Seelenlos Band 01: Die Engelssuche
Von Leandra Low
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Buchvorschau
Seelenlos Band 01 - Leandra Low
Um eine uralte Prophezeiung seiner Vorfahren zu erfüllen, muss der frischgekrönte Kaiser der Lichtvölker, Albian van DeBeladore in die Welt der Menschen reisen. Dort soll er ein Kind zeugen, dessen Seele sich zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Körper seines seelenlosen Erstgeborenen vereinen wird. So würde ein Krieger erschaffen werden, dessen Entscheidung zu gegebener Zeit von großer Bedeutung für die Zukunft aller Beteiligten dieser Prophezeiung wäre.
Jedoch zuvor lastet noch eine große Bürde auf Albian. …
Da die Heerscharen der Engel im letzten großen Kampf gegen die Dunkle Seite gefallen waren, gilt es auf der Erde neue Engelskrieger zu erschaffen, welche fähig sind, dem jungen Elfenkaiser und seinen Völkern des Lichts im Kampf gegen die mächtigen Dämonen beizustehen.Diese rüsten bereits zum Angriff und streben nach der alleinigen Herrschaft über Albians Heimatplaneten Altania, sowie ihrem derzeitigen Aufenthaltsort, der Erde.
Bevor Albian sich auf die Suche nach seinen Engeln begeben kann, benötigt er einen Dimensionenschlüssel. Dieser öffnet die Tore der einzelnen Zeitepochen der Menschheit und befindet sich ausgerechnet in den Händen der, dem Lichtvolk feindlich gesonnenen, Vampire. Albians einzige Chance bei diesem gefährlichen Unterfangen ist die Halbvampirin Sharadan. Auf deren Hilfe er jedoch nur hoffen kann, denn ohne den Schlüssel wäre seine weitere Mission bereits zum Scheitern vorverurteilt. Aber das Glück ist ihm hold – zumindest scheint es so.
Eine weitere nützliche Fähigkeit des Schlüssels ist es, potenzielle Krieger mit besonderen Fähigkeiten aufzuspüren. Jedoch stellt Albian bald entsetzt fest, dass es sich hierbei nicht nur um Anhänger des Lichts handelt, die der Schlüssel ausfindig machen kann. Zumal auch die dunkle Seite mit Kriegern voller Magie, Faszination und atemberaubender Schönheit aufwartet, die es wirklich in sich haben ...
SEELENLOS
Die Engelssuche!
Band 01
Leandra Low
Dark Fantasy
Leandra Low schreibt seit frühster Jugend. Sie selbst ist eine bekennende Leseratte und liebt es anderen aus ihren Werken vorzulesen. Dadurch entstand auch ihre Lesegruppe »Das Dämonische Lesestübchen«, die sich regelmäßig trifft.
Die freischaffende Künstlerin lebt mit ihrem Mann Christoph in Hannover, wo sie sich neben dem Schreiben mit Malerei, Illustration, darstellender Kunst und Musik beschäftigt..
Alle Rechte vorbehalten!
Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Schauplätze, Ereignisse und Handlungen sind von der Autorin frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen sind rein zufällig, oder so gewollt.
Kein Teil dieses Buches darf reproduziert, gescannt oder in gedruckter oder elektronischer Form ohne vorherige Erlaubnis der Autorin verbreitet werden. Ausnahme ist die Benutzung von Auszügen in einer Buchbesprechung.
Warnung:
Diese Buchserie ist nichts für Zartbesaitete. Wer sich Themen wie Folter, sowie sexuelle und körperliche Gewalt nicht zumuten möchte, sollte daher von der Lektüre dieses Buches Abstand nehmen!
Copyright 2019 Leandra Low / ZAUSEL–VERLAG
leandra.low@me.com
Cover und Illustrationen by Leandra Low.
2. Auflage; überarbeitet
ISBN: 978–3– 96544–157–6
Bisher in Neuauflage als Print erschienen:
Seelenlos - Band 01 - Die Engelssuche
ISBN-Nr.: 978–3–96443–939–0
Zu Beginn möchte ich allen Lesern danken, die dieses Buch auf legale Weise erworben, oder ausgeliehen haben. Daher vielen Dank für eure Unterstützung!
