Seelenlos Band 04: Dämonische Spiele
Von Leandra Low
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Über dieses E-Book
All dies überrollt die verschiedenen Charaktere, die sich in Band Vier der 9-teiligen Buchreihe SEELENLOS tummeln. Wer also erfahren möchte, wie es mit Albians Menschensohn Galimar weitergeht; welches Märchen Snuff-Dämon Santanas diesmal zum (Ab)Leben erweckt oder welche Rolle die junge Elfe Mylandra in dieser Geschichte zwischen Licht und Dunkelheit spielt … nun, lest selbst!
Enthält:
Selbstverliebte Elfen beiderlei Geschlechts; schüchterne Engel; wahre Freunde; verknallte Teenager; durchgeknallte Gegenspieler; Eifersucht, Verbitterung und wieder einmal jede Menge Gefühle und Herzschmerz
Warnung: Nichts für Zartbesaitete, da auch hier wieder Gewalt- und Sexszenen explizit beschrieben werden.
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Rezensionen für Seelenlos Band 04
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Buchvorschau
Seelenlos Band 04 - Leandra Low
Nachdem der junge Elfenkaiser Albian van DeBeladore erfolgreich seine Mission erfüllt hat, und siegreich mit seinen Kriegern des Lichts auf seinen Heimatplaneten Altania zurückgekehrt ist, häufen sich die Ereignisse in schneller Folge. Wobei die junge Elfe Mylandra eine entscheidende Rolle spielt.
Galimar Delmarco, der Auserwählte, erfährt unterdessen, dass seine Mutter Eleonora bei einem tragischen Unfall ums Leben kam.Wobei er nicht einmal im entferntesten ahnt, wie sehr sein Leben bald schon aus den Fugen geraten wird, denn die Dämonen sind ihm bereits dicht auf den Fersen. Zumal diese schon bald vollzählig sind und somit ihr gesamtes Denken und Handeln ab da nur noch darum kreist, wie sie an den Dreizehnten gelangen. Wenngleich die erste heiße Spur zum Greifen nahe ist.
Und welche Rolle spielt der undurchsichtige Julian, um den herum die Gemüter in heftige Streitereien aus Verlangen, Missgunst und Hass aneinandergeraten? …
Warnung:
Diese Buchserie ist nichts für Zartbesaitete. Wer sich Themen wie Folter, sowie sexuelle und körperliche Gewalt nicht zumuten möchte, sollte daher von der Lektüre dieses Buches Abstand nehmen!
SEELENLOS
Band 04
Dämonische Spiele
Leandra Low
Dark Fantasy
Leandra Low schreibt seit frühster Jugend. Sie selbst ist eine bekennende Leseratte und liebt es anderen aus ihren Werken vorzulesen. Dadurch entstand auch ihre Lesegruppe »Das Dämonische Lesestübchen«, die sich regelmäßig trifft.
Die freischaffende Künstlerin lebt mit ihrem Mann Christoph in Hannover, wo sie sich neben dem Schreiben mit Malerei, Illustration, darstellender Kunst und Musik beschäftigt..
Alle Rechte vorbehalten!
Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Schauplätze, Ereignisse und Handlungen sind von der Autorin frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen sind rein zufällig, oder so gewollt.
Kein Teil dieses Buches darf reproduziert, gescannt oder in gedruckter oder elektronischer Form ohne vorherige Erlaubnis der Autorin verbreitet werden. Ausnahme ist die Benutzung von Auszügen in einer Buchbesprechung.
Copyright 2020 Leandra Low / ZAUSEL–VERLAG
leandra.low@me.com
Website: https://leandralow.de
Cover und Illustrationen by Leandra Low.
2. Auflage; überarbeitet
ISBN: 978–3– 96858–067–8
Bisher als Print erschienen:
Seelenlos - Band 01 - Die Engelssuche
ISBN: 978-3-96443-939-0 ( Print 380 Seiten - 8.02.2019)
SEELENLOS Band 02 – Zeitreisen
ISBN: 978–3–96443–957–4 (Print 352 Seiten - )
SEELENLOS Band 03 – Die Rückkehr
ISBN: 978–3–96443–894–2 (Print 350 Seiten - 21.06.2019)
(Die Printbücher enthalten zudem zahlreiche Illustrationen.)
