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Dryade: Eismagier (Schattenwelten 2)
Dryade: Eismagier (Schattenwelten 2)
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eBook252 Seiten3 Stunden

Dryade: Eismagier (Schattenwelten 2)

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Über dieses E-Book

Und es geht spannend weiter: Teil 2 der Schattenwelt-Serie!

Seit er sich erinnern kann, ist Nico anders als alle anderen, aber nie hätte er gedacht, dass da tatsächlich etwas Außergewöhnliches an ihm wäre. Als er kurz vor seinem siebzehnten Geburtstag von seinem Vater in eine Welt voller Mythen, Geheimnissen und Gefahren eingeweiht wird, kann er es kaum glauben. Doch schon kurz darauf geschieht ein schreckliches Unglück und alles, was Nico herausgefunden hatte ist wieder vergessen. Ohne Erinnerung muss er sich nun den Gefahren und Fallen dieser ihm völlig fremden Welt stellen und das Glück scheint nicht auf seiner Seite zu sein…

Die Serie hängt zwar zusammen, kann aber auch durcheinander gelesen werden, es ist also egal, mit welchem Teil man beginnt. Es müssen auch nicht zwingend alle Teile gelesen werden.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum8. Juni 2015
ISBN9783738029772
Dryade: Eismagier (Schattenwelten 2)

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    Buchvorschau

    Dryade - Aline S. Sieber

    Zum Buch:

    Nico war schon immer irgendwie anders als alle anderen. Allein schon sein Aussehen hob ihn immer von der Masse ab.

    Dass da tatsächlich etwas ist, erfährt er kurz vor seinem siebzehnten Geburtstag. Ein schreckliches Unglück geschieht kurz nachdem sein Vater ihn in eine Welt voller Gefahren, Mythen und Geheimnisse eingeführt hat – und dann erwacht Nico, ohne sich auch nur an eines dieser Dinge zu erinnern und stolpert geradewegs in eine Falle…

    Vorwort

    Hat irgendjemand je behauptet, Bücher schreiben wäre einfach? Ich hoffe nicht, denn dann müsste ich das jetzt widerlegen. Bücher schreiben ist wie Atmen, aber einfach? Nicht wirklich.

    Ist ein Manuskript einmal fertig, gibt es diese Überarbeitungsphase, an deren Ende man entweder wirklich an sich zweifelt und sich fragt, was in Gottes Namen man da zusammengeschrieben hat, oder eigentlich ganz zufrieden ist.

    Im vorliegenden Fall hoffe ich, gute Arbeit geleistet zu haben, aber das Urteil bleibt natürlich Ihnen als Leser überlassen.

    Mein Dank gebührt diesmal meiner Familie, ebenso meinen Freunden, die einfach immer für mich da sind. Ihr seid die Besten.

    Das vorliegende Werk ist reine Fiktion und erhebt keinen Anspruch auf Wirklichkeitsnähe. Jegliche Ähnlichkeiten, seien sie nun zufällig oder beabsichtigt, haben keine explizite Bedeutung außer der werkrelevanten.

    Glossar der Eigennamen und Begriffe:

    Dryaden: Teilhumanoide Spezies, die mit dem ihr zugeordneten Gegenständen oder Elementen eng verknüpft sind. Bekannt sind Baumdryaden, die mit Bäumen eine symbiotische Verbindung eingehen und Eisdryaden, die aufgrund ihrer Natur kein Sonnenlicht vertragen und an den Polen leben, wo es ein halbes Jahr lang dunkel ist. Ohne die Verbindung zu ihrem Element vergehen Dryaden. Alle Unterarten der Dryaden sind nachtaktiv. Eng verwandt sind die Dryaden mit den Najaden, die ohne Wasser nicht leben können, sowie den Feuergeistern, die in den Flammen leben, in die sie herbeigerufen werden. Dryaden sind ein abgeschottet lebendes Volk, da sie über keine nennenswerten Waffen verfügen und leichte Beute für andere Mythenweltgeschöpfe darstellen. Ihre Dörfer werden von den jeweiligen Dorfältesten regiert.

