Raum 16 Der Tanz der Affen
Von Jürgen Timm
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Über dieses E-Book
Ich frage: Gibt es eine besondere Vernunft der Menschen? Ich glaube nicht! Weshalb? Lass es mich erklären.
Wenn es denn so etwas wie eine Vernunft geben sollte, liegt diese in der Natur begründet. Diese Vernunft gibt es allenthalben, die sogenannte Vernunft der Menschen ist lediglich ein Beispiel.
Ich stelle mir vor, dass man die Zukunft der Menschen als einen Vektor begreifen könnte, als eine Art Resultierende aus den divergierenden, von innen und außen wirkenden Zwängen.
Der Satz: Die Natur bietet an, die Natur sortiert aus hat es in sich. Er demonstriert seine universale Bedeutung, wobei das, was schließlich bleibt, also die Resultierende, ein Vektor ist.
Ein Vektor hat eine Richtung. Es ist der Weg in Richtung Ziel, Zwischenziel und Endziel gleichermaßen.
Richtung Endziel? Ja. Alle Wege führen in ein großes Tal, in den großen Ozean des Seins an sich.
Damit bekommt die Vernunft einen Namen: Es ist die Resultierende in Richtung Ziel. Dieses gilt für alle Erscheinungen in der Natur. Es ist offensichtlich, der Mensch ist lediglich ein Beispiel.
Allerdings gebe ich zu, dass es manchmal so scheint, als ob die Menschen Träger einer Vernunft sein könnten, und dass die Menschen es deshalb auf diese Weise formulieren.
Schon recht - selbstverständlich ist der Mensch der Träger einer Vernunft. Aber: Es ist die Vernunft der Natur, welche er trägt, und welche für jegliches Leben gilt, und für alle anderen Erscheinungen des Seins an sich.
Essenz
Der Mensch denkt, er sei frei und deshalb zu vernünftigen Entscheidungen fähig. Er ist es nicht. Der Mensch führt lediglich aus, was die Natur von ihm will.
Es ist die Natur, die Natur bietet an, die Natur sortiert aus.
Und was will die Natur? Im Einzelnen weiß sie es selber nicht. Sie probiert, über Versuch und Irrtum findet sie ihren Weg, ihren Weg zum Ziel in das große Tal, in den großen Ozean des Seins an sich.
Die Natur, sie findet ihren Weg letztlich mit traumwandlerischer Sicherheit, unausweichlich und unbeirrbar.
So ist es doch? Oder? Oder nicht? Warten wir es ab. Wir sind erst am Beginn der langen Reise. Wer weiß, was es noch an Bildern gibt.
Jürgen Timm
Ich gehöre in den Jahrgang 39. Ich habe lange in Schwarzafrika gelebt und gearbeitet, mehrere Jahre davon in der Kalahari. Ich hatte dort, in der Savanne, in der Wildnis, in der Einsamkeit, viel Zeit, über das Leben nachzudenken. Stimmt nicht. Ich hatte keine Zeit, ich habe mir die Zeit genommen, genaugenommen gestohlen. Gott sei es geklagt. Und nun sitze ich hier, in Lüneburg, und weiß immer noch nicht, was es mit dem Leben und dem Sterben auf sich habe, und ob es nicht doch eine Form der Unsterblichkeit geben könnte.
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Buchvorschau
Raum 16 Der Tanz der Affen - Jürgen Timm
Titelbild:
GRAFFITI AMSTERDAM-
Author: Fiontheenglish
NOT MY WORK. CHECK IMAGE FOR ORIGINAL ARTIST
3 May 2003
License und upload via Wikimedia.Commons.-
Kontakt:
Juergen.timm39@yahoo.de
Lüneburg, Sonntag, 8. Juli 2018
Verzeichnis der Bilder
Vorspann VS16.1 Melancholie, die grundlose Traurigkeit
Raum 16.1 Der gute und der schlechte Mensch
Bild 1 Die Nacht dann war lang
Bild 2 Der schlechte und der gute Mensch
Bild 3 Will ich wohl geduldig sein
Bild 3 Der Einzelne und das Ganze
Bild 4 Abend für Abend tu ich das
Raum 16.2 Armageddon
Bild 1 Nicht schlafen, ja nicht schlafen
Bild 2 Das siebente Lied von den Verfolgern
Bild 3 Meine Väter taten es
Bild 4 Zur Freiheit… ans himmlische Licht
Raum 16.3 Das humanistische Erbe
Bild 1 Katzenberg und das Piano
Bild 2 Das Wesen der Deutschen
Bild 3 Der König von Thule
Bild 4 Meine Erde
Bild 5 Am Ende des Weges
Nachspann NS16.1 Grund zum Staunen
NS1 Vom Ursprung der Fragen
NS2 Ich begann, mich zu wundern
NS3 Grund zum Staunen
Nachspann NS16.2 Die Nutzbarmachung
NS1 Der Mensch – ein Wunderwerk der Natur
NS2 Der Mensch ist ein Tibi
NS3 Das Bewusstsein
NS4 Intelligenz
NS5 Die Nutzbarmachung
Nachspann 16.3 Der bessere Mensch
NS1 Der Mensch ist unzufrieden
NS2 Die Funktionen des Bösen
NS3 Der Mensch will sich verbessern
NS4 Der Mensch auf der Suche
Nachspann 16.4 Die Wahrheitssuche
NS1 Die Natur und ihre Geschöpfe
NS2 Die Natur verbessert ihre Methoden
NS3 Ein Glaubensbekenntnis
Aktuelles und Organisatorisches
Stand der Arbeiten
Der König von Thule
Eremias, in einer etwas wehmütigen Stimmung, summsingsang ein uraltes Lied:
Es war ein König in Thule gar treu bis an das Grab, dem sterbend seine Buhle einen goldenen Becher gab.