Leider kommt es immer häufiger vor, dass Bücher von uns Kleinautoren der Piraterie zum Opfer fallen, was bedeutet sie werden kopiert und zu Dumpingpreisen illegal angeboten, von denen der Autor nicht einen einzigen Cent sieht.
Sicher freut sich jede Leseratte, wenn sie ihren Hunger mit möglichst günstig ergattertem Lesestoff füttern kann, aber bitte vergesst dabei nicht diejenigen, die viele Stunden damit zugebracht haben, um sich Geschichten auszudenken und damit zu eurer Unterhaltung beizutragen. Ich denke niemand arbeitet gern umsonst …
Zwar fallen auch die Werke von Autoren der großen Verlage dieser Piraterie zum Opfer, aber diese sind zumeist durch ihren Verlag abgesichert, während wir Kleinautoren uns überhaupt nicht wehren können, sondern dem Ganzen einfach nur hilflos gegenüberstehen. Ich für meinen Teil habe jedenfalls nicht die Möglichkeit, jeden Monat pro Buch (!) rund 30 Euro locker zu machen, um Firmen zu beauftragen, die das Internet nach diesen Piratenseiten durchforsten, die ohnehin gleich nachdem sie aufgeflogen sind unter anderem Namen weitermachen. Allein der Vertrieb, der Druck und alles andere sprengt zumeist schon mein Budget.
Daher bitte ich euch dringend, bleibt fair und erweist uns Autoren auf diese Weise euren Respekt für unsere Arbeit, indem ihr diese Piraterie nicht unterstützt.
Vielen Dank, eure Leandra Low.
Das erste Buch dieser Serie widme ich zwei der liebsten Menschen, die ich in meinem Leben kennen lernen durfte.
Die mich inspirierten und leider viel zu früh von uns gegangen sind: Meinem Vater Dieter (geb. 11.09.1946; gestorben 15.04.2013) und meinem Freund Ricardo (geb. 10.09.1969; gestorben 15.11.1993).
Leider traf Ricks ironisches Motto insbesondere in seinem Fall zu, welches der Engel Red in einem späteren Buch zitiert:
Die Guten sterben immer zuerst. Man muss sich glatt schämen, dass man noch lebt!
Prolog!
Das sind die Starken,
die unter Tränen lachen,
eigene Sorgen verbergen
und andere glücklich machen.
(Franz Grillparzer)
Prolog
Deutschland, Juni 2006
Die Schlange an der Supermarktkasse schob sich nervig langsam voran und ließ einige der wartenden Personen lustlos aufstöhnen.
Die 41-jährige Eleonora Delmarco nutzte diesen geschenkten Moment und kramte in ihrer Handtasche nach dem Lippenbalsam, als ihr ein schmaler, silbrig schimmernder Briefumschlag in die Hände fiel, welcher sich eigenartig warm anfühlte.
Verwirrt riss Eleonora den Umschlag auf. Sie zog eine blütenweiße Karte hervor, auf der in einer schön geschwungenen, spinnwebdünnen Schrift nur ein Satz stand, der jedoch Eleonora augenblicklich vor Angst die Kehle zuschnürte.
Bring ihn fort, sie kommen!
Ohne weiter auf das Unverständnis ihres Umfeldes zu achten, ließ Eleonora ihren Einkaufswagen stehen, schnappte sich lediglich ihre Handtasche und verließ fluchtartig das Einkaufszentrum.
Sie hetzte zu ihrem Wagen, der auf dem weitläufigen Parkplatz stand, und stieg eilig ein. Im Laufen zog sie zuvor noch ihren Mantel aus und warf diesen nach dem Einsteigen zusammen mit ihrer Tasche achtlos auf den Beifahrersitz.
»Hallo Mamilein, wohin so eilig?«, fragte eine spöttische, dunkle Stimme.
Erschrocken schrie Eleonora auf und fuhr herum.
Auf der Rückbank lümmelte sich ein auffällig gekleideter Mann und stieß den bläulichen Qualm einer Zigarette aus.
»Wer … wer sind Sie?«, stieß Eleonora hervor, obwohl sie es bereits ahnte.
