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Black Vision: Engel des Lichts
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eBook280 Seiten3 Stunden

Black Vision: Engel des Lichts

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Über dieses E-Book

Ein Kampf, der niemals endet.
Ein Mädchen, das das Schicksal der Menschheit in den Händen hält.

"Ich tänzle um ihn herum und springe in die Luft, um den letzten Schlag auszuführen.
Im Flug stelle ich mir eine Raubkatze, einen Leoparden, vor und wie er geschmeidig auf seinen vier Pfoten landet.
Plötzlich zerreißt ein unglaublicher Schmerz meinen Körper…"

Glory wusste schon immer, dass sie kein normales Mädchen ist. Als sie am Morgen bei ihrem täglichen Kampftraining erscheint, ahnt sie jedoch nicht, dass sie, Prinzessin Glorya von Helsting, Erzengel und Schützerin der Erde, noch lange nicht alle ihre Kräfte kennt. Es ist ihre Bestimmung, mit Hilfe von Visionen die Erde und dessen Bewohner zu beschützen. Jedoch ändert sich alles, als ihre Visionen nur noch schwarz werden und die abtrünnigen Engel aus der Hölle emporsteigen…
SpracheDeutsch
HerausgeberFNTSY Verlag
Erscheinungsdatum17. Aug. 2018
ISBN9783947738014
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    Buchvorschau

    Black Vision - Sophia May

    PROLOG

    „Es ist soweit!", rufe ich durch unsere Wohnung. Mein erstes Kind wird in wenigen Stunden auf der Welt sein. Michael eilt mit einem besorgten, aber glücklichen Gesichtsausdruck auf mich zu.

    Gemeinsam verlassen wir das Haus und fliegen auf das Gebäude zu, in dem ich mein Kind gebären werde. Dort angekommen, schickt mich eine Himmlische in einen kleinen Raum.

    Eine Stunde später halte ich ein kleines, schreiendes Bündel in meinen Armen. Ein Mädchen mit unglaublich weißen Flügeln. Erstaunt halte ich inne: Graustufe eins. Ich besitze nur die dritte Graustufe.

    Erzengel Glorya wurde geboren.

    Michael betritt das kleine Zimmer und lächelt stolz seine kleine Tochter an. Doch nach wenigen Stunden beginnt Glory plötzlich zu strahlen. Besorgt blicke ich zu Michael, aber der zuckt nur mit den Schultern und blickt genauso verwirrt drein. Wir wissen beide nicht, was hier eigentlich los ist.

    Glory hört aber gar nicht mehr zu strahlen auf, im Gegenteil, sie wird immer heller und strahlender. Es ist offensichtlich, dass es ihr Glanz ist, obwohl dieser normalerweise mit Absicht eingesetzt werden muss. Das heißt, meine kleine Glory setzt jetzt schon ihre zarte Seele ein. Das Licht wird unglaublich hell, so dass man gar nichts mehr sehen kann und ich schließe meine Augen.

    Doch genauso plötzlich wie es gekommen ist verschwindet das Licht auch wieder. Sofort sehe ich mich nach Glory um, aber sie ist nicht mehr da. Erschrocken schreie ich auf. Irgendetwas ist falsch gelaufen, Glory ist weg! Meine kleine Glory. Ich fange zu weinen an und schluchzte immer wieder ihren Namen. Michael schließt mich liebevoll in seine Arme und versichert mir: „Wir werden unsere Kleine finden! Sie kann ja nicht weg sein."

    Die nächsten Wochen verbringe ich weinend in den Armen meiner Schwester, während Michael sich jeden Tag aufs Neue auf die Suche nach Glory macht.

    Nach vier Monaten erklärt man mir, dass es Glory wohl nicht mehr gibt. Die Tage vergehen wie in Trance. Ich esse, ohne etwas zu schmecken, arbeite ohne zu wissen was ich mache und ziehe mich aus dem öffentlichen Leben komplett zurück. Nachts weine ich, während ich am Tag versuche noch einigermaßen normal zu erscheinen.