Bisher in Neuauflage als E-Book erschienen:
Seelenlos - Band 01 - Die Engelssuche
ISBN-Nr:ISBN: 978-3-95849-376-6 (E-Book - 8.02.2019)
SEELENLOS Band 02 – Zeitreisen
ISBN: 978–3–96544–157–6 (E-Book - 23.02.2019)
SEELENLOS Band 03 – Die Rückkehr
ISBN: 978–3–96661–126–8 (E-Book - 16.04.2019)
SEELENLOS Band 04 – Dämonische Spiele
ISBN: 978–3–96858–067–8 (E-Book - April 2020)
SEELENLOS - Band 05 - Flucht ins Ungewisse
ISBN: 978–3–96799–045–4 (E-Book - Mai 2020)
SEELENLOS - Band 06 - Der verlorene Sohn
ISBN: 978–3–96987–139–3 (E-Book - Nov. 2020)
SEELENLOS - Band 07 - Brüder des Lichts
ISBN: 978–3–96953–793–0 (E-Book - 2 Feb. 2021)
SEELENLOS - Band 08 - Emotionen
ISBN: 978–3– 98551–287–4 (E-Book - 15 April 2021)
Zu Beginn möchte ich allen Lesern danken, die dieses Buch auf legale Weise erworben, oder ausgeliehen haben. Daher vielen Dank für eure Unterstützung!
Leider kommt es immer häufiger vor, dass Bücher von uns Kleinautoren der Piraterie zum Opfer fallen, was bedeutet sie werden kopiert und zu Dumpingpreisen illegal angeboten, von denen der Autor nicht einen einzigen Cent sieht.
Sicher freut sich jede Leseratte, wenn sie ihren Hunger mit möglichst günstig ergattertem Lesestoff füttern kann, aber bitte vergesst dabei nicht diejenigen, die viele Stunden damit zugebracht haben, um sich Geschichten auszudenken und damit zu eurer Unterhaltung beizutragen. Ich denke niemand arbeitet gern umsonst …
Zwar fallen auch die Werke von Autoren der großen Verlage dieser Piraterie zum Opfer, aber diese sind zumeist durch ihren Verlag abgesichert, während wir Kleinautoren uns überhaupt nicht wehren können, sondern dem Ganzen einfach nur hilflos gegenüberstehen. Ich für meinen Teil habe jedenfalls nicht die Möglichkeit, jeden Monat pro Buch (!) rund 30 Euro locker zu machen, um Firmen zu beauftragen, die das Internet nach diesen Piratenseiten durchforsten, die ohnehin gleich nachdem sie aufgeflogen sind unter anderem Namen weitermachen. Allein der Vertrieb, der Druck und alles andere sprengt zumeist schon mein Budget.
Daher bitte ich euch dringend, bleibt fair und erweist uns Autoren auf diese Weise euren Respekt für unsere Arbeit, indem ihr diese Piraterie nicht unterstützt.
Vielen Dank, eure Leandra Low.
»Dieses Buch widme ich meinen Mädels vom
»Dämonischen Lesestübchen«,
die oft mit wohligem Schaudern meinen Erzählungen
lauschten und nicht genug davon bekommen.
Ihr habt mir viele nützliche Inspirationen gegeben
und euer Glaube, eure Begeisterung,
aber auch eure Kritik für meine Werke
haben meinen Mut nicht sinken lassen,
sondern mich zum weitermachen verleitet.
Ich danke euch, Mädels!!«.
Engel &Dämonen:
DER SEHER
Geschichtenerzähler Demar Julosrow aus Kroatien (geb. Januar 1798; 1820 bei Rettung zweier Kinder verbrannt) wird zum Engel SHYNTALL – Fantasie; Rufname: Demar
DER FORMWANDLER
Farmertochter Lane Barrington aus Colorado (geb. Februar 1883; 1904 zu Tode gefoltert) wird zur Angelina LOGANO – Regenbogen; Rufname: Loo
DER LICHTENGEL
Millionärssohn Jamain Erikson aus Schweden (geb. März 1957; 1974 erwürgt aus Habgier) wird zum Engel HALDOR – Licht; Rufname: Hal
DER WETTERENGEL
Der 17-jährige Senatorensohn Antonio Lepidos (geboren im Rom der Antike; im Circus durch die Löwen getötet) wird zum Engel RAVETH – Regen; Rufname: Rain
DER HEILER
Bauernsohn Cristoff Kilian aus Deutschland (geb. Mai 1660; 1681 als Hexer verbrannt) wird zum Engel SERENADE – Mondlicht; Rufname: Moon
DER LIEBESENGEL
Der 16-jährige Fischer Lamuell Koradis (geboren im Griechenland der Antike; bei Rettung einer Frau erstochen) wird zum Engel JALIMARA – Liebe; Rufname: Jali
DER SONNENENGEL
Gutbetuchter Bürger Angelo Petrell aus Österreich (geb. Juli 1968; 1995 durch Auftragsmord, der seiner Freundin galt, getötet) wird zum Engel SAJO – Sonne; Rufname: Jojo
HERR DER PFLANZEN, SPRECHER DER TIERE
Einzelgänger Ronald O´Cloude aus Irland (geb. August 1938; 1961 in den Tod getrieben – erhängte sich) wird zum Engel RUBIO – blutroter Rubin; Rufname: Red
DER ANFÜHRER
Elfenkaiser Albian van DeBeladore vertritt den Platz des zwölften Kriegers.
