In bester Freundschaft: Familie Dr. Norden - Neue Edition 6 – Arztroman
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Weiterhin bleibt die Familie für Daniel Norden der wichtige Hintergrund, aus dem er Kraft schöpft für seinen verantwortungsvollen Beruf und der ihm immer Halt gibt. So ist es ihm möglich, Nöte, Sorgen und Ängste der Patienten zu erkennen und darauf einfühlsam einzugehen.
Familie Dr. Norden ist der Schlüssel dieser erfolgreichsten Arztserie Deutschlands und Europas.
Die Welt verschwamm vor Carolines Augen, als sie am Krankenbett ihrer besten Freundin Birgit Amann saß und ihr die blasse, schlaffe Hand streichelte. Birgit lag reglos im Bett. Sie schien tief und fest zu schlafen. Aber die dunklen Schatten um ihre Augen, die in tiefen Höhlen lagen, die gespenstische Blässe ihres eingefallenen Gesichts sprachen eine andere Sprache. Unablässig piepten die Überwachungsgeräte, und eine einsame Träne fiel aus Carolines Auge direkt auf Birgits Hand. »Bitte, geh nicht, Birgit. Nicht jetzt«, flüsterte sie, und ihr Herz zog sich in einem stummen Aufschrei schmerzhaft zusammen. »Wir dachten doch schon, wir hätten es geschafft. Und dann das! Nach all den Krisen, die wir gemeistert haben, kannst du doch jetzt nicht an einer simplen Lungenentzündung sterben.« Ihre Worte erreichten Birgit nicht. Gequält schloß Caro die Augen. Die Bilder, die sie dann sah, vermehrten ihr Leid noch. »Akute myeloische Leukämie«, hatte Birgit die Diagnose von Dr. Jenny Behnisch wenige Monate zuvor an Caro weitergegeben. Damals hatte noch niemand geahnt, wie schnell es tatsächlich gehen würde. Selbst Birgit war noch ein optimistisches Lächeln gelungen. »Das kriegen wir doch hin, oder?«
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In bester Freundschaft - Patricia Vandenberg
Familie Dr. Norden - Neue Edition
– 6 –
In bester Freundschaft
Warum soll nun alles anders werden zwischen uns?
Patricia Vandenberg
Die Welt verschwamm vor Carolines Augen, als sie am Krankenbett ihrer besten Freundin Birgit Amann saß und ihr die blasse, schlaffe Hand streichelte. Birgit lag reglos im Bett. Sie schien tief und fest zu schlafen. Aber die dunklen Schatten um ihre Augen, die in tiefen Höhlen lagen, die gespenstische Blässe ihres eingefallenen Gesichts sprachen eine andere Sprache. Unablässig piepten die Überwachungsgeräte, und eine einsame Träne fiel aus Carolines Auge direkt auf Birgits Hand.
»Bitte, geh nicht, Birgit. Nicht jetzt«, flüsterte sie, und ihr Herz zog sich in einem stummen Aufschrei schmerzhaft zusammen. »Wir dachten doch schon, wir hätten es geschafft. Und dann das! Nach all den Krisen, die wir gemeistert haben, kannst du doch jetzt nicht an einer simplen Lungenentzündung sterben.« Ihre Worte erreichten Birgit nicht. Gequält schloß Caro die Augen. Die Bilder, die sie dann sah, vermehrten ihr Leid noch.
»Akute myeloische Leukämie«, hatte Birgit die Diagnose von Dr. Jenny Behnisch wenige Monate zuvor an Caro weitergegeben. Damals hatte noch niemand geahnt, wie schnell es tatsächlich gehen würde. Selbst Birgit war noch ein optimistisches Lächeln gelungen. »Das kriegen wir doch hin, oder?«
Obwohl Caroline der Schrecken tief in die Knochen gefahren war, hatte auch sie tapfer gelächelt.
