sie sich ja und dieser Orlando war wirklich ein Kumpel von Renaldo. Aber wie sonst wäre ihr ungutes Gefühl zu erklären, wenn nicht damit, dass dieser Kerl ihr nicht geheuer war.
Was sollte sie jetzt bloß tun?
Ihr Blick fiel auf das Küchenfenster, durch welches sie die Blumenkästen des Balkons erkannte. Und da fiel es ihr ein. Rund um das Haus führte ein breiter Sims. Sie könnte …
»Hey Luzy, bist du bald fertig? Ich hab auch noch was anderes vor, als hier im Flur rumzustehen«, drang Santanas´ nicht mehr ganz so gelassen klingende Stimme durch die verschlossene Tür. Der engelsgesichtige Dämon schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte.
Mach auf!
Die zwei sehr leise, jedoch entschieden ausgesprochenen Worte drangen in Luzys Geist ein. Sie ließen sie zunächst daran zweifeln, ob es wirklich er gewesen war, oder nur die Stimme in ihrem Kopf.
Mach auf, du kleine Schlampe, oder ich breche die Tür auf!
Diese Worte kamen ohne Zweifel von Orlando und gaben ihr endgültig die Gewissheit, dass er nichts Gutes mit ihr im Sinn hatte. Zu ihrem Entsetzen begann sich die Kette, welche sie vorgelegt hatte, wie von Geisterhand zurückzuschieben, und auch der Schlüssel drehte sich von selbst im Schloss.
Hektisch versuchte Luzy, die Tür wieder zu verrammeln, aber umsonst. Die Kraft, die dagegen wirkte, war viel zu stark. Ihr Entschluss war daher gefasst. Sie rannte auf den Balkon, kletterte entschlossen über die Brüstung und setzte vorsichtig einen Schritt vor dem anderen, um sich den Sims entlang zum nächstgelegenen Vorbau vorzuarbeiten.
Der gehörte zu Waltraud Laquas Wohnung, einer älteren Dame, die um diese Zeit zu Hause sein müsste. Sie klopfte energisch an der Balkontür und es erschien ihr, als verginge eine kleine Ewigkeit, ehe Frau Laqua die Gardine zur Seite schob und ihr dauergewellter Kopf sichtbar wurde.
»Luzy, was um alles in der Welt suchen Sie auf meinem Balkon?« Die alte Dame runzelte erstaunt die ohnehin schon ziemlich zerfurchte Stirn.
»Bitte Frau Laqua, lassen Sie mich hinein. Ich bitte Sie«, flehte Luzy.
Es war wohl der dringliche Klang in der Stimme der jungen Frau, der die Ältere dazu veranlasste, der Aufforderung sogleich nachzukommen.
Kaum das Luzy ins Innere der behaglichen Wohnung ihrer Nachbarin gestürmt war, verschloss sie schnell die Balkontür und schob die Vorhänge wieder vor. Als Frau