Parker bremst die "Todesboten": Butler Parker 257 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Die Morgenpost, Mylady«, meldete Josuah Parker in seiner unnachahmlich würdevollen Art und präsentierte seiner Herrin auf einem ovalen Silbertablett einige Briefe und eine Stoffpuppe, die sich nicht gerade durch hübsches Aussehen auszeichnete. Agatha Simpson hatte im kleinen Salon ihres Hauses in Shepherd's Market Platz genommen und zeigte sich zuerst mal desinteressiert. Sie blickte prüfend auf den Beistelltisch, auf dem der Butler das Frühstück bereithielt. Mit sicherem Blick sortierte sie das reichhaltige Angebot. Parker bot frisch gepreßten Orangensaft, gebackene Nierchen, einige Rostbratwürstchen, etwas Fisch und dazu diverse Brotsorten, Butter und Käse an. »Ich brauche starken Kaffee«, sagte sie. »Ich habe heute noch viel zu erledigen, Mister Parker.« »Mylady erwartet ein ausgesprochen starker Kaffee«, erwiderte der Butler und schob das Silbertablett in ihre Blickrichtung. »Mylady haben sicher die Absicht, die Herkunft dieser Puppe feststellen zu wollen.« »Was soll das?« fragte die ältere Dame mit ihrer sonoren Stimme. »Haben Sie diese Scheußlichkeit in Ihrer Freizeit gebastelt, Mister Parker? Wenn ja, dann finde ich das sehr albern.« »Die Stoffpuppe, Mylady, kam mit der Post«, erwiderte der Butler. »Sie wurde von meiner Wenigkeit bereits durchgecheckt und enthält in ihrem Inneren keine Überraschungen in Form von Sprengstoffen oder Ähnlichem.« Parker ging auf ihre Frage nicht ein.
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Butler Parker
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Parker bremst die "Todesboten" - Günter Dönges
Butler Parker
– 257 –
Parker bremst die Todesboten
Günter Dönges
»Die Morgenpost, Mylady«, meldete Josuah Parker in seiner unnachahmlich würdevollen Art und präsentierte seiner Herrin auf einem ovalen Silbertablett einige Briefe und eine Stoffpuppe, die sich nicht gerade durch hübsches Aussehen auszeichnete.
Agatha Simpson hatte im kleinen Salon ihres Hauses in Shepherd’s Market Platz genommen und zeigte sich zuerst mal desinteressiert. Sie blickte prüfend auf den Beistelltisch, auf dem der Butler das Frühstück bereithielt. Mit sicherem Blick sortierte sie das reichhaltige Angebot. Parker bot frisch gepreßten Orangensaft, gebackene Nierchen, einige Rostbratwürstchen, etwas Fisch und dazu diverse Brotsorten, Butter und Käse an.
»Ich brauche starken Kaffee«, sagte sie. »Ich habe heute noch viel zu erledigen, Mister Parker.«
»Mylady erwartet ein ausgesprochen starker Kaffee«, erwiderte der Butler und schob das Silbertablett in ihre Blickrichtung. »Mylady haben sicher die Absicht, die Herkunft dieser Puppe feststellen zu wollen.«
»Was soll das?« fragte die ältere Dame mit ihrer sonoren Stimme. »Haben Sie diese Scheußlichkeit in Ihrer Freizeit gebastelt, Mister Parker? Wenn ja, dann finde ich das sehr albern.«
»Die Stoffpuppe, Mylady, kam mit der Post«, erwiderte der Butler. »Sie wurde von meiner Wenigkeit bereits durchgecheckt und enthält in ihrem Inneren keine Überraschungen in Form von Sprengstoffen oder Ähnlichem.« Parker ging auf ihre Frage nicht ein.
Sie nahm die Puppe in die Hand, die etwa dreißig Zentimeter groß war und aus bunten, zusammengenähten Stoffresten bestand. Die Arme und Beine baumelten haltlos am Rumpf. Augen, Mund und Nase waren nur angedeutet.