    Ich hasse die mitleidigen Blicke, mit denen mich alle ansehen. Lieber trauere ich allein mit Michael um mein kleines Mädchen. Ich durfte ein paar Stunden mit Glory verbringen, aber diese kurze Zeit war nicht genug.

    Wochenlang quäle ich mich durch die Tage, ohne das was ich mache richtig wahrzunehmen. Glory ist weg! Ich habe es auch in dieser Zeit noch nicht richtig realisiert, geschweige denn überwunden. Ich schaffe das nicht mehr!

    Eines Tages stehe ich wie jeden Tag auf, ohne etwas zu realisieren. Irgendetwas ist heute anders, ich weiß nur noch nicht was. Ich hoffe etwas Gutes, denn noch mehr kann ich eindeutig nicht mehr verkraften.

    Hoffnungslos gehe ich auf die Straßen Allerias, wo bereits eine riesige Menge an Himmlischen versammelt ist. Neugierig breite ich meine Flügel aus und überfliege die aufgebrachte Menge. Von oben sehe ich die Ursache dieses Aufruhrs schon nach wenigen Sekunden Mike. Der vorübergehende Schützer der Erde. Es ist seine Aufgabe die Erde zu beschützen bis wieder ein Erzengel dieses Amt übernimmt.

    Mike ist ein Engel, und war einer meiner besten Freunde, bevor er auf die Erde gegangen ist. Das ist jetzt schon über zehn Jahre her. Er besucht Alleria nur sehr selten, und das letzte Mal habe ich ihn kurz nach Glorys Geburt gesehen.

    Sofort verbanne ich den Gedanken in den hinteren Teil meines Gehirns. Nicht darüber nachdenken! Das zerstört dich nur wieder. Mühsam unterdrücke ich die aufsteigenden Tränen.

    Ich konzentriere mich wieder auf den Tumult unter mir, bis ich eine Lücke neben Mike erblicke. Schnell quetsche ich mich hinein. Sofort dreht sich Mike zu mir um und schließt mich in seine Arme. Nicht weinen!

    Trotz dem, was geschehen ist lächelt Mike mich überglücklich an. „Ich habe für dich endlich mal wieder gute Nachrichten. Mühsam bringe ich hervor: „Wir werden ja sehen.

    Mit wenigen Worten bringt Mike die Menge dazu, wieder das zu tun, was sie gerade tun wollten. Unter normalen Umständen hätte ich das bewundert, aber seit circa neun Monaten beeindruckt mich nichts mehr.

    Ich verkrieche mich in meiner eigenen kleinen Welt voller Trauer, und nichts kann mich wieder davon befreien. Nur eine einzige Person kann das, aber diese Person ist nicht mehr da. Glory!

    Ganz abwesend bemerke ich Mikes Arm auf meiner Schulter, und wie er mich in Richtung der großen Halle neben der Akademie führt. Trotz Mikes Worten folgen uns immer noch ein paar Himmlische, und neugierige Blicke.

    Nach einiger Zeit schließt sich Michael uns an. Ich bewundere es, wie er sich in der Öffentlichkeit zeigt. Seine Trauer kann man da nicht einmal erahnen. Nur ich und wenige Freunde bekommen seine wahre Trauer mit. Er verzieht sich genau wie ich in seiner eigenen Hülle.

    Da erreichen wir auch schon die große Halle.

    Mike geht sofort in die Mitte und schickt Nachrichten an alle Erzengel und Engel, dass eine Versammlung stattfinden soll. Sogar dem Allerhöchsten schickt er eine. Es muss wohl wirklich wichtig sein.

    Langsam, aber sicher siegt die Neugier über meine Trauer. Im Ratssaal nehme ich meinen gewohnten Platz neben Michael ein. Alle Erzengel haben einen eigenen Platz und die Engel stehen hinter diesen Reihen. Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis alle Erzengel und Engel ihre Plätze eingenommen haben. Nach einiger Zeit trifft sogar der Allerhöchste ein.

    Er nimmt seinen Platz in der Mitte des Raumes ein, und der komplette Raum erhellt sich von seiner Anwesenheit. Ihn muss man einfach lieben, wie es die Abtrünnigen geschafft haben ihre Machtsucht über diese Herrlichkeit zu stellen, kann ich immer noch nicht begreifen.

