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IM IMMERZU WERDEN: 40 Sommer der Poesie
IM IMMERZU WERDEN: 40 Sommer der Poesie
IM IMMERZU WERDEN: 40 Sommer der Poesie
eBook244 Seiten1 Stunde

IM IMMERZU WERDEN: 40 Sommer der Poesie

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Über dieses E-Book

Die Gedichtesammlung "Im Immerzu Werden" präsentiert 160 Texte des Dichters Paul Schurr, die er zwischen 1980 und 2020 verfasste. Das Buch repräsentiert somit auch eine (ziemlich poetische) Autobiographie über 40 bewegte Jahre im Leben eines Menschen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Sept. 2020
ISBN9783347111226
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    Buchvorschau

    IM IMMERZU WERDEN - Paul Schurr

    1. Teil

    „DEINEN NAMEN FLÜSTERE ICH"

    (1980 - 1991)

    D IE KRÄHE

    Ich ging über die Felder

    Und die Natur, sie schwieg;

    Da sah ich sie.

    Sie saß ganz still

    Und ihr Blick war starr;

    Jetzt erst bemerkte ich,

    Sie war tot.

    Der Wind strich durch Ihre Federn

    Und es schien ganz so,

    Als wollt sie sich erheben.

    Sie zuckte die Flügel,

    Sie bäumte sich auf,

    Doch der Stacheldraht,

    Er ließ sie nicht los.

    Des Menschen Werk!

    Dann war es wieder still;

    Sie hatte es aufgegeben.

    Ich betrachtete sie lange Zeit,

    Dann ging ich weiter;

    Und die Natur, sie schwieg.

    (15. Oktober 1980)

    H ERBSTSONETT AN ALLE MITLÄUFER

    Jetzt sind die Tage wieder grau,

    Reif bedeckt das kahle Land.

    Das Leben wird zur Nebelwand,

    Es riecht nach Tod und Kälte.

    Die Zeit der Taten ist vorüber,

    Mensch und Tier zieh`n sich zurück.

    Die Ruh hält Einzug Stück für Stück,

    Hinter Fenstern brennt das Licht.

    Selbst die Engagierten schweigen,

    Um bei verschloss`nen Türen

    Recht stolz zu triumphieren.

    Man war keiner von den Feigen,

    Doch in dieser Jahreszeit

    Ist`s gesünder, wenn man zu Hause bleibt.

    (Oktober 1983)

    H EY DU

    Bleib niemals,

    Wenn du Verlierer bist,

    Resignierend unten liegen.

    Vergiss niemals,

    Mit geballter Faust

    Dich wieder zu erheben.

    Lass niemals nach,

    Für deine Träume zu kämpfen,

    Zu hoffen und … zu siegen.

    Kurz gesagt,

    Solang du bist,

    Hör niemals auf zu leben!

    (Juli 1984)

    A M MEER

    Sitz am Strand,

    Lass Steine hüpfen,

    Zwei-, dreimal,

    Und sie versinken.

    Das Wasser schweigt,

    Ich denk und denke:

    Sehnsucht nach dir?

    Sehnsucht nach andrem?

    Wie die Wellen

    Immer grübeln,

    Bis selbst das Leben

    Zum Gedanken wird.

    So verstreichen

    Flut und Ebbe,

    Und ich versäum`

    Vor lauter Suchen

    Glatt zu finden.

    (Frankreich, August 1984)

    D EMOKRATISCHE METAMORPHOSE

    Sie proklamieren,

    Es komme die ganze

    Macht aus dem Volk.

    Macht aus dem Volk?

    Macht aus dem Volk

    Nur keinen Idioten,

    Wir haben euch doch

    Längst durchschaut!

    (November 1985)

    Schweigend und bisweilen

    Mit gesenktem, müdem Blick

    Ging der alte Kanzler

    Das graue Zimmer immer wieder

    Auf und ab;

    Träumte von bunten Spielplätzen,

    Auf deren grünen Wiesen

    Ein paar Jungen Fußball spielten,

    Ungeschickt noch,

    Doch in Gedanken große Stars;

    So trieben sie den schweren Ball

    Einander zu, hin zur Sonne …

    Und dem alten Kanzler

    Blieb nichts zu tun

    Als immer wieder,

    Schweigend und bisweilen

    Mit gesenktem, müdem Blick

    Das graue Zimmer auf und ab

    Zu gehen.