    Eismagier: Aus den Eisdryaden entstandene Spezies, die genau wie diese, kein Sonnenlicht erträgt. Eismagier haben äußerlich dieselben spezifischen Merkmale wie Eisdryaden, was es schwer macht, beide Arten voneinander zu unterscheiden. Eine weitere Gemeinsamkeit ist der Beginn der Wandlung mit dem des achtzehnten Lebensjahres und ihr Ende mit einundzwanzig.

    Eismagier beherrschen ihr Element meisterlich und sind unter anderem fähig, Eis aus dem Nichts heraus entstehen zu lassen oder Gegenstände einzufrieren. Diese noch sehr junge Spezies wird in der Mythenwelt mit Misstrauen betrachtet und oft gejagt, weswegen noch niemand weiß, wie mächtig sie wirklich ist. Die Schaffung eines Rates würde der Spezies selbst erst Legitimität verleihen. Vermutlich sind die Eismagier die mächtigsten Wesen der Mythenwelt.

    Humanoide Erscheinungsform, allerdings auffallend blasse Haut. Ohne Tarnzauber sind die tiefschwarzen Pupillen eines Eismagiers extrem groß, die Regenbogenhaut nur ein schmaler Streifen am Rand.

    Gestaltwandler: Aus der Mischung mehrerer Schattenwandlerspezies hervorgegangene Wandlerart. Die Angehörigen dieser Spezies sind generell in der Lage, außer ihrem humanoiden Erscheinungsbild noch ein oder zwei andere anzunehmen.

    Gnom: Eine Art, die leicht mit den Zwergen verwechselt wird, zumal sie ebenfalls in Clans leben, das aber als schwere Beleidung ansieht. Gnome sind in der Regel freundliche Wesen und auch noch ein wenig kleiner als Zwerge. Sie zeichnen sich durch ihre besonders verhutzelten Gesichtszüge und eine knollenartige Nase aus. Gnome sind Naturwesen und in der Mythenwelt am engsten mit den Baumdryaden verwandt, die die symbiotische Beziehung zur Natur vervollkommnet haben.

    Heiler: Wesen aller Spezies, die aufgrund veränderter Hirnkapazität (ggf. durch ihre Wandlung) die Gabe des Heilens erlangt haben. Durch Eisen geschlagene Verletzungen können nicht von Heilern geheilt werden.

    Hexe: Eine Spezies, die sich auf Zauberei aller Art versteht. Talente wie Weissagung, Zauber und Flüche sowie Bannzauber sind nur selten in ein und derselben Person ausgeprägt und stets von Hexe zu Hexe verschieden. Männliche Hexen sind selten und werden gemeinhin als Hexer oder Hexenmeister bezeichnet. Die Anziehungskraft des Bösen wirkt in besonderen Gegenden sehr stark auf diese Rasse, sodass die Blutmagie entstanden ist, die es den Zauberkundigen erlaubt, ihre Gegner oder Zielpersonen mithilfe von Blut zu bannen. Blutmagie ist eine sehr schwarze Form der Magie, dem Bösen entsprungen, und in der Mythenwelt geächtet.

    Die Hexen werden von einem Ältestenrat beherrscht und liegen in Erbfeindschaft mit den Drachen.

    Jäger (Gilde): Üben eine Schutzfunktion in der Mythenwelt aus und sorgen für die Bestrafung von Gesetzesbrüchen. Ein Jäger entsteht aus einem Menschen heraus, wenn dieser zunächst gewaltsam angegriffen und dann von einem Vampir getötet wird. Jäger altern nur bis zum Erreichen des zweiundzwanzigsten Lebensjahres, höchstens aber drei Jahre nach ihrer Wandlung. Neben der Gesetzhüterfunktion nimmt die Gilde der Jäger, die in Fraktionen in den verschiedenen Erdteilen und Untergruppen unterteilt ist, auch eine Vermittlerposition ein.

    Magier: Männliches Gegenstück zur Hexe, eine Spezies, die sich aus den Hexen entwickelt hat. Nicht mit den Hexenmeistern zu verwechseln. Dem Glauben der Hexen nach sind Magier aufgrund ihrer nachträglichen Entstehung nicht Teil der Schöpfung und dadurch widernatürlich. Beide Fraktionen sind in der Regel verfeindet.

    Menschliche Jäger: Ein Bund von Menschen, der Mythenweltwesen jagt. Sie sind der Überzeugung, mit jedem toten Mythenweltgeschöpf das Böse besiegt zu haben.

