Parker legt die "Römer" rein: Butler Parker 255 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Josuah Parker verzog keine Miene. Die Türglocke hatte sich gemeldet, und der Butler begab sich gemessen und würdevoll in den verglasten Vorflur, um die Überwachungsanlage einzuschalten. Seinen Augen bot sich ein erstaunlicher Anblick. »Nun, Mister Parker, wer wagt es, mich zu stören?« wollte Agatha Simpson mit ihrem baritonal gefärbten Organ wissen. »Es handelt sich um einige Herren, die – mit Verlaub – der römischen Epoche zuzurechnen sind, Mylady«, informierte der Butler sie. »Ich verstehe kein Wort.« Lady Agatha setzte sich energisch in Bewegung und begutachtete das scharf gestochene Bild auf dem Monitor. »Sehr interessant«, fand sie. »Fragen Sie die Leute nach dem Grund ihres Besuchs. Wohl ein raffinierter Werbegag?« »Möglicherweise, Mylady.« Josuah Parker betätigte eine Taste und aktivierte die Sprechanlage. »Man wünscht einen ausgesprochen schönen und erfolgreichen Morgen«, grüßte er. »Darf man sich nach Ihrem Namen und Begehr erkundigen?« »Vor deiner Tür stehen Abgesandte des Imperators, Unwürdiger«, lautete die verwirrende Antwort, »öffne, Untertan!«
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Parker legt die "Römer" rein - Günter Dönges
Butler Parker
– 255 –
Parker legt die Römer
rein
Günter Dönges
Josuah Parker verzog keine Miene. Die Türglocke hatte sich gemeldet, und der Butler begab sich gemessen und würdevoll in den verglasten Vorflur, um die Überwachungsanlage einzuschalten.
Seinen Augen bot sich ein erstaunlicher Anblick.
»Nun, Mister Parker, wer wagt es, mich zu stören?« wollte Agatha Simpson mit ihrem baritonal gefärbten Organ wissen. »Es handelt sich um einige Herren, die – mit Verlaub – der römischen Epoche zuzurechnen sind, Mylady«, informierte der Butler sie.
»Ich verstehe kein Wort.« Lady Agatha setzte sich energisch in Bewegung und begutachtete das scharf gestochene Bild auf dem Monitor. »Sehr interessant«, fand sie. »Fragen Sie die Leute nach dem Grund ihres Besuchs. Wohl ein raffinierter Werbegag?«
»Möglicherweise, Mylady.« Josuah Parker betätigte eine Taste und aktivierte die Sprechanlage. »Man wünscht einen ausgesprochen schönen und erfolgreichen Morgen«, grüßte er. »Darf man sich nach Ihrem Namen und Begehr erkundigen?«
»Vor deiner Tür stehen Abgesandte des Imperators, Unwürdiger«, lautete die verwirrende Antwort, »öffne, Untertan!«
Der Mann brachte eine große Pergamentrolle zum Vorschein, die er langsam entrollte. An ihrem unteren Ende hing ein großes, rotes Siegel, das sehr beeindruckend wirkte.
»Ich bin hier im Haus der Bürgerin Agatha Simpson, seit Geburt ansässig in Londinium?« vergewisserte er sich mit scharfer Stimme.
»Dem ist in der Tat so, Sir«, bestätigte Josuah Parker.
»Londinium?« wunderte sich die ältere Dame. »Was ist das denn für ein seltsamer Name, Mister Parker?«
»Es handelt sich hierbei um den römischen Namen für London, Mylady«, klärte der Butler sie höflich auf. »Wie Mylady sicher wissen, stand London unter der Herrschaft der Römer, wenngleich dies auch schon sehr lange her ist.«
»Wollen Sie damit sagen, daß das Empire mal besetzt war?«
»Mehr oder weniger, Mylady«, erwiderte Parker rücksichtsvoll. »Aber wie meine bescheidene Wenigkeit schon gesagt hat, das liegt sehr lange zurück.«
»Seid ihr bald fertig mit dem Geschwafel?« Der Mann in der weißen Toga mit dem goldgewebten Rand sah unwillig drein. Dann senkte er den Blick erneut auf die Pergamentrolle und schnalzte mißbilligend mit der Zunge. »Du bist eine sehr säumige Zahlerin, Bürgerin Simpson«, monierte er. »Der Imperator ist nicht zufrieden mit dir.«
»Wer ist eigentlich dieser Impersonstwas, von dem der Mann dauernd spricht?« begehrte die ältere Dame zu wissen.
»Man spricht vermutlich vom römischen Kaiser, der sich zu Zeiten der Besetzung der Insel Imperator nannte«, lautete Parkers fachkundige Antwort.
»Ich spreche vom Liebling der Götter und Herrscher aller Welten«, machte der Mann in der Tunika deutlich. »Und dem großen Julius Cäsar schuldest du viele Sesterzen an Steuern, Bürgerin Simpson.«
»Sollte besagter Mister Cäsar nicht schon sehr lange tot sein, Sir?« erkundigte sich der Butler höflich.
»Der Imperator ist unsterblich«, reagierte der »Römer« sofort und schüttelte verweisend den Kopf.