    (Januar 1985)

    Sitze vor diesem Blatt

    Und möchte Worte schreiben,

    Durch die man niemals mich vergisst.

    Sitze vor diesem Blatt

    Und erkenne:

    Nur Worte sind dafür zu wenig.

    (Januar 1985)

    D IE TAUBEN

    Die Verrückte ging jeden Tag

    In den Supermarkt und kaufte

    Tiefgefrorene Pommes frites

    In der Tüte,

    Die sie dann im Städtischen Park,

    Kinderaugenlächelnd

    An die Tauben verfütterte

    Und sich bemühte,

    Dass jede Taube gleich viel Pommes bekam.

    Doch obwohl kein Vogel daran starb,

    Sagten die Passanten im Vorbeigehen:

    Oh, du meine Güte,

    Das ist ja Tierquälerei!

    Jetzt ist die Verrückte in einer Anstalt.

    Dachauer Straße 26,

    Zwangsjacke,

    Kahl geschoren,

    Vergitterte Fenster,

    Schalldicht,

    Grau.

    P.S.:

    Einmal gab`s Wiener Schnitzel

    Mit Pommes frites -

    Da hat die Verrückte geweint.

    (April 1985)

    E INE ASIATISCHE REISE

    Nur dasitzen

    Und zuschau`n,

    Wie langsam,

    Ganz langsam

    Die Sonne untergeht,

    Farben geboren werden

    Und wieder sterben,

    Die Erde, alles um dich

    Ständig dunkler wird,

    Während gleichzeitig

    Die ersten Sterne melden:

    Es wird Nacht.

    … und bei all dem

    Nicht gestört werden,

    Allein dafür

    Hat es sich gelohnt.

    Am Ende,

    Wenn der Tag

    Aus ist,

    Möchtest Du

    Am liebsten applaudieren,

    Doch wär es sinnlos,

    Die Heldin würd` sich

    Nicht verbeugen,

    Weil es für sie

    So selbstverständlich ist.

    Aber überhaupt mal

    Dieses Gefühl zu haben

    … und bei all dem

    Nicht gestört zu werden,

    Allein dafür

    Hat es sich gelohnt.

    (Lombok/Indonesien, August 1985)

    D IE ANTWORT

    Am Tag, als die Bomben

    Auf die Erde fielen,

    Fragte irgendwo ein

    Kind seine Mutter:

    Warum hast du mich geboren?

    Und die Mutter blickte

    Das Kind lange an

    Und wusste keine Antwort.

    (Juni 1986)

    G EDICHT ZU TSCHERNOBYL

    (über die Betroffenheit eineinhalb Jahre danach)

    Beim Fernsehen gibt`s mehr Kohle,

    Mutter Drombusch einst rief,

    "Drum bin auch ich lieber fernseh-

    Als radioaktiv!"

    (Oktober 1987)

    G LAUBENSBEKENNTNIS

    Du verhinderst die Kriege nicht,

    Du lässt es geschehen,

    Dass die einen verhungern,

    Während die anderen

    Ihr halbes Stück Erdbeerkuchen

    In den Abfall kippen.

    Und gerade deshalb glaube ich an Dich,

    Weil Du über alles, selbst über Dich

    Die Freiheit gelegt hast!

    Bleib mein Freund alter Tage,

    Doch egal was wird:

    Ich liebe Dich, Gott!

    (Dezember 1987)

    Z EITGEFÜHL

    So viele Minuten

    So vieler Jahre,

    Sie streifen das Leben nicht lang.

    Selbst Wichtigkeiten

    Vergangener Stunden

    Verfliegen schnell im Zeitendrang.

    Nur ein paar Dinge

    - Geschichten und Photos -

    Erinnern an Tage,

    Die man niemals vergisst,

    Niemals bereut.

    Ansonsten beschränkt man

    Sich auf das Morgen

    Und höchstens die Frage:

    Das aß ich gestern,

    Und was esse ich heut`?

    So kommt man zum Schluss,

    Dass so viele Minuten

    Sinnlos und kaum

    Beachtenswert sind.

    Bis man dann plötzlich

    In irgendeiner Zeitung liest:

    Jede Minute verhungert ein Kind!

    (Juli 1988)

    W AHRE

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