    Als Mike sich räuspert, verdrängt eine gespannte Stille den Lärm. Eine so große Versammlung gab es schon lange nicht mehr.

    Manchmal habe ich das Gefühl, dass Mike es liebt, die Spannung so lange zu steigern, bis jeder fast durchdreht.

    Aber dann beginnt Mike endlich zu erzählen: „Einen schönen Tag euch allen. Ich habe diese Versammlung heute einberufen, da etwas Unglaubliches auf der Erde passiert ist. Es ist zum Glück eine gute Neuigkeit.

    Auf der Erde läuft alles so wie es sein sollte. Wie üblich gibt es auch jetzt noch das Streben nach Macht. Eine Gruppe hat versucht den Kronprinzen von Helsting zu ermorden, aber ich habe es zu verhindern gewusst. Diese Gruppe wird wohl keine Gefahr mehr darstellen.

    Es besteht auch keine Gefahr, dass meine Tarnung auffliegt. Die Menschen sind genauso unwissend wie eh und je. Und jetzt zu den Nachrichten, wegen denen ich hier bin:, genüsslich holt er tief Luft: „Königin Annabell hat ihr zweites Kind heute Nacht geboren, ein kleines süßes Mädchen. Ich habe es schon besucht.

    Allgemeiner Jubel bricht aus. Doch Mike hebt die Stimme und sagt: „ Das war erst der Anfang. Ich habe mich natürlich über die Kleine gefreut, doch als ich sie sah, habe ich sofort gemerkt, dass ich kein normales Kind vor mir habe, das Mädchen hat regelrecht gestrahlt, so weiß und rein, wie sonst niemand. Und als ich sie mir genauer ansah, blieb mir der Atem weg. Dieses kleine Mädchen, die Prinzessin  einer der größten Länder der Erde war Glorya, Tochter von Gabriela und Michael!

    Eure Glory lebt! Sie ist nicht weg oder gar tot. Nein, sie ist im Himmel und auf der Erden geboren, sie hat vier Eltern, zwei himmlische und zwei sterbliche."

    Es herrscht Schweigen und alle sehen mich und Michael an. Ich kann mich nicht mehr bewegen, ich bin wie gelähmt.

    Alles in meinem Kopf schreit nach Glory. Weinend falle ich Michael in die Arme, auch seinen Augen entwischt eine Freudenträne. Nach dieser Stille bricht noch mehr Jubel aus als zuvor.

    Plötzlich vernehme ich den Allerhöchsten in meinem Körper. Er spricht zu allen, da niemand mehr auch nur einen Mucks von sich gibt. Durch diesen ungewöhnlichen Vorfall sehe ich mich dazu berufen, unseren Erzengel Glorya als neue Schützerin der Erde zu bestimmen. Die Kleine hat sich ihre Aufgabe wohl selbst ausgesucht.

    Dann verschwindet er, wobei immer noch seine Anwesenheit zu spüre ist. Mit Michael und Mike gemeinsam mache ich mich auf den Weg zur Erde und zu meiner Tochter Glorya.

    Die Normalität ist eine gepflasterte Straße,

    man kann gut darauf gehen- doch es wachsen

    keine Blumen auf ihr.

    (Vincent van Gogh)

    Kapitel 1

    Mein Wecker klingelt und ich ziehe mir die Decke über den Kopf.  Es ist erst sieben Uhr, da will ich eindeutig noch schlafen. Doch Lucy und  Ann hindern  mich zu meinem Leiden daran.

    Lucy sucht mir eines meiner selbst entworfenen Kleider für den Tag heraus, während Ann mich in das Badezimmer neben meinem Zimmer führt. „Wie lange warst du denn gestern schon wieder wach?", will Ann wissen. Meine Augenringe sind wohl kaum zu übersehen, doch ich bin selber daran schuld.

    „Ich musste noch eine meiner Missionen ausführen, und noch dazu war es eine von denen, die den ganzen Tag beanspruchen.", antworte ich mit einem  lauten Gähnen. Manchmal wäre es mir lieber, wenn es nicht so viel Zeit brauchen würde, doch darauf habe ich keinen Einfluss. Genauso wenig wie auf die Aufgabe die mich dann erwartet.