Geheimnisvolle Augen, die in leuchtenden Grüntönen funkelten, checkten sie betont gelangweilt ab.
»Mamileinchen, du enttäuscht mich!« Er setzte sich auf und umschlang mit seinen muskulösen Armen den Beifahrersitz. Dabei gruben sich lange, krallenartig zurechtgefeilte Fingernägel, die aussahen, als seien sie dunkelgrün lackiert worden, in die Sitzpolster.
»Du weißt ganz genau, wer ich bin und vor allem, was ich will.«
Sein Lächeln war eiskalt, seine Stimme jedoch sanft. Trotzdem überkam Eleonora eine wachsame Gänsehaut.
»N… nein, w… wirklich nicht. Ich habe keine Ahnung was Sie von mir wollen«, brachte sie mit zittriger Stimme hervor.
Blitzschnell legten sich die Hände des Fremden, die eben noch den Beifahrersitz umklammerten, um ihren Hals. Sie zuckte zusammen, als sich sein Daumennagel schmerzhaft in ihre Haut bohrte. Spürte dabei, wie ein einzelner Tropfen Blut warm ihre Kehle herabrann.
»Wo ist deine Brut?«, zischte der Fremde dicht an ihrem Ohr.
»Du wirst mich jetzt zu dem kleinen Bastard bringen, oder du machst gleich deinen letzten Atemzug, Schlampe!«
Eleonora nickte mechanisch und versuchte verzweifelt ihre aufsteigende Panik unter Kontrolle zu bringen.
Die schlanken Hände verschwanden. Der unheimliche Fremde kletterte durch den Zwischenraum der Vordersitze nach vorne auf den Beifahrersitz, nachdem er ihre Sachen mit einem Tritt in den Fußraum befördert hatte.
Er schüttelte seine leuchtend rote Mähne in den Nacken und grinste sie an: »Na, dann, worauf wartest du noch? Brauchst du eine Extraeinladung? Fahr endlich los«, forderte er.
Er machte es sich bequem, indem er eines seiner langen, wohlgeformten Beine, die in hautengem, rotem Leder steckten, ausstreckte und sich mit dem Hacken des anderen Beins lässig gegen das Armaturenbrett abstützte.
Eleonoras Gedanken arbeiteten fieberhaft, während sie das Auto durch den dichten Stadtverkehr lenkte. Sie durfte nicht zulassen, dass dieser Typ, wer immer er auch war, Galimar in die Finger bekam. Sie erinnerte sich sofort wieder an Andrés Worte in der Nacht vor seinem mysteriösen Unfall. So, als sei es erst gestern gewesen. …
Damals …
Sie hatten sich gerade geliebt.
Elenora lag zufrieden neben André und hatte sich wie eine träge Katze an seine Brust gekuschelt.
Er strich zärtlich über ihren Rücken, tief in Gedanken versunken.
»Woran denkst du Liebster?«, fragte sie, während ihre Finger mit einer seiner rabenschwarzen Haarsträhnen spielten.
»Es geht um unseren Sohn«, antwortete er.
»Du musst mir etwas versprechen!«
Sein ernster Tonfall ließ Eleonora aufhorchen. Sie richtete sich auf und blickte ihn abwartend an.
»Irgendwann einmal, wenn Galimar älter ist, werden vermutlich ein paar Typen auftauchen. Bei denen wirst du großteils das Gefühl haben, sie seien einem Fotomodellkatalog entstiegen. Aber bitte lass dich nicht von einem perfekten Äußeren oder gar freundlichen, kultivierten Benehmen täuschen, denn sie sind unheimlich gefährlich und würden über Leichen gehen. Sieh daher zu, dass du dich … und vor allem Galimar vor ihnen in Sicherheit bringst, denn ich werde dann nicht mehr bei euch sein.«
»Aber Liebster, wovon sprichst du da? Du machst mir Angst. Was sind das für Männer und warum wollen sie uns etwas antun? Und überhaupt, warum willst du uns verlassen? Ich meine …«
Er schnitt ihr das Wort ab, indem er sanft einen Finger auf ihre Lippen legte.
