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Seelenlos Band 03: Die Rückkehr
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eBook321 Seiten4 Stunden

Seelenlos Band 03: Die Rückkehr

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Über dieses E-Book

Dramatische Wendungen und Verluste; wie ein Dämon entsteht; warum es wahre Liebe doch nur unter Männern gibt; Entscheidungen, die man am liebsten rückgängig machen würde; Kinder, die einem Gänsehaut bereiten und was ist eigentlich ein Meister des Fleisches? Diesen Ereignissen und Fragen widmet sich nun der dritte Band der 9-teiligen Buchreihe SEELENLOS. Das finale Ende der Engelssuche steht bevor, als dann doch noch etwas passiert, was insbesondere Elfenkaiser Albian komplett aus der Bahn wirft. Wird er dennoch siegreich sein und gelingt es ihm, auch der zweiten Aufgabe seiner Mission gerecht zu werden? Lest selbst...
Enthält: viel Blut und Eingeweide; Fanatismus; Homoerotik; sexy Vampire; heiße Rockstars; quirlige Redakteurinnen; Heiler und jede Menge Herzschmerz.
SpracheDeutsch
HerausgeberZausel Verlag
Erscheinungsdatum1. Mai 2019
ISBN9783966611268
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    Buchvorschau

    Seelenlos Band 03 - Leandra Low

    Der junge Elfenkaiser Albian van DeBeladore und seine Geliebte, die Halbvampirin Sharadan haben bereits erfolgreich einen Großteil ihrer neuen Mitstreiter um sich gescharrt. Wobei sie allerdings auch feststellen mussten, wie schwierig und enorm emotional sich die Aufgabe immer wieder gestaltet.

    Nun fehlen ihnen lediglich noch zwei Gefährten, um die an Albian gestellte Mission zu erfüllen. Aber genau um derer habhaft zu werden, muss insbesondere er an seine Grenzen gehen, was ihm letztendlich das Herz brechen könnte. Denn er ahnt noch nicht, welches Opfer er hierfür erbringen muss. …

    Warnung:

    Diese Buchserie ist nichts für Zartbesaitete. Wer sich Themen wie Folter, sowie sexuelle und körperliche Gewalt nicht zumuten möchte, sollte daher von der Lektüre dieses Buches Abstand nehmen!

    SEELENLOS

    Die Rückkehr

    Band 03

    Leandra Low

    Dark Fantasy

    Leandra Low schreibt seit frühster Jugend. Sie selbst ist eine bekennende Leseratte und liebt es anderen aus ihren Werken vorzulesen. Dadurch entstand auch ihre Lesegruppe »Das Dämonische Lesestübchen«, die sich regelmäßig trifft.

    Die freischaffende Künstlerin lebt mit ihrem Mann Christoph in Hannover, wo sie sich neben dem Schreiben mit Malerei, Illustration, darstellender Kunst und Musik beschäftigt..

    Alle Rechte vorbehalten!

    Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Schauplätze, Ereignisse und Handlungen sind von der Autorin frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen sind rein zufällig, oder so gewollt.

    Kein Teil dieses Buches darf reproduziert, gescannt oder in gedruckter oder elektronischer Form ohne vorherige Erlaubnis der Autorin verbreitet werden. Ausnahme ist die Benutzung von Auszügen in einer Buchbesprechung.

    Copyright 2019 Leandra Low / ZAUSEL–VERLAG

    leandra.low@me.com

    Website: https://leandralow.de

    Cover und Illustrationen by Leandra Low.

    2. Auflage; überarbeitet

    ISBN: 978–3– 96661–126–8

    Bisher in Neuauflage als Print erschienen:

    Seelenlos - Band 01 - Die Engelssuche

    ISBN-Nr.: 978–3–96443–939–0

    Seelenlos - Band 02 - Zeitreisen

    ISBN-Nr.: 978–3– 96443–957–4

    Bisher in Neuauflage als E-Book erschienen:

    Seelenlos - Band 01 - Die Engelssuche

    ISBN-Nr: 978–3–96544–157–6

    Seelenlos - Band 02 - Zeireisen

    ISBN-Nr.: 978–3– 96610–490–6

    (mit zahlreichen Illustrationen, die allerdings nur im Printbuch enthalten sind.)