    Unter der Dusche drehe ich das Wasser auf eiskalt, damit ich wenigstens ein bisschen wacher werde, obwohl ich es eigentlich gar nicht spüre, da es mir nie zu kalt oder zu warm werden kann.

    Trotzdem hilft es mir dabei einen klaren Kopf zu bekommen und den kann ich auch dringend gebrauchen. Ich weiß, dass das heute ein langer Tag wird. Denn zuerst muss ich mein Kampftraining absolvieren, und dann die dazugehörige Prüfung, die jede Woche stattfindet, bezwingen.

    Allerdings muss man dazu noch zu meiner Verteidigung sagen, dass Miss Fench bei mir besonders streng ist. So lautet nämlich die Regel: Bei Erzengeln, halb Erzengeln und Engeln ist alles viel anspruchsvoller, da wir diejenigen sind, die gegen die Abtrünnigen oder Gefallenen einmal kämpfen werden. Und dann ist es für uns von großer Bedeutung, dass wir auch richtig ausgebildet wurden, denn das kann über Leben und Tod entscheiden. Die simple Wahrheit ist, dass wir es einfach brauche und daran lässt sich auch nichts ändern.

    Ich träume schon mein ganzes Leben lang von dem Kampf gegen die Abtrünnigen, den ich mir sehr aufregend vorstelle, aber das wird wohl auch immer ein Traum für mich bleiben, da ich die Schützerin der Erde und deren Bewohner, darunter versteht man alle Menschen, Tiere und Pflanzen egal ob gut oder böse, bin. Und als diese kann ich mich nicht auch noch auf den Kampf gegen die Abtrünnigen konzentrieren. Meine Aufgabe ist sozusagen ein Vollzeitjob, den ich nicht kündigen kann.

    Außerdem ist diese Aufgabe eine wahre Ehre für mich, auf die ich seit meiner Geburt sorgfältig vorbereitet werde, und ich bin die Siebte, der diese Ehre zugewiesen wurde und dazu auch noch die erste Frau. Aber träumen kann man ja dennoch, denn träumen ist das einzige, was uns niemand nehmen kann, auch nicht die Abtrünnigen, egal wie grausam sie auch sind.

    Und ich muss auch sagen, dass mir diese Aufgabe durchaus gefällt, besonders da allen anderen das Betreten der Erde nur mit meiner oder der Erlaubnis vom Allerhöchstem gestattet wird. Es ist also ein ganz schönes Privileg für mich, das ich durchaus zu würdigen weiß.

        Nur manchmal wünsche ich mir doch nur ein normaler himmlischer Bewohner zu sein, kämpfen zu können oder dem Allerhöchstem zu dienen. Einfache Leben sind meistens ungefährlicher und dennoch wunderbar.

    Mein bester Freund Jules ist zum Beispiel ein normaler Himmlischer, darunter versteht man die Toten der fünf Sonnensysteme, die Erde, der größte Planet, die Vega, die Sansa, die Mhyta und der Margus. Das bedeutet, dass es ganz schön viele von ihnen gibt, schließlich sind die Sonnensysteme ja nicht erst gestern entstanden und schon seit Urzeiten sterben Lebewesen, so ist einfach der Kreislauf des Lebens.

    Jules ist der Sohn von Gideon und Katrina. Und beide sind seit mindestens 600 Jahren tot. Sie haben also schon einige Jahre auf dem Buckel, was ihnen dadurch ermöglicht wurde, dass man im Himmel weiterleben kann, so als sei man nie gestorben. Man kann Kinder bekommen, die jedoch die Erde nie als normale Lebende betreten werden. Im Grunde kann man dort also so weiterleben wie auch schon in seinem Leben.

    Die Tatsache, dass die Kinder dann nicht auf der Erde leben können mag zwar manchmal nicht sehr verlockend klingen, aber den Meisten macht es nichts aus, da sie es im Himmel viel besser haben als auf der Erde.

