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Algarve genießen: Ein Reise-Erlebnis-Kochbuch
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eBook333 Seiten2 Stunden

Algarve genießen: Ein Reise-Erlebnis-Kochbuch

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Über dieses E-Book

Bitte nicht wundern!
Im Algarve im Süden Portugals riecht und schmeckt alles so, wie unser Genusssinn es sich vorstellt. Unverbrämt, unverfälscht, unwiderstehlich. Ein echter Kuss in den Magen. Selbst in heimischen Gefilden können die in diesem Buch zusammengestellten Rezepte aus der Algarve-Küche leicht gelingen. Unkompliziert nachkochbar, eben genauso, wie die einheimischen Hausfrauen kochen und grillen. Vor allem lecker. Denn wenn es ums Essen geht, sind Algarven sehr eigenwillig. Woran das liegt? Vielleicht am Wind. Im Sommer immer zu heiß, im Winter immer zu kalt. Oder daran, dass sie sehr fleißige Leute sind und in ihrer Pause der Sinneslust frönen möchten. Oder vielleicht daran, dass sie das Leben genießen, frei nach dem Motto: „Wer gut speist, trinkt und lacht, führt keinen Krieg“.
Stimmt. Gut essen und sich wohlfühlen kann man im Algarve tatsächlich überall. Dennoch gibt es eine ganze Menge mee(h)r entlang der Küste und im Hinterland zu erleben. Ausgesuchte Tipps von der seit über zwanzig Jahren im Algarve ansässigen Autorin Catrin Ponciano zu lokalem Kulturgeschehen, Brauchtum, Kulturerbe und der Musik vervollständigen diese neu aufgelegte Edition „Algarve genießen“ zu einem liebenswert eigenwilligen Reise-Erlebnis-Kochbuch. Lesen für alle Sinne.
Bem vindos - Herzlich willkommen!
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum30. Mai 2022
ISBN9783987620669
Algarve genießen: Ein Reise-Erlebnis-Kochbuch

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    Buchvorschau

    Algarve genießen - Catrin Ponciano

    Die Algarven - »Os algarvios«

    Das Völkchen der Algarven ist stolz auf sein Land, seine Geschichte, seine Herkunft, seine Sprache und ganz besonders auf seine Küche. »Essen kann man nur hier«, beharren sie.

    Dass Essen in der hiesigen Lebenskultur eine übergeordnete Rolle spielt, lernte ich gleich zu Beginn in meiner Wahlheimat, und dass ein »algarvio« natürlich Portugiese ist, gleich mit dazu. 

    Ein Portugiese, »sou português!«, mit Stolz erklärt - im Algarve geboren, »mas sou algarvio!«, mit Nachdruck gesagt. 

    Im Laufe der Jahre lernte ich noch eine Menge weitere Eigenheiten meiner neuen Nachbarn kennen, manche davon machte ich mir zu eigen, dazu zählt die Angewohnheit, rasch auf ein Käffchen in das Café an der Ecke zu gehen. Dort lernte ich nach und nach Umgangsportugiesisch sprechen - und verstehen - was nicht automatisch dasselbe ist, wie ich feststellte.

    „Du hast einen Hund bei mir stehen", auf Portugiesisch »tens um cão comigo«, bespricht zwar einen Hund, aber es bedeutet alles, nur keinen Hund, sondern eine unbeglichene Schuld.

    Da ich anfangs die portugiesische Sprache nicht beherrschte, erklomm Zuhören in meinem Alltag eine gänzlich neue Dimension. Denn das Nichtverstehen schloss mich aus der Gemeinschaft aus. Eine Unterhaltung stieß eilig an ihre Grenzen, was ich sagen wollte, verließ meinen Mund nicht, mein Kopf kannte die Worte hierfür nicht. Ein grauenhaftes Dilemma, das mich regelrecht dazu herausforderte, Portugiesisch so rasch als möglich zu lernen, um am sozialen Miteinander teilhaben zu können und um mich nicht mehr ausgeschlossen zu fühlen. 

    So ähnlich muss sich Fernando Pessoa bei seiner Ankunft als Kind in Südafrika gefühlt haben, verstand ich damals, und lernte genauso rasch und fleißig Portugiesisch sprechen und lesen wie der große Dichter Portugals seinerzeit Englisch. 