»Na klar, was denkst du denn?« war ihre optimistische Antwort gewesen. Und nun? Aus, vorbei! Alle Hoffnungen, alles Sehnen und Bangen war umsonst gewesen. Nach unzähligen Therapieversuchen, die begleitet wurden von unterstützenden Behandlungsmaßnahmen hatte sich Birgits Gesundheitszustand nach anfänglicher Besserung sehr schnell dramatisch verschlechtert. Und nun war zu allem Überfluß eine Lungenentzündung dazugekommen, die das ohnehin angeschlagene Immunsystem restlos überforderte. Und da lag sie nun, Carolines beste und einzige Freundin Birgit, dem Tod näher als dem Leben, und die Tränen wollten und wollten nicht aufhören zu fließen. Obwohl Caro gemeint hatte, irgendwann keine Tränen mehr zu haben, schienen die Reservoirs immer wieder aufgefüllt zu werden.
»Frau Reden, wollen Sie sich denn nicht ein wenig ausruhen?« Schwester Nadja von der Behnisch-Klinik war auf leisen Sohlen in das abgeschirmte Krankenzimmer gekommen und legte sanft die Hand auf Carolines bebende Schultern.
»Ich weiß auch nicht«, stammelte sie zwischen zwei Schluchzern und suchte nach einem Taschentuch, das noch nicht völlig durchweicht war.
»Ich glaube, ich weiß, wonach Sie suchen.«
Aufmerksam, wie es ihre Pflicht als Schwester auf der Onkologie war, reichte Nadja ihr ein Päckchen frische Papiertaschentücher. Dankbar griff Caroline danach. Schwester Nadja wartete geduldig, bis sie die brennend roten Augen abgetupft und die laufende Nase getrocknet hatte, dann faßte sie Caro sanft an den Schultern. »Kommen Sie. Ihre Freundin hat nichts davon, wenn Sie bis zur völligen Erschöpfung an ihrem Bett sitzen bleiben.«
»Das würde sie nie wollen. Erst vorgestern hat sie mir befohlen, daß ihre Beerdigung fröhlich...«, Caroline konnte nicht weitersprechen. Der Schmerz und die erneut aufsteigenden Tränen ließen kein weiteres Wort zu.
»Ganz ruhig. Ich bringe Sie jetzt in ein ruhiges Zimmer. Dort bekommen Sie Kaffee und eine kleine Stärkung. Einverstanden?«
»Also schön.« Völlig entkräftet überließ sich Caroline willig der Führung der erfahrenen Schwester. Nadja wußte, wie sie mit verzweifelten Angehörigen umgehen mußte, um sie vor dem völligen Zusammenbruch zu bewahren. Auf dem Weg nach draußen machte sie ihrer Kollegin mit dem Kopf ein Zeichen, während ihrer Abwesenheit auf die Patientin zu achten. Die Tür fiel hinter ihnen leise ins Schloß. Weder Nadja noch Caroline ahnten, daß Birgit in ihrer tiefen Ohnmacht offenbar auf genau diesen Augenblick gewartet hatte. Noch ehe die Überwachungsgeräte Alarm schlugen, löste sich die Spannung wie ein Seufzen in ihrem Körper. Alle Last schien von ihrem geschundenen Körper zu fallen. Beinahe gleichzeitig wurde aus dem unregelmäßigen Piepsen des Herzmonitors ein alarmierender Summton. Mit wenigen Schritten war die Schwester neben ihr. Caroline setzte sich gerade an einen Tisch in dem ruhigen Besucherraum, als sich Birgit in diesem seltenen Moment der Einsamkeit von der Welt und ihren Qualen verabschiedete.
*
Unlustig zappte sich Julian Winkler von einem Programm zum nächsten. Obwohl er eine Partnerin hatte, verbrachte er seit Monaten beinahe jeden Abend alleine zu Hause, langweilte sich, schaute fern, arbeitete ein bißchen. Seine Freundin Caroline verbrachte zwischenzeitlich die Abende und teilweise auch die Nächte bei ihrer Busenfreundin Birgit in der Klinik.