    Jules soll einmal Schmied werden, wie sein Vater Gideon. Auch er hat heute wieder eine seiner Prüfungen, wobei er auf andere Sachen wie ich getestet wird, da er auch zum Beispiel auch keine Flügel oder besondere Eigenschaften besitzt. Aber ich freu mich schon darauf ihn zu sehen. Hoffentlich haben wir zwischen unseren Prüfungen genug Zeit uns zu unterhalten.

    Nach den Prüfungen im Himmel muss ich dann wie jeder normale Jugendliche auf der Erde in die Schule. Leider! Ich gehe auf die St. Halox, die größte Schule in ganz Minnigen, unserer Hauptstadt. Und wenn ich ehrlich bin, dann macht es nicht immer Spaß, denn oftmals ist es sehr ermüdend. Doch es muss sein und auch hier kann ich mich nicht davor drücken.

    Dort schreiben wir zu allem Übel dann auch noch einen Test in Historie. Und danach darf ich mich noch weitere fünf Schulstunden lang durch den Tag quälen. Wenigstens ist heute der Schultag nicht allzu lange. Ich habe also eigentlich sogar noch Glück gehabt.

    Und schließlich muss ich hoffen, dass es ein ruhiger Tag wird und ich keinen Auftrag zum Schutz der Erde bekomme. Ich sehe schon, dass das heute ein toller Tag wird. Warum bin ich nicht einfach liegen geblieben? Ich hätte liegen bleiben sollen! Zu meinem Leidwesen ist es jetzt aber schon zu spät dafür.

    Ich steige aus der Dusche und ziehe meine Kampfkleidung, eine dreiviertellange und eng anliegende schwarze Hose aus Kunstleder mit Nieten an den seitlichen Nähten, ein enges dunkellila Top, und die dazu passende schwarze Lederjacke ebenfalls mit Nieten an der Seite, an.

    Ich könnte sie genauso gut auch mit meinen Kräften schneller anziehen, aber ich will meine Kräfte schonen, was so viel heißt wie, dass ich noch Zeit schinden will. Natürlich will ich wieder einmal Zeit schinden und ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Kleider schon jemals mit meinen Kräften angezogen habe. Ich tippe ja eher auf ein klares Nein. So bin ich nun einmal, eindeutig kein Morgenmensch.

    Lucy kommt herein und schaut mich mitleidig an. Sie und Ann wissen beide, dass mir heute ein langer, anstrengender und langweiliger Tag bevorsteht, den ich lieber schon hinter mir hätte. Doch die Zeit kann ein Engel zwar beeinflussen doch nur geringfügig und das ist somit auch keine Option für mich.

    „Sei auch ja wieder pünktlich zum Frühstück da.", scherzt Lucy. Sie weiß genau, dass ich nur wenige Minuten lang weg sein werde, da man im Himmel als Erdbewohner (der noch lebt) nicht so schnell altert, wenn man es nicht will, und somit für mich keine Minute vergeht, obwohl ich über zwei Stunden im Himmel bin.

    Aber diesen Scherz bringen sie immer wieder, wenn ich schlecht Laune habe, wie es heute der Fall ist. Auch dieses Mal hilft es und heitert mich sofort ein klein wenig auf. Aber nur ein klein wenig.

    Ich boxe Lucy freundschaftlich und mit einem breiten Grinsen an die Schulter, daraufhin setzt sie eine schmerzverzerrte Miene auf und schimpft: „Du kannst doch einen Nicht-Engel nicht einfach so schlagen! Ich bin doch viel zu schwach und gebrechlich…"

    Sie wird still, als meine Kette mit den zwei Flügeln, zu leuchten beginnt, das Zeichen, dass es Zeit zum Aufbruch ist.

    „Ihr seid einfach die Besten, aber ich kann euch zu meinem Missfallen nicht länger mit meiner Anwesenheit beehren.", rufe ich über meine Schulter den beiden zu. Und grinse verschmitzt, um ihnen eins auszuwischen. Das muss ja auch einmal drinnen sein.

    „Nun los, hau schon ab wir wollen die Herren dort oben doch nicht etwa warten lassen, nicht dass man es uns nach unserem Tod nicht mehr verzeiht!", erwidert Ann.

