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Seelenlos Band 02: Zeitreisen
Seelenlos Band 02: Zeitreisen
Seelenlos Band 02: Zeitreisen
eBook321 Seiten4 Stunden

Seelenlos Band 02: Zeitreisen

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Über dieses E-Book

Vielversprechende Begegnungen, die in Horrorszenarien ausarten; Bösartige Alptraumwesen, die einen dennoch in ihren Bann ziehen und man daher nicht umhinkommt, sie sympathisch zu finden; schicksalsgebeutelte Charaktere, bei denen man am liebsten sofort einen Adoptionsantrag stellen möchte; Schiffseigner, die gern mal ein Auge auf einen Vampir werfen; Spinnen, die trotz guter Absichten ihrem unvorteilhaften Ruf gerecht werden … und noch vieles mehr.
Auch im zweiten Band der 9-teiligen Buchreihe Seelenlos warten viele Abenteuer auf den jungen Elfenkaiser Albian van DeBeladore und seine bisherigen Begleiter. Wird es ihnen dennoch gelingen, ihre fehlenden Mitstreiter zu finden? Oder sind ihnen die Dämonen um eine "Schnauzenlänge" voraus? Findet es heraus und begleitet erneut Albian und seine Engel, wenn sie in die verschiedenen Zeitepochen der Menschheit eintauchen, um ihre Krieger des Lichts zu finden.
Enthält:
märchenhafte Dinner-Partys; aggressive Vogelschwärme; hilfsbereite Biker; Tiger mit Herz; bizarre Kunst; Sex mit Todesfolge und jede Menge Missverständnisse.
SpracheDeutsch
HerausgeberZausel Verlag
Erscheinungsdatum23. Feb. 2019
ISBN9783966104906
Seelenlos Band 02: Zeitreisen

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    Buchvorschau

    Seelenlos Band 02 - Leandra Low

    Cover_Teil2_Zeitreisen_Ebook.jpg

    Im zweiten Band der neunteiligen Serie SEELENLOS werden der junge Elfenkaiser Albian van DeBeladore und seine Reisegefährtin nach und nach fündig, was die Suche nach geeigneten Engelkriegern angeht. Wobei sie allerdings feststellen, dass die Prognosen des Dimensionenschlüssels mit Vorsicht zu genießen sind, da dieser nicht nur Engel, sondern auch Anwärter für die dunkle Seite aufspürt, die es wirklich in sich haben. Gleichzeitig macht sich ein Dämon auf, um das Kind der Prophezeiung zu finden, welches für den Ausgang der Schlacht zwischen Licht und Dunkelheit von enormer Wichtigkeit ist.

    Albian hingegen verliert trotz Niederlagen und aufkeimender Gefühle sein eigentliches Ziel nicht aus den Augen: die Rettung seines Heimatplaneten Altania. Ohne jedoch zu ahnen, dass derweil dort Verrat an ihm verübt wird. Von einer Seite, von der er es am allerwenigsten erwartet hätte. …

    Warnung:

    Diese Buchserie ist nichts für Zartbesaitete. Wer sich Themen wie Folter, sowie sexuelle und körperliche Gewalt nicht zumuten möchte, sollte daher von der Lektüre dieses Buches Abstand nehmen!

    SEELENLOS

    Zeitreisen

    Band 02

    Leandra Low

    Dark Fantasy

    Leandra Low schreibt seit frühster Jugend. Sie selbst ist eine bekennende Leseratte und liebt es anderen aus ihren Werken vorzulesen. Dadurch entstand auch ihre Lesegruppe »Das Dämonische Lesestübchen«, die sich regelmäßig trifft.

    Die freischaffende Künstlerin lebt mit ihrem Mann Christoph in Hannover, wo sie sich neben dem Schreiben mit Malerei, Illustration, darstellender Kunst und Musik beschäftigt..

    Alle Rechte vorbehalten!

    Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Schauplätze, Ereignisse und Handlungen sind von der Autorin frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen sind rein zufällig, oder so gewollt.

    Kein Teil dieses Buches darf reproduziert, gescannt oder in gedruckter oder elektronischer Form ohne vorherige Erlaubnis der Autorin verbreitet werden. Ausnahme ist die Benutzung von Auszügen in einer Buchbesprechung.