    Sich nicht mitteilen zu können, erschwerte Begegnungen in einem Maß, das mich schmerzte. Die Erinnerung daran betrübt mich sogar heute noch, obwohl die Wunde des sich ausgeschlossen Fühlens längst verheilt ist, ich Teil der Dorfgemeinschaft und des täglichen Lebens bin, aber vergessen werde ich diese Art des Alleinseins nie mehr. Verständigung ist ein wertvolles menschliches Gut. Sprachen sprechen ein Geschenk. Geblieben ist mir das Gehör für den Klang der Worte.  Denn neben gestenreich und mimisch untermalten Wortbildern spielen bei allen südlichen Völkergemeinschaften Klangnuancen die Hauptrolle, und nur, wer das berücksichtigt, kann das Gesagte tatsächlich und im inneren Zusammenhang entschlüsseln – übrigens in jeder (Fremd)sprache.

    »Der Ton macht die Musik«, heißt es sehr schön ausgedrückt.

    Während ich mit meinem fein gestimmten Gehör die Lebenskultur in meiner neuen Wahlheimat also häppchenweise entdeckt habe (und immer noch entdecke) und die Geschichte des Landes und seines bunt zusammengewürfelten Volkes aus diversen Religionen und Sprachen dazu, begriff ich umgekehrt unsere, meine, die germanische Kultur – und nach und nach das zeitgeschichtliche Gefüge Europas.

    Verloren in Übersetzungen fühle ich mich längst nicht mehr, sondern betrachte das Hin und Her der Sprachen und ihres Gebrauches als bereicherndes Abenteuer, linguistisch und emotional.

    Zu Hause fühlte ich mich in anderen Kulturen, seit ich denken kann, Neugier treibt mich in die Fremde und zum Gespräch mit Fremden. Zu erfahren, wie anderswo gelebt, geglaubt, geträumt, gearbeitet, gelernt – und gegessen! - wird, ist spannend. Deswegen lautet mein Fazit: Das Wichtigste in Sachen Verständigung passiert bei Tisch.

    »Wer gut isst, streitet nicht«, heißt es hierzulande. »quem esta á comer bem, não faz mal á ninguém«

    Stimmt. Alle nehmen sie Platz, nebeneinander oder gegenüber, frönen dem Genuss, fühlen sich wohl zusammen an einem Tisch. Fremdes wirkt rasch vertraut, Höflichkeit in kleinen Gesten wie die Bitte um Salz oder Brot reichen, hilft, anfängliche Sprachhürden zu überwinden, ein Gespräch über Geschmack und Geschmäcker weicht Zurückhaltung auf.

    Zusammen speisen ist der Nabel des Familienlebens der Algarven. 

    Alle kehren sie an den heimischen Tisch, bildlich gesprochen: in den Schoß der Familie - zurück.  Wochenlang, gar monatelang waren einst Bauerssöhne als Matrosen an Bord der Entdeckerkaravellen auf den Weltmeeren unterwegs. Da war das erste gemeinsame Mahl nach der Rückkehr mit der Familie erfüllt von tief empfundener Dankbarkeit über die sichere Heimkehr.

    Heute steht ein gemeinsames Mahl für die Botschaft „Herzlich willkommen". »Gast, tritt ein in unser Haus, setz dich zu uns – und erzähle.« 

    Eben! Erzählen Sie, liebe Reisende.  Oder lassen Sie sich ausfragen. Schüchtern sind Algarven keineswegs, ihre Fragen unverblümt.

    Meine Nachbarn wollten damals natürlich und am besten sofort wissen, wer die Neue im Dorf war, und luden mich alsbald zu sich zu einem Grillfest mit Sardinen ein. Das Geplänkel begann mit dem allgemeinen Lieblingsthema: Kochen und Essen – bis meine Nachbarinnen mit angewärmtem Magen mutiger wurden: Woher kommst du, wie alt bist du, wo arbeitest du, hast du Geschwister, bist du reich, hast du Kinder, - kurzum, am liebsten mochten sie alles über mich erfahren. 

    „Iss, Mädchen, trink Mädchen", »come, menina, bebe, menina.« Hiervon und davon sollte ich probieren und ein Schlückchen Wein dazu zu trinken. 

    Wein am Mittag? Das traut sich in Deutschland niemand, und ich fühlte mich um ein Uhr mittags plötzlich sehr verwegen mit samtenem Roten im Mund. 

    Als Nächstes lernte ich sagen: „Nein, ich bin nicht verheiratet" - »não, eu não sou casada«.

    Damit hatte ich die erste Fragerunde bestanden. 

    Meine Nachbarn wussten nach der mittäglichen Sardinengrillorgie, dass ich (damals) nicht verheiratet war - und ich wusste, welcher Schinken vom Schwarzen Schwein aus welcher Gegend im Alentejo der Beste ist, welchem Muschelsammler in Alvor man trauen kann und welchem nicht, wie man einen Bohneneintopf richtig kocht, und dass Koriander und Petersilie auf gar keinen Fall das Gleiche sind. 