»Von Wollen kann keine Rede sein, mein Herz. Glaube mir, ich würde euch niemals freiwillig verlassen. Ich spreche davon, dass ich dann nicht mehr auf dieser Welt weilen werde. Aber sollte es wirklich soweit kommen, dann hab keine Angst, denn ich werde immer über dich und unseren Sohn wachen.«
Eleonora war verwirrt über sein eigenartiges Benehmen und tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf. Aber sie spürte, dass André nicht weiter über dieses Thema reden wollte. Daher nahm sie sich vor, es vorerst dabei zu belassen, ihn jedoch gleich am nächsten Tag noch einmal darauf anzusprechen.
André spürte die Beunruhigung seiner Freundin, aber er konnte ihr einfach nicht die Wahrheit sagen, denn sie würde ihm derzeit nicht glauben. Und er konnte ihr dies nicht einmal verübeln.
Es tat ihm in der Seele weh, ihr bei ihrem baldigen Schmerz nicht beistehen zu können. Daher klammerte er sich wie ein Ertrinkender an sie und versuchte ihre Sorgen mit seiner Leidenschaft zu schmälern.
Sie schliefen erneut miteinander und André war derart liebevoll, als wolle er sich so von seiner Liebsten verabschieden.
Am nächsten Tag war er schon sehr früh aufgestanden, als Eleonora noch schlief. Er hatte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn gehaucht und einige Worte gemurmelt, bei denen ein sanftes Leuchten kurz die schlafende Gestalt seiner Lebensgefährtin umschmeichelte.
Dann war André in das Zimmer seines kleinen Sohnes gegangen.
Der knapp vierjährige Galimar schlummerte tief und fest, als sein Vater an sein Bett trat und ihm das dunkelrote Haar, welches ihm seine Mutter vererbt hatte, aus der Stirn strich und die gleichen Worte murmelte, die er zuvor schon an seine Freundin gerichtet hatte.
Dabei rollten ihm Tränen über die Wangen.
Er blinzelte sie weg, bevor er mit einer sanften, melodischen Stimme, die Eleonora in dieser Form niemals zu hören bekommen hatte, Worte in einer uralten Sprache sprach, welche ebenfalls von ihr nie zuvor vernommen worden war.
»Sylania Delwarna!
Uro balanja in falanas lu ALTANIA!
Ino Jalimara du, Galimar.«
Dann wandte er sich ab und verließ das Zimmer.
Nur knapp vier Stunden später überbrachte man Eleonora Delmarco die Nachricht, dass ihr Lebensgefährte André Beldore auf dem Weg zur Arbeit bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei.
Eleonora war einem Zusammenbruch nahe gewesen.
Ohne André erschien ihr das Leben sinnlos und sie wäre ihm am liebsten gefolgt, wenn da nicht Galimar gewesen wäre. Nur der Gedanke an ihn und die Angst davor, was aus ihm werden könnte, wenn sie ihn ebenfalls verließ, gab ihr den Willen weiterzumachen.
Heute …
Inzwischen hatten Eleonora und ihr geheimnisvoller Begleiter die Autobahn erreicht. Noch immer wusste die besorgte Mutter nicht so recht, was sie tun sollte.
Ihre innere Stimme sagte ihr, dass der Fremde neben ihr nichts Gutes im Schilde führte. Eine wahre Aura des Bösen umgab ihn. Und egal wie sehr ihr gesunder Menschenverstand auch dagegen anzukämpfen versuchte, so wusste Eleonora doch insgeheim, dass der Unbekannte nicht von dieser Welt zu sein schien. Aber was zur Hölle war er? Und vor allem, warum wollte er ihren Sohn?
Insgeheim verfluchte sie André, dass er ihr außer vagen Andeutungen und Warnungen nichts Konkreteres gesagt hatte, bevor er starb. Gleichzeitig schämte sie sich für diesen Gedanken. Bestimmt hätte er mehr gesagt, wenn er noch die Möglichkeit dazu gehabt hätte.
»Was … was wollen Sie von meinem Kind?«, wagte sie es daher den Fremden anzusprechen. Wobei sie kaum zu atmen wagte, wegen des betörenden Duftes den er verströmte, der sie jedoch im Anbetracht der Situation eher abstieß.
