Augenblicke des Alltags: 30 Jahre an Rückblicke, Lebensweisheiten und Ereignissen, 1991 - 2021
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Buchvorschau
Augenblicke des Alltags - Andreas Dieter Boldt
Schulzeit (1991 – 1994)
Reisegedanken
Ein Blümlein hier am Wegrand steht,
Ein jeder dort vorüber geht.
Das Blümlein schaute und sah viel,
Vor allem Gott, Mensch und ihr Schicksalsspiel.
Das Blümlein zieht Bilanzen.
Ich sah Frohes, sah Zartes,
Feines und Zartes,
Sah Lieb und Leid,
Warm, Kalt, Heiß,
Sah so manches Eis.
Nach alledem nun Blümlein dachte,
Was Gott dem Mensch‘ gab
Und „Dieser" doch draus machte.
Nun, Blümlein so dachte,
Es müde wurd‘ und lachte,
Die Augen schloss,
Den Traum genoss,
Morgen, dachte es, morgen
Erzähle ich den Menschen
Von seinen Öko-Sorgen.
Krieg
Krieg, Du Schrecken der Welt,
Was ist in Dir verborgen?
Krieg, Du Schrecken der Welt,
Du hinterlässt nur Leid und Sorgen,
Blut, Kummer und eine zerstörte Welt.
Krieg, musst Du Deine Musik spielen?
Hervorgerufen durch Nationalismus.
Krieg, musst Du Deine Musik spielen?
Gewollt durch den Imperialismus.
Krieg, immer wieder beginnst Du,
Es muss aber doch nicht sein.
Krieg, immer wieder beginnst Du,
Verkörpert durch Hitler, Stalin und Saddam Hussein.
Krieg, wir wollen Dich nicht haben,
Der Tod ist immer nur der Sieger.
Krieg, wir wollen uns nicht jagen,
Wir sind ja doch nur die Verlierer!
Krieg, siehst Du nicht die Mütter weinen?
Krieg, siehst Du nicht die Kinder schreien?
Krieg, siehst Du nicht die Väter fallen?
Krieg, siehst Du nicht die Bomben fallen?
Krieg, siehst Du nicht die Soldaten schnaufen?
Krieg, siehst Du sie nicht mit den Gewehren laufen?
Krieg, siehst Du nicht die Männer fallen?
Krieg, errätst Du nicht ihre Gedanken?
Krieg, wer ist Dein Begleiter?
Panzer, Rüstung oder Gas?
Krieg, wer ist Dein Begleiter?
Eine kahle Landschaft ohne Gras,
Oder über eine Milliarde Tote?
Krieg, was hast Du hinterlassen?
Blut, Tote und verwirrte Menschenrassen.
Krieg, was ist Dein Echoschall?
Schotter, Geröll und tote Massen,
Oder bald ein toter Erdenball?
Krieg, bist Du nicht von Sinnen?
Krieg, jetzt lass den Frieden mal gewinnen!
Krieg, lass uns Dich begraben,
Krieg, wir wollen endlich die Welt auf Händen tragen!
So gibt es kein Hassen,
Unter allen Menschenrassen!
Krieg, siehst Du es ein?
Der Friede soll nun endlich unser Begleiter sein!
Nachtgedanken
Die letzten Sonnenstrahlen brechen sich
In den hohen Baumkronen des Waldes.
Die Finsternis legt sich, so sprich,
Nieder auf den Boden des Waldes.
Nun entfaltet sich die Macht der Nacht.
Überall weilt nur leise die Stille,
es ist eine große dunkle Pracht,
Geschaffen nach Gottes Wille.
Mensch und Tier führen einen segensreichen Schlaf,
Manch einer macht sich Gedanken um den Tod.
Man kommt sich vor wie ein weißes Schaf,
Und sehnt sich nach Frieden statt der lieben Not.
Einst
August 1993
Erbaut von Menschen,
Ein sicheres Leben,
Kunst und Kultur,
Gedränge in den Gassen.