Es ging ihm nichts darüber, er leert‘ ihn jeden Schmaus. Die Augen gingen ihm über, so oft er trank daraus.
Babuun:
Was meint: die Augen gingen ihm über.
Eremias, lächelnd:
Das ist einfach. Der König fing an zu heulen. Babuun:
Weil er an seine Buhle dachte? Die Buhle ist, was seine Liebste war, nicht so?
Ein schönes Lied, hat mir gefallen.
Eremias:
Es ist eine Ballade.
Babuun wusste es besser:
Keine Ballade, Eremias. Es ist ein Liebeslied.
Eremias, lächelnd:
Na gut, eine Liebesballade, dann.
Vorspann VS16.1 Melancholie, die grundlose Traurigkeit
Manchmal sind die Menschen traurig. Jeden einzelnen überkommt zuweilen, eine tiefe Traurigkeit.
Manchmal haben diese Traurigkeiten keinen fassbaren Grund. In diesen Fällen handelt es sich um Melancholie…
Melancholie, die grundlose Traurigkeit.
Melancholie ist ein unbestimmtes Gefühl, diffus und fassungslos und grundlos. Melancholie reicht tief hinab, tief, tief, bis in das Innere der Seele.
Eremias aber wusste, woher seine Traurigkeit stammte. Es war die Erinnerung.
Babuun, mitfühlend:
Heimweh, Eremias? Wenn es zu schlimm wird, kehr zurück. Kehr zurück in dein Land, kehr zurück, zu deinen Leuten!
Eremias lächelte ein trauriges Lächeln:
Das ist es nicht, Babuun, ich will nicht zurück.
Babuun lächelte ein gutes Lächeln:
Eremias, was ist es denn dann, was dich so traurig stimmt.
Eremias:
Es ist die Scham.
Babuun schwieg, er wusste, sofort, worum es ging.
Eremias:
Alles Existierende leitet sich aus dem Recht des Stärkeren ab, aus dem Recht des Gewinners, aus dem Recht des Siegers, aus dem Recht des Kraftvolleren, des Aggressiveren,
aus dem Recht des Primitiveren, oder des Intelligenteren, des Begabteren, oder des Tüchtigeren.
Die Unterlegenen leben von der Gnade des Stärkeren. Oder sie leben in unzugänglichen Nischen, oder sie passen sich an, oder sie vermischen sich.
So ist es und ich kann es nicht ändern.
Ich habe diese harten, gnadenlosen Gesetze der Natur nicht in das Universum entlassen.
Eremias, stockend, das Weinen unterdrückend: Jedoch, niemals wurde gnadenloser erschlagen, erschossen, vergiftet, vergast, gequält, als in meinem Lande.
Jedoch, niemals gab es höhere Leichenberge und tiefere Leichengruben, als in meinem Lande.
Schuldlos sind wir alle
Babuun trat leise zu seinem Freund. Schwarzhand berührte weißes Haar:
Hadere du nicht, Eremias, hadere du nicht, denn du, Eremias, du bist schuldlos!
Eremias, jetzt lächelnd:
Schuldlos sind wir alle, Babuun, niemand kann dafür, dass er so ist, wie er ist.
Babuun, jetzt lächelnd, Eremias sacht mit den Pfoten berührend:
Ich weiß, Eremias, ich weiß es. Ferner weiß ich, dass diese Einsicht an deiner Seele zerrt. Sei stark, Eremias, dass dir diese Einsicht nicht die Seele zerreißt.
Sei stark, Eremias! Ich hab ein Gefühl, dass du etwas gutmachen wirst… dass du etwas gutmachen willst und wirst.
Eremias, jetzt ohne Lächeln:
Werde ich die Mittel dazu haben? Und den Mut?
Babuun nickte, leise und vorsichtig:
Ich werde dir helfen!
Und in der Tat… dieses leise und vorsichtige Berühren und dieses leichte Nicken, so eben gab Eremias viel Mut.
Auf diese Weise wurde die Traurigkeit etwas besiegt, etwas besänftigt, für heute jedenfalls, etwas gemildert.
Für heute jedenfalls.
Raum 16.1 Der gute und der schlechte Mensch
Bild 1 Die Nacht dann war lang
Flammentanz und Flammenkranz
Eremias und Babuun, ihre Nächte verbrachten sie am Lagerfeuer. Das Lagerfeuer… Flammen zuckten, schossen, züngelten und leckten, flackerten und tanzten.
Der Tag dann war lang
Die Morgendämmerung berührte die Leiber… den Leib der Savanne, und die Leiber der beiden, Eremias und Babuun.
Der Tag dann war lang.
Die Abenddämmerung berührte die Leiber… den Leib der Savanne, und die Leiber der beiden, Eremias und Babuun.
Eremias und Babuun, meistens schwiegen sie… manchmal redeten sie, so wie jetzt.
Auch das Reden gehört zum Schweigen
Babuun, den Kopf schräg:
Und das Reden? Wie passt das Reden zum Schweigen?
Eremias, den Kopf schräg.
Es ist wie mit dem Hören… es ist