»Nichts, was du noch ändern könntest! … Ist es eigentlich ein Junge oder ein Mädchen? … Ich hoffe ja auf einen Jungen. Weiber bringen nur Ärger«, war die wenig befriedigende Antwort, wobei sich bei deren ironischen Klang Eleonora die Nackenhaare sträubten.
»Warum wollen Sie das wissen?« Sie hasste ihre zittrige Stimme, aber sie musste wissen, was er vorhatte.
»Frag nicht soviel! Sieh lieber zu, dass wir bald da sind. – Übrigens, dein Göttergatte war echt clever, dass er dich so manipuliert hat, dass man deine Gedanken nicht lesen kann. Hat uns ganz schön Zeit gekostet dich aufzuspüren. Aber letztendlich hat es ja doch nix genutzt, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Nicht wahr, … Püppi ?«
»Ich will wissen, was Sie von meinem Kind wollen«, beharrte Eleonora mit fester Stimme, seine Frage ignorierend. »Wollen Sie ihm etwas antun?«
Der Fremde lachte. Aber es war kein angenehmes Lachen. Es klang kalt und herzlos.
»Wollen Sie ihm etwas antun?«, äffte er sie mit verstellter Stimme nach.
»Oh, ihr Menschen seid so jämmerlich! – Nein, ich will mit dem Balg Backe, backe Kuchen spielen, du blöde Gans. – Natürlich tue ich ihm etwas an. Oder denkst du etwa, ich bin ein lieber Onkel, tätschle ihm das Köpfchen und sing es dann in den Schlaf?«
Dann beugte er sich ihr seitlich zu und zischte leise, aber voll unterdrücktem Zorn: »Hör mir jetzt genau zu, du Erdenfotze. Entweder du hörst jetzt auf, mir blöde Fragen zu stellen und bringst mich zu deinem Welpen, oder ich schlitz dich vom Scheitel bis zur Sohle auf. Ich finde den kleinen Bastard auch ohne deine Hilfe. Ob du das nun willst oder nicht. Also tu uns beiden einen Gefallen und zögere das Unvermeidliche nicht noch länger heraus. Desto schneller und schmerzloser ist dein eigener Tod.«
Eleonora verstummte, aber ihr Verstand arbeitete fieberhaft.
Was konnte sie tun?
Dieser fremde Dreckskerl durfte Galimar nicht in die Finger bekommen. Vielleicht würde er ihn nicht töten, aber irgend etwas Furchtbares würde er ihm antun. Dessen war sie sich sicher und das musste sie auf jeden Fall verhindern.
Um Zeit zu schinden, war sie kreuz und quer gefahren, nun hatte sie einen Entschluss gefasst. Ihr Leben war ohnehin keinen Pfifferling mehr wert, wenn der Kerl erst hatte, was er wollte. Das hatte er ihr ja mehr oder weniger gerade angekündigt.
Aber sie würde dafür sorgen, dass er Galimar nicht bekam. Und dafür musste sie diesen Mann vorher ausschalten.
Egal wie.
Sie trat daher kräftig das Gaspedal durch und der dunkelrote BMW schoss im halsbrecherischen Tempo über die endlos erscheinende Straße.
Ihr rothaariger Mitfahrer wandte ihr verwundert den Kopf zu.
»Hey, was hast du vor?«, knurrte er ungehalten, aber sie antwortete nicht.
Mittlerweile hatte der Wagen seine Höchstleistung erreicht und Eleonora erblickte vor sich einen riesigen Tanklastzug, auf den sie nun zuhielt.
»Du Scheißkerl bekommst mein Kind nicht!«, schrie sie noch, bevor der BMW in den Tanker raste und mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte.
Zeitgleich …
Im gleichen Moment, wo das Auto in seine Bestandteile zerlegt wurde, schrak der 15-jährige Galimar hoch.
Eben noch hatte er versucht, den Ausführungen seines Lehrers aufmerksam zuzuhören. Nun überkam ihn mit einem Schlag eine derartige Leere und eiskalte Angst, die ihn innerlich förmlich zerriss.
Was war bloß los mit ihm?