Schnell und plötzlich
Kamen sie herbei,
Raubten und plünderten,
Brandschatzten und töteten,
Verschleppten und quälten.
Vergessen ist die Kultur,
Vergessen die Stadt.
Es ging ganz schnell:
Stille –
Totenstille.
Studienzeit an der Universität
Bremen (1997)
5 Wege zum Glück
Januar 1997
Zuerst muss man Unglück erleiden.
Dann sieht man Unglück.
Dann hilft man andere aus dem Unglück.
Dann gibt man anderen Glück.
Und wenn das alles war,
Wird man irgendwann
Selbst Glück erleben.
Der Lehrende
Januar 1997
Da vorne sitzt einer,
Er ist wie wir ein kleiner.
Lehrperson nennt er sich
Und glaubt, er sei der König an sich.
Trotz alledem: er ist keiner.
Er sitzt vorne und sagt viel,
Bei uns ist es wie ein Siel,
Das Gesprochene staut sich vor uns auf –
Es ist wie ein Wasserlauf –
Auf das es sich bald in der Ferne verlier.
Aber wir müssen ihn ertragen,
Würden viel lieber das alles selbst erfragen.
Erfahrung und Interesse nur
Führen uns zur Lösung pur.
Lasst uns das Wissen in den Händen tragen!
Zwiegespräch zweier Jungen über ein Mädchen
Januar 1997
Gemeinschaftsgedicht von Andreas Boldt (kursiv) und Sven Jäger
Ganz frei – ganz schlicht?
Na Klar!
Die Antwort ist Ja!
Ganz einfach – oder nicht?
Nur zu!
Füge alles hinzu!
Bin verwirrt – bin mit Schicht
Auf meinem Haupt
Ganz und gar gedanklich entlaubt!
Bin verwirrt – wo ist das Licht
Greif zum Schopf
Aber behalt einen kühlen Kopf!
Ich wollt es richt‘,
denn kommt zu Augen mir
ein Mädchen schön – nach dem ich gier!
Ich schau ihr ins Gesicht.
Es ist wie in der Natur,
sie ist wie ein Schmetterling pur!
Nein, Du gar schlimmer Wicht:
Ein Schmetterling ist eine andere – die Schöne
Wie zart lieblich klingende Töne.
Wir können gehen bis zum Gericht:
Wie dem auch sei,
kein Mädchen gleicht wie ein Ei dem Ei.
Ja, das wär ein Verzicht!
Wenn mich nicht mehr diese Blicke finden,
diese schönen, eine Schande diese zu schinden!
Schau nur wie sie spricht,
so zart und weich.
Es kommt der schönsten Stimme gleich!
Welch‘ schmutzig Geschicht‘
Ist das hier nur,
zieht sich hin – lang – dünn – wie eine Schnur!
Nimm dies nicht so ins Gewicht!
Genieße die Blicke,
so etwas hast Du nicht alle Augenblicke!
So seits – so ich dicht‘:
Will schwelgen, will singen,
vor Freude ihr in den Schoss springen!
Beachte, dass euer Blick nicht abbricht,
ihr seid schon fast ein Herz,
lasst es nicht zu, es wär‘für mich ein Schmerz!
Nun ja, sie ist nicht meine Nicht‘,
noch anderweitig verwandt sie ist,
doch lieb und nett sie wahrlich ist!
Schweif nicht ab, sie eist ein Gedicht!
Doch ich seh‘, hier ist wer hohl!
Die Zeit ist um, ich mussgeh’n, lebe wohl!
Ausbruch
Januar 1997
Ein Gemeinschaftsgedicht von Andreas Boldt (kursiv) und Sven Jäger
Mag sein
dass ein
in diesem Raume
stehender Baume
mich mehr anregt
zu Interesse
als diese mich ansägt –
diese Stunde
mit seiner Kunde.
Dieser Kunde
sag es in die Runde