DER SEELENLOSE & 13. KRIEGER
Elfenprinz Silvano van DeBeladore ist der Auserwählte JALAY – Seltenheit, Silber. Spitzname: Silver
HERR DER GEZEITEN
Piratensohn Marco Lecourse aus England (geb. Oktober 1689; 1719 im Kampf gegen Dämon Jesebell getötet) wird zum Engel WAROLL – Gold, wertvoll; Rufname: Waro
DER VAMPIRISCHE MEISTER DES SCHWERTES
Edelmann Renaldo D´Arbo aus Frankreich (geb. 20. November 1767; 1789 von seiner eifersüchtigen Schwester erstochen) wird zum Engel MIRAGELL – Mitternacht; Rufname: Rage
DER FELSFORMER UND WANDLER
Der etwa 26-jährige Indianer White Eagle (Geburtstag unbekannt; starb im Kampf gegen Monsterbären) begegnet den Suchenden im Jahre 1993 in Kanada und wird zum Engel SHALARR – Schnee, Erstarrung; Rufname: Snow
Bisher gefundene Dämonenkrieger in der Reihenfolge ihres Auftauchens Band 01 – 03:
LUZIVERON
Anführer der Dämonen und begabter Gestaltenwandler. Benutzt auf der Erde beim Opferfang überwiegend den Decknamen Damian Daniel Natas und betreibt zwielichtige Geschäfte.
MAIDEN
Stolzer Wasserelf und Kampftalent. Benutzt auf der Erde beim Opferfang den Decknamen Joshua Draven und arbeitet dort als Surflehrer und Model.
LORENDOS
Sohn von Luziveron und ein wahrer Feuerteufel. Benutzte Identität auf der Erde noch unbekannt. War auf der erfolglosen Suche nach dem Kind der Prophezeiung.
XANTHOS
Werwolf – benutzt auf der Erde den Decknamen Romeo Savage, tritt als Rocksänger auf und heizt mit seinem Motorrad durch die Gegend.
ALESSIO
Hermaphrodit und Meister des Fleisches. Benutzt auf der Erde den Decknamen Sergio Fernandez, arbeitet als Sänger und Tänzer. Er und der Engel Jalimara hatten sich bereits gegenseitig als Gegner erkannt.
RHAMSIS
Ägyptische Teufelskatze und ältester der Dämonen. Benutzt auf der Erde den Decknamen Donevan Somerville und arbeitet als Forscher der Archäologie. Wurde bereits von Engel Raveth als Gegner erkannt.
SANTANAS
Durchgeknallter Sadist und zweitältester der Dämonen. Benutzt auf der Erde den Decknamen Orlando Dela Lothring und frönt seiner Neigung als Snuff-Film-Regisseur. Wurde von Engel Shyntall bereits als Gegner erkannt.
KARAMIRR
Dunkelhäutige Todeskralle. Benutzte Identität auf der Erde noch unbekannt.
VARUNGAR
Vogeldämon. Benutzt auf der Erde den Decknamen Nicolai Lombardi und arbeitet als Kunstdozent.
JESEBELL
Die Spinne des Todes. Benutzte Identität auf der Erde noch unbekannt.
SHANDAAR
Das Gift. Benutzt auf der Erde den Decknamen Francesco Ylang und arbeitete als Mensch als Dolmetscher.
Der zwölfte Krieger der Dunkelheit wurde bisher noch nicht gefunden …
Prolog II
Altania – In der Dämonenfeste!
Das Geräusch des Windes, der durch die Baumkronen nahe der Feste der Dämonen strich, glich dem eines vor Wut heulenden Wolfes. Daher bebte das Grüppchen zusammengekauerter Bergelfen, die auf dem eiskalten Steinboden im Inneren des Gemäuers kauerten, nicht nur vor Kälte.
Ihre schreckensweiten Blicke verfolgten das Treiben um sich herum mit einem Gemisch aus Neugier und grenzenloser Furcht. Was würde nun mit ihnen geschehen, da man sie aus ihren unterirdischen Kerkerzellen hatte bringen lassen?