Er meldete sich, während er versuchte die brennende Übelkeit herunter zu kämpfen.
»Ja, Galimar, was ist mit dir? Geht es dir nicht gut?« Lehrer Ulf Range bemerkte, dass irgendetwas seinen Schüler beunruhigte, denn dieser war blass um die Nase.
»Darf ich bitte kurz hinaus an die frische Luft?« Galimars Stimme, wie immer sanft und angenehm wohlklingend, konnte nicht über seine innere Unruhe hinwegtäuschen.
»Sicher doch, geh ruhig. Soll dich jemand begleiten?«
Galimar schüttelte den Kopf, während er hastig das Klassenzimmer verließ. Nachdenklich blickte der Lehrer dem davoneilenden Jungen hinterher und fragte sich, was diesen so aus der Fassung gebracht haben konnte.
***
Geschockt berichtete ein Augenzeuge des Unfalls später der Polizei, dass der rote Wagen direkt Kurs auf den Tanker genommen hätte.
»Wissen Sie, dieser Typ in dem Wagen, der ist einfach mitten aus den Flammen heraus gestiegen. Hingegen die Fahrerin … jedenfalls glaube ich das es eine Frau war … die hat’s gleich erwischt. Aber dieser rothaarige Kerl. … Der sah echt merkwürdig aus, wie `n Punker, oder so … Na, ja, eher wie so ein durchgeknallter Rockstar. Jedenfalls ist der seelenruhig da rausgeklettert und gegangen. Einfach so!«
Der Polizist, der das Protokoll aufgenommen hatte, winkte einen Sanitäter herbei und raunte ihm zu, dass der Augenzeuge vermutlich einen schweren Schock erlitten habe, da er wirres Zeug von sich gab.
***
In sicherer Entfernung zur Unfallstelle, verborgen von dichtem Buschwerk, stand der attraktive Rothaarige mit den smaragdgrünen Augen. Er beobachtete zwar lächelnd, aber auch verärgert die Szene, die sich ihm da bot.
»Dieses verblödete Menschenweib hätte, dank ihres Stechers, wissen müssen, dass man einen Dämon auf natürliche Weise nicht töten kann«, raunte er leise. Dann steckte er sich in aller Seelenruhe eine erneute Zigarette an und machte sich auf den Weg, um denjenigen zu finden, wegen dem er gekommen war. …
Der Kampf beginnt!
»Das Leben besteht nicht aus Momenten in denen wir atmen,sondern aus denen, die uns den Atem rauben …!«(Filmzitat aus »Hitch - der Date-Doktor«)
Die Prophezeihung
Er war der Letzte von ihnen.
Allein diese Tatsache brachte das Gleichgewicht zwischen der Seite des Lichts und der Seite der Dunkelheit durcheinander.
Ein gesunder Ausgleich beider Seiten musste bestehen bleiben. Nicht allein, um den Frieden zwischen den freien Völkern zu wahren, sondern um ihr Überleben zu sichern. Ein Yin & Yang, wie es die Menschen bezeichnen würden.
Sharlahah in der uralten Sprache der Elben, da das Eine nicht ohne das Andere existieren konnte.
Die Seite des Lichts hatte dies verstanden, wogegen die Seite der Dunkelheit, ohne Rücksicht auf Verluste, nach der alleinigen Macht strebte.
Allen voran ER, weil abgrundtiefer Hass ihn antrieb. Hass und der Wunsch nach Rache – Rache an den Völkern des Lichts.
Rache für die Vernichtung seines eigenen Volkes.
Der letzte Dämon Altanias blickte lächelnd in den mannshohen Spiegel, vor dem er aufrecht stand. Ein Lächeln, dem ein sterbliches Wesen nur schwer widerstehen konnte.
Er wusste, dass, wenn er es richtig anstellte, er die uneingeschränkte Macht über Altania und all seine Bewohner erlangen konnte. Denn niemand, nicht einmal magische Wesen, wie das herrschende Elfenvolk, vermochten es, einem Dämon Einhalt zu gebieten.
Nur ein Engel war ihm ebenbürtig.
