Wenn Worte blühen: Literatur de laxe. Band 7
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Über dieses E-Book
Der Empfindungs- und Gedankenreichtum der Beiträge macht diese Frühjahrs-Edition zu einem Dokument der Fülle und Bandbreite zeitgenössischer Literatur - und zu einem Fest für Leserinnen und Leser, deren Sinne für den Reiz und die Schönheit des meisterhaften Umgangs mit Worten sie ansprechen will. Erleben Sie also eine vielschichtige Palette literarischer Genüsse, die in wahrer Wortblütenpracht erstrahlt.
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Buchvorschau
Wenn Worte blühen - Steffen Teichmann
INHALT
Vorwort des Herausgebers
Winfried Aurich
Der sterbende Soldat
Sehnsucht
Christian Barsch
Hexe Kret
Andrea Bernhardt
Die Welt im Morgen
Horst Denzin
Etwas – für das Kommende
Regina Franziska Fischer
An DICH und DICH und DICH
WUNDERWELT IM MAI 2023
Über Dir nur Himmelszelt
Was ich Dir sagen möchte
HAIKU IM SOMMER 2023
Werner Hauke
Im Kleinformat
Thomas Helmer
Die Sonnenblume
Abdullah Kundakçı
Keloğlan im Weltraum
Das Märchen von Keloğlan
DIE NÄHMASCHINE
Meine Volkslieder sind anders
Ute Maggauer
Vollkommenheit
Gäbe es ein Wort
Insaf Meikawy
Hommage an Hölderlin
Günther Melchert
Odessa – Getreideschiffe – Nachspiel Comtessa Odessa
Robert Minkel
Januartrotz
Falsches Versprechen
Abendbrüder
Spätwinter
Märzgewitter
Am Lieblingsort
Traum der kalten Wände
Die letzte Flut
Maria Quinius
Es kann klappen!
Joachim Rürup
Die letzte Gurke
Adelheid Schmidt
GOTT, Deine Liebe für die Liebe
Leben erhalten
Eins bleiben
Samira Schogofa
Pusteblume
Hartmut Schustereit
Die Falsatria
Tine Stupp
Frieden
Steffen Teichmann
Krieg und Frieden
Deutschänder*Innenwahn (Deutscher Gender*Innenwahn)
Der Akkusativ
Diggah Bro
Spaziergang im Alter
Didi Menz
Schreiben
Der Zettelfund
Dämmerung
Schnee
Schnee im April
Der Osterhase
Dein Weg
Die innere Zufriedenheit
Der Kuss
Die Zeit
Bitten und Betteln
Der Einschlaf
Des isch doch koi Dag ned 1
Des isch doch koi Dag ned 2
Sommerkalypse 4
Das Gras muss weg!
Der Nasenschnupf
Die Nasslingnacht
Roland Watzke
Späte Erkenntnis
Der letzte Tag
Verlorene Zeit
Talente
Let’s talk about Sex
Unvergessliche Nacht
Das erste Mal
Versäumnis
Die Nymphomanin
Zu schüchtern
Wolfgang A. Windecker
Einzigartig
Dietmar
Inna Zagrajewski
Die echte Liebe
Autorenspiegel
Vorwort des Herausgebers
Liebe Leserinnen und Leser!
Wieder ist es so weit, und die diesjährige Anthologie „Wenn Worte blühen", Band VII, liegt vor Ihnen. Bei manch einem LeserInnenherz ist die Anspannung und Erwartung groß, den eigenen Text gedruckt zu sehen und in Händen zu halten, um dann aber auch in die Vielfalt der anderen Texte einzutauchen und auf Entdeckungsreise zu gehen. Wer hier dagegen noch keine Zeile sein Eigen nennt, mag durchaus Anregungen finden, um sich selbst im Schreiben zu versuchen und zu verwirklichen.
Unsere Welt ist gerade voll Unruhe, und da fällt es schwer, Umsicht und Ruhe zu bewahren. Ist es während der Pandemie eher gedämpft und leise zugegangen und war es manchmal gar unheimlich still, so ist es heute blutend laut, und die Viren heißen Krieg und Gewalt, Rassismus, Fanatismus und Inflation. Da erscheint einem das eigene gesunde und friedvolle Leben auf einmal besonders wertvoll. Im Innehalten und Nachdenken darüber ist eine reichhaltige und bunte Blumensaat in der vorliegenden Textsammlung aufgegangen, und der Farbreichtum und die Blütenpracht der lyrischen Wortblumen kann auf einer spannenden Lesereise erkundet und erfahren werden.
Liebe Leserinnen und Leser!
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieses Buches und wünsche Ihnen ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2024.
Ihr Steffen Teichmann
Tübingen im Januar 2024
WINFRIED AURICH
Der sterbende Soldat
Ich liege hier am Straßenrand,
der Panzer vor mir ausgebrannt.
Entsetzt und voller Schmerz und Qual,
seh’ ich die Welt zum letzten Mal.
Die Augen werden langsam blind,
noch seh’ ich Schwalben hoch im Wind.
Die Gräser wogen um mich her,
lebendig wie ein grünes Meer.
Der Wind streicht tröstend übers Land,
ich fühle Mutters warme Hand,
auch ihren tränenschweren Blick,
sie dachte doch, ich käm’ zurück.