»Diese dämliche Schlampe ist verreckt. Die hat sich tatsächlich für ihr Balg geopfert.« Stinkwütend, jedoch nicht sonderlich hoheitsvoll, ließ sich Luziveron in den schweren Ledersessel fallen. Ungeachtet aller Anwesenden, die es teilweise kaum wagten, Luft zu holen, geschweige denn, den Dämonenfürsten anzusehen. Letzteres aber dennoch immer wieder taten. Wie unter Zwang.
Luziverons inzwischen 25-jähriger Sohn Lorendos trat an den Sessel heran, auf dem sein Vater thronte, und ließ sich zu dessen Füßen nieder. Seine schlanken Hände spielten dabei mit den Gliedern einer massiven Stahlkette, die am Ende des Lederhalsbandes befestigt war, welches die Kehle seines derzeitigen Lieblingshaustieres umspannte. Er strich sich eine nachtschwarze Strähne aus dem attraktiven Gesicht und blickte anklagend zu seinem Erzeuger empor.
»Warum hast du ihre Seele nicht mitgebracht? Du hättest von ihr all das erfahren können, was sie dir zu Lebzeiten nicht verraten wollte. Du wirst langsam nachlässig, Väterchen«, rügte er Luziveron mit sanfter, einschmeichelnder Stimme, die so gar nicht zu seiner herzlosen Wesensart passte.
»Das wollte ich vielleicht tun, du Klugscheißer. Also kack mich hier nicht dumm von der Seite an. Durch den Aufprall mit dem Tanklastzug wurde Mutter Courage viel zu schnell aus ihrem Körper herausgeschleudert. Sie war schon fort, bevor ich sie zu fassen bekam«, brummte der Dämonenfürst und bedachte seinen Spross mit giftigen Blicken.
Lorendos konnte ein Grinsen nicht verhindern, als er achselzuckend antwortete: »Tja, dann hat die kleine Menschenfrau dich ja tatsächlich am Ende noch austricksen können.«
»Hüte deine spitze Zunge, Sohn! Ansonsten reiße ich sie dir eigenhändig raus«, herrschte sein Vater ihn daraufhin an, während er behände vom Sessel aufsprang.
Sein Augenmerk fiel auf die anwesenden Bergelfen. »Was soll überhaupt dieses Aufgebot von Schlachtvieh hier?«
»Nun, ich dachte, dass einige unserer Krieger unverzüglich zur Erde aufbrechen sollten, um nach dem Dreizehnten zu suchen«, antwortete Lorendos lakonisch. Er schien mit dem Misserfolg des Vaters gerechnet zu haben. Denn in Gedanken fügte er hinzu: nachdem du ja versagt hast!
Laut fuhr er fort: »Ich gehe davon aus, dass die Spur zum Auserwählten noch frisch ist. Bestimmt wurde das Kind längst über den tragischen Verlust seines Muttertiers unterrichtet. Vielleicht hättest du gut daran getan, herauszufinden, wo die beiden gehaust haben, um dort auf die Ankunft des Blags zu warten. Weißt du denn wenigsten, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelt?«
»Es war keine Zeit dafür. Der Tunnel öffnete sich bereits. Außerdem konnte ich mir nicht sicher sein, ob sie dem Balg nicht anderorts Bescheid geben. Dann hätte ich mir umsonst die Füße in den Bauch gestanden. Und was das Geschlecht angeht, ich bin überzeugt, dass es ein Junge ist. Zumal die Prophezeiung eher darauf schließen lässt, dass der spitzohrige Wichser zwei Söhne zeugen soll, die sich nach dem Tod des Erdenzöglings vereinen. Abgesehen davon haftete dieser lebensmüden Bitch der Geruch ihres Welpen an, so als würde sie täglich darin baden. Den bekomme ich so schnell nicht mehr aus der Nase. Den wittere ich zukünftig zehn Meilen gegen den Wind«, orakelte Luziveron.
Lorendos nickte: »Dein Geruchssinn in allen Ehren, Vater. Nichtsdestotrotz sollten unsere Leute so zügig wie möglich aufbrechen. Meinst du die da reichen, um als Reisetickets für die Verbindungstunnel herzuhalten?« Er deutete auf die verängstigten Bergelfen, die sich bei seinen abfälligen Worten noch enger aneinanderschmiegten.
»Ich denke schon. Ansonsten finden sich bestimmt noch andere brauchbare Nutztiere in den Tiefen unseres unerschöpflichen Kellervorrats«, grinste Luziveron teuflisch.