»Ich hab’ ja wirklich viel Verständnis«, brummte Julian unzufrieden vor sich hin und machte den Fernseher aus. »Aber was zuviel ist, ist zuviel.« Ärgerlich stemmte er sich aus dem Sessel, ging in die Küche und schenkte sich ein Bier ein, das er stehend am Tresen trank. Dabei dachte er über das Angebot seines Vaters nach, bei dessen Baufirma er tätig war.
»Ich habe ein schönes Projekt im Ausland. Was hältst du davon, mein Junge? Ein bißchen Abwechslung kann dir auch mal nicht schaden.«
»Wo soll es hingehen?« hatte Julian mit mäßigem Interesse gefragt, aber als die Antwort Valencia lautete, hatten seine Augen geleuchtet. Trotzdem war er zurückhaltend geblieben. »Darüber muß ich zuerst mit Caroline sprechen.«
»Warte nicht zu lange, sonst vergebe ich den Auftrag an einen deiner Kollegen. Die reißen sich geradezu drum.«
»Kann ich ja gut verstehen. So eine Stadt läßt man sich nicht freiwillig durch die Lappen gehen.«
»Eben.« Der alte Winkler hatte süffisant geschmunzelt und seinen Sohn damit wie beabsichtigt erst richtig in die Bredouille gebracht.
Daran mußte Julian jetzt denken. Die Küchenuhr tickte monoton vor sich hin, schon wieder beinahe zehn Uhr, der Wasserhahn tropfte, draußen fuhr ein Auto vorbei. Und Julian hatte das erstickende Gefühl, diese Warterei auf Caroline, auf irgendeine Menschenseele, nicht länger ertragen zu können.
Dann also Valencia. Kurz entschlossen griff er zum Hörer und wählte die Nummer der Firma, wo sein Vater um diese Uhrzeit stets zu erreichen war.
»Paps, bist du das?«
»Julian, mein Sohn, was verschafft mir die Ehre?«
»Tu doch nicht so...«
»Also schon wieder so ganz alleine zu Hause?«
»Caroline ist bei Birgit. Es geht ihr wohl ziemlich schlecht«, verteidigte Julian seine Freundin mit mäßigem Elan. Zu lange schleppte sich die schreckliche Krankheit nun schon hin, zu oft war Caroline im Krankenhaus, um ihrer alleinstehenden Freundin beistehen zu können, als daß er noch viel Mitgefühl hätte aufbringen können.
»Sagtest du das vor zwei Monaten nicht auch schon?«
»Ja, aber dann kam plötzlich dieser wunderbare Genesungsschub. Caro war mal wieder richtig fröhlich und optimistisch. Leider voreilig. Diese Krankheit ist wie eine Achterbahnfahrt«, seufzte Julian bedrückt. »Aber eigentlich wollte ich nicht über Birgit mit dir sprechen. Ich wollte dir nur sagen, daß ich den Job in Valencia mache. Ich halte es nicht mehr aus, jeden Abend hier alleine rumzusitzen. Und es dauert ja keine Ewigkeit.«
»Das Wort eines Mannes!« lobte Olaf Winkler seinen Sohn. »Wann könntest du fliegen?«
»Am liebsten sofort.«
»Gut, sehen wir mal, was die gute Frau Zelle morgen früh beschaffen kann.« Zufrieden machte Winkler eine Aktennotiz für seine Sekretärin. Der Abend nahm wirklich ein erfreuliches Ende. Er sagte es seinem Sohn, der skeptisch blieb.
»Ich bin mir da nicht so sicher. Schließlich muß ich mit Caro noch drüber reden. Die letzten Tage hatte sie einfach kein Ohr für mich.«
»Die letzten Tage?« lachte Olaf Winkler verächtlich. »Möchte mal wissen, was dich noch an Caroline bindet.«
»Schon mal was von Liebe gehört?« grinste Julian breit in den Hörer und legte dann auf. Es war alles gesagt, und außerdem hatte er den Schlüssel im Schloß gehört. Sollte Caroline an diesem