Dann rast die Kinderzeit vorbei,
ich höre Mutters Schmerzensschrei.
Sowie das Leben in mir flieht,
erklingt ihr mütterliches Lied.
Im Sterben fühl’ ich Mutters Arm,
sie wiegt mich ein und hält mich warm.
Ich spüre keine Schmerzen mehr,
nur ihre Liebe um mich her.
Dann kommt von fern ein helles Licht,
als mahnend eine Stimme spricht:
„Ihr Opfer, die nach all den Kriegen
geschändet auf dem Schlachtfeld liegen,
von ihrem Vaterland belogen
und um die Jugendzeit betrogen:
Ihr liegt nun hier, habt Dreck im Munde,
wer hört schon eu’re letzte Kunde.
Aus Machtgier hat man euer Leben
zum feigen Abschuss freigegeben.
Die Tränen werden nie versiegen,
wenn Mörderherzen schwerer wiegen."
Sehnsucht
So wie die Federwolke
im Himmelblau entschwindet,
wie ahnungsvolles Sehnen
zur ersten Liebe findet,
so still zieht deine Liebe in mir ein.
Ich kann mit dir in Liebe schweigen
und, frei von mir, in deine Höhen steigen,
unwichtig bleibt das Irdische zurück.
Doch leider, muss nach schwerelosem Schweben,
die Seele noch in meinem Körper leben,
der Weg zu dir, zur Ewigkeit ist weit.
CHRISTIAN BARSCH
HEXE KRET
96. BEDENKLICHES FAKTUM
Wenn erwachsene Parteien
sich entzweien und bespeien,
ists, als ob zwei Alte,
denen nach viel Sünde
doch Vernunftgewalte
mittlerweil anstünde,
sich ereifern und begeifern
(peinlich schon bei etwas Reifern).
Max erklärt sein Mißbehagen
rabenklug zu Viel-Nachrichten
(Übel-Übersichten)
– bei Geschwätz mit Pathos
(Seelenruh-Vernichten)
ist er niemals ratlos –,
kann zu argen Zwistgeschichten
sich sein „Quatschkopf" nicht versagen.
Häßlich böser Zank
(Hexgehüpf, geschleich)
läuft gehäuft und reich
luntenfeuergleich
alle Welt entlang.
Seit Urzeiten
hört man streiten.
sehr zu scheelen
Hexvolks Lust.
–
Warnung
In des Klügelmannes Richtung,
hinter ihm brütet Vernichtung:
Friedliche, blast aus fatale
Hexnachtglutrauchgiftfanale!
–
Grußadresse
Unsere Verbundenheit
gilt besonders dem zur Zeit
in Südwestland tagenden,
Friedenssiegel tragenden,
richtungsweisenden Kongreß:
einem Fachwissenaustausch
aller Glöckner; einem Plausch
Turm zu Turm. Länder sind da,
die man grünentischs nie sah;
Freunde wägen Freundliches.
–
Meinungen dazu
Theophil ehrt Glockentöne
stets durch Andacht, lauschend preist er
deren Schöpfung und Verbreitung;
obiges dankt er der Zeitung
und lobt sehr die Tat der Meister
dunkel-ernster Bronzesöhne.
Zauberer Simsalabim
aber ruft: „Ach,das ist …" – im
Prophezeien wärst du schwach,
Wunschtraumpublikum, denn: „Ach",
ruft der Magus frohgemut,
„das ist gut. Ist wirklich gut!"
Stückleinschluß. Der Ruf wächst draus:
Schlösse dies doch jenes aus.
97.
Kret und Sim und Konjunktiv
halten „Frei-Tag-Konferenz",
eine Flasche, die lang schlief,
leerend. Herbst spielt lächelnd Lenz
und durch „Weinlaube"-Bildscheiben
darf noch einmal Sonnenton,
in den Farben intensiv
schimmernd, Mattigkeit vertreiben,
ein goldner Gast.
Abend wirds schon.
Man endet. Faßt
Resolution:
Da die flüchtige Viel-Welt
(unter Qualmbaums giftigem Zelt)
sehr viel von sich selber hält
und Vernunft beiseite stellt
(nach Entmachtung),
strafen wir Fortlaufgelache,
Ewigaufwärtsstimmungsmache,
auch Gewohnheit (rohes Rache-
üben ist nicht unsre Sache)
mit Verachtung.
Schließlich schwingt jeder
die Abschlußfeder:
c) Sternenschöne Silbertaube
steigt aus grauem Erdenstaube:
unzerstörbar stiller Glaube,
daß
gut Geschautes und Gedachtes,
gut Gebautes und Vollbrachtes
Durst und Unbill überdauern;
was
uns des Lebens arge Gnade
schenk, sei Tat in nötigem Grade,
etwas Kunst, Sonne, Baumpfade –
sagt, wo aber bliebe
all dies ohne Liebe?
(Kret)
(Noch Botschaft an die Hexzentrale:
Schutt schlüge eines Untergangs
auch euch trotz eures Zauberrangs,
drum löst drohende Sturzspirale.)
Und Lenzherbstgoldlichtfinger trifft
das Dokument zwecks Unterschrift.