»Gut, dann werde ich alles Nötige veranlassen. Ich habe mir gedacht, da Santanas sich momentan ohnehin auf Errah aufhält, schicken wir ihm noch Rhamsis, Maiden und Varungar zur Verstärkung. Sie besitzen allesamt nützliche Fähigkeiten, die für die Suche von Vorteil wären. Außerdem könnten sie noch dringend ein paar Seelen gebrauchen, um ihre Befähigung und Kraft auszubauen. Immerhin sind sie unsere besten Krieger!«
Mit der letzten Bemerkung wies Lorendos darauf hin, dass es für einen Dämonenkrieger unerlässlich war, sich stetig von Seelen zu nähren. Nur durch diese wurde er immer stärker – und somit auch gefährlicher. Ein bedrohlicher, ernstzunehmender Gegner für den jeweiligen Engel, dem er im bevorstehenden Kampf entgegentreten würde.
Daher sammelten Luziveron und seine Leute diese kostbare Nahrungsquelle, wann immer sich ihnen eine Möglichkeit eröffnete. Allerdings bot Altania, aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen des Engelpalastes, kein allzu großes Jagdgebiet für sie. Dagegen stellte Errah, wie die Erde auf altanisch genannt wurde, ein wahres Füllhorn an Seelen bereit.
Seelen jeglicher Art im Übermaß, die anscheinend nur darauf warteten, von Dämonen wie »Blumen des Schmerzes« – so eine ihrer lyrischen Umschreibungen – gepflückt zu werden. Zumal die modernen Menschen des 21. Jahrhunderts die Existenz von Engeln und Dämonen ohnehin zum größten Teil, als religiösen Aberglauben oder Fantasie abtaten. Deswegen erkannten sie die tödliche Gefahr nicht, in der sie schwebten. Denn nur, wenn das Opfer getötet wurde, konnte der Dämon dessen Seele in sich aufnehmen. Und je grausamer er hierbei vorging, umso essenzieller bot sich ihm die Seele dar. Daher hatten sich Luziverons Mannen, im Laufe ihrer Lebensjahre, zu wahren Meistern der Folter und der Tötungskunst entwickelt.
»Das ist eine vortreffliche Auswahl«, stimmte derweil Luziveron zu. »Ich selbst werde mich ihnen anschließen. Hauptsächlich, weil wir endlich unseren zwölften Mitstreiter finden müssen. Du wirst inzwischen hier die Stellung halten und mich hoffentlich würdevoll vertreten. Solange, bis ich dich und die anderen rufen lasse.«
»Habe ich dich jemals enttäuscht, Vater?«, lächelte Lorendos mit unschuldigem Augenaufschlag.
»Sagen wir mal so … enttäuscht hast du mich lediglich bei deiner erfolglosen Suche nach dem Kind der Prophezeiung. Zu einer Zeit, wo wir es noch hätten gefahrlos beseitigen können. Aber was das Herrschen angeht, so wäre dies Wort unzutreffend gewählt. In dem Bereich muss ich dir eher mein Lob aussprechen. Allerdings muss ich auch immer häufiger feststellen, dass du dich zu leicht von unwichtigen … Dingen … ablenken lässt.« Luziverons Blick wies kurz in Richtung des Kettenendes, dessen Anfang Lorendos spielerisch in den Händen drehte.
Die bildhübsche Wasserelfe, die sich am Ende der Kette befand, senkte erschrocken die Augenlider, als sich der furchteinflößende Blick des Dämonenfürsten in ihren eigenen brannte.
Lorendos lachte auf: »Aber Vater, du musst zugeben, dass Königin Siris Geschenk geschmackvoll ist und mir daher schon seit längerem Freude bereitet.« Dabei zog er so kräftig an der Kette, dass die Elfe direkt vor seine Füße stolperte.
Der junge Dämon streichelte ihr augenscheinlich zärtlich über das hellblonde Haar, so als sei sie wahrhaftig ein Hund und keine Frau. Dann zwang er sie jedoch in die Knie und drückte ihren Kopf gegen seinen Schritt, wohlwissend, dass diese erneute Erniedrigung ihr deutlich ihre derzeitige Stellung zuwies.
Tränen sammelten sich derweil in den silberfarbenen Augen der Wasserelfe.
Ihr Name war Yulomea. Und sie befand sich lediglich in dieser bedrohlichen Lage, weil sie es vor Jahren wagte, ihrer despotischen Königin einen Mann zu bringen, der sich als Herrscher des Landes Altania entpuppte. Albian van DeBeladore Höchstselbst!