    Zu Beginn möchte ich allen Lesern danken, die dieses Buch auf legale Weise erworben, oder ausgeliehen haben. Daher vielen Dank für eure Unterstützung!

    Leider kommt es immer häufiger vor, dass Bücher von uns Kleinautoren der Piraterie zum Opfer fallen, was bedeutet sie werden kopiert und zu Dumpingpreisen illegal angeboten, von denen der Autor nicht einen einzigen Cent sieht.

    Sicher freut sich jede Leseratte, wenn sie ihren Hunger mit möglichst günstig ergattertem Lesestoff füttern kann, aber bitte vergesst dabei nicht diejenigen, die viele Stunden damit zugebracht haben, um sich Geschichten auszudenken und damit zu eurer Unterhaltung beizutragen. Ich denke niemand arbeitet gern umsonst …

    Zwar fallen auch die Werke von Autoren der großen Verlage dieser Piraterie zum Opfer, aber diese sind zumeist durch ihren Verlag abgesichert, während wir Kleinautoren uns überhaupt nicht wehren können, sondern dem Ganzen einfach nur hilflos gegenüberstehen. Ich für meinen Teil habe jedenfalls nicht die Möglichkeit, jeden Monat pro Buch (!) rund 30 Euro locker zu machen, um Firmen zu beauftragen, die das Internet nach diesen Piratenseiten durchforsten, die ohnehin gleich nachdem sie aufgeflogen sind unter anderem Namen weitermachen. Allein der Vertrieb, der Druck und alles andere sprengt zumeist schon mein Budget.

    Daher bitte ich euch dringend, bleibt fair und erweist uns Autoren auf diese Weise euren Respekt für unsere Arbeit, indem ihr diese Piraterie nicht unterstützt.

    Vielen Dank, eure Leandra Low.

    »Für meinen Freund Thomas St. Jones,

    der schon oftmals im Leben seine

    eigenen Dämonen bekämpfen musste!«. .

    Zeitreisen-Teil 3

    Es gibt Lippen,

    die sind der Eingang zur Hölle.

    (Manfred Poisel)

    Sucht nach Leben!

    Berlin 1982

    »Es tut mir leid, aber wir können nichts mehr tun.« Bedauern lag im Blick des Arztes, mit dem er Francesco Ylang unangenehm berührt ansah.

    »Wie lange noch?«, wollte dieser resigniert wissen.

    »Ein Jahr? Ein paar Monate? Ehrlich gesagt, ich kann es Ihnen nicht genau sagen. Der Tumor liegt derart ungünstig, aber im Moment ruht er. Trotzdem, er kann jederzeit wieder mit dem Wachsen anfangen. Und das wird er.«

    Francesco erhob sich und straffte die Schultern. Er reichte dem Mediziner die Hand: »Gut Doc, dann weiß ich Bescheid. Ich danke Ihnen für die aufrichtigen Worte.«

    Als er aus dem Untersuchungsraum trat, lächelte ihn die hübsche Sprechstundenhilfe Juliane Becker wie sonst auch sehnsuchtsvoll an. Doch diesmal lag Trauer in ihrem Blick.

    Sie fand den schlanken, jungen Mann mit den schulterlangen, hellblonden Haaren und den faszinierenden, leicht schräggestellten olivfarbenen Augen, die, was ihre Form anbelangte, eindeutig eine osteuropäische Herkunft verriet, schon seit langem interessant. Aber ein Blick in seine Krankenakte hatte ihr gezeigt, dass sie ihn sich schnellstens aus dem Kopf schlagen sollte. Denn es stand schlecht um den 24-jährigen Patienten mit dem charmanten Sunnyboylächeln, welches sein ansonsten eher durchschnittliches Aussehen vergessen ließ, allerdings im Moment erloschen war.

    Schon oft, hatten sich die beiden, angeregt unterhalten. Wobei Juliane zunehmender von seinem freundlichen, vor allem jedoch lebenslustigen, Wesen angetan war. Dabei spürte sie deutlich, dass er Interesse an ihrer Person aufwies, sich anscheinend aber nicht traute, dies zu bekunden. Wohl wegen der Erkrankung. Deshalb hatte Juliane sich vorgenommen, ihn ihrerseits, um eine Verabredung zu bitten. Deswegen hatte sie gehofft, er würde sich auch heute auf ein kurzes Gespräch mit ihr einlassen, damit sie ihren Plan in die Tat umsetzen konnte. Ungeachtet dessen nickte er ihr nur flüchtig zu und war im Begriff die Praxis zu verlassen, als Juliane sich ein Herz fasste.