    Copyright 2019 Leandra Low / ZAUSEL–VERLAG

    leandra.low@me.com

    Website: https://leandralow.de

    Cover und Illustrationen by Leandra Low.*

    (*Bild für Zeitreisen2 »Varungar«, inspiriert durch Illustration von Pinterest - Urheber nicht bekannt)

    2. Auflage; überarbeitet

    ISBN: 978–3– 96610–490–6

    Bisher in Neuauflage als Print erschienen:

    Seelenlos - Band 01 - Die Engelssuche

    ISBN-Nr.: 978–3–96443–939–0

    Bisher in Neuauflage als E-Book erschienen:

    Seelenlos - Band 01 - Die Engelssuche

    ISBN-Nr: 978–3–96544–157–6

    (mit zahlreichen Illustrationen, die allerdings nur im Printbuch enthalten sind.)

    Zu Beginn möchte ich allen Lesern danken, die dieses Buch auf legale Weise erworben, oder ausgeliehen haben. Daher vielen Dank für eure Unterstützung!

    Leider kommt es immer häufiger vor, dass Bücher von uns Kleinautoren der Piraterie zum Opfer fallen, was bedeutet sie werden kopiert und zu Dumpingpreisen illegal angeboten, von denen der Autor nicht einen einzigen Cent sieht.

    Sicher freut sich jede Leseratte, wenn sie ihren Hunger mit möglichst günstig ergattertem Lesestoff füttern kann, aber bitte vergesst dabei nicht diejenigen, die viele Stunden damit zugebracht haben, um sich Geschichten auszudenken und damit zu eurer Unterhaltung beizutragen. Ich denke niemand arbeitet gern umsonst …

    Zwar fallen auch die Werke von Autoren der großen Verlage dieser Piraterie zum Opfer, aber diese sind zumeist durch ihren Verlag abgesichert, während wir Kleinautoren uns überhaupt nicht wehren können, sondern dem Ganzen einfach nur hilflos gegenüberstehen. Ich für meinen Teil habe jedenfalls nicht die Möglichkeit, jeden Monat pro Buch (!) rund 30 Euro locker zu machen, um Firmen zu beauftragen, die das Internet nach diesen Piratenseiten durchforsten, die ohnehin gleich nachdem sie aufgeflogen sind unter anderem Namen weitermachen. Allein der Vertrieb, der Druck und alles andere sprengt zumeist schon mein Budget.

    Daher bitte ich euch dringend, bleibt fair und erweist uns Autoren auf diese Weise euren Respekt für unsere Arbeit, indem ihr diese Piraterie nicht unterstützt.

    Vielen Dank, eure Leandra Low.

    Für meine geliebte Mamsel,

    die ihren persönlichen Engel

    im Jahre 2013 verloren hat.

    Ich wünsche daher von Herzen,

    dass der Glaube an ein Jenseits wenigstens

    in diesem Punkt recht hat

    und wir uns alle auf einer anderen Ebene

    wiedersehen werden.

    Zeitreisen-Teil 2

    Durch die Leidenschaft lebt der Mensch,

    durch die Vernunft existiert er bloß.

    (Nicolas Chamfort)

    Orlandos Märchenstunde!

    Die nächste Station der Reisenden war erneut die Welt des 20. Jahrhunderts. Allerdings landeten sie diesmal mitten im Park einer hochmodernen Großstadt.

    Albian war unendlich froh, dass er zuvor in weiser Voraussicht die Unsichtbarkeitstaste gedrückt hatte, denn der Park quoll über vor herumflanierenden Menschen.

    Sie folgten dem Signal des Schlüssels, welches sie geradewegs aus dem dichtbesuchten Parkgelände hinaus in die belebte Stadt führte.

    Außer Angelo, der derartigen Trubel gewöhnt war, waren Albian und die anderen fasziniert und auch ein wenig verschreckt.

    Die Technik und all der andere neumodische Kram, war ihnen suspekt. Wie zum Beispiel Metallpferde, die laut waren und stanken. Riesige Eisenschlangen, in deren Bäuchen die Menschen saßen und seelenruhig Zeitung lasen und die sich blitzschnell fortbewegten. Sowie all die vielen tausend Lichter, die in allen Farben blinkten, um nur einiges zu nennen.