    Schattenwandler: Alle Wesen, die weder der Mensch-, noch Tierwelt angehören. Vertragen nur selten Tageslicht. Eisen ist schädlich für alle Arten von Schattenwandlern. Folgend auch: Mythenweltwesen/Geschöpfe

    Schwarzmagier, auch Blutmagier, sind Schattenwandler, die sich von der ursprünglichen Form der Magie angewandt haben und Blutmagie betreiben oder solche, die mit Flüchen und dem Tod zu tun hat. Schwarzmagier werden von der Gilde der Jäger aufs Schärfste verfolgt.

    Vampir: Gewandelter Mensch, durch einen Blutaustausch mit einem anderen Vampir zum Angehörigen derselben Rasse geworden. Ernährt sich im Regelfall von Menschenblut. nimmt ein Vampir zu lange keine Nahrung zu sich, verfällt er zunächst in eine Art Leichenstarre und stirbt schließlich.

    Werwolf, auch Warg, Lykantroph oder Lykae. Ein Mischwesen aus Mensch und Wolf, das den Gestaltwandlern zuzuordnen ist, aufgrund seiner Häufigkeit aber einen besonderen Platz unter ihnen einnimmt. Werwölfe sind durch ihre vertieften animalischen Instinkte stark an ihre Umgebung gebunden und leben wie ihre tierischen Gegenstücke in Rudeln. Diese Rudel beanspruchen ein besonderes Gebiet für sich, ziehen aber in größeren Zeitabständen weiter, um keine Aufmerksamkeit unter den Menschen zu erregen, da sie zu den Unsterblichen gehören. Werwölfe sind extrem anfällig gegenüber Eisen. Im Gegensatz zu vielen anderen Spezies vertragen sie jedoch Sonnenlicht.

    Personen

    Aaron Dryade, Dorfoberhaupt

    Caleb Sierewski Dryade, Eismagier

    Mattheus Sierewski Dryade

    Nicolai Sierewski sein Bruder

    Nadja Sierewski ihre Mutter

    Olga Sierewski Dryadenmädchen

    Wera Sierewski ihre Zwillingsschwester

    Konstantin ihr Bruder

    Henry Vampir, Heiler

    Elaine Vampirin, Clan der Schlange

    Monsieur Vampir, Oberhaupt des Clans der Schlange

    Symone Vampirin, Clan der Schlange

    Christian Hill Werwolf

    Linan Hexe

    Lisbeth Mensch

    Michael Mensch

    New Orleans, Vereinigte Staaten von Amerika, 2011

    Wenn ich meine Familie retten will, muss ich meinen Sohn opfern.

    Caleb setzte sich auf die Couch. Er beobachtete, wie seine Kinder miteinander spielten. Eine der Zwillinge, Olga, zerrte ihren großen Bruder an der Hose herbei. Ihre Schwester erkannte das Vorhaben und löste sich von ihrem Puppenhaus, um Nicolai ebenfalls zum Mitspielen zu bewegen. Ihre Mutter kam angesichts des Lärms aus der Küche, lächelte aber nur, als sie stehen blieb.

    „Komm schon, Nico. Tu deinen Schwestern einen Gefallen."

    Seufzend ergab sich der Junge und warf gespielt resigniert die Hände hoch.

    „Na, dieser Übermacht muss ich mich wohl geschlagen geben."

    Seine Schwestern kicherten und ließen ihn los. Er ergriff die Chance, ging in die Knie und packte jede von ihnen um die Hüfte, um sie hochzuheben.

    Als sie wieder zur Ruhe kamen, setzten sich alle drei vor das Puppenhaus und Wera nahm ihre vorherige Tätigkeit wieder auf. Olga drückte Nico eine Puppe in die Hand, damit er mitspielen konnte.

    Angesichts des fröhlichen Geschnatters wurde Caleb das Herz schwer.

    Er würde seinen Sohn nicht töten können. Auch nicht, um seine Familie zu schützen. Es gab lediglich eine andere Möglichkeit… Cal sah hinunter auf seine Hände. Wenn er den Jungen fortschickte, würde es Mord sein, das wusste er.