    „Das wird bestimmt eine total einfache Prüfung, die du mit links meistern wirst.", meint Lucy mit einer gehörigen Portion Sarkasmus um es mir zurück zu zahlen.

    „Jaja, lach du nur.", murre ich, wobei ich versuche eine böse Miene aufzusetzen, was mir jedoch kläglich missglückt. Es funktioniert einfach nicht, wenn sich die Lippen nach oben kräuseln weil man eigentlich lachen will.

    „Wir sehen uns gleich wieder."

    Ich trete auf den Balkon und lasse meine Schwingen hervortreten. Ein warmer Schauer durchläuft mich und mit einem hellen weiß strahlenden Blitz teleportiere ich mich vor das Tor zum Himmel.

    Jeder, der den Himmel betritt oder verlässt muss durch das breite, aus Lichtstein geschmiedete, Tor. Das ist zwar keine Regel, die vor Gefahren warnen soll, sondern vielmehr eine lange Tradition, da alle Toten einmal durch das Tor gehen müssen, bevor sie den Himmel das erste Mal betreten, genau wie ich.

    Ich begrüße Petrus, den Wächter des Tores und betrete Alleria, die größte und somit wichtigste Stadt im Himmel. Ich schlendere die Straßen entlang, wobei ich weiß, dass ich eigentlich keine Zeit mehr habe, aber der Anblick Allerias fasziniert mich immer wieder. Und Zeit schinden liegt mir angeblich ja relativ gut.

    Die Stadt Alleria hat keine reichen und auch keine armen Bewohner, und außerdem gibt es hier im Himmel keine Währungen, was sehr vorteilhaft für mich ist, wenn ich irgendetwas brauche.

    Das meiste hier ist Luxus, da Tote keine Sachen benötigen. Das einzige, was man hier wirklich braucht, ist das Schwert für die Engel, das aus Lichtstein gemacht wird. Das sind die sogenannten Lichtschwerter, die alles böse vernichten können.

    Wenn ein Abtrünniger von so einer Klinge getroffen wird, dann wird aus ihm wieder ein normaler Engel, so wie er es vor seinem Fall war, vorausgesetzt es gibt noch genug, das gerettet werden kann. Wenn der Betroffene zu böse ist, dann weiß ich nicht was passiert, da das bisher noch nicht vorgekommen ist, und hoffentlich auch nie vorkommen wird. Doch wer kann durch und durch böse sein? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das überhaupt möglich ist.

    Lichtstein ist das härteste Material gemeinsam mit Dunkelstein, dieser ist für die Dunkelschwerter, (die Alles ohne Ausnahme vernichten) und wird ausschließlich von den Abtrünnigen benutzt.

    Nur wenige vermögen dieses Material zu schmieden. Einer davon ist Gideon und bald auch Jules. Ich freu mich schon, wenn ich mir von ihm meine Waffen holen kann, denn dann trage ich immer etwas von ihm bei mir.

    Außerdem braucht man auch noch Kleidung, allerdings gibt es immer wieder ein paar, die es bevorzugen nackt durch die Gegend laufen, was aber niemanden stört, da jeder sein freies Recht dazu besitzt und niemand im Himmel verachtet wird. Man kann sich so verhalten, wie man will und auch wie man wirklich ist. Wir müssen uns im Himmel nicht vor uns selbst verstecken.

    Ich begrüße ein paar Himmlische, die mir entgegen kommen. Himmlische nennen wir diejenigen, die durch den Tod den Himmel betreten haben und dabei keine Engel wurden.

    Nur circa alle fünf Jahre gibt es einen neuen Engel, denn um Engel zu werden braucht man gewisse Fähigkeiten und eine Seele die höchstens die achte Graustufe erreicht. Je weißer die Seele, desto heller die Flügel, und somit umso reiner der Geist und die Seele. Engel und auch Erzengel haben nie eine dunklere Graustufe als acht, deshalb ist das auch eine Grenze, die bei der Ernennung zum Engel immer eingehalten wird. Allerdings habe ich auch noch nie davon gehört, dass ein Mensch mit einer dunkleren Graustufe überhaupt für

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