    Auch Albian hatte Probleme, da das Serum, welches ihm behilflich wäre ebendiese Zeit zu verstehen, fast schon aufgebraucht war. Lediglich ein kleiner Rest, den er für den Notfall zurückhalten wollte, befand sich noch in dem Fläschchen. Er hätte besser damit haushalten sollen. Aber die Angst, den Trank so wie die anderen beiden zu verlieren, war einfach größer, als die Vernunft gewesen. Doch zum Glück waren ja nun bereits einige Engel an seiner Seite, die ihm helfen konnten, dieses Manko auszugleichen.

    »Mein Gott, seht nur, wie schamlos die Frauen herumstolzieren. Und wie schmuddlig viele der Männer aussehen«, bemerkte Sharadan naserümpfend. Denn gerade tänzelte eine junge Frau im Minirock und knappem bauchfreien Top an ihr vorbei, welche allerdings ihren männlichen Begleitern Großteils ein Lächeln entlockte.

    Einzig Albian konzentrierte sich wieder einmal voll auf den Schlüssel und Antonios Blick ließ lediglich erkennen, dass er abschätzte, ob es bei diesem Kleidungsstil immer noch wünschenswert sei, eine Frau werden zu wollen.

    »Des Menschen Wille ist sein Himmelreich«, lächelte Demar und zwinkerte Antonio zu.

    »Ihr hättet die freie Wahl. Kleidungsvorschriften gibt es hier wohl nicht mehr«, fügte er hinzu, als ein besonders feminin gekleideter Mann sein Augenmerk auf sich lenkte.

    »Da mögt Ihr recht haben, Shyntall«, seufzte Antonio. »Aber das steht ja eh nicht mehr zur Debatte. Vor allen Dingen jetzt nicht, wo ich tot … na, ja, wo ich eben das bin, was ich bin.«

    »Können wir uns darauf einigen, dass ihr mich weiterhin Demar nennt? Dieser Engelsname ist mir zu befremdlich und sollte daher nur dann benutzt werden, wenn er dem Zweck dienlich ist?«, bat Demar mit sanfter, aber nachdrücklicher Stimme in die Runde.

    »Wenn Ihr dies so wünscht, soll es so sein. Vielleicht sollten wir uns tatsächlich darauf einigen, dass wir eure neuen Namen erst benutzen, wenn wir in meiner Welt angekommen sind«, bestimmte Albian und die anderen nickten.

    Angelo sah sich gezwungen, das Gespräch wieder in die ursprüngliche Richtung zu lenken, und grinste in die Richtung des Wetterengels: »Oh, dieses Jahrhundert dürfte dir wirklich gefallen, Antonio. Ich hörte, dass man auf dem Gebiet der Geschlechtsumwandlung schon überragende Fortschritte erzielt hat.«

    Antonio wurde bei dieser Aussage schlagartig hellhörig. »Geschlechtsumwandlung?« Seine ohnehin schon riesigen Blauaugen wurden glatt noch eine Spur größer.

    Angelo lachte: »Ja. Du weißt schon. Aus Männern bastelt man Frauen und aus Frauen Männer. Geschlechtertausch halt. Nun, soweit mir geläufig ist, ist es zur Zeit leichter Männer umzuoperieren. Aber die Wissenschaft steht ja nie still und bestimmt gibt es bald auch die Perfektionierung der anderen Variante.«

    »Und wie funktioniert so etwas?« Neugierig heftete Antonio sich an Angelos Ferse und versuchte, mit ihm Schritt zu halten.

    »Tja, ich weiß nicht so genau. Ich glaube, man kriegt da Spritzen. Hormonspritzen – und die verändern dann den Körper nach und nach. Und nach circa ein bis zwei Jahren wird aus dem Schniedel eine Vagina geformt.«

    Mit dem Begriff Schniedel schien Antonio zunächst nichts anfangen zu können, kam jedoch schnell darauf, dass Angelo damit den Penis meinte, so dass er begeistert ausrief: »Wow, und das klappt tatsächlich?«

    »Ich glaube schon. Zumindest hatte meine Freundin Annabelle mal so jemanden, der das getan hat, zur Nachuntersuchung auf ihrer Station.«

    »Und? … Ich meine, wie sah derjenige aus?«

    »Nun er … ich meine natürlich sie … Nun, sie war nicht gerade die hübscheste Frau geworden, aber eben eine Frau.«

    »Das ist ja … oh man, ich weiß ja gar nicht, was ich sagen soll.«

    »Am besten du sagst nichts Tonio«, schaltete sich Lane ein. »Zumal ich dich eh nicht verstehen kann. Du bist so ein ansehnliches Kerlchen. Warum willst du unbedingt eine Frau sein? Bist du schwul?«