    Prinzipiell gestehe ich, wusste ich rasch mehr über Zutaten und Essen kochen, sprach Küchenjargon auf Portugiesisch, als dass ich portugiesische Verben konjugieren konnte. 

    All diese neuen Wörter mit ihrem ureigenen Klang faszinierten mich, acht Nasallaute, die Tonleiter hinauf und hinunter. Das muss man üben. So sprach ich alle Worte nach, laut, damit ich ihren Klang verinnerlichte. Ging ich Brot kaufen, erklärte mir die Bäckerin, wie welche Brotsorte hieß. Auf dem Fischmarkt erfuhr ich die portugiesischen Namen für Fische und Muscheln, deren deutsche Bezeichnung mir nicht einmal bekannt gewesen waren. Ging ich zum Kaffeetrinken, hörte ich, was es bei meinen Nachbarinnen mittags zu essen gibt und ich lernte die portugiesische Kaffeekultur kennen, die weniger mit dem Kaffee und wie er gebrüht wird zu tun hat, als mit dem Moment Zeit, den man sich ein bis drei Mal pro Tag für ein Käffchen, den »cafézinho» nimmt, um eine Pause einzulegen, um die Arbeit für einen Moment zu unterbrechen, um Zwischenmenschliches auszutauschen, um Nachbarschaft zu pflegen, Freundschaften zu hegen oder einfach nur, um fünf Minuten lang einmal gar nichts zu tun. 

    Ich lernte das hiesige Portugiesisch sprechen, Alvorensisch, denn ich lebe in Alvor, und wenn ich nach Lissabon oder nach Porto fahre und mich dort unterhalte, dann heißt es mit sanftem Lächeln, »schau an, eine Ausländerin, die Algarvisch spricht.« Das kann man vergleichen mit einem Hannoveraner, der sagen würde, aha, eine Zugezogene, die in Bayern „Deutsch" lernt.

    Den Rat eines Kollegen: »Lerne unsere Sprache sprechen, dann lernst du uns zu verstehen«, habe ich mir damals zu Herzen genommen. Und es ist auch der erste Rat, den ich interessierten Auswanderern gebe. Mit Sprache wird Portugal deine Heimat, ohne sie bleibst du fremd. 

    Vielleicht hatte ich eine große Portion Glück, dass mich meine neuen Nachbarn auf Anhieb ins Herz geschlossen haben, vielleicht habe ich unbewusst die richtigen Signale ausgesendet, um Land und Leute nicht bloß im Vorübergehen zu streifen, sondern dass ich an ihrem Leben und ihrer Denkweise teilhaben möchte. Rückblickend traue ich mich das nicht mehr zu beurteilen. Meine Integration in die innere Struktur meines Dorfes geschah jedenfalls zügig, lustig und lecker bei besagter Zusammenkunft zum Sardinenessen in einer Autowerkstatt.

    Bis zu jenem Anlass nannten mich meine Nachbarn die Ausländerin »a estrangeira«. Nachdem ich zu gegebenem Anlass unaufgefordert einen Salat à la Catrin und eine Flasche guten Rotwein (Alentejo, DOC, Reserva - kommt immer gut an) beigesteuert und beim Sardinenfleisch-mit-den-Fingern-von-der-Gräte-ab-Fummeln einen Fischerwitz erzählt habe, war der Pakt zwischen meinen Nachbarn und mir besiegelt. Seitdem bin ich Catarina und eine von hier.

    Und wenn mich heute jemand fragt, bist du verheiratet, dann sage ich: »Bin ich. Mit einem »Algarvio«! 

    Sejam bem-vindos!

    Der Algarve - »O Algarve« – ein Steckbriefversuch

    Algarve ist einzigartig: Schlicht, schön, wild, ursprünglich, fröhlich, stürmisch, temperamentvoll, melancholisch. Von all dem ist Algarve etwas - und von all dem ein bisschen mehr als anderswo. Algarve ist ein Sonnenland. Geprägt vom Passat- und Levante-Wind, von mediterranem Klima und atlantischen Tiefdruckeinflüssen – und vom Frohsinn der Menschen.