»Sie hätten sich ruhig etwas mehr Mühe geben sollen, Mister Parker«, tadelte Lady Agatha und legte die Stoffpuppe zurück auf das Tablett. Sie schien Parkers Hinweise überhaupt nicht gehört zu haben, was wohl mit dem Frühstück zusammenhing.
»Die Puppe, Mylady, kam mit der Morgenpost«, erinnerte der Butler noch mal in seiner diskreten Art. »Sie befand sich in einem einfachen Schuhkarton, der zusätzlich noch ein Schreiben enthielt.«
»Man sammelt für einen wohltätigen Zweck?« gab die ältere Dame zurück und wirkte erleichtert, da ihr Butler mit dem Vorlegen begann.
»So könnte man es in der Tat ausdrücken, Mylady«, redete Parker weiter. »Man bittet Mylady um zehntausend Pfund.«
Sie starrte ihn entgeistert an.
»Zehntausend Pfund, Mylady«, wiederholte Josuah Parker gemessen. »Zahlbar noch heute, um auch darauf hinweisen zu dürfen.«
»Eine Unverschämtheit«, urteilte Lady Agatha grollend. »Und wer hat mir die scheußliche Puppe geschenkt und verlangt dafür zehntausend Pfund?«
»Die sogenannten Todesboten, Mylady«, beantwortete Parker die Frage. »Mylady möchten sich selbst überzeugen?«
Während er redete, entfaltete Parker ein Schreiben und reichte es seiner Herrin. Sie überflog die wenigen Zeilen und runzelte die Stirn.
»Die Todesboten?« fragte sie dann. »Welche Subjekte unterstehen sich, eine Lady Simpson bedrohen zu wollen?«
»Mylady haben möglicherweise nicht alle Zeilen zur Kenntnis genommen«, meinte der Butler. »Darf man in aller Bescheidenheit auf die Nadeln verweisen, die man in die Stoffpuppe gedrückt hat?«
»Sie dürfen, Mister Parker. Und was ist mit diesen Nadeln?« Sie nahm die Puppe wieder in die Hand und entdeckte insgesamt drei lange Nadeln. Die erste durchbohrte den linken, angedeuteten Oberschenkel der Puppe, die zweite den linken Oberarm und die dritte die Hüfte.
»Falls Mylady es ablehnen, die geforderte Summe zu zahlen, werden Mylady einem Voodoo-Zauber verfallen und Schaden an jenen Körperstellen erleiden, die die Nadeln bezeichnen. Der kurze Text des Schreibens läßt bedauerlicherweise keine andere Deutung zu.«
»Fauler Zauber«, kommentierte Agatha Simpson diese Drohung. »Man will mich in Angst und Schrecken versetzen, nicht wahr?«
»Meine Wenigkeit möchte sich erkühnen, Myladys Ansicht zu teilen«, erwiderte der Butler. »Man sollte die Drohung allerdings nicht auf die sprichwörtlich leichte Schulter nehmen.«
»Hatte ich nicht bereits mit Hexen und diesen komischen Götterboten zu tun, Mister Parker?«
»In der Tat, Mylady«, pflichtete Parker ihr bei. »Es dürfte im Trend der Zeit liegen, daß solche Ausgeburten einer überhitzten Phantasie immer wieder Gestalt annehmen.«
»Ich werde diesem Unfug ein Ende bereiten, Mister Parker«, entschied sie. »Gleich nach dem Frühstück. Treffen Sie alle erforderlichen Vorbereitungen. Eine Lady Simpson versetzt man niemals in Angst und Schrecken.«
Die ältere Dame wollte sich den gebackenen Nierchen widmen, als das Telefon wie auf ein Stichwort hin klingelte.
»Es dürfte sich um die sogenannten Todesboten handeln«, vermutete der Butler gemessen. »Man möchte sicher in Erfahrung bringen, wie Mylady sich die verlangte Zahlungsweise vorstellen.«
Josuah Parker lag richtig mit seiner Vermutung.
*
Der Butler hatte sich genau an die Weisungen gehalten, die man ihm telefonisch durchgegeben hatte.