    Obwohl Nicolai erst das zweite von fünf Geschwistern war, war er der einzige, der jetzt schon Macht ausstrahlte. Calebs ältester Sohn, Mattheus, wies keinerlei ähnliche Anlagen auf, genau wie sein jüngster, Konstantin. Nico dagegen war im Begriff, eine Gefahr für sie zu werden, obwohl er es noch nicht einmal ahnte. Die Barrieren, die Cal zum Schutz seiner Familie errichtet hatte, würden mit dem Beginn oder spätestens im Verlauf von Nicos Wandlung löchrig werden und schließlich verschwinden, bis sie ungeschützt wären, angreifbar für jedermann. Vor allem für die Vampir-Mafia, die hier in der Stadt agierte. Er musste sich abwenden. Nadja beobachtet ihn still von der Tür aus, sie hatte sehr wohl gemerkt, was in ihm vorging, aber sie hielt ihn nicht auf, als er das Zimmer verließ. Seine Frau wusste nicht, worum er sich Gedanken machte. Sie nahm vermutlich an, dass er sich wegen der Initiationsriten sorgte, die sein Sohn empfangen würde müssen. Das war bei Matt so gewesen, da er sich gesorgt hatte, das Potenzial seines Ältesten könne erst nach den Riten zum Vorschein kommen.

    Es war ausgeblieben. Nico war anders. Er sandte schon jetzt Schwingungen aus, die die Schutzschilde durchbrachen und weitere Geschöpfe der Schattenwelt anlockten. In den letzten Wochen hatte sich schon allerlei zwielichtiges Gesindel in der Nähe ihres Hauses umher getrieben, aber die Schutzzauber hatten sie fern gehalten. Nadja wusste zwar, dass ihr Mann ein Eismagier war und nur noch zum Teil Dryade, doch sie hatte keine Ahnung, wie mächtig er war. Es war inzwischen schon so weit, dass er sich wieder im Sonnenlicht aufhalten konnte, ohne zu verbrennen.

    Die meisten ihrer beider Kinder, die noch vor dem Beginn der Wandlung standen, hatten keine Ahnung, was sie wirklich waren. All die Jahre, die sie älter als ihre menschlichen Freunde werden würden. Die Unterschiede zwischen ihrem Aussehen und dem der Menschen. Zum Glück trat das auffälligste Merkmal eines jeden Dryaden erst nach der Wandlung auf: riesige, schwarze Pupillen mit einer schmalen blauen Umrandung. Damit konnten sie nicht länger offen unter Menschen leben, ohne erkannt zu werden. Dieser augenscheinliche Unterschied war der Grund dafür, dass Cal sowohl sich selbst als auch seine Frau und seinen schon erwachsenen Sohn mit Tarnzaubern schützte.

    Würden sie unter Dryaden oder gar unter seinesgleichen leben, wäre all das kein Problem, nicht einmal Nicolais Wandlung – nun ja, bei den Eisdryaden wäre sie das wohl doch – aber er müsste nicht überlegen, seinen Sohn zu opfern, um den Rest der Familie zu schützen. Caleb war verstoßen wurden, sobald das Ausmaß seiner Macht sichtbar geworden war. Sein Volk hatte Angst vor ihm.

    Nadja hingegen hatte ihn begleitet.

    Seitdem wohnten sie ihn New Orleans. Wenn bekannt wurde, dass er seine Gaben weitervererbt hatte, würden seine Kinder nicht länger sicher sein.

    Er erhob sich.

    „Nico, kommst du mal kurz?"

    Der Junge sah fragend zu ihm auf, erhob sich dann und nickte.

    „Was gibt´s?"

    Der offene Ausdruck im Gesicht seines Sohnes ließ Cal zögern. Er hoffte, das war ihm nicht anzumerken, als er seinem Sohn winkte, ihm zu folgen. Er ging in dessen Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Nico flezte sich aufs Bett.

    „Was ist denn jetzt so wichtig, Dad?"

    „Du weißt, dass du in wenigen Tagen siebzehn wirst?"

    „Natürlich. Ich arbeite doch schon ein ganzes Jahr drauf hin. Was denkst du denn?"

    Schalk blitzte seinen Augen. Cal beschloss, dem Jungen sein Handeln erst zu begründen, damit er Nicolai zu nichts zwingen musste.

    „Sieh mir in die Augen."