    »Ich … ich weiß nicht. Eigentlich mag ich Männer. Aber ich finde auch Frauen anziehend. Euch zum Beispiel …«, Antonio errötete heftig, als Lane ihn erstaunt ansah, und senkte verlegen den Blick, während er weitersprach: »Es … es ist in meiner Zeit normal gewesen, Jungen zu mögen. Viele hochrangige Persönlichkeiten hatten eine ausgeprägte Vorliebe für hübsche Knaben, obwohl sie dennoch Frauen und Kinder hatten.«

    »Ja, auch in meiner Zeit war das üblich«, schaltete sich Lamuell ein und legte freundschaftlich den Arm um Antonios Schultern. »Übrigens, was haltet Ihr davon, wenn wir Euch nach unserer Ankunft in der neuen Heimat Rain rufen? Ich finde, das klingt harmonischer als Raveth und passt daher besser zu Euch!«

    Bei Lamuells Berührung überzog Antonios Gesicht erneut eine dunkle Röte, so dass er als Antwort lediglich mit den Schultern zuckte, obwohl ihm Lamuells Vorschlag gefiel. Aber die Nähe Lamuells und dessen Unbefangenheit verwirrte ihn. Er schritt nun schweigend zwischen den drei geflügelten Engeln dahin, die anfingen, über seinen Kopf hinweg, miteinander zu plappern und zu scherzen.

    Dabei ließ Lamuell den Arm an seinem derzeitigen Aufenthaltsort. Auch Lane, die dicht neben Antonios anderer Seite lief, stieß immer wieder unbeabsichtigt mit ihrer Hüfte gegen ihn, wenn sie mit weitausholenden Gestiken ihre Worte untermalte.

    Demar beobachtete die Szene von weitem nachdenklich, während er Albian und Sharadans Gespräch lauschte. Die beiden unterhielten sich angeregt über ihre Umgebung und ihre Zukunft, wenn das Kind erst einmal da sein würde.

    Plötzlich begann der Dimensionsschlüssel anzuschlagen.

    Alle wussten, was das bedeutete. …

    ***

    »Ich habe Durst … und … und Hunger. Und überhaupt, was ist mit meinem Freund? Wo ist er? Was habt ihr kranken Schweine mit ihm gemacht?«

    Mit Eyeliner verschmierten Augen blickte die junge Frau schluchzend in seine Richtung.

    Der von ihr Angesprochene räkelte sich auf einem zerwühlten Bett herum, dessen verschlissene Laken der einzig helle Farbklecks des Raumes waren. Er war damit beschäftigt, seine ohnehin gepflegten Nägel mit Hilfe einer Nagelfeile zu maniküren.

    Er unterbrach kurz diese Tätigkeit, sah gelangweilt in ihre Richtung und antwortete mit angenehmer, jedoch vom Klang her eiskalter Stimme: »Halt endlich die Fresse, Schätzchen. Dein Gejammer geht mir langsam auf den Geist. Ich habe dir vorhin schon gesagt, dass du deinen Freund noch früh genug sehen wirst. Also hör auf mit der Nerverei.«

    Dann wandte er sich wieder seiner vorherigen Beschäftigung zu und ignorierte das jämmerliche Schluchzen der jungen Frau, die, mit auf dem Rücken gefesselten Händen auf einer schmutzigen Strohmatte hockte.

    Grausige Schreie hatten sie aus ihrer Bewusstlosigkeit geweckt und nun zitterte sie nicht allein vor Kälte. Vielmehr hatte sie Angst vor dem, was ihr bevorstehen könnte. …

    ***

    Demar war der Erste, der ihn sah.

    Ein junger Mann, den er, wegen der zartgliedrigen Figur und den hüftlangen, fast weißen Haaren, im ersten Moment für eine hochgewachsene Frau gehalten hatte.

    Er stand nicht weit von ihnen entfernt vor einem Schaufenster und unterhielt sich angeregt mit einer Frau, die einen Kinderwagen hin- und herschob. Während diese gerade über eine Bemerkung seinerseits in fröhliches Gelächter ausbrach.

    Auch er lachte und strich sich eine Strähne seines glatten, seidig schimmernden Haares hinters Ohr.

    Die junge Mutter reichte ihm eine kleine Karte und verabschiedete sich nur zögernd. Man sah, wie schwer es ihr fiel, sich von ihrem Gesprächspartner zu trennen.