»Was sind Sesterzen, Mister Parker?«
»Eine Währung, Mylady, die im alten Rom im Umlauf war«, klärte Josuah Parker sie auf und wandte sich an den Geldeintreiber. »Über derartige Mittel verfügt man heutzutage bedauerlicherweise nicht mehr, Sir.«
»Der Kaiser nimmt auch Devisen«, wurde er beschieden. »In diesem Fall fünfundzwanzigtausend Pfund. Auf diese Summe wurde die Bürgerin Simpson festgesetzt.«
»Eine nicht ganz unbedeutende Summe«, kommentierte Parker die Forderung.
»Rückständige Steuern samt Zins und Zinseszins«, bemerkte der Mann in der Toga. »Und das ist eigentlich noch viel zuwenig.«
»Das dürfte eine Frage des Standpunktes sein«, konnte sich der Butler vorstellen.
»Kommen Sie vom Fernsehen?« Lady Agatha versuchte, an dem Mann vorbeizuspähen. Sie war überzeugt, daß einer der Männer eine Kamera mit sich führte, und hielt nach dieser Ausschau.
»Fernsehen? Was ist das?« Der Anführer der »Römer« gab sich unwissend.
»Na hören Sie mal, ich habe gleich bemerkt, daß das hier ein Auftritt für eine satirische Sendung ist.« Lady Agatha lachte dröhnend und drohte dem Mann in der Toga scherzhaft mit dem Zeigefinger.
»Ich habe keine Zeit, mir solchen Unsinn anzuhören«, wurde sie unwirsch zurechtgewiesen. »Her mit den Steuern, wir müssen weiter! Der Kaiser erwartet, daß wir sein Geld zügig eintreiben.«
Die ältere Dame runzelte nachdenklich die Stirn und sah den Butler verwirrt an. »Was sage ich dazu, Mister Parker?«
»Mylady denken möglicherweise an eine neue und durchaus originelle Methode, Geld unrechtmäßig einzutreiben«, stellte er gemessen fest.
»Unrechtmäßig?« Der vermeintliche Römer drehte sich um und gab einem seiner Männer einen Wink. Der trat sofort vor, hob eine Lanze und wollte Parker an die Brust.
Dagegen hatte der Butler verständlicherweise einiges einzuwenden. Er legte seine behandschuhte Rechte um den Schaft der altertümlichen Waffe und drückte sie erstaunlich mühelos zur Seite. Dann zog er den Lanzenträger mit einem Ruck zu sich heran, lüftete dessen Helm und ließ ihn umgedreht mit der Wölbung auf den Hinterkopf zurückfallen.
Der »Soldat« verdrehte die Augen, die Lanze fiel zu Boden. Josuah Parker fing den Stürzenden auf und lagerte ihn ein wenig abseits auf dem Teppich.
Der Anführer in der Toga hatte konsterniert zugesehen.
»Du hast einen Soldaten Cäsars niedergeschlagen?« vergewisserte er sich.
»Was sich leider nicht umgehen ließ, Sir«, entschuldigte sich Parker.
»Wir werden dich mitnehmen«, entschied der »Römer«. »Möge der Präfekt über dein weiteres Schicksal entscheiden.«
»Der Präsident?« vergewisserte sich die ältere Dame ein wenig verständnislos.
»Der Präfekt, Mylady. Ein Gentleman, der in jenen Zeiten die Staatsgewalt in der jeweiligen Region verkörperte. Ist das richtig, Sir?«
»Stimmt genau. Und was ich ihm zu erzählen habe, wird ihm nicht gefallen. Das dürfte deinen Kopf kosten, Lakai.«
»Darf man sich erkühnen und Sie um Ihren Namen bitten?« Josuah Parker verzichtete darauf, näher auf den »Lakai« einzugehen.
»Ich bin der Centurio Gajus«, stellte sich der Mann in der Toga vor. »Ich habe den Auftrag, mit meiner Hundertschaft diesen Bereich der Stadt zu durchkämmen und die Steuern einzutreiben.«
»Mit Verlaub, Sir, wie eine Hundertschaft sehen Ihre Begleiter nicht aus. Es dürfte sich eher um eine Zehnerschaft handeln.«
»Wir sind im Augenblick nicht voll besetzt«, räumte der Centurio ein. »Niemand will heute mehr Soldat werden, das ist den Leuten zu mühsam und zu unbequem. Alle wollen nur Freizeit und Luxus, niemand will mehr Pflichten auf sich nehmen.«
»Ein Zug der Zeit, in der Sie sich erst zurechtfinden müssen, Sir«, tröstete ihn der Butler.
*
Die Altmetallsammlung sah beeindruckend aus. Mike Rander, der mit Kathy Porter aus seiner Kanzlei in der nahe gelegenen Curzon Street herübergekommen war, schüttelte immer wieder den Kopf. Er musterte Helme, Schilder und Lanzen und konnte es nicht glauben.
Lady Agatha hatte eine farbige Schilderung ihrer jüngsten Erlebnisse zum besten gegeben und genoß das fast andächtige Schweigen ihrer Zuhörer. Sie bückte sich, hob eine Lanze auf und prüfte die Schärfe ihrer Spitze mit dem Daumen.
Lady Agatha räusperte sich und nickte ihren Gästen zu. »Und mit so was hat