Aber jene waren im letzten großen Kampf gegen die Heerscharen der Finsternis vernichtet worden. …
***
»Bitte bringt Unseren Sohn herbei!«
Mühsam richtete König Tharan van DeBeladore sich auf.
Der kranke Kaiser des Lichtvolkes wusste, dass es langsam mit ihm zu Ende ging. Trotzdem blickte er ohne Angst in die vor ihm liegende Zukunft. Er würde eine bessere Welt betreten. Eine Ebene, die jenseits aller Schmerzen und negativen Schwingungen lag.
Doch etwas ließ ihn noch zögern und erfüllte sein Herz mit Furcht.
Bevor er ging, musste er seinen ältesten Sohn auf einen Kampf vorbereiten, der nicht nur für seine Welt entscheidend war, sondern auch für viele andere. Auch für die, in welche Tharan gehen würde.
Aber hier auf Altania, dem Reich der sieben Monde, würde dieser Kampf entschieden werden. Allerdings, um den Sieg davon zu tragen, würde sein erstgeborener Sohn in eine der anderen Welten reisen müssen, jedoch zuvor …
»Mein Gebieter, Euer Sohn!«, verkündete die Stimme seines ersten Ministers Lord Mayflow van DeKrath und riss Tharan aus seinen Grübeleien.
Mit einer geschwächten Handbewegung gab der Angesprochene allen übrigen Anwesenden, die an dem gleich folgenden Gespräch nicht dabei zu sein hatten, zu verstehen, dass sie sich zurückziehen sollten.
Außer wenigen Bediensteten verließen alle, ohne weitere Aufforderung, den Raum. Einzig Tharans Hauptfrau Aldiana, die Mutter des Kronprinzen, zögerte merklich, da sie sich nur äußerst ungern von ihrem Gemahl trennen wollte.
Ungeachtet dessen, ein stummer Befehl seiner müden Augen ließ schließlich auch sie Tharans Wunsch Folge leisten.
Als Aldiana an ihrem Sohn Albian vorbeischritt, um das Gemach des Kaisers zu verlassen, drückte sie aufmunternd dessen Arm.
Albian ließ ebenfalls kurz seine behandschuhte Hand über die Finger seiner Mutter gleiten, bevor er die Schultern straffte und auf seinen Vater zuschritt.
»Vater, Ihr wünschtet Uns, zu sehen! Wie ist Euer Befinden? Wir hoffen, dass Ihr Euch besser fühlt.« Die weiche, tiefdunkle Stimme Albians wirkte wie Balsam auf die empfindlichen Ohren Tharans und erfüllten sie mit ihrem Wohlklang.
Mühsam drehte der sterbende Herrscher den Kopf in die Richtung seines Nachfolgers, dessen Schönheit nicht nur bei den Frauen des Hofstaats Anklang fand.
Die großen, ansonsten allzeit strahlenden Augen Albians, die in drei verschiedenen Blautönen aufleuchteten, von Hellblau über Türkis bis hin zu Violett, blickten besorgt und traurig. Sie verliehen Albians fein geschnittenem Gesicht einen leicht melancholischen Ausdruck.
Der Kronprinz war hochgewachsen, wenn auch nicht der größte der männlichen Elfenkrieger. Trotzdem verblasste jeder andere Elfenmann, egal wie groß, neben dem jungen Thronfolger. Keiner von seinen Halbgeschwistern konnte es mit ihm aufnehmen. Sowohl was sein Aussehen, insbesondere aber seinen wachen Verstand und seine anderen überwiegend positiven Charakterzüge anbetraf.
Schon allein wegen dieser Vorzüge war er Tharans unangefochtener Lieblingssohn.
Albian schien sich heute besonders viel Mühe gegeben zu haben, um dem Auge des Vaters zu schmeicheln.
Eine der größten Wertschätzungen, die man im Palast der Hohen, wie das herrschende Elfenvolk auf Altania genannt wurde, seinem Gegenüber entgegenbringen konnte, war es, sich von seiner allerbesten Seite zu zeigen. Was in erster Linie ein gepflegtes Äußeres voraussetzte.
»Albian, mein lieber Sohn, tritt näher. Setze dich zu mir und höre genau zu, was ich dir zu sagen habe. Ich werde nicht mehr lang genug