    Cal ließ den Zauber fallen, der seine Augen menschlich erscheinen ließ. Er wusste, was Nico nun sehen würde: schwarze Iriden, die fast den gesamten sichtbaren Raum einnahmen, umrandet von einem dünnen hellblauen Band. Das Weiß der Augäpfel war bei Dryaden nur an den Seiten leicht ausgeprägt. Die Reaktion seines Sohnes ließ nicht lange auf sich warten. Nico wurde ernst. Dass er nicht erschauderte, gereichte ihm durchaus zum Vorteil.

    „Was willst du mir damit beweisen?"

    „Ab deinem siebzehnten Geburtstag wirst du nicht mehr menschlich sein, Nico." Beziehungsweise war er es auch nie gewesen, schließlich schlummerte das Potential eines Dryaden schon sein ganzes Leben lang unter seiner Haut. Die Unterschiede zwischen Nicolais und Mattheus´ Wandlung wiesen allerdings darauf hin, dass sein jüngerer Sohn kein Eisdryade sein würde, sondern wie er selbst ein Eismagier. Und das war das Problem. Wenn er das dem Jungen jetzt allerdings alles auf einmal sagte, wäre es zu viel. Schon allein das, was ihnen jetzt noch bevorstand, war hart.

    Nicolai keuchte auf.

    „Du machst mir Angst, Dad. Was sollte ich sein, wenn ich nicht länger menschlich wäre?"

    „Die Sierewski sind Dryaden, mein Sohn. Mythenweltgeschöpfe. Dein Element wird das Eis sein. Deswegen leben Wesen unserer Art für gewöhnlich in den polaren Regionen. Du wirst ohne einen Schutzzauber nicht einmal mehr das Haus verlassen können, wenn du nicht bei lebendigem Leibe verbrennen willst. Und zudem habe ich starken Verdacht zu der Annahme, dass du meine Anlagen bezüglich der Eismagie geerbt hast. Wenn ich mich nicht täusche, wirst du ein stärkerer Eismagier werden als ich es je war und sein werde. Deine Kraft ist noch ungezügelt und wenn du mir nicht erlaubst, sie zu hemmen, werden uns andere Mythenweltgeschöpfe bis zu deinem Geburtstag aufspüren und töten."

    Nico starrte seinen Vater an. Dann schüttelte er langsam den Kopf.

    „Das ist verrückt. So etwas gibt es nicht, Dad."

    Caleb ließ statt einer Antwort eine Stichflamme blauen Eisfeuers auf seiner Handfläche erscheinen. Sein Sohn beobachtete es mit gleichen Anteilen von Schrecken und Faszination.

    „Fass hinein. Es wird dich nicht verbrennen."

    Der Junge streckte die Hand aus. Er fuhr mit der Handfläche über das Feuer. Es war, wie sein Vater gesagt hatte. Die eisigen Flammen liebkosten seine blasse Haut und erfüllten ihn mit wohltuender Kälte. Er zog sie wieder zurück.

    „Was muss ich tun, um unsere Familie zu schützen?"

    Cal nickte. Er bemühte sich, seine Erleichterung nicht zu deutlich zu zeigen. Das hier würde schwer werden, das wusste er. Der Zauber war so kompliziert, dass sie beide sterben konnten, falls das hier schief ging.

    „Leg dich hin. Ich werde dich mit einem Zauber belegen, der deine Entwicklung in die magische Richtung zumindest solange hemmt, bis du deine Kraft kontrollieren kannst, erklärte er, während Nico der Anweisung nachkam. „Es könnte ein wenig unangenehm werden.

    Ein eisiger Wind fegte durch das Zimmer, obwohl beide Fenster geschlossen waren. Cal zog die Augenbrauen zusammen und beschleunigte seine Bewegungen. Dabei drehte er sich ein Stück weit von seinem Sohn weg, um die Macht nicht versehentlich an Nicolai zu verlieren. Wenn der Junge jetzt schon seine Umgebung beeinflussen konnte, stand er schon sehr knapp an der Schwelle zur Wandlung.

    „Beruhige dich, Nico. Ich habe nicht gesagt, dass es wehtun wird."

    Sein Sohn atmete leise aus und versuchte, sich zu entspannen.

    „Vater..Da ist jemand hinter dir."

    Das leise Stöhnen des Jungen ließ Caleb herumfahren.

    „Jäger."