    Algarve ist männlich. »O Algarve« auf Portugiesisch, mit männlichem Artikel. Abgeleitet vom arabischen Wort al-Gharb, was »der Westen« bedeutet. Der westlichste Ausdehnungspunkt des damals größten maurischen Reiches der Weltgeschichte. Vom Hindukusch bis zum Kap in Sagres breitete sich das einstige Groß-Kalifat der Nachkommen Mohammeds aus, und der Algarve machte den okzidentalen Schlusspunkt dieses Imperiums, mit der Burgstadt Silves als Herrschersitz. In Sagres an der Costa Vicentina war die Welt zu Ende, die damals noch »Alte Welt« nach Ptolemäischen Gesichtspunkten. Mit Aufbruch gen Südosten am Westafrikanischen Kontinentalufer dem Südpol entgegen, erschlossen portugiesische Navigatoren die Neue Welt und revolutionierten den Weltenblick gen galiläische Perspektive unserer Galaxie. Seither ist das Kap von Sagres der Anfang der Welt, die im späten Mittelalter allmählich in Erscheinung trat und den Schiffsverkehr und den Luftverkehr bis heute gültig um die Erde leitet.

    Die Küstenregion des Algarve liegt am Südwesteck der Iberischen Halbinsel, am Atlantik, und beschreibt den letzten Zipfel des europäischen Kontinents im Süden Portugals. Es ist bloß ein schmaler Landstreifen, der etwa einhundertachtzig Kilometer Küste von der süd-spanischen Grenze in Ayamonte am Rio Guadiana Fluss bei Vila Real de Santo António im Osten des Algarve, bis zum Kap des Heiligen Vinzenz in Sagres im Westen misst. Von Sagres erstreckt sich der westliche Algarve weiter und nordwärts, etwa fünfzig Kilometer entlang der zerklüfteten Steilküste »Costa Vicentina« bis nach Odeceixe und von dort ostwärts, quer durch das bergige Hinterland entlang der Provinzgrenze Algarve/Alentejo.

    Eine Gegend, die im Volksmund Zwischenland, »Alen-Garve«, genannt wird. Diese unbewohnte weitläufige und bergige Region im Hinterland profitiert wirtschaftlich weder von der quirlig touristisch bevölkerten Küste noch von der reichen Kornkammer des Alentejo. Durch Landflucht nahezu entvölkert verwaisen abgelegene Dorfflecken in sprödem Charme vor sich hin. Der Alen-Garve liegt also zwischen gestern und morgen, wirkt verloren, gar vergessen.

    Im Osten erreicht die Provinzgrenze zwischen Algarve und Alentejo das westliche Ufer am Rio Guadiana im Burgdorf Alcoutim.

    Der portugiesisch-spanische Grenzfluss Guadiana, einst poetisch Aña getauft, entspringt in Spanien bei Ciudad Real und speist Lusitaniens Erde mit Lebenssaft. Guadiana, als Name zusammengesetzt aus Wadi, Arabisch für Flussbett, und Aña, die Lebensspenderin, bewahrt die trocken heiße Gegend an seinen Ufern vor Verkarstung und schenkt den Menschen Lebensraum und Nahrung. Seit 2009 füllt der Guadiana zudem die größte künstliche Wasserblase Europas: den Alqueva Stausee »Barragem de Alqueva«.

    Am oberen Einfluss in die Talsperre in der Nähe des mittelalterlich geprägten Dorfflecken Terena gelegen, lebt bis heute ein großer Mythos fort. Hier begann einst der göttliche Reigen zwischen dem Priestergott »Endovélico«, der das Tor zwischen Leben und Tod bewachte, und der Wächterin des Wassers, der lebenspendenden »Aña«.  Gemeinsam schufen sie mit dem Fluss Lucefit am Guadiana fruchtbares Land, wo die Stammesgruppe der Keltiberer sesshaft wurde und das Land jenseits und diesseits des Guadiana bestellte, das wir heute Spanien und Portugal nennen. 

    Im Algarve in der südlichen Region der Portugiesischen Republik leben rund 440.000 Menschen (Stand Censos 2021), auf sechzehn Gemeindebezirke unterschiedlicher Ausdehnung und Größe verteilt. Hinzu kommen etwa fünfzigtausend dauerhaft ansässige ausländische Residenten aus Europa und Nicht-Europa, die entweder hierher ausgewandert sind und sich so wie ich ein neues Leben aufgebaut haben - oder die sich eine Zweitimmobilie als Plätzchen an der Sonne leisten können.

    In der Badesaison zwischen Mai und September finden außerdem etliche Millionen Urlauber ihren Weg an die Küste der Algarve und hielten den bis zur Pandemie in den Jahren 2020/21 sorgsam geölten Motor Ferienindustrie lukrativ in Gang. Während der Pandemie erschrak das Land, und

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