    Er winkte ihr noch nach und schlenderte danach weiter, genau in die Richtung der Suchenden und je näher er kam, desto heftiger pulsierte der Dimensionenschlüssel.

    »Er ist es.« Albian verstaute den Schlüssel. »Wir sollten ihm folgen.« Und das taten sie dann auch.

    Bis hin zu einem Straßencáfe, bei dem sich der Fremde niederließ und bei der freundlich lächelnden Kellnerin einen Espresso und ein Glas Wasser orderte.

    »Ich finde, er sieht schon aus wie ein Engel. Meint ihr nicht auch?«, sprach Sharadan zu niemand Bestimmten.

    Albian nickte abwesend, während Demar die Stirn runzelte. »Nun Sharadan, Ihr habt vielleicht schon einmal etwas von dem Ausdruck, der Wolf im Schafspelz gehört.«

    Hiernach wandte er sich an Albian. »Majestät, ich denke, Ihr solltet die Gunst der Stunde nutzen und ihn ansprechen. Ihr, Sharadan und Rave … ähm, ich meine Antonio, können sich doch, ohne Risiko der Erkennung, sichtbar machen.«

    »So? Meint Ihr?« Der Zweifel war aus Albians Stimme nicht zu überhören. Er blickte an sich herunter. »Wir würden auch ohne Flügel immer noch reichlich Aufsehen erregen. Allein schon unserer Kleidung wegen.«

    »Dem kann Abhilfe geschaffen werden«, entschied Demar und verschwand in einer kleinen Boutique. Wenig später tauchte er wieder auf und überreichte Albian diverse Kleidungsstücke.

    »Hier, die müssten Euch und Antonio passen. Sharadan kann so bezaubernd bleiben, wie sie ist. Zumal in dieser Zeitepoche genügend Menschen ihren Kleidungsstil vertreten.« Wobei er wohl auf einige Anhänger der Gotik-Szene anspielte, die ihnen in dieser Zeit des Öfteren über den Weg liefen.

    »Demar!«, rief Albian entrüstet aus. »Ihr könnt doch nicht einfach diese Sachen stehlen.«

    Demar lächelte: »Keine Sorge Majestät, ich ließ etwas aus meinem privaten Besitz zurück, um die Gewänder zu bezahlen.«

    Erst jetzt fiel Albian auf, dass die Goldkette fehlte, die zuvor um Demars Hals gehangen hatte und die, als Einziges von seinen persönlichen Sachen übrig geblieben war.

    »Aber das geht nicht, Ihr könnt doch nicht …«

    »Selbstverständlich Hoheit, ich kann. Und nun nehmt schon, sonst ist die Chance, alleine mit ihm zu sprechen, vertan«, drängte Demar.

    Er drehte sich um: »Antonio, kommt Ihr bitte und zieht Euch etwas von diesen Sachen an?«

    Albian und Antonio verschwanden in einer Gasse und als sie zurückkehrten, staunten die anderen nicht schlecht. Die T-Shirts und Jeans passten wie angegossen.

    Zumindest Antonio war nicht mehr von den herumeilenden Passanten zu unterscheiden, während Albian allein durch seine blasse Haut und den spitzen Ohren immer noch ungewöhnlich aussah.

    »Ihr erlaubt?«, fragte Demar nur kurz und nahm Albian den Stirnreif ab, der sein Haar aus dem Gesicht hielt.

    Sogleich umschmeichelte seine dichte, schneeweiße Mähne den Kopf und verdeckte die Elfenohren komplett. Demar zupfte einige Strähnen zurecht und nestelte ein wenig hier und da an Albians neuer Kleidung herum, bis er mit dem Ergebnis zufrieden schien.

    »So Majestät, jetzt wird es gehen.« Beifallsheischend wandte er sich an die anderen. »Was meint ihr?«

    Das zustimmende Nicken mehrerer Häupter war Antwort genug.

    Sharadan indessen konnte sich an Albian kaum sattsehen. Schon deshalb, weil in dieser zeitgenössischen Hose sein ansehnliches Hinterteil besonders gut zur Geltung kam.

    Albian atmete tief durch: »Dann mal los.«

    »Entschuldigung, hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns zu Ihnen setzen?«

    Orlando musste gegen die Sonne anblinzeln, als er angesprochen wurde, und konnte daher nur vage, die Umrisse der Drei erkennen, die ihn ansprachen.

    »Bitte!« Er machte eine einladende Handbewegung und staunte nicht schlecht, als sich drei faszinierende Wesen zu ihm gesellten.

    Besonders, der mit den hellen Haaren weckte seine Aufmerksamkeit, doch auch die anderen beiden waren alles andere als uninteressant.

    Die bildhübsche Frau musste der Gruftiszene angehören und der dunkelhaarige Junge zog, ebenso wie der Rest von ihnen, bereits mehrere interessierte Blicke der Frauen und Männer auf sich. Was, nach Orlandos Geschmack, kein Wunder war.

    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie so unverschämt anstarre«, lächelte er die drei an. »Aber sind Sie Modells?«

    Albian blickte ihn fragend an: »Wie meinen?«

    »Er will wissen, ob Sie vor der Kamera posieren, Majestät. Eine Art Beruf der Neuzeit. Sagen Sie einfach ja«, zischte der unsichtbare Angelo, der direkt hinter Albian stand, ihm leise ins Ohr.

    »Oh, Modelle … ja, ja wir sind Modelle«, beeilte sich Albian, daher zu antworten, und strahlte Orlando ein wenig übertrieben an.

    Der grinste belustigt: »Und was für einzigartige Modelle.«

    Dann legte er die Zeitung zusammen, in der er vor ihrem Eintreffen geblättert hatte. »Das trifft sich ausgezeichnet. Ich bin nämlich immer auf der Suche nach außergewöhnlich hübschen, unverbrauchten Gesichtern. Und Sie drei wären eine vortreffliche Wahl. … Ach, darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Orlando. Orlando Dela Lothring. Und Ihre sind…?«

    »Al … äh, Albert und die junge Dame ist meine Verlobte Sarah. Und das ist, äh …«, Albian wies auf Antonio, doch dieser beugte sich bereits lächelnd zu Orlando und reichte ihm die Hand. »Jules …, ich bin Jules. Sehr angenehm, Herr Dela Lothring.«

    Orlando erwiderte das Lächeln, ebenso wie den Händedruck.

    Dabei hielt er Antonios Hand länger als gewöhnlich fest und blickte ihm tief in die Augen. »Sie haben äußerst faszinierende Augen, Jules.«

    Antonio starrte Orlando mit offenem Mund an.

    »Was darf ich Ihnen bringen?« Die Kellnerin von vorhin war erneut an Orlandos Tisch getreten und lächelte die Neuankömmlinge erwartungsvoll an.

    »Wir haben gar kein Geld dabei«, flüsterte Sharadan Albian zu, während sie Orlando ein aufgesetzt fröhliches Lächeln zuwarf.

    Dieser schien ihre Bemerkung vernommen zu haben, denn er sah sie freundlich an: »Darf ich Sie als meine Gäste zu einem Kaffee einladen?«

    »Danke, sehr zuvorkommend von Ihnen«, strahlte Sharadan.

    »Dann also drei Tassen Kaffee?«, fragte die Bedienung.

    »Ja, bitte und noch einen Cappuccino für mich«, antwortete Orlando und reichte ihr eine kleine Plastikkarte.

    Albian legte die Stirn in Falten.

    Kaffee, was war das denn?

    Und dieses Stück Plastik kam ihm auch suspekt vor.

    War das etwa das Geld dieser Zeitepoche?

    Doch als er Orlandos fragenden Blick bemerkte, beeilte er sich, das begonnene Gespräch schnellstmöglich wieder aufzunehmen..

    »Was machen Sie denn beruflich, Herr Dela Lothring?«

    »Nun, ich drehe Filme. Hauptsächlich Märchenfilme. Zur Zeit eine Art Neuverfilmung des Märchens Hänsel und Gretel. – Ich liebe meinen Beruf. Es ist jedes Mal aufs Neue ein Genuss, wenn man das Endresultat sieht. Im Film sind Dinge möglich, die sich in der Realität nur schwer umsetzen lassen. Und vor allem lernt man oftmals interessante Menschen kennen.«

    »Sie sind gern mit Menschen zusammen?«

    »Aber sicher. Menschen sind so unterhaltsam … in ihrer zumeist unbeholfenen Art … einfach köstlich. Ich meine, sie sind so vielschichtig und facettenreich. Es gibt kaum einen, der einem anderen gleichkommt, finden Sie nicht auch? Einfach unsagbar spannend.« Orlando blickte sie begeistert an. Ihn schien sein Beruf tatsächlich mit Hingabe und Leidenschaft auszufüllen.

    Er fuhr enthusiastisch fort: »Sehen Sie, allein schon, dass ich Sie heute getroffen habe. … Noch niemals zuvor sind mir derart faszinierende Wesen begegnet. Mit einer derartigen Ausstrahlung. … Oh, ich wünschte, ich hätte meine Kamera dabei.«

    Albian musste über seinen Eifer lachen. Orlando war ihm sympathisch. Er erweckte den Eindruck, er sei ein unverbesserlicher Optimist. Berauscht von der Schönheit und Vielfalt des Lebens.

    Wenig später waren beide in einer angeregten Unterhaltung vertieft und aus dem einen Kaffee, der Albian im übrigen ausgezeichnet schmeckte, wurden drei.

    Auch die anderen beteiligten sich lebhaft an dem Gespräch und es wurde viel gelacht. Denn Orlando war nicht nur charmant und wortgewandt, sondern verfügte zudem über eine gehörige Portion Humor. Er lachte gern und in seinen Augen blitzte der Schalk. Dabei behielt er die Umgebung immer im Blick und verzauberte das Umfeld ebenso, wie seine direkten Gesprächspartner.

    Inzwischen war man längst beim vertrauten Du angelangt und Albian entschied, dass er Orlando mochte. Er brannte darauf, ihn in ihrer Truppe begrüßen zu können, um diese Art von Gedankenaustausch fortzuführen.

    »Oh, schon so spät.« Orlando blickte erschreckt auf eine teure Armbanduhr. »Leute, es tut mir leid, aber ich muss los. Die Arbeit wartet.«

    Als er die enttäuschten Gesichter sah, grinste er lausbubenhaft. »Hey, ihr glaubt ja wohl nicht, dass ich es mir entgehen lasse, euch um eure Telefonnummern zu bitten. Ich hoffe doch sehr, dass wir uns wieder sehen?«

    »Unsere Telefonnummer?« Albian überlegte fieberhaft, was das denn nur wieder sein konnte. Irgendwo hatte er das Wort schon gehört, aber wo, zum Teufel noch mal.

    Er zermarterte sich das Hirn und schaute hilfesuchend in die Richtung der vier Engel. Aber die hatten sich zu einem nahegelegenen Brunnen zurückgezogen, auf dessen Rand sie jetzt einträchtig hockten, sich unterhielten und ihre Umgebung beobachteten.

    »Ja, oder habt ihr etwa kein Telefon. Ich meine, wie werdet ihr dann gebucht?« Nun blickte Orlando doch ein wenig verständnislos aus der Wäsche. Deswegen bemühte Albian sich, ihm schnellstmöglich eine Erklärung zu liefern, bevor er misstrauisch werden würde.

    Er nahm sich vor, so schnell wie möglich doch den Rest der Flüssigkeit des Wissens zu trinken, denn anscheinend ließ die Wirkung des Serums bald endgültig nach.

    Antonio erhob sich derweil alarmiert. Zum Glück hatte er, bei einem vorherigen Gespräch mit Angelo, in Erfahrung bringen können, was ein Telefon war. Daher entgegnete er in Orlandos Richtung: »Äh, nein. Ein Telefon haben wir im Moment nicht, weil wir einfach mal Ruhe haben wollten. Aber vielleicht hast du morgen erneut Zeit, dich mit uns zu treffen. Wieder hier?«

    Er warf Orlando einen verheißungsvollen Blick unter langen lackschwarzen Wimpern zu.

    Orlando schmunzelte: »Jules, für deine Augen brauchst du in der Tat einen Waffenschein. Gnade dem, beziehungsweise derjenigen, die du mit den Blicken gefangen nehmen möchtest. Aber um auf deine Frage zurückzukommen. Sicher, können wir uns morgen erneut hier treffen. Sagen wir so um die gleiche Zeit wie heute? … Eine Uhr werdet ihr ja wohl haben, oder?«

    Er lachte und reichte ihnen nacheinander die Hand, wobei er auf Sharadans Handrücken einen Kuss hauchte.

    »Wenn ich es nicht schaffe, werde ich hier im Café Bescheid geben und ich bitte euch, es mir nachzutun, denn meine Zeit ist wirklich äußerst kostbar. Ich

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