Wie aber hätte sie dies damals wissen sollen, als sie den fremden Elfenkrieger auf einer Lichtung entdeckte, auf der er gerade sein Reittier tränkte? Er war so unbeschreiblich attraktiv und sie hatte ausschließlich daran gedacht, wie sehr er ihrer Königin gefallen würde. Zumal Yulomea nichts mehr, als deren Gunst herbeisehnte. Ihr Plan war jedoch nach hinten losgegangen, als sich der Fremde ihrer Anführerin offenbarte und diese damit in eine unangenehme Situation brachte.
Siri hatte ihr dies dumme Vergehen anscheinend niemals verziehen. Egal, wie bemüht Yulomea danach auch war.
Als nämlich der Tag kam, an dem erneut ein Opfer für den Dämonenhort aus ihren Reihen erkoren wurde, hatte Siri ohne Zögern direkt auf Yulomea gewiesen. Obwohl es andere gab, die sich Yulomeas Meinung nach bedeutend unwürdiger erwiesen hatten, und daher vor ihr geopfert werden sollten. Nicht zuletzt, da jeder wusste, dass es einem Todesurteil gleichkam, wenn man in die Feste der Dämonen gebracht wurde. Aber Yulomea hatte die Hoffnung vorerst nicht aufgegeben. Erst recht nicht, als sie sah, wem sie als Gunstgeschenk übergeben wurde. Zunächst hatte sie sogar irrtümlich geglaubt, Siri wäre ihr nun doch wieder wohl gesonnen. Denn schon beim ersten Anblick von Lorendos hatte Yulomea sich Hals über Kopf in den dunkelhaarigen Dämon, mit den honiggelben Augen, verliebt, der sie charmant anlächelte. Dabei strahlte er so viel Wärme und Güte aus. Sie erhoffte sich, dass all die grausamen Geschichten, die man sich, hinter vorgehaltener Hand, über das Volk der Dämonen erzählte, nicht der Wahrheit entsprachen. Wesen, von solch einer Schönheit und Anziehungskraft, durften einfach nicht durch und durch böse sein. Oder?
Aber sie wurde schnell eines Besseren belehrt.
Lorendos´ Ausstrahlung trog so sehr wie sein freundliches Lächeln, oder der Klang der warmherzigen Stimme. Er war ein brutaler Sadist, der sich jede Nacht, derer er sich ihres ungeschützten Körpers bemächtigte, neue Quälereien einfallen ließ, die lediglich seiner Befriedigung dienten. Vor allem aber, hatte er ihr gleich am ersten Abend ihres Beisammenseins unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er sie sofort töten würde, wenn sie sich seinem Willen widersetzte. Oder er ihrer überdrüssig wäre. Also tat sie alles, um ihm zu gefallen. Selbst, wenn es noch so schmerzhaft und erniedrigend war.
Luziveron seufzte derweil: »Nun gut sei’s drum. Es war vermutlich für einen Einzelnen eine viel zu schwere Aufgabe, unter all den Millarden von Sterblichen, auf der Erde ein bestimmtes Kind zu finden. Von dem wir ja nicht einmal wussten, wo genau es sich aufhielt. Geschweige denn, wie es heißt und welches Geschlecht es innehatte. Zumal dir die Zeit im Nacken saß und du zudem so agieren musstest, dass es die andere Seite nicht mitbekam.« Er straffte die Schultern und fuhr im gewohnt unerbittlichen Tonfall fort: »Daher sollten wir jetzt keine unnötige Zeit mehr verschwenden. Sag deinen ausgewählten Kriegern Bescheid, Lorendos. Hiernach tötet dieses Gewürm, damit wir unverzüglich aufbrechen können!« …
***
Schwächen
Unsere Träume können wir erst
dann verwirklichen,
wenn wir uns entschließen,
einmal daraus zu erwachen
(Josephine Baker)
Galimar II
Deutschland – Frankfurt – Juni 2006
Als der fünfzehnjährige Galimar Delmarco am Nachmittag von der Schule nach Hause kam, parkte eine Polizeistreife vor dem Haus, in dem er zusammen mit seiner Mutter Eleonora wohnte. An sich nichts Ungewöhnliches, dennoch beunruhigte Galimar etwas an dem Verhalten der beiden Beamten. Es erschien ihm, als warteten sie auf Jemanden und ihre düsteren Mienen besagten nichts Gutes.
Er kramte im Rucksack nach dem Haustürschlüssel, als sich die Beifahrertür des Wagens öffnete und einer der Polizisten ihn ansprach.