Er sollte die zehntausend Pfund in kleinen, gebrauchten Banknoten in eine der handelsüblichen Plastiktaschen packen und den Tragebeutel anschließend nach Soho schaffen. Dort angekommen, wollten die »Todesboten« diesen Tragebeutel dann von einem Motorradfahrer übernehmen.
Agatha Simpson saß ungemein aufgekratzt im Fond des hochbeinigen Monstrums, wie Parkers Privatwagen von Eingeweihten und Kennern bezeichnet wurde. Das Gefährt war ein ehemaliges Taxi betagter Bauart, das einen recht hinfälligen Eindruck machte.
Alles an diesem Wagen war eckig und widersprach den Erkenntnissen moderner Linienführung, doch unter dem schwarzen Blech verbargen sich technische Finessen aller Art. Parkers Wagen war nichts anderes als eine Trickkiste auf Rädern. Ein James Bond hätte ihn um dieses Auto garantiert beneidet.
»Sind Sie sicher, Mister Parker, daß ich Erfolg habe?« wollte die ältere Dame wissen.
»Der Inhalt der Tragetasche, Mylady, wurde von meiner Wenigkeit sinnvoll präpariert«, gab Josuah Parker zurück. »Der Empfänger des Behältnisses dürfte mit einer Überraschung rechnen.«
»Über diesen Motorradfahrer werde ich an diesen Erpresser herankommen«, hoffte Lady Agatha weiter.
»Vielleicht erst nach einigen Umwegen, Mylady«, gab der Butler zu bedenken. »Man wird sich einer Person bedienen, die ahnungslos sein dürfte:«
»Keine Einzelheiten, Mister Parker«, verbat sie sich. »Es genügt mir völlig, wenn Sie in meinem Sinn gehandelt haben.«
»Mylady können dies als sicher unterstellen.« Josuah Parker hatte sich dem Stadtteil Soho genähert und hielt sich genau an die Anweisung, die er per Telefon bekommen hatte. Er lenkte sein hochbeiniges Gefährt durch enge Straßen und erreichte einen kleinen Platz, der von Blumengeschäften, Sex-Shops, Andenkenläden und Pubs gesäumt wurde.
Parker hielt weisungsgemäß vor einem der winzig kleinen Blumenläden und entdeckte dann einen Motorradfahrer, der aus einem engen Torweg schoß und auf das hochbeinige Monstrum zuhielt. Das Gesicht des schmächtigen Fahrers war nicht zu erkennen. Er hatte den dunklen Sonnenschutz des Jet-Helms heruntergeklappt und sah aus wie ein Astronaut, der sich zufällig nach Soho verirrt hatte.
Der Mann hielt und streckte auffordernd die Hand aus, die von einem unterarmlangen Lederhandschuh umschlossen war.
Parker hatte die Wagenscheibe gesenkt und reichte den Tragebeutel nach draußen. Der Fahrer schnappte zu, klemmte die Tragetasche unter einen Lederriemen auf dem Tank, gab Gas und brauste augenblicklich davon.
»Wo bleibt denn die Überraschung, Mister Parker?« ließ Lady Simpson sich grollend vernehmen. »Ich hatte zumindest mit einer hübschen kleinen Explosion gerechnet.«
»Sie wird sich bald einstellen, Mylady«, versicherte Parker ihr. »Der Motorradfahrer dürfte die Tragetasche in wenigen Minuten an den eigentlichen Empfänger weiterreichen.«
»Und dann, Mister Parker?« Die passionierte Detektivin war ungeduldig wie stets.
»Diese eigentlichen Empfänger, Mylady, werden das Päckchen in der Tragetasche öffnen und nach einem Mini-Sender suchen«, informierte der Butler seine Herrin. »Dabei wird dann das passieren, was Mylady zu erwarten geruhen.«
»Natürlich werden diese Subjekte sich wieder mal völlig anders verhalten, Mister Parker, als Sie es sich ausgerechnet haben«, räsonierte Lady Agatha. »Ich hätte dem Motorradfahrer meinen Pompadour um die Ohren schlagen sollen. Das genau ist die Sprache, die Gangster verste...«
Sie kam nicht mehr dazu, ihren Satz