    Die schwarzgewandete Gestalt wandte sich ihm zu, sah ihm ins Gesicht. Ein Messer, von ihrer Hand geführt, lag an der Kehle des Jungen.

    „Caleb Sierewski. Endlich habe ich dich, Zauberer."

    „Lass meinen Sohn los. Ich muss diesen Zauber ausführen, sonst ist meine Familie bald vogelfrei."

    Im Gesicht des Jägers war keine Gefühlsregung zu erkennen. Cal spannte sich innerlich an. Er würde den Jäger töten, sobald sich die Gelegenheit bot. Und dann würde seine Familie erneut fliehen müssen. Aber das war es, was er schon sein ganzes Leben lang in Kauf genommen hatte. Er hoffte nur, es nicht vor den Augen seines Sohnes tun zu müssen…

    „Ich warte so lang."

    Das Messer bewegte sich keinen Millimeter, als Cal näher kam, um Nico die Hand auf den Oberkörper zu legen.

    „Wenn du ihm Angst machst, wird daraus nichts."

    Der Jäger trat einen Schritt zurück und an Cals Seite.

    „Keine Tricks. Oder du hast die längste Zeit eine Familie gehabt."

    Cal biss die Zähne zusammen. „Sieh mich an, Nico."

    Sein Sohn kam dem Befehl nach. Der Eismagier begann mit der Litanei, sobald ihre Blicke sich trafen.

    Abwartend stand der Jäger neben ihm. Nicos Augen schlossen sich, obwohl Cal fühlte, wie sein Sohn dagegen ankämpfte. Dann fiel sein Kopf leicht zur Seite. Als Cal einen Schritt zurück trat, spürte er, wie sich ein stumpfer Gegenstand zwischen seine Rippen bohrte. „Warum müsst ihr mich unbedingt töten?"

    Der Jäger schnaubte. „Du bist zu einer unberechenbaren Gefahr für das Allgemeinwohl geworden."

    „Das Allgemeinwohl. Und was ist, denkst du, ein Atomkraftwerk?"

    „Die können wir nicht aus dem Weg räumen."

    Ein hauchdünnes Messer fraß sich einen Weg durch sein Fleisch bis hin zum Herzen des Eismagiers. Cal ging zu Boden, während der Jäger ihn im Würgegriff hielt. Nicolai kam wieder zu sich und schrie auf, als er sah, in welcher Gefahr sein Vater schwebte.

    „Dad!"

    Er stürzte sich auf den Jäger. Der ließ den Sterbenden los und schlug den Jungen nieder. Nach einem Blick auf den Magier vergewisserte er sich, dass dieser nun auch wirklich sterben würde, bevor er dessen bewusstlosen Sohn eine Flüssigkeit einflößte.

    Er murmelte: „Du wirst dich nicht hieran erinnern."

    Der Junge schlug die Augen auf und bäumte sich unter dem Griff des Jägers auf. „Nein!"

    Der Knauf des Messers schlug gegen seine Schläfe. Es wurde schwarz um ihn herum.

    Nico erwachte mit Kopfschmerzen. Seltsamerweise konnte er sich nicht daran erinnern, in sein Zimmer gegangen zu sein. Er stand auf und stieß mit dem Fuß gegen etwas Weiches am Boden. Er vermutete ein T-Shirt, das wegzuräumen er vergessen hatte und wollte es beiseiteschieben, bevor er sich mit einem Blick noch einmal dessen vergewisserte. Er sah zu Boden und blickte in das schmerzverzerrte Gesicht seines Vaters.

    „Dad!"

    Er kniete sich neben dem Verletzten nieder.

    „Was ist passiert?"

    Cal resignierte. Er sah seinem Sohn an, dass der Trank des Jägers gewirkt hatte. Es war zu spät, um Nico noch einmal in die Geheimnisse seiner Familie einzuweihen.

    „Sag deiner Mutter, sie soll die Kleinen in Sicherheit bringen. Und hol mir einen Krankenwagen, Junge." Nicos Augen füllten sich mit Tränen, doch er stand auf und gehorchte. Cal hörte, wie er in die Küche lief und Nadja benachrichtigte. Sie schrie auf, und schon rannten auch ihre flinken Füße über den Holzfußboden – in seine Richtung. Nico sprach aufgeregt in sein Telefon.

    Cal schloss die Augen.

    Nico wünschte fast,

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