»Entschuldigen Sie junger Mann, kennen Sie einen Galimar Delmarco? Er soll hier wohnen.«
»Ja?« Misstrauisch beäugte Galimar den ausgestiegenen Mann, der auf ihn zukam. Der war groß und untersetzt. Mit dunklem, schütteren Haar, wasserblauen Augen und einem kunstvoll gezwirbelten Schnurrbart, der dem Gesicht einen gutmütigen Ausdruck verlieh, auch wenn er momentan sehr ernst dreinschaute.
»Was wollen Sie denn von ihm?«, fragte Galimar und bemerkte, wie seine Hand, die den Schlüssel hielt, zu zittern begann. Er schwor sich im Stillen, dass er sich nicht zu erkennen geben würde, bevor er nicht erfuhr, welches Anliegen die Polizei an ihn hatte. Aber der Polizist machte den Plan zunichte.
»Tut mir leid, aber darüber darf ich keine Auskunft geben. Also kennen Sie … ähm du diesen Galimar?«
»Ich bin Galimar Delmarco«, erwiderte er daraufhin.
Als er den zweifelnden Blick des Beamten auffing, der wohl sein Alter kannte, holte er aus der Innentasche seiner Weste eine Brieftasche heraus und zeigte ihm eine Schülerfahrkarte.
Er war es inzwischen gewohnt, dass die Leute ihm nicht glaubten, wenn er ihnen sagte, dass er erst fünfzehn Jahre alt war. Der vor ihm stehende Polizeibeamte, mit Namen Patrick Scheller, war da keine Ausnahme. Aus seiner Sicht gesehen sah Galimar so aus: Ein über Einen-Meter-Achtzig großer, athletisch gebauter Junge, für den die Bezeichnung attraktiv noch reichlich untertrieben erschien.
Er hatte seine blauschwarz gefärbte Mähne, die eigentlich in einem warmen kastanienbraun leuchten müsste, wie der Haaransatz verriet, mit einem Schaltuch zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. Wobei das Tuch die gleiche Farbe wie die Augen seines Besitzers hatte. Vereinzelte Strähnen, die sich aus dem Zopf gelöst hatten, umrahmten indessen ein atemberaubendes Antlitz.
Der Bursche hätte sich, Patricks Meinung nach, locker als Modell einen Namen machen können. Er sah jedenfalls keineswegs wie der schmalbrüstige, pickelige Teenager aus, den er und sein Kollege Rudolf Hansen erwartet hatten.
Patrick blickte auf in das befremdliche Augenpaar seines Gegenübers, welches fragend und ängstlich zugleich auf ihn gerichtet war. Diese Augen waren erstaunlich, und das Erste, was einem an dem Jungen auffiel, da sie in einem schimmernden kornblumenblau leuchteten und je nach Stimmungsschwankung in ein facettenreiches Violett umschlagen konnten.
Zudem wurden die Augen durch den dunklen Hautteint vorteilhaft unterstrichen, welcher ungewöhnlich glatt und makellos erschien. Aber dieser junge Mann schien ohnehin außergewöhnlich zu sein.
Er vermittelte Patrick den Eindruck, als würde er nicht in diese Welt gehören und die seltsamen Augen verwirrten den Polizisten zusehends. Trotz der verfahrenen Situation drängte sich ihm die Frage auf, ob die Augenfarbe echt sei, oder Galimar mit farbigen Kontaktlinsen nachgeholfen hatte. Doch er nahm sich zusammen. Musste sich allerdings regelrecht vom Anblick des Jungen losreißen, um auf den weniger erfreulichen Grund seines Hierseins zu sprechen, zu kommen.
»Nun«, Patrick räusperte sich geräuschvoll. »Ich fürchte, dass wir Ihnen … ähm, dir keine angenehme Nachricht überbringen müssen.«
Galimar wurde blass. »Ist … ist etwas mit meiner Mutter?«, stieß er augenblicklich hervor.
»Nun, es hat …«, der Beamte senkte beschämt den Blick, »… es hat einen Unfall gegeben. Laut Polizeicomputer war der Halter des Fahrzeugs deine … äh, Ihre Mutter. Aber um absolut sicher zu sein, dass sie auch das Opfer ist, müssten wir dich bitten, dass du mit uns kommst, um sie … die ähm … Leiche zu identifizieren.« Noch immer kam Patrick damit ins Schleudern, ob er Galimar nun duzen, oder wie einen Erwachsenen ansprechen sollte. Der Junge löste einfach eine eigenartige Beklemmung in ihm aus.
Alle Farbe war derweil aus dessen Gesicht gewichen. Wie in Trance ließ er sich von Patricks Kollegen Rudolf zum Streifenwagen führen und stieg ein.