    »Ach, Herr Ylang, hätten Sie vielleicht noch ein paar Minuten?«

    Er hielt inne und sah sie fragend an. »Bitte?«

    »Ähm ich … ich wollte fragen, ob Sie … haben Sie heute Abend schon etwas vor?«

    Er blickte sie erstaunt an: »Nicht direkt, warum? … Wollen Sie ein Date? Wenn dem so ist, sei gewarnt Schätzchen, ich bin nicht in der Stimmung, andere Menschen glücklich zu machen.«

    Ihr Herz hämmerte. Sein Blick aus funkelnden Augen verwirrte sie zusehends. Dennoch, jetzt hatte sie endlich den Mut aufgebracht, ihn auf eine Verabredung anzusprechen, also wollte sie auch keinen Rückzieher mehr machen. Daher antwortete sie: »Herr Ylang, ich kann verstehen, dass Sie nicht gut drauf sind. Aber … ja, ich würde sehr gern mit Ihnen ausgehen. Eventuell kann ich Sie ja von Ihren trüben Gedanken befreien?« Sie versuchte ein aufmunterndes Lächeln, doch sein Augenausdruck wurde kalt.

    »Nun Süße, dann lass dir gesagt sein, dass bisschen Zeit, dass mir noch verbleibt, will ich nicht mit biederen Mäuschen verschwenden. Also, falls du anstatt Kino, Händchenhalten und langweiligen Fummeleien heute Abend die Beine für mich breitmachen möchtest, haben wir ein Date. Ansonsten tut es mir leid.«

    Geschockt sah sie ihn an. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte.

    Als von ihr nichts kam, fuhr er fort: »Also, deine Wahl?«

    Er blitzte sie lauernd an, wobei er die schlanken Hände auf dem Anmeldetresen abstützte. Als er dann jedoch sah, wie fertig seine unfreundliche Entgegnung sie gemacht hatte, regte sich sein schlechtes Gewissen.

    Er schloss müde die Augen und sagte, mit weitaus weicherer Stimme: »Entschuldigung, Juliane. Das war unverschämt. Aber mir ist heute einfach nicht nach Smalltalk.«

    Er wollte sich brüsk abwenden, als sie ihn zurückrief: »Herr Ylang, ich würde immer noch sehr gerne mit Ihnen ausgehen. Wenn Sie mich also selbst entscheiden lassen, ob und wann ich meine Schenkel für Sie spreize, dann würde ich vorschlagen, holen Sie mich gegen halb neun von der Praxis ab.«

    Nun war es an ihm perplex zu sein. Jedoch fing er sich schnell und ihre selbstbewusste Antwort entlockte ihm ein Lächeln, während er sprach: »Gut schöne Frau, ich werde da sein.«

    Die Zeit bis Feierabend kroch Julianes Meinung nach förmlich dahin. Doch dann war es endlich so weit. Sie verabschiedete sich fröhlich von ihren Kolleginnen und von Dr. Höfer, hing ihren Kittel in den Spind und trat aus der Arztpraxis.

    Das trübe Herbstwetter empfing sie mit klammen Fingern. Ein scharfer Wind fegte unter ihren Mantel und sie drückte sich fröstelnd an eine Hauswand.

    »Ich hoffe, Sie haben nicht zu lange gewartet?«, lächelte Francesco, nachdem er wie ein lautloser Schatten hinter Juliane getreten war.

    Er schob sich das klatschnasse Haar aus dem Gesicht und schüttelte sich wie ein nasser Hund: »Brrr, was für ein Mistwetter.«

    Juliane lächelte zurück: »Ach, wieso? Ich finde Regen eigentlich gar nicht so schlecht.«

    »Sie scheinen sowieso einen auffällig merkwürdigen Geschmack zu haben. Ansonsten würden wir beide hier wohl nicht stehen«, meinte er daraufhin sarkastisch und das eben noch so freundliche Lächeln war wie weggeblasen.

    Juliane ließ sich davon nicht beirren, sondern trat neben ihn, spannte ihren Schirm auf und hakte sich dann bei ihm unter. »Nun, warum auch nicht? … Also, was ist, wohin wollen wir gehen?«

    Er sah erstaunt drein, fand dann aber sein Lächeln wieder. »Wie sieht es aus mit Essen? Oder haben Sie keinen Hunger?«

    »Aber sicher doch. Ich sterbe fast vor Hunger.«

    Im selben Moment, wo sie den letzten Satz ausgesprach, hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen. Francesco jedoch schien endlich seinen Pessimismus zusammen mit dem Regen in dem Abflussgitter der Straße fließen zu lassen, denn das breite Grinsen, mit dem er antwortete, kam von Herzen.

    »Nun, ich denke, das ist eine Art des Dahinscheidens, die man ohne Weiteres verhindern kann. Also, worauf haben Sie Lust? Italienisch, Griechisch, Chinesisch oder typisch Deutsch?«

    »Ganz egal, Hauptsache genießbar«, lachte sie, erleichtert darüber, dass er nicht gleich erneut wütend geworden war, wegen ihrer törichten Bemerkung. Und so schlenderten sie gemeinsam los.

    Sie fanden ein gemütliches Lokal, in dem vorrangig italienische Küche serviert wurde, und redeten über Gott und die Welt. Juliane fühle sich in seiner Gesellschaft äußerst wohl.

    Sie erfuhr unter anderem, dass er als Dolmetscher arbeitete und deshalb viel auf Reisen war, zumal er die wichtigsten Aufträge überwiegend in den Staaten wahrnahm. Daher hatte er die Kopfschmerzen, die sich vor der Entdeckung des Hirntumors ankündigten, auch zunächst dem Stress zugeschrieben.

    Juliane ließ ihn reden. Sie spürte, dass er sich einfach einmal alles von der Seele sprechen wollte. Und als er schließlich mit einem tiefen Seufzen endete und sich sein Blick dankbar auf sie heftete, wusste sie, dass sie richtig gehandelt hatte. Fast schüchtern griff er über den Tisch hinweg nach ihrer Hand und drückte sie zärtlich.

    Ein wenig verwirrt blickte er allerdings drein, als sie nur schwer ein Lachen unterdrücken konnte, nachdem der Kellner die Teller, auf denen sich die Reste der Spaghetti Bolognese befanden, einsammelte und sich nach weiteren Wünschen ihrerseits erkundigte. Während im Hintergrund zwei Musiker versuchten, mit italienischem Gesang, eine romantische Stimmung zu erzeugen.

    »Was amüsiert dich so?«, fragte er und sie vernahm den leichten Tonfall des Misstrauens in seiner Stimme. Daher beeilte sie sich, die Situation aufzuklären.

    »Entschuldige bitte, Francesco. Aber unser Zusammensein hier ist so wundervoll und ich fühle mich unendlich wohl mit dir. Ich kann mich jedoch nicht dagegen wehren, dass mich die Gesamtsituation an eine Filmszene aus dem Disney-Trickfilm Susi und Strolch erinnert. Es fehlt echt nur noch, dass du mir mit der Nase ein Fleischbällchen zuschiebst.«

    Sie brach erneut in einen Kicheranfall aus. »Oh, verzeih bitte.«

    Er dämpfte lächelnd die Stimme und kam mit seinem Gesicht nah an sie heran: »Nun, wenn ich mich recht erinnere, haben diese beiden entzückenden Hündchen an einer langen Nudel gekaut und sind sich dabei entscheidend näher gekommen?«

    Ihr Gekicher verstummte augenblicklich, als sie wie hypnotisiert in seine Augen blickte. Sie hielt den Atem an, in der Hoffnung, dass er genau das tun würde, was er dann schließlich auch tat.

    Seine Lippen legten sich überaus zärtlich auf ihre und sie senkte genießerisch die Augenlider. Wobei sie nicht verhindern konnte, dass ihr ein wohliger Seufzer entwich, als er sie sanft küsste.

    Die darauffolgenden Tage verlebten Francesco und Juliane im vollkommenen Glück. Sie verbrachten jede freie Minute miteinander und keiner von beiden konnte sich vorstellen, wie es ohne den anderen gewesen war.

    Francesco fühlte sich so gut, als wäre er nie krank geworden und seine Werte verbesserten sich tatsächlich zusehends. Doch dann, nach drei Wochen, erlitt er einen massiven Rückfall.

    Es war ihm unheimlich peinlich, als Juliane neben ihm bei der Kloschüssel hockte und behutsam sein Haar zurückstrich, während er sich heftig übergab.

    Sie jedoch fand nichts dabei, außer das sie sich um ihn sorgte.

    Francescos Zustand wurde bald so schlimm, so dass eine Chemotherapie unausweichlich wurde. Inzwischen konnte er auch seiner Arbeit nicht mehr nachgehen und musste den gut bezahlten Job als Dolmetscher aufgeben. Zumindest was die Auslandsaufträge anbelangte, denn das ständige Reisen war viel zu anstrengend für den Todkranken, da er aufgrund der starken Medikamente und der darauffolgenden Chemo immer schwächer wurde. Nur noch kleinere Aufträge, die er von zu Hause aus erledigen konnte, nahm er an. Aber diese brachten nicht genug Geld, um seinen bisherigen Lebensstandard zu gewährleisten. Daher sah sich Francesco alsbald gezwungen, sein gemütliches Apartment aufzugeben.

    Juliane bot ihm sogleich an, dass er zu ihr ziehen könne. Als sie bemerkte, dass er Einwände erheben wollte, fügte sie rasch zu ihrem Angebot hinzu: »Ach komm Liebling, das wird toll. Wir hocken doch eh jeden Tag zusammen. Also, warum sollten wir uns dann nicht gleich eine Wohnung teilen? Außerdem wollte ich dir das bereits vor zwei Wochen anbieten.« Sie strahlte ihn zärtlich an: »Ich will nicht mehr ohne dich sein, mein süßer Schatz.«

    Er schüttelte voll überwältigter Zuneigung den Kopf. »Du bist wunderbar, mein Herz. Ich weiß gar nicht, womit ich dich verdient habe.«

    »Das weiß ich auch nicht. Es muss wohl daran liegen, dass du der beste Liebhaber auf dieser Welt bist. Sexy und unheimlich begehrenswert. Oder, dass ich mir ein Leben, ohne deine niedliche, schmollende Unterlippe, die immer so goldig zittert, wenn du mir vom universellen Weltschmerz berichtest, einfach nicht mehr vorstellen kann!«, lachte Juliane und wich geschickt einem Kissen aus, welches er mit gespielter Empörung nach ihr warf.

    Die Wochen zogen ins Land.

    Inzwischen lebten Francesco und Juliane zusammen. Doch so schön dies auch beizeiten war, so überzeugt war Francesco, dass er der jungen Frau mit seiner Krankheit einiges abverlangte. Zumal er eine Alternative aufgetan hatte, die ihm zwar hilfreich war, um seine Schmerzen zu lindern, aber nicht gerade Julianes Zustimmung fand.

    Francesco hatte die Drogenwelt für sich entdeckt.

    Angefangen mit Marihuana und letztendlich war er bei Kokain und Heroin angekommen.

    Das weiße Pulver half ihm, neben der Betäubung des Schmerzes, für kurze Zeit auch seine Sorgen, Ängste und Qualen zu verdrängen. Jedoch eben nur vorübergehend. Dann bekam er die Alltagspein mit voller Wucht zurück. Manchmal noch deprimierender und schlimmer als zuvor.

    Die Drogen waren zudem nicht nur kostspielig, sondern veränderten nach und nach immer mehr sein Wesen. Sie ließen ihn gleichgültig und kalt werden. Auch Juliane gegenüber, die verzweifelt an ihm festhielt und immer wieder versuchte, ihm zu helfen.

    Als die Sucht immer größer wurde und somit auch die Schuldenfalle zuzuschnappen drohte, begann Francesco zu dealen.

    Dank seines jugendlichen Aussehens war es für ihn nicht allzu schwer insbesondere junge Abnehmer für seine Ware zu finden. Überwiegend Frauen.

    Als Juliane hiervon erfuhr, drohte sie zum ersten Mal damit Schluss mit ihm zu machen.

    Francesco ließ seinen Charme spielen, allerdings nicht mehr allein aus Liebe, sondern vielmehr, weil er insgeheim genau wusste, dass er Juliane brauchte, wenn er nicht völlig untergehen wollte. Sie war in seinem jetzigen Leben zu seinem einzigen Halt geworden. Wobei ihm bewusst war, dass sowohl ihr persönlicher Freundeskreis, als auch ihre Familie alles daran setzten, um Juliane dazu zu bewegen ihn zu verlassen.

    Doch sie liebte ihn trotz allem und war voller Hoffnung. Erst recht, seit sie ein süßes Geheimnis in sich trug, von dem sie Francesco bisher noch nichts erzählt hatte.

    »Wie viel willst du für den Stoff haben?« Die dunkle Stimme des Mannes riss Francesco aus trüben Gedanken.

    Das Geschäft lief heute ziemlich schlecht und er fühlte sich körperlich ebenso mies, wie das Wetter, welches in immer wiederkehrenden Wolkenbrüchen auf ihn herniederprasselte. Er hatte schon aufgeben wollen, als der Fremde ihn ansprach.

    Francesco blickte auf und konnte die schemenhafte Gestalt vor sich kaum erkennen. Nur das sie beträchtlich groß und breit gebaut war.

    »Hat es dir die Sprache verschlagen, oder willst du nichts verkaufen?« Der Unbekannte stieß ein heiseres Lachen aus, welches jedoch nicht unangenehm klang.

    »Doch klar … sorry, war gerade etwas abwesend. Wie viel brauchst du denn?«, entschuldigte Francesco sich eilig, denn er wollte den Handel so schnell wie möglich hinter sich bringen. Zumal er selbst nach dem nächsten Schuss lechzte.

    »Ein Kilo!«

    »Ein … ein Ki … Kilo?«, schluckte Francesco erschrocken. Er glaubte, sich verhört zu haben. Aber der Fremde nickte lediglich und schien auf seine Reaktion zu lauern.

    »Soviel Ware hab ich nie bei mir. … Also da müsste ich erst einmal Kontakt zu meinem Mittelsmann aufnehmen. Und ehrlich gesagt, das wird nicht billig werden.«

    »Das ist mir schon selbst klar, du Klugscheißer. Oder glaubst du, ich kaufe solche Mengen zum ersten Mal ein. Ich will mich lediglich nach deinen Preisen erkundigen. Wenn du mir ein vernünftiges Angebot unterbreiten kannst, sind wir im Geschäft, ansonsten sehe ich mich nach einem anderen Verkäufer um. Also, was ist, interessiert?«

    »Wie gesagt ich muss erst Verbindung aufnehmen. Wenn es deine Zeit erlaubt, dann komm in einer Stunde noch mal zu diesem Treffpunkt. Dann weiß ich mehr. Oder nenn mir eine Adresse, zu der ich dir die Ware bringen kann«, versuchte Francesco, den potentiellen Kunden hinzuhalten, denn er witterte das Geschäft seines Lebens.

    »Ich habe eine bessere Idee. Du kommst gleich mit mir mit und gibst mir zunächst einmal eine Kostprobe deiner Ware. Wenn ich sie für gut befinde, kannst du von meinem Telefon aus deinen Mittelsmann anrufen und der soll den Stoff vorbeibringen. Ich habe nämlich keinen Bock bei diesem ungemütlichen Wetter unverrichteter Dinge wieder davon zu schlappen. Geschweige denn in einer Stunde hier erneut anzutraben.«

    Francesco blickte misstrauisch zu der dunklen Gestalt auf. Es konnte ohne Weiteres eine Falle sein. Vielleicht ein verdeckter Ermittler? Oder schlimmer noch eine konkurrierende Gang, die ihre Nebenbuhler aus dem Weg schaffen wollte. Das Business war in letzter Zeit immer gefährlicher geworden und er hatte bereits dreimal hautnah miterleben müssen, was es hieß, in dieser Branche mitzumischen. Daher war sein Argwohn mehr als berechtigt.

    Der Kunde jedoch schien seine Skepsis zu bemerken und fuhr deshalb unbeirrt fort: »Mein Name ist übrigens Daniel Natas und du kannst mir wirklich vertrauen. Ich habe nicht vor dich aus dem Weg zu räumen, falls du das denken solltest. Meine Geschäfte laufen auf einem ganz anderen Gebiet – wenn auch einem verwandten. Bei dir dreht sich alles um Schnee und ich habe die passenden Schneehäschen anzubieten.« Er lachte erneut ein kehliges Lachen und trat nun in den Schein der Straßenlaterne, so dass Francesco einen Blick auf sein Gesicht werfen konnte. Er schluckte.

    Der Fremde war breitschultrig, sehr gepflegt und äußerst attraktiv. Kein Vergleich zu seiner eigenen, mickrigen Gestalt. Er konnte sich daher gut vorstellen, dass dieser Daniel keinerlei Probleme haben würde, neue Pferdchen für seinen Stall zu finden.

    Inzwischen war es ihm allerdings auch egal, ob der Typ ihm gefährlich werden konnte oder nicht. Er begehrte den nächsten Schuss mit jeder schmerzlichen Faser seines gepeinigten Körpers und deswegen warf er alle Bedenken über Bord, willigte ein und folgte Daniel Natas.

    Sie stiegen in ein Taxi, welches sie zu einem Club in einem berüchtigten Szeneviertel brachte.

    Francesco war nicht sonderlich erstaunt, als sich Daniel als der Besitzer eines exklusiven Erotikclubs herausstellte, sondern bat lediglich darum, sich kurz einmal zurückziehen zu dürfen.

    Daniel grinste und wies mit einem Kopfnicken in Richtung der Toiletten, auf die Francesco auch eiligen Schrittes entschwand.

    Als er kurze Zeit später zum Tresen zurückkehrte, ging es ihm schon weitaus besser. Er hatte gleichwohl, nur so viel zu sich genommen, so dass er sich körperlich zwar gut fühlte, jedoch immer noch fähig war, weitere Verhandlungen zu führen.

    Er bot Daniel eine kostenlose Probe an, und während der das weiße Gold mit einem zusammengerollten Hundertmarkschein schnupfte, ließ Francesco seine Blicke über die anwesenden Nutten gleiten.

    Anerkennend bemerkte er, dass Daniel über einen ausgezeichneten Geschmack verfügte. Die Damen waren allesamt eine wahre Augenweide. Da hätte er selbst gern einmal ein wenig Zerstreuung gesucht.

    Daniel schien seine Gedanken erraten zu haben und lächelte ihn mit einer weitausholenden Armbewegung an: »Gleiches mit Gleichem. Du hast mich von deiner Ware kosten lassen, also steht es auch dir zu, die Meine auszuprobieren. Bedien dich. Such dir eine aus.«

    Francesco zuckte zusammen.

    Er sah in die belustigt auffunkelnden Augen seines Gegenübers und schüttelte dann zögernd den Kopf. »Tut mir leid, aber das geht nicht.«

    »Warum? Bist du schwul oder nur zu schüchtern?«

    »Weder das eine noch das andere. Aber ich habe eine Freundin, die ich über alles liebe.«

    Daniel begann zu lachen: »Ach du heilige Scheiße. So einer bist du also. Aber mal ehrlich, was denkst du denn, welche Art von Männern überwiegend meinen Club betreten? … Ich verrate es dir. Zu achtzig Prozent, so genannte glücklich Verheiratete, die hier nach dem suchen, was ihnen ihr geliebtes Eheweib nicht bietet. Hey, es ist doch bloß schnöder Sex. Du sollst ja keine von meinen Süßen vor den Traualtar führen. Lediglich ein bisschen durchknallen. Und glaub mir, wenn ich dir sage, dass letztendlich deine Holde davon profitieren wird, wenn du dir ein wenig körperliche Anregung von einer Professionellen einholst. Also …?«

    Francesco kämpfte gegen seinen inneren Schweinehund an.

    Nach dem Genuss von Drogen war er immer besonders rattig und zumeist war Juliane gerade dann nicht greifbar, wenn er sie begehrte. Und selbst wenn, so verweigerte sie sich ihm, wenn er sich einmal wieder in diesen Zustand, wie sie es nannte, befand. Also war sie nicht schlussendlich selbst schuld daran, wenn er sie betrog? Wie oft hatte er es sich in letzter Zeit schließlich selbst

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