Nein, bitte nicht Mama. Du darfst mich nicht auch noch verlassen!, betete er im Stillen und hoffte inständig, dass man seiner Mutter Eleonora lediglich das Auto gestohlen hatte. Dass der Dieb damit dann den Unfall baute, und seine Mutter sich inzwischen bei der Polizei gemeldet habe, um den Diebstahl des Wagens zu melden.
Aber in ihm nagten die Zweifel und erneut überkam ihn Übelkeit, als er an den Wachtraum vom Schulvormittag zurückdachte, bei dem er das schreckliche Gefühl eines immensen Verlustes empfand. Galimar umklammerte das fantasievoll gestaltete Silberkreuz, welches er an einem langen Lederband um den Hals trug. Ein Geschenk Eleonoras zu seinem zehnten Geburtstag.
Er begann leise zu beten: »Bitte Gott, lass das alles nur einen bösen Traum sein. Du kannst es nicht zulassen, dass man mir schon jetzt den letzten, geliebten Menschen genommen hat, den ich auf der Welt noch habe.« Tränen stiegen ihm in die Augen und rollten die Wangen herab. Doch nicht einmal die bemerkte er. Auch nicht, dass ihn die beiden Beamten im Rückspiegel besorgt beobachteten. Patrick und Rudolf tat der Junge leid, der in sich zusammengesunken auf der Rückbank hockte und einen derart verlorenen Eindruck vermittelte.
Später dann musste selbst ein hartgesottener Bulle wie Patricks und Rudolfs Vorgesetzter Eduard Jochens verbissen mit den Tränen kämpfen. Angesichts der Verzweiflung, die er von den fein gezeichneten Gesichtsügen des Jungen ablesen konnte.
Galimars frommer Wunsch `gen Himmel war nicht erhört worden. Anhand der wenigen Habseligkeiten, die man bei den verkohlten Leichenteilen gefunden hatte, und die den Flammen nicht zum Opfer gefallen waren, konnte er seine Mutter identifizieren. Um ganz sicher zu sein, dass es sich bei dem Opfer um Eleonora Delmarco handelte, wollte man anhand der Gebissabdrücke eine weitere Bestätigung bei Eleonoras Zahnarzt einholen. Doch es gab ohnehin keinen Zweifel mehr.
Galimar indessen weckte in den drei Beamten ungeahnte Beschützerinstinkte. Am liebsten hätte jeder von ihnen den Knaben in die Arme geschlossen, um ihn vor allem Leid der Welt zu bewahren. Nur das Wissen, dass das ein Wunsch der Unmöglichkeit war, ließ sie zögern, das für sie ungewöhnliche Bedürfnis in die Tat umzusetzen.
Das dem so war, lag nicht allein daran, dass Galimars Aussehen, sein jeweiliges Gegenüber faszinierte, sondern sein leiblicher Vater – Albian van DeBeladore – war es gewesen, der einen Schutzbann über sein Kind legte, bevor er es verlassen musste. Dieser Bann bewirkte, dass jeder, der auf Galimar traf, den dringenden Wunsch verspürte, ihn zu beschützen oder zumindest, ihm niemals wissentlich ein Leid zuzufügen. Zudem sorgte der Schutzzauber auch dafür, dass es den Dämonen bisher nicht gelungen war, den Jungen aufzuspüren.
Auch jetzt, da Eleonora Luziveron in die Fänge geraten war, taten sie sich noch schwer damit. Allerdings war der Schutzbann, der Galimar umgab, seit dem Tod der Mutter, merklich schwächer geworden.
Momentan hockte das Objekt der dämonischen Begierde auf einem der orangeroten Plastikstühle, die sich im Wartebereich der Polizeiwache befanden. Einen Becher Kaffee in den zitternden Händen, starrte er die schmutzigweiße Wand ihm gegenüber so intensiv an, als würde er dort die Lösung für all´ seine derzeitigen Probleme suchen. Er hatte den blauvioletten Schal aus dem Haar gezogen und die dunkle Mähne fiel ihm wie ein Vorhang ins Gesicht, so als wolle er sich hinter ihr verstecken.
Eine Frau mittleren Alters, die ihm schräg gegenübersaß, beobachtete ihn schon eine ganze Weile voll bewundernder Faszination. Niemals zuvor war Juliana Bertoni auf einen derart attraktiven, jungen Mann getroffen. Auch wenn er jetzt einen eher bemitleidenswerten Anblick bot, übte er dennoch einen intensiven Reiz auf